RUMÄNIEN: 31.08. - 11.09.2003

Strecke: Ostrov, Constantza, Tulcea, Galati, Oancea

Distanz: 543 Km

 
Vorwort: Wir genießen es wieder alleine Unterwegs zu sein. Wir waren etwas geschockt von der Armut des Landes. Es gibt scheinbar mehr Esel- u. Pferdekarren als Autos. Wir haben zwar nur gute Erfahrungen mit der Bevölkerung gemacht, trotzdem muß man aber ständig aufpassen, da bettelnde Kinder schnell mal lange Finger bekommen
 

Grenzübergang: Den Grenzübergang nach Rumänien wollten wir gemeinsam mit einem kleinem Grüppchen Paddler nehmen, die sich noch das Donaudelta ansehen wollten. Da der Grenzübertritt auf dem Wasser etwas kompliziert ist, haben Sie Ihre Kajaks auf Bootswagen geschnallt, um zu Fuß über die etwa 2 Km entfernt liegende Grenze zu gehen. Unsere Verabschiedung dauerte etwas länger, und genau an der Grenze holten wir die "Wandergrupe" wieder ein. Problemlos wie erwartet war dann die Ausreise aus Bulgarien. Wie Ihr vielleicht wisst haben wir 2 Reisepässe. Den Reisepass mit den Visa für Ukraine, Rußland und Georgien haben wir ja nach Kladovo nachgeschickt bekommen. Um jetzt das Visum für Syrien beantragen zu können, müssten wir einen Reisepass nach Hause schicken. Also entschieden wir uns, mit dem einen Pass aus Bugarien auszureisen, und mit dem anderen Pass (den mit den Visa) nach Rumänien einzureisen. Natürlich war das dann doch nicht so einfach, wie wir uns das gedacht hatten. Die rumänischen Grenzbeamten bemerkten sofort, daß der bulgarische Ausreisestempel fehlte, und schickten uns zurück auf die bulgarische Seite um uns diesen geben zu lassen. Die Grenzbeamten in Bulgarien staunten nicht schlecht als wir auf einmal wieder auftauchten, und dann auch noch einen Ausreisestempel haben wollten, wo sie uns den doch erst vor ein paar Minuten gegeben hatten. Da in unserem Zweitpass kein Einreisestempel war wußten sie überhaupt nicht mehr was los war. Wir erklärten Ihnen, dass man als Deutscher 2 Pässe haben kann, und daß wir einen Pass zurückschicken wollen. Natürlich wollten sie jetzt auch unseren anderen Pass sehen. Also rannte ich wieder zu unseren Fahrrädern an der rumänischen Grenze. Da der Grenzbeamte bei der Abfertigung der anderen Paddler direkt eben unseren Bikes stand, entschied ich mich kurzerhand beide Lenkertaschen mitzunehmen. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn ich vor seinen Augen den zweiten Pass ausgepackt hätte. Auch die Bulgaren standen nun etwas ratlos vor unseren 2 Pässen. Ein Grenzbeamter konnte jedoch recht gut deutsch und verstand unser Problem. Er schickte uns auf die andere Seite des Grenzhäuschens. Hier begrüßt er uns ganz herzlich in Bulgarien. Sein Kollege, den rumänischen Ausreisestempel vermissend, gab uns nur sehr widerwillig den Einreisestempel. Anschließend bekamen wir erklärt, dass der Ort nach der Grenze Silistra heißt. Er schlug uns vor 15 Minuten durch die Stadt zu bummeln, um dann wieder auszureisen. Kaum wieder in Bulgarien angekommen wurden wir, nach nur 2 Minuten, wieder von einem Grenzbeamten auf die andere Seite des Grenzhäuschens gerufen, wo wir den ersehnten  bulgarischen Ausreisestempel erhielten. Allen Gerüchten zum Trotz gibt es anscheinend in den Ostblockstaaten nicht nur korrupte Beamte, sondern auch genügend Beamte, die das Herz am rechten Fleck haben. Fröhlich marschieren wir nun wieder auf die rumänische Seite. Der Rumänische Grenzbeamte kontrollierte unsere Ausreisestempel und war zufrieden. Nadine bekam dann noch den rumänischen Einreisestempel in ihren Pass. In meinen Pass hatten Sie Ihn nämlich bereits eingestempelt, bevor sie das Fehlen des Ausreisestempels bemerkten. Endlich waren wir nun in Rumänien.

 
Zurück auf den Rädern: Der Einstieg nach Rumänin viel uns relativ schwer. Zum einen hatte wir in der ganzen Reisepasshektik vergessen Geld zu wechseln, und der nächste größere Ort mit einem Geldautomat war etwa 140 Km entfernt. Zum anderen landeten wir in einer der ärmeren Gegenden Rumäniens. Die Straße (Kategorie unter Bundesstraße) war gepflastert, das Hauptverkehrsmittel stellte der Perdekarren dar (1 Auto auf 5 Pferdekarren) und in den Ortschaften fehlte anscheinend eine vernünftige Wasserversorgung. Das ganze dörfliche Leben schien sich auf der Straße und um den Dorfbrunnen (hier wurden die Pferde und Esel getränkt und Trinkwasser geholt) abzuspielen. Die erste Nacht verbrachten wir in einem Waldstück, das sich auch ein Pärchen ausgesucht hat, um tränenreich den Familienstreit auszutragen. Die zweite Nacht haben wir in der Nähe eines militärischen Patrouillenweges verbracht. Zweimal wurde unsere Ausweise kontrolliert, doch was tut man nicht alles für bewachten Zeltplatz samt Flutlicht.
 
Platten: Als dritten Übernachtungsplatz wählten wir uns dann einen Rubinienwald aus. Leider haben diese Bäume aber rosenartige Dornen, mit verheerenden Auswirkungen für Fahrradreifen. Bis jetzt habe ich bereits das 8. Loch, ja genau das ACHTE!, innerhalb von 4 Tage geflickt! Hoffe,daß das bald ein Ende hat, oder wir haben kein Flickzeug mehr. Zu guterletzt hatten wir auch noch einen kleinen Kälteeinbruch und das Thermometer sank von stolzen 38 Grad auf frostige 17 Grad. Auch wenn wir bei den tiefen Temperaturen etwas frieren haben wir uns mittlerweile ganz gut eingelebt.
 
Ab in den Aufzug: In Constantza erreichten wir dann endlich dass Schwarze Meer. Wie üblich versuchten wir in der Großstadt als allererstes unsere Internetseite zu aktualisieren. Das örtliche Internetcafe verfügte aber über keine passende Schnittstelle. Als ich wieder aus dem Internetcafe zurückkam war Nadine bereits in ein Gespräch mit Liviu, einem Rumänen, verwickelt. Als er von unserem Schnittstellenproblem erfuhr lud er uns spontan zu sich Hause ein, indem er uns anbot seinen nagelneuen PC (Windows XP) zu nutzen. Gerne nahmen wir seine Angebot an. Die Wohnung befand sich jedoch im 8. Stock, so daß wir die Fahrräder kurzerhand hochkant in den Aufzug zwängten. Zwar lies sich die Tür dann nicht mehr schließen, doch die Schließkontakte wurden einfach per Hand gedrückt. Die Räder wurden nur kurz in Wohnzimmer und Flur geparkt und schon saßen wir am Computer. Der Rechner war wirklich klasse. Leider war das Modem aber mindestens 10 Jahre alt (allein die Kühlplatte war größer als ein DIN A4 Blatt), so daß der Datentransfer extrem langsam war. Das Öffnen der Aktualisierungsseite war erst gar nicht möglich, und das Öffnen meines Email Accounts dauerte mehrere Minuten. Ich schickte dann die Texte und Bilder per Email an mich selber. Für die 5 Mails haben wir etwa 1,5 Std. gebraucht. Manchmal fällt es uns wirklich schwer die Mentalität der Menschen in den ehemaligen Ostblockstaaten zu verstehen. Da gibt also Liviu sein ganze Geld für einen Top Computer, eine Internetverbindung und 3 Handys (4 Personenhaushalt) aus und spart dann aber an einem vernünftigem Modem, so daß auch ein Uraltcomputer ausreichen würde. ( Hier eine Bitte: Wer hat denn noch ein altes Modem mit mind. 56K zu Hause rumfliegen und möchte es vor dem Mülleimer retten? Liviu Zamfir, Bd. Ferdinand Nr. 93 bl A2 Ap 72 et 8 in Constanta, Rumänien (liviuzamfir2003@yahoo.com)  würde sich sicherlich darüber freuen. Wenn jemand eines verschickt hat, dann bitte kurzen Kommentar ins Gästebuch, damit Liviu nicht plötzlich 5 Modems hat. Danke!) Auch sonst hatte er jede Menge elektronischer Geräte. Von den mindestens 5 Fernsehern waren aber nur 1-2 funktionstüchtig. Nachdem wir die Mails verschickt hatten zeigte uns Liviu noch seine Photos. Insgesamt dürften wir etwa 5 Kg Bilder betrachtet haben, so dass es uns schwer fiel, uns alles zu merken. Viele der Bilder stammten aus der Zeit in der Liviu politisch aktiv war. Eine Zeit in der es den Bulgaren anscheinend noch gut ging (1996) bevor die "Exkommunisten" wieder die Regierungsgeschäfte übernahmen. Völlig geplättet von den vielen Eindrücken und Photos verabschiedeten wir uns dann am späten Nachmittag.
 
Am Strand: Die Nacht verbrachten wir das erste mal auf einem Campingplatz. Der Campingplatz von Manaia liegt an einem der schönsten Strände der bulgarischen Küste.
 
2 Trottel am Dorfbrunnen: Wie jeden Abend kurz vor dem wohlverdienten "Feierabend " hieß es nochmal Wasser auffüllen. 3 1/2 Monate haben wir uns jetzt erfolgreich vor den Dorfbrunnen gedrückt, da wir uns über deren Wasserqualität sehr unsicher waren. Aber diesmal wurde unsere Frage nach "Abra" nur mit eine ungläubigen Zeigen auf den genau gegenüberliegenden Brunnen beantwortet. Uns war sofort klar, daß das Dorf keine Wasserleitungen hatte, und wir nun vorlieb mit dem Brunnen nehmen mussten. Aber leichter gesagt als getan. Zuerst viel uns, wie im Bilderbuch, durch einen Windstoß unsere Plastikflasche in den etwa 6m tiefen Brunnen. Nach langem Fischen, mit Hilfe der Taschenlampe und Kopf in den Brunnen stecken, hatten wir sie irgendwann wieder. Gerade noch rechtzeitig bevor der alte Mann, der uns zum Brunnen verwiesen hatte, näher kam um unser Tun genauer zu beobachten. Dann die Frage, wie das Wasser aus dem Eimer in die Flaschen bekommen. Martin kam eine seiner Meinung nach gute Idee. Das Wasser erst in die Fahrradflasche (große Öffnung) und dann in die Plastikflasche umfüllen. Ungläubig, aber sehr hilfsbereit, griff der alte Mann dann in das Geschehen ein und zeigte uns, wie man das hier macht. Und zwar befand sich seitlich neben dem Brunnen ein Trichter, der über ein Rohr zur Tiertränke führt. Mann füllt also einfach das Wasser in den Trichter und hält dann ans Rohrende seine Flasche. Übrigens waren unsere Bedenken bezüglich der Wasserqualität völlig unbegründet.
 
Ausreise aus Rumänien: Unsere Hoffnungen in  Tulcea mit einer Fähre nach Ismajil (Ukraine) überzusetzen waren bereits vor einigen Tage zerplatzt, aber auch nicht weiter schlimm, da wir bis zum Einreisetermin laut Visum sowieso noch eine Tage Zeit hatten. Also fuhren wir gemütlich mit dem Fahrrad die 100 km nach Galati, um dort dann pünktlich zum 10.9.03 in die Ukraine einzureisen. Bereits auf der Karte war uns zuvor aufgefallen, daß sich zwischen Rumänien und der Ukraine ein kleiner Streifen moldavisches Hoheitsgebiet befinden musste (max. 5 km). Wir waren uns aber sicher, daß es ein Transitvisum gibt und daß das Ganze dann kein größeres Problem sein sollte. Doch erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt. Wir kamen nach knapp 25 geradelten km an dem Grenzübergang an, wo man uns ziemlich unfreundlich erklärte, daß die Einreise nur für Autos möglich ist, und daß der "Fahrradgrenzübergang" nur in dem 60 Km nördlich gelegenem Oancea möglich ist. Einer der Grenzbeamte bemerke zwar, daß wir unsere Fahrräder ja vielleicht in ein Auto laden könnten um dann so die Grenze zu passieren. Seinem Vorgesetzten gefiel das aber gar nicht und somit wurde der Vorschlag sofort wieder zurück genommen. Also blieb uns nichts anderes übrig als umzukehren und nach einer anderen Möglichkeit zu suchen. Wir hatten noch Hoffnung, daß es vielleicht in Galati eine Fähre nach Ismajil gibt. Aber auch diese Hoffnung wurde uns nach mehrmaligen Nachfragen genommen. Als wir uns gerade einigermaßen mit unserem Schicksal abgefunden hatten, trafen wir zwei polnische Reiseradler, die uns in ihrem gebrochenem Englisch erklärten, das Sie in Tulcea erfahren hatten, daß der Grenzübergang hier in Galati mit dem Fahrrad in die Ukraine möglich ist. Unseren Bericht über unseren erfolglosen Versuch über die Grenze zu kommen beantworteten Sie nur mit einem Lachen und der Handbewegung, daß wir wohl kein Schmiergeld bezahlt hätten. Da die Beiden so davon überzeugt waren, daß der Grenzübergang möglich ist, schlossen wir uns ihnen für einen erneuten Versuch an. Martin war sehr zuversichtlich, wogegen es Nadine schleierhaft blieb, warum es jetzt klappen sollte, wo Sie doch vorher noch nicht einmal unsere Pässe sehen wollten und uns sofort abblitzen ließen. Also radelten wir erneut die 14 km (einfache Streck) zur Grenze. Diesmal  wurden wir an der Grenze etwas freundlicher Empfangen. Wir bekamen erklärt, daß sich zwischen Rumänien und der Ukraine 1 Km moldavisches Staatsgebiet befindet.  Um diesen Kilometer zu passieren benötigen wir aber ein Visum, und dieses wird nur in Oancea ausgestellt  (da sich dort das Konsulat befindet). Also hieß es erneut umdrehen, und auf nach Oancea. Nach 65 Km kamen wir dann wieder an unserem vorigen Zeltplatz vorbei. Aber an diesem Tag sollten wir unseren Tagesrekord knacken. Wir radelten also, gemeinsam mit dem polnischen Pärchen, mit einem Schnitt von 18.5 Km/h insgesamt 114 Km durch die durchaus hügelige Landschaft bis kurz vor die moldavische Grenze.

 

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