GUATEMALA: 10.05. - 03.08.2008

Route: Guatemala City, Antigua, Panajachel, Flores, Tikal, Belize City, Cayo Caulker, Antigua, San Pedro de la Laguna, Antigua, Guatemala, Rio Hondo, Copán (Honduras), Rio Dulce, Flores, Tikal

Geradelte Kilometer: 919 Km      Höhenmeter: 8335m

 
Vorwort: Fast drei Monate waren wir in dem kleinen Guatemala. Eigentlich müsste man meinen, wir hätten jetzt alles gesehen, doch weit gefehlt. Über die Hälfte der Zeit war Nadine nämlich daheim in Deutschland um wie bereits vor unserer Abreise versprochen den 50. Geburtstag ihrer Mutter zu feiern. Nachdem erst seine Mutter zu Besuch war hat Martin die restliche Wartezeit genutzt um seine Spanischkenntnisse am Lago Atitlan etwas aufzubessern. Als dann Nadine wieder zurück war haben wir auf dem Rückweg zu unseren Rädern, die wir während ihrer Abwesenheit in Guatemala City in einem Hostel gelassen hatten, einen etwas längeren Stop in Antigua ein, schließlich stand ja Nadines Geburtstag ins Haus. Als wir dann endlich zurück bei unseren Rädern waren war unser Visum für Guatemala dann auch schon quasi ausgelaufen und so mussten wir uns beeilen um noch rechtzeitig nach Belize auszureisen. Die beiden Abstecher nach Belize (Martin und seine Mutter) sowie nach Honduras (Nadine und Martin) habe ich des einfacheren Lesens wegen weiterhin bei Guatemala gelassen. Trotzdem habe ich die beiden Länder aber auch ihre eigene Seite gegeben (der Gerechtigkeit halber!). Wildes zelten war wegen der vielen Zäune relativ schwierig, doch bei Tankstellen sind wir stets sehr freundlich aufgenommen worden. Als Zugabe gab es bei den Tankstellen dann am Abend meist sogar noch eine kalte Dusche!!! Guatemala ist bergig und zuweilen schwülheiß und somit nichts für diejenigen, die mal kurz eine gemütliche Radtour machen wollen
 
259. Wochenbericht 10.05. - 18.05.2008

Route: Guatemala City, Antigua, Panajachel, Flores
 
Heimaturlaub und Besuch: Mit unserer Ankunft in Guatemala City gibt es für uns eine paar größer Veränderungen. Nadine hatte ihrer Mutter bei unserer Abreise versprochen zu deren 50. Geburtstag zu Hause zu sein. Ein damals leicht gegebenes Versprechen, da wir ja nur 3 Jahre unterwegs sein wollten, doch da die Welt größer ist als erwartet, und wir immer noch unterwegs sind, bedeutete dies nun daß Nadine für 6 Wochen nach Deutschland fliegen würde. Gleichzeitig stand der jährliche Besuch meiner Mutter an, die diesmal über die Pfingstferien kommen würde. Wir hatten gehört, daß Guatemala sehr bergig sein soll, und da zudem die Regenzeit in ihren Anfängen liegt habe ich meine Mutter gebeten, doch ihr Rad zu Hause zu lassen, so daß wir leichter mit dem Bus reisen könnten. Die nächsten 2 Wochen werde ich also mit meiner Mutter zusammen per Bus Guatemala und Belize erkunden, während Nadine wieder mal Heimatluft schnuppern kann und im Kreise ihrer Lieben den Geburtstag ihrer Mutter feiern wird.
 
Hühnerbus: Der Wechsel vom Fahrrad zu öffentlichen Transportmitteln ist auch für mich spannend. Um Guatemala City zu verlassen irren wir zunächst mit unserem gesamten Gepäck lange durch die Stadt, da der Busterminal verlegt wurde, doch letztendlich erreichen wir mit Hilfe der freundliche Guatemaler und einem Stadtbus die Straße in der die Busse abfahren. Einer der Busse ist gerade am Abfahren als wir ankommen, und so rennen wir hinter dem Bus her und und springen durch die geöffnete Hintertüre auf den Bus auf. Gleichzeitig schleppt der Kondukteur unsere Rucksäcke aufs Dach während der Busfahrer seelenruhig langsam weiterfährt. Die sogenannten "Hühnerbusse" (weil man so reingepackt ist) sind ausrangierte alte amerikanische Schulbusse mit jeweils 3 Sitzplätzen auf einer Bank. Die Bänke waren natürlich für schlanke amerikanische Schüler ausgelegt, so daß nun die Person die zu Gangmitte sitzt mit einer Pobacke in der Luft hängt. Zumindest ist es gemütlich. Kaum legt sich die erste Aufregung wird uns klar, daß unser Busfahrer eigentlich Rennfahrer ist, was zur Folge hat, daß wir, obwohl wir uns festhalten, Schwierigkeiten haben, auf unseren Plätzen sitzen zu bleiben. Einmal wird eine Guatemalerin eiskalt von einer Linkskurve erwischt und ehe sie sich versehen kann ist sie schon auf dem Schoß meiner Mutter gelandet, was natürlich allgemeine Heiterkeit auslöst. Noch etwas benommen kommen wir jedoch nach 3,5 Stunden wohlbehalten in Panajachel am Lago Atitlan an.
 
Lago Atitlan: Der 30 Km lange, 10 Km weite und bis zu 320m tiefe Lago Atitlan entstand bei einem Vulkanausbruch vor etwa 85.000 Jahren. Der auf 1500m gelegene idyllische Bergsee ist von drei über 3000m hohen Vulkanen umgeben, was bereits in den 60ern viele Reisende und Hippies anzog. Viele Hippies konnten sich der Schönheit des Sees mit seinen an den Ufern gelegenen Mayadörfern nicht entziehen und machten es zu ihrem neuen Heim. Zunehmend mehr Ausländer legen sich hier eine Seegrundstück zu und so verfügen die Mayadörfer mittlerweile auch über eine hinreichend große internationale Gemeinschaft. Klar können wir nicht widerstehen mit unseren Packrafts auf dem See zu paddeln um dort dann, fernab des zuweilen etwas schmuddeligen Ufer, ein herrlich erfrischendes Bad zu nehmen.
 
Antigua: Atigua, die alte Hauptstadt Guatemalas wurde nach einer ganzen Serie schwerer Erdbeben  im Jahr 1773 komplett zerstört. Während Antigua in Ruinen darniederlag wurde der Regierungssitz damals nach Guatemala City verlegt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Antigua wieder besiedelt und langsam wieder aufgebaut, bis schließlich die erfolgreichen Restaurierungsarbeiten dazu führten, daß Antigua 1979 zum UNESCO Weltkulturerbe erkärt wurde. Heute ist Antigua sicherlich die touristischste Stadt Guatemalas, was dank der herrlichen Kolonialbauten, der alten teilrenovierten Klosterruinen und der Gassen aus Kopfsteinpflaster kein Wunder ist. Hinzu kommt noch ein herrlicher Blick auf einige bis 4235m hohe und teilweise aktive Vulkane.
 
Mayas: Die Mayakultur existierte von etwa 1800 v.Chr. bis etwa 1000 n.Chr. in einem Gebiet, daß heute die Yukatan Halbinsel in Mexiko, Guatemala, Belize, Teile von Honduras und Teile von El Salvador umfaßt. Leider ist über die Mayakultur nur sehr wenige bekannt und ihr plötzliches verschwinden gibt den Wissenschaftlern noch immer Rätsel auf. Anders als andere Hochkulturen (wie z.B. die Inkas) gab es jedoch nie ein Mayaimperium. Vielmehr bestand die Mayakultur aus vielen selbständigen Städte, die auch untereinander konkurrierten, sowie es auch im antiken Griechenland der Fall war. Nachdem es den Maya gelungen war das Land zu kultivieren und dank Terrassen und Bewässerungskanälen recht effizient Nahrungsmittel produziert wurden, wobei dem Mais eine besondere Bedeutung zukam, öffnete sich der Raum sich den Wissenschaften wie Schrift, Architektur, Mathematik, Kalender und Astronomie zuzuwenden. So wurden zum Beispiel viele Tempel nach den Bewegungen der Sonne ausgerichtet. Leider wurden nahezu alle schriftlichen Aufzeichnungen der Mayas von Bischof Diego de Lade im 16. Jahrhundert verbrannt, doch zumindest drei Texte haben sich in europäischen Museen erhalten. Auch heute gibt es noch 21 ethnische Gruppierungen mit jeweils ihrer eigenen Sprache, die sich als Nachfahren der Maya sehen und ihre Traditionen insbesondere in den Bergen auch heute noch ein traditionelles Leben führen.
 
Tikal Morgenstimmung: Wir betreten den Park im dunklen und ein Guide führt uns zum Tempel Nummer IV, von dem aus wir den Sonnenaufgang miterleben können. Der Guide bittet alle während der Zeit hier zu schweigen, was ich als besonders angenehm empfinde. Nach und nach erwacht der Urwald und so hören wir zuerst Vögel, die ihr Morgenlied anstimmen und dann wie verschiedene Brüllaffenfamilien aufwachen, während überall die Spitzen der Mayapyramiden aus dem Blättermeer emporragen. Tikal wurde um 900 - 700 v.Chr. besiedelt, und gegen 500 v.Chr. wurde dann die erste, damals noch kleinere, Steinpyramide errichtet. Um 250 n.Chr. hatte sich Tikal bereits zu einem wichtigen Zentrum der Religion, des Handels und der Kultur entwickelt. Es folgten diverse Streitigkeiten mit den Nachbarn und zwischen dem 7. Jh.. - 9. Jh. erreichte Tikal seinen Höhepunkt und umfaßte eine Fläche von etwa 30 Km² mit etwa 100.000 Einwohnern. Im 10. Jh.., also lange bevor die Spanier kamen, wurde Tikal schließlich aufgegeben und verlassen, so daß sich der Urwald Stück um Stück die Stadt wieder zurückholte. Wiederentdeckt wurde Tikal dann erst im späten 17. Jh.. doch die erste archäologische Expedition wurde erst 1848 von der Regierung Guatemalas unternommen. Viele internationale Archäologen haben leider im Laufe der Jahre viele Kunstobjekte mit in ihre Heimatländer genommen, wo sie nun fernab ihrer Heimat bewundert werden können. Die Ausgrabungen der Tempel sind aber bei weitem noch nicht abgeschlossen und werden sicherlich auch noch viele Jahrzehnte die Archäologen beschäftigen.
 
Brüllaffen und Ameisen: Auf dem Weg zwischen den zwei Pyramiden hören wir auf einmal ein paar Brüllaffen hoch über uns in den Baumgipfeln. Obwohl die Brüllaffen recht groß sind kann man sie nur schwer ausmachen, da sie sich in den Blättern verstecken. Einer unserer Guides beherrscht der Schrei der Brüllaffen und umgehend kommt dann auch die Antwort von oben. Etwas Abseits des Weges trampelt dan unser Guide auf einmal neben ein paar kleinen Erdlöchern auf den Boden, und im nu kommen hunderte riesige Ameisen aus dem Bau, die einen Angriff vermuten und diesen nun verteidigen wollen. Die Ameisen, die übrigens auch heute noch als Delikatesse gelten, sind wirklich riesig und so gehen wir lieber auf Sicherheitsabstand. Früher wurden die Ameisen übrigens ebenfalls dazu verwendet um Wunden zu "nähen". Die Haut wurde zusammengehalten und nachdem die Ameise sie mit ihren Zangen zusammengezwickt hatte wurde ihr der Kopf abgetrennt, so daß nur die Zangen zurückblieben um die Wunde geschlossen zu halten.
 
Ballspiel: Für die Mayas war das Ballspiel kein Zeitvertreib oder Sport, sondern eine religiöses Ritual. Als Tore dienten kleine Erdlöcher (zumindest hier in Tikal) und der Ball durfte mit den Oberarmen, den Schultern, den Beinen und den Knien gespielt werden. Für die Mayas symbolisierte das Ballspiel den Kampf zwischen Gut und Böse. Schwer verständlich scheint aus heutiger Sicht insbesondere die Gepflogenheit, daß die Mitglieder der Siegermannschaft den Göttern geopfert wurde. Warum sollte man ein Fußballspiel gewinnen wollen, wenn man nachher sterben würde? Vermutlich galt es jedoch als Ehre den Göttern geopfert zu werden oder vielleicht gab es sogar ein ähnliches Konzept wir im Islam, bei dem jeder der für den Heiligen Krieg sein Leben gibt direkt in den Himmel kommt. Dass dieses Erdloch tatsaechlich zum Balspiel vewrwendet wurde beteuert zwar unser Guide doch so richtig glauben kann ich es trotzdem nicht.
 
Sonnenkalender: Diese Pyramiden wurden so nach der Sonne ausgerichtet, daß sie jeweils anzeigten wann die Sonne am nördlichen oder südlichen Wendekreis oder am Äquator war. Ob die Maya wohl schon gewußt hatten, daß die Erde eine Kugel ist?
 
Tukane: Die in Baumhöhlen wohnenden und brütenden Tukane kann man hier überall im Park antreffen. Klopft man übrigens an den Stamm eines Baumes in dem ein Tukan wohnt streckt dieser neugierig erst seinen riesigen Schnabel und dann seinen Kopf heraus, um nach möglicher Gefahr Ausschau zu halten.
 
Steile Pyramiden: Die extrem steilen Pyramiden von Tikal sind erst nach und nach gewachsen. Zunächst hatte man kleinere Pyramiden gebaut und in späteren Jahren hat man dann einfach jeweil größere Pyramide drübergebaut. So gibt es Pyramiden, die eigentlich aus fünf ineinander geschachtelten Pyramiden bestehen und mich irgendwie an die russischen Holzpuppen erinnern. Bei einem Tempel hatte ein amerikanisches Forscherteam versucht sich zu den inneren Tempeln durchzugraben, doch schließlich ist die ganze Konstruktion dann eingestürzt, so daß man mittlerweile darauf verzichtet. Vor den Pyramiden stehen dann oft sogenannten Stelen, Steinplatten, die das Leben eines Mayafürsten und seine Leistungen und Eroberungen schildern.
 
Cayo Caulker: Da meine Mutter noch nie in ihrem Leben in dem kristallklaren Wasser der Tropen zum baden oder gar schnorcheln war machen wir für ein paar Tage einen Abstecher nach Belize. Vor der Karibikküste des englischsprachigen Belize liegt eine ganze Reihe von herrlichen Inseln und das zweitgrößte Korallenriff der Welt (das größte liegt vor Australien). Für Sonnenanbeter sowie für Unterwassersportler also ein kleines Paradies. 
 
Seekühe: Hier in den flachen Gewässern vor Belize sind auch Seekühe heimisch. Seekühe, die Seeelefanten nicht unähnlich sind, ernähren sich jedoch nicht von Fischen sondern ausschließlich von Pflanzen. Unser Guide erzählt uns, daß Seekühe absolut friedliebend sind und sich nicht einmal wehren wenn sie angegriffen werden. Da Seekühe Säugetiere sind müssen sie alle paar Minuten an die Oberfläche, wo sie jedoch nur kurz nach Luft schnappen, um dann wieder am Meeresgrund die Wurzeln von Seegras zu fressen. Das ausgerissene Gras treibt dann über der fressenden Seekuh, wodurch man sie leichter aufspüren kann. Wir haben das Glück, daß eine der scheuen Seekühe sogar ganz nahe an unser Boot herankommt und einmal sogar unter ihm durchschwimmt, doch als ein Mädel unserer Gruppe einen zu lauten Schritt macht verschwindet sie sicherheitshalber.
 
260. Wochenbericht 19.05. - 25.05.2008

Route: Cayo Caulker, Belize, Rio Dulce, Livingston, Antigua, Guatemala City, Panajachel
 
Schnorcheln: Die Hauptattraktion von Cayo Caulker ist das etwa 1 Km vor der Küste gelegene Korallenriff. Bei einer gebuchten Schnorcheltour, die einzige Art zum Riff zu kommen, werden wir so zu einem Korallenriff, einen Marinereserve und der sogenannten Hai- und Rochenallee. Wir haben Glück und neben riesigen Fischschwärmen und vielen extrem großen Fischen können wir auch eine Grüne Seeschildkröte aus nächster Nähe beobachten, die gemütlich am Meeresgrund grast und nur zum Luftholen alle paar Minuten kurz an die Oberfläche schwimmt. In der Hai- und Rochenallee kommen wir in den Genuß neben einem großen Rochen einige Haie zu beobachten. Die sogenannten Nursesharks (kenne leider den deutschen Namen nicht) sind jedoch völlig harmlos und stellen keinerlei Gefahr für uns dar. Ein etwas komisches Gefühl ist es jedoch trotzdem, wenn ein etwa 1m - 1,5m langer Hai in unmittelbarer Nähe schnell und lautlos durch Wasser gleitet.
 
Höhle am Rio Dulce: Vom dem Süßwassersee Lago de Izabal fuhrt der Rio Dulce direkt ins Karibische Meer, vorbei an den Luxusvillen wohlhabender Familien aus Guatemala und den USA, einer kleinen Burg, einem Seekuh Reservat, Heißen Quellen und herrlichem Urwald. Um uns mit unseren aufblasbaren Booten auf dem See nicht dem stürmischen Wind auszusetzen legen wir die erste Etappe mit einem quasi als Bus operierenden Motorboot zurück. Unterwegs machen wir kurz halt an einer Thermalquelle und zufällig erfahren wir, daß es dort auch eine riesige Höhle gibt. Zusammen mit dem einheimischen Guide, der zum Glück mit einigen Taschenlampen ausgerüstet ist, begeben wir uns auf eine kleinen Erkundungstour das fast endlose Höhlensystem,. 3-4 Stunden würde man brauchen, um die ganze Höhle zu durchqueren meint unser Guide, während wir bereits von den ersten paar Metern beeindrckt sind. 
 
Thermalquelle: Wir kommen in einer mitten im Jungle gelegenen Finca an einem Seitenarm des Rio Dulce unter und kurz vor Sonnenuntergang paddeln wir mit unseren Booten nochmal zu den Thermalquellen. Von anderen Touristen weit und breit keine Spur und so genießen wir das heiße Wasser in Stille. Spaßig ist, daß das heiße Wasser anscheinend nur an der Oberfläche ist, denn während es oben teilweise kochendheiß ist, ist das Wasser in den tieferen Schichten erfrischend kühl. Besonders viel Spaß habe wir mit einer Art Plankton das so kleine ist, daß man es eigentlich nicht sehen kann. Wenn man aber in der Nacht seine Hände bewegt fängt es zu leuchten an uns es sieht so aus, als ob man viele winzige Sternchen ins Wasser zaubern würde. (Weiß vielleicht jemand wie das Phänomen zustande kommt?)
 
Paddeltour: Vom Hostellito Perdido paddeln wir dann am nächsten Tag über den Rio Dulce nach Livingston an der Karibikküste. Wir kommen spät los, so daß wir zuweilen etwas mit kräftigem Gegenwind zu kämpfen haben, doch die Fahrt vorbei an steilen mit dichte Urwald bewachsenen Bergwäldern ist herrlich. Es ist heiß und so nehmen wir hin und wieder ein erfrischendes Bad, indem wir uns einfach von den Booten aus ins Wasser fallen lassen und das kühle Naß genießen. Lediglich beim Wiedereinstieg ins Boot hat meine Mutter kleinere Problem, die sie jedoch letztendlich erfolgreich meistert :-). Vorbei an  Reihern und Seerosen kommen wir schließlich nach 3 Stunden in Livingston an.
 
Xylophon: Xylophongruppe in einem schönem alten Restaurant in Antigua.
 
Abschied: Kaum zu glauben, wie schnell 2 Wochen vorbeigehen können und ehe wir uns versehen heißt es auch schon wieder Koffer packen für meine Mutter. Wir schaffen es gerade noch schnell die Photos auf eine CD zu brennen ehe wir auch schon im Taxi zum Flughafen sitzen, wo dann auch  beim Einchecken alle völlig Reibungslos verläuft. Also dann bis zum nächsten mal!
 
261. Wochenbericht 26.05. - 01.06.2008  

Route:
Panajachel
 
Spanischkurs: Eigentlich wollte ich während meinen vier "freien" Wochen nach Honduras zum tauchen radeln, doch da Nadine mittlerweile auch Lust auf Tauchen hat habe ich den Plan auf später verschoben und mich entschieden, es etwas gemütlicher angehen zu lasen und lieber meine Spanischkenntnisse etwas aufzubessern. Ich fahren also zurück nach Panajachel am Lago Atitlan, finde ein gute Spanischschule und buche einer Kurs mit Übernachtung einer Gastfamilie. Da ich Spanisch überwiegernd auf eigene Faust mit Büchern gelernt habe habe ich mittlerweile zwar einen relativ umfangreichen Wortschatz und kenne prinzipiell die grammatischen Regeln, doch beim Sprechen geht es dann drunter und drüber. So widme ich mich eigentlich die ganze Woche lang nur dem Vertiefen der verschiedenen Vergangenheitsformen.
 
Coyote: Eines Mittags kommt die Schwester der Schwiegertochter und deren Ehemann zum Mittagessen zu Besuch. Es entsteht eine angeregte Unterhaltung über Berge, Wanderwege, Flüsse und Krokodile, und nach wenigen Minuten ist mir klar, daß unser Besucher ein Coyote ist. Coyote nennt man hier auch die Schlepper, die Leute illegal über die Grenzen in die USA bringen. Ich habe keine Ahnung inwiefern die Coyoten auch von ihrer eigenen Regierung verfolgt werden und so halte ich mich dezent im Hintergrund und tue so als ob ich nichts verstehen würde. Das Gespräch dreht sich hauptsächlich um die verschiedenen Routen, die krokodilverseuchten Flüsse und die Bestechungsgelder bei den vielen Polizeikontrollen die der Coyote auf dem langen Weg gen Norden meistern muß. Normalerweise braucht der Coyote von Guatemala aus 2 Wochen für Hin- und Rückreise in die USA. Am Abend hake ich dann aber nochmal nach und erfahre so, daß man als Coyote hier vor der Polizei keinerlei Angst haben muß, da er ein gute Einnahmequelle für sie ist und sie allenfalls Geld von ihm haben will. Die Reise von hier in die USA kostet übrigens 6000,- US $. Kein Schnäppchen, aber doch um einiges billiger als die 14.000,- US $ die man von Ecuador aus zahlen muß 
 
Achtung Tiere: Laut meiner Gastfamilie und meiner Spanischlehrerin gibt es hier am Lago Atitlan Menschen, die sich in Tiere verwandeln können. So erzählt mir meine Spanischlehrerin, daß vor ein paar Jahren die Nachbarn einen Löwen, einen Wolf und einen Hund in der Nacht die Straße haben entlanglaufen sehen. Meine Lehrerin und ihre Familie wohnt im letzten Haus der Sackgasse und als die drei Tiere bei ihr ankamen fingen sie an an der Türe zu kratzen. Sie hatten natürlich alle Angst und haben zum Glück die Türe nicht geöffnet, denn sonst hätten die drei Tiere sie alle getötet. Das Einzige was man prinzipiell gegen die Menschen die sich in Tiere verwandeln machen kann ist Salz auf die Haut streuen, die zurückbleibt wenn sie sich in ein Tier verwandelt haben, den dann könnten sie nicht in ihren menschlichen Körper zurück.
 
Menschenopfer: Meine Lehrerin erzählt mir auch, daß ihr Vater vor ein paar Jahren bei Straßenbauarbeiten hier am See mitgearbeitet hat. Damals sei der am Tag gemachte Aushub am nächsten Tag immer wieder voll mit Erde gewesen. Nach eine paar Tagen entdeckten die Bauarbeiter eine Kind, daß in der Nacht das den Aushub lediglich mit einer Fußbewegung wieder mit Erde füllte, doch sprehen konnten sie mit dem Kind nicht. Es war offensichtlich, daß so die Straße nicht weiter gebaut werden konnte, und so machten sich Taucher im See auf die Suche nach der Ursache der mysteriösen Vorgänge. Die Taucher entdeckten am Grund des Sees eine Kirche in der das Kind saß und von dem Kind erfahren sie, daß sie die Straße erst dann weiter bauen können, wenn hundert Menschenköpfe geopfert worden seien. Daraufhin lies die Regierung 100 Verbrecher, Obdachlose und Alkoholiker töten, opferte sie und der Straßenbau konnte ohne weitere Probleme fortgesetzt werden. Zumindest für meine Spanischlehrerin stand felsenfest, daß beide Ereignisse genau so passiert sind, da sie die eine selbst erlebt hatte und die andere ihr Vater.
 
262. Wochenbericht 02.06. - 08.06.2008

Route: Panajachel
 
San Pedro: San Pedro de la Laguna ist wesentlich ruhiger und gemütlicher als Panajachel und so beschließe ich von nun ab hier Spanischunterricht zu nehmen. Das Leben in San Pedro ist noch relativ traditionell und während fast alle Frauen noch ihre traditionellen bunt bestickten Wickelröcke und Blusen tragen gibt es nur noch wenige meist ältere Männer, die die hier typischen dreiviertellangen bestickten Hosen und bestickten Hemden tragen. Viele jünger Männer würden ebenfalls gern die traditionelle Kleidung tragen, doch da diese in aufwendiger Handarbeit gefertigt wird ist sie für viele mittlerweile unerschwinglich und so tagen lediglich aus Kostengründen westliche Kleidung. Erstaunlich ist, daß hier in San Pedro, wie übrigens überall in Guatemala, der Einfluß der evangelischen Kirchen aus den USA immer mehr wächst und so gibt es mittlerweile über 20 verschiedene evangelische Sekten.
 
Badeausflüge: Die Spanischschule liegt direkt am See und obwohl es die erste Woche fast durchgehend regnet nutze ich gemeinsam mit Mihai, einem Rumänen der ebenfalls hier Spanisch lernt, zum Baden. Wir paddeln dann meist mit den Kayukos (Holzkajaks) der Schule hinaus auf den See, wo wir dann ins herrlich  erfrischende aber nicht kalte Wasser springen.
 
La Nariz: Der Lago Atitlan ist vor vielen tausend Jahren bei einem gigantischem Vulkanausbruch entstanden und so ist der See nun sowohl von einigen Vulkanen wie auch von Bergen die wie ein Kraterrand wirken umgeben. Einer der den Kraterrand formenden Berge sieht aus wie eine Nase und wurde dementsprechend "La Nariz" getauft. Gemeinsam mit Vincente, dem Besitzer der Spanischschule, und Mihai erklimmen wir die Nariz und genießen trotz vieler Wolken die herrliche Aussicht über den See.
 
263. Wochenbericht 09.06. - 15.06.2008

Route: San Pedro
 
Maximón: Gemeinsam mit Vincente fahren wir mit dem Schiff nach Santiago de Atitlan. In Santiago wird auch heute noch Maximón verehrt, wobei es jdoch nicht ganz so klar ist wie es zu der Gottheit Maximón kam. Während einige der Meinung sind es handle sich um eine alte Mayagottheit nennen ihn andere San Simon und sehen ihn als christlichen Schutzheiligen. In Santiago erzählt man sich aber auch die Geschichte, daß Maximón ein junger Mann war der sich gegen die Obrigkeit aufgelehnt hat und den Armen geholfen hat. Mehrmals wurde er gefangen genommen doch immer konnte er sich befreien (was auch der Name Maxi món in einer Mayasprache bedeutet). Wie dem auch sei, heute ist Maximón eine etwa 1m große Holzfigur, die in Anzüge und Seide gekleidet wird und einen Stetson Hut trägt. Außerdem raucht Maximón den ganzen Tag die ihm geopferten Zigaretten und trinkt Rum. Beherbergt wird Maximón jeweils für ein Jahr von einem Mitglied der Cofraida Bruderschaft das dann für ein Jahr lang einen geschmückten Raum zur Verfügung stellt. Regelmäßig wird Maximón umgezogen und viele seiner Klamotten sind weit über 100 Jahre alt. Aus dem ganzen Umkreis kommen die Menschen um bei Maximón um Hilfe zu bitten und hin und wieder werden ihm zu Ehren auch Feste gefeiert. Ob seines vollen Zeitplanes, den vielen Riten und seiner vielen Verpflichtungen wirkt es fast als ob Maximón heute eher in Ketten gelegt ist als früher.
 
Hand Küssen: In San Pedro war es bis vor einigen Jahren die Tradition, daß man wenn man jemand älterem begegnet diesem als Respektsbekundung die Hand küsst. In den letzten Jahren hat sich die Tradition beinahe vollkommen aufgelöst und heute kommt die Ehre allenfalls nur noch den ältesten Mitgliedern der Gemeinde zuteil. Einige der älteren lassen sich dies jedoch nicht so einfach nehmen und so sieht man sie oft stundenlang auf ihrer Haustreppe sitzen und ihre Hand nach Passanten ausstrecken. Nur wenige deuten noch den Kuß an, einige schütteln die Hand nach westlicher Manier und viele heben einfach nur ihre Hand zum Gruß, und wünschen einen schönen Tag. Besonders ein älterer Mann ist besonders "hartnäckig". Ihm ist es auch egal ob es sich um Einheimische oder Touristen handelt, und so winkt er mir oft schon von weitem zu. An ihm vorbeizukommen ohne ihn zu begrüßen wäre ein schwieriges Unterfangen und so schüttle ich ihm meist die Hand, was ihn jedesmal freut. Erinnern kann es sich aber leider nicht an mich, denn wenn ich nur zwei Minuten später wieder an ihm vorbeikommen schaut er mich an als würde er mich zum erstenmal sehen.
 
264. Wochenbericht 16.06. - 22.06.2008

Route: San Pedro, Antigua, San Pedro
 
Spanischkurs: In San Pedro hatte ich dann nicht ganz sooo viel Glück mit meiner Spanischschule. In der ersten Woche wurde noch eine zweite Studentin in meiner Gastfamilie einquartiert, so daß ich schließlich in ein Hostel mit einem herrlichem Blick auf den See umgezogen bin (das Photo ist von meinem Bett aus). Mein erster Spanischlehrer verstand zwar sein Fach, war aber von seinem Job anscheinend so angenervt, daß er letztendlich nur seine Zeit absaß. In der zweiten Woche hatte ich dann einen Spanischlehrer, der nicht wußte wie er mir die Grammatikregeln des Subjuntivo (eine spezielle Zeitform im Spanischen) erklären sollte und daher ständig in irgendwelche Diskussionen auswich. In der dritten Woche hatte ich dann zwar endlich eine sehr gute Lehrerin, doch da sie bereits zwei andere Studenten hatte konnte ich nur zwei Unterrichtsstunden nehmen und die waren am Abend von 18:00 - 20:00 Uhr. Als für die vierte Woche dann die gute Lehrerin wieder ausgebucht war und eine andere auch nicht jeden Tag Zeit haben sollte habe ich schließlich aufgegeben und muß mich nun doch nochmal auf die Suche nach einer neuen Schule begeben.
 
Ein Wiedersehen: Ich  bin gerade in Panajachel um Geld anzuheben und auf der Suche nach einem Geldautomat kommt mir auf einmal die Mütze eines Touristen und dessen Gesicht recht bekannt vor. Unsicher frage ich ihn, ob er Tim wäre, und er ist es tatsächlich. Wir haben Tim am Anfang unserer Reise Anfang 2004 in Ägypten kennengelernt und dann später nochmal in Jordanien und Syrien getroffen. Tim hatte damals den Traum sein Geld als Reisephotograph zu verdienen und seit mittlerweile drei Jahren hat er es geschafft und arbeitet für Rough Guides. Dummerweise kommt gerade mal zwei Minuten später der Bus mit dem Tim nach Antigua will und so war dieses Wiedersehen nur von kurzer Dauer. Tim ist jedoch gerade mit seinem Job in Guatemala fertig und bevor es für ihn weiter nach Peru geht hat er ein paar ruhigere Tage in Antigua, wo ich ihn dann am Wochenende besucht habe. Die eineinhalb gemeinsamen Tage sind wir eigentlich nur von einem Kaffe zum anderen gewandert und immer nur dann wenn es zu peinlich gewesen wäre noch länger zu bleiben weitergezogen. Wir hatten ja jeder jeweils 4 Jahre intensives Reisen  zu erzählen und so gab es nur wenige Momente in denen wir beide schwiegen. Habe vergessen ein Photo von Tim zu machen und so habe ich das alte von vor 4 Jahren genommen doch obwohl sowohl Tim als auch seine Mütze mittlerweile schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben haben sich beide nicht verändert.
 
265. Wochenbericht 23.06. - 29.06.2008

Route: San Pedro de la Laguna
 
Krönungszeremonie: Im Zuge des Festwoche zu Ehren des des Heiligen Petrus, dem Namenspatron des Städtchens, wurde gleich zu Beginn die Königin von San Pedro gekürt. Die Reina, die vier Wochen zuvor vor dem ganzen Städtchen ausgewählt wurde, nachdem sie bei einer Vorführung die Kultur darstellen sollte und anschließend einer Jury Rede und Antwort stehen musste, wurde nun feierlich gekrönt. Zu diesem Anlaß kamen um die 30 Königinnen aus dem nahen und fernen Umland. Hauptattraktion des Abends war sicherlich der Einzug der Königinnen. Etwa 1,5 Stunden benötigten die Königinnen in ihren traditionellen Trachten, bis sie den 20m langen Laufsteg bis zur Tribüne getanzt waren.
 
Festumzug: Am nächsten Tag dann der große Festumzug. Gleich mehrere geschmückte Festwagen und einige Musikkapellen ziehen am Vormittag durch die Straßen von San Pedro. Der Umzug geht im Zickzackkurs durch den Ort und so habe ich das Glück ihn insgesamt gleich dreimal zu sehen! Lediglich an meinem ersten Standpunkt habe ich das Pech in der Nähe eines aggressiven Ameisenstammes zu stehen, der meine Füße so heftig attackiert, daß man sogar am Abend noch die Schwellungen der Bisse sehen kann.
 
Traditionelle Tracht: Während in ganz Guatemala die Frauen oftmals immer noch die traditionellen Trachten tragen ist die Anzahl der traditionell gekleideten Männer stark rückläufig. Nicht, daß viele Männer nicht die traditionelle Kleidung tragen wollten, doch die in aufwendiger Handarbeit hergestellten bestickten Hosen und Hemden sind für viele einfach unerschwinglich. 100,-€ bis 150,-€ kostet ein Outfit und bei einem Stundenlohn von unter 1,5 € für einen Spanischlehrer ist das somit unerschwinglich teuer!
 
Chickenbus umweltfreundlich: San Pedros Beitrag zum Klimaschutz. Wären alle Busse so umweltfreundlich bräuchte man sich um den CO2 Ausstoß vermutlich keine Sorgen mehr machen. Allerdings braucht man dann etwas mehr Zeit um größere Distanzen zurückzulegen und auch mit dem Gepäck müsste man sich dann etwas einschränken.
 
Nadine wieder da: Nach 6 Wochen Heimaturlaub ist Nadine nun wieder da . Während ich noch 1 Woche lang mein Spanisch aufbessere, kann sich Nadine wieder langsam an die Lebensverhältnisse in Mittelamerika gewöhnen.
 
266. Wochenbericht 30.06. - 06.07.2008

Route: San Pedro de la Laguna
 
Riesenrad: Bei uns in Deutschland sind Riesenräder ja eher was gemütliches, bei dem sich die ganze Familie vom Kleinkind bis zur Oma die Welt mal in aller Ruhe von oben betrachten kann. Mit dieser Erwartung steigen wir dann auch in das Riesenrad in San Pedro, obwohl es uns schon spanisch vorkommt, daß das Riesenrad von einem umfunktionierten Traktor angetrieben wird. Je höher wir uns in die Lüfte erheben umso klarer wir uns, daß vermutlich nie ein TÜV ein Auge auf die doch etwas wackelige Konstruktion geworfen hat. Die Gondel schaukelt vor und zurück und hier oben scheint sich das Riesenrad auch seitlich zu bewegen. Um nicht aus der Gondel zu fallen halten wir uns daher sicherheitshalber gut fest. Als wir dann wieder auf dem Runterweg sind freuen wir uns schon, daß wir bald wieder festen Boden unter den Füßen haben werden, doch da haben wir uns getäuscht. Nachdem noch ein paar Fahrgäste eingeladen wurden geht die Eigentliche Fahrt nämlich erst richtig los. Der Betreiber des Riesenrades gibt auf seinem Traktor nun so richtig Gas und wir rasen in einem Affenzahn immer wieder in die Lüfte. Nach ein paar wilden Runden haben wir zwar soweit vertrauen in das Riesenrad, daß wir nicht mehr um unser Leben fürchten, doch sicherheitshalber halten wir doch lieber weiterhin fest. Ina, die mit uns unterwegs ist, geht es nicht viel anders, doch sehr zu ihrer Freude hat sie einen guatemaltekischen Jungen mit in ihrer Gondel, der natürlich nichts besseres zu tun hat, als auf der Sitzbank in der Gondel rumzuturnen. Gerade mal 0,5 EUR hat der Spaß gekostet, doch eine Fahrt war für uns alle mehr als genug und selbst einige Stunden später war mir immer noch schwindelig.
 
Prozession: Während der Festwoche wurde der Heilige Petrus ein paar mal durch die Straßen des Städtchens getragen. Begleitet wurde er dabei jedesmal von der katholischen Bruderschaft in ihren schönen Kostümen und Masken und einer Musikkapelle.
 
Bürgerkrieg: Der Bürgerkrieg der insbesondere in den 80ern in Guatemala tobte machte natürlich auch vor San Pedro nicht halt und Philippe, eines der damaligen Opfer, berichtete uns bei einer Abendveranstaltung in der Spanischschule von seine Erfahrungen. Seine Geschichte ist absolut schockierend. So wie viele andere junge Guatemalteken wurde der damls sechzehnjährige Philippe in der Nacht von Soldaten aus dem Haus seiner Eltern entführt und ein Camp gebracht. Bei der Aktion löste sich ein Schuß und traf Philippe ins Bein, doch verarztet wurde er nicht. Zum Glück war es nur eine Fleischwunde. Die folgenden 7 Tage wurde Philippe und die 3 anderen Jungs die mit ihm verschleppt wurden jeden Tag gefoltert. Dabei war die Foltermethode bei der er mit gefesselten Armen und Beinen Kopfunter in den See geschmissen wurde und erst wieder herausgezogen wurde nachdem er kurz vor dem Ersticken war noch eine der harmloseren Methoden, obwohl einer seiner Mitgefangenen nicht überlebt hatte. Das Militär hatte anscheinend vermutet, daß Philippe und seine Mitgefangenen irgendwelche Informationen über die Guerilla hatten. Am siebten Tag wurde einer der Mitgefangenen nach einen weiterem Verhör mit den Worten er sei jetzt ein "freier Mann" freigelassen, doch als er dann vom Gelände marschierte wurd er von hinten "auf der Flucht" erschossen. Philippe erwartete nun, daß es ihm letztendlich auch nicht anders ergehen würde, doch am achten Tag wir er völlig unerwartet an den Bootssteg nach Santiago de Atitlan gebracht. Er ist frei! Die Schußwunde in seinem Bein hatte sich mittlerweile so stark entzündet, daß er nach der kurzen Bootsfahrt nach San Pedro nur mit Hilfe eines Freundes zurück zum Haus seiner Familie laufen konnte, wo man ihn schon längst für Tod gehalten hatte. Heute, 21 Jahre später, scheinen die inneren Wunden gut verheilt zu sein denn während Philippe uns seine Geschichte erzählt vermittelt er uns keineswegs den Eindruck, daß er irgendwelche Haßgefühle gegenüber seinen ehemaligen Peinigern verspüren würde. Danke Philippe für deinen Mut und deine Offenheit!
 
Baila de la Conquista: Ein weiterer Höhepunkt der Festwoche ist der Tanz der Eroberung der gleich mehrmals auf dem Marktplatz aufgeführt wurde. Prinzipiell soll der Tanz die Eroberung Lateinamerikas durch die Spanier darstellen, doch leider kann mir niemand die Bedeutung der einzelnen Tänze und Masken erklären.
 
Trinkpause: Der Baila de la Conquista dauerte jedesmal mehrere Stunden und insbesondere in der Mittagshitze war das für die Tänzer unter ihren schweren Masken und warmen Kostüme sicherlich kein Spaß, so daß sie jedesmal sehr dankbar waren, wenn sie einen Wasserbeutel oder eine Flasche Cola gereicht bekamen.
 
267. Wochenbericht 07.06. - 13.07.2008

Route:
San Pedro de la Laguna, Antigua
 
Vulkanbesteigung: Nach über fünf Wochen hieß es nun endlich Abschied nehmen von San Pedro de la Laguna, dem kleinen Mayastädchen am Lago Atitlan. Auf unserem Rückweg nach Guatemala City legen wir noch eine Zwischenpause in Antigua ein. Eine der Hauptattraktionen in Antigua ist die Besteigung des aktiven Vulkans Pacaya. Ohne unsere Fahrräder waren wir auf einen der vielen Tourenanbieter angewiesen der uns erst mit 20 weiteren Touristen in einem Umgebauten Wohnmobil an den Eingang des Nationalparks brachte. Vom Parkeingang führte uns eine Wanderweg gut 1,5 Stunden lang bergauf bis an den Anfang eines großen Lavafeldes.
 
Lava: Die Lava die hier direkt aus dem Erdboden strömt und sich langsam seinen Weg bergab bahnt ist unglaublich heiß. So wie auch einige der amerikanischen Touristen röstet auch Nadine einige Maschmellows (schreibt man die so ???) über dem glühenden Gestein. Selbst aus einigen Metern Entfernung sind die Maschmellows in Sekunden geröstet, und brauchen so gerade lange genug wie man sich so nahe an der Glut aufhalten kann.
 
Noch mehr Lava: Je näher der Sonnenuntergang heranrückt umso stärker fängt die Lava an zu leuchten und gerade als es anfängt interessant  zu werden meint unser Guide, daß wir jetzt wieder zurückkehren müssen! Eine Stunde vor dem vom Reisebüro zugesicherten Rückkehrtermin! Ich lege beim Guide Einspruch wegen dem zu frühen Rückkehrtermin ein, und als Antwort erhalte ich ein aggressives: "Wenn ihr nicht rechtzeitig wieder beim Bus seid müsst ihr euch eine eigen Heimfahrmöglichkeit organisieren und extra zahlen!
 
Guide: Wo wir gerade beim Guide sind. Prinzipiell haben wir ja keinerlei Vertrauen zu den Guides und so verzichten wir lieber auf eine Tour als uns der Obhut eines Guides anzuvertrauen. Nun ja auf die Lava wollten wir diesmal nicht verzichten und so haben wir zum Dritten Mal in den letzten fünf Jahren eine Geführte Tour gemacht. Die Leistung des Guides von Barco Tours kann sich dann auch sehen lassen. Bereits im Bus verlieh er für 5 Quetzales einige Wanderstöcke mit dem Kommentar, daß ein Wanderstecken bei der glühend heißen Lava absolut erforderlich sei, da man sich an dem heißen Gestein die Hände verbrennen würde. Kaum sind wir aus dem Bus raus gibt es die gleichen Wanderstöcke jedoch für lediglich 2 Quetzales (hier schlägt Nadine zu). Bei der Lava waren die Stöcke dann aber quasi nutzlos, da man wegen der großen Hitze eh mehrere Meter Abstand halten mußte. Beim Aufstieg verlor unser Guide gleich zweimal vier bzw. zwei seiner Schäfchen und hat dies auch nur deshalb mitbekommen, weil er von anderen Teilnehmern darauf hingewiesen wurde. Nachdem uns der Guide dann vorzeitig vom Lavafeld wieder runter gescheucht hat wurde er wieder darauf hingewiesen, daß zwei seiner Schäfchen, die übrigens zwar mit Flipflops aber brav mit Wanderstecken auf der Bergtour unterwegs waren, wieder verloren gegangen sind. Beim Abstieg in stockfinsterer Nacht war unser Guide dann so im Gespräch mit den einzigen vier Guatemalteken seiner Gruppe vertieft, daß er gleich zweimal etwa die halbe Gruppe verlor! Zum Glück trafen wir beim Zweiten Mal auf den Guide einer anderen Gruppe die, mit genügend Taschenlampen ausgerüstet, keinerlei Probleme hatte den Weg zu finden.  Obwohl 3/4 seiner Teilnehmer aus den USA waren sprach er natürlich außer "Trinkgeld" kein Word englisch, doch kaum zurück im Bus forderte er dies umgehend ein. Ein netter Amerikaner neben uns hatte nur einige Münzen einstecken die vom unserem Guide jedoch mit der Bemerkung "Ich will ein Trinkgeld, keine Almosen!" abgelehnt wurden. Angesicht der "hervorragenden Führerleistung" unseres Guides verzichten wir darauf diese auch noch mit einem Trinkgeld zu belohnen woraufhin wir uns die schnippische Bemerkung "Danke für das Trinkgeld" einfangen. Wir sind eine Erfahrung reicher und werden in Zukunft unsere Touren ohne Guide sicherlich wieder doppelt genießen!
 
Doppelgeburtstag: Kaum zu glauben doch Ina hat am gleichen Tag Geburtstag wie Nadine, und was läge da näher, als gemeinsam zu feiern. Ina beendete ihren Spanischkurs einen Tag früher und kommt zu uns nach Antigua, wo wir dann, nachdem die beiden Geburtstagskinder ausgiebig mit daheim telefoniert hatten, den von Ina selbst gebackenen Geburtstagskuchen genießen. OK. eigentlich wäre es an mir gelegen den Geburtstagskuchen zu backen, doch zum einen hatten wir keinen Ofen und die Sahnetorten der Bäcker lehnt Nadine ab, da sie eine kleine Magenverstimmung hat. Am Abend ziehen wir mit Jessy, dessen Freundin übrigens auch heute Geburtstag hat aber noch in Australien ist, durch die Kneipen und in der dritten Kneipe entdecken wir dann endlich die von den Geburtstagskindern gewünschten Getränke auf der Karte (und es gibt sie sogar). Ein Cocktail ist den Mädels aber bereits genug und so geht Jessy schweren Herzens mit uns bereits weit vor Mitternacht wieder zurück ins Hostel. Glaube das war für Jessy die langweiligste Geburtstagsfeier seines Lebens, doch Jessy ist auch ein typischer Australier, der keinerlei Probleme damit hat seinen ersten Gin Tonic bereits am frühen Nachmittag zu mixen.
 

268. Wochenbericht 14.06. - 20.07.2008

Route: Antigua, Guatemala City, Guastatoya

 
Siedler und Internetübersetzung: Direkt nach dem Paddeln auf dem Lago Atitlan hat Nadine ihre im Heimaturlaub neu erstandene Mütze verloren, bzw. beim verpacken der Boote vergessen, da sie und Ina dabei von ein paar Jungs angequatscht wurden. Unser Hostelbesitzer konnte zwar ausfindig machen, wer die Mütze an sich genommen hatte und hat uns bis zu dessen Haus begleitet, doch der "Finder" der Mütze war so angetrunken, daß er Probleme hatte zu stehen. Den Worte die er zustande bringt können wir mit Mühe und Not entnehmen, daß er die Mütze zwar hatte, im Suff aber wieder verloren hätte. Zumindest daß der Gute ein ernsthaftes Alkoholproblem hat war offensichtlich. Zum Glück erwartet jedoch Ina für kommende Woche Besuch aus Deutschland und so wird David gebeten doch bitte die eine neue Mütze für Nadine mitzubringen (die Nadines Mutter bereits besorgt hatte). Einziger Haken an der Sache: Wir müssen nochmal eine Woche warten. So verbringen wir unsere Tage also in Antigua. Tagsüber macht sich Martin an die Englischübersetzungen unserer Internetseite, während Nadine neue Erweiterungen für unsere Reiseversion des Brettspieles "Siedler von Catan" aus dem Internet runterlädt und die Spielkarten bastelt. Abends gilt es dann natürlich die neuen Versionen auszuprobieren, wenn nicht Nadine oder Ina von den harten Tagen bereits zu müde sind :-).
 
Ab ist ab: Nadines Federgabel war nach etwa 15 Jahren und hartem Gebrauch durch sie und Ufo nun völlig hinüber. So wie es sich für einen vorbildlichen uns stolzen Vorbesitzer gehört stiftete Ufo Nadine selbst 6 Jahre und 67000 Km nach den Kauf eine neue gebrauchte Federgabel! Ich setze die neue Federgabel in Nadines Rahmen ein und da diese ordentlich oben rausschaut denke ich mir: "Mist die ist zu lang, dachte Ufo hatte sie passen abgeschnitten." Also mache ich eine Markierung am Ende des Steuerrohrs an der Federgabel und gehe zu einer Tankstelle, wo man mir netterweise eine Metallsäge leiht, mit der ich die Federgabel passen schneide. Zurück im Hostel versuche ich die Federgabel wieder in den Rahmen einzusetzen und als ich gerade mit einem Führungsring so rumdoktere fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Wo soll ich den nun den Vorbau mit dem Lenker festmachen?! Da war also die Federgabel doch passend abgelängt und ich Trottel habe sie einfach abgesägt!!! Nun ist guter Rat teuer! Richtig teurer, denn im Radladen sagt man mir daß man das abgesägte Rohr in Guatemala nirgends austauschen können und eine neue Federgabel 500,- EUR kosten würde. Zum Glück finde ich dann jedoch einen Radladen in dem man sich dem Austausch des Rohres der Federgabel annimmt. Mit einer alten defekten Federgabel geht es nun zum Schlosser und binnen 15 Minuten ist das Rohr aus der defekten alten Federgabel in meiner drin. Umgerechnet 35,-EUR kostet mich dann der Spaß! Ein echter "Gringopreis", insbesondere wenn man in Betracht zieht, daß das mehr ist als ein Spanischlehrer pro Woche verdient, doch ich bin froh, die Federgabel doch noch gerettet zu haben!!!
 
Schlüssel vergessen: Vor lauter Aufregung, daß es nun wieder weitergeht haben wir im Hotel in Antigua unseren Fahrradschlüssel vergessen. Also wieder rein in den Bus und für 1,-EUR noch einmal die 1,5 Stunden (Stadtbus und Intercitybus) zurück um den Schlüssel von der Hostelbesitzerin in Empfang zu nehmen.
 
Oktan und Gallonen: Als wir das erste Mal die Flaschen für unseren Benzinkocher hier in Guatemala auffüllen frage ich den Tankwart wieviel Oktan denn das Normalbenzin und wieviel Oktan das Super hier habe. Von einer Oktanzahl hat unser Tankwart anscheinend noch nie was gehört und so erklärt er mir, daß hier das Benzin in Gallonen verkauft wird! (1 Gallone ist etwa 3,8 Liter). Ich versuche ihm zwar zu erklären, daß man mit Oktan die Benzinqualität und nicht die Quantität bezeichnetet, doch er besteht weiterhin darauf, daß hier nur Gallonen verkauft werden. Also tanken wir eben 1/4 Gallone "Irgendwas".
 

269. Wochenbericht 21.06. - 27.07.2008

Route: Rio Hondo, Copán (Honduras), Rio Dulce (Guatemala)

 
Abstecher nach Honduras: Die berühmten Mayaruinen von Copán, wegen ihrer herrlichen Steinmetzarbeiten auch "Athen der neuen Welt" genannt, liegen nur wenige Kilometer hinter der Grenze in Honduras und so machen wir einen kleinen Abstecher ins Nachbarland. Insgesamt 200 Kilometer zusätzlich und ordentlich viele Höhenmeter bei schwülem tropischem Klima handeln wir uns damit zwar ein, doch die Ruinen haben uns sehr gut gefallen.
 
Ruinas de Copán: 426 n.Chr. verließ Yax K'uk' Mo' sein Königreich, ging nach Copán, ersetzte dort den Herrscher und errichtete einen neuen Palast. Wichtig für den Erfolg von Yax K'uk' Mo' war sicherlich, daß genau in diesem Jahr ein Baktum, ein wichtiger 400 Jahre umfahrender Zeitabschnitt im Mayakalender (etwa wie bei uns das Jahrtausend), beendet war und somit eine neue Ära anfing. In den folgenden knapp 400 Jahren wurde Copán von 16 Königen mit so schönen Namen wie "18 Kaninchen", "Rauchaffe" oder "Mondjaguar" regiert. Der letzte König, Yak Pasah, übrigens der erste der nicht aus der Blutlinie des Gründers entstammte, sah nach 4x4 Königen in 400 Jahren das Ende von Copán voraus, widmete seine Amtszeit der Vollendung aller von seinen Vorgänger angefangenen Bauprojekte und ließ den Altar Q anfertigen. Mit seinem Tod 820 n.Chr. und somit einem fast vollendetem 400 Jahr Zyklus war somit auch das Ende von Copán besiegelt. Bevor die Stadt, die zu ihrer Glanzzeit 25.000 Einwohner hatte, dann für immer verlassen wurde wurde noch ein Stele errichtet in der Yak Pasah, der letzte König seinen Herrscherstab an einen "König der nie herrschen wird, auf einem Altar der nie vollendet wird", weiterreicht. 1576 wurde Copán erstmals von den Spaniern entdeckt.
 
Altar Q: Auf dem Altar Q sind alle 16 Herrscher in zeitlicher Reihenfolge abgebildet. Als erstes sieht man Yax K'uk' Mo' der den Herrscherstab an seinen Nachfolger übergibt und somit die Dynastie begründet. Als letzer Herrscher dann Yak Pasah selbst, der die Dynastie abschließt. Oben auf dem Altar ist die Entstehungsgeschichte von Copán dargestellt
 
Hieroglyphentreppe: Auf den 72 Stufen der riesigen Treppe sind insgesamt 2500 Hieroglyphen zu finden. Somit ist die Hieroglyphentreppe die längste Inschrift die man bis heute in der Mayawelt gefunden hat. 753 n.Chr. wurde die Treppe von dem Mayaherrscher "Rauchmuschel" in Auftrag gegeben um die glorreiche Vergangenheit der Stadt zu dokumentieren, obwohl Copán schon auf dem absteigenden Ast war. Da die Treppe kollabierte und Archäologen, als sie sie entdeckten, mehr oder weniger nur Steinhaufen vorfanden, konnte man bis heute leider lediglich die unteren 15 Stufen wieder vollständig restaurieren
 
Ballspiel: In einem sehr schönen kleinen Museum in Copán kann man in einem kurzem Videofilm das Ballspiel der Mayas sehen. Prinzipiell gelten in etwa die Regeln von Fußtennis. Gespielt darf der 4 KG (!) schwere Ball jedoch nur mit der Hüfte werden. Um sich nicht gleich beim ersten Ballkontakt die Hüfte zu brechen tragen die Spieler einen dick gepolsterte Ledergürtel. Gespielt wurde das Ballspiel auf dem auf dem Photo abgebildeten Ballspielplatz.
 
 
Stelen: Die Stelen hier in Copán, etwa 3m hohe mit Steinmetzarbeiten verzierte Felsbrocken, sind die am schönsten und am besten erhaltenen Stelen der gesamten Mayawelt. Die Stelen sind so etwas wie die Geschichtsbücher der Mayas, denn auf den Stelen haben sie sowohl den jeweiligen Mayakönig porträtiert sowie sein Leben, seine Taten und Werke und andere wichtige Ereignisse mit Hieroglyphen dokumentieren.  Auf der mit 52 Hieroglyphen verzierten Stele A (731 n.Chr.) findet man unter anderem auch Hieroglyphen aus Palenque, Tikal und Calakmul, was die Bedeutung von Copán unterstreicht.
 
Wassermangel: Wegen der starken Regenfälle der letzten Tage und der so ausgelösten Erdrutsche wurde die Wasserleitung nach Ruinas de Copán gekappt. Schon als wir ankamen wurden wir von einem Hostel mit der Begründung, es gäbe gerade kein Wasser, abgelehnt. Wir finden jedoch ein nettes Hostel das noch Wasser in seinem Tank hat und können sogar duschen! Am nächsten Tag regnet es dann nachmittags wie in Strömen und so tauchen auf einmal überall Eimer auf, um das kostbare Naß zu sammeln. Wir trauen dem Wasser aus unserem Hostel als Trinkwasser nicht über den Weg und so stellen auch wir unsere Kochtöpfe raus und sammeln einige Liter Regenwasser. Regewasser ist nämlich garantiert keimfrei! (Der Eimer steht rechts unten)
 
Erschöpft: Mittagspause in Guatemala. Bei weit über 30°C im Schatten, gefühlten 100% Luftfeuchtigkeit und zuweilen sehr steilen Anstiegen haben wir Erholungspausen und kalte Erfrischungsgetänke dringend nötig!
 

270. Wochenbericht 28.06. - 03.08.2008

Route: Rio Dulce, Flores, Tikal

 
Paddeltour auf dem Rio Dulce: Mit unseren Packrafts wollen wir von Fronteras aus über den Rio Dulce bis zu dessen Mündung in der Karibik bei Livingston paddeln. Wir starten bei herrlichem Wetter und ohne Wind und selbst als sich der Fluß nach ein paar Kilometern zu einem See weitet ist das Wasser immer noch spiegelglatt. Gegen Mittag frischt dann aber auf einmal der Wind auf. Natürlich haben wir Gegenwind und so müssen wir uns ordentlich ins Zeug legen um gegen Wind und Wellen anzukämpfen. Wir kommen nur noch im Schneckentempo voran und auf einmal entdecken wir einen Seitenarm der parallel zum Fluß verläuft, jedoch gut geschützt von Wind und Wellen ist. Nach etwa 30 Minuten fragen wir dann jedoch sicherheitshalber bei einem Motorbootfahrer nach, ob dieser Seitenarm ebenfalls Richtung Livingston führt und erfahren nun, daß dieser Arm eine Sackgasse ist und weit weg vom eigentlichen Fluß führt. Vorbei der Traum vom windstillen paddeln und so machen wir uns auf den Rückweg zum Hautfluß (erst später erfahren wir, daß die Info des Motorbootfahrers falsch war und wir dem Seitenarm folgend kurz vor dem Eingang in den Cañon wieder auf den Rio Dulce gestoßen wären). Im Hauptfluß stellen wir und dann also dem Wind und den ordentlich großen Wellen und dank der großen Windangriffsfläche unserer Boote, ist es die reinste Schwerstarbeit. Über zwei Stunden brauchen wir nur um hier hinten den See zu kreuzen und um etwas weiter vorne dann endlich in den windgeschützteren Cañon einzufahren. Insgesamt 9 Stunden brauchen wir für die 32 Km von Fronteras bis zu den Heißen Quellen und dementsprechend erschöpft und erleichtert als wir endlich dort ankommen.
 
Seerosen: Seerosen, oder eine zumindest ähnliche Wasserpflanze, auf dem Rio Dulce.
 
Orchideen: Natürlich können wir es nicht lassen an den Orchideen, die hier an einigen Bäumen direkt am Wasser wachsen, zu riechen, zumal wir dafür noch nicht einmal unsere Boote verlassen müsse.
 
Hot Springs und Hotelito Perdido: Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir schließlich den Rio Dulce Cañon. Wir haben uns zum ersten Mal auf dieser Reise Blasen an den Händen gepaddelt und sind froh, daß wir es dank Strömung die letzten Kilometer bist zu den Hot Springs etwas ruhiger angehen lassen können. Die Hot Springs sind natürlich auch überflutet und sogar ein Teil des Anlegesteges liegt unter Wasser. In den Hot Springs tummelt sich dann bereits Aksha, die Chefin vom Hotelito Perdido, die mich an den Booten natürlich sofort wiedererkennt. Nachdem wir unseren verspannten Muskeln in den Quellen etwas entspannt haben nehmen wir das verlockende Angebot von Aksha, uns in ihrem Motorboot den letzen Kilometer bis zum Hotel mitzunehmen, dankbar an. Wir sind die einzigen Gäste und so unterhalten wir uns wieder die halbe Nacht mit Chris und Aksha, die übrigens ihre Junglelodge vor 4 Jahren in Eigenarbeit aus dem Urwald gestampft haben (http://www.hotelitoperdido.com/).
 
Rio Dulce Cañon: Die steilen mit dichtem Urwald bewachsenen Berghänge des Rio Dulce Cañon sind absolut beeindruckend und erinnern mich fast ein kleinwenig an die Lahn bei Balduinstein.
 
Geldwechsel: In den letzten 5 Jahren hatten wir eigentlich nie Probleme unsere Euros zu wechseln doch hier in Guatemala ist das zuweilen recht schwierig und schweißtreibend. In Flores, wegen seiner Nähe zu den Mayaruinen von Tikal, sicherlich einer der touristischten Orte von Guatemala, haben wir etwa 3 Stunden gebraucht um 50,- € zu wechseln! Nein, an Banken hat es nun wahrlich nicht gemangelt, doch alle Banken tauschen nur US $! Auch die Geldautomaten wollen unsere Europäische Karte nicht akzeptieren, doch nachdem mein T-Shirt schon kaum mehr einen trockenen Flecken aufweist finden wir schließlich ein Bank die willens ist, unsere € zu tauschen. Allerdings tauscht sie unsere Euros erst zu einem Kurs von 1:1,5 in Dollars um, um diese dann zum aktuellen Kurswert in die guatemaltekischen Quetzales umzutauschen! 3 Stunden um 50,- € zu tauschen und das, wo die Welt doch nur einen Mausklick entfernt ist!
 
Und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt: Der Sattelzug wollte eigentlich rückwärts in den Seitenweg hineinfahren. Doch der Fahrer schlägt viel zu früh ein, so daß der Sattelauflieger etwa 3m vor dem Weg in den Graben fährt und der Lkw auf der anderen Seite mit durchdrehenden Reifen ebenfalls halb im Graben feststeckt. Nun kommt eine Planierraupe und hebt hinten den schwer ächzenden Sattelauflieger an und schiebt ihn weiter Richtung Weg, bevor der Auflieger wieder krachend auf den Boden fällt. Wir befürchten, daß dabei entweder der Sattelauflieger zerbricht oder gar die Planierraupe bei der Aktion gar den schon sehr schräg im Graben hängenden Lkw umschmeißt. Es war sicherlich ein paar mal knapp davor, daß eines der Unglücke passiert wäre, doch letztendlich siegt die brachiale Gewalt. Der Anhänger ist auf dem Weg und der Lkw aus dem Graben! Die Straßensperre wird aufgehoben und wir radeln wieder weiter.
 
Achtung wilde Tiere: Nein vor den große wilden Tieren habe wir wirklich keinerlei Angst (mit Ausnahme vor den Schlangen vielleicht), doch die kleinen Tierchen wie Moskitos oder Ameisen lehren uns jedoch immer wieder aufs Neuen das Fürchten.
 
Tikal: Auch mit Nadine will ich mir Tikal ansehen, doch diesmal schlagen wir quasi im Garten eines Hotels unser Zelt auf und können so direkt am Eingang des Parks übernachten. Mehr zur Geschichte von Tikal im ersten Wochenbericht von Guatemala.
 
Der Urwald erwacht: 03:45 Uhr klingelt der Wecker, kurz was gefrühstückt, Sachen gepackt und ab zum spärlich mit Kerzen beleuchteten Parkeingang. Ein paar Minuten später kommen dann auch schon die ersten Tourbusse und mitten im großen Getümmel spreche ich Luis den Guide den ich auch mit meiner Mutter hatte an und schon sind wir für 5,-€ statt für 10,-€ mit auf der Sonnenaufgangstour: Nun geht es in Begleitung der mit Pumpguns schwer bewaffneten Parkrangern eine knappe halbe Stunde lang durch den stockfinsteren Park bis zum Tempel IV, den wir im ersten Morgengrauen erklimmen. Wir sind quasi mit die ersten und können so nach und nach miterleben wie verschiedene Büllaffenfamilien erwachen, ihr morgendliches Gebrüll anstimmen und damit auch die restlichen Urwaldbewohner wir Spidermonkeys, Tukane und Papageien aufwecken. Mit seinen 65m ist der Tempel IV das größte Bauwerk in Tikal und so sitzen wir quasi direkt über einem Meer aus Blättern. Dank des nächtlichen Regens hängen immer noch viele Nebelschwaden über dem Dach des Urwaldes, die nach und nach von den Sonnenstrahlen aufgelöst werden.
 
Tempel IV: Nach dem Sonnenaufgang verabschieden wir uns jedoch von der geführten Tour und beginnen damit den Park auf eigene Faust zu erkunden. Auf einmal entdecken wir in einer Lücke im Blätterdach den Tempel IV herausspitzen. Dort oben haben wir also den Sonnenaufgang verbracht. Der 741n.Chr. fertiggestellte Tempel IV diente übrigens als Kulisse einer Rebellenbase in Star Wars
 
Tempel II: Lange bevor die alltäglichen Touristenmassen am Grand Plaza ankommen können wir bereits den imposanten 44 hohen Tempel I in der Morgensonnen genießen. Der Tempel wurde zu Ehren der Gemahlin des Mayaherrschers Hasaw Chan K'awil erbaut. Über eine Holztreppe auf der linken Seite des Tempels kann man ihn sogar erklimmen.
 
Tempel I: Der 47m hohe Tempel wurde zu Ehren von Hasaw Chan K'awil erbaut, dem Mayaherrscher, der nach langen Auseinandersetzungen endlich die Calakmul, Tikals Erzfeinde,  geschlagen hatte. Fertigstellen lassen hat den Tempel jedoch dessen Sohn und Nachfolger Yik'in Chan K'awil im Jahr 712 n.Chr.
 
Regen am Tempel V: Wie eigentlich jeden Tag so werden wir auch in Tikal von den in der Regenzeit üblichen Nachmittagsgewittern und Regenschauern erwischt. Als das Gewitter loslegt genießen wir gerade die grandiose Aussicht vom 58m hohen Tempel V. Die Holztreppe die auf den Tempel V führt ist extrem steil (schon fast senkrecht und nichts für schwache Gemüter) und bevor sie vom Regen schmierig und rutschig wird steigen wir von dem über 1400 Jahre alten Tempel lieber wieder hinunter in den Urwal. Gerade noch rechtzeitig bevor ein ordentlicher Platzregen niederprasselt.
 

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