BULGARIEN: 16.08. - 31.08.2003

Route: Novo Selo, Vidin, Russe, Silistra

Distanz: 543 Km (Kanu)

 
Vorwort: Dank der Schleuße "Djerdap II" bleibt der ganze Plastikmüll in Serbien zurück. So lädt die bulgarische Donau, die einen mit ihren weißen Sandstränden fast an die Karibik erinnert, zum bummeln und baden ein. Leider sind in Bulgarien einige Industriestädte direkt an der Donau gelegen, so daß spätesten ab Russe der Spaß  wieder vorbei ist. Wie auch in Serbien können wir leider nichts über das Landesinnere sagen, da wir "nur" auf der Donau unterwegs waren.
 
Segeln: Da wir viel Spaß am Segeln hatten haben wir unser Behelfssegel mittlerweile zu einem richtigen Segel umgebaut, und bereits die ersten 10 Km in Bulgarien erfolgreich damit zurückgelegt. Das ist "paddeln" ganz nach Nadines Geschmack :-)
 
Internetprobleme: Noch ein kurzer Nachbrenner zu unserem letzten Wochenbericht. Da wir bereits seit Belgrad kein passendes Internetcafe mehr gefunden haben, und auch den freien Tag in Vidin erfolglos gesucht haben, wollten wir in Lom nochmal unser Glück versuchen. Zuvor hatten wir bereits eine 45 Km lange Etappe absolviert. Der Zeltplatz lag leider etwa 3-4 Km außerhalb der Stadt. So machten wir uns also, nachdem das Zelt aufgebaut und eingeräumt war, auf den Weg. Nach etwa 45 Minuten auf einer staubigen Landstraße erreichten wir Lom, doch da es sich um einen größeren Ort handelte dauerte es noch eine Weile, bis wir das Zentrum erreicht hatten. Die Suche nach einem Internetcafe dauerte dann nochmal fast eine dreiviertel Stunde, in der wir mehrmals kreuz und quer durch die Fußgängerzone geschickt wurden. Schließlich fanden wir an einem normalem Wohnhaus ein Firmenschild. Zuerst ging es durch einen Hauseingang vorbei an einer dort sitzenden Mutter mit ihrem Kind. Ungläubig folgten wir der Treppe in den ersten Stock, um dann völlig überrascht plötzlich in einem völlig neu eingerichteten Internetcafe zu stehen. Es war eine wahre Freude an den neuen Rechnern zu arbeiten, und eine Stunde später (die Verbindung war leider sehr langsam) war unsere beiden letzten Wochenberichte dann endlich auf unserer Internetseite. Als wir wieder bei unserem Zelt ankamen, war es bereits wieder stockdunkel. Ihr seht, wir scheuen fast keine Anstrengung um unsere Internetseite zu aktualisieren. Wenn es also mal wieder länger dauert, sind wir nicht irgendwelchen Kidnappern zum Opfer gefallen, sondern nur wieder mal auf der verzweifelten Suche nach einem vernünftigem Internetcafe.
 
Tanzabend: In Vidin wurde den Teilnehmern der TID eine wunderbare Darbietung einer Volkstanzgruppe präsentiert. Neben der hervorragenden tänzerischen Leistung machte insbesondere die Kulisse den Abend zu einem besonderen Erlebnis. Getanzt wurde nämlich in einer kleinen alten Burganlage. Zur Feier des Tages wurde sie von lauter kleinen Lampen in ein romantisches Licht getaucht.
 
Segeln entlang weißer Sandstrände: Die folgenden Tage forderten uns vor allem paddlerisch. Am ersten Tag, wir waren gerade die ersten 20 Km ein 45 Km Tagesetappe gepaddelt, setzte plötzlich Rückenwind ein. Natürlich haben wir sofort das Paddeln eingestellt und unser Segel aufgezogen. Wie man vielleicht auf den letzten Segelbild erkennen konnte, haben wir unsere Zeltstange kurzerhand zum Mast umfunktioniert. Da es aber etwas umständlich ist, diesen jeden Morgen erneut einzubauen, baue ich nun jeden Abend aus unseren Paddeln eine Behelfszeltstange (das geht halt nur bei einem Tipi :-) ). Die restlichen 25 Km sind wir dann ganz gemütlich gesegelt. Unser Segel funktioniert übrigens so gut, so daß wir sogar Seitenwind (bis 90 Grad) nutzen können. Den Nachmittag haben wir gemütlich auf einer Donauinsel mit einem weißem Sandstrand verbracht. Was will man (bzw. Nadine) mehr ...
 
Gegenwindtag: Die Ernüchterung folgte aber direkt am nächsten Morgen. Wir hatten etwas beim Frühstück getrödelt und bereits beim Beladen des Bootes setzte starker Gegenwind ein. Meistens war der Wind dann so stark, dass er anfing an unserem Mast zu heulen. Besonders zusammen mit Wellen (etwa 40 cm) war es sehr anstrengend dagegen anzukommen. Jeder Paddelschlag erforderte unsere ganze Kraft. Eigentlich ist es uns noch immer schleierhaft, wie wir diese 42 Km lange Etappe gemeistert haben. Denke die Donau hatte in diesem Bereich ordentlich Strömung, denn sonst wären wir vermutlich heute noch unterwegs. Leider ist es aber einigen Paddlern noch viel schlimmer ergangen, denn die letzten Boote trudelten erst nach Sonnenuntergang ein.
 
Im Schlepptau: 2 Tage später war uns das Glück aber wieder hold. Nach etwa 10 Km teilte sich die Donau in zwei Arme. Obwohl alle anderen dem rechten Arm folgten entschieden wir uns für dem linken Arm. Erst später wurde uns klar, dass der linke Donauarm zum rumänischen Hoheitsgebiet gehört. Wir hätten ihn also nicht befahren dürfen. Zeitweise befürchteten wir sogar in eine Sackgasse gelangt zu sein. Insgesamt dürften wir durch diese Abkürzung etwa 3-4 Km gespart haben. Gerade als wir wieder auf den Hauptarm einbiegen, kommt von rechts ein großer Schubverband (Ein Frachtschiff, das mehrere andere Schiffe schiebt). Bereits von anderen Paddlern hatten wir gehört, daß ein Schubverband so einen starken Sog entwickelt, daß man, wenn man etwa 1-3 m hinter ihm ist, gemütlich hinterherpaddeln kann. Natürlich wollten wir das auch versuchen. Schnell waren wir seitlich an den Riesen (vermutlich etwa 100m lang und 30m breit) herangepaddelt. Wir ließen ihn ruhig an uns vorbeiziehen, um uns dann hinten anzuhängen. Die Erleichterung war ungemein. Gemütlich paddelten wir mit einem Abstand von etwa 1m hinter dem Frachter her. Kritisch wurden wir von der Besatzung beobachtet. Als diese sich nach ein paar Km versichert hatten, dass wir zurechtkommen, hatten wir unsere Ruhe. Schnell nutzte Nadine die Gelegenheit um sich mit dem Paddel an einer Strebe festzuhalten. So ließen wir uns mit einer Geschwindigkeit von etwa 9,5 Km/h die letzten 25 Km von der SMOLIN 2 schleppen. Später bekamen wir noch Besuch von zwei weiteren Paddlern und auch auf der anderen Seite nutzten noch 3 weiter Paddler diese gemütliche Mitfahrgelegenheit. So ist es uns also nach über 3 Wochen endlich gelungen, wenigstens einmal ein "Top Ten" Ergebnis zu erzielen. Dank der Abkürzung und des Frachters waren wir genauso schnell, wie die Spitzengruppe des Fahrerfeldes. Im Gegensatz zu diesen waren wir aber nicht bereits um 4:30 Uhr morgens aufgewacht, haben bereits um 5:00 Uhr damit begonnen die Ausrüstung zu packen (und nebenbei alle anderen zu wecken), um dann pünktlich um 6:00 Uhr auf dem Wasser zu sein (Hoffe das es auch wirklich so ist, da ich die Zeiten nur aus Berichten kenne. Wir schlafen nämlich meist bis 6:30 Uhr und wachen meist nur kurz bei diesem frühmorgentlichem Treiben auf). Nein, wir sind um 7:00 Uhr aufgewacht, um 8:00 Uhr losgepaddelt und trotzdem um 13:00 Uhr nach 48 Km, getreu dem Motto "Die Letzten werden die Ersten sein", am Ziel angekommen.
 
Sonnenuntergang: Gestern haben wir uns dann wieder einmal von der Truppe abgesetzt, um eine 55 Km Etappe abzukürzen. Die erhoffte einsame Sandbank durften wir aber mit etwa 25 Gleichgesinnten teilen. Belohnt wurden wir dafür sogar mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und einigen Moskitos.
 
Beim Friseur: In Russe, einer großen Hafen- und Industriestadt an der Donau, wartete bereits der nächste Ruhetag auf uns. Leider war der Ausstieg aber extrem schlecht und der Zeltplatz so weit entfernt, dass wir knapp eine dreiviertel Stunde damit beschäftigt waren, unsere Ausrüstung durch die Gegend zu schleppen. Wir bereits auch schon in Belgrad marschierte auch hier wieder ein Kamerateam über den Platz. Auch mit mir versuchten sie ein Interview zu machen. Leider konnte der Dolmetscher sehr schlecht Englisch, so dass er teilweise die gestellten Fragen nicht übersetzen konnte. Macht nichts dachte ich mir und erzählte einfach munter darauf los. Fraglich blieb mir nur wie er mein Englisch wieder ins bulgarische übersetzte, wahrscheinlich machte er es nicht anders als ich und erzählte irgendwas. Mit diesem Gedankengang war das Thema vorerst für mich erledigt. Der Nächste Tag (und damit meine ich den ganzen Tag) wurde dann wieder unsere Internetseite gewidmet (siehe Gästebucheintrag). Als wir dabei zufällig an einem Friseur vorbeikamen der 4 Lewa (2 Euro) kostete mussten Martins Haare daran glauben. Die Friseuse war trotz ihrer geringen Englischkenntnisse sehr kommunikativ und erzählte uns irgendwas vom Fernsehen, so daß wir dachten, daß sie einen weiteren Job beim Fernsehen hat. Nach einigen Minuten errieten wir dann was Sie uns wirklich sagen wollte und zwar das Sie Martin in der Früh im Fernsehen gesehen hat. Die Überraschung war nun auf beiden Seiten groß. Die Friseuse konnte es kaum glauben, uns in ihrem Laden anzutrefen, und uns war es schleierhaft, wie Sie es geschaft hatten, das Interview in eine sendefähige Form zu schneiden. Leider blieb uns verborgen was Martin auf bulgarisch sagte.
 
Donautaufe: Am vorletzten Tag wird tratitionsgemäß die Donautaufe an einer Quelle unweit der Donau durchgeführt. Es herrscht zwar Unklaheit darüber, wo sie sich befindet (km 411 oder Km 404), doch letztendlich fanden sie doch die Meisten. Im Schaten der Bäume saßen alle gemütlich zusammen, aßen zu Mittag, ratscheten und warteten auf Neptun. Mit einer Verspätung von mindestens 1 Std. (die ersten waren schon wieder gefahren), war es dann soweit. Zuerst mußte man sich auf einem Bett aus Steinen niederknien. Neptun befragte dann die Täuflinge nach Name, Herkunft, Einstiegsstelle, diversen Flußkilometerzahlen, und Ähnlichem. Jede falsche und auch richtige Antwort wurde mit einem leichten Schlag eines zuvor in Wasser getränkten Gebindes aus Strauchzweigen gestraft bzw. belohnt. Gleichzeitig wurde man von hinten durch einen Helfer Neptuns (Folterknecht) ständig mit einer Schöpfkelle mit Wasser begossen. Waren dann alle Fragen zur Zufriedenheit Neptuns geklärt, kam die eigentliche Taufe. Man durfte aufstehen und bekam einem neuen Namen (Donauname: Nadine Möwe, Martin Kaschalott (irgendein großer Meeresfisch)) und wurde mit dem nassen Strauchgebinde "gesegnet". Zur Belohnung gab es auf einem Löffel einen Schluck Rotwein. Kein wirklicher Genuß, da man Gleichzeitig mit dem Schluck Rotwein einige Liter Dreckwasser (Wasser mit Blättern und Erde angereichert) über den Kopf geschüttet bekam. Insgesamt also eine recht feuchtfröhliche Angelegenheit.
 
Geschafft: Nach insgesamt 32 Tagen und etwa 1073 Km sind wir nun endlich (Nadine) in Silistra angekommen. Auch wir konnten uns der allgemeinen Hektik nicht mehr entziehen. Nun hieß es in der Mittagshitze Boot waschen (1 Wasserschlauch für weit über 100 Boote) und verpacken, Ausrüstung umsortieren und Bikes reisefertig machen. Von "Mutter und Papa" bekamen wir zum Abschied noch eine Fiskars Axt geschenkt, und Nadine tauschte bei Sepp das Buch "Stupid White Man" (sehr zu empfehlen) gegen eine Thermoskanne ein. Die nächste Möglichkeit mit dem Kanu zu fahren wäre frühestens der Nil. Daher entschieden wir uns, die günstige Gelegenheit das Boot zurückzuschicken zu nutzen. Hubertus und Hiltraud fahren nämlich nächste Woche nach Limburg, um seine Eltern zu besuchen, und sie haben sich freundlicherweise bereiterklärt, das Kanu mitzunehmen (Dankeschön). Die letzten 3 Lewa (1,5 €) verprassten wir beim Einkaufen (Tomaten, Joghurt und Brot) und bei einem Internetbesuch (0,5 Lewa/Std.). Den Abschiedsabend verbrachten wir in einem noblen Hotel in Silistra mit allerlei Tanzdarbietungen und Ehrungen.
 
Rückblick TID: Insgesamt stellte die TID eine enorme Bereicherung unserer Reise dar, abgesehen von der Tatsache dass Nadine, außer beim Segeln und beim ziehen lassen vom Frachter, nie richtig Spaß am Paddeln hatte. Überrascht hat es uns insbesondere so viele aktive ältere Menschen (bis 83 Jahre!) anzutreffen. Die Tagesetappen sind mit teilweise über 60 Km nicht wirklich locker. Auch die Tatsache, dass man jede Nacht in seinem Zelt verbringt ist für Teilnehmer, die aus Ländern kommen, in denen bereits Jugendliche ihren Sommerurlaub in einem "Mehrsternehotel" in der Karibik genießen, schon eine außergewöhnliche Leistung. Leider gab es zu wenig jüngere Teilnehmer aus Deutschland und Österreich (außer uns nur noch zweit deutsche und ein Österreicher), was neben der langen Tourdauer (2 Monate von Ingolstadt bis Silistra) sicherlich auch daran liegt, dass die Reise körperlich anstrengend ist. Unserer Meinung nach könnten aber gerade junge Menschen sehr von den Erfahrungen der älteren Teilnehmern profitieren. In Puncto Weltoffenheit (Rodney will sich mit seinen 77 Jahren zu Weihnachten einen Computer leisten, um dann ins Internet gehen zu können) und Hilfsbereitschaft (siehe Faces) fällt es einem nicht schwer hier einige gute Vorbilder zu finden. Sehr witzig fanden wir die Tatsache, dass es sehr viele verschiedene Arten gibt, ein und die selbe Reise zu erleben. Auf der TID gab es mehrere verschiedene Grüppchen. Zum einen gab es die "Frühschicht" (bzw. "Früh-morgens-Paiktruppe" bzw. "Flüchtlinge"). Obwohl offiziell erst ab 6 Uhr die Zelte abgebaut werden dürfen, waren diese dann oft schon längst unterwegs. Das Ziel dieser Gruppe schien es zu sein, möglichst schnell den nächsten Übernachtungsplatz zu erreichen, um dann die besten schattigen Zeltplätze zu ergattern. Den Gegensatz dazu bildete die "Spätschicht" (bzw. "Nachtschicht"). Nachdem sie Vormittags in aller Ruhe ausgeschlafen hatten, verbrachen sie den Tag mehr treibend als paddelnd auf der Donau und an diversen Stränden, um dann abends kurz vor Sonnenuntergang den Zeltplatz zu erreichen. Eine weitere Gruppe betrachtete die Tour als eine Art "Kegelvereinsausflug". Ziel war es möglichst viele Restaurants anzusteuern. Geselligkeit und ein ordentlicher Rausch am Abend schienen hier das Reiseziel zu sein. Schließlich gab es noch die Paddler, denen das Naturerlebnis und die Ruhe wichtig waren. Sie sind meist relativ zeitig morgens aufgebrochen, um dann den Tag auf irgendwelchen Sandbänken zu verbringen. Rechtzeitig vor dem Abendessen erreichten sie dann meist den Zeltplatz. Würde jeder dieser Gruppen einen Reisebericht schreiben, könnte man meinen, daß es sich um komplett unterschiedliche Touren handle. Zum Abschluß möchten wir uns noch für die vielen netten Gespräche, die vielen Tips und die Hilfe bedanken. Wir hoffen, daß wieder mehr jünger Leute den Reiz der TID entdecken wollen und somit die TID vom "aussterben" gerettet wird :-)).

 

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