MEXIKO: 07.08. - 25.12.2008

Route: Chetumal, Vailladolid, Chitzenn Itza, Champotón, Palenque, Macuspana, Villahermosa, Cordoba, Puebla, Mexiko City, Teotihuacan, Valle de Bravo, Queretaro, San Miguel de Allende, Dolores Hidalgo. Guanajato, Zacatecas, Sobrerete, Parral, Chuatemoc, Creel, Batopilas, Creel, Los Mochis, La Paz, Loreto, Ensenada, Tijuana

 
Distanz Bike: 6240 Km      Höhenmeter: 42015m
 

Vorwort: In wahrscheinlich keinem anderen Mittelamerikanischen Land ist die Vielfalt sowie die Gegensätze so groß wie in Mexiko. Landschaftlich hat Mexiko von Strand und Meer bis zu Bergen über 3000m mit faszinierenden Canyons und von Wüsten mit 20m grossen Kakteen bis zum tropischen Dschungel quasi alles zu bieten. Die Mexikaner könnten ebenfalls kaum unterschiedlicher sein. Von traditionell gekleideten Indigienas (Ureinwohner) die in einfachsten Holzhäusern leben bis zur gehobenen Mittelschicht deren Kinder auf Privatschulen gehen und bereits in der 2. Klasse Mandarin lernen, haben wir fast alles getroffen. Wer sich also Mexiko noch als staubiges Wildwestland vorstellt hat sich schwer getäuscht, auch wenn es das natürlich auch gibt. Vom Verkehr waren wir ebenfalls sehr positiv überrascht, da die Mexikaner generell sehr rücksichtsvolle Fahrer sind und viele Lkws haben sogar hinter uns gebremst, wenn sie nicht 100% sicher überholen konnten. Bleibt uns nur noch eines zu sagen: VIVA MEXIKO!

 

272. Wochenbericht 07.08. - 17.08.2008

Route: Chetumal, Vailladolid, Chitzenn Itza, Champotón

 
Nette Pause: Gemütliche Pause auf der Plaza in Vaillaolid.
 
Cenote Dzitnup: Vor 65 Mio. Jahren schlug ein riesiger Meteorit hier auf der Yukatanhalbinsel ein und hinterließ einen Krater mit einem Durchmesser von 285 Km. Einige Millionen Jahre später entstanden Risse unter der Oberfläche, die sich mit Regenwasser füllten und so ein ganze Netzwerk aus unterirdischen Höhlen mit Seen und Flüssen entstehen ließen. Die Höhlen mit unterirdischen Seen und Flüsen heißen hier Cenote. Quasi vor den Toren von Vailladolid liegt der Cenote Dzitnup. Im Cenote Dzitnup kann man zwischen riesigen Stalaktiten in einem herrlich klaren und erfrischenden Höhlensee schwimmen, weswegen der Cenote ganz schön beliebt ist!
 
Chichén Itzá: Nachdem die Mayas Chichén Itzá im 9. Jahrhundert aus ungeklärten Gründen fast vollkommen verlassen hatten wurde die Stadt etwa 100 Jahre später wieder besiedelt. Und vermutlich kurz darauf von den kriegerischen Toltec aus dem zentralen mexikanischen Hochland erobert. Infolge dieser Eroberung vermischten sich die beiden Kulturen und so sind viele der Ruinen in Chichén Itzá keine reinen Maya Ruinen. Endgültig wurde Chichén Itzá dann schließlich im 14. Jahrhundert aus ungeklärten Gründen verlassen, obwohl es weiterhin eine wichtige Pilgerstätte blieb. Während bei den klassischen Mayas Menschenopfer nur in sehr kleinem Rahmen durchgeführt wurden, schienen sie bei den Toltec eine eher bedeutendere Rolle gespielt zu haben. Während die Opfer meist enthauptet wurden wurden sie hier in Chichén Itzá aber auch in einer Cenote, 35m tiefer natürlicher Steinbrunnen mit einem Durchmesser von 60m, geworfen, um Regen zu erbitten.
 
Besucher: Chichén Itzá ist bei den Einheimischen ebenso beliebt wie bei den Besuchern aus Übersee.
 
El Castillo: Der erste Tempel wurde bereits vor der Ankunft der Toltec um 800 n.Chr. von den Maya erbaut. Der jetzige Tempel wurde von den Toltec dann einfach drüber gebaut mit Schlangenskulpturen entlang der Treppen und in Tolteckrieger als Verzierung der Türrahmen. Letztendlich ist das Castillo (Burg) aber nichts anderes als ein aus Stein gebauter Mayakalender. Jede der 9 Ebenen ist durch die Treppen geteilt, wodurch 18 Terrassen entstehen, die die 18 Monate zu je 20 Tagen der Maya repräsentieren. Jede Treppe hat 91 Stufen und mit der oberen Plattform ergibt dies zusammen 365, also genauso viel wie das Jahr Tage hat. Jede Seite der Pyramide hat 52 flache Paneele die die 52 Jahre in einer Kalenderrunde darstellen. Krönender Abschluß ist, daß die Pyramide so angelegt ist, daß jeweils wenn die Sonne den Äquator überschreitet diese an den Seiten der nördlichen Treppe eine Serie von Dreiecken bildet, die wie die Bewegungen ein Schlange aussehen (daher auch am Treppenende der Schlangenkopf!). Während sich die Schlange im September hinunterschlängelt schlängelt sie sich im März wieder nach oben.
 
Ein neues Weltwunder: 2006 wurde Chichén Itzá zu einem der neuen 7 Weltwunder gekürt. Was uns schwer beeindruckt, ist die Tatsache, daß die Parkverwaltung weder die Preise daraufhin massiv erhöht hat noch auf das sonst oft angewandte doppelte Preissystem (Ausländer zahlen das Mehrfache) zurückgegriffen hat! Das man seit zwei Jahren keine der Bauten mehr besteigen darf ist zwar schade, doch allemal besser als wenn die Ruinen dadurch Schaden nehmen würden. Zweifel an der Auswahl der neuen 7 Weltwunder hatten wir zwar schon letzes Jahr (warum die Jesusstatue von Rio und nicht Ankor Wat oder die Osterinseln?). Die Anlagen sind zwar faszinierend, doch wenn wir sie mit Tikal in Guatemala vergleichen, fragen wir uns warum denn nicht Tikal den Ehrentitel erworben hat. Doch hier in Chichén Itzá wurde es dann offensichtlich. Ein kurzer Blick auf die Besucherstatistik, löst das Rätsel nämlich sofort. Vermutlich die meisten Pauschaltouristen die ihnen Sommerurlaub an der Karibikküste Mexikos verbringen werden alle hierher gekarrt, und so ist Chichén Itzá natürlich wesentlich bekannter. Sehr gut gefallen hat uns ebenfalls, daß man auf den vielen Schautafeln sehr viel über die Mayakultur erfahren kann. Obwohl Chichén Itzá relativ klein ist haben die Aufseher hier kleine Motorroller mit denen sie kreuz und quer durch die Ruinen düsen um widerspenstige Touristen zur Ordnung zu rufen.
 
Ballspielplatz: Anders als auf den Ballspielplätzen von Copán und Tikal gib es hier in mehreren Metern Höhe auf jeder Seite je einen Steinring. Man nimmt an, daß es das Ziel war den Ball durch einen der Ringe zu bekommen, woraufhin das Spiel beendet war. Auf den Schautafeln um den Ballspielplatz sind mehrere verschiedene Ballspielszenen dargestellt und so vermuten die Historiker, daß sich entweder das Ballspiel der Mayas im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat, oder daß es mehrere Spiele gab. Prinzipiell haben die Ballspiele jedoch eine tiefe religiöse Bedeutung gehabt und entweder den Kampf zwischen Gut und Böse symbolisiert oder als Orakel gedient. Menschenopfer spielten in Chichén Itzá eine sehr große Rolle und so kam auch eine besonders hohe Bedeutung der Opferung des Capitäns des Verliererteams oder ggfs. soger seiner gesamten Mannschaft zu (darüber ob Verlierer oder Gewinner geopfert wurden streiten sich auch heute immer noch die Gelehrten), wie man den Enthauptungszenen auf den Wandreliefs entnehmen kann. Der Ballspielplatz von Chichén Itzá war übrigens der größte in der Mayawelt.
 
Shopping Mall: Etwas erstaunt sind wir, daß es erlaubt ist in den Ruinen Souvenirs zu verkaufen. Hundert von Verkäufern machen sich so also jeden Morgen auf den Weg um ihre Ware in den Park zu schaffen und dort aufzubauen. Die besten Verkaufsplätze liegen vermutlich unter den schattigen Bäumen am Rad des großen Platzes um das Castillo, denn hier drücken sich bei der unerträglichen Mittagshitze die meisten Touristen rum.
 
Sound and Lightshow: Jeden Abend kurz nach Sonnenuntergang hat man nochmal die Möglichkeit sich die Ruinen bei einer Sound und Lightshow anzusehen. Während das Castillo und einige andere Anlagen zuweilen in den buntesten Farben beleuchtet werden bekommt man die Geschichte von Chichén Itzá auf Spanisch erzählt.
 
48 Stunden im Leben eines Reiseradlers: Der Tag beginnt bereits vor Sonnenaufgang gemütlich mit dem Frühstück im Zelt. Heute gibt es ungetoastetes Toastbrot und Nutella und Tee. Als das Zelt vom Tau halbwegs trocken ist wird alles auf die Räder gepackt und gegen 08:20 Uhr radeln wir los. 40 Km später rollen wir um kurz vor 11:00 Uhr in den ersten kleinen Ort. Schnell wird ein kleiner Laden ausspioniert und Nadine kauft eine 2,6 l Flasche eiskalte Pampelmusenlimonade, die wir in der kleinen Parkanlage im Ort auch direkt leeren,  denn wir haben bereits 32°C. Einen Liter füllen wir vorher aber noch schnell in unsere Thermoskanne ab, damit wir später noch was kaltes haben. Ich sitze dabei auf dem Boden, denn auf der Parkbank gibt es nur einen Schattenplatz. Es kommt ein Hund vorbei, der ein Halsband aus Draht trägt, das sich schon so tief in sein Fell gefressen hat daß es blutig ist, sich bereits ordentlich entzündet hat und man das nackte Fleisch sehen kann. Im Dorfladen noch schnell zwei Flaschen Wasser aufgefüllt, was wieder mal nicht so einfach ist, da die Einheimischen erst beraten müssen, ob sie uns das Wasser überhaupt anbieten können. Wie immer sagen wir, daß wir das Wasser nur zum Kochen und waschen wollen und so bekommen wir es, denn Trinkwasser ist es nämlich offiziell nicht. Wir trinken es wie immer trotzdem ohne Probleme. Da hat die Wasserindustrie mit ihrer Werbung auf der gesamten Welt gute Arbeit geleistet! Mit frisch aufgefüllten Wasservorräten geht es dann weiter und nach 20 Km kommen wir bei den Mayaruinen von Edzna an. Nein die Ruinen wollen wir nicht besichtigen (uns reichen Copán, Tikal, Chichén Itzá und Palenque), doch wir nutzen den schattigen Parkplatz für eine Pause und trinken die kalte Limo aus der Thermosflasche. Die Moskitos lassen uns keine Ruhe, ein großer Leguan wackelt gemütlich vorbei und nachdem wir auf den Toiletten eine weitere Wasserflasche aufgefüllt haben machen wir uns auf den Weiterweg. Der nächste Ort soll laut Parkranger nach 25 Km kommen. Wir quälen uns bei etwa 35°C durch hügeliges Land doch nach 25 Km kommt natürlich kein Ort. Wir sind schon kurz davor die Hoffnung auf den Ort aufzugeben und einfach so eine Pause zu machen und einfach weiter das etwa 40°C warme Wasser aus unseren Flaschen zu trinken, als wir einen Vermessungstrupp treffen. "Genau noch 1 Km bis zu nächsten Laden mit kalten Getränken" sagt man uns, der Ort war also doch keine Fatamogana. Diesmal gibt es kalte Orangenlimonade, 1,6 l direkt und 1 l für die Thermoskanne, und einen 1 Kg Kübel Yoghurt. Wir bekommen von den Ladenbesitzern Stühle und verbringen die nächsten 1 1/4 Stunden direkt hier, ohne irgendeine unnötige Bewegung. Die Vermessungsjungs kommen ebenfalls auf ein Erfrischungsgetränk vorbei und meinen mit einer Mischung aus Mitleid und Bewunderung: "Wir werden wenigstens dafür bezahlt, daß wir uns hier bei der Hitze abquälen, aber ihr macht das sogar freiwillig (er verwendet dafür das Wort "Corazon" = Herz)!"  Gerade als wir losfahren kommt ein Gewitter vorbei doch mehr als ein paar Tropfen bekommen wir nicht ab. Glück gehabt! Wir sind von der Hitze so geschlaucht, daß wir heute etwas eher aufhören wollen, doch die ersten beiden Versuche einen Zeltplatz zu finden enden im Schlamm, den wir uns wieder von den Schuhen kratzen. Beim dritten Anlauf nach insgesamt 109 Km haben wir jedoch Glück. Der Platz auf einem ungenutzten Feldweg ist zwar etwas von der Straß aus einsehbar, doch wenn wir das Zelt später aufbauen sollte das kein Problem sein. Ich bin so erschöpft, daß ich umgehend ein zehnminütiges Nickerchen mache (mache ich sonst nie) während Nadine Nudeln mit Tomatensauce zum Abendessen kocht. Sie lobt gerade noch den Kocher, der momentan gut brennt, und etwa 15 Sekunden später macht es Plop, er ist verstopft und nix geht mehr. Nun überschlagen sich die Ereignisse. Martin versucht den Kocher zu reinigen was sich schwierig gestaltet, da das Reinigungskabel feststeckt und es gerade dunkel wird, so daß nun die Moskitos anfangen auszuschwärmen. Gleichzeitig müssen wir nun also das Zelt aufbauen und einräumen, den Kocher, der dreiviertel zerlegt rumliegt, reinigen und uns waschen, während wir ständig wild fuchtelnd und schimpfen versuchen die Tausend Moskitos zu verjagen, die uns zu ihrem Abendessen auserkoren haben. Irgendwann sind wir dann vollkommen zerstochen aber immerhin gewaschen im Zelt, wo wir dann unser mittlerweile kaltes Abendessen zu uns nehmen. Martin schreibt anschließend noch unser Tagebuch während Nadine direkt im Schlummerland versinkt. Die Nacht ist überraschend kühl und so sind wir guten Mutes, als wir am nächsten Morgen um 6:30 Uhr aufstehen. Besser gesagt Nadine ist guten Mutes und kocht mit dem wieder optimal funktionierenden Kocher Tee und Spiegeleier, während Martin mühsam versucht aufzuwachen. Die Spiegeleier sind fast fertig, als gerade ein Pickup auf dem Weg, auf dem wir unser Zelt aufgebaut haben, entlangkommt. Also nichts wie raus aus dem Zelt, alles was so rumsteht (Kocher, Räder, Taschen,...) einfach schnell zur Seite gestellt, Nadine verpackt irgendwie die Isomatten und  so können wir das Zelt zur Seite heben, damit der Pickup vorbei kann. Die beiden netten Farmer meinen außer ihnen würde keiner hier vorbeikommen und sie würden erst gegen 11:00 Uhr wiederkommen. Wir sollten also nun unsere Ruhe haben. Nun gilt es unsere überall versteuerte Ausrüstung wieder zu packen, das Zelt zu trockenen und dabei die inzwischen bereits kalt gewordenen Eier zu essen. Nutznießer der Aktion: Wiederum die Moskitos!  An der ersten Tankstelle füllen wir wieder unsere Wasservorräte auf doch zu Glück probieren wir das Wasser, denn aus dem Wasserhahn kommt Salzwasser, sind wir doch vom Meer nicht einmal 100m entfernt. Wir radeln nun nach Champotón und Nadine kauft im Supermarkt neben einem Erfrischungsgetränk auch Lebensmittel für die nächsten paar Tage ein. Anschließend (in Städten bleibt immer einer bei den Fahrrädern) mache ich mich auf den Weg ins Internetcafe wo ich eineinhalb Stunden lang brauche um unsere Internetseite zu aktualisieren. Beim Warten im Park bekommt Nadine Gesellschaft von einem Mexikaner wie aus dem Bilderbuch. Cowboystiefel, Bluejeans, blaues Cowboyhemd und Strohhut. Der Mann ist sicherlich Anfang 50 und setzt sich betont lässig zu Nadine auf die Bank. Aus Gewohnheit oder um zu beeindrucken spuckt er immer wieder ganz betont aus, doch einmal klappt es mit der Koordination nicht ganz so wie gewollt und so spuckt er sich aufs eigene Hemd. Champotón ist ein Fischerstädtchen und als wir gerade weiterradeln kommen gerade alle Tintenfischfischer mit ihrer reichen Beute heim. Wir sind gerade für lange Zeit das letze mal an der Karibikküste und so wollen wir ein erfrischendes Bad nehmen. Der erste schöne Platz ist gleichzeitig eine kleine Müllhalde für für Einwegwindeln und Krebse und verbreitet dementsprechend einen sehr intensiven Geruch. Am zweiten Platz liegen zwar immer noch einige Windeln dezent in einer Ecke rum, doch sie scheinen schon so lange hier zu liege, daß sie zumindest nicht mehr stinken. Also rein in die Badesachen und dann ins lauwarme Naß. Schön ist es trotzdem. Wir folgen der Küste und am Spätnachmittag entdecken wir einen netten Zeltplatz. Wir hören nach 89 Km etwas früher als geplant auf und nachdem Nadine das Abendessen gekocht hat genießen wir den Sonnenuntergang. Nun ja, was man halt so genießen nennt, wenn Martin dabei Photos machen will. Die Sonne ist gerade im Meer verschwunden als ein riesiges Gewitter auf uns zugerast kommt. Wir bauen also das Zelt auf, baden und waschen uns noch schnell, und gerade als die ersten Regentropfen fallen sind wir fertig. Wir werden vom Gewitter jedoch nur gestreift doch ganz wider erwarten wird es auf einmal extrem heiß im Zelt. Bis gegen 01:00 Uhr morgens haben wir 30°C im Zelt! Aber auch die Moskitos halten uns auf Trab und gerade als wir den letzten erwischt haben muß Nadine auf die Toilette und der Spaß fängt von vorne an. Da Martin bei der Hitze nicht schlafen kann holt er den Pocket PC raus und fängt an diesen Artikel zu schreiben, doch als es um 03:00 Uhr morgens endlich abkühlt legt auch er sich schlafen. Doch der erholsame Schlaf ist nur von kurzer Dauer den nur wenige Stunden später um 6:00 Uhr sind sowohl Nadine, die Sonne und auch die Moskitos wieder wach. Ein neuer Tag beginnt.
 
273. Wochenbericht 18.08. - 24.08.2008 

Route: Palenque, Macuspana, Villahermosa, Agayucan
 
Lange Lkws: Hier in Mexiko gibt es Sattelzüge, die einen weiteren Sattelzuganhänger hinter sich herziehen. Sie sind damit zwar nicht ganz so lang und beeindruckend wie die Roadtrains in Australien, aber wenn so ein Geschoß mit 100Km/h auf einer engen Landstraße an einem vorbeidonnert sind wir jedesmal froh die Sache heil überstanden zu haben. Die allermeisten mexikanischen LKW-Fahrer fahren jedoch sehr rücksichtsvoll und bremsen eigentlich fast immer hinter uns ab, wenn sich nicht sicher überholen können, doch ein paar Idioten gibt es halt auch hier.
 
Palenque: Palenque wird gerne auch als romantischte Mayastadt bezeichnet und zumindest wenn man sich die Ruinen vom Templo de la Cruz anschaut wenn die letzen Nebelschwaden durch den Palacio steifen und die Brüllaffen im umliegenden Urwald schreien, dann weiß man was damit gemeint ist. Obwohl schon 100 v.Chr. besiedelt erreichte Palenque erst unter dem Herrscher Pakal und seinen Nachfolgern zwischen 630. n.Chr. bis 740 n.Chr. seinen Höhepunkt. Pakal, lies nicht nur den Tempel de los Inscribciones, sein eigenes Mausoleum, bauen, sondern erweiterte Palenque auch politisch und ökonomisch und förderte die künstlerische Entwicklung. Diese Entwicklung setzen seine Nachfolger zwar noch fort, doch um 900 n.Chr. wurde Palenque verlassen (wie immer in der Mayawelt aus ungeklärten Gründen).
 
Templo de los Inscripciones: Das eigentlich Wunder des Templo de los Inscribciones liegt in seinem inneren versteckt: Das Grabmahl von Pakal, dem wichtigsten der Mayaherrscher von Palenque. Das Grabmahl des 683 n.Chr. verstorbenen Pakal wurde erst 1952 entdeckt und ist eines der am meisten gefeierten Grabmähler in Lateinamerika, dank der vielen Grabbeigaben und den mit Schriften und Bildern verzierten Wandtafeln, die die Geschichte von Palenque erzählen.
 

Frühjahrsputz: Auch so ein Mayatempel hat hin und wieder einen Frühjahrsputz notwendig, was dank Kärcher Dampfstrahler aber kein Problem ist.

 
Schöne Aussicht: Die Schönste Aussicht in Palenque hat man vom Templo de la Cruz aus. Von hier oben hat man den herrlichen Blick auf den Templo de las Inscribciones, den Palacio, den Templo XIV und den außerhalb des Bildes liegenden Templo del Sol.
 
Steinmetzarbeiten: Von den aus Stein gearbeiteten Tafeln wurden Replikas erstellt und die Originale dann in Sicherheit oder in Museen gebracht.
 
Templo del Conde: Eigentlich kein besonderer Tempel, hätte nicht der als exzentrisch geltende Count de Waldeck in seinen 60ern von 1831-1833 zwei Jahre lang hier oben auf der Mayapyramide gelebt!
 
Sich bewegende Pflanze: Hier in Mexiko gibt es eine ganz spezielle Pflanze. Berührt man diese Pflanze, so schließen sich die einzelnen Blättchen der Blätter. Schnippt man gegen den Stil so sind schneller als man schauen kann alle Blättchen eingefahren. Nach einer Weile entfalten sich die Blätter dann aber wieder. Wir haben leider nur eine Videoaufnahme und kein Photo.
 
Radlerfamilie: Kleinfamilie mit Wasserkanister und Ersatzreifen auf Fahrrad. In Lateinamerika kein seltener Anblick.
 
Elixader, Guillermo und Marco Antonio: Zuerst treffen wir die drei Rennrad Radler als sie uns bei ihrer Trainingsfahrt entgegenkommen. Etwas später stoßen sie zu uns, als wir uns in einem klimatisierten Getränkemarkt eine eiskalte Orangenlimo gönnen. Wir unterhalten uns nett, machen ein Abschiedsphoto und die Jungs sind eigentlich schon um die Ecke, als sie doch nochmal zurückkommen und uns einladen doch bei Elixander (der Jüngste in der Runde), zu übernachten. Elixander studiert Umweltingenieurwesen und da seinen Mutter mit seinen Geschwistern meist in der Zweitwohnung in Villahermosa lebt ist er oft alleine als Aufpasser zu Hause (damit keine Verbrecher kommen). Später gesellen sich dann auch Marco Antonio mit seiner Freundin und deren Schwester zu uns. Die Mädels hätten nicht geglaubt daß wir hier wären, doch als sie dann umgehend in die Küche verschwinden um das Abendessen zuzubereiten wissen wir was los ist. Später kommt dann auch noch Guillermo mit seiner Frau zum Abendessen und nachdem wir lecker diniert haben zeige ich ihnen unsere kleine Diashow. Bisher habe ich die Bewohner von Häusern immer in den heißen Nächten beneidet, doch hier im Haus haben wir bis weit nach Mitternacht immer noch 32°C, die mit einem auf Hochtouren laufendem Ventilator jedoch erträglich sind.
 
Wal Mart: In Villahermosa entdecken wir unseren ersten WAL-MART und Nadine ist ganz aus dem Häuschen! Sofort flitzt sie in das riesige klimatisierte Einkaufsparadies und kauft sich eine Tüte Salzbrezeln. Die liebt sie nämlich, und da es sie sonst nirgendwo (außer natürlich bei uns daheim) gibt, war Nadine lange auf Entzug. Kein Wunder also, daß Nadine dann auch vor der Kamera posiert und meint:  " Hier gibt es einen Wal-Mart Supercenter: YEAH!"
 
274. Wochenbericht 25.08. - 31.08.2008

Route: Cordoba, Puebla, Mexiko City
 
Camping de Luxe: Auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz fragen wir bei einem kleinen Restaurant, ob es möglich wäre auf der Wiese neben dem Friedhof unser Nachtlager aufzuschlagen. Man berät sich und meint dann, wir sollten doch besser nebenan auf das brachliegende Baugrundstück gehen. Dort wäre es besser. Wir versuchen gerade unser Abendessen zu genießen, obwohl wir gerade von Tausenden Moskitos angegriffen werden denen die Moskitospiralen, die wir überall aufgestellt haben, rein gar nichts ausmachen, als der Besitzer der Bauruine vorfährt. Wir befürchten schon das Schlimmste, doch der Besitzer will lediglich wissen wer wir sind und geht umgehend zu dem kleinen Restaurant um mit den Besitzern zu schwätzen, oder um sich zu versichern ob wir auch wirklich gefragt haben. Ein paar Minuten später kommt sein Fahrer zurück und meint sein Chef wäre der Meinung, daß der Platz hier zum zelten ungeeignet und unsicher wäre, da es zu viele Betrunkene in den Restaurant geben würde und daß wir doch bitte bei der Firma seines Chefs übernachten sollten. Wir packen also unsere sieben Sachen, radeln in stockfinsterer Nacht noch 2-3 Km und landen so auf einem Gelände, wo die Lkws einer riesigen Zementfirma gewaschen und abgestellt werden. Die Nachtschicht ist bereits informiert und empfängt uns mit offenen Armen. Wir bekommen einige Kübel Wasser zum duschen und sogar einen Ventilator, der direkt in unser Zelt bläst und so für etwas Abkühlung sorgt. Einziger Minuspunkt an dem Zeltplatz: Eine Ratte hat unsere Essentaschen, die noch am Fahrrad hing, entdeckt und angeknabbert, doch das Loch ist zum Glück nicht so groß wie damals in Indien (damals locker 10x20 cm).
 
Wachhund: Während ich mich wieder einmal im klimatisierten Internet vergnüge wartet Nadine im Stadtpark und passt auf unsere Räder auf. Als ich nach etwa einer Stunde wieder zurückkomme ist mein "Wachhund" jedoch nicht mehr ganz so aufmerksam und so muss ich ihn erst einmal wieder wecken.
 
Wetterleuchten: Bevor wir uns auf den Weg hoch in die Berge machen genießen wir eineinhalb Stunden lang ein absolut faszinierendes Wetterleuchten, während wir vor unserem Zelt unser Abendessen zubereiten und genießen. Die Gewitterfront erstreckt sich fast über den gesamten Horizont und oftmals ist der ganze Himmel hell erleuchtet.
 
Fast perfekte Mitnahme: Nachdem wir bereits die ersten 1500 Höhenmeter Aufstieg hinter uns gebracht haben und lediglich weitere 500 Höhenmeter fehlen, machen wir ein gemütliches Päuschen, als auf einmal ein Konvoi von mehreren Kirmesfahrzeugen in die Rastbucht einfährt. Scherzhaft meine ich zu Nadine, daß es eigentlich ein ziemlich geniales Photo wäre, wenn die Kirmesjungs uns mitnehmen würden und wir während der Auffahrt gemütlich in der Schiffschaukel oder auf dem Schaukelpferd im Kinderkarusell sitzen könnten. Keine zwei Minuten später werden wir von einem der Kirmesjungs, der gerade Wasser aus dem Brunnen holt um seinen Motor zu kühlen, gefragt, ob sie uns den Berg mit hochnehmen sollen. Der Photograph in mir wittert seine Chance und so laden wir Nadines Rad aufs Kinderkarusell während mein Rad in die Schiffschaukel kommt. Doch leider klappt der zweite Teil der Idee nicht ganz so perfekt und anstatt in der Schiffschaukel oder auf dem Schaukelpferd müssen wir vorne im Fahrerhaus platznehmen.
 
Verdiente Pause: Exakt vor einem kleinen Laden mit Eßtheke springen unsere Tachometer auf geradelte 70.000 Km um, und so genießen wir zur Feier des Tages eine kleine Pizza, eine Cola und eine Tüte Popcorn.
 
Mexiko City wir kommen: Mit seinen 20 Millionen Einwohnern ist Mexiko City die größte Stadt der Welt und sicherlich kein Radlerparadies, doch die Blöße mit dem Bus reinzufahren wollen wir uns nicht geben ohne zumindest versucht zu haben, ob man nicht doch reinradeln kann. Wie immer in Großstädten entscheiden wir uns für die Autobahn, denn auf dem Seitenstreifen sind wir normalerweise ziemlich sicher. Auch hier in Mexiko klappt der Autobahntrick wieder recht gut, doch die vielen Busse, Sammeltaxis und Lkws, die den Standstreifen als Haltestelle oder Parkplatz nutzen, machen uns das Leben etwas schwerer.  Die Autobahn ist mautpflichtig, was für uns den Vorteil hat, daß es nur wenige der etwas gefährlichen Auf- und Abfahrten gibt. Spannend wird es, als wir an einem Autobahnkreuz über eine große Brücke ohne Seitenstreifen müssen, doch ein freundlichen Autofahrer setzt sich direkt hinter uns, macht seine Warnblinkanlage an und schirmt uns so vor dem ganzen Verkehr ab, bis wir sicher über die Brücke sind! Weiter im Zentrum wechseln wir dann auf eine sechsspurige Ringstrasse. Es herrscht zwar viel Verkehr doch die Autofahrer rasen kaum und überholen meist sehr umsichtig. Nervig ist lediglich, das viele Teile der Ringstraße gerade weiter ausgebaut werden, was natürlich zu langen Staus führt, so daß wir oft nur im Schritttempo vorankommen oder gar stehen müssen. Letztendlich, nach 45 Km durch Mexiko City, erreichen wir jedoch unser Ziel, das Haus von Eduardo und Margarita.
 
Zu Gast bei Eduardo und Margarita: Wir haben Eduardo, Margarita und ihren Sohn Carlos (der aber in Cancun lebt) im Frühjahr 2007 in Bariloche in Argentinien kennengelernt. Die drei haben damals in dem Land in dem Eduardo aufgewachsen ist Urlaub gemacht und uns eingeladen sie doch zu besuchen, falls wir durch Mexiko kommen würden. Gesagt getan und so landen wir in dem herrlichen riesigen Haus der beiden im Südosten der Riesenmetropole. Eduardo ist selbst begeisterter Mountainbiker, Rennradfahrer, Reiseradler, Segler, Wanderer, .... so daß wir keinerlei Probleme haben ausreichend Gesprächsstoff zu finden. Insbesondere da Eduardo bereits ausgiebige Radtouren durch Mexiko und die USA gemacht hat versorgt er uns mit unzähligen wertvollen Tips und Informationen zu unserer geplanten Route. Für uns ist der Besuch bei Eduardo und Margarita aber auch ein kleines Abenteuer, da wir uns auf einmal wieder mit so technischen Errungenschaften wie Waschmaschine, Spülmaschine und Kühlschrank konfrontiert sehen, ganz zu schweigen von der täglichen herrlich heißen Dusche!
 
Museo Anthropologico: An unserem ersten Erkundungstag von Mexiko gehen wir völlig unbedarft ins Anthropologosche Museum und werden fast von der Vielfalt und der ausgezeichneten Art der Präsentation erschlagen. Wer denkt, daß die Mayas und die Atzteken die einzigen Hochkutlturen Mexikos sind wird sich hier eines besseren belehren lassen müssen. So wandern wir von Raum zu Raum und von Kultur zu Kultur bis wir schließlich, völlig ausgelaugt ob der vielen Information und interessanten Ausstellungsstücke, im Raum der Atzteken, die hier Mexikanas genannt werden, ankommen und eines der Prunkstücke des Museums, die Sonne der Atzteken, bewundern  dürfen.
 
Voladores: Die Fliegenden. Den einst einmal im Jahr ausgeführter Fruchtbarkeitsritus der Totonac kann man heute gleich mehrmals täglich vor dem Anthropologischem Museum bewundern. Zunächst klettern fünf Männer in reich dekorierten Kostümen einen etwa 25 hohen Stamm empor. Anschließend werden 4 Seile oben um den Baumstamm gewickelt an deren Enden sich anschließend vier Männer befestigen. Während der fünfte Mann oben auf einer Flöte spielt fliegen die vier Männer so wie sich die Seile langsam abwickeln kopfüber um den Baum kreisend gen Boden. Insgesamt 13x umkreisen die vier Männer so den Baum (4x13=52, eine wichtige Zahl im vorspanischen Mexiko), bevor sie wieder festen Boden unter den Füßen haben.
 
La Marcha (Der Marsch): Sicherheitspolitisch spitzt sich die Lage in Mexiko momentan gewaltig zu. Zum einen herrscht hier gerade ein "Krieg" zwischen der Polizei und den Drogenkartellen mit bis zu 30 Toten täglich, und zum anderen boomt das Entführungsgeschäft. Insbesondere die Söhne und Töchter wohlhabender Familien werden entführt um anschliessend Lösegeld zu erpressen. In Puncto Entführungen hat Mexiko so mittlerweile sogar Kolumbien überholt! Tragischerweise ist die Polizei oftmals in die Entführungen verwickelt! Kein Wunder, denn die Mexikanische Polizei hat den Ruf schwer korrupt zu sein. Insbesondere die Mexikanische Mittelschicht hat dementsprechend die Nase gestrichen voll, und um ihren Unmut kundzutun marschieren zigtausende (die Zahlen schwanken zwischen 15.000 und 100.000) in weiß gekleidete Mexikaner am Sonntagabend zum Zocalo, der Marktplatz in Mexiko City, wo sie Kerzen anzünden und die Nationalhymnesingen. Skurril ist es irgendwie, daß die Polizei, gegen die ja ebenfalls demonstriert wird, den Protestmarsch absichert. Was wohl in dem Kopf des Polizisten vorgeht?
 

275. Wochenbericht 01.09. - 07.09.2008

Route: Mexiko City, Teotihuacan, Valle de Bravo

 
Pocket Pc: Nachdem uns in Kuba das Display von unserem Pocket Pc kaputt gegangen ist (was wir jedoch wieder reparieren konnten) gab nun die Tastatur ihren Geist auf. Wir zerlegen den halben Pocket Pc auf der Suche nach dem Problem doch wir werden leider nicht fündig. Ufo hatte ja schon bereits bei dem Displayproblem einen neuen Pocket Pc besorgt und so bitten wir Sandra, eine Freundin von uns die Flugbegleiterin bei der Lufthansa ist, ob sie ihn nicht einem Kollegen mitgeben könnte. Wir haben Glück und Sandra kennt tatsächlich einen Kollegen der gerade nach Mexiko City fliegt und so können wir ein paar Tage später unseren neuen Pocket Pc entgegennehmen. Daß ihr also gerade diesen Bericht lesen könnt liegt daran, daß uns Sandra, Thorsten und Ufo aus der Patsche geholfen haben und wir nun die Reiseberichte wieder schreiben können! Nochmal ein ganz herzliches Dankeschön von uns an Sandra, Thorsten und Ufo!!!!!!! 
 
Tenochitlan: Dort wo sich heute das Zentrum von Mexiko City befindet lag eigentlich Tenochitlan, die Hauptstadt der Azteken. Das außergewöhnliche an Tenochitlan war, daß es auf einer mitten in einem See künstlich angelegten Insel konstruiert wurde. Leider haben die Spanier Tenochitlan nach seiner Eroberung dem Erdboden gleich gemacht und ihre eigene Stadt auf und aus den Ruinen gebaut, so daß von der alten Pracht heute quasi nichts mehr zu sehen ist!
 
Azteken: Eigentlich Normaden aus dem Norden oder Westen Mexikos, wurden die Azteken von ihren Priestern in das Valle de Mexiko (das Tal in dem heute Mexiko City liegt) geführt und siedelten sich auf Inseln des riesigen Sees an der damals das Tal beherrschte. Die Aztekenhauptstadt Tenochitlan wurde im der ersten Hälfte des 14. Jhr. auf einer der Inseln gegründet und nachdem sie 1427 erfolgreich gegen die Azcapotzalcos rebellierten stiegen sie zur stärksten Macht der Region auf. Durch eine dreifache Allianz mit zwei Nachbarstaaten gelang es ihnen schließlich das Meiste des heutigen Mexiko unter ihre Herrschaft zu bringen was ein riesiges Imperium mit 38 Provinzen und einer Bevölkerung von insgesamt 5 Millionen erschuf. Menschenofper waren bei den Azteken ein wichtiges und notwendiges Ritual, denn sie glaubten, daß ihr Gott Huizilopochtli diese fordern würde um die Sonne jeden Tag aufs neue aufgehen zu lassen. Vier Vorgängerwelten hatten diese Forderung nicht erfüllt und waren jeweils untergegangen weil sie die Sonne nicht am Leben erhalten haben.
 
Eroberung der Azteken: Eigentlich ist es kaum zu glauben, daß die alten Mexikanischen Kulturen die bis dato seit 3000 Jahren existierten in den Jahren 1519- 1521 von einer kleinen Gruppe Spanier erobert und zerstört wurden. Was sicherlich sehr zu Gunsten der Spanier geholfen hat war die Tatsache, daß Moctezuma II an die Legende glaubte, daß der legendäre Gottkönig Quetzalcoatl im Jahr 1519 vom Osten her über das Meer zurückkehren würde. Just in diesem Jahr kam der Spanier Hernan Cortez  mit einer Handvoll Spanier in Segelschiffen in Mexiko an! Die Nachricht von dessen Ankunft wurde Moctezuma II überbracht, zeitgleich schlug ein Blitz in einem Tempel ein, erschien ein Komet am Nachthimmel und ein Vogel mit einem Spiegel in seinem Kopf wurde gefunden. Moctezuma II glaubte also, daß Cortes ein Gott sei, lud ihn nach Tenochitlan ein, wurde jedoch umgehend von den Spaniern gefangen genommen und später getötet.. Die Azteken konnten die Spanier zwar im Sommer 1520 nochmal aus der Stadt jagen, doch 1521 wurde Tenochitlan schließlich komplett erobert und dem Erdboden gleich gemacht.  
 
Plaza Mayor: 1978 wurde zufälligerweise bei Bauarbeiten eine große Steinscheibe mit dem Aztekengott Coyolxauhqui entdeckt. Daraufhin wurden einige Kolonialgebäude abgerissen und weitere Ausgrabungen brachten den Templo Mayor, den Haupttempel der Azteken zum Vorschein. Der Tempel befindet sich an exakt der Stelle den die Azteken für den Mittelpunkt der Erde gehalten haben, also genau da wo der symbolische Adler mit einer Schlange in seinen Klauen auf dem Kaktus sitzt (das Symbol das auch heute noch auf der Flagge Mexikos zu sehen ist). Leider ist von dem eigentlichen Glanz des Tempels trotz größter Bemühungen kaum mehr was zu sehen. In dem Tempel sollen 1487 bei einer vier Tage andauernden Opferzeremonie 20.000 (zwanzigtausend!) Menschen (Kriegsgefangene) geopfert worden sein.
Besonders gut gefällt uns hier, wie auch an den übrigen archäologischen Stätten, das Konzept "Museo de Sitio" (Museum vor Ort). So kann man nämlich alle wichtigen und weniger wichtigen Funde der jeweiligen Anlage direkt dort bestaunen wo sie gefunden worden sind anstatt erst durch das halbe Land zu fahren um sie dann in der Hauptstadt fernab ihrer Herkunft zu bewundern.
 
Murales (Wandgemälde): Nach den mexikanischen Revolution beauftragte in den 1920ern der damalige Bildungsminister junge Künstler riesige Wandgemälde in öffentlichen Gebäuden zu malen, die sowohl die mexikanische Geschichte und Kultur als auch die Notwendigkeit für technologische Veränderung darstellen sollten. Einer dieser jungen Künstler war Diego Rivera, der spätere Ehemann von Frida Kalho. Die Gemälde des kommunischtischen Rivara, die oftmals die Unterdrückung der Indios und einfachen Bauern und eine Kritik des Imperialismus und Kapitalismus zum Thema haben führten oft zu vielen Kontroversen. Sein Gemälde El Hombre, Controllador del Universo (Der Mensch, Kontrolleur des Universums) das er im Rockefeller Center gemalt hatte wurde später von den Rockefellers zwar wegen seiner antikapitalischischen Themen von den Rockefellers zerstört, später jedoch hier im Palacio de Bellas Artes erneut gemalt.
 
Teotihuacan: Etwa 50 Km nordwestlich von Mexiko City liegt Teotihuacan. Teotihuacan wurde um Christi Geburt gegründet und erreichte eine Größe von schätzungsweise 125.000 Einwohnern zwischen 250 - 600 n.Chr.. Das von Teotihuacan kontrollierte Gebiet war vermutlich das größte Empire Mexikos vor der Ankunft der Spanier. In Teotihuacan gab es geschriebene Bücher und ein aus Balken und Punkten bestehendes Zahlensystem. Um 800 n.Chr. wurde Teotihuacan erobert, geplündert, niedergebrannt und anschließend verlassen, obwohl die Stadt und insbesondere der Sonnen- und der Mondtempel selbst viele Jahrhunderte später für die Aztekenherrscher wichtige religiöse Pilgerstätten blieben.
 
Pyramide del Sol: Die Sonnenpyramide ist nach der Cheopspyramide in Ägypten und der Pyramide von Cholula (ebenfalls Mexiko) die drittgrößte Pyramide der Welt. Die Pyramide mit einer Seitenlänge von 222m und einer Höhe von etwas über 70 m wurde um 100 n.Chr. aus 3 Millionen Tonnen von Steinen, Ziegeln und Rubble ohne die Verwendung von Eisenwekzeugen, Packtieren oder dem Rad erbaut. Die Azteken glaubten, daß die damals rot angemalte Pyramide dem Sonnengott gewidmet war.
 
Valle de Bravo: Um dem Smog und dem Großstadtwahn von Mexiko City zu entfliehen haben Eduardo und Margarita im Valle de Bravo ein Häuschen, in dem sie normalerweise die Wochenenden verbringen. Die beiden laden uns ein, das Wochenende dort mit ihnen zu verbringen und da wir dann schon aus Mexiko City raus sind nehmen wir unsere Räder auf dem Dachgepäckträger gleich mit. Wir müssen unser Glück mit dem Verkehr in Mexiko ja nicht überfordern. In dem Wochenendhaus genießen wir insbesondere die Abendstunden vor dem offenem Kamin. Eduardo hatte sich vor 1,5 Monaten bei einem Sturz vom Fahrrad den Oberschenkel gebrochen und so konnte er die letzten 6 Wochen nicht hierher kommen. Kein Wunder also, daß sich alle Nachbarn freuen ihn hier wieder willkommen zu heißen, was wir am Samstagabend mit einer von Nadine gemachten Pizza dann auch feiern.
 
Bootsausflug: Am Samstagvormittag werden wir von Nacho, einem Nachbarn zu einem kleinem Bootsausflug auf dem See eingeladen. Wir drehen einen gemütlich Runde in seinem Motorboot um den See und genießen die herrlich frische Luft nach dem Smog von Mexiko City ganz besonders.
 
Abschied: Auch die schönste Zeit ist irgendwann einmal vorbei und so verabschieden wir uns nach dem Brunch am Sonntagnachmittag schweren Herzens von Eduardo und Margarita. Doch da beide ebenfalls viel Reisen werden wir sie sicherlich irgendwann einmal bei uns zu Hause willkommen heißen können.
 

276. Wochenbericht 08.09. - 14.09.2008

 Route: Queretaro, San Miguel de Allende

 
Eddie, Karen, Alexandra und Ian: Bereits in Mexiko City haben wir Eddie kennengelernt, als er auf einer Geschäftsreise nach Holland kurz bei seinen Eltern reingeschaut hat. Eddies Reisepaß war gerade abgelaufen und so hatte er alle Hände voll zu tun um einen neuen zu bekommen und gleichzeitig alle Flüge passend umzubuchen, was ihm letztendlich auch gelang. Eddie hat uns bei der Gelegenheit eingladen ihn und seine Familie doch in Queretaro zu besuchen und da Queretaro eh auf unserem Weg nach Norden liegt sagen wir natürlich gerne zu. Eddie, Karen und ihre beiden Kinder wohnen zwar erst seit vier Wochen hier, doch die Wohnung ist schon so perfekt eingerichtet, daß man meinen würde, sie seien schon jahrelang hier. Besonders beeindruckt sind wir von Alexandras Schule. Alexandra ist zwar erst in der zweiten Klasse doch auf ihrem Stundenplan stehen Fächer wie: Englisch, Mandarin, Powerpoint und Word und als Jahresprojekt beschäftigen sich mit Ägypten, was jedoch dann auf Englisch präsentiert werden muß. Wenn wir an unserem Schulsystem nicht langsam anfangen zu arbeiten, werden uns die Mexikaner in eine paar Jahren ganz schön über den Tisch ziehen! 2,5 Tage verbringen wir bei der äußerst netten Familie in ihrem herrlichen Haus mit den Backsteingewölbedecken, und wenn wir so weitermachen wissen wir bald gar nicht mehr wie man unser Zelt aufbaut.
 
Museumsübernachtung: Unsere nächste Station heißt San Miguel de Allende und da gerade das verlängerte Wochenende um den mexikanischen Unabhängigkeitstag ist ist natürlich alles ausgebucht so daß wir planen auf einen Campingplatz zu gehen. Wir kommen gerade in San Miguel an und wollen gerade ein kurzes Päuschen auf dem Hauptlatz machen, als wir von Kristopher angesprochen werden. Kristopher ist der Manager einer Ausstellung von persönlichen Briefen von Frida Kalho und ehe wir uns versehen sind wir auch schon in einen Nebenraum im Museum untergebracht. Manchmal passieren wirklich die unglaublichsten Dinge!
 
The Heart of Frida: Vor ein paar Jahren ist eine Schatulle mit Briefen und Skizzen von Frida Kalho (die berühmte mexikanische Malerin)aufgetaucht. Die Briefe sind entweder an sie selbst gerichtet oder an Diego Rivera, den berühmten mexikanischen Muralisten (Wandmaler), mit dem sie 10 Jahre lang verheiratet war. Die Briefe und Skizzen zeigen eine extrem offenes und oftmals erschüttertes Bild von Frida. Als junge Frau wurde Frida bei einem Busunfall so schwer verletzt, daß sie mit Glück überlebt und für den Rest ihres Lebens zu leiden hatte. Mindestens genauso schwer schien sie,  ihren Briefen nach zu urteilen, die Trennung von Diego Rivera getroffen zu haben, der sogar ein Verhältnis mit ihrer Schwester hatte. http://www.frida2007.com/
 
San Miguel de Allende: San Miguel de Allende ist ein wunderschönes Kolonialstädtchen mit engen Kopfsteinplasterstraßen, vielen Gebäuden aus den Kolonialzeit, schönen Plätzen und beeindruckenden Kirchen die zudem nachts noch herrlich beleuchtet sind. Das haben sich auch viele US-Amerikaner gedacht, so daß sich San Miguel seit den 1950ern über eine stetig wachsende "internationale" Gemeinschaft erfreut. Gar ein richtiger Boom wurde ausgelöst, als San Miguel als einer der Top 20 Plätze um seine Rente zu genießen auserkoren wurde. Aber nur von einem schönen Städtchen hat man noch lange keinen interessanten Lebensabend und so sieht man die neuen Einheimischen morgens mit ihrer Matte auf dem Weg zu einem Yogakurs und am Nachmittag auf dem Weg in eine der viele Galerien. Dank der vielen amerikanischen und kanadischen zuzöglinge besitzt San Miguel über eine sehr gute Infrastruktur, doch auf der anderen Seite der Medaille stehen massig Immobilienmarkler und sehr stramme Mieten und Kaufpreise für Wohnungen und Häuser.
 
Feiertage: Daneben ist San Miguel aber auch ein sehr beliebter Urlaubsort der mexikanischen Mittel- und Oberschicht. Zusammen mit Dolores Hidalgo (40 Km weiter nördlich) zählt San Miguel als die Wiege der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung und so platzt  die Stadt anläßlich des Unabhängigkeitstages aus allen nähten.Tag und Nacht sind die Restaurants um den Plaza gut besucht und junge wohlhabende Mexikaner feiern hier, daß die Schwarte kracht. Als wir ankamen machte hier gerade auch eine Gruppe von weit über 100 Motorradfahrern (meist Harley Davidsons und Chopper) über Mittag. Insbesondere in den engen Kopfsteipflastergaßen bieten laut donnernden Maschinen schon eine besonderes Spektakel für Auge und Ohr.
 
Die Reiter aus Queretaro: Am Sonntagnachmittag kommt, mit einer Stunde Verspätung,  die traditionelle Reiterschar aus Queretaro, umrundet zweimal den Plaza, verliest eine historische Erklärung und verschwindet nach einer runde um den Plaza wieder. Das Ganze wäre nicht weiter spektakulär gewesen, hätten nicht 3 der Reiter eine Show abgezogen. Sehr zur Freude des Publikums lassen sie ihre Pferde immer wieder auf dem nassen Kopfsteipflaster steigen, und einmal macht ein Pferd sogar einen Sprung während es nur auf den Hinterbeinen steht! Insbesondere das Publikum aus den umliegenden Restaurants ist sehr dankbar und reicht den Reitern immer wieder die Tequilaflasche entgegen.
 
277. Wochenbericht 15.09. - 21.09.2008

Route: Dolores Hidalgo, Guanajato, Silao, San Felipe, Ojuelos
 
Fackellauf: Anläßlich des Unabhängigkeitstages gibt es Fackelläufer, die das Feuer der Unabhängigkeit aus Dolores Hilalgo ins ganze Land hinaustragen. Die Fackelläufer bringen unterschiedliche Fackeln in alle Hauptstädte der mexikanischen Bundesstaaten und andere wichtige Städte, und so ist es kein Wunder, daß wir gleich mehreren Fackellaufgruppen begegnen.
 
Zimmersuche und Reiterschar: In Dolores Hidalgo wurde 1810 die Unabhängigkeit Mexikos von der spanischen Krone erklärt. Jährlich kommen daher Tausende Mexikaner am 15. September nach Dolores Hidalgo um um 23:00 Uhr der Zeremonie zur Unabhängigkeit beizuwohnen. Dementsprechend sind auch alle Hotels schon lange ausgebucht als wir am 15. gegen Mittag ankommen. Wir klappern zwar noch einige Hotels ab, doch es ist wirklich alles voll. Lediglich ein Vierbettzimmer für 100,- € wäre noch zu haben gewesen. Einen Campingplatz gibt es nicht und so haben wir schon die Idee uns einen Autoparkplatz für die Nacht zu mieten und dort dann unser Zelt aufzubauen. Für 13,- € finden wir dann sogar einen Parkplatz wo sie uns nehmen würden, doch der Parkplatz ist bereits voll belegt und so müßten wir erst warten ob vielleicht irgendwann einer frei wird. Also entschließen wir uns lieber bis nach der Zeremonie auf dem Platz auszuharren und anschließend noch aus der Stadt rauszuradeln und dann zu zelten. Die meisten Parkbänke auf dem Platz sind bereits belegt, doch dank eines Regenschauers werden einige wieder frei, so daß wir einen guten Platz ergattern können, um dort die verbleibenden 7 Stunden bis zum Beginn der Feierlichkeiten zu verbringen. Völlig unerwartet kommt auf einmal am späten Nachmittag eine Schar Reiter vorgeritten. Es werden einige Erklärungen vorgelesen und eine Hymne gespielt bevor sie wieder verschwinden.
 
Tanzgruppe: Um den Sonnenuntergang herum kommt eine Gruppe älterer Damen und fängt an zu der aus den Lautsprechern kommenden Musik zu tanzen. Die Musik, mexikanische Volksmusik, wird zunehmend wilder und so werden auch die Tanzdarbietungen der Damen immer wilder, bis schließlich die immer weiter heranströmenden Menschenmassen das Tanzen unmöglich machen.
 
El Grito "Der Schrei": Jeder in Spanien geborene Peninsulaner, egal wie schlecht seine Herkunft auch sein mochte, hatte in Mexiko vor 200 Jahren quasi die Stellung eines Adeligen und war so auch allen Criollos, den in Mexiko geborenen Spaniern, gesellschaftlich gesehen überlegen. Mit dem Einmarsch Napoleons in Spanien regte sich hier in Mexiko auch der Drang nach Unabhängigkeit von der spanischen Krone. Einige Criollos, darunter auch der Pfarrer Miguel Hidalgo, taten sich in Queretaro zusammen um eine Revolution und somit die Unabhängigkeit anzuzetteln. Die Verschwörung wurde aufgedeckt und so entschied sich Hidalgo umgehend zu handeln. Am 16.09.1810 läutete er so um 5 Uhr morgens die Kirchenglocken in seiner Gemeinde in Dolores und erklärte der sich  versammelnden Gemeinde die Unabhängigkeit von Spanien, die heute mit den Worten "Tod der schlechten Regierung und den Spaniern!" zusammengefaßt wird. Alljährlich wird der Grito nun am 15. September um 23:00 Uhr (am 16. um 5:00 Uhr ist den Mexikanern anscheinend dann doch zu früh!) vom mexikanischen Präsidenten oder einem Mitglied seiner Regierung hier in Dolores wiederholt. Wir erwarten also ein riesiges Fest, zumal bereits in den frühen Abendstunden der Plaza Principal rappelvoll ist. Um 22:00 Uhr gibt es einen fünfminütigen Film über Mexiko und anschließend Musik von der CD. Punkt 23:00 Uhr steht dann ein Regierungsvertreter auf der Bühne und schreit "VIVA (Es lebe) IGNACIO ALLENDE, ... VIVA MIGUEL HIDALGO, VIVA NUESTRA INDEPENDENCIA, VIVA MEXICO, VIVA MEXICO, VIVA MEXICO!!!" Die Menge antwortet jeweils mit einem tosendem: "VIVA" (Es lebe)! Es folgt die Nationalhymne und ein Feuerwerk womit der Festakt auch schon abgeschlossen ist und die Besuchermassen versuchen den Platz wieder zu verlassen, was um eine vielfaches länger dauert als die gesamte Veranstaltung. Das nennen wir mal kurz und bündig! Eine Feier ohne auch nur eine einzige langweilige Festrede! Na dann: VIVA MEXICO!
 
Guanajato: Mit der Entdeckung eines der  reichsten Silber- und Goldvorkommen der Welt in der La Valenciana Mine wurde 1558 Guanajato gegründet. Über die nächsten 250 Jahre wurden hier 20% der Weltsilberproduktion gefördert. Der Wohlstand der Silberbarone führte zu herrlichen Kolonialbauten, Kirchen und Theatern die heute der Stadt mit ihren Kopfsteinpflasterstraßen und den vielen kleinen Gassen an der Berghängen eine ganz besonderen Charme verleihen. Für uns zählt Guanajato zu den schönsten Städten der Welt (zumindest von dem Teil der Welt den wir bisher gesehen haben).
 
Schöne Plätze: Von den vielen kleinen Plätzen in Guanajato ist einer schöner als der andere. überall sitzen Kunst- und Architekturstudenten die die verwinkelten Häuser malen und auch ich muß mich zügeln nicht tausende Photos zu machen (ein paar hundert habe ich aber sicherlich gemacht)
 
Touristenfänger von Guanajato: Um 20:00 Uhr sollte vor dem Templo San Diego ein Konzert stattfinden. Die Musikgruppe fängt pünktlich an zu spielen und nach einigen Liedern mit Tanzdarbietungen fangen sie auf einmal an das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Wir haben eigentlich keine Lust bei der Animation mitzumachen und wollen uns gerade verkrümeln, als sich plötzlich die Musiker samt Publikum in Marsch setzen und musizierend, singend und klatschend in die Gassen ziehen. Wir vermuten nur eine kleine Runde um die Kirche und folgen so unauffällig. Doch da haben wir uns ganz schön getäuscht, denn die Musiker ziehen mit uns nun 1 1/4 Stunden lang durch die beleuchteten Gassen von Guanajato, erklären einiges zu den verschiedenen Gäßchen, spielen Mexikanische Volksweisen und machen hin und wieder eine kleines Animationsspielchen mit dem Publikum. Wir werden bestens unterhalten, auch wenn wir uns irgendwie an den Rattenfänger von Hameln erinnert fühlen, und beschließen noch einen Tag länger hier zu bleiben um die Gassen noch etwas weiter zu erkunden.
 
Don Quijote: Gleich ein ganzes Museum mit Gemälden und Skulpturen ist in Guanajato dem spanischen "Ritter" und Volkshelden Don Quijote de la Mancha und seinem treuen Begleiter Sancho Panza gewidmet. Ein wirklich kurzweiliger und amüsanter Besuch.
 
Schöne Gassen: Durch die Hanglage und den begrenzten Raum gibt es in Guanajato überall herrlich verwinkelte Gassen. Stundenlang kann man so durch ein wahres Labyrinth aus engen Gassen und bunt bemalten Häusern wandern ohne sich jedoch ernsthaft zu verlaufen denn wenn man einfach nur bergab läuft kommt man wieder zurück auf eine der beiden "Hauptverkehrsadern".
 
Callejon de Beso: Die sogenannte Kußgasse ist eine der engsten Gassen von Guanajato und die Balkone, die sich zu berühren scheinen sind gerade mal 68 cm auseinander. Man erzählt sich die Geschichte, daß einst auf der linken Seite der Gasse die schöne Tochter einer wohlhabenden Familie lebte. Die schöne Reiche verliebte sich gegen den Willen ihrer Familie in einen armen Minenarbeiter doch ihnen wurde verboten sich zu treffen. Daraufhin mietete sich der Minenarbeiter das Zimmer auf der anderen Seite der Gasse so daß Sie sich so lange in der Nacht auf den Balkonen treffen und küssen konnten, bis die ganze Sache schließlich aufflog. Hätte mich Nadine nicht noch im letzten Moment daran erinnert hätte ich vor lauter photographieren doch glatt vergessen ihr einen Kuß zu geben!
 
Untergrundstraßen: Eigentlich müßte in Guanajato ein ziemliches Verkehrschaos herrschen, was jedoch dank vieler unterirdischer Straßen ausbleibt. Neben vielen Tunneln, die in einer Bergwerksstadt natürlich problemlos anzulegen sind, wurde auch das alte Flußbett des nach einer Überschwemmung umgeleiteten Rio Guanajato zu einer Straße umfunktioniert und in das Tunnelnetz mit eingebunden. Der verbleibende Verkehr hält sich ebenfalls in Grenzen, was die Stadt natürlich sehr fußgängerfreundlich macht.
 
278. Wochenbericht 22.09. - 28.09.2008

Route: Zacatecas, Sombrerete
 
La Cathedral (Zacatecas): Die Kathedrale von Zacatecas wurde von 1729 - 1752 erbaut und die Silberbarone haben keine Kosten und Mühen gescheut. Highlight ist sicherlich die Hauptfasade die als riesiges Tabenakel interpretiert wird. Neben vielen bis ins Detail ausgearbeiteten Kleinigkeiten sind unter anderem Jesus mit seinen 12 Aposteln zu sehen und die Jungfrau Maria, während ganz oben Gott selbst thront.
 
Mina El Eden (Zacatecas): Die Eden Mine war einst die reichste Mine von Mexiko, in der von 1586 - 1950 neben Unmengen von Silber (500g pro Tonne Gestein) auch Gold (5g pro Tonne Gestein), Eisen, Kupfer, Zink, .... abgebaut wurden. Die versklavten Indios, darunter auch Kinder, mußten hier unter  haarsträubenden Bedingungen arbeiten und es gab Zeiten, in denen bis zu 5 Arbeiter am Tag durch Unfälle oder Krankheit (insbesondere TBC) gestorben sind. Zugang ist nur in Form einer geführten Tour und so fahren wir mit einem kleine Eisenbähnchen hinab in die Minenwelt. Unser Guide, der unverständlich in seinen Bart nuschelt, beschränkt sich leider darauf lediglich ein paar dumme Witze zu reißen, so daß wir uns schließlich damit begnügen, die Schilder zu lesen. Doch interessant ist die Mine, mit ihren gefluteten unteren Leveln, den Hammergeräuschen, die tief aus dem Berg zu kommen scheinen, und den "Minenarbeitern", die in irgendwelchen spärlich beleuchtet Schächten sind, allemal. An den Wochenenden eröffnet in der Mine übrigens eine Diskothek die dann bis früh in die Morgenstunden den Berg wieder zum Leben erweckt. Um in die Diskothek zu gelangen muß man ebenfalls mit der kleinen Schmalspurbahn in den Berg einfahren.
 
Flamenconacht (Zacatecas):
 
La Catethral bei Nacht (Zacatecas): Wie auch schon in den anderen Mexikanischen Städten ist auch die Kathedrale von Zacatecas herrlich bei Nacht beleuchtet!
 
Parque National Sierra de Órganos (Sombrerete): Die skurilen Felsformationen, die teilweise an Orgelpfeiffen erinnern (daher der Name), und die klassische Wildwestlandschaft mit Kakteen  und Gebüsch liesen die Sierra de Órganos zu einer beliebten Filmkulisse für Westernfilme werden. Sogar John Wayne, der Cowboy aller Cowboys, filmte hier einst! Seit einigen Jahren ist das herrliche Tal ein Nationalpark und da man hier auch zelten kann verbringen wir eine herrliche Nacht hier in der wir anstatt Auto- und Lkwverkehr wieder mal die seltsamsten Tiergeräusche hören.
 
Grandiose Felsformationen (Sombrerete): Die schönen Felsformationen laden quasi zum photographieren ein, und das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.
 
279. Wochenbericht 29.09. - 05.10.2008  

Route: Durango, Hidalgo de Parral
 
Westernkulissen: Etwa 12 Km nördlich von Durango liegen die beiden Orte Villa del Oeste und Chupaderos, zwei ehemalige Kulissenorte für Hollywood Westernfilme. Während Villa del Oeste immer noch für einige mexikanische Produktionen benutzt wird wurde Chupaderos wieder besiedelt. Insgesamt 120 Filme wurde hier vor allem unter der Regie von John Huston und Sam Peckinpah und mit so berühmten Schauspielern wie John Wayne (in Kampf der Giganten) und Burt Lancaster gedreht.
 
Anbinden nicht nötig: Vor diesem Saloon hat seinerzeit auch schon John Wayne sein Pferd angebunden. Nach mittlerweile 71327 Km ruhen wir und unsere beiden Räder uns auch ein kleinwenig hier aus, auch wenn der Saloon seit geraumer Zeit leider geschlossen ist. Unsere beiden Räder sind jedoch sehr treu und so müssen wir sie nicht anbinden.
 
Wüste: Die ganze Gegend hier wird in unserem Reiseführer als Wüste beschrieben und das hier ist das kargeste was wir bisher gesehen haben. Da wir hier jedoch direkt nach der Regenzeit durchradeln ist natürlich alles am blühen, und obwohl es eigentlich Herbst ist sieht es aus, als wäre es gerade Frühsommer. Mit Temperaturen um die 25ºC - 30ºC in hügeligem Land ist herrliches Radeln angesagt. Wir fühlen uns manchmal an Australien erinnert. Einige Orte durch die wir hier radeln sind eher sehr verlassene Nester, auch wenn die Mexikaner, die hier alle einen Cowboyhut aus Stroh tragen und mit riesigen spritschluckenden alten amerikanischen Pickups rumfahren, aller extrem freundlich sind und wir aus dem Winken kaum mehr rauskommen. Wir können uns auch nicht erinnern, daß die Autofahrer jemals rücksichtsvoller waren als hier. Selbst wenn der entgegenkommende Lkw noch gut einen Kilometer entfernt ist ist das meist ausreichend um die Warnblinkanlage anzuschalten und hinter uns zu warten bis der Lkw vorbei ist und auch kein weiteres Fahrzeug mehr in Sichtweite ist. Kein einziges mal wurde hier gehupt (ausser ganz vorsichtig um "Hallo" zu sagen) und manchmal haben wir das Gefühl, das man uns nur deswegen nicht überholt um erst einmal genau schauen zu können was das denn für zwei komische Radler sind.
 
Wüstengetier: Wie in jeder ordentlichen Wüste gibt es auch hier allerlei Getier, das man lieber nicht im Zelt haben möchte. Bisher hatten wir Glück und haben so noch keine Skorpione und Schlangen nur nachdem sie bereits von Autos überfahren wurden gesehen. Diese Spinne ist jedoch lediglich etwas kleiner als Nadines Hand!
 

280. Wochenbericht 06.10. - 12.10.2008  

Route:
Cuauthemoc, San Juanito

 
Grashüpfer: Die Grashüpfer hier in Mexiko können riesige Dimensionen erreichen! Außerdem findet man die Grashüpfer hier quasi überall: auf der Straße (ständig) in Feldern und Wiesen und zuweilen auch auf der Speisekarte. Weiter im Süden sahen wir manchmal Farmer, die morgens durch ihre Felder gewandert sind und die Heuschrecken von den Gräsern in umgehängte Säcke gestriffen haben, damit diese nicht ihre Ernte auffressen. 
 
Grüne Wüste: Mittlerweile wissen wir warum die große mexikanische Wüste so grün ist und überall bunte Blumen zu sehen sind. Während wir nämlich vor etwa vier Wochen noch bei Mexiko City waren gab es hier nach fünf fast vollkommen trockenen Jahren die schwersten Regenfälle der letzten 20 Jahre! Viel Weideland wurde komplett überschwemmt und überall sind die Farmer begeistert, daß jetzt in quasi allen Bächen Wasser fließt. Die Natur hat die Gunst der Stunde natürlich genutzt und so sehen wir die Wüste nun in dem prächigen Kleid, das sie nur alle paar Jahre überrstreift! Da uns Ufo, unser Homesupport, in einer Woche in Creel besucht und wir viel zu schnell unterwegs sind nutzen auch wir die Gunst der Stunde und legen viele lange Pausen ein und können so die Landschaft noch mehr geniessen.
 
Cowboyland: Der Norden von Mexiko ist Cowboyland. Wollte man hier einen modernen Western drehen, so müßte man sich um die Darsteller keinerlei Sorgen machen, denn die könnte man hier an jeder Ecke bekommen. Ok. ihre Pferde haben die meisten mittlerweile gegen riesige amerikanische Pickups eingetauscht, doch Blue Jeans, Westernhemd, Cowboyhut und Cowboystiefel, am besten aus Straußenleder, sind hier so normal wie in Berlin ein schwarzer Anzug. So ist es also auch kein Wunder, daß es in allen größeren Städten spezielle Läden gibt in denen ausschließlich Cowboyhüte oder Cowboystiefel verkauft werden. Wie bei den Pferden ist man auch bei den Stiefeln mit der Zeit gegangen und so sind heute Cowboystiefel aus rosa oder giftgrünem Straußenleder (weil es so kleine spitze Nippel hat) der letzte Schrei.
 
Athuro: In Cuauthemoc lernen wir Athuro, der mit seinem Bruder ein großes Musikgeschäft betreibt, kennen. Wir kommen ins Gespräch und da Athuro selbst bereits eine Radreise unternommen hat und auch Mountainbikerennen fährt lädt er uns schließlich zu sich nach Hause ein und so kommen wir in den Genuß einer heißen Dusche und eines bequemen Bettes. Am nächsten Tag fährt Athuro dann auch zu einem 100 Km MTB Rennen und wir hoffen, daß es nicht allzu qualvoll war.
 
Vuelta de Chihuahua: Vom 6. - 12. Oktober gab es hier in Chihuahua ein großes Radrennen mit 17 Teams aus 8 Ländern. Überall erzählte man uns von dem Rennen und als wir aus Cuauthemoc rausradelten machten uns die alle paar Meter aufgestellten Polizisten darauf aufmerksam, daß gleich das Radrennen vorbeikommen würde. Wir radelten noch 20 Km, legten eine gemütliche Pause ein in der wir uns sogar die Mühe machten uns mit unserem Benzinkocher eine frische Tasse Tee zu kochen und gerade als wir wieder weiter wollten kamen tatsächlich die Rennradler vorbei. Keine 30 Sekunden dauerte es bis Ausreißergruppe und Hauptfeld an uns vobeigerast waren! Wir radelten also gemütlich weiter und trafen noch auf zwei Nachzüglergruppen die nicht nur ein Auge auf den 10 cm vor ihnen radelnden Vordermann hatten sondern anscheinend auch ein Auge auf die Landschaft und uns fröhlich zuwinkten (winkenden Rennradprofis bei einem Rennen haben wir noch nie gesehen, außer natürlich nach de Ziellinie für die Kamera).
 
Chihuahuas: Wer kennt sie nicht, diese kleinen nervöse zappelnden  Hündchen die gerade mal so groß werden wir eine Katze. Aufgetaucht sind die Chihuahuas auf alle Fälle vor etwas 100 Jahren hier in Chihuahua (Stadt und Bundesstaat im Norden von Mexiko) woher sie ihren Namen haben, obwohl man vermutet, daß sie eigentlich aus Asien kommen. Gesehen haben wir jedoch keinen Chihuahua und so gibt es halt eine Strassenlaterne mit Kirchturm.
 
Achtung Vibradores: Und da soll einer sagen die Mexikaner wären prüde! Doch entgegen allen Vermutungen soll dieses Schild lediglich darauf aufmerksam machen, daß in 100m eine kleine Bodenwelle als Geschwindigkeitsbegrenzer zu erwarten ist!
 

281. Wochenbericht 13.10. - 19.10.2008  

Route: Creel, Rocheachic, Creel

 
Indoorwäsche: Normalerweise waschen wir uns ja jeden Abend mit unserer Flaschendusche doch da es manchmal etwas kalt und windig ist haben wir nun eine neue Indoorwaschmöglichkeit eingeführt mit der wir schon mal für die kalten Wintermonate in den USA trainieren. Wir machen uns warmes Wasser und waschen uns dann mit dem Waschlappen einfach direkt im Zelt. :-)
 
Loch in der Lippe: Unser Benzinkocher macht seitdem wir in Kuba mal extrem schlechtes Benzin getankt haben immer wieder mal Zicken und verstopft. Um ihn zu reinigen muß man ein Kabel aus dem Benzinschlauch ziehen, doch wegen dem schlechen Benzin ist dieser oft wie festgeklebt. Nach dem Prinzip "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt" haben wir das Kabel zwar immer irgendwie rausbekommen, doch nach und nach fing das eine Ende an aufzuspleissen. Wir wollen die aufgespliessene Stelle mit Blei wieder zusammenlöten doch zunächst schmilzt der Kocher die Bierdose, auf der wir das Blei einschmelzen wollen, gemeinsam mit dem Blei ein. Aus irgendeinem Grund will das flüssige Blei sich jedoch nicht mit dem Kabel verbinden und bei einem letzten Versuch spritzt auf einmal ein flüssiger Bleibrocken direkt auf meine Lippe. Das heisse Blei brennt sofort ein Loch in meine Lippe, doch wir haben zum Glück kaltes Wasser griffbereit, in das ich meine Lippe direkt stecke, und können so schwerere Verbrennungen gerade noch verhindern. Nachdem ich meine Lippe eine halbe Stunde lag gekühlt habe kommt noch eine dicke Schicht Bepanthen drauf und so ist am nächsten Tag erstaunlicherweise kaum mehr was zu sehen.
 
Vuelta de Chihuahua: Wir erwarten Besuch von Ufo, unserem Homesupport und da wir bis zu seiner Ankunft noch ein paar Tage Zeit haben drehen wir eine kleine 265 Km lange Runde durch die Berge Chihuahuas rund um den Kupfercanyon. Das Land ist von Canyons stark zerfurcht uns so radeln wir stets entweder bergauf oder bergab, doch da alles mit Pinien bewaldet ist sieht man meistens erstaunlich wenig von der schönen Bergwelt.
 
Schlechte Wegstrecke: Die Strassen hier im Hinterland sind alles andere als gut. Kein Wunder also, daß wir am ersten Tag keinem einzigen Auto begegnen (erst in der Nacht höhren wir zweimal welche). Ständig geht es von einem Tal ins nächste und bei den steilen Abfahrten und Anstiegen ist bei der schlechten Wegstrecke oftmals sogar schieben angesagt! Der Staub ist extrem rutschig und so legen wir uns bei einer Abfahrt sogar auf die Nase (M. 2x, N. 1x). Landschaftlich ist es aber sehr schön.
 
Die Tarahumaras: Mehr als 50.000 Tarahumaras leben hier in dem weit verzweigtem Canyonsysytem rund um den Kupfercanyon. Viele Indigenas haben sich bis heute ihren traditionellen Lebensstil bewahrt und leben immer noch in Höhlen oder in sehr einfachen Holzhäussern. Während und kurz nach der Regenzeit wird die Wäsche im Fluß gewaschen und anschliessend über die Zäune zum Trocknen aufgehängt. Während die Frauen sehr farbenfrohe Kleider tragen treffen wir immer wieder Männer die anstatt Hosen lediglich ein weises Tuch um die Hüften gewickelt haben und einfache Schnürsandalen tragen. Am aufälligsten ist aber, daß sie auf uns extrem scheu wirken. Bergrüßt man sie mit einem freundlichem "Buenos Dias" erhält man bestenfalls als Antwort ein unverständliches gemurmel, meist jedoch nur Schweigen. Auch das fröhliche Winken, wenn man zu weit voneinander entfernt ist um sich zu begrüssen, scheint nicht Teil ihrer Kultur zu sein. Irritiert sind wir insbesondere als mehrmals Kinder panikartig von uns davonrennen, sobald sie uns schon von weitem sehen. Einmal kommen wir an einen Fluß, an dem gerade vier Kinder spielen. Die älteste (vielleicht 13 Jahre alt) ist schon unter einen Stacheldrahtzaun durchgeschlupft und bereits über alle Berge als die anderen Kinder (vielleicht 5-6 Jahre alt) kapieren was los ist. Als nächstes geht der sechsjährige Junge stiften und zurück bleiben die beiden fünfjährigen Mädchen. Wir sind mittlerweile 50m an den Fluß herangeradelt als das eine Mädchen einen seiner Schuhe verliert und schliesslich in seiner Verzweiflung den Schuh im Fluß läßt und barfuß flüchtet. Wir sammeln den Schuh im Fluß auf und hängen ihn gut sichtbar am Zaun auf und als wir schon ein paar Meter weiter die Strasse runter sind, entschliessen die beiden kleinen Mädchen das wir wohl keine wirkliche Gefahr sind und kommen langsam zurück. Wir fragen später in einem kleine Ort warum die Kinder der Tarahumaras so Angst vor uns haben und vor uns wegrennen und bekommen als Antwort nur: "So sind die Indios halt! Das machen sie bei uns auch immer, nur manchmal, wenn wir ihnen Süssigkeiten geben, sind sie nicht so scheu."
 
282. Wochenbericht 20.10. - 26.10.2008  

Route: Creel, Batopilas, Creel, Divisadero, Los Mochis
 
Hurra Besuch! Knapp fünf Jahre ist es nun her, das ich Ufo (der Freund, der für uns den Großteil der Ausrüstungsorganisation daheim macht und ohne den wir schon mehr als nur einmal komplett aufgeschmissen gewesen wären) bei seinem letzten Besuch in Ägypten gesehen habe. Nach zwei gescheiterten Versuchen uns in Neuseeland und Patagonien zu besuchen, hat es diesmal jedoch mit den Flügen geklappt! Neben der Freude Ufo wieder zu sehen ist für uns aber zugleich auch so etwas wie Vorweihnachten, dank der vielen neuen Sachen, die er uns mitgebracht hat. Highlight ist unser neuer eeePc mit dem wir nun versuchen werden unsere Internetseite neu zu gestalten, doch bis wir damit fertig sind wird es noch ein paar Monate dauern.
 
Valle de los Hongos: Gleich am Nachmittag geht es mit Ufo dann auch schon auf den Räder in einige nahegelegene Täler. Auf dem Weg zum Tal der Mönche passieren wir das Valle de los Hongos  (Tal der Pilze) und das Tal der Frösche sowie eine ehemalige Jesuitenkirche. Auf dem Rückweg kommen wir noch am Lago Arareko und dem Piedra del Elefante, dem Elefantenfelsen, vorbei, bevor wir rechtzeitig zum Abendessen wieder zurück in unserem Hostel sind.
 
Immer nur bergab nach Batopilas: Nachdem wir Ufo nun schon mal hier haben wollen wir ihm natürlich zeigen, wie es so ist mit dem Fahrrad zu reisen und haben ihn so zu einer "kleinen" Zweitagestour (140 Km) überredet. Die Gegend hier ist bergig und so gilt es natürlich auch einige Höhenmeter zu bewältigen, wobei knapp über die Hälfte der Strecke zumindest geteert ist. Da es Ufo war, der mich vor 9 1/2 Jahren zum Mountainbiken gebracht hat (übrigens auf dem Fahrrad das heute Nadine fährt und das damals noch Ufo gehörte) sind für ihn die 1500m Anstieg auf etwa 80 Km der ersten Tagesetappe kein wirkliches Problem. Zu schaffen macht ihm jedoch die immer noch starke Sonne, die hier unweit des nördlichen Wendekreises auf über 2000m selbst im Herbst noch erbarmunglos brennen kann. Besonders hart ist natürlich, daß der lang ersehnte Laden der nach 74 Km kommen sollte dummerweise gerade geschlossen ist, doch zu Glück finden wir ein paar Kilometer weiter bei einem Krankenhaus "mitten im Nichts" noch einen kleinen Kekse und Getränkeladen. Mit Softdrinks frisch ausgestattet schnappen wir uns den nächsten Zeltplatz und nachdem das Lagerfeuer irgendwann runtergebrannt ist verkriechen wir uns in unsere Schlafsäcke.
 
La Bufa: Endlich erreichen wir den Punkt wo es erst einmal nur bergab geht. Über unzählige Serpentinen windet sich der Weg mit einer grandiosen Aussicht hinunter in die Barranca de Batopilas.
 
Abkühlung: Je tiefer wir ins Tal rollen umso heisser wird es und so kommt der Rio Batopilas mehr als nur wie gerufen! Nicht einmal die Zeit um sich seiner verschwitzten Klamotten zu erledigen nimmt sich Ufo und stürzt sich direkt in die erfrischenden Fluten!
 
Luxushotel und Rückreise: Obwohl einige Einheimische mehrmals beteuern, daß es nur noch bergab gehen würde haben wir immerhin 735 Höhenmeter Anstieg auf unserem Höhenmesser stehen, als wir bei Sonnenuntergang in Batopilas ankommen. Bereits 2 Km vor Batopilas werden wir von den Besitzern eines Hotels abgefangen, und da Ufo sofort von dem sehr schönen und rustikalen Hotel angetan ist (und auch anbot, daß wir ebenfalls in dem von ihm schon bezahlten Zimmer nächtigen könnten :-) ) sind wir gleich hier geblieben. Lediglich zum Abendessen müssen wir nochmal vier Kilometer in den Ort radeln wo eine nette Familie extra nochmal für uns ihr Restaurant öffnet obwohl eigentlich überall schon die Bordsteine hochgeklappt sind. Kurz vor 5 Uhr am nächsten Morgen verladen wir unsere Räder dann auf den Dachgepäckträger eines Vans (eine Art VW Bus), da der normal Bus wegen eines Erdrutsches momentan nicht nach Batopilas fahren kann. Fünf Stunden dauert die 140 Km lange Rückfahrt auf der holprigen Strecke und Nadine, der ja bei sowas prinzipiell leicht schlecht wird, findet gerade noch rechtzeitig eine halbleere Chipstüte um das Frühstück wieder von sich zu geben. Doch auch meiner rechten Nachbarin ist die Fahrt zu wild und so sitze ich eingekeilt zwischen zwei sich übergebenden Mädels. Was für eine Fahrt!
 
Barranca del Cobre: Am Divisadero befindet sich die einzige Stelle an der man auf der Zugfahrt von den Bergen an die Pazifikküste in die berühmte Barranca del Cobre (Kupfercanyon) schauen kann. Die 15 Minuten die der Zug hier anhält sind uns jedoch viel zu wenig, und so reisen wir schon am Vortag mit dem Bus an. Wir suchen uns ein schönes stilles Plätzchen (während Ufo die Zeit nutzt um beim Bildermachen umzuknicken und sich dabei übel die Bänder dehnt) und bauen schließlich direkt am Canyonrand unsere Zelte auf. Der Blick von den teilweise freistehenden Felstürmen hinunter in die 1700m tiefe Schlucht ist absolut atemberaubend, auch wenn mir dabei verständlicherweise etwas schwindelig wird. Ufo liebt Lagerfeuer und so sind schnell ein paar Äste zusammengesammelt und ein gemütliches Feuerchen entzündet, an dem wir uns bis mitten in die Nacht hinein unter freiem Sternenhimmel unterhalten.
 
Zugabenteuer: Nach dem gescheierten Versuch Jimmy, einem mexikanischen Studenten den wir in Creel getroffen haben, unsere Fahrräder mitzugeben probieren wir am nächsten Tag erneut unser Glück am Divisadero. Kaum war der letzte Passagier ausgestiegen um einen kurzen Blick in den Canyon zu werfen tragen wir unsere Räder auch schon in den Zug. Doch unser Glück ist nur von kurzer Dauer, denn der Zugchef hat uns schon erspäht. "Nein hier im Erste-Klasse-Zug könnte man Fahrräder auf keinen Fall mitnehmen! Allenfalls im Zweite-Klasse-Zug, der in frühestens einer Stunde kommen würde.." Auch daß wir mit dem Zweite-Klasse-Zug unsere anschließende Fährverbindung verpassen würden beeindruckt den Chefschaffner jedoch kein bisschen, und so müssen wir unsere Räder wieder ausladen! Wer wagt gewinnt denke ich mir und so gehen wir mit unseren Rädern vor zu den Lockführern. Ich sehe uns schon den Zug und folglich auch unsere Fährverbindung verpassen, was für Ufo natürlich ein verlorener Urlaubstag wäre, doch nachdem die Lokführer erst etwas beratschlagen meinen sie schließlich, daß wir die Räder auf die Lok laden können, wenn wir sie ganz klein machen. Während mir ein riesiger Stein vom Herzen fällt baue ich kurzerhand noch die Vorderräder aus (die Lenker waren schon quergestellt und die Pedale ebenfalls ab) und wuchte sie mit Nadine auf die Diesellok. Ich bin gerade dabei unsere Fahrräder mit allen verfügbaren Spanngurten am Geländer festzumachen als der schwergewichtige Zugchef mich erspäht und wutschnaubend angedampft kommt. Opfer seiner Wut werden jedoch leider die beiden freundlichen Lokführer von denen er sich vermutlich in seiner Autorität untergraben fühlt. Mich würdigt er keines Blickes und nachdem die Zeit zum Abladen bereits zu knapp ist zieht er wieder ab. Ich habe gerade noch die Räder an der Lok angesperrt (vor 2 Wochen wurden 2 Fahrräder aus dem Zug geklaut) als mir die Lokführer signalisieren, daß es jetzt weiter geht. In der Eile schnell noch von der Lock runterzukommen merke ich dann auch gar nicht, daß ich mir dabei sowohl die Hose als auch mein Hemd zerreise. Ufo hat inzwischen trotz seines verletzten Fußes unser gesamtes Gepäck eingeladen. Eigentlich erwarten wir nun einen mehr als nur frostigen Zugchef als wir unsere Tickets lösen wollen, doch wieder erwarten ist er recht freundlich (vermutlich weil am nächsten Bahnhof Schichtwechsel ist und er dann Feierabend hat). Die Zugfahrt die uns nun von über 2200m durch mehrere atemberaubende Canyons bis hinunter ans Meer führt ist nach der ganzen Aufregung die reinste Erholung und als wir schließlich um 21:40 im Bahnhof einfahren bleiben uns noch ganze 40 Minuten um die 20 Km bis zum Hafen zurückzulegen! Der Adrenalinspiegel steigt wieder.
 
283. Wochenbericht 27.10. - 03.11.2008  

Route: La Paz, Loreto
 
Fährüberfahrt: Eigentlich wollte uns Jimmy mit seinem Pickup vom Bahnhof zum Hafen bringen, doch obwohl der Zug mit ordentlich Verspätung ankommt ist von Jimmy weit und breit keine Spur zu sehen. Uns zerrinnt die Zeit zwischen den Fingern und als er dann endlich ankommt hat er anstatt des grossen Pickups nur einen kleinen Kompaktwagen (wie Ford Fiesta). Also nehmen wir uns kurzerhand noch ein Taxi und rasen Richtung Hafen, wo wir nur 5 Minuten bevor der Ticketschalter schließt ankommen. Die schwühlwarme Luft hier unten am Meer ist quasi zum schneiden und so verbringen wir noch lange Zeit an Deck bevor wir uns auf die Stühle im Schiff zurückziehen um dort eine ungemütliche kurze Nacht zu verbringen. Kurz nach Sonnenaufgang kommen wir dann in La Paz auf der Baja California an.
 
Seekajaktour: Dank des warmen Klimas und der herrlichen Küstenlinie ist die Baja California bei Seekajakfahrern sehr beliebt und da wir schon mal da sind wollen wir natürlich auch aufs Wasser. Ufo leiht sich ein Seekajak und handelt auch noch einen sehr guten Preis für den Shuttleservice aus und so werden wir von einem Motorboot bis zur Isla Partida gebracht. Nachdem wir unsere Packrafts aufgepumpt und alles Gepäck verstaut haben stechen wir zu unser zweitägigen kleinen Tour in See. Erstes Ziel: Die kleine Inselgruppe Los Islotes, den dort soll es eine Seelöwenkolonie geben. Es ist heute ordentlich windig und daher das Meer ziemlich aufgepeitscht mit zuweilen 1m hohen Wellen. Für Ufo in seinem schnittigen Seekajak stellt das natürlich keinerlei Problem dar, doch wir müssen in unseren Packrafts stramm paddeln um gegen Wind und Wellen anzukommen, doch auch hier bewähren sich unsere Packrafts wieder unerwartet gut.
 
Schwimmen mit Seelöwen: Seelöwenkolonien kennen wir ja schon aus Australien, Neuseeland und Patagonien, doch dort war das Wasser immer viiiieeel zu kalt zum schwimmen und schnorcheln. Nicht so hier, und obwohl Ufo ernsthaft besorgt ist nie wieder zurück in sein Seekajak zu kommen gelingt es mir letztendlich doch die Boote anzubinden und ihn ins Wasser zu locken. So ein Seelöwe ist ja auch schon an Land imposant, doch wenn sie dann neben einem durchs Wasser gleiten ist das nochmal um Welten besser. Ufo hat eine Schwimmbrille mitgebracht und so können wir die Seelöwen sogar beim spielen und kämpfen unter Wasser beobachten. Das Unerwassergehäuse von Ufos Kamera ist jedoch nicht ganz so wasserdicht wie erwartet was letztendlich der Kamera den garaus macht. 
 
Sonnenuntergang: Insbesondere bei Sonnenuntergang wird das Spiel der Farben zwischen dem dunkeblauem Meer und den rötlichen Felsen zum Naturschauspiel. Wir haben jedoch strammen Gegenwind und anstatt unzählige Photos zu machen müssen wir uns ordentlich ins Zeug legen um noch vor Einbruch der Nacht am Strand anzukommen.
 
Trockenfisch: Dieser Fisch hat anscheinend die herannahende Ebbe zu spät bemerkt und es nicht mehr ins rettende tiefe Wasser geschafft. Die Sonne hier unweit der Tropen kann extrem stark sein und so vergammelte dieser Fisch nicht sondern wurde quasi schockgetrocknet!
 
Zweiter Paddeltag: Am zweiten Paddeltag geht es dann weiter zur Isla Spiritus Santos. Bereits in der ersten Bucht treffen wir auf ein amerikanisches Pärchen die uns, bzw. besser gesagt Nadine auch prompt zum Frühstück (Pfannekuchen und Kaffe) einladen. Während immer wieder Pelikane dicht an uns und nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche vorbeigleiten oder auf Fischbeutezügen kopfüber ins Meer stürzen paddeln wir an den skurilsten Felsformationen vorbei. Es ist schon unglaublich was Mutter Natur sich manchmal so einfallen läßt um uns zu beeindrucken. Das Meer ist heute relativ ruhig und so kommen wir am frühen Nachmittag an unserem Zielstrand an wo wir kurz darauf dann auch schon mit dem Motorboot wieder abgeholt werden.
 
Abschied: Die Zeit rast und ehe wir uns versehen ist Ufos Urlaub auch schon wieder vorüber. Ein kleinwenig kommen Nadine sogar die Tränen, als uns Ufo zum Abschied noch eine kleine aber feine Digitalkamera schenkt, die er hier im Supermarkt "zufällig" entdeckt hat. Doch viel Zeit für Sentimantalitäten bleibt uns nicht, den so ein Flieger wartet halt nicht. Kaum war Ufo mit seinem Taxi um die Ecke gebogen sasen wir sicherlich erst einmal wie bedeppert auf dem Mäuerchen vor dem Hotel und liesen, nachdem wir uns wieder an die Zweisamkeit gewöhnt hatten, Ufos Besuch nochmal Revue passieren. Nochmal vielen herzlichen Dank an Ufo für seinen Besuch, seine unzähligen Mitbringsel und die vielen Anregungen!
 

284. Wochenbericht 03.11. - 09.11.2008  

Route: Loreto, Mulege, Santa Rosalita

 
Baja California: Unser letzter Abschnitt in Mexiko führt uns nun 1500 Km lang über die Baja California in die USA. 1500 Km auf einer relativ schmalen Landzunge zwischen Pazifik und dem Mar Cortes, durch karge Bergwelten, einsame Wüsten mit Kakteen, idyllischen Buchten und vorbei an einigen quirligen Touristenorten. Einziger Wehmutstropfen: Der Wind kommt in den Wintermonaten für gewöhnlich aus nördlichen Richtungen, was für uns Gegenwind bedeutet.
 
Kakteen: Nachdem unser Reiseführer immer von diversen mexikanische Wüsten spricht durch die wir anscheinend radeln würde haben wir erwartet viele Kakteen zu sehen, doch bis auf ein paar vereinzelte Tunas (die Kakteen die aussehen als wären sie aus einzelnen Gliedern zusammengesetzt und aus denen man einen Salat machen kann) haben wir quasi keine gesehen. Anders jedoch nun hier auf der Baja California. Am eindrucksvollsten sind natürlich die riesigen meterhohen Cadrunas, die ein bißchen an einen alten Kerzenständer erinnern. Wenn sie jedoch diese Größe erreicht haben haben die Cadrunas keine Stacheln mehr, doch die brauchen sie dann auch nicht mehr.
 
Paddeltour: In der Bahia Conception machen wir einen kleinen Paddelausflug. Die Bucht ist fest in der Hand von amerikanischen "Zugvögeln", denen es daheim zu kalt ist und die für die Wintermonate hier in ihre Strandhäusser ziehen. Wir können unsere Räder vor dem Haus eines älteren amerikanischen Ehepaares lassen, das gerade dabei ist den Frühjahrsputz zu machen. Vom Strand geht es zunächst einmal zur Isla San Ramon, die die Heimat vieler Pelikane, Möven und Kakteen ist. Der Wind frischt gerade langsam auf und so paddeln wir direkt weiter zu Isla Piedrita. Auf halber Strecke wird der Wind auf einmal recht stramm und wir müssen ganz schön kämpfen, bis wir nach einer Inselumrundung schließlich an einem kleinen Sandstrand anladen können. Der Wind bläst nun schon ziemlich ordentlich und da unsere Boote ja recht windempfindlich sind entschliessen wir uns lieber doch nicht zu den Inseln Isla Cueva und Isla Liebre zu paddeln. Wir machen uns auf den Rückweg und da der Wind nun immer stärker bläst sind wir froh uns richtig entschieden zu haben. Statt also die beiden anderen Inseln zu sehen erkunden wir nochmal ganz genau die Isla San Ramon und insbesondere einige Pelikane, die sich von uns keineswegs beeindrucken lassen, haben es uns angetan. Schließlich paddeln wir dann aber doch wieder zurück zu unseren Rädern und da uns das Ehepaar sogar anbietet ihren Gartenschlauch zu nutzen können wir unsere Boote auch wieder komplett vom Salzwasser befreien, bevor wir uns auf den Weiterweg machen.
 
Mantarochen Friedhof: Keine Ahnung warum hier auf der kleinen Insel Isla Piedrita auf einmal überall die Überreste von toten Mantarochen rumliegen. Schaut fast irgendwie nach kollektivem Selbstmord aus!
 
Erfolgreicher Tankstellenbesuch: Wir sind gerade an einer Tankstelle um unsere Wasservorräte aufzufüllen und da es auch Toiletten gibt verschwindet Nadine schnell darin um auch unsere Wäsche zu waschen. Währendessen werde ich von dem Vertreter einer Brillenfirma angesprochen. Nadine ist gerade wieder zurück als uns der Brillenvertreter unbedingt je eine Sonnenbrille schenken will, doch da wir zwar Brillen haben die wir jedoch nie benutzen lehnen wir dankend ab. Nun wird Nadine von Richard, einem Amerikaner, angesprochen. Er ist ganz interessiert an unserer Reise und da er gerade zusammen mit Jutta, einer in Frankreich lebenden Deutschen, Urlaub macht, werden wir ihr natürlich ebenfalls vorgestellt. Während wir gerade so mit Brillenvertreter (auf Spanisch), Richard (auf Englisch) und Jutta (auf Deutsch) im Gespräch sind kommt auf einmal der Tankstellenbesitzer und schenkt uns zwei Schlüsselanhänger. Richard lebt eigentlich in San Franzisco und so lädt er uns ein ihn doch dort zu besuchen, doch, nach kurzer Rücksprache meint er wir könnten natürlich auch schon mal gleich hier bei ihnen in ihrem Ferienhäuschen übernachten. Die beiden sind gerade auf dem Weg zu einer schönen Badebucht und so bekommen wir eine Wegbeschreibung und verabreden uns für den Nachmittag. Es ist mittlerweile schon sehr heiß und so kaufen wir uns noch schnell eine Cola. Dabei werden wir jedoch von dem Brillenvertreter abgefangen, der gerade in der Tankstelle ein Brillenregal einräumt und da wir schon keine Brillen wollten kauft er uns kurzerhand noch vier Snickers! Bevor vor lauter Einladungen und Geschenken unsere Fahrräder wegen Übergewicht zusammenbrechen machen wir uns nun aber lieber auf die Weiterfahrt.
 
Übernachtung bei Richard und Jutta: Nachdem wir den Tag in Muleche verbracht haben, und dabei sogar Martins Hinterradfelge in einem Radladen austauschen lassen konnten (sie war nach mittlerweile 73000 Km innenaufgebrochen), radeln wir am späten Nachmittag zu Richard und Jutta. Die beiden haben sich für ihren zweiwöchigen Urlaub ein Häusche gemietet um dann von hier aus die Gegend zu erkuden. Wir lernen von den beiden ein amerikanisches Kartenspiel, doch da Nadine das Spiel schon von ihrer Schwester gelernt hatte hat sie uns natuerlich übel abgezockt. In dem Haus gibt es nur ein Schlafzimmer und so verbringen wir die Nacht auf zwei herrlichen Gartenliegen im Innenhof. Ich nutze die Gelegenheit einen Stromanschluß zu haben und verbringe die halbe Nacht damit uns eine neue Internetseite zu basteln, wobei ich aber nur mühsam Fortschritte mache. Lediglich einige Moskitos haben es sich zur Aufgabe gemacht uns die ganze Nacht über zu transalieren, doch man kann halt nicht alles haben.
 
285. Wochenbericht 10.11. - 16.11.2008  

Route: Santa Rosalita, San Ignatio, Guerrero Negro
 
Zwei Tandems: Von Birte und Ingo, zwei deutschen die mit ihrem Campervan auf dem Weg nach Südamerika sind, haben wir von einer australischen Radelfamilie gehört, die ein paar Kilometer weiter gerade Haussitting macht. Wir wollen zumindest mal kurz vorbeischauen und "Hallo" sagen, so wie wir es eigentlich bei allen Radlern machen die wir treffen, doch ehe wir uns versehen sind wir auch schon in einem leeren Zimmer untergebracht. Michael und Ciska kommen eigentlich aus Holland und haben bereits die halbe Welt in den 80ern mit ihren Fahrrädern unsicher gemacht. Schließlich haben sie sich dann aber in Australien niedergelassen. Mit ihren beiden Söhnen Jessy (12) und Sammy (10) sind sie die letzten Jahre in einem grossen Wohnmobil lebend durch Australien gezogen. Eigentlich ein Leben von dem viele Kinder nur träumen können, doch Anfang dieses Jahres haben die beiden Jungs ihren Eltern dann schließlich die Pistole auf die Brust gesetzt: "Ihr erzählt uns hier andauernd von eueren Fahrradabenteuern und wir müssen hier mit dem lahmen Wohnmobil durch die Gegend reisen. Das wird uns jetzt auch schon langsam ganz schön langweilig. Wir wollen jetzt auch endlich mal was richtig abenteuerliches machen und mit euch mit den Fahrrädern reisen." Das war dieses Jahr im März und ein paar Monate später wurde in Australien einfach alles verkauft und mit einem Abstecher in Südostasien in die USA geflogen. In den USA haben sie sich dann zwei Tandems zusammenbauen lassen, sich mit dem nötigen Equipment eingedeckt und dann ging es auch schon los. Zwei Jahre soll ihre Radreise nach Patagonien dauern, und so mancher Lehrer wird sich nun sicherlich die Frage stellen, ob die Jungs denn nicht in die Schule müssen. Klar müssen sie das, doch in Australien ist Homescooling nichts ungewöhnliches (haben Jessy und Sammy auch schon in Australien gemacht). Wie viele Kinder im Outback Australiens so werden auch Jessy und Sammy von ihren Eltern unterrichtet. Von der Schule werden sie mit Unterrichtsmaterial eingedeckt und alle zwei Wochen werden ihre Lernerfolge getestet. Noch schleppen die Beiden also viele schwere Bücher mit herum, doch bald ist das ganze Homescooling System komplett auf den Computer umgestellt. Um den schulischen Anforderungen gerecht zu werden radeln Michael, Ciska, Jessy und Sammy jede Woche auch nur etwa 200 Km. Der Rest wird mit büffeln verbracht.
 
Skorpion: Das die Australier eine Vorliebe für ungewöhnliche Tiere (Schlangen, Spinnen, usw.)  haben wussten wir ja bereits, aber als wir einen Skorpion in der Küche gefunden haben sind sogar unsere australischen Freunde der Meinung, das man den doch besser wieder nach draussen bringen sollte. Also habe ich den Skorpion zusammen mit Michael schnell eingefangen und in den Garten gebracht.
 
Liegeradfamilie: Radfahrende Familien scheinen nun langsam wirklich in Mode zu kommen. Während wir in den ersten 4,5 Jahren gerade mal eine radelnde Familie in Kambodscha getroffen haben kommen wir allein auf 4 Familien im letzten Jahr! Diese französische Familie radelt mit Liegeräder und hat für ihr jüngstes Mitglied einen Fahrradanhänger in dem die Kleine entweder gemütlich sitzen und spielen oder mittrampeln kann. Der Fahrradanhänger verfügt sogar über eine eigene Gangschaltung und bei Bedarf kann man den Anhänger sogar noch abkoppeln, ein Vorderrad einbauen und schon hat man ein eigenständiges Liegerad (von Hase Spezialraeder aus Deutschland). Mal sehen wo die Strasse die drei auf ihrer einjährigen Reise so hinführt!
 
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind: Hier auf der Baja California wehen in den Wintermonaten (Nov-Mai) zuweilen starke Nordwinde, was für uns natürlich Gegenwind bedeutet.Glücklicherweise setzt der Wind meist erst am frühen Mittag ein, so daß wir, wenn wir früh aufstehen, bereits 40-50 Km radeln können bevor der Spaß vorbei ist. Mittags machen wir meist  eine ausgiebige Pause um am Nachmittag nochmals für ca. 2 Stunden gegen den Wind anzukämpfen, bevor wir um 16.30 Uhr eh aufhören müssen, da es um 17.00 Uhr bereits stockfinstere Nacht ist.
 
Boojum Baum: Wahrscheinlich die ungewöhnlichste Pflanze auf der Baja California, denn dieser Baum verliert in der Trockenzeit seine Blätter und läßt sie nach ein paar Regentagen neu wachsen. Er sieht aus wie eine umgedrehte Karotte mit ein paar fingerdicken Zweigen. Die Bäume werden bis zu 20 Meter. hoch.
 
Martins liebe zu den Kakteen: Martin ist von den hier überall wachsende Riesenkakteen (einige sind bestimmt 15-20 Meter hoch) total begeister, und so schleicht er bei jeder Gelegenheit zwischen ihnen herum und macht Fotos aus allen nur erdenklichen Positionen. Oft ist er dabei aber so konzentriert, daß er ganz vergißt wo er ist und schon steckt ein Kaktusstachel in seinem Hintern (weil er den beim in die Hocke gehen zu weit nach hinten gestreckt hat), oder man höhrt ihn aufschreien, da er in einen kleinen Kaktus reingetreten ist oder ausversehen einen getreift hat und seine komplette Hose sowie T-Shirt mit feinen Stacheln gespickt sind.
 
286. Wochenbericht 16.11. - 23.11.2008

Route: Guerrero Negro, San Quintin
 
Achtung dicht besiedelt! Zwischen Guerrero Negro und San Quintin kommt eine sehr dünn besiedelte Strecke von 350 km. Laut Karte gibt es nur 3 Orte unterwegs, welche nach unseren Erfahrungen aber nicht zwingend in der Realität existieren müssen. Wir kaufen also nochmals kräfig ein und füllen all unsere Wasservoräte auf, bevor wir uns auf den Weg machen. Den ersten eingezeichneten Orte gibt es dann auch wie erwatet nicht, doch einige Kilometer weiter kommt ein Restaurant wo wir 1 Gallone Wasser im Kanister kaufen können. Insegsammt gab es dann auf der gesamten Strecke von 350 km zwei Orte (jmit vielleicht 10 und 50 Häuser), 2 Caravanparks, einen kleinen Laden, eine Polizeistation sowie ein Restaurant.
 
Rodeo: Mitten in einer Buschwüste auf einer kleinen Ranch ist ein noch kleinerer Rodeplatz und als wir ankommen sind wir die einzigen Gäste des grossen Rodeos von San Quintin. Eigentlich sollte das Rodeo ja bereits um 13.00Uhr beginnen, doch da die ersten Cowboys erst um 13.30 Uhr zusammen mit einigen weiteren Gästen eintrafen wurde daraus leider nichts. Aber kaum waren sie da, ging es auch schon los. Nicht mit dem Rodeo, aber mit einer amüsanten Show: 4 Cowboys auf Pferden versuchen verzweifelt eine Herde Rinder von der Weide in die Rodearena zu treiben. Erfolglos, und nach einer guten viertel Stunde geben sie dann auf und lassen die Rinder von dannen ziehen.
 
Stierreiten: Zuerst wir jeweils ein Stier in eine Box getrieben. Dort bekommt er dann einen Lederriemen um den Rumpf geschnürt, (an dem sich der rodeoreiter festhalten kann) und bei einigen wurden dann noch ein Riemen um die Hoden gelegt um sie wilder zu machen. Dann steigt ein junger Cowboy auf den Stieg und wenige Sekunden später öffnet sich das Gitter zur Arena. Was dann passiert ist stark abhängig vom Stier. Manche sind so wild, daß sie ihren Cowboy direkt abwerfen, andere sind eher gelangweilt und laufen gemütlich zurück zu ihren Artgenossen die in einem gehege stehen, und ganz andere wollen sich erst gar nicht bewegen.
 
Hengstreiten: Das gleiche Spektakel wird natürlich auch mit uneingerittenen Hengsten durchgeführt.
 
Vorbereitung: Die Vorbereitung mit dem Reintreiben der Stiere in die Boxen dauert somit wesentlich länger als das eigentlich Rodeo, denn die Stiere wehren sich so gut sie können. Oft müssen sie mit Hilfe von zwei Pferden hineingezogen werden und machmal schiebt eine weiterer Cowboy auf seinem Perd mit diesem sogar noch den Stier von hinten an. Endlich in der Box ist einer der Stiere so verstört, daß er seinen Kopf durch die Absperrungsstäbe steckt und dort dann so festklemmt, daß die Cowboys jetzt alle Mühe haben ihn da wieder raus zu bekommen.
 
Toilettenpapier- NEIN DANKE!! Es liegt uns eigentlich schon lange auf dem Herzen zu dem Thema mal was zu schrieben, aber irgendwie haben wir es immer wieder vergessen und wurden hier auf der Baja California traurigerweise sehr oft an das Thema wieder erinnert. Viele glauben, daß Toilettenpapier sich schnell in Wohlgefallen auflöst und verrottet, doch das ist falsch!! Es fliegt eher durch die Gegend und bleibt dann an irgendeinem Baum hängen oder wird von Regen aufgeweicht und sieht dann fast noch unschöner aus, und bleibt ewig liegen.
 
Toilettengang richtig: Also hier ein heissen Tip, den wir jedem ans Herz legen wollen der in freier Natur mal ein dringendes Bedürfnis hat: 1. Ein kleines etwa ca.10 Zentimeter tiefes Loch graben. 2. Sein Geschäft machen. 3. Toilettenpapier mit ins Loch legen. 4. Toilettenpapier anzünden und warten bis es verbrannt ist 5. Loch wieder zuschaufeln. 6. Fertig und keiner sieht und riecht was!!!
 

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