SERBIEN: 30.07. - 16.08.2003

Route: Apatin, Novi Sad, Belgrad, Dobro, Kladovo

Distanz: 620 Km (Kanu)

 
Vorwort: Die TID (eine internationale Kanutour von Deutschland nach Bulgarien, der wir uns für 4 Wochen angeschlossen haben) war sehr schön und eine Erfahrung wert, aber leider können wir deswegen nur wenig zur Bevölkerung und Landschaft abseits der Donau sagen. Der Krieg hat zwar noch seine Spuren hinterlassen, aber im großen und ganzen herrscht relativer Wohlstand und wir fühlten uns sicher. Leider haben die Serben aber die schlimme Angewohnheit, ihren ganzen Plastikmüll in der Donau zu entsorgen!!! Geheintipp: In Serbien gibt es die leckersten Pfirsische weltweit!
 
Vollpension: Als wir dann am Abend endlich in Apatin (Serbien) angekommen sind stand bereits der halbe Ort an der Kaimauer um uns (die Paddler der TID) beim Aufbauen der Zelte zu beobachten. Für uns ein sehr komisches Gefühl, da wir ja in den Wochen zuvor immer irgendwo in der Natur geschlafen haben und allenfalls von einer Eule beobachtet wurden. Doch die nächste Überraschung lies nicht lange auf sich warten. In der Tourgebühr von 30,-€ für die 18 Tage in Jugoslawien war nicht nur die Tourorganisation und die "Übernachtungsgebühren" inbegriffen, sondern auch ein Abendessen. In fast jedem Ort lies es sich die Gemeinde nicht nehmen, ihre Gäste zu einem Abendessen einzuladen. Gerade in einem Land wie Jugoslawien, das gerade dabei ist einen Krieg zu verarbeiten eine nicht zu unterschätzende Geste (Opfer). Zum Teil, wie in Bogojevo, wurde aus dem Abendessen ein richtiges kleines Volksfest, mit Blaskapelle und Band. Das halbe Dorf war anwesend, feierte und tanzte.
 
Paddelalltag: Auch die Hilfsbereitschaft der TID Paddler ist unglaublich. Wir waren noch nicht einmal richtig in Mohacs angekommen, da wurde bereits eine Transportmöglichkeit für unsere Fahrräder organisiert. Gerne nahmen wir das Angebot an, die Fahrräder die erste Woche auf dem Anhänger des Jugoslawischen Begleitfahrzeuges mitnehmen zu lassen. Auch sonst steht man uns bei all unsren Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Sei es beim Ausladen des Bootes oder beim Nachschicken unserer Zweitpässe. Unsere anfänglichen Befürchtungen, in einer so großen Reisegruppe nicht zurechtzukommen, haben sich alles andere als bestätigt. Obwohl alle jeden Tag die gleiche Strecke zurücklegen, kann sich jeder seine Tag individuell gestalten. Idyllische Sandbänke zum Rasten und Baden gibt es mehr als genug. Dank der unkomplizierten und netten Art der TID-Teilnehmer beginnt sogar Nadine langsam Spaß am Kanufahren zu bekommen. Mittlerweile paddelt Sie trotz einer Blase am kleinen Finger tapfer und ohne zu motzen den ganzen Tag :-)))))).
 
Novi Sad: Mittlerweile sind wir nach 200 Km in 5 Tagen in Novi Sad, einem sehr touristischem "Badeort" an der Donau, angekommen. Der "Strand" von Novi Sad kann sich gut und gerne mit einigen Badeorten in Spanien oder Italien messen (viele Strandcafes mit zu lauter Musik), mit dem einzigen Unterschied, dass man hier nicht im Meer sonder im schmuddeligen Donauwasser baden kann, und das unter der von den Amerikanern zerstörten Brücke.
 
Technische Probleme: Kaum war der letzte Reisebericht online gestellt, haben wir die Akkus unseres Pocket Pc etwas überstrapaziert, so dass auf einmal Akku und Sicherungsbatterie gleichzeitig leer waren. Da so ein Pocket Pc aber nur einen Arbeitsspeicher hat, waren neben einigen Dateien auch unsere Bildbearbeitungsprogramme gelöscht worden. Ohne diese können wir aber keine Bilder auf unsere Internetseite stellen. Somit verbrachten wir unseren freien Tag in Belgrad mit der verzweifelten Suche nach einem Internetcafe mit Laptop (ich benötige nämlich eine Infrarotschnittstelle um das Programm wieder aufzuspielen). Ganz zu Nadines Freude sind wir so den ganzen Tag durch Belgrad geirrt.  Aber leider ohne Erfolg, denn ausgerechnet in Belgrad waren sie alle sehr schlecht ausgerüstet. Den Rest unseres Ruhetages verbrachten wir damit, uns einen kleine Vorsprung herauszupaddeln. Die nächsten beiden Tagesetappen waren mit 50 und 62 Km ohne Strömung angesetzt. Um 19:20 Uhr sind wir dann also in Belgrad aufgebrochen. Nicht gerade sehr früh wenn man bedenkt, dass es hier zur Zeit um 20:30 stockdunkel ist, doch wir mußten erst die Bikes, die wir nun wieder dabei hatten, ins Boot packen. Natürlich sind wir mitten in die Nacht hineingepaddel. Eigentlich sehr romantisch, doch wenn man noch keinen Übernachtungsplatz hat, nicht gerade der größte Spaß. Gegen 21:30 Uhr sind wir dann aber doch fündig geworden.
 
Lange Etappen: Am nächsten Tag versuchten wir den kleinen Vorsprung zu halten. Wir befanden uns mittlerweile bereits mitten in der Rückstauzone des Wasserkraftwerkes  Đjerdap I und somit waren die Übernachtungsplätze diesmal rar gesät. Großkotzig wie wir waren, verschmähten wir die ersten Plätze in der Hoffnung, noch einen besseren zu finden. Die Uferzone besteht hier aber aus zum Teil im Wasser versunkenen Wäldern, so dass sich das Ganze schwieriger gestaltete als erwartet. Nach über einer Stunde vergeblicher Sucherei entdeckten wir nach insgesamt 50 Km einen ebenen und trockenen Platz am Ufer. Der Haken an der Sache war, dass wir uns, ganz zu Nadines Freude, samt Boot durch 20m Schlamm kämpfen mussten, um ans Ufer zu gelangen. Neben der Tatsache, dass wir wieder einmal ein Schlammbad hatten, übernachteten wir auch noch in unmittelbarer Nähe eines Baggerschiffes, das bis weit nach Mitternacht mit ohrenbetäubendem Lärm damit beschäftigt war, Sand oder Schotter aus der Donau zu baggern. Zum Glück hatten wir dadurch die längste Tagesetappe (62 Km) auf 43 Km verkürzt, da sie auch so, auf dem stehenden Gewässer und in praller Sonne, anstrengend genug war.
 
Badeunfall: Glücklich und erschöpft erreichten wir am Nachmittag (an diesem Abend erreichten die letzten Paddler den Zeltplatz um 21:30 Uhr) den Hafen von Veliko Gardiste. Hier wurden wir beinahe Zeugen eines Ertrinkungsunfalles. Wir erholten uns gerade bei eine Wassermelone im Bereich der Hafenanlage und beobachteten neben den ankommenden Paddlern die einheimischen Kinder beim baden. Um den Platz am Ponton der Grenzpolizei für eine ankommende rumänischen Personenfähre freizumachen began ein georgischer Lastenschlepper mit "vollem" Schub loszufahren. Das ganze Wasser brodelte und einige Kinder retteten sich noch ans Ufer. Plötzlich herrschte helle Aufregung. Von der starken Strömung wurde ein Mädchen unter eines der anderen Frachtschiffe gespült. Bis der Polizist, der gerade vorbeischlenderte reagierte, haben die anderen Kinder den Lastenschlepper durch lautes schreien zum stehen gebracht und waren auf das Frachtschiff geklettert. Nach einer Weile ist das Mädchen dann zwischen zwei Frachtschiffen wieder aufgetaucht und wurde mit eine Seil ans Ufer gezogen. Hiermit war für den Polizisten der Fall dann erledigt. Anscheinend war die Zollabfertigung der rumänischen Personenfähre wichtiger als sich um das Mädchen zu kümmern. Er scheuchte noch ein paar Kinder vom Ufer weg und wackelte davon. Auch der Kapitän hielt es nicht für nötig sich zumindest bei dem Mädchen zu entschuldigen! Bei derartigen Unfällen besteht die Gefahr, dass man unbewußt Wasser in die Lunge schluckt, das dann langsam in die kleinen Alveolen der Lunge sickert  und so noch nach vielen Stunden zum Erstickungstod führen kann. In Deutschland werden Kinder daher für 24 Std. zur Beobachtung in ein Krankenhaus eingewiesen. Nadine bat den Serbischen Fahrtenleiter dies für sie dem Mädchen zu übersetzten, doch auch dieser war der Meinung, dass alles in Ordnung sei und verweigerte seine Hilfe. Mag sein, dass bei uns in Deutschland alles etwas überorganisiert ist, doch in solchen Situationen kann eine engagierte Hilfe auf keinen Fall schaden.
 
Tanzdarbietung in Dobro: In Dobro ließ die Gemeinde sich eine besondere Überraschung einfallen. Nach dem Abendessen trat eine Serbische Volkstanzgruppe auf. Hierzu hatte man extra eine Bühne auf dem Sportplatz aufgebaut. Anders als bei uns aber keine gemütliche Tanzveranstaltung älterer Ehepaare in Trachten, sondern lauter junge Mädchen und Männer (bis Mitte 20) die uns mit feurigen Tänzen verzauberten. Neben den Teilnehmern der TID war die gesamte Bevölkerung versammelt um die Darbietung zu genießen. Auch dies ist nur ein weiteres Beispiel für die großartige Gastfreundschaft, die die Serben Ihren Gästen entgegenbringen.
 
Strumtag: Nachdem wir die längste Tagesetappe hinter uns gebracht hatten dachten wir, dass es nun nur noch besser werden kann. Nun galt es aber noch das "Eiserne Tor", den Durchbruch der Donau durch die Kaperten, zu durchfahren. Das heimtückische an diesem Streckenabschnitt ist, dass starke Fallwinde die teilweise seeartigen Donauverbreiterungen unter Umständen etwas anspruchsvoller gestalten können. Die erste Tagesetappe war bei einer spiegelglatten Donau vollkommen unproblematisch. Am Vormittag der 2. Etappe hatten wir sogar sehr guten Rückenwind, so dass wir uns ein Behelfssegel bauten und mit etwa 5 Km/h dahinsegelten. Vor dem Etappenziel galt es aber noch das Becken von Doni Milanovitsch zu überqueren. Die Donau fließt hier durch eine Talkessel und ist auf einer  Länge von ca 8 Km etwa 2 Km breit. Der Wind war mittlerweile so stark, dass wegen der Kentergefahr an segeln nicht mehr zu denken war. In dem Talkessel hatte der Wind die Donau so aufgewühlt, dass wir neben dem Wind mit bis zu 1m hohen Wellen zu kämpfen hatten. Die Wellen rollten ständig von hinten heran und ich war eigentlich nur damit beschäftigt das Kanu auf Kurs zu halten. Unser Ally Faltkanadier ritt die Wellen zwar überraschend gut ab (wir hatten nicht einmal Wasser auf der Persenning) aber seine Windanfälligkeit machte uns sehr zu schaffen. Als wie wenn wir uns auf einer Sonntagnachmittagsspazierfahrt befinden würden beschloß Nadine auf einmal, ein paar Fotos zu machen. Ich war zu sehr mit dem Wind und dem Boot beschäftigt, um Ihr erklären zu können, daß es Momentan doch etwas zu gefährlich für derartige  Experimente ist. Irgendwie finde ich es immer wieder klasse wie unbekümmert Nadine an einige Sachen herangeht. Den Photo auszupacken war wirklich das Letzte, an das ich in dieser Situation gedacht habe.  Leider sind die Bilder wegen der starken Schaukelei nichts geworden. Ohne Kenterung haben wir schließlich Doni Milanovitsch erreicht. Insgesamt 5 erfahrene Paddler sind an diesem Tag gekentert, doch bis auf eine verlorene Brille, ein paar verlorene Sandalen und ein Loch in einem Klepper Faltboot gab es keine größeren Schäden. Etwa 10 weiter Paddler hatten sich vor den Wellen am Ufer in Sicherheit gebracht und wurden von einem Bus eingesammelt. Die Brandung war so stark dass die Gischt stellenweise 10m weit über Kaimauer spritzte.
 
Eisernes Tor: Am nächsten Tag hatten wir im Eisernen Tor dann mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Stellenweise war er so stark, dass wir trotz aller Anstrengung  das Boot gerade mal auf der Stelle halten konnten (und mittlerweile paddeln wir ganz passabel). Landschaftlich ist dieser Abschnitt mit steilen Felswänden auf beiden Seiten der Donau aber äußerst reizvoll. Auf der rumänischen Seite gab es sogar eine Höhle, in die wir hineingepaddelt sind.
 
Schleuße: Nachdem wir nun tagelang auf einer stehenden Donau gepaddelt waren erreichten wir schließlich die Schleuse Đjerdap I. Mit zwei Schleusenkammern überwindet man in gut 1,5 Std. einen Höhenunterschied von etwa 45m.Völlig erschöpft erreichten wir Kladovo. Für einige Teilnehmer war hier das Ende Ihrer Reise (sie wurden am nächsten Morgen mit dem Reisebus abgeholt), uns winkte ein Ruhetag. Noch am gleichen Nachmittag gingen wir auf die Suche nach einem Internetcafe um unser Problem mit dem Pocket Pc zu lösen, doch leider war Kladovo dafür zu klein. Wir entschieden uns den Pocket Pc mit einem der Teilnehmer zurück nach Deutschland zu schicken (damit Ufo das Programm neu aufspielen kann), und uns nach Silistra wieder mitbringen zu lassen. Auf dem Rückweg versuchten wir unser Glück in einem kleinen Computerladen (Happy Computer). Ohne mit der Wimper zu zucken ließ man uns dort an den Firmenlaptop. Auch die Syncronisationssoftware durfte ich auf dem Rechner installieren. Schnell hatte ich das Programm wieder auf dem Pocket PC installiert. Jetzt fehlte nur noch das Passwort. Ich hatte Ufo in Belgrad einen Hilferuf per Email geschickt (Ufo hat ihn per Handy in Ungarn empfangen und sich so starke Sorgen gemacht, dass er die Mail sofort heruntergeladen hat; sorry und danke) und mußte nun nur noch schnell ins Internet. Gerade als ich die Mail von Ufo öffnen möchte erkennt der Computer einen Virus und fährt sich hinunter. Die nächsten 15 Min. waren die Jungs von Happy Computers dann damit beschäftigt den Virus zu finden und zu eliminieren. Beim zweiten Anlauf konnte ich die Email dann aber abrufen und mein Bildbearbeitungsprogramm fertig installieren. Welch Erleichterung! Am nächsten Tag haben sie uns sogar noch unsere Bilder auf eine CD gebrannt. Nicht einmal bezahlen durften wir etwas für die große Hilfe. Mit einem "Ein Geschenk Serbiens" überreichte uns der/ein Chef/Mitarbeiter des Ladens die CD. Vielen herzlichen Dank! (Leider kann ich die Bilder die ich gemacht habe aber nicht öffen und bearbeiten!???)
 
Fast wie Weihnachten: Zurück an unserem Zelt wartete bereits die nächste freudige Überraschung auf uns. Das Paket mit unseren Reisepässen samt Visa (Ukraine, Rußland, Georgien) war mit dem Bus der Heimreisenden angekommen. Es war ein Gefühl wie an Weihnachten, als wir voller Spannung das Paket öffneten. Gierig begutachteten wir den Inhalt (Pässe, Fahrradschloß, Bilder von Nadines Familie, Postkarten aus Limburg (Gastgeschenke), Luftballons (für Kinder), und eine Speicherkarte). Das Beste an der Speicherkarte ist aber nicht die Karte (hat uns übrigens Ufos Schwester Heike gesponsert; Danke!), sondern Ihr Inhalt: Zwei Aufnahmen von Peter Grüns neuen Liedern. Ich war aufgeregt und glücklich wie ein kleiner Schuljunge, als ich mir die Lieder zum ersten mal angehört habe. Auch Nadine wollte die Photos gar nicht mehr aus der Hand legen. Fast hätten wir vor lauter Begeisterung sogar das Abendessen verpasst.
 
Strammer Wind: Nach einem erholsamen Ruhetag rief dann aber wieder der Ernst des Lebens. Zwei Tagesetappen mit je 50 Km, eine Schleuse und die bulgarische Grenze warteten auf uns. Etwa 15 Km vor Ende der ersten Etappe erwischte uns dann der Gegenwind. 6 Km vor dem Ziel war der Wind dann so stark, dass wir nicht mehr gegen ihn anfahren konnten. Das Ufer bestand hier aus einer schrägen Betonwand. Um überhaupt vorwärts zu kommen zogen und schoben wir das Boot  (Spitznamen:  "Rennschnecke" und "Schwimmende Müllhalde" (alles fliegt nur im Boot rum)) am Ufer entlang. Als ein Abflußrohr uns den Weg versperrt müssen wir es wieder umpaddeln und treiben weit auf die Donau hinaus.  Etwa 4 Km vor dem Zeltplatz, wir sind gerade dabei ein am Ufer festgekettetes Schiff zu umpaddeln, werden wir dann von einem schweizerischem/bulgarischem Team gerettet. Der Schweitzer hat mit seinem Motorboot bereits 3 bulgarische Faltboote im Schlepptau, und wir werden kurzerhand mit angehängt.

 

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