KAMBODSCHA: 25.01. - 06.02.05

Route: Stung Treng, Kratie, Kompong Cham, Kompong Thom, Seam Reap, Sisophon, Poipet

Distanz: 956 Km        Höhenmeter: 600m

 

Vorwort: Für ein Land, in dem erst vor knapp 10 Jahren einer der schlimmsten Bürgerkriege des 20. Jahrhunderts zu Ende gegangen war wirkten die Khmer (Kambodschaner) sehr fröhlich und entspannt auf uns. Obwohl in der Gegend um Angkor bereits die negativen Folgen des Tourismus zu spüren sind hoffen wir das die Khmer ihre höfliche und unkomplizierte Art nicht für ein paar Dollar verkaufen. Dank der spärlichen Besiedelung und der vielen Reisfelder war wildes Zelten bis auf eine Ausnahme nie ein großes Problem. Fordernd waren neben der Hitze vor allem die teilweisen sehr schlechten Straßenverhältnisse. Mehr als 400 Km waren wir auf ungeteerten Schotterpisten unterwegs.

 
Wer sein Rad liebt der schiebt: Die ersten 320 Km in Kambodscha radelten wir fast ausschließlich auf ungeteerten Straßen. Lediglich hin und wieder gab es auf ein paar Kilometern erkennbare Reste einer ehemaligen Teerstraße. Der Zustand der Sandpisten variierte von sehr gut (glatt gewalzter Lehm) bis miserabel (knöcheltiefer Sand). Besonders anstrengend war der Streckenabschnitt Stung Treng - Kratie. Hier gab es unzählige Baustellen, und dementsprechend auch oft kleine Umleitungen. Hierzu wurden einfach ein paar Bäume gerodet, so daß man die Baustelle umfahren konnte. Während die Autos gerade noch irgendwie durch den teilweise knöchelhohen Sand fahren konnten mußten wir unsere Bikes schieben. Was gibt es schöneres, als bei 35 Grad im Schatten sein 80 Km schweres Fahrrad samt Anhänger durch knöchelhohen Sand zu schieben (das wir Gegenwind hatten brauche ich ja sicherlich nicht erwähnen). Auch den Streckenabschnitt zwischen Chhlong und Kompong Cham werden wir in schöner Erinnerung behalten. Endlich war der Schotter durchgängig gut zu fahren, was insbesondere die Jeepfahrer dazu animierte die verlorene Zeit wieder aufzuholen und gnadenlos zu rasen, so daß wir jedesmal minutenlang in einer Staubwolke verschwanden.
 
Delphine: Wie auch schon im Ganges in Indien gibt es auch im Mekong in Kambodscha Süßwasserdelphine. Während sie in der Regenzeit überall im Mekong in Kambodscha anzutreffen sind sammeln sie sich in der Trockenzeit in einem der 7 größeren und tieferen Mekongabschnitte. Der größte "Pool" mit der größten Delphinpopulation liegt etwa 15 Km nördlich von Kratie. Anders als ihre Kollegen in Indien haben die sogenannten Irrawaddi-Delphine keine Schnauzen. Insgesamt gibt es von diesen seltenen Delphinen gerade mal noch 100 Exemplare im Mekong. Es gab zwar Bootstrips, mit denen man in die unmittelbare Nähe der Delphine gefahren werden konnte, da wir jedoch bereits in Indien sehr nahen Kontakt zu diesen faszinierenden Geschöpfen hatten, begnügten wir uns damit, ihnen von Land aus zuzusehen. Sicherlich zur Freude der Delphine, die so wenigstens ihre Ruhe hatten.
 
Verkehrsschilder: Es war endlich soweit! Nach 340 Km auf den Straßen von Kambodscha haben wir unser erstes Verkehrsschild gesehen!!! In Kambodscha gibt es nur sehr wenige Straßen, und noch viel weniger gut befahrbare Teerstraßen, daß anscheinend alle Kambodschaner alle Straßen in der Grundschule auswendig lernen und somit kein Bedarf an Verkehrsschildern besteht (Insgesamt haben wir in Kambodscha nur etwa 10 Schilder gesehen). Auch mit anderen Verkehrsschildern wird eher sehr sparsam bis gar nicht umgegangen. Ausnahme bildet hier eine von den Australiern gebaute Teerstraße. Vermutlich gibt es dort auf einem Streckenabschnitt von etwa 100 Km mehr Verkehrsschilder als im ganzen Rest von Kambodscha. In einem Ort meinten es die Australier sogar besonders gut. Innerhalb von etwa 100m etwa 20 Verkehrsschilder (kennen wir sonst nur aus Deutschland). Und was gab es da nicht alles für tolle Schilder: "Achtung Wasserbüffel kreuzen", Achtung kurvenreiche Strecke", Höchstgeschwindigkeit 40 Km/h", "Achtung Kurve nach links", "Achtung Kurve nach rechts", "Achtung Bodenwelle" (Bodenwellen haben die Australier hier auch gebaut), "Achtung Fußgänger auf der Fahrbahn". Wenn jetzt also einer der örtlichen Reisbauern, dank der neuen Verkehrsschilder, mit seinem Wasserbüffelgespann gerade noch rechtzeitig die Geschwindigkeit reduziert, so daß er nicht aus der Kurve getragen wird und so den anderen Wasserbüffeln, die von seinem Schwager gerade über die Straße getrieben werden, sicher ausweichen kann, bevor seine Wasserbüffel durch die nächste Kurve brausen, gilt sein uneingeschränkter Dank sicherlich den edlen Spendern aus Australien. Davon, daß die Australier natürlich an jeden Haushalt in Kambodscha eine kleine Broschüre geschickt haben, in der sie Sinn und Zweck sowie Bedeutung der komischen Schilder auf der Straße zwischen Komphon Thom und Seam Reap erklären, gehen wir natürlich aus.
 
Kautschukwald: Kaum hatten wir uns wieder an den Genuß von Teerstraßen gewöhnt waren sie auch schon wieder vorbei. Völlig unvermittelt endete auf einmal die geteerte Straße vor einem Wald, und teilte sich in mehrere Sandpisten auf. Die Ursache war schnell gefunden: wir waren in einem riesigen Kautschukwald (hoffe man nennt die Bäume so) gelandet. Soweit das Auge reichte, und da es keine Büsche gab, konnte man sehr weit sehen gab es nur Kautschukbäume.
 
Kautschukproduktion: Der Kautschuk wird gewonnen, indem die Baumrinde schräg angeschnitten wird. Ans untere Ende der Schnittstelle wird dann als eine Art Trichter ein Kautschukblatt gesteckt, so daß der weißliche Saft des Baumes in Schalen (halbe Kokosnüsse) laufen kann. Um zu verhindern, daß aus den Wäldern wieder Jungle wird, werden Sie sorgsam gepflegt. Es gibt keinerlei Büsche und selbst die am Boden liegenden Blätter werden zusammengerecht und verbrannt.
 

Nachtfahrt: Eigentlich wollten wir nur noch schnell aus Kampong Thom herausfahren und an der erstbesten Stelle unser Zelt aufbauen. Doch wieder einmal stand ein Haus neben dem anderen. Bei Einbruch der Nacht waren wir bereits 15 Km geradelt ohne auch nur eine noch so schlechte Zeltmöglichkeit zu sehen. Nun ging es in der Dunkelheit weiter und da die Straße hier geteert und schlaglochfrei war, nahezu kein Verkehr herrschte, fuhren wir ohne Licht um nicht weiter aufzufallen. Witzigerweise haben uns aber trotz absoluter Dunkelheit die Kinder erkannt. Obwohl wir gerade mal die Hand von unseren Augen sehen konnten kamen ständig Begrüßunsrufe aus der Dunkelheit. Nach locker 25 Km und 1,5 Std. nächtlicher Radelei konnten wir dann endlich im Lichtschein der Sterne eine Lücke in der schier endlosen Häuserreihe entdecken und unser Zelt zwischen trockenen Reisfeldern aufbauen. Glück gehabt, denn hätten wir diese Gelegenheit verpasst, hätten wir noch weitere 20 Km radeln müssen, bevor es den nächsten Zeltplatz gegeben hätte.

 
Die Tempel von Angkor: Die Tempel von Angkor erinnern als stille Zeugen an das ehemalige Reich der Khmer. Zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert beherrschte eine Dynastie von Gottkönigen aus ihrer, 7 Km nördlich von dem heutigen Seam Reap gelegenen Hauptstadt Angkor, das Land. Die Khmer unterhielten intensive Handelsbeziehungen mit Indien und brachten so den Hinduismus nach Angkor. Die am stärksten verehrte Hindugottheit war Shiva, den die Gottkönige als großen Beschützer des Landes verehrten. Zu Shivas ehren und natürlich auch zur Selbstglorifizierung ließen die Khmerkönige riesige Tempelanlagen erbauen. Mit dem Zerfall ihres Reiches verlor auch Angkor an Bedeutung und geriet in Vergessenheit, bevor es 1863 von dem Franzosen Henri Mouhot "wieder entdeckt" wurde. Von nun an rückten die Dschungeltempel in das Interesse vieler Historiker bevor es ein Touristenmagnet wurde.
 
Angkor Wat: Kernstück der vielen Tempel ist Angkor Wat was soviel bedeutet wie "Der Tempel von Angkor". Angkor Wat ist das größte je von Menschenhand geschaffene religiöse Gebäude der Welt. Suryavarman lies die Tempelanlage Anfang des 12. Jahrhunderts zu ehren seine indischen Schutzgottheit Vishnu erbauen. Als Abbild des hinduistischen Universums, das die Inder im Berg Meru sahen, wurde Angkor Wat, wie auch viele andere Tempel, als Tempelberge konstruiert. Angelegt wurde der Tempelberg aus 3 Ebenen, die jeweils von einer Galerie umgeben sind. Auf der Spitz des Tempelberges stehen 5 Tempel, wobei der zentrale Tempel 55m über dem Erdboden liegt. Besonders sehenswert sind vor alle die wunderbar erhaltenen Wandreliefs in der Galerie der Ersten Ebene. Auf einer Länge von gut 800m kann man hier Szenen aus der hindustischen Tradition bewundern. Auch heute noch dient Angkor Wat als Ort der religiösen Verehrung, da ab Ende des 12. Jahrhunderts mit dem neu aufkommenden Buddhismus viele Buddhastatuen in die mittlerweile sonst leeren Tempel Einzug erhalten haben. So ist es dann auch kaum verwunderlich, daß nach Sonnenuntergang die Touristen aus dem Tempel strömen, während die Einheimischen nun kommen um ihre Abendpuja zu verrichten.
 
Steile Treppen: Um die Tempelberge imposant wirken zu lassen, wurden sie sehr steil angelegt. So haben auch die Treppenstufen oftmals einen Winkel von über 60ฐ, was bedeutet, daß man teilweise kaum einen halben Fuß auf eine Treppenstufe setzen kann und die Stufen nicht selten 40 cm hoch sind. Bergauf ist das alles noch halb so dramatisch, doch auf dem Weg nach unten sieht es dann ganz anders aus. Kaum verwunderlich, daß wir so manchen älteren Pauschaltouristen getroffen haben, der vom Angstschweiß völlig durchnäßt, versucht hat auf allen Vieren wieder gen Erdboden zu krabbeln.
 
Bayon: Von außen wirkt dieser Tempelberg wie ein großer Trümmerhaufen aus Steinen, doch einmal im inneren der Anlage kommt man aus dem Staunen kaum mehr heraus. Der Tempel wurde um 1200 n.Chr. von Jayavarman VII als Staatstempel gebaut und lag in der Mitte der Stadt Angkor Thom. Anstatt einen eigenen Tempel bauen zu lassen haben viele Nachfolger von Jayavarman VII den Bayon Tempel einfach umgebaut, so daß er heute ein komplexes Gebilde aus engen Gängen, Galerien, Kammern und Treppen ist. Besonders eindrucksvoll sind die vielen Türme (ursprünglich 54 mittlerweile aber nur noch 37) der Tempelanlage, die mit Gesichtern verziert sind. Insgesamt sind noch 216 der riesigen Steingesichter erhalten, die die Touristen, die in himmlischen Heerscharen durch den Tempel streifen, ständig "beobachten".
 
Landminenopfer: Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer mit ihrem Anführer Pol Pot ist gerade mal vor 10 Jahre beendet worden. Zwar war überall im Land die Erleichterung und eine neue Lebensfreude zu spüren, doch gerade die vielen Landminenopfer werden noch lange an die dunkle Zeit erinnern. Kambodscha zählt zu den am stärksten mit Minen verseuchten Ländern der Welt, und obwohl viele westliche Organisationen versuchen die Minen zu beseitigen werden doch die meisten Minen immer noch von Tieren oder Menschen auf tragische Weise entschärft. Zu unserem erstaunen haben wir aber selten Minenopfer gesehen, die ihren Lebensunterhalt als Bettler verdienten. In Angkor haben sie sich sogar zu Musikgruppen organisiert und traditionelle Khmermusik gespielt. Aus Respekt vor ihrem Schicksal und froh, daß sie sich nicht einfach mit einem Bettlerdasein begnügen, sondern für ihren Lebensunterhalt weiter arbeiten, haben wir selbstverständlich darauf verzichtet ein Photo zu machen.
 
Ta Prohm: Ta Prohm ein ebenerdig angelegtes buddhistisches Tempelkloster (Ende des 12. Jahrhunderts von Jayavarman VII erbaut) ist eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Angkor. Dank der weisen Entscheidung der französischen Restauratoren wurde die Tempelanlage nahezu in ihrem Orginalzustand (so wie sie entdeckt wurde) belassen. Überall zwischen und auf den Mauern der Anlage stehen riesige Urwaldbäume. Viele der Gebäude sind bereits eingestürzt und stehen kurz vor dem kollabieren. Unweigerlich hat man das Gefühl in einem Filmauschnitt von Indiana Jones gelandet zu sein. Kürzlich wurden in der Tempelanlage übrigens einige Szenen von Tomb Rider gedreht. Kein wunder denn hinter jeder Ecke kann man etwas neues Bewundern. Mauern und Gebäude die unter der Last der Urwaldriesen zusammengebrochen sind, riesige Wurzeln die an anderer Stelle das marode Mauerwerk stützen, enge verwinkelte Gänge, oder eine kleine Figur die beinahe von einer Wurzel überwuchert wird.
 

Lebensmittelhygiene: Wir sind mittlerweile ja bereits einiges gewohnt, doch die Zustände auf den Märkten in Kambodscha hat selbst uns etwas erschreckt. Bereits aus Ägypten und Indien waren wir einiges gewohnt, doch so schlimm wir hier war es selten. Auf den Märkten wurde zum Beispiel das Fleisch einfach auf dem Boden oder auf Holzbrettern präsentiert, wobei der verlauste Hund nur wenige Zentimeter daneben lag und schlief. Ernüchternd auch der Zustand von so manchem "Straßenrestaurant". Nicht selten standen die Restaurantbetreiber bis über die Knöchel im eigenen Müll, von den Müllbergen hinter dem Essenstand ganz zu schweigen. Obwohl wir wirklich beim Essen alles andere als zimperlich sind haben wir doch in Kambodscha das ein oder andere Mal ernsthafte Bedenken.

 
Schmutzfinken: Eigentlich hatten wir gedacht, daß wir die üblen Pisten in Kambodscha bereits hinter uns gelassen hatten. Doch erstens kommt es meistens anders und zweitens als man denkt. Von Seam Reap bis an die Thailändische Grenze waren es nur etwa 140 Km. Nach 35 Km war dann der Traum von der schönen Teerstraße ausgeträumt. Nun folgten wieder 70 Km Schotterpiste. Fahrtechnisch war die Piste hier auch nicht schlimmer als die Pisten im Nordosten von Kambodscha, doch der Verkehr hatte sich vervielfacht. Ständig rauschte irgendein Jeep, Lkw oder Bus an uns vorbei und hinterließ eine riesige Staubwolke. Teilweise verschwanden wir bis zu einer Stunde im Staub! Was für eine Horrorvorstellung, hier leben zu müssen, und welch eine Ignoranz der Autofahrer gegenüber den dort lebenden Menschen. Nach 6 Stunden hatten wir es dann geschafft und hatten wieder Teer unter unseren Rädern. So dreckig waren wir auf der ganzen Reise noch nicht einmal annähernd (obwohl wir auch schon in Ägypten und Indien übel aussahen). Wir stürmten gleich die erste Tankstelle und in einer mittelgroßen Reinigungsaktion gelang es uns zumindest das gröbste von der rotbraunen Staubschicht, in die wir gehüllt waren, abzuwaschen.
 
Grenzort Poipet: Der kambodschanische Grenzort zu Thailand hieß Poipet, ein Grenzort wie wir sie "lieben" mit großen Spielkasinos, viel Lärm und Verkehr, künstlich überteuerten Unterkunftsmöglichkeiten und all der zwielichten Gestalten, die es nun mal in Grenzorten gibt. Noch erstaunter waren wir am nächsten Tag, als die Kambodschaner zu Tausenden nach Thailand strömten. Und es waren wirklich Tausende. Wir mußten noch eine halbe Stunde warten, bis die Grenze für Touristen geöffnet wurde, und so fingen wir an die Ausreisenden zu zählen. Im einem nicht abreisenden Strom passierten pro Minute zwischen 90 und 125 Kambodschaner die Grenze. Allein in der halben Stunde in der wir an der Grenze saßen, kommt man so auf eine stolze Summe von 2700 bis 3700 Ausreisenden!!! Auf der thailändischen Seiten sahen wir dann den Grund für die scheinbare Massenflucht: Ein riesiger Markt, mit allem was man sich so vorstellen kann. Besonders begehrt war Gemüse, das auf riesigen bis zum zerbrechen beladenen Handkarren (einige lagen wirklich zusammengebrochen auf der Seite) nach Kambodscha gebracht wurde. Schlimm wen ein armes Land wie Kambodscha selbst Grundnahrungsmittel wie Obst und Gemüse aus dem teueren Nachbarland importieren muß!
 

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