INDONESIEN: 11.04. - 05.06.2005

Distanz: 2485 Km    Höhenmeter: 13765m
 

Route: Sumatra (Belawan, Medan, Bukit Lawang, Medan, Berastagi, Parapat, Tuk Tuk, Tarutung, Bukittinggi, Lake Manijau, Padang), Java (Jakarta, Yogyakarta, Borobudur, Yogyakarta, Solo, Cemoro Lawang (Mt. Bromo), Bayuwangi), Bali (Lovina, Tulamben, Padangbai), Lombok (Lembar, Marakan, Gilli Air, Senaru, Mt. Rinjani, Matabar, Lembar), Bali (Ubbud, Denpasar, Kuta)

 
Vorwort: Radfahren ist wirklich nicht die optimal Fortbewegungsart für Indonesien. Zum einen ist Indonesien viel zu groß für das zweimonatige Visum, und zum anderen ist der Straßenverkehr nicht gerade ungefährlich. Insgesamt hatten wir in Indonesien zwei Unfälle, abgesehen von den vielen "beinahe Unfällen". Indonesien ist bis jetzt auch nach dem Stadtstaat Singapur das einzige Land, in dem wir (bis auf eine Ausnahme in einem Nationalpark) nicht gezeltet haben. Wir fühlten uns insbesondere in Sumatra unwohl. Dort wurden wir dreimal von Jugendlichen mit Steinen beworfen und teilweise 20 mal täglich schrie man uns "Fuck you" hinterher. Überraschenderweise waren diesmal die Indonesier in den Touristenorten aber wesentlich freundlicher als im Rest des Landes (normalerweise umgekehrt). Zum Glück waren die Bewohner von Java, Bali und Lombok jedoch wieder recht freundlich, so daß wir die Zeit trotzdem genossen haben. Landschaftlich, ist Indonesien, insbesondere die Vulkane, übrigens absolut sehenswert.
 
Schiffspassage: Bereits 2 Tage vor unserer Überfahrt von Malaysia nach Sumatra hatten wir uns bereits nach der Mitnahmemöglichkeit für unsere Fahrräder erkundigt. Im Büro der Schiffahrtsgesellschaft erfuhren wir, daß Fahrräder problemlos mitgenommen werden können und sogar nichts extra kosten. Wir hatten gerade bis auf das Fährticket unser letztes Geld ausgegeben und erfuhren nun, daß die Fahrräder je Bike nochmal 10 RM (2,-€) kosten sollten die beim Beladen des Schiffes zu entrichten seien. Normal kein Problem, doch wir hatten nun kein Geld mehr! Schließlich hatte der Ticketverkäufer Mitleid mit uns und gab uns (vermutlich von der Provision des Ticketverkaufes) je 10 RM zurück. Am Schiff angekommen wollten die Belader auf einmal 20 RM pro Bike haben, doch nachdem wir ihnen glaubhaft versichern konnten, daß wir wirklich nur noch 10 RM übrig hatten wurden die Bikes aufs Schiff verladen. Die Indonesier, die mit uns auf dem Schiff waren, haben vermutlich alle einen Großeinkauf in Malaysia hinter sich. Ein Karton nach dem anderen mit TV und Stereoanlage wurde aufs Schiff geladen. Eigentlich ein Wunder, daß sie beim Ausladen alle wieder ihren rechtmäßigen Besitzer gefunden haben.
 
Medan: Von der Hafenstadt Belawan ging es dann noch 20 Km nach Medan, der größten Stadt auf Sumatra. Medan selbst ist eine charakterlose Industriestadt ohne Charme. Unsere Guesthouse lag direkt neben einer großen Moschee mit riesigen Lautsprechern und so hatten wir ständig Unterhaltungsmusik. Normalerweise singt der Muhezin nur während der 5 täglichen Gebetszeiten, doch hier war fast den ganzen Tag jemand am singen. Witzigerweise hörten wir zwischendurch sogar mal irgendwo Kirchenglocken läuten.
 
Bukit Lawang: Von Medan radelten wir auf mehr oder minder stark befahrenen Straßen 95 Km weit nach Bukit Lawang. Nervigerweise hatten wir bereits auf den letzten 25 Km ständig irgendwelche Guides um uns, die uns ein Guesthouse oder eine Dschungletour vermitteln wollten. Bei 35°C und 100% Luftfeuchtigkeit in hügeligem Gelände hatten wir jedoch eigentlich andere Probleme als uns noch mit Guides auseinander zu setzen. Unter großen Mühen gelang es uns dann endlich in Bukit Lawang alle Guides abzuschütteln, um uns alleine auf Guesthousesuche zu begeben. Nachdem Bukit Lawang 2003 von einer großen Überschwemmung heimgesucht worden war, gab es viele Guesthouses einfach nicht mehr. Letztendlich konnten wir ein sehr nettes Gusethouse finden, mußten dafür jedoch mit unseren Fahrrädern eine wackelige Hängebrücke überqueren. Natürlich wurden wir auch hier von den Guides und Souvenierverkäufern ausfindig gemacht und so erfuhren wir nach und nach von dem tragischen Schicksal des Ortes. Man hatte illegal Wald abgeholzt und durch die Erosion wurde dann eine Flut ausgelöst, die viele Wohnhäuser und Guesthouses einfach weggeschwemmt hat. Viele sind in den Fluten umgekommen oder haben ihre gesamt Existenz verloren. Nachdem so die Touristensaison 2004 schon sehr schlecht gelaufen war, man war überwiegend mit Aufräumarbeiten beschäftigt, sorgte daß Erdbeben und der Tsunami im Dezember 2004 für einen weiteres Ausbleiben von Touristen, obwohl man selbst nicht betroffen war. Vor allem die vielen Nachbeben, die es in den letzten Monaten gegeben hatte haben dazu geführt, daß nahezu keine Touristen mehr nach Sumatra und somit nach Bukit Lawang fahren. Schon jetzt ist die wirtschaftliche Existenz von vielen Familien mehr als nur bedroht, doch wenn auch weiterhin die Touristen ausbleiben wird sich die Lage noch dramatisch verschlechtern, auch wenn die Regierung gerade dabei ist neue Wohnungen zu bauen.
 
Orang Utan Zentrum: Haupttouristenattraktion von Bukit Lawang ist das dort ansässige Bohorok Oran-utan Rebabilitaion Centre. Bereits im Zentrum konnten wir die beiden ersten "wilden" Orang Utan Mamas bewundern, die dort ausgelassen mit ihrem Kind herumtobten. Vom Zentrum aus ging es dann ein paar hundert Meter weit bergauf in den Dschungel. Mitten im Pflanzengewirr waren dort ein paar Bretter zu einer Plattform zusammengenagelt worden: die Fütterungsplattform. Wir brauchten nicht lange zu warten, denn nach wenigen Minuten kamen bereits die ersten Urang Utan Mamas mit ihrem Nachwuchs angeschwungen (insgesamt kamen 4 Mamas mit Nachwuchs und 2 einzelne Orang Utans), um sich von den Rangern mit ein paar Bananen und fettfreier Milch füttern zu lassen. Für uns war es absolut faszinierend, zu sehen mit welcher Sicherheit und Eleganz sich die Orang Utans von Ast zu Ast und von Baum zu Baum schwingen. Auch wenn die Orang Utans keinerlei Geräusche von sich gegeben haben, selbst beim klettern in den Bäumen waren sie nahezu lautlos, hatten sie doch sehr menschliche Züge. Gerade die Art sich zu bewegen, oder die Mimik wenn sie auf irgendetwas reagierten fanden wir sehr witzig. Besonders spaßig, war die Reaktion der Orang Utans, als es keine Bananen mehr gab. Erst als dir Ranger sie in den leeren Rucksack haben schauen lassen waren sie bereit zu glauben, daß alle Bananen bereits verfüttert waren.
 

Berastagi: Von Bukit Lawang mußten wir zunächst wieder zurück nach Medan um von dort aus weiter nach Berastagi zu Radeln. Berastagi liegt auf 1400m Höhe am Fuße der Vulkane Mt. Sinagung und Mt. Sibayak. Wir hatten befürchtet, daß es eine extrem schwere Etappe werden würde (heiß, hohe Luftfeuchtigkeit und steile Anstiege und starker Verkehr), doch irgendwie ging es besser als erwartet. Wir schwitzten zwar so stark, daß zum ersten mal seit Reisebeginn sogar das Innenleder meiner Radhose komplett naß war, doch ansonsten ging es besser als erwartet. Nach 6 Stunden hatten wir die 65 Km lange Etappe mit ihren insgesamt 1445 Höhenmetern bewältigt. Gerade noch rechtzeitig, bevor ein riesiges Gewitter kam.

 
Mt. Sibayak: Hauptattraktion von Berastagi sind zwei Vulkane, Mt. Sibayak und Mt. Sinabung. Wir bestiegen Mt. Sibayak, den mit 2094m kleineren der beiden. Der Anstieg war vollkommen problemlos, folgte er doch erst einige Kilometer einer Teerstraße. Selbst auf den letzten Höhenmetern bis zum Kratersee hatte  man sogar Treppenstufen in den Berg betoniert. Bereits beim aufstieg war uns ein merkwürdiger fauliger Geruch in die Nase gestiegen, doch erst hier oben konnten wir die Ursache dafür erkennen: Schwefelhaltige Dämpfe die aus dem Erdinneren schossen. Nachdem wir mehrere dieser Dampfenden Schwefelfontänen, teils aus nächster Nähe, bestaunt hatten, machten wir uns wieder an den Abstieg. Zum Glück trafen wir auf einen Einheimischen, der uns den genauen Einstige zeigen konnte. Waren doch die Gästebücher in Berastagi voll von Geschichten von Touristen die die falsche Abstiegsroute gewählt hatten und sich entweder schlimm verlaufen hatten (mit unfreiwilliger Übernachtung im Dschungel) oder gar zu Tode gestürzt waren. Wir hatten jedenfalls Glück und erwischten den Richtigen Weg. Während wir am Anfang noch über rutschige Felsen klettern mußten ging es dann später über größtenteils halb verfallene Treppenanlagen und schmale steile und rutschige Pfade wieder ins Tal.
 
Heiße Quellen: Sicher wieder im Tal angekommen entspannten wir unsere erschöpften Muskeln in Thermalbecken mit heißem schwefelhaltigem Wasser. Wir warteten erst bis eine Gruppe von Nonnen ihren sonntäglichen Badeausflug abgeschlossen hatte bevor wir uns ins heiße Naß begaben. Lange hielten wir es in den Becken jedoch nicht aus, da es zum einen viel zu heiß war und uns zum anderen vom Schwefelgeruch auch etwas übel geworden war. Trotz entspannendem Bad hatten wir jedoch am nächsten Tag einen Muskelkater wie wir ihn auf der Ganzen Reise bisher noch nicht hatten; wandern ist halt doch was anderes als radeln!
 
Erdbeben: Mitten in der Nacht fing auf einmal unser Bett so stark an zu wackeln, daß wir davon wach wurden. Für mich war es das erste Erdbeben, daß ich in meinem Leben zu spüren bekam während Nadine bereits ein wesentlich stärkeres bei uns zu hause erlebt hatte. Wir zogen uns kurz etwas über um auf die vor unserem Zimmer liegende Dachterasse zu gehen, als das Erdbeben auch schon wieder vorbei war. Später erfuhren wir dann, daß die Indonesier momentan alle Furchtbare Angst davor haben bei einem Erdbeben zu sterben, so daß sie sogar Schutzgegenstände in ihren Gärten vergraben. Sicherlich etwas übertrieben ist die Angst der Indonesier am Lake Toba. Hier fürchten sich viele sogar vor einem Tsunami und das obwohl Lake Tobe in eine Höhe von etwa 900m über dem Meeresspiegel mitten im Landesinneren liegt und von hohen Bergen umgeben ist. Anscheinend hielt es die Indonesische Regierung nicht für nötig ihre Bevölkerung über Flutkatastrophe, die im Dezember 2004 Nordsumatra getroffen hat, näher zu informieren, so daß jetzt sehr viele Angst davor haben bei einem Tsunami zu streben.
 
Karo Kultur: Die Gegend um Berastagi ist die Heimat der Karo. Um ihr überleben zu sicher haben auch die Karo eine ganz eigene Art zu leben entwickelt. Sie bauten riesige Häuser mit insgesamt 6 Räumen in denen 6 Familien (mit insgesamt bis zu 40 Personen) zusammen lebten. Jeder Familie war, je Nach Wohnraum auch eine Bestimmte Aufgabe zugeordnet. So gab es die Familie des Chefs und die Familie seines Stellvertreters (die Frau dieser Familie war eine Schwester des Chef´s). Dann gab es eine Familie der Magier, die sich darum kümmerte wann die besten Termine für Aussaat, Ernte, Hochzeit, .... waren. Desweiteren gab es eine Familie, deren Aufgabe es war, sich um den Zustand des Hauses zu kümmern und eine Familie die sich ums Kochen zu kümmern hatte. Schlimm hatte es der Mann der 6. Familie, denn er durfte mit Fremden nur dann sprechen, wenn er von ihnen dazu ausdrücklich aufgefordert wurde. Leider wurde 1943 das letzte Haus dieser Art gebaut und auch diese ungewöhnliche Art des Zusammenlebens gibt es nur noch in den Geschichtsbüchern.
 
Lake Toba: Haupttouristenattraktion von Sumatra ist sicherlich der riesige Kratersee Lake Toba. Vor etwa 88.000 Jahren ist ein Riesiger Vulkan nach einer großen Eruption komplett kollabiert und hat den Lake Toba gebildet. Lake Toba ist mit 1707 Quadratkilometern der größte See in Südostasien. In der Mitte des bis zu 450m tiefen Sees liegt die Halbinsel Samosir die fast so groß ist wie Singapur. Obwohl der See selbst bereits auf einer Höhe von etwa 900m ü.d. Meer liegt ist er immer noch von steilen Bergen umgeben, was ihn besonders eindrucksvoll wirken läßt. Natürlich ist Samosir bestens auf Touristen eingestellt und so gab es günstige Unterkünfte in Hülle und Fülle im Gegensatz zu Touristen, da den meisten Europäischen Touristen Indonesien zur Zeit etwas zu unsicher ist. So hatten wir das Glück in einem wunderschönen kleinem Häuschen mit Seeblick und eigenem Steg für umgerechnet  knapp 2,- € zu wohnen.
 
Christen in Indonesien: Eigentlich haben wir in Indonesien damit gerechnet bis auf die Hindus in Bali ausschließlich auf Moslems zu treffen. So waren wir doch ziemlich erstaunt in Nordsumatra auf ziemlich viele Kirchen zu treffen. Christianisiert wurden die Volksgruppen der Karo (um Berastagi) und der Batak (Lake Toba) vermutlich durch die Portugiesen (katholisch) und die Holländer (protestantisch). Irgendwie witzig wenn man in einem islamischen Land morgens auf einmal Kirchenglocken hört. Auffällig waren insbesondere die imposanten Häuser der Batak. Vorbild für die an beiden hochgezogenen Firstenden der Häuser waren übrigens die Hörner der Wasserbüffel.
 
Hase und Igel: Die Straßen hier in Sumatra sind zwar geteert, doch richtig voran kommt man trotzdem nicht. Die Straßen sind meist schmal und schlängeln sich bergauf und bergab durch den bergigen Urwald von Sumatra. So kam es, daß nicht nur wir recht langsam voran kamen, sondern auch die Autos, Busse und Lkws. An einem Tag hatten wir ein Rennen der ganz besonderen Art. Wir hatten gerade die ersten Kilometer hinter uns als wir in den frühen Morgenstunden von einem Lkw überholt wurden der einen Gabelstapler transportierte. Einige Stunden und etliche Kilometer später trafen wir bei unserer Mittagspause wieder auf diesen Lkw. Die nächsten Stunden ging es steil bergauf (wir erklommen an diesem Tag etwa 1300 Höhenmeter) und kurz vor dem Gipfel trafen wir wieder auf den Lkw. Der Lkw hing gerade in einer Stelle fest die vor 5 Jahren von einem Erdbeben schwer mitgenommen worden war (man hat dort sogar eine Planierraupe, doch statt sie zum Herrichten der Straße zu verwenden wurde sie genutzt um hängengebliebene Lkws die Steilstelle hochzuziehen. Doch diesmal sollte nicht der Igel das Rennen gewinnen, denn etwa 10 Km vor dem Ziel (die Etappe war 113 Km lang) wurden wir schließlich endgültig von dem Lkw eingeholt! Der Hase hatte, wenn auch nur knapp, gewonnen!
 
Moslems: Auf unserer Reise haben wir mittlerweile 10 muslimische Länder besucht und knapp ein Jahr in der islamischen Welt verbracht. Wir haben uns bisher nur sehr positiv über die herzliche und gastfreundliche Art der Moslems geäußert von der wir insbesondere im Iran vollkommen überrascht waren. Ein Phänomen das uns jedoch aufgefallen ist, ist, daß es bei den Moslems entweder nur sehr nette (meist sehr gläubig) oder aber sehr unangenehme Menschen gibt. Ganz normale Menschen, bei uns die Masse, gibt es anscheinend nur sehr wenige. So haben wir neben unseren schönsten Erfahrungen auch unsere unschönsten Erfahrungen mit Moslems gemacht. Besonders unangenehm sind meist die Männer, die nicht wissen, wie man sich gegenüber Frauen verhält. Obwohl wir uns stets als verheiratet ausgegeben haben und Nadine sich immer sehr konservativ angezogen hat, gab es regelmäßig unsittliche Anmachversuche. Neben Jungs die angefangen haben Nadine anzugrapschen oder versucht haben sie zu küssen hatten wir auch einmal einen Angriff von drei Jungs auf einem Moped, die anscheinend ihren Hormonhaushalt nicht mehr im Griff hatten (hier kamen uns zum Glück andere Einheimische zur Hilfe). Im Iran hatten wir sogar mal einen Spanner in der Dusche (er war vom Personal und wurde daraufhin entlassen). Unserer Meinung nach liegt das Hauptproblem in einer Mißinterpretation des Koran, in dem die Frauen ganz klar gleichberechtigt sind. Vermutlich haben sich die stolzen Araber aber von starken Frauen bedroht gefühlt, so daß sie sie unters Kopftuch gezwungen haben (laut Koran sollen nämlich nur die Frauen des Propheten Mohammed verschleiert sein). Ein andere Grund für den Kopftuchzwang für Frauen scheint der zu sein, daß die Männer sich selbst nicht über den Weg trauen und befürchten, daß andere Männer über ihrer Frauen herfallen könnten, wären sie nicht verschleiert. Die so entstanden Vormachtstellung der Männer zeigt sich auch in der Erziehung der Kinder. Während oftmals die Mädchen schon früh mit schwerer Hausarbeit wie z.B. Wasser holen beauftragt werden, haben die Jungs Narrenfreiheit. Gerade die Jungs bekommen in ihrer Jugend keine Grenzen gesetzt. Vom Vater nicht, weil sie ja seine ganzer Stolz sind, und von der Mutter nicht, weil sie sonst Ärger mit ihrem Mann bekommt, wenn Sohnemann petzt. Auch hier in Indonesien sind wir wieder auf dieses Phänomen getroffen, auch wenn hier die Fraunen hier nur selten ein Kopftuch tragen. Mag sein daß wir ein bißchen sensibel sind, doch wir fühlen uns einfach nicht wohl wenn wir mit Steinen beworfen werden oder wenn uns (Nadine) mehrmals täglich "FUCK YOU" hinterhergerufen wird. Einmal sind wir einem Jugendlichem "FUCK YOU"-Rufer bis in seine Schule nachgeradelt und haben uns bei den Lehrern beschwert. Erst wollte der Englischlehrer die Worte "FUCK YOU" nicht verstehen und als dann der Schüler zur Rede gestellt wurde behauptete dieser einfach, er hätte "links" (in Bahasa: "giris") gerufen, damit wir einem Bus ausweichen sollten. Nun ja, der Lehrer gab sich erleichtert mit dieser Lüge zufrieden und wir sind enttäuscht wieder weitergeradelt. So sehr wir all unsere schönen Erlebnisse, insbesondere im Iran, in Syrien und der Nordtürkei genossen haben, so sind wir doch sehr froh, wenn wir nach Indonesien die islamische Welt hinter uns gelassen haben!
 
Trans Sumatra Highway: Hört man den Namen Trans Sumatra Highway, so hat man augenblicklich eine große gut ausgebaute Bundesstraße oder gar Autobahn vor Augen. Die Realität sah jedoch etwas anders aus. Der meist nur etwa 4m breite Highway schlängelte sich von Ort zu Ort mitten durch und über die Urwaldberge Sumatras. Obwohl selbst viele große Städte ausschließlich über diese Straße zu erreichen sind herrschte ungewöhnlich wenig Verkehr. Meist wurden wir nur hin und wieder von ein paar Mopeds, Autos, Lkws oder Bussen überholt, doch überwiegend waren wir völlig alleine unterwegs. Obwohl Sumatra nicht sehr dicht besiedelt ist, scheinen die meisten Indonesier direkt am Highway  zu wohnen, denn selten konnten wir mal kein Haus sehen. Normalerweise haben wir die Erfahrung gemacht daß wir für die Strecke für die ein Autofahrer 1-1,5 Stunden benötigt etwa 1 Tag benötigen, doch hier in Sumatra scheint diese Regel völlig falsch zu sein. Hier waren die Busse normalerweise nicht einmal doppelt so schnell wie wir (Lake Toba - Bukittinggi mit 530 Km: Bus: 20 Std. wir: 35 Std.), und das obwohl wir bei etwa 35°C und 100% Luftfeuchtigkeit täglich meist über 1000 Höhenmeter überwinden mußten. Eine Busfahrt auf dem Trans Sumatra Highway ist also alles andere als lustig.
 

Koranschule: Mitten in den Bergen von Sumatra, weitab von der nächsten Stadt sind wir dann auf eine Koranschule gestoßen. Während die Moschee und die Schule selbst prachtvolle Gebäude waren, mußten die Kinder in Baracken hausen, die den Slums von Delhi alle Ehre gemacht hätten. Wir waren absolut entsetzt die hunderten von winzigen baufälligen Holzhütten (2x4m) zu sehen, in denen gleich mehrere Kinder fernab von ihren Familien leben mußten, nur um etwas über den Koran zu lernen. Die Stimmung in der beiderseits der Staße gelegenen Koranschule war derart eigentümlich und unterschwellig aggressiv, daß wir es nicht gewagt haben ein Photo zu machen, sondern schnellstens weitergeradelt sind.

 
Äquatorüberquerung: Mach 329 Tagen seit Abreise und 25850 geradelten Kilometer überfuhren wir endlich den Äquator. Zu ehren des Äquators hatten die Indonesier extra einen Rastplatz ohne Sitzmöglichkeiten eingerichtet. Wir hatten uns gerade an einer Bordsteinkante niedergelassen um die Äquatorüberschreitung gebührend zu feiern (Toastbrot mit Tomate) als ein ungepflegt wirkender Indonesier im Jogginganzug auf einem Moped angefahren kam. Ohne auch nur hallo zu sagen stieg er von seinem Moped ab, riß von einem Block 2 Zettel ab und hielt sie mir unter die Nase; er wollte anscheinend irgend ein Eintrittsgeld von uns. Ich betrachtete die Zettel etwas näher und kam zu der Überzeugung, daß es sich um die Eintrittskarten irgendeiner längst in die Geschichte eingegangenen Veranstaltung handeln müsse (Datum einige Jahre her und auch der Ort hatte einen anderen Namen). So kam ich zu dem Schluß ,daß uns hier jemand obskure Eintrittskarten unterjubeln wollte, zumal in Indonesien bisher alle Eintrittskartenverkäufer Uniformen trugen. Wir weigerten uns das geforderte Eintrittsgeld zu zahlen und wurden nun aufgefordert zu gehen. Wir hatten keine Lust auf irgendwelche Auseinandersetzungen, machten noch ein Photo von der 2m hohen Statue, die den Äquator markierte (auf dem Bild ist übrigens der "Ticketverkäufer" zu sehen der versucht das Heiligtum vor unserem Photo zu schützen), und radelten weiter. Im nachhinein vermuten wir, daß die Tickets vielleicht zu dem in dem Ort liegenden Äquatormuseum gehörten das weiter hinten auf dem "Rastplatz" versteckt liegen sollte. Vermutlich war dieses bereits seit Jahren geschlossen und der letze Museumswärter ersucht nun sein Glück indem er Touristen allein für das Überschreiten des Äquators abkassiert (hoffentlich tun wir ihm mit der Behauptung kein unrecht).
 
Korruption: Indonesien ist eines der Länder dieser Erde, in denen Korruption zum Alltag gehören. Sehr oft treffen wir Indonesier die sich bitterlich über ihre korrupten Beamten (insbesondere Polizisten) und Politiker beklagen. Für viele ist es sogar nahezu unmöglich einen Posten als Staatsbediensteter zu bekommen, da sie das dazu erforderliche Bestechungsgeld, mit dem die höheren Beamten ihr Gehalt aufbessern, nicht haben. Sogar für einfache Stellen im Militärdienst muß ein Bestechungsgeld gezahlt werden. Doch das Korruptionsproblem zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Land, denn in fast jedem noch so kleinen Laden steigen auf einmal die Preise wenn wir ankommen. Wir hatten einmal ein langes Gespräch mit einem Indonesier, in dem er uns sein Leid klagte. Er hatte an der Universität erfolgreich studiert, doch da er das geforderte Bestechungsgeld nicht aufbringen konnte war er arbeitslos und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Wir tranken in dem kleinen Straßenrestaurant das Verwandten von ihm gehörte und tranken eine Cola während wir uns unterhielten. Als es dann ans bezahlen ging wurde von uns auf einmal das doppelte des üblichen Preises verlangt. Nadine versuchte unserem Gesprächspartner zu erklären, daß dieses Verhalten im Grunde auch nicht viel besser/anders als Korruption ist. Natürlich war unser Gesprächspartner nicht bereit das einzusehen und wird sich daher vermutlich noch den Rest seines Lebens über sein Unglück ärgern. Wir haben eher das Gefühl, daß das Korruptionsproblem hier eigentlich kein Problem ist, da sich die meisten Indonesier selbst an diesem Spiel beteiligen (zumindest sobald sie Touristen sehen). Ein Problem ist es allerdings für die ehrlichen Leute, von denen uns zum Glück auch einige begegnet sind.
 
Lake Manijau: Wir hatten noch etwas Zeit bis unser Fährschiff von Sumatra nach Java fahren würde und so verbrachten wir 2,5 Tagen am Lake Manijau. Wie auch der Lake Toba ist auch der Lake Manijau der Kratersee eines längst erloschenen riesigen Vulkans. Obwohl wesentlich kleiner als der Lake Toba ist der See immer noch so riesig, daß man auf der Uferstraße 70 Km zurücklegen muß, um ihn zu umrunden. Wir waren nach den anstrengenden Tagen auf dem Trans Sumatra Highway jedoch etwas erschöpft und haben uns mit faulenzen, lesen und baden begnügt. Der Kratersee liegt umrahmt von Bergen inmitten einer Bergkette, die direkt bis zum Meer hin abfällt, und so war es auch kein Wunder, daß jeden Abend neue Wolken vom Meer in den Kraterkessel getrieben wurden. Besonders die eindrucksvollen Gewitterwolken, die wir von dem Balkon unseres kleinen Bungalowas am Seeufer aus sehen konnten, fanden wir immer wieder aufs neue faszinierend.
 
Schiffsreise Teil 1: Um komplett durch Sumatra zu radeln war unser Visum zu kurz, Züge gibt es auf Sumatra nahezu nicht, eine 30 stündige Busfahrt auf dem Trans Sumatra Highway ist alles andere als entspannend und so entschieden wir uns von Padang bis nach Jakarta (die auf Java liegende Hauptstadt von Indonesien) mit einem Passagierschiff zu fahren. Padang, die Hauptstadt von Westsumatra wird alle zwei Wochen von einem großen Passagierschiff der Staatlichen Schiffahrtsgesellschaft Pelni angesteuert. Obwohl das Ticketbüro auch am Sonntag geöffnet war konnten wir unser Ticket erst 3 Stunden vor Abfahrt lösen (am Sonntag war natürlich der Photokopierer um unsere Pässe zu kopieren nicht angeschaltet). Problemlos konnten wir unsere Bikes über eine steile Treppe auf das riesige Schiff bringen, bevor wir pünktlich ausliefen. Im Bootsticket war die Verköstigung aus der Bordküche während der 2-tägigen Reise mit eingeschlossen und bereits im Hafen gab es die erste Mahlzeit: Reis mit Fisch. Zum Abendessen gab es erneut Reis mit Fischkopf, wobei wir unseren Fischkopf an die Fische verfüttert haben. Am nächsten Morgen kam dann etwas Abwechslung auf unseren Speiseplan und es wurde Reis mit Ei serviert. Das Mittagessen des 2. Tages, erneut Reis mit Fischkopf haben wir sicherheitshalber ausfallen lassen, jedoch beim Abendessen (Reis mit Ei) wieder voll zugeschlagen. Dummerweise haben wir das Frühstück am letzten morgen irgendwie verschlafen.
 
Schiffsreise Teil 2: Wir hatten "Ekenomi klas" (auch Deckklasse genannt)gebucht, was bedeutete das wir mit etwa 300 anderen Passagieren in einer Art Riesenschlafsaal untergebracht waren. Die Betten waren lange mit matten gepolsterte Pritschen, auf denen bis zu 7 Passagiere wie die Heringe nebeneinander liegen konnten. Wir suchten uns in dem mollig warmen Raum ein halbwegs ruhiges Eckchen (doch eigentlich war der viel zu laut dröhnende Fernseher überall zu hören). Unseren ersten Nachmittag verbrachten wir lesend an der frischen Seeluft, und so traf uns dementsprechend der Schlag, als wir zu unseren Liegepritschen zurückkehrten. Der Schlafraum hatte sich in eine trotz vieler "Rauchen Verboten"-Schilder in eine Räucherhöhle verwandelt. Wir sprachen einen der Raucher an ob er nicht draußen rauchen könnte (und zeigten dabei auf besagte Schilder), doch dieser ließ sich von uns nicht beirren und rauchte fröhlich weiter. Ich wendete mich an die Information und ein Besatzungsmitglied inspizierte daraufhin unser Deck. Von der Übermacht an Raucher vermutlich eingeschüchtert begnügte sich der Seemann mit einer kommentarlosen Besichtigung, um uns anschließend auf einem anderen Deck 2 Schlafplätze anzubieten. So kam es, daß wir von Deck 4 ins vollkommen leere (und somit auch rauchfreie) Deck 2 umgezogen sind. Abgesehen daß es hier vollkommen ruhig war, war es auch um einige Grad kühler (jedoch immer noch über 30 Grad). Die restlichen 1,5 Tage unserer Reise verbrachten wir dann, abgesehen von mehreren Ausflügen an die frische Luft in unserer "Privatsuite".
 
Jakarta: Nach 2 Tagen erreichten wir dann pünktlich gegen 8:00 Uhr Jakarta, Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum von Indonesien. Da unser Anlegesteg jedoch noch von einem anderen Schiff belegt war, lagen wir noch 2,5 Stunden vor den Hafentoren, bis wir endlich von einem supermodernem Hafenschlepper an unsere Anlegestelle gezogen wurden. Wir rollten die voll bepackten Räder über eine Treppe vom Schiff und hatten nach 48 Stunden wieder festen Boden unter den Füßen. Das eigentliche Abenteuer wartete bereits auf uns: Radfahren in der 10,5 Mio. Metropole Jakarta mit seinem chaotischen Straßenverkehr in dem die einzige Verkehrsregel "Der stärkere hat immer Vorfahrt!" lautet. Wir hatten geplant diesen Nervenkitzel auf ein Minimum zu reduzieren und lediglich bis zum erstbesten Bahnhof zu fahren um diesen Moloch aus Lärm und Abgasen gemütlich aus dem Zug heraus zu betrachten. Der Hafen lag 13 Km außerhalb der Stadt und Verkehrsschilder die uns Richtung Innenstadt lotsen würden konnten wir keine finden. Wir fragten uns also durch , doch da niemand so richtig Englisch sprach hat das natürlich nicht geklappt. So kam es, daß wir prompt in einigen wilden Armenvierteln gelandet sind. Die Straßen wurden immer schmaler, und letztendlich mußten wir mit unseren Bikes über die Bahngleise, um dort wieder heraus zu kommen. Zuerst ging alles noch ganz gut, doch je näher wir Richtung Zentrum kamen desto chaotischer wurde der Verkehr: Mopedfahrer denen es zu langsam ging sind einfach auf dem Gehweg ausgewichen. Nach etwa 16 Km erreichten wir dann endlich den ersten Bahnhof, doch leider gab es keinen Nachtzug in unsere Richtung. So radelten wir also weiter zum nächsten Bahnhof, wobei ich unterwegs einmal von einem Mopedfahrer und einmal vom Fahrer eines Minibusses touchiert wurde, jedoch glücklicherweise nicht stürzte. Am sogenannte Hauptbahnhof gab es zwar Nachtzüge nach Yogyakarta, doch leider verkehrten von hier nur die überteuerten Luxuszüge, und so machten wir uns also auf den Weg zum 3. Bahnhof.
 
Unter die Räder gekommen: Wir waren bereits 25 Km unbeschadet durch Jakarta geradelt und noch etwa 100m vor dem 3. Bahnhof entfernt, als es passierte. Einem Busfahrer ging es in dem fast stehenden Verkehr zu langsam, er hupte kurz und fuhr dann einfach Nadine von hinten voll ins Fahrrad! Der Busfahrer fuchtelte mit den Armen um uns verständlich zu machen, daß Nadine ihr Fahrrad wegschaffen solle, doch das bewegte sich keinen Zentimeter. Das Hinterrad drehte sich nicht mehr. Schließlich bequemte sich der Busfahrer aus dem Bus, ich hatte mittlerweile mein Rad etwas Abseits geparkt und der Verkehr kam nahezu vollkommen zum erliegen. Nadine, zum Glück unverletzt, wurde laut und weigerte sich ihr Fahrrad von dem Bus wegzuschieben. Der Busfahrer betrachtete das Ganze eher als Bagatelle und wollte den Schaden mit 0,83 € (ja, da steht wirklich 83 €-Cent!!!) begleichen. Ich machte mich auf die Suche nach einem Polizisten, während ein junger Mann aus einem vorbeifahrenden Bus sprang um aufzupassen, daß nicht unsere Bikes und das Gepäck geklaut werden würden. Einfach lächeln und weiterfahren ist in Indonesien das sicherste, war sein gut gemeinter Rat. Mittlerweile hatte sich bereits der Mob formiert. Einige Männer fingen sogar an, Nadine unsittlich zu belästigen. Nadine holte zum finalen KO-Schlag aus, verfehlte jedoch ihr Ziel. Ich hatte endlich einen Polizisten gefunden, doch dieser hatte eigentlich kein Lust zum Unfallort zu kommen. Gemütlich schlenderte er mir nach und erkundigte sich dabei gleich nach den Preisen für Äpfel an den Marktständen. Nach einer Ewigkeit kam ich wieder zurück zu Nadine, doch der Busfahrer war mittlerweile getürmt. Nadines Hinterrad klemmte komplett fest und so durfte ich das voll belade Fahrrad bis zur nächsten Polizeistation tragen (netterweise hat ein älterer Man etwas mit angepackt).
 
Schadensaufnahme: Auf der Polizeiwache sprach natürlich niemand englisch und es dauerte eine Weile, bis man jemanden Gefunden hatte, der notdürftig übersetzen konnte. Ich hatte zum Glück sowohl Bilder von dem Busfahrer als auch vom Bus samt Nummernschild gemacht, so daß eigentlich keine langen Erklärungen notwendig waren. Nachdem alle anerkennend die Bilder auf der Digitalkamera betrachtet hatten, wie üblich die naive Frage der Polizisten: "und was können wir da jetzt tun?" Mittlerweile lassen wir uns von derart übereifrigen Beamten ja nicht mehr aus der Ruhe bringen und erklärten ihnen, daß wir von ihnen erwarten, daß sie die Sache zumindest zu Protokoll nehmen und den Fahrer ausfindig machen, so daß der entstandene Schaden beglichen werden kann. Wir rechnen natürlich nicht ernsthaft damit, daß uns der entstandene Schaden ersetzt wird, doch zumindest sollten die Polizisten mal ihre Pflicht nachkommen, anstatt sich korrumpieren zu lassen. Nachdem schließlich ein Protokoll aufgenommen worden war, ging ich daran den Schaden genauer zu begutachten. Der Schlauch war geplatzt und das Hinterrad hatte einen Achter. Außerdem war der Busfahrer so stark von hinten auf Nadines Gepäckträger gefahren, daß dieser total verbogen war und außerdem das Hinterrad blockierte. Ich flickte also zuerst den platten Schlauch und baute anschließend die verbogenen Stangen uns dem Gepäckträger aus. Gemeinsam mit unserem "Übersetzer" ging ich in eine kleine Werkstatt und konnte dort die beiden Stangen wieder gerade biegen lassen. Ich baute alles wieder zusammen und bekam Nadines Rad zum Glück wieder fahrbereit. Nun kamen auch die Polizisten die das Protokoll aufgenommen hatten wieder. Sie waren inzwischen zu ihrem Chef gefahren, um sich das Protokoll von ihm unterschreiben zulassen. Wir bekamen eine Kopie des Protokoll und nachdem sie uns erklärte hatten, daß sie weiter Informationen über den Unfall an die deutsche Botschaft weiterreichen würden, verabschiedeten sie sich. Mit soviel Arbeitswut hatten wir nun wirklich nicht gerechnet! Wie gesagt, wir rechen damit daß die Sache im Sand verläuft, doch vielleicht passiert ja völlig unerwarteter Weise doch noch was.
 

Zugfahrt nach Yogyakarta: Nach dem Unfall fühlten wir uns in unserer Entscheidung von Jakarta bis Yogyakarta, dem kulturellen Zentrum von Indonesien, mit dem Zug zu fahren nur bestätigt. Da wir einige Stunden mit dem Unfall vertrödelt hatten, kamen wir zu spät an den Bahnhof, so daß die Karten für die etwas gehobener Bisnis Klas (2. Klasse) bereits ausverkauft waren. Wir hatten jedoch Glück und konnten noch spottgünstige Tickets (umgerechnet 2,5€ für 12 Stunden Zugfahrt) für die sogenannte Ekonomi Klas ergattern. Fahrradmitnahme sollte laut Kartenverkäuferin kein Problem sein. Der Zug war proppe voll und einen Gepäckwagen gab es auch nicht. Glücklicherweise entdeckte ich, daß in dem zum Restaurantwagen gehörenden Generatorraum etwas Platz war und die Jungs des Zugrestaurants erlaubten mir auch die Räder dort unterzustellen. Zum Dank besorgte ich ihnen eine Schachtel Zigaretten um die sie gebeten hatten. Ich weiß, als Nichtraucher sollte man auch keine Zigaretten verschenken, doch wenn ich mit einer Packung Keksen angekommen wäre, hätten mich die "harten" Jungs nur ausgelacht. Die Zugfahrt selbst war alles andere als Langweilig. Wie auch schon in Indien, so gab es auch hier Fliegende Händler, die ihre Ware im Zug feilboten. Ihre besondere Verkaufstaktig bestand darin, den Reisenden erst ihre Ware auf den Schoß zu werfen um sie dann nach einer Weile wieder abzuholen, bzw. bei Gefallen das Geld zu kassieren. So hatten wie genügend Gelegenheiten die tollsten Dinge zu begutachten: Bücher über Schwangerschaftstips, Bleistifte, Nagelknipser, Stoffposter von der heiligen Moschee in Mekka, kleine Reinigungsbürsten, Plüschtiere (alle Größen von handlich bis zu riesigen Monster), Computerspiele, Brillen, und natürlich alles mögliche zum Essen und Trinken. Richtig schlafen konnte man natürlich nicht, da es viel zu eng in dem Zug war und wir keinen der begehrten Schlafplätze auf dem Boden ergattert hatten. Als wir nach 12 Stunden in Yogyakarta ankamen fuhren wir daher auch ins erstbeste Guesthouse um uns erstmal richtig auszuschlafen.

 
Borobudur: Unweit von Yogyakarta liegt Borobudur, der größte Buddhistische Tempel in der südlichen Hemisphäre. Erbaute wurde der Tempel etwa zur gleichen Zeit wir die Tempel von Angkor, nämlich um 900 n.Chr. Auch vom Baustil her ähnelt der aus dunklem Vulkangestein erbeute Tempel einigen Tempeln von Angkor. Borobudur heißt übrigens Tempel (BORO) auf einem Hügel (BUDUR). Während die unteren Galerien mit wunderschönen Steinmetzarbeiten verziert sind sitzen auf den oberen Galerien ringsum meditierende Buddhas unter löchrigen "Steinglocken". Da in Indonesien die Mehrheit der Bevölkerung dem Islam angehört wird der Tempel nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt, so wie das ja in Angkor der Fall war, sondern wird nur noch als Touristenattraktion vermarktet. Während der letzten hundert Jahre wurde der Tempel übrigens zweimal restauriert. Das erste mal zu Beginn des 20. Jahrh. von holländischen Historikern und das zweite mal von 1980 bis 1988 nachdem der Tempel drohte einzustürzen. Nach massiven Wasserunterspülungen  hatten sich bereits einige Fundamente sehr stark gesetzt und ohne die 25 Mio. US$ teuere Restaurierung wäre Borobudur heute nur noch ein großer Trümmerhaufen.
 
Lebensgeschichte des Buddha: Obwohl alle Galerien mit Steinmetzarbeiten verziert sind, ist die erste Galerie die mit Abstand am beeindruckendste. Auf insgesamt 120 Schmuckreliefs sind Szenen aus dem Leben des Buddha dargestellt. Folgt man den Bildern im Uhrzeigersinn kann man alle wichtigen Stationen seines Lebens nachvollziehen. Unbefleckte Empfängnis seiner Mutter, einer Königin, Geburt und Jugend des Prinzen Siddharta, Brautwerbung und Hochzeit von Siddharta, Siddharta führt ein sorgenfreies Leben in seinem Palast, bei heimlichen Ausflügen sieht er nacheinander einen kranken Mann, einen alten Mann, eine Leiche und einen Mönch. Daraufhin verläßt er den Palast und wird Asket, Siddharta wird erleuchtet und heißt nun Gauthama Buddha. Den Rest seines Lebens verbringt er indem er seine Erfahrungen und sein Wissen lehrt und seine Schüler anhält alles selbst kritisch zu überprüfen.
 
Pizza essen und Kino auf Java: Unsere Tage in den billigen asiatischen Ländern sind bereits gezählt, denn in knapp 4 Wochen werden wir in Australien sein. Da wir in Australien für alles wieder richtig tief in die Tasche greifen müssen (Guesthouses, Essen gehen, Eintrittspreise, ...), nutzten wir die letzten Tage in Indonesien um uns nochmal so richtig zu verwöhnen. In Yogyakarta gingen wir daher gleich 2x zum Pizza essen (Gesamtrechnung für je 2 kleine Pizzas und Getränke 3,- €) und in Solo gönnten wir uns einen Kinobesuch (XXX² auf Englisch für weniger als 1,-€ pro Person in einem modernen Kino).
 
Theateraufführung: In Solo gingen wir zu der allabendlichen Aufführung des Tanztheaters. Beginn der Vorstellung sollte laut Touristeninformation um 19:00 Uhr sein, und so fanden wir uns kurz vorher an dem Theater ein. Bis auf die 20-köpfige Orchesterbesatzung war das Theater jedoch absolut leer. Um 19:15 Uhr, mittlerweile waren außer uns noch 3 weitere Besucher gekommen, begann das Orchester zu spielen. Nach 15 Minuten, einer der Zuschauer war bereits eingeschlafen, unterbrach das Orchester seine Darbietung für eine Teepause (es wurde auch geraucht). Um 19:45 Uhr fing das Orchester dann wieder an zu spielen und um 20:00 Uhr wurde der Vorhang gelüftet und die Theatervorführung begann. Mittlerweile hatten sich immerhin 20 Zuschauer eingefunden. Die Darbietung der Theatertruppe könnte man wohl am ehesten mit einer Operette vergleichen. Es wurde gespielt, getanzt, gesungen und gesprochen. Wir haben zwar nichts verstanden, doch die meisten Szenen waren ohnehin irgendwelche Kampfszenen. Verwundert hat uns, daß bei der Vorführung auch Frauen gegen Männer gekämpft haben, etwas, das wir in einem muslimischen Land nicht erwartet hätten. Nach etwa 2 Stunden war die Vorführung beendet und ehe wir bis 3 zählen konnten, ich hatte es noch nicht einmal geschafft den Photo wieder zu verpacken, hatten sowohl alle Zuschauer als auch alle Musiker das Theater bereits verlassen. Etwas traurig stimmten uns das geringe Interesse an der Vorführung. Insgesamt gab es nämlich doppelt so viele Musiker und Schauspieler wie Zuschauer.
 
Vulkanlandschaft am Mt. Bromo: Um die Vulkanlandschaft um den Mt. Bromo (der kleine rauchende Vulkan links unten) bei Sonnenaufgang zu betrachten, machten wir uns bereits um 3:00 Uhr morgens auf den Weg zum Touristenaussichtspunkt. Man hätte sich zwar auch mit einem Jeep hinfahren lassen können, doch wir entschieden uns für den 2-stündigen Fußmarsch. Zusammen mit Tim und Evelien, einem Pärchen aus Belgien, folgten wir die erste Stunde einer geteerten Straße. Es war eine sternklare Nacht, doch da der Mond bereits untergegangen war, war es stockdunkel. Den zweiten Teil der Strecke folgten wir einem teilweise vollkommen zugewachsenem Trampelpfad, der steil bergauf führte. Zweimal hätten wir fast einen Abzweig verpasst, doch nachdem wir eine Weile mit unseren Taschenlampen gesucht hatten, fanden wir den Weg immer wieder. Als die ersten hellen Streifen am Morgenhimmel zu sehen waren hatten wir noch ein gutes Stück vor uns, doch von unterwegs gab es immer wieder Aussichtspunkte, von denen aus man die 3 Vulkane bewundern konnte. Besonders genossen haben wir die Stille, den außer dem Rauschen des Windes in den Bäumen gab es nichts zu hören. Kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir dann die Touristen-Aussichtsplatform. Vorbei war es mit der mystischen Ruhe, die uns noch vor wenigen Minuten umgeben hatte. Hier herrschte ein wildes Durcheinander, da alle natürlich das beste Photo machen wollten. Wir fühlten uns fehl am Platz und bedauerten, nicht unterwegs einfach den Sonnenaufgang genossen zu haben. Die meisten Touristen hatten es jedoch anscheinend sehr eilig, den bereits eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang waren wir wieder alleine. Auf dem Abstieg entdeckten wir dann den perfekten Aussichtspunkt (hatten ihn in der Dunkelheit am Morgen völlig übersehen). Am zweiten Morgen ging ich zusammen mit Tim (die Mädels schliefen ruhig in ihren Betten), dann bis zu diesem Aussichtspunkt. Ohne die vielen anderen Touristen konnten wir so in aller Ruhe den Sonnenaufgang mit diesem absolut einmaligem Panorama genießen. 
 
Mt. Bromo: Mt. Bromo ist ein immer noch aktiver Vulkan. Normalerweise ist er zwar relativ ruhig, doch vor ein paar Jahren kamen bei eine kleinen Ausbruch 2 Touristen ums Leben. Um zum Mt. Bromo zu kommen mußten wir durch die Ebene aus Vulkansand radeln, bevor wir den Kraterrand des Vulkans erklimmen konnten. Wir haben uns den Blick in den Vulkan etwas spektakulärer vorgestellt, doch der Vulkan rauchte lediglich friedlich vor sich hin. 
 
Riesenbananen: Bereits in Malaysia haben wir diese Sorte von Riesenbananen gesehen. Wir dachten, daß es sich dabei um spezielle Kochbananen handeln würde und haben uns daher nicht getraut welche zu kaufen. In Indonesien haben wir die Riesenbananen wieder gesehen und risikofreudig gleich eine gekauft. Abgesehen von ihrer Größe, so lang wie mein Unterarm und so dick, daß ich meinen Mund gerade weit genug öffnen konnte um von ihr abzubeißen, hat sie aber ganz normal geschmeckt. Eine Banane war übrigens ausreichend, um uns beide zum Frühstück zu sättigen.
 
Radunfall auf Bali: Wir waren gerade mal 5 Km auf Bali geradelt und waren erfreut darüber, daß es nahezu keinen Verkehr gab, als der Fahrer eines parkenden Lkws unvermittelt seine Türe öffnete. Obwohl ich etwa in der Mitte der Fahrbahn war erwischte die Türe dennoch meine hintere Gepäckrolle. Glücklicherweise konnte ich einen Sturz gerade noch verhindern, doch die wasserdichte Packtasche war aufgerissen und auch meine Gitarre hatte einen Riß.  Nun erfolgte das übliche Spiel: ich holte die Polizei, der Lkw Fahrer sah die Sache eher belustigt, ein Polizist meinte ich wäre selber Schuld, da die Packtasche breiter als der Lenker wäre, es wurde immer der jeweils nächste Vorgesetzte geholt bis etwa 10 Polizisten vor Ort waren. Wir wollten eine Entschädigung für den entstandenen Schaden und der Fahrer wollte dafür nicht aufkommen. Die Polizisten schlugen sich zwar erst auf die Seite des Fahrers, doch diesmal blieben wir hartnäckig und bestanden auf einer Entschädigung oder auf einem Protokoll. Schließlich wurden wir alle auf die Polizeistation gebracht, der Fahrer erkannte den Ernst der Lage und nach lange Verhandlungen einigten wir uns auf eine Entschädigung von 4,20 € und alle waren glücklich: der Fahrer da es kein Protokoll gab, die Polizisten da ihnen die Arbeit ein Unfallprotokoll zu erstellen erspart blieb und wir da wir erstmals einen Ersatz für den uns entstandenen Schaden bekommen hatten. Ich flickte am nächsten Tag den Packsack, während wir die Gitarre in der nächsten Stadt halbwegs reparieren lassen konnten.
 
Lovina (Bali): Balis Nordküste ist keineswegs so wie wir uns eine der bekanntesten Touristeninseln Südostasiens vorgestellt haben. Eine verkehrsarme gute Straße führt durch schöne ruhige Fischerdörfe und vom Tourismus ist eigentlich nichts zu spüren. Lovina, ein ehemals sehr beliebter Badeort an Balis Nordküste wurde von dem Bombenattentat 2002 hart getroffen. Obwohl das Bombenattentat in Kuta an Balis Südküste verübt wurde, kommen kaum mehr Touristen in den ruhigen Norden. Die wenigen Touristen, die trotzdem kommen, kann man fast an einer Hand abzählen. Das laut Reiseführer angepriesene Riff von Lovina liegt jedoch gut 200m vor der Küste, und man muß schon eine weile schwimmen, um es zu erreichen. Doch die wenigen ausgebleichten Korallen und vereinzelten Fische die man dort zu sehen bekommt sind die Anstrengung auf jeden Fall nicht wert. Ansonsten ist Lovina jedoch ein ruhiger netter Ort in dem Touristen noch keine völlig überteuerten Preise bezahlen müssen.
 

Das Wrack der USS Liberty (Bali): Einer der beliebtesten Tauchplätze auf Bali ist das Wrack der USS Liberty in Tulamben. Die USS Liberty ist ein amerikanisches Frachtschiff, das 1942 im 2. Weltkrieg torpediert und an den Strand von Tulamben geschleppt wurde. Nach einem Ausbruch des Vulkans Mt. Agung im Jahr 1963 ist die Liberty dann endgültig gesunken und liegt jetzt 25m vom Strand entfernt in einer Tiefe von 5m - 30m. Kaum auf dem Grund angelangt wurde die Liberty auch schon von vielen Korallen und Fischen besiedelt. Ich gönnte mir zwei Tauchgänge um das Wrack näher sehen zu können. Mein Tauchführer (Divemaster) war zwar relativ unmotiviert, doch immerhin sah ich zum ersten mal zwei winzige Seepferdchen. Durch ein Wrack zu tauchen fand ich sehr spannend, da hinter jeder Ecke eine neue Überraschung auf einen wartet. Zum Glück ist die Liberty erst Jahre nach ihrer Torpedierung gesunken, so daß ich nicht das ungute Gefühl hatte, mich in durch einen Unterwasserfriedhof zu bewegen

 
Gemütliche Küstenstraße auf Lombok: Als letzte indonesische Insel haben wir Lombok, die östliche Nachbarinsel von Bali, besucht. Sollte es dort doch einen schönen Vulkan und ein paar nette kleine Inseln (die Gilli Inseln) geben. Sowohl Inselchen als auch Vulkan lagen an der Nordküste und so mussten wir erst einmal die Küstenstraße entlangradeln. Wir hatte die Inselbeschreibung eines australischen Reiseradlers bekommen, in der er über einige wenige steile Anstiege auf einer Länge von 10 Km berichtet. Eigentlich nichts schlimmes, doch die Realität sah leider etwas anders aus. Wir hatten nämlich viele, extrem steile Anstiege auf einer Länge von über 20 Km. Die Anstiege waren meist so extrem steil, die steilsten übrigens auf unserer gesamten Reise, daß wir sie gerade noch bewältigen konnten. Einmal mußte Nadine sogar absteigen und schieben. Entschädigt wurden wir für die Quälerei jedoch mit wunderschönen idyllischen Buchten, die sich hier aneinander reihten.
 
Gilli Air: Die Gilliinseln, drei kleine Inselchen direkt vor Lombok, waren einst der Geheimtip für einen Indonesienurlaub - Palmen, einsame schöne Strände, kein Autos und Motorräder, Korallenriffs direkt am Strand und vor ein paar Jahren noch keine fliegende Händler. Doch auch hier gehören die besten Jahre bereits der Vergangenheit an. Die Palmen und Strände gibt es zwar immer noch, doch die Korallenriffs sind seit El Nino 1998 sehr stark ausgeblichen und die Fische sind rar, im Gegensatz zu den fliegenden Händlern. Wäre es unser erster "Strandurlaub" gewesen, wären wir vermutlich begeistert von Gilli Air gewesen, doch nach den Inselaufenthalten in Thailand und Malaysia sind wir mittlerweile doch etwas anspruchsvoller. Wir hatten Glück und fanden einen netten Bungalow mit Meerblick und so verbrachten wir unsere Tage mit lesen und Schnorcheln. Abends sahen wir uns die Guesthouseigenen DVDs (Finding Nemo, Harry Potter und The Pacivier) an und ließen uns dazu eine frische Holzofenpizza schmecken.
 
Mt. Rinjani Trekkingtour (Lombok): Höhepunkt von Lombok, im wahrsten Sinne des Wortes, ist eine Trekkingtour in das Gebiet des Vulkans Mt. Rinjani, dem mit 3700m zweithöchsten Berg Indonesiens. Wir entschieden uns zu einer 3-tägigen Bergtour mit 2 Übernachtungen. Während nahezu alle Touristen eine organisierte Tour buchen (sie haben ja auch keine Ausrüstung mit dabei) zogen wir auf eigenen Faust los. Am ersten Tag mußten wir auf den auf 2645m gelegenen Kraterrand klettern. Ich war zwar schon viel in den Bergen unterwegs, doch 2200m Aufstieg an einem Tag mußte ich noch nie bewältigen, und so war ich überrascht, daß es doch recht gut machbar war. Wasser gab es nur in einer kleinen Pfütze (in der Regenzeit ein kleiner Bach) auf 2000m Höhe und so mußten wir auch noch Wasser die letzen Höhenmeter mitschleppen. Vom Graterrand genossen wir bei Sonnenuntergang die wunderschöne Aussicht auf den Mt. Rinjani und einen kleinen Vulkan im Kratersee. Anschließend wärmten wir uns mit ein paar anderen Touristen an einem kleinen Lagerfeuer, bevor wir in unsere Schlafsäcke krochen. Die Nacht selbst verbrachten wir bei unter 7°C leicht frierend in unserem Zelt. Am 2. Tag stiegen wir zum Kratersee ab, und wollten dort eigentlich die zweite Nacht verbringen. Angewidert vom vielen Müll den wir dort vorfanden, zogen wir es jedoch vor, nach einem kurzem Bad in den heißen Quellen und einer kurzen Mittagspause, wieder zum Graterrand aufzusteigen, um dort zu übernachten. In der zweiten Nacht gab es dann sogar so starken Frost, daß das Kondenswasser in unserem Zelt gefroren war. Nadine hatte bereits beim Abstieg zum Kratersee starke Knieschmerzen, weshalb wir auf eine Besteigung des Mt. Rinjani verzichteten und am 3. Tag wieder direkt ins Tal abstiegen.
 
Gut gepackt ist halb getragen: So, oder so ähnlich lautet zumindest das Motto eines jeden ambitionierten Wanderers. Wir hatten jedoch keine richtigen Rucksäcke, und so mußten wir uns mit einem kleinen Notrucksack und einer Umhängetasche behelfen. Irgendwie schafften wir es sowohl Zelt, Schlafsack und Isomatten, als auch Kochgeschirr und Lebensmittel für 3 Tage unterzubringen. Als es dann noch galt Wasser und Feuerholz auf den Kraterrand zu tragen, hatten wir quasi alle Hände voll zu tun, zumal es sogar einige Kletterstellen gab.
 
Kochen mal anders: Aus Platzgründen blieb unser Benzinkocher leider im Tal, und so mußten wir uns mit einem Kochfeuer behelfen. Auch wenn es vielleicht etwas romantischer ist auf dem offenen Feuer zu kochen, so richtig konnten wir uns damit aber nicht anfreunden. Zumindest unser Feuer rauchte in Ermangelung von vernünftigem Holz (wir hatten nur kleine Stecken) ganz gewaltig und so  wurden wir richtig schön eingeräuchert. Obwohl wir uns darauf beschränkten nur Nudelsuppe aus der Tüte und Tee zu kochen, war unser Kochtopf nach nur 4x Kochen bereits kohlrabenschwarz und Nadine brauchte fast eine halbe Stunde, um ihn wieder halbwegs sauber zu schrubben.
 
Heiße Quelle (Mt. Rinjani): Die eigentlichen heißen Quellen waren von ein paar Einheimischen belegt, die dort ihren Sommer verbrachten und das Umfeld in eine kleine Müllhalde verwandelt hatten. Mit der Ausrede, daß das Wasser dort oben noch viel zu heiß wäre, führen die Touristenguides deshalb ihre Kunden an ein etwas tiefer gelegenes Becken des heißen Flusses, damit diese dort ungestört baden können. Leider haben einige Gäste das Umfeld dieses Badeplatzes jedoch mit einer öffentlichen Toilette verwechselt, so daß das Baden in dem heißen Wasser mit dezentem Kotgeruch für mich zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde!
 
Lastenträger: Die von den Touristen gebuchten Touren werden alle von einem Guide und einem Lastenträger begleitet. Während der Guide die "Verantwortung" trägt, darf der Lastenträger die gesamte Zeltausrüstung der Gruppe samt Küchenequipment, sowie alles Essen und Flaschenwasser (normale Touristen trinken kein Quell- / Pfützenwasser) schleppen. Bei vier Personen (2 Touristen + Guide + Träger) kommt so ganz schön viel Gepäck zusammen. Immer wieder aufs neue erstaunt waren wir darüber, was die Träger so alles zum Essen mit auf den Berg schleppten: mehrere Ananas, ganze Bananenstauden, Tee, Kakao, Kaffe, Chips, Kekse, Hühnerschenkel oder sogar lebende Hühner (auf der linken Seite des Trägers zu sehen). Anstatt jedoch alles gut im einem Rucksack zu verstauen, wird die gesamte Ausrüstung jedoch an eine Bambusstange gebunden, eine in Südostasien übliche Methode Sachen zu transportieren. Wie die Träger es jedoch geschafft haben damit über die steilen Pfade oder gar die Kletterstellen zu balancieren, ist uns völlig schleierhaft! Das i-Tüpfelchen ist, daß die Träger mit ihrer schweren Last  in einer Höhe von 2500m dann mitten durch die Felsen kraxeln und dabei lediglich Badeschlappen (Flip Flops) tragen. Das letzemal derartigen Respekt hatten wir vor den Straßenarbeitern in Nordindien.
 
Naturschutzgebiet? Das es für unsere Vorstellungen etwas zu viel Müll in dem Naturschutzgebiet gab haben wir ja bereits angedeutet. Eigentlich haben wir erwartet, daß es sehr sauber sein würde, da das Naturschutzgebiet zusammen mit Neuseeländischer Unterstützung eingerichtet wurde (das Informationszentrum war wirklich sehr schön). Obwohl man extra ein zweites Ticket zur Pflege der Infrastruktureinrichtungen (Toiletten und Schutzdächer) kaufen mußte, waren die meisten davon verfallen (von 6 Toiletten laut Karte hätte man 2 benutzen können, die anderen waren unzugänglich oder verfallen). Besonders gestört hat uns aber, daß überall Essensreste und Plastikmüll lag. Als wir die Guides der anderen Gruppen dann auf dieses Problem ansprachen meinten sie nur, daß die "Einheimischen" den Müll liegen lassen würden. Nun ja, und als die Guides und Träger dann mit ihren Kunden weiterzogen, konnten wir auch ihre Hinterlassenschaften bewundern. Wir hatten natürlich nicht bedacht, daß Guides und Träger natürlich auch "Einheimische" sind. Daran, daß in Südostasien der Müll üblicherweise in die Landschaft fliegt und bestenfalls verbrannt wird hatten wir uns ja bereits gewöhnt, doch daß in einem Naturschutzgebiet selbst die Guides und Träger, die man übers das Nationalpark Trekkingzentrum buchen kann, ihren Müll einfach liegen lassen, hätten wir nicht erwartet.
 
Ubbud (Bali): Ubbud ist das Künstlerzentrum von Bali und dementsprechend ein großer Touristenmagnet. Alle, die sich vom anstrengenden Strandleben mal etwas erholen wollen, kommen kurz in diesen Ort. Besonders beliebt sind in Ubbud die allabendlichen Tanzvorführungen. Da wir bereits eine Vorführug auf Java gesehen haben und die Darbietungen hier etwa das 15-Fache kosten sollten, verzichteten wir auf einen weiteren Besuch. Um wenigstens etwas von der Gegend zu sehen, besuchten wir eine Heilige Quelle und eine in einem engen Tal gelegene Tempelanlage. Insbesondere zu der den heiligen Quellen kommen viele Einheimische, um dort rituelle Waschungen vorzunehmen. Die Balinesen sind übrigens Hindus, im Gegensatz zu den muslimischen Indonesiern auf den anderen Inseln.
 
Großreinemachen: In Australien möchte man kein fremdes Saatgut haben und ganz besonders keines aus Asien und so gibt es bei der Einreise eine sehr intensive Überprüfung der Ausrüstung, speziell bei Radfahrern. Also haben wir uns in Ubbud daran gemacht unsere Fahrräder und Packtaschen mal von Grund auf zu reinigigen. Insgesamt haben wir dafür etwa 2 halbe Tage gebraucht, doch jetzt blinken unsere Räder so wie seit unserer Abreise nicht mehr.
 
"Urlaubsparadies Kuta": Unsere letzten beiden Tage haben wir in Balis Hauptouristenort Kuta, direkt neben dem Flughafen, verbracht. Für uns war ja bereits der Touristenrummel auf Koh Samui (Thailand) viel zu heftig, doch das hier war noch eine Nummer anstrengender. Ein Surfshop und ein Straßenhändler nach dem anderen, wobei jeder versucht, seinen Lebensunterhalt mit einem zu verdienen, und so hat man selten seine Ruhe. Besonders viele Australier kommen hierher um zu surfen (zumindest die Anfänger), gibt es doch wunderschöne Wellen direkt am Strand. Doch leider sind sowohl die Surfer als auch die  Rettungsschwimmer zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um in Not geratenen zu helfen. So musste ich gleich zweimal einen jungen Indonesier, der von der starken Strömung aufs offene Meer getrieben wurde, wieder ans Ufer holen. Obwohl einige Surfer um ihn herum waren fühlte sich keiner dazu genötigt, dem um Hilfe rufenden Jungen zu helfen. Der Junge war übrigens Nichtschwimmer und hatte sich ein Schwimmbrett ausgeliehen um etwas im Wasser zu plantschen. Abgesehen von ein paar kurzen Badeausflügen haben wir eigentlich den ganzen Tag damit verbracht entweder unsere Ausrüstung zu reinigen, oder unsere Bücher auszulesen, um sie schnell noch tauschen zu können.
 
Flug nach Australien: Bereits in Denpasar konnten wir uns ein paar Fahrradkartons organisieren. So war mein Fahrrad jetzt noch breiter als es mit der Gitarre sonst schon ist, und das Fahren in dem chaotischen Verkehr Balis wurde nun so richtig anspruchsvoll. Doch durch die Kartons waren unsere Fahrräder beim Flug wenigstens optimal geschützt. Am Flughafen wuschen wir noch die Reifen der Fahrräder und verpackten alles wunderschön. Gesamtgewicht diesmal (ohne Handgepäck): 81,5 Kg. Insgesamt also etwa 100 Kg und das ohne Essen und Wasser! Am 5. Juni um 03:20 Uhr ging es dann mit dem Flieger nach Australien.
 

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