KUBA: 21.03. - 09.05.2008

Route: Havanna, Viñales, Piñar del Rio, Havanna, Bayamo, Santiago de Cuba, Pilon, Media Luna, Camagüey, Cayo Coco, Cayo Guillermo, Moron, Cayo Santa Maria, Guayos, Trinidad, Cienfuegos, Playa Giron, Varadero, Havanna

Geradelte Kilometer:  2961 Km     Höhenmeter: 11390m

 
Vorwort: Für uns war Kuba sicherlich eines der interessantesten Länder unserer Reise. Zwar haben uns auch die Landschaft und insbesondere die Strände sehr gut gefallen, doch viel spannender war die ganz eigene sozialistische Kultur unter Palmen, die sich in den letzten knapp 50 Jahren nach der kubanische Revolution entwickelt hat. Während Kuba in den 5 Sterne Strandresorts absolut am Ball der Zeit ist, führen die Menschen insbesondere in den ländlicheren Gegenden ein sehr einfaches Leben. Viele der Bauern bestellen ihre Felder auch heute noch in reiner Handarbeit und ein Farmer der sein Maisfeld mit einem hölzernen Pflug der von eOchsen gezogen wird umpflügt ist kein seltener Anblick. Dazu kommen viele Pferdekutschen und Ochsenkarren als Transportmittel und amerikanischen Oldtimer aus den 50ern. Manchmal haben wir das Gefühl in einer riesigen Zeitmaschine zu sitzen nur um vom 21 Jahrhundert. auf einmal direkt in späte 19. Jahrhundert zurückversetzt zu werden, oder in irgendeiner Zeit dazwischen zu landen. Nie wissen wir welche neue Überraschung hinter der nächsten Ecke auf uns wartet. Oft denken wir uns, daß Kuba gerade für unsere Großeltern super spannend sein dürfte, da sie dort noch einmal in ihre eigene Jugend zurückreisen könnten, ohne auf die Annehmlichkeiten des heutigen Lebens verzichten zu müssen. Aufrechterhalten wird dieses System der extremen Unterschiede durch starken Druck der Regierung, doch  nachdem Fidel Castro nach 49 Jahren der Herrschaft die Amtsgeschäfte im Frühjahr 2008 an seinen jüngeren Bruder Raúl übergeben hat scheinen die Zeichen nun auf Veränderung und Öffnung zu stehen. Raúl steht da vor eine schwierigen Aufgabe, denn das Risiko, daß gerade die älteren Kubaner und die Landbevölkerung, die die Kubanische Revolution jahrelang getragen haben, bei einer zu schnellen Veränderung einfach hinten runter fallen, ist groß. Die offene Herzlichkeit vieler Kubaner hat uns das Reisen jedoch meist sehr einfach gemacht und so fiel es uns schwer nach 7 Wochen dieses Land wieder zu verlassen. Wir wünschen den Kubaner auf ihrem Weg zu einer neuen "Revolution" auf alle Fälle alles Gute! 
 

252. Wochenbericht 22.03. - 30.03.2008

Route: Havanna, Bahia Honda, Viñales, Guane, Peninsula de Guanahacabibes

 
Einreise nach Kuba: Auf dem halben Weg zum Flughafen in Bogotá fiel mir auf einmal das rechte Pedal ab. Anscheinend haben die Radmechaniker in Kolumbien etwas zu viel Gewalt angewendet und beim Ausschrauben des Pedals dummerweise das Gewinde mit zerstört. Also durfte ich die letzten 8 Km dann mit nur einem Pedal zum Flughafen radeln. Die Sachen waren schnell verpackt und obwohl wir natürlich wieder ordentlich Gepäck hatten hatten wir wieder einmal keine Probleme mit Übergewicht, obwohl wir 88 Kg eingecheckt haben. Der Flug war ebenso problemlos wie die Einreise- und Zollformalitäten auf Kuba. Als wir beim Zoll sagten daß wir Radler sein wurden wir an der ganzen Warteschlange ohne irgendeine Kontrolle direkt vorbeigewunken! Wir durften sogar unsere Räder direkt in der Ankunftshalle wieder zusammenbauen und unsere gesamte Ausrüstung wieder in die Taschen packen und als wir fertig waren war es gerade mal 03:00 Uhr. Wir warten also noch zwei Stunden lang am Flughafen (so haben wir uns eine der teueren Übernachtungen auf Kuba gespart :-) ) bevor wir uns auf den Weg nach Havanna machten.
 
Willkommen auf Kuba: Gegen 05:00 Uhr treten wir aus dem klimatisierten Flughafengebäude hinaus in die schwülwarme kubanische Morgenluft; es hatte die Nacht über geregnet. Die Luft ist schwer und da es bis zum Sonnenaufgang noch lange hin ist radeln wir im stockdunklen los. Um etwas leichter radeln zu können habe ich meinen linken Fuß mit einem Spanngurt am Pedal festgemacht. Kuba liegt still und ruhig vor uns und nichts deutet darauf hin, daß wir vor den Toren eine Metropole mit 2,1 Mio. Einwohnern stehen. Ab und zu überholt uns ein kleiner Touristenbus doch ansonsten absolute Stille. Mit den ersten vereinzelten Häusern schwebt auf einmal dann auch der würzige Geruch der kubanischen Zigarren durch die schwere Morgenluft, doch von den Kubanern immer noch kein Spur. Wir werden von einer russischen Lada und einer tschechischen Java (Motorrad mit Beiwagen) überholt und der typische Geruch der Auspuffabgase lassen Erinnerungen an Osteuropa und Rußland hochkommen. Wir nähern uns dem Zentrum und langsam treffen wir die ersten Kubaner, die mit ihrer Zigarre im Mund im dunklen an den Bushaltestellen stehen. Die ersten Busse tauchen auf einmal auf und ihre dicken Dieselabgase lassen die Nacht noch schwärzer werden. Plötzlich entdeckt Nadine in einer offenen beleuchteten Türe ein Bäckerei und für umgerechnet 0,4 € kaufen wir 20 leckere Brötchen. Gierig schlingen wir einige Brötchen hinunter, haben wir doch bis auf ein paar belegte Brötchen seit gestern Morgen nichts gegessen. Mühsam radle ich mit meinem einen Pedal weiter und gemeinsam mit den ersten Sonnenstrahlen kommen wir im Stadtzentrum an. 2 Stunden haben wir für die 25 Km vom Flughafen in Zentrum gebraucht. Die Straßen haben sich mittlerweile mit Leben gefüllt, doch uns interessiert nur noch eines: Wo ist das Casa Particulares (Fremdenzimmer) das wir reserviert haben. Wir wollen endlich schlafen, sind wir doch bereits seit über 26 Stunden auf den Beinen. Die schlaftrunkene Besitzerin des Casa Particulares ist mürrisch und hat eigentlich keine Lust auf uns und so werden wir bei einer Nachbarin, eine nette ältere Dame, einquartiert, die uns ein paar Minuten später abholt. Dankend lehnen wir jedoch den Kaffee unsere Hausherrin ab bevor wir uns schließlich ins Reich der Träume verabschieden.
 
Altstadt von Havanna: Die stillen Zeugen des Sozialismus kann man in Havanna an jeder Ecke antreffen: zuweilen halb verfallenen einst prunkvolle Kolonialbauten an denen die Farbe überall abblättert. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dem einst wichtigsten Handelspartner von Kuba, mußte Fidel Castro natürlich nach neuen Geldquellen Ausschau halten und öffnete sein Land damals dem Tourismus. So wurde damals damit begonnen die Altstadt von Havanna wieder aufzumöbeln und überall erstrahlen jetzt wieder viele der herrlichen Häuser im alten Glanz, ganz so wie es sich für ein UNESCO Weltkulturerbe auch gehört. Die Altstadt ist zwar touristisch, doch irgendwie hat sie sehr viel Charme. In den Cafés und Restaurants unterhalten Salsabands ihre Gäste und nicht selten entschließt sich spontan ein Kubaner dazu ein Tänzchen mitten in der Fußgängerzone hinzulegen. Das Leben geht gemütlich seinen Gang (so gemütlich wie eine Großstadt halt sein kann) und nach den meist hektischen südamerikanischen Großstädten ist Havanna fast schon eine Oase der Ruhe.
Pedalreparatur: Um mein Pedalproblem in den Griff zu bekommen werde ich von einem Radladen zu einem Mechaniker in einem Vorort von Havanna geschickt. Die Werkstadt liegt im Hinterhof eines Reihenhauses und so muß ich mit meinem Rad durch Wohnzimmer, Küche und zwei Schlafzimmer, in denen noch ein paar Familienmitglieder am schlafen sind. Um durch die letzte Türe zu kommen muß ich dann sogar mein Vorderrad ausbauen, doch dann stehe ich auf einmal in einer 3m x 3m großen Werkstatt die mit einer alten russischen Drehbank und anderen schweren Metallbearbeitungsgeräten so vollgestellt ist, daß man sich kaum bewegen kann. Der Mechaniker und seine etwa 20 Jahre älterer  Gehilfe begutachten das Problem und gehen dann ohne große Worte zu verlieren gemächlich ans Werk. Zunächst wird in meine Kurbel eine größeres Loch gebohrt in das dann in neues Gewinde geschnitten wird. Nun wird in einen Aluminiumblock ein Loch gebohrt, ein Gewinde geschnitten in das dann später das Pedal eingeschraubt werden soll. Anschließend wird der Aluminiumblock in die Drehbank eingespannt, kleiner gefräst und schließlich von außen das passende Gewinde eingeschnitten damit er in das neue Gewinde der Kurbel passt. Die so gewonnen neue Hülse wird nun in die Kurbel eingeschraubt und verankert und fast denke ich schon, daß man das Ganze nicht hätte besser machen können. Doch als der Mechaniker das Pedal einschrauben will stellt sich raus, daß das Gewinde des Pedals ein kleinwenig zu dick ist! Die eingeschraubt Hülse ist bereits so dünne, daß der Mechaniker sie nicht etwas größer machen will und so wird kurzerhand das Gewinde am Pedal passend gefräst! OK. mein Pedalproblem ist nun zwar behoben, doch wenn mein Pedal kaputt ist habe ich nun natürlich das Problem, daß ich kein  anderes Pedal der Welt verwenden kann, ohne daß das Gewinde vorher passend gefräst wurde. Doch mit dem Problem werde ich mich erst beschäftigen wenn es soweit ist!
 
Revolutionsmuseum: Im Revolutionsmuseum kann man die ganze Geschichte der Kubanischen Revolution haarklein nachverfolgen und stößt so auf ein paar interessante Details. Fidel Castro war von Haus aus Rechtsanwalt und bereits ein Studentenführer. Nach seinem Examen ging er als aussichtsreicher Newcomer bei den kubanischen Wahlen an den Start, doch Fulgecio Batista putschte sich vorher an die Macht. Dagegen legte Fidel Castro Einspruch vor dem obersten Gericht ein, der jedoch abgewiesen wurde. Daraufhin organisierte Fidel Castro eine Widerstandsgruppe, ging mit ihr zum Schießtraining, und räumte mit ihnen einen Waffenladen aus um sich mit Waffen und Munition zu versorgen. Anders als viele andere Guerillas ging Castro jedoch aufs Ganze und anstatt Straßen oder öffentliche Einrichtungen zu zerstören griff er mit seiner Truppe am 26.07.1953 die Moncada Kaserne, damals die zweitgrößte Kaserne des Militärs, an. Der Überfall scheiterte und Fidel Castro wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Auf internationale Kritik hin wurde seine Todesstrafe in eine langjährige Haftstrafe umgewandelt und Dank der Hilfe von Mexiko wird er unter einer Generalamnestie schließlich vorzeitig entlassen. Fidel Castro ging mit seinem Bruder Raul (der übrigens gerade der kubanische Staatspräsident ist) nach Mexiko, wo er seine Revolutionsarmee gründete.
 
Kleine Alltagsgeschichten I: Dank des Sozialismus, dem kubanischen Ideenreichtum und der Lebensfreude der Kubaner ist Kuba ein Land der kleinen Alltagsgeschichten. Ständig ereignen sich irgendwelche Kleinigkeiten, die uns zum Schmunzeln anregen oder die uns "Angehörigen einer Wohlstandsgesellschaft" kleine Lektionen erteilen. Doch anstatt euch mit allen Geschichten zu langweilen werden wir euch nur hin und wieder mit ein paar davon langweilen. Hier die Erste: Wir sind bereits ein paar Tage in Havanna und Nadine kauft gerade an einem Straßenverkauf eine kleine Pizza. Mit ihr steht ein älterer Mann in der Warteschlange und auf einmal langt er in den Abfalleimer und fischt eine halbe Pizza raus. In einigen südamerikanischen Länder wäre das eine alltägliche Situation gewesen, doch trotz der sehr bescheidenen Verhältnissen in denen viele Kubaner leben haben wir doch nicht den Eindruck, daß man hier Hunger leiden muß!? Doch anstatt die Pizza selbst zu essen wirft der ältere Mann sie nun einfach einem halb verhungerten Hund zu der an der Ecke sitzt!
 
Wilde Uferpromenade: Die Uferpromenade von Havanna, der Malecón, liegt direkt auf der Atlanikseite von Kuba und sobald etwas stärkere Nordostwinde herrschen geht es hier gleich heftig zur Sache, denn dann prallen die Wellen mit ihrer ganzen Kraft gegen die Ufermauern. Nicht nur einmal bekommen wir eine volle Ladung Wasser ab als wir an dem für den Autoverkehr verübergehend gesperrten Malecón entlang radeln. Etwas weiter vom Zentrum weg steht dann auch gleich die ganze Uferpromenade und ein paar angrenzende Straßen locker 30 cm unter Wasser, was unsere Fahrräder natürlich weniger lieben als wir. Auf alle Fälle möchten wir hier nicht sein, wenn ein Hurrikane auf Kuba ankommt!
 
"Los Cubanos son buenos": Wir machen gerade in einem kleinen Ort am Meer unsere Mittagspause als ein betagter fröhlich Kubaner kommt und uns ein paar Pampelmusen schenkt. Er zeigt uns noch wir wir die Pampelmusen, die irgendwie ganz anders aussehen als die in Deutschland erhältlichen, ißt und mit einem fröhlichen "Chiao" und einem Schulterklopfer für Martin verschwindet er wieder. Ein paar Minuten später steht Manuel, wie wir mittlerweile wissen, wieder vor uns und diesmal hat er auch noch einige Kilo Bananen, Guayavas und eine Mango für uns. Wir versuchen ihm zu erklären, daß wir gar nicht so viel schleppen können, doch er besteht mit der Bemerkung "Los Cubanos son buenos" (Die Kubaner sind gute Leute) hartnäckig darauf, daß wir das ganze Obst mitnehmen. Zumindest als Erinnerung geben wir ihm eine Photokollage von uns auf deren Rückseite wir neben ein paar Dankesworten unsere Emailadressen aufschreiben. Manuels Freude über das Bild ist für uns das viel größere Geschenk als das ganze Obst. Erneut ein herzlicher Schulterklopfer und ehe wir uns versehen ist Manuel auch schon wieder verschwunden. Doch nicht für lange, denn nach ein paar Minuten ist er wieder da, diesmal jedoch ohne Obst, sondern mit der Bitte, ob wir nicht noch auf die Rückseite des Photos seinen Namen und den seines Sohnes (der in der USA lebt) schreiben könnten, denn sonst wüsten wir ja gar nicht, wer da anrufen würden. Irgendwie war Manuel so aufgeregt, daß ihm gar nicht aufgefallen ist, daß er nun seinen Namen auf seiner Karte stehen hat, und wir damit immer noch nicht wissenen wer anruft. Doch um ihm das, und die Funktionsweise von Email zu erklären war Manuel viel zu aufgeregt, und so notieren wir uns nachdem er gegangen war seinen Namen in unser Adressbuch und vertrauen darauf, daß sein Sohn in den USA schon weiß was man mit einer Emailadresse anfängt.
 
Solidarität: Da in Kuba nicht gerade ein Überfluß an Lebensmitteln herrscht, weiß man sich zu helfen. Wir sehen gerade ein voll beladenes Ochsengespann vom Ananasfeld kommen. Gerne würde der Bauer seinem Freund, der gerade entgegenkommt, eine Ananas schenken, doch das darf er vermutlich nicht. So fällt nun also wie es der Zufall so will 10m bevor das Ochsengespann bei dem Freund ist eine Ananas vom Wagen, die der Freud natürlich mit einem Dankesgruß freudig vom Boden aufsammelt!
 
Viñales: Im Nordwesten von Kuba liegt inmitten einer Hügelkette der nette Touristenort Viñales. Beliebt ist Viñales bei den Touristen hauptsächlich wegen seine schönen Mittelgebirgslandschaft mit seinen vielen steilen Kalkfelsen und Höhlen.
 
Strandtage: Kuba ist die größte Karibikinsel, und was liegt da näher als mal ein paar Tage am Strand zu relaxen! Einer der schönsten Strände, Maria de la Gorda, liegt am nordwestlichen Ende von Kuba und ist, da er relativ weit ab vom Schuß liegt, noch herrlich unberührt. Bis auf ein paar Fischer sehen wir zwei Tage lang keine Menschenseele. Wir haben den ganzen Strand samt kristallklarem Wasser und Riesenmuscheln ganz für uns alleine, doch obwohl wir uns eigentlich nur im Schatten einiger Bäume aufhalten haben wir uns beide einen ordentlichen Sonnenbrand an Schultern, Rücken und Oberschenkeln zugelegt!
 
Achtung Krebse! Die Küstenstraße wurde anscheinend direkt durch die Heimat einer Krebskolonie gebaut. Obwohl mitten in einem Naturschutzgebiet stört sich hier niemand daran, daß die Krebse zu hunderten totgefahren direkt vor dem Parkbüro auf der Straßen liegen. Das vielleicht lebensrettende Hinweisschild das auf "Wildtiere auf der Fahrbahn" hinweist kommt jedoch leider erst ein paar hundert Meter hinter der Krebskolonie! Sobald sich den Krebsen jedoch ein Fußgänger, Auto oder gar ein Lkw nähert stellt er sich auf, breitet seine Scheren auf und macht so einen besonders gefährlichen Eindruck, was im Falle der Lkws jedoch eher wenig erfolgversprechend ist. Ein paar Radler wie uns kann man mit den Drohgebärden jedoch schon beeindrucken!
 

253. Wochenbericht 31.03. - 06.04.2008

Route: Piñar del Rio, Viñales, Havanna

 
Tabakanbau: Kurz vor Piñar del Rio werden wir im Morgengrauen von einem jungen Kubaner angesprochen ob wir nicht eine Tabakfabrik besuchen wollten. Es würde auch nichts kosten. Wir folgen also unserem Führer und landen im Trockenhaus der Tabakfirma "Hojas de Monterey". Im Lagerhaus erfahren wir, daß die Tabakpflanzen nach 6 Monaten geerntet werden. Insgesamt gibt es 5 Ernten wobei die Blätter von unten nach oben gepflückt werden. Während die unteren Beiden Blätter die stärksten sind werden die obersten für die Außenhaut der Zigarren verwendet. Nach der Ernte kommen die Blätter ins Trockenhaus wo sie 6 Wochen lang bleiben. In dieser Zeit ziehen sich über 90% des Nikotins vom Blatt in den Stengel zurück, der dann natürlich entfernt wird. Anschließend geht es weiter zur Fermentation. Nach der Fermentation werden die Blätter nochmal 2 Jahre gelagert bevor sie in den Fabriken letztendlich zu Zigarren gerollt werden. Von unserem Guide erfahren wir dann auch wie man eine Zigarre auf ihre Qualität überprüft. 1. Rolltest: Zigarre zwischen den Handflächen mit der Öffnung nach unten rollen; es dürfen keine Krümel herausfallen denn dann wären Tabakabfälle verwendet worden. 2. Knistertest: Zigarre mit den Fingern am Ohr Rollen; man hört ein knistern. 3. Blastest: Man bläst auf der offenen Seite in die Zigarre; es entweicht keine Luft und die Zigarre bläst sich etwas auf. Am Ende unserer kleinen Führung sollen wir natürlich Zigarren kaufen (die die Jungs vom Lagerhaus vorher aus den Fabriken stibitzt haben). Da wir eh ein paar Zigarren als "Mitbringsel" haben wollten haben wir dann ganz entgegen unsere Gewohnheit brav ein paar genommen.
 
Ochsenschlitten: Da auf den schweren Böden hier Fahrzeuge mit Rädern nur allzu leicht stecken bleiben würden werden die Tabakblätter auf von Ochsen gezogenen Schlitten in die Lagerhäuser gebracht. Sicherlich die beste Methode, doch wir fühlen uns irgendwie in ein anderes Jahrhundert versetzt.
 
La Libretta: Während der Wirtschaftskrise in den Anfangsjahren der Revolution wurde im März 1962 die "La Libretta" eingeführt. Ähnlich wie die Bezugsscheine während des Zeiten Weltkrieges erhält jeder Kubaner mit der Libretta bestimmt subventionierte Lebensmittel, die er in kleinen Dorfläden die es quasi überall gibt, erhält. Die auf die Libretta ausgegebenen Nahrungsmittel sollen prinzipiell die Grundversorgung für 4 Wochen sichern. So erhält jeder Kubaner 2,7 Kg Reis, 1,5 Kg Nudeln 1,5 Kg weißen Zucker, 1,5 Kg braunen Zucker, 0,25 Kg Bohnen, 0,25l Öl, eine Seife und jeden Tag ein Brötchen. Kleinkinder erhalten zusätzlich noch Milchpulver und Schulkinder noch ein Käsebrötchen in der Schule. Für jede Familie gibt es zusätzlich noch Salz, Kaffe, Tomatensauce und eine Tube Zahncreme. Je nach Verfügbarkeit gibt aber auch noch Eier, Hühner, diverse Gemüse, ... . Große Freßgelage sind damit zwar nicht möglich, doch zumindest muß damit keiner verhungern. Als kurzer Vergleich hier was Nadine und ich pro Person an Reis oder Nudeln pro Tag verbrauchen: 150g Reis oder 200g Nudeln.
 
Einkaufen: Einkaufen kann in Kuba leicht zu einem kleinen Abenteuer werden. Zunächst muß man erst einmal einen Ort finden in dem es das was man kaufen will überhaupt gibt. Dann muß man das Glück haben, daß der Laden gerade zufälligerweise auch offen ist, wobei angeschriebene Öffnungszeiten nicht unbedingt zu bedeuten haben, daß der Laden wirklich geöffnet ist. Dann muß man das Glück haben, daß der gewünschte Artikel in dem Laden auch wirklich vorrätig ist, da Engpässe schon hin und wieder vorkommen. Doch selbst wenn man den gewünschten Artikel bereits vor Augen hat kann man noch keinesfalls sicher sein ob man ihn bekommt. Das hängt nämlich davon ab in was für einer Art von Geschäft man sich befindet. Befindet man sich in einem der Läden in denen mit der Devisenwährung CUC oder ganz normal mit Pesos bezahlt wird ist alles in Butter. Befindet man sich jedoch in einem Laden in dem die Kubaner die Lebensmittel nur auf ihre Lebensmittelkarten bekommen kann und darf man offiziell nichts kaufen. Dann hängt es ganz vor der Lust und Laune des Ladenpersonals ab, ob man was bekommt oder nicht und auch ob man was dafür bezahlen darf oder nicht. Oft genug dürfen wir nicht bezahlen, obwohl wir hartnäckig darauf bestehen, was uns immer sehr unangenehm ist, aber wenn es nun mal der einzige Landen weit und breit ist haben wir eigentlich keine andere Alternative. Manchmal gibt es auch Läden in denen sowohl mit den Lebensmittelmarken als auch mit Pesos bezahlt wird, doch auch hier hängt es immer von der Laune der Verkäufer ab ob wir etwas bekommen wobei wir jedoch zumindest bezahlen dürfen.
 
Aber morgen sicher! Fahrradmitnahme im Zug: Eigentlich wollten wir in Kuba nur eine kleine Rundtour um Havanna machen doch da Kuba flach ist entschließen wir uns mit dem Zug ins im Südosten gelegene Santiago de Kuba zu fahren um dann kreuz und quer zurückzuradeln. Als wir die Zugtickets kaufen wollen werden wir gebeten doch lieber morgen wieder zu kommen, da man bald Feierabend machen möchte. Am nächsten Vormittag kaufe ich dann also die Tickets (der Touristenschalter ist übrigens nicht am Bahnhof!), und als wir am Bahnhof ankommen werden wir mit unseren Rädern nicht hineingelassen. Ein Sicherheitsmann bringt uns zum Hintereingang doch dort haben sie keine Ahnung was sie mit uns machen sollen und rufen ihren Chef an. Gemeinsam mit dem Chef gehe ich zum Bahnsteig nur um zu erfahren, daß Fahrräder nur in einem besonderen Waggon mitgenommen werden können und den würde es heute nicht geben. Morgen aber sicher! Also radeln wir zurück zum Ticketschalter um das Ticket zurückzugeben, doch nun will die gute Frau mir nur noch die Hälfte des Kaufpreises zurückgeben, weil ich das Ticket ja storniere! Es gelingt mir jedoch sie davon zu überzeugen, daß ich mich vorher bei ihr versichert hatte ob wir die Räder mitnehmen können, was sie bestätigt hatte, und wenn dies nun nicht möglich wäre hätte sie mich falsch informiert, weshalb ich keine Stornogebühr bezahlen würde. Am nächsten Tag sind wir dann zumindest so schlau erst zu fragen ob es heute einen Waggon für die Räder gibt und nach einigen Stunden (!) finden wir schließlich heraus, daß es auch heute keinen gibt, und daß es, da die meisten Gepäckwaggons defekt sind, eher ein Glücksfall ist, wenn es mal einen gibt. Aber morgen soll einen geben! Die "aber morgen sicher Spielchen" kennen wir bereits und so mache ich mich mit einem hilfsbereiten Mann auf dem Weg zum Güterbahnhof. Während ich vor der Türe warte treibt dieser den Verantwortlichen für den Gütertransport auf der mir dann recht glaubhaft versichert, daß er für morgen einen Waggon hat. Ich solle mich morgen direkt an ihn wenden. Nicht darauf erpicht noch einen weiteren Tag zu warten, der dann unter Umständen wieder mit der Antwort "Aber morgen sicher" endet, entschließen wir uns letztendlich dann doch lieber mit dem teureren Bus zu fahren!
 
Um Kuba zu verstehen hat uns ein kleiner Einblick in die Geschichte sehr weitergeholfen. Wen der kurze geschichtliche Überblick nicht interessiert einfach weiter zum nächsten Wochenbericht springen.
 
Die ersten Jahre: Auf seiner Suche nach einer Westrute nach Indien landete Christoph Kolumbus am 28. Oktober 1492 als erster Europäer auf Kuba. Eine folgenschwere Entdeckung für die Ureinwohner Kubas, denn in den kommenden 50 Jahren wurden sie von 200.000 auf 4000 reduziert! Durch seine geostrategische Lage entwickelte sich Kuba in den nächsten Jahrhunderten zu einem wichtigem Umschlagplatz für die Spanier um die ihre in ihren Kolonien erbeuteten Schätze in die Heimat zu verschiffen. Einen weiteren Aufschwung erlebte Kuba als es im Zuge der Französischen Revolution zu einem Sklavenaufstand auf dem von den Franzosen besetzten Haiti (die Nachbarinsel) kam und viele französische Zuckerrohr- und Kaffeplantagenbesitzer nach Kuba flüchteten. Neben ihrem Fachwissen brachten die Franzosen natürlich auch jede Menge Geld mit sich und bauten so eine erfolgreiche Zuckerrohrindustrie auf, die binnen weniger Jahre zum Weltmarktführer wurde und Kuba zur reichsten Kolonie Spaniens machte. So wie auch in Südamerika hatten die spanischstämmigen Kreolen irgendwann die Kontrolle aus der alten Heimat satt und so erklärte Carlos Manuel Cespèdes 1868 die Unabhängigkeit Kubas. Es folgten mehrere Kriege gegen die Spanier und als die Kubaner die Spanier endlich fast geschlagen hatten mischten sich 1899 die USA in den Krieg ein und schlugen die Spanier. Statt der Unabhängigkeit Kubas wurde nun jedoch lediglich die Oberhoheit Kubas von Spanien auf die USA übertragen! Da waren die Kubaner also um ihren Sieg betrogen worden und vom Regen in die Traufe gekommen. Obwohl 1902 zwar offiziell die Republik Kuba ausgerufen wurde stand Kuba jedoch massiv unter der Kontrolle der USA, deren Botschafter eigentlich auch alle wichtigen Entscheidungen fällte. Nach einem Staatsstreich kurz vor den angesetzten Wahlen setzte sich 1952 Fulgencio Batista selbst als Präsident von Kuba ein (natürlich mit Unterstützung der USA), errichtete ein korruptes Regime, schaffte die Verfassung ab und verfolgte die Angehörigen der Opposition.
 
Die Kubanische Revolution: Von der Absage der Wahlen war auch der junge Rechtsanwalt Fidel Castro betroffen, der für einen Sitz im Parlament kandidierte. Zunächst legte Fidel Castro gegen die Absage der Wahlen Einspruch vor dem Obersten Gerichtshof ein, der jedoch abgewiesen wurde. Fidel Castro gab jedoch nicht auf, scharte ein paar gleichgesinnte um sich, trainierte mit ihnen den Umgang mit Schußwaffen (die sie sich aus einem Waffengeschäft geklaut hatten) und griff am 26.07.1953 mit 131 Männern und Frauen die Moncada Kaserne in Santiago de Kuba an. Die Moncada Kaserne war seinerzeit die zweitgrößte Kaserne Kubas und so endete der mutige Angriff mit einem Drama. Obwohl nur 6 der Angreifer bei dem Angriff selbst ums Leben kamen wurden die meisten in den folgenden Tagen hingerichtet oder zu Tode gefoltert. Fidel Castro selbst wurde vor Gericht gestellt und trotz der berühmten Schlußworte seines Plädoyers, "Verurteilt mich das ist bedeutungslos, die Geschichte wird mich freisprechen," in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Auf Druck der Kirche und der Öffentlichkeit wird das Todesurteil jedoch in 15 Jahre Zuchthaus im berüchtigtsten Gefängnis von Kuba umgewandelt (quasi ein Todesurteil auf Raten). Fidel Castro hatte jedoch Glück denn nur 1,5 Jahre später kam er bei einer Generalamnestie frei und ging nach Mexiko ins Exil. Im Exil scharte er sich erneut eine Gruppe von Revolutionären um sich (unter anderem den jungen argentinische Arzt Ernesto "Che" Guevara) mit denen er auf der Motorjacht Granma im November 1956 wieder zurück nach Kuba fuhr. Diktator Batista hatte davon natürlich Wind bekommen und Fidel Castro und seine 81 Mann starke Truppe bereits erwartet. Einem von Batistas Truppen gelegten Hinterhalt konnten lediglich 16 Revolutionäre entkommen, die sich in die Bergwelt der Sierra Maestra flüchteten und den bewaffneten Widerstand aufnahmen. Fidel Castro und seine Revolutionäre hatten das Kubanische Volk hinter sich und so flüchtete in der Silvesternacht 1958 Batista aus dem Lande. Am 1. Januar 1959 verkündete Fidel Castro in Santiago de Kuba den Sieg der Revolution.
 
Die Nachwehen: So einfach wollten sich die USA die Kontrolle über Kuba jedoch nicht wegschnappen lassen, und nachdem Castro ausländischen Grundbesitz verboten hatten, ausländische Ölfirmen enteignet hatte, 26 US Firmen verstaatlicht und schließlich noch alle US-Banken zum Staatseigentum erklärt hatte verhängten die USA die berühmte Handelsblockade die bis heute andauert. Unter John F. Kennedy griffen die USA Kuba mit 1500 vom CIA ausgebildeten Exilkubanern in der sogenannten Schweinebucht an, wurden jedoch von Fidel Castro und seinen Revolutionstruppen erfolgreich zurückgeschlagen. 1962 dann die nächste Krise. Um zu verhindern daß die USA Kuba erneut angreifen würden hatte Castro mit Rußland die Stationierung von Atomraketen auf Kuba vereinbart. Das ganze flog auf und die Welt stand auf einmal kurz vor dem dritten Weltkrieg. Rußland lenkte ein und zog seine Raketen ab, nachdem die USA ihrerseits auf eine Invasion in Kuba verzichteten. Seitdem gab er neben den den ständigen gegenseitigen Verbalattacken zwar keine offiziellen militärischen Aktionen der USA mehr, doch Attentate auf Fidel Castro sowie einen kleinen Propagandakrieg über die Exilkubaner, die jährlich mit 15 Mio. US $ unterstützt werden, gab es aber natürlich weiterhin. 
 
"Sonderperiode in Friedenszeiten": Nachdem die Probleme mit den USA und den Exilkubanern halbwegs gelöst waren folgten einige friedlich Jahre in denen Fidel Castro Kuba zu einem sozialistischem Staat umbaute. Insbesondere das Schul- und Gesundheitswesen haben davon profitiert und so gehört Kuba heute zu einem der Länder mit dem besten Bildungswesen und Gesundheitssystem (noch vor Deutschland!). Eng wurde es für Kuba jedoch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, die ihren kleinen Bruder finanziell stark unterstützt hatten und unter anderem Kubanische Erzeugnisse zu über Weltmarktpreisen abgekauft hatten. Es fehlte plötzlich an allem (Strom, Benzin, Ersatzteilen, Lebensmitteln ,...), und nur Durchhalteparolen gab es reichlich. Um die Krise zu meistern rief Castro eine "Sonderperiode in Friedenszeiten" aus, öffnetet Kuba weiter für den internationale Tourismus und führte den US $ als Zweitwährung ein. Mit dem US $ als Zweitwährung konnten nun die Exilkubaner ihren verwandten Geld schicken und durch das gesamte Maßnahmenpaket entspannte sich die Situation wieder. 2004 wurde der US $ dann durch den Peso Convertible ersetzt. Nachdem Fidel Castro 2006 für eine schwere Darmoperation die Regierungsgeschäfte vorübergehend an seinen Bruder Raul Castro übergeben hatte  zog sich der "Comandante en Jefe" im Frühjahr 2008 endgültig von seinem Posten als Staatschef zurück. Obwohl früher als eiserne Hand der Revolution bekannt scheint der neue Staatschef Raul Castro jedoch ein Reformer zu sein und bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt hat er bereits die Reisebeschränkungen für Kubaner gelockert. Kubaner dürfen nun auch die bis dahin ausschließlich ausländischen Touristen vorbehaltenen Inseln und Touristeneinrichtungen betreten!
 
254. Wochenbericht 07.04. - 13.04.2008 

Route: Bayamo, Santiago de Cuba, Pilon, Media Luna
 
Vergessene Dörfer: Auf unserem Weg von Bayamo über El Salton nach Santiago de Cuba kommen wir durch einige von der Regierung scheinbar vergessene Dörfer. Die Laut Karte geteerte Straße ist eine nette Lehmpiste mit vielen Schlaglöchern aus der nur noch hin und wieder Teerreste herausspitzen. Hatten wir noch wenige Tage zuvor in Havanna im Gespräch mit einem deutschen Bauunternehmer erwähnt, daß Kuba trotz allem im Vergleich mit anderen Lateinamerikanischen Ländern über eine sehr gute Bausubstanz verfüge, so müsse wir dies hier umgehend zurücknehmen. Viele Kubaner leben hier in sehr einfachen Bretterhütten ohne Elektrizität und fließend Wasser. Selbst kleine Läden sind rar und nur mühsam zu erreichen. Laut Karte soll es zwar einige Dörfer geben doch mehr als vereinzelte Einsiedlerhöfe bekommen wir nicht zu Gesicht. Wir haben uns schon darauf eingestellt bis zum nächsten größeren Ort durstig radeln zu müssen, da unsere Wasservorräte zur Neige gehen, als wir am ersten Haus mit Stromanschluß von den vor der Türe sitzenden Hausherrinnen gefragt werden, ob sie uns irgendwie helfen könnten. Wir bitten vorsichtig um Wasser und zu unserem Erstaunen bekommen wir herrlich erfrischendes eisgekühltes Wasser. Für uns wie sicherlich auch für einige Nachbarn reiner Luxus. Wir kommen nun weiter ins Dorf hinein und obwohl die Schotterpiste noch lange nicht vorbei ist scheint es den Menschen hier jedoch zumindest wieder um einiges besser zu gehen (Strom, Wasser, Dorfläden).
 
La Virgen de la Caridad: Vor den Toren von Santiago de Cuba in El Cobre liegt die Kirche der Jungfrau der Barmherzigkeit. Die Statue der Jungfrau wurde 1606 von drei Fischer in einem Sturm aus dem Meer gefischt und kaum daß sie entdeckt hatten, daß es sich um eine Marienfigur handelte ließ auch schon der Sturm nach, so daß sie bei ruhiger See nach Hause paddeln konnten. 1684 wurde dann das erste Gotteshaus für die Marienstatue gebaut und die Kirche in der sie sich heute befindet 1927. Die Jungfrau der Barmherzigkeit ist eine Nationalheilige Kubas und viele bekannte und weniger bekannte Kubaner kommen zu ihr um um ihren Beistand und ihre Hilfe zu bitten. Nachdem ihre Bitten erhört wurden widmen viele Kubaner ihre Trophäen der Jungfrau oder machen ihr Geschenke. So kann man zum Beispiel in einer Vitrine in der Kirche viele handsignierte Baseballs, einige olympische Medaillen sowie Pokale, Spielzeugautos oder Haarsträhnen bewundern. Die besonderen Dankesgaben wie die Literaturnobelpreismedaille von Ernest Hemmingway oder eine goldene Partisanenfigur von der Mutter von Fidel Castro, gestiftet nachdem die Revolution gesiegt hatte, sind jedoch unter sicherem Verschluß.
 
Santiago de Kuba: Rebelde ayer, hospitalaria hoy, heroica siempre, (rebellisch gestern, gastfreundlich heute, heldenhaft immer) ist zwar das Motto der zweitgrößten Stadt Kubas, doch irgendwie ist uns das Leben in Santiago etwas zu hektisch. Zwar gibt es hier eines der berühmtesten Musikhäuser Kubas (Casa de la Trova), doch als wir da waren war gerade tote Hose, so daß wir uns dann doch lieber ins Bett verkrümelt haben. Mit dem Überfall 1953 auf die Moncada Kaserne und der Siegeserklärung 1959 fanden in  Santiago der Cuba sowohl Anfang als auch Ende der Revolution statt.
 
Nationalhelden: Neben dem Brüderpaar Fidel und Raul Castro zählen zu den unumstrittenen Nationalhelden auch die beiden Revolutionäre Camillo Cienfuegos und Ernesto Che Guevara, deren Portraits und Aussprüche einem überall auf Kuba begegnen. Camillo Cienfuegos, dessen Markenzeichen ein breitkrempiger Cowboyhut war, schloß sich Fidel Castro bereits in Mexiko an, und kämpfte somit von Anfang an an dessen Seite. Cienfuegos stieg zum Kommandante in der Revolutionsarmee auf und einer seiner größten Tage war vermutlich als er mit seiner Truppe in Havanna einzog und dort mehr als 10.000 Soldaten von Batistas Truppen entwaffnete. Camillo Cienfuegos war jedoch kein Kommunist und nachdem seine Cesna plötzlich spurlos vom Radarschirm verschwand und nie wieder auftauchte als er aus Santiago de Kuba zurückflog wo er einen in Ungnade gefallenen Militärgouverneur verhaftet hatte, verbreitete sich das Gerücht, daß er auf Anweisung des "Kommandante ein Jefe" beseitigt worden war. Kurz zuvor soll Cienfuegos dem "Maximo Lider" in einem persönlich Gespräch nämlich vorgeworfen haben in Kuba nur wieder eine Diktatur zu errichten! Auch das Schicksal des Nationalhelden Ernesto Che Guevara wirft kein gutes Licht auf Fidel Castro. Der junge argentinische Arzt Ernesto Guevara schloß sich Fidel Castro ebenfalls bereits in Mexiko an und bekam dort von seinen Revolutionsgenossen den Spitznamen "Che", was auf gut deutsch Kumpel bedeutet und zumindest heute in Argentinien eine weit verbreitete Anrede ist. Wie auch Cienfuegos so stieg auch Che zum Kommandante auf und nach dem Sieg der Revolution verlieh im Fiedel Castro die Kubanische Staatsbürgerschaft. Später wurde Che Guevara Leiter der Industrieabteilung des Nationalinstituts für die Agrarreform (einer dieser schönen langen sozialistischen Namen für Behörden) und später Chef der Notenbank. Doch auch er scheint sich nach der Revolution von Fidel entfremdet zu haben und nachdem er 1965 die Sowjetunion, die neuen Freunde Castros, scharf attackiert hatte schien sein Ende in Kuba besiegelt gewesen zu sein. Kurz darauf verließ er nämlich Kuba für immer und verzichtet in seinem Abschiedsbrief nicht nur auf alle seine Ämter sondern gab auch seine Staatsbürgerschaft zurück. Auch Che Guevara scheint also über den Kurs den Fidel Castro eingeschlagen hatte anderer Meinung gewesen zu sein. Che Guevara ging nach Bolivien um auch dort die Revolution einzuleiten, doch ohne die Unterstützung der Bauern wurde seine Armee schnell aufgerieben. Nachdem er wenige Tage zuvor verwundet und gefangen genommen worden war wurde er am 09.10.1967 im Alter von 39 Jahren von der bolivianischen Armee standrechtlich erschossen. Die Erkenntnis Che Guevaras, daß man in einer guten Revolution entweder siegt oder stirbt war  für ihn also gleich zweimal zur Wahrheit geworden.
 
Bevölkerungsmischmasch: Offiziell setzt sich die kubanische Bevölkerung aus 66% weißen, 12% schwarzen, 21,9% Mulatten und 0,1% Chinesen zusammen. Durchreist man Kuba hat man irgendwie das Gefühl, daß die Zahlen hinten und vorne nicht stimmen da es eher nach je 1/3 für weiß, schwarz und gemischt aussieht. Das Rätsel löste sich für dann jedoch ganz schnell als wir fahren, daß jeder Kubaner seine Hautfarbe bei der Erhebung der Daten  selbst bestimmen durfte. Interessant fanden wir in dem Zusammenhang dann, daß  wir manchmal Familien getroffen haben in denen die Eltern zum Beispiel schwarz waren und eines der Kinder jedoch weiß war (mit blonden Haaren und hellen Augen). Der Großvater war Europäer bekamen wir dann als Antwort auf unsere fragenden Blicke. Doch daß sich Gene sogar nach zwei Generation wieder durchsetzen können, hat sicherlich auch zur Folge daß viele Kubaner ihre Hautfarbe nicht nur nach der eigentlichen Farbe sondern auch nach ihrer Familienabstammung beurteilen.
 
Tamarindos: Als wir gerade am Strand unser Abendessen zubereiten gesellt sich ein junger Kubaner zu uns und zeigt uns wie man aus den Hülsenfrüchten Tamarindos ein leckeres Erfrischungsgetränk zubereiten kann. Zunächst bricht er die Schale auf und legt die von einer klebrigen Masse umgebenen Kerne in eine Tasse. Nun schüttet er Wasser in die Schale und rührt einige Minuten bis sich die klebrige Masse nach und nach im Wasser auflöst. Er holt die blank gerührten Kerne aus dem Wasser, fügt etwas Zucker hinzu und fertig ist ein herrliches Erfrischungsgetränk. Da wir in unserer Thermoskanne noch kaltes Wasser hatten ist es natürlich besonders lecker. Wir laden ihn zum Abendessen ein, doch unser Reis mit Kichererbsen konnten ihn nicht wirklich überzeugen. Kein Wunder denn wir hatten vergessen die Erbsen einzuweichen und so sind sie hart und geschmacklos. Trotzdem überläßt er uns noch den Rest seiner Tomarindos bevor er sich mit seinem Schubkarren bei hereinbrechender Nacht auf den Nachhauseweg macht.
 
Küstenstraße: Die Küstenstraße von Santiago de Cuba nach Pilon ist ein absoluter Traum. Vorbei an herrlich einsamen Stränden, die zum Baden und Zelten einladen, ist die Straße manchmal so  zwischen den steilen Berghängen der Sierra Maestra und dem Meer eingekeilt, daß es eigentlich keinen Platz für sie zu geben scheint. Und wenn nicht an einigen Stellen bald mal ein Straßenbautrupp vorbeikommt dann könnte die Straße bald sicherlich der Geschichte angehören.
 
Amarillos: Das öffentliche Transportwesen ist in Kuba mangels finanzieller Mitteln nahezu nicht vorhanden und so sind die Fahrer aller staatlichen Fahrzeug dazu verpflichtet aus Solidaritätsgründen ihre Genossen mitzunehmen. Zur besseren Organisation gibt es in jedem größeren Ort und an allen wichtigeren Straßenkreuzungen die sogenannten Amarillos. Die Betreiber dieser staatlichen Mitfahrzentrale tragen gelbe Uniformen woher auch ihr Name rührt (die Gelben). Die zur Mitnahme verpflichteten Staatsfahrzeuge sind für die Amarillos jedoch leicht zu erkennen, da er in Kuba verschiedenfarbig Nummernschilder gibt. Blau und orange für Staatsfahrzeuge, grün für Militär, schwarz für Botschaftsangehörige, gelb für Privatfahrzeuge und rot für Mietwagen. Am häufigsten werden jedoch leere Lkws oder Traktoren mit Anhängern zum Personentransport genutzt.
 
Achtung Revolutionäre: Nachdem sie kurz nach ihrer Ankunft auf Kuba dem Hinterhalt von Batistas Truppen entkommen waren haben hier mit 5 anderen Revolutionäre Ernesto Che Guevara und Camillo Cienfuegos am 19. Dezember 1956 auf dem Weg in die Sierra Maestra die Straße Überquert. Welch Patriotismus und welche Heldenverehrung!
 

255. Wochenbericht 14.04. - 20.04.2008

Itinerary: Media Luna, Camagüey, Cayo Coco, Cayo Guillermo

 
Büffel: Wir zeigen gerade einem deutsch-kubanischen Pärchen und einer kubanischen Familie unser Photoalbum, als die Kubaner bei dem Bild von mehreren Büffeln in Thailand auf einmal zu kichern anfangen und meinen, daß es in Kuba auch viele Büffel gebe. Da wir den Witz nicht verstehen meinen sie, daß es hier aber nur einen Büffel gebe. Nun bin ich noch verwirrter und so erklärt mir der Kubaner der mit der Deutschen unterwegs ist, daß man in Kuba Männer die zwei Frauen haben gemeinhin als Büffel bezeichnet (vermutlich weil sie gleich zwei Frauen auf die Hörner genommen haben)! Gemeint sind damit aber eigentlich die Männer die, obwohl sie eine feste Beziehung haben oder verheiratet sind, mit Ausländerinnen eine weitere Kurzbeziehung aufnehmen, da es eine leichte Möglichkeit ist viel Geld zu verdienen. Klar, daß der Kubaner beteuert die Touristin aus tiefstem Herzen zu lieben, doch daß dies oft nur eine professionelle Berufseinstellung ist zeigte sich in unserem Fall, in dem der Kubaner sogar im Beisein seiner Mäzene offen zugibt, daß dies eine reine "Geschäftsbeziehung" ist. Er sagt dies uns natürlich auf Spanisch, denn so versteht seine "Liebste" nämlich kein Wort und bleibt weiter in dem Glauben, daß er sie lieb hat! Die wirkliche Lebensgefährtin oder Ehefrau des Büffels weis natürlich darum, doch selbst wenn sie eifersüchtig ist hält sie sich taktvoll zurück, da sie das leicht verdiente zusätzlich Geld natürlich auch gerne hat.  Das weibliche Gegenstück der Büffel wird übrigens Jintera genannt.
 
Straßenklatsch in Camagüey: Aus Camagüey mit seine kleinen verwinkelten Gassen in der Altstadt sollen die schönsten Frauen Kubas kommen., weshalb man besonders hübsche Frauen in ganz Kuba üals Camagüeyenserin bezeichnet. Eine weitere Attraktion von Camagüey ist der Plaza Carmen, auf dem 1999 mehrere Bronzefiguren aufgestellt wurden, die das tägliche Leben in der Provinzhauptstadt darstellen sollen. So gibt es neben einem alten Mann der einem Handkarren mit Tonkrüge schiebt und einer Runde von Frauen beim gemütlichen Klatsch auch einen Zeitungsleser auf einer Bank. Als wir gerade auf einer der freien Bänke sitzen kommt der Mann der für den bronzenen Zeitungsleser Model gestanden hat vorbei, setzt sich neben sein Double und breitet seine Zeitung aus. Als ob wir halb blind wären und nicht bemerkt hätten wer er ist faltet er nun seine Zeitung zusammen und macht uns darauf aufmerksam, daß er das Model war, bevor es sich einer Familie mit einem kleinem Mädchen zuwendet, die ganz begeistert ist das Original antreffen und fotografieren zu können.
 
Vertrauen ist gut, ...: Aus der arabischen Welt ist das Sprichwort "Vertraue auf Allah aber binde dein Kamel trotzdem fest.", ja hinreichen bekannt. In einer Kirche in Camagüey haben wir dann ein paar Christen entdeckt die anscheinend der gleichen Vorsichtsmaßregel folgen, den aus Angst vor Diebstahl haben sie ihre Fahrräder während des Gottesdienstes sicherheitshalber mit in die Kirche genommen.
 
Musiker: Früher haben wir immer geglaubt, daß man in Kuba ständig am Musizieren und Tanzen ist. Ein Image, das von der kubanischen Tourismusindustrie sicherlich gerne aufrechterhalten wird und das mit dem "Buena Vista Social Club" weltweit auch in den Kinos ausgestrahlt wurde. Auf unserer Reise durch Kuba sehen wir Musiker aber dann eigentlich immer nur dort, wo auch Tourismus vorhanden ist. Ansonsten scheinen die Kubaner nicht viel musikbegeisterter zu sein als Rest der Menschheit auch. Lediglich einmal haben wir eine Schulklasse gesehen die auf dem Platz in Bayamo Musik für sich gemacht hat, nachdem sie vorher auf der Straße irgendwelche Marschierübungen gemacht hatte.
 
Pizza: Normalerweise essen wir in unserer Mittagspause ja Brot und Käse (oder etwas ähnliches, je nach Verfügbarkeit), doch bereits nach wenigen Tagen haben wir entdeckt, daß es in Kuba fast in jedem Ort irgendwo einen Pizzaofen gibt. Die Pizzaöfen bestehen aus alten Ölfässern, die zur einem drittel mit Kohle gefüllt sind. Die Auswahl an Pizzas ist überschaulich, denn neben der üblichen Käsepizza gibt es maximal noch eine Pizza mit Schinken oder eine mit Zwiebeln. Der Pizzaboden ist für deutsche Verhältnisse recht dick aber sehr lecker. Teller gibt es an den Straßenständen natürlich keine und so bekommt man die knallheiße Pizza einfach auf einem zerschnittenem Stück Karton gereicht. Mit der Gewohnheit der Pizzabäcker die Pizza in der Mitte zu falten können wir uns jedoch nicht anfreunden und so öffnen wir sie immer wieder direkt, was zwar dann nicht ganz so lecker aussieht, dem Geschmack jedoch keinen Abbruch tut. Eine Pizza kostet kostet normalerweise 0,15 EUR (mit Zwiebeln dann 0,21EUR) und nachdem wir jeder zwei verdrückt haben sind wir jedesmal auch schön satt.
 
Camellos: Transportmittel sind in Kuba rar und so wird genutzt was es halt eben gibt. Neben Pferden, Pferdekutschen und Ochsenkarren trifft man auf Kubas Straßen aber auch auf Traktoren mit Anhängern, umgebaute Lkws und die sogenannten Camellos (Kamele), zum Personentransport umgebaute Sattelschlepper. Egal um welches Transportmittel es sich handelt, es ist stets proppevoll und die Passagiere ähneln nicht selten den behühmten Sardinen in der Büchse. Bei den schwühlheißen Temperaturen in einem geschlossenen Lkw mit zig anderen Mitreisenden zusammengepfercht zu sein (oft gibt es nur Stehplätze da man so mehr Leute transportieren kann) ist sicherlich eines der zweifelhafteren Vergnügen in Kuba.
 
Jardines dle Rey: Die Gärten des Königs (Jardines del Rey), sind eine eine aus rund 400 Koralleninseln bestehende Inselgruppe die Kuba auf der Atlantikseite vorgelagert sind. Doch neben den vielen Wasservögeln die auf den Inseln und in den Mangrovenwäldern leben haben sich in den Königsgärten mittlerweile auch massig All Inklusive Hotelanlagen niedergelassen, um die Sehnsucht der überwiegend europäischen und kanadischen Touristen nach Sonne, Strand und Meer zu stillen. Trotz der über 10.000 Betten der Tourismusindustrie ist aber noch der meiste Platz für die Natur vorbehalten. 
 
Steinwege: Um die Inseln der Jardines del Rey besser an das Festland anzuschließen hat die kubanische Tourismusindustrie zum Cayo Coco und Cayo Guillermo einen 17 Km "Steinweg" (Pedraplen) gebaut. Der 1980 erbaute Pedraplen führt durch die flache Bahia de Perros (Hundebucht) die unter anderem die Heimat von riesigen Schwärmen von Flamingos und Pelikanen ist. Um den Wasseraustausch zwischen den beiden Seiten zu gewährleisten gibt es regelmäßig Tunnel, deren Schatten gerne von Langusten und Fischen genutzt wird, was natürlich Pelikane und Angler gleichermaßen anzieht. Das Gefühl mit dem Fahrrad mitten über das offen Meer zu radeln ist atemberaubend und gerade kurz nach Sonnenaufgang hat man das Gefühl als würden Himmel und Erde am Horizont verschmelzen.
 
Cayo Coco: Dank seiner kilometerlangen Sandstrände und dank des kristallklaren Wassers ist der Cayo Coco nach Varadero der beliebteste Urlaubsort der Pauschaltouristen. Mit Kuba hat die Urlauberinsel natürlich nicht viel zu tun, doch die meisten Urlauber wollen sich eh nur von ihrem anstrengendem Job mal etwas an weißen Stränden mit kristallklarem Wasser entspannen, und davon gibt es hier wahrlich mehr als genug. Früher war der Cayo Coco für Kubaner "off Limits", denn eine nur drei Seemeilen vor der Küste verlaufende wichtige internationale Seestraße eröffnet natürlich erstklassige Fluchtmöglichkeiten. Während wir auf Kuba sind hebt Raúl Castro aber das Gesetz auf, daß Kubanern verbietet die Einrichtungen des internationalen Tourismus zu besuchen.
 
Traumstrände: Das kristallklare Wasser an Kubas Küste, das in den verschiedensten Blau-,Türkis- und Grüntönen zu leuchten scheint ist absolut beeindruckend. Besonders faszinierend finde ich immer wieder wenn man durch eine leuchtend blaue Welle, die auf einen zukommt, fast "hindurchschauen" kann. Dummerweise sind die meisten Strände jedoch den Gästen der All Inklusive Hotels vorbehalten.
 
Strandparty: Wir haben einen schönen Strand am Cayo Guillermo gefunden und gemeinsam mit uns ist die Animateurgruppe eines großen Hotels hier, die ihren freien Nachmittag ebenfalls am Strand verbringt. Während Nadine uns was zum Abendessen kocht stellen sich die Animateure in einem Kreis auf und tanzen zur Musik die aus einem Autoradio dröhnt. Dabei reichen sie eine Rumflasche im Kreis herum und jedesmal wenn de DJ am Autoradio die Musik ausmacht muß natürlich derjenige, der die Flasche gerade in der Hand hat, einen kräftigen Schluck daraus nehmen. Wir werde zwar eingeladen an dem Spiel ebenfalls teilzunehmen doch begnügen uns lieber mit unseren Nudeln mit Tomatensauce. Gegen Abend kommt dann zunächst ein großer Reseisebus an den Strand und etwas später dann eine Polizeiauto. Binnen wenigen Minuten nach Akunft der Polizei ist die Feier aufgelöst, alles wieder aufgeräumt, und die Animateurgruppe im Bus verstaut, da sie heute Abend ja noch einen Auftritt hat! 
 
Heuschrecken: Am Strand bei einem Campismo kommt auf einmal ein Junge zu uns um uns zwei Heuschrecken zu schenken. Entsetzt lehnt Nadine das Geschenk ab. So riesige Krabbeltiere sind ihr auf keine Fall geheuer und als Vegetarierin will sie sie sowieso nicht essen. Der Junge besteht jedoch auf dem Geschenk, und läßt sie uns da. Nun erkennt Nadine, daß die beiden Heuschrecken aus Palmblättern gefertigt sind. Sie begibt sich zu der Familie um dem Jungen noch einmal für die wirklich täuschend ähnlichen Heuschrecken zu danken, unterhält sich mit der kubanischen Familie die hier gerade ein paar Urlaubstage am Strand verbracht hat und kann mit eigenen Augen mit ansehen, wie der Junge geschickt im Handumdrehen eine weitere Heuschrecke für sie anfertigt.
 
Die Blokadepolitik: Offiziell hat die USA zwar eine komplette Handelsblockade über Kuba verhängt, doch ganz so ernst scheint man es jedoch nicht zu nehmen. Trotz allen Säbelrasselns gehören die USA nämlich zu den zehn wichtigsten Handelspartnern von Kuba. Jährlich werden Nahrungs- und Futtermittel in einem Wert von 500 Millionen US$ aus den USA importiert, also weitaus mehr als Waren imWert von 302 Millionen Euro aus Deutschland. Rechnet man noch die 1,2 Milliarden US$ hinzu die die Exilkubaner jährlich an ihre Familien überweisen (im Vergleich dazu spielt die Tourismusindustrie gerade mal doppelt so viel in die Kasse), dann kann man sicherlich kaum mehr von einer Handelsblockade reden. Ungeachtet dessen begründen die Kubaner die Tatsache, daß es ihnen sooooooo schlecht geht immer wieder gerne mit der Handelsblockade, doch anscheinend übersehen sie dabei, daß es noch knapp 200 andere Länder auf der Welt gibt, mit denen sie Handel betreiben können. Vielmehr scheint es, als würde den Kubanern das nötige Kleingeld für einen großen weltweiten Einkaufsbummel fehlen, und da Menschen ungern die Verantwortung für sich und ihre Situation übernehmen ist es natürlich einfach jemandem anderen dafür die Schuld zu geben (besonders wenn der Schuldige die USA sind).
 
256. Wochenbericht 21.04. - 27.04.2008

Route: Cayo Guillermo, Cayo Coco, Moron, Cayo Santa Maria, Guayos, Trinidad
 
Betrunkener Radler: Auf unserem Rückweg vom Cayo Coco kommt uns ein junger kubanischer Radfahrer entgegen und 50m vor uns stürzt er urplötzlich ohne ersichtlichen Grund Gesicht voran auf die Straße. Wir eilen natürlich sofort zur Hilfe und sind verwundert, daß er sich nicht verletzt hat. Die Unfallursache ist schnell geklärt: Vollrausch! José ist Anfang 20 und meint er ist gerade auf dem Weg zum Cayo Coco. In Anbetracht seines Zustandes bezweifeln wir zwar, daß er an dem Polizeicheckposten vorbeikommt, doch selbst wenn, fehlen ihm noch knapp 50 Km und das bei Gegenwind in der vollen Nachmittagshitze. Wir wollen ihn jedoch nicht ermutigen und so geben wir ihm eine unserer vollen Wasserflaschen denn José wird das Wasser nicht nur wegen der Hitze brauchen sondern auch um seinen Brand zu bekämpfen. Dankbar für das Wasser erzählt uns José, daß in Kuba die Dinge bei weitem nicht so sind wie sie scheinen, was er mit den knappen Worten "Kuba ist eine Misere" zusammenfaßt. Er hätte von Castros Regime die Nase gestrichen voll. Hinzu kommt, daß sein Bruder vor 2 Wochen über die am Cayo Coco vorbeiführende Seestraße geflüchtet sei und jetzt wohlauf in Texas wäre. Seinen Bruder in Freiheit zu wissen während er hier weiter auf Kuba festsitze ist anscheinend zu viel für José und somit ist der Griff zur Rumflasche nicht allzuweit hergeholt. José will es seinem Bruder gleichtun und ebenfalls flüchten, weshalb er gerade mit nichts als seiner Bekleidung auf dem Leib auf dem Weg zum Cayo Coco ist. Heute wird er es vermutlich nicht einmal mehr zum Polizeicheckposten schaffen, doch wir hoffen, daß er sich seinen Traum von der Freiheit bald verwirklichen kann.
 
Der Hahn von Moron: Aus ihrer spanischen Heimat brachten die Stadtgründer von Moron auch eine Legende aus dem 16 Jahrhundert mit. Damals wurde das Spanische Moron von einem sehr dominantem Bürgermeister regiert, der seine Bürger unterdrückte und ausbeutete. Kritik konterte er mit dem Spruch, daß es auf jedem Misthaufen nur einen Hahn geben könne, und er sei eben der Hahn von Moron. Irgendwann hatten die Bürger von Moron jedoch die Nase voll von ihrem Bürgermeister, verprügelten ihn und warfen ihn zusammen mit einem gerupften Hahn aus der Stadt. Jetzt sei er gerupfter Hahn und könne nun nur noch gackern wie ein Huhn wurde ihm noch hinterhergerufen. Zur Zeit Batistas kam die alte Geschichte wieder an die Öffentlichkeit und so wurde ein Bronzehahn aufgestellt. Nach dem Sieg der Revolution wurde der Hahn aber zerstört, da er an den verhassten Diktator erinnerte. Erst 1981 erinnerte man sich wieder, daß der Hahn eigentlich die Macht des Volkes symbolisierte, das seinen Unterdrücker kurzerhand rausgeschmissen hat und so wurde erneut eine Bronzeskulptur des Hahnes in Moron aufgestellt. Die Zeiten ändern sich doch die Themen bleiben die gleichen. Viele gerade der jüngeren Kubaner fühlen sich vom Castro Regime unterdrückt und ihrer Freiheit beraubt, doch etwas dagegen tun traut sich keiner. Mal sehen wann sich die jungen Kubaner wieder an die alte Geschichte des Hahnes von Moron erinnern, ihr Regime "rupfen" und vor die Türe setzten.
 
Tabakfabrik: In einem Dorf entdecken wir eher zufällig eine kleine Tabakfabrik und neugierig schauen wir den Frauen bei ihrer Arbeit durch ein offenes Fenster zu. Nach ein paar Minuten kommt der Oberaufseher zu uns und lädt uns ein die Fabrik doch von innen zu besichtigen, während die Türwärterin auf unsere Fahrräder aufpassen würde. Die hier gerollten Zigarren sind für den kubanischen Markt bestimmt und so kommen neben den ganzen Tabakblättern auch kleine Stücke mit in die Zigarren. Mit Hilfe einer kleinen Plastikmatte ist die Zigarre im Handumdrehen gerollt. Anschließend kommt der Zigarrenrohling in Preßformen aus Holz oder Plastik und wird etwa 15- 30 Minuten lang gepreßt (solange bis die Nächste Ladung gerollt ist). Nun bekommt der Zigarrenrohling noch eine Außenschale. Interessant finden wir, daß die Außenschale mit einem Kleber aus Mehl und Wasser festgeklebt wird. Für die für den Export bestimmten Zigarren in Havanna wird natürlich irgend ein "geheimes" Zaubermittel verwendet, das jedoch auch unser Führer nicht kennt. In der Zigarrenfabrik herrscht eine lockere gemütliche Atmosphäre. Die Frauen unterhalten sich gemütlich während sie ihrem Handwerk nachgehen. Es gibt zwar auch ein paar Männer die hier Zigarren rollen, doch heute läßt sich nur einer von ihnen Blicken. Die Firma ist sehr staatstreu und so gibt es eigens einen Raum zu Ehren der großen Kinder Kubas und deren Heldentaten. Darunter auch einige Photos von der Zeit als Kuba Angola bei dessen Krieg in den 80ern unterstützt hat. Stolz erzählt uns unser Führer, daß auch er in Angola mit dabei war als die kubanischen Revolutionstruppen dem Afrikanischen Land zur Hilfe geeilt sind als sie darum gebeten wurden. Zum Abschied bekommen wir dann sogar jeder noch eine Zigarre des Hauses als Andenken geschenkt.
 
Dorfrivalität: Wer kennt nicht Villa Arriba und Villa Abajo aus der bekannten Fernsehwerbung. Doch die beiden um die Wette feiernden (abspülenden) Dörfer sind nicht nur reine Fiktion. In Remedios feiern nämlich jedes Jahr die zwei Stadtteile El Carmen und San Salvador beginnend am 24. Dezember eine Woche lang um die Wette. Angefangen hat alles am Heiligabend 1820, als die Einwohner von El Carmen mitten in der Nacht  ihre Nachbarn in San Salvador mit einem Trommelwirbel an die Weihnachtsmesse erinnerten. Im kommenden Jahr revanchierten sich die Einwohner von San Salvador auf die gleiche Weise und der Brauch war geboren. Seit 1971 unterliegt das Wettfeiern der beiden Stadtteile sogar festen Regeln und so werden die Feiernden nun nach Festwagen, Straßendekoration, Tänzerinnen und Feuerwerk beurteilt. Zu Gewinnen ist natürlich eine Frage der Ehre, doch auch die Verlierer hatten sicherlich eine rauschende Festwoche!!!!
 
Cayo Santa Maria: Der ebenfalls zu den Königsgärten gehörende Cayo Santa Maria liegt zwar vermutlich nur 30 Km Luftlinie vom Cayo Guillermo entfernt, doch um ihn zu erreichen mußten wir erst wieder zurück aufs Festland um dann am übernächsten Tag wieder hinaus auf die Inselwelt zu radeln. Mehr oder weniger 150 Km.  Während wir auf dem Weg zum Cayo Coco mehr durch Mangrovenwälder radelten führt der 46 Km lange Steindamm zum Cayo Santa Maria zwischen einigen Inselchen hindurch fast ausschließlich über offenes Wasser. Noch ist der Cayo Santa Maria sehr friedlich, doch das wird sich sicherlich ändern wenn die Tourismusindustrie die geplanten Hotelanlagen mit über 10.000 Betten fertiggestellt hat. Wir finden dank der Empfehlung von einem spanisch- französischem Radlerpärchen den am Inselende gelegenen Playa Blanca (weißer Strand). An dem Strand gibt es lediglich das Häuschen eines alten Seemann, der nun für den den Staatsbetrieb "Flora y Fauna" tätig ist und seine Zeit damit verbringt tagsüber den vorbeikommenden Toruisten ein Paar Getränke zu verkaufen und sich dann abends dem Angeln widmet. Der Strand ist zwar nicht der allerschönste, doch ruhig und friedlich und so schlagen wir hier für eine Nacht unser Zelt auf.
 
Künstler mit französischen Freunden: Bei einer Mittagspause lernen wir Luis kennen. Luis kommt aus Remedios und gehört dort der örtlichen Theatergruppe an, die maßgeblich bei der Gestaltung des Umzuges während dem Wettstreit zwischen den beiden Stadtteilen beteiligt ist. Gerade eben ist er auf dem Weg zu einem Dorf in der Gegend von Sancti Spiritus, wo es mittlerweile ein ähnliches Fest gibt. Binnen kurzem hat sich ein angeregtes Gespräche ergeben in dem er uns viel über die Eigenheiten seines Landes erzählt. Er selbst hat eine kleine Farm, die er jedoch bewirtschaftet lässt, da er ja selbst zu sehr mit der Theatergruppe beschäftigt ist. Auf seiner Farm hat er auch einige Kühe, die offiziell zwar ihm gehören, über die aber die Kubanische Regierung die Kontrolle hat. Sollte also Luis irgendwann einmal auf die verrückte Idee kommen eine Kuh zu schlachten und zu verkaufen würde er damit nach seiner Aussage mit 20-30 Jahren Gefängnis bestraft werden, womit das Leben einer Kuh wertvoller ist als das Leben eines Menschen (10-15 Jahre Gefängnis bei Mord)! Natürlich haben die meisten Bauern auch nicht registrierte Kühe doch das Risiko, daß sie von den staatlichen Kontrolleuren gefunden werden ist hoch. Durch seine Theatergruppe hat Luis auch viele Freunde in Frankreich, die ihn auch immer wieder einladen, doch obwohl er in Frankreich problemlos Asyl beantragen könnten kehrt er immer wieder nach Kuba zurück, denn er will keine Probleme mit Castros Regime, wie er es nennt. Er hat hier zwar nicht den finanziellen Wohlstand wie er ihn in Frankreich haben könnte, doch er habe ein schönes glückliches Leben und da ihn seine französischen Freunde immer wieder einladen habe er auch die Möglichkeit andere Länder zu besuchen. Sein Haus und seine Farm zu verkaufen und wegzugehen kommt ihm nicht in denn Sinn, denn seine Heimat ist und bleibt nun einmal Kuba, mit ihrer Kultur, dem lockerem Leben, dem warmen Klima und den vielen liebenswerten Menschen. Als er sich unser kleines Photoalbum angesehen hatten meint er zum Abschluß nur kurz: "Jetzt könnt ihr getrost sterben, denn ihr habt alles gesehen was es an Sehenswerten auf der Welt gibt."  Zum Glück hat er da aber nicht ganz recht! 
 
Kameras und Militärdienst: Von Luis erfahren wir auch, daß in den größeren Städten Kubas auf den von Touristen oft aufgesuchten Plätze Überwachungskameras gibt um auszuspionieren, ob Kubaner zu viel Kontakt mit Ausländern haben. Kubaner die zu viel Kontakt mit Touristen haben oder sich anderweitig nicht systemkonform verhalten bekommen Minuspunkte. Bei zu vielen Minuspunkten geht es dann ab ins Gefängnis. Doch man hat auch die Möglichkeit sich Pluspunkte zu erwerben wenn man sich zum Beispiel freiwillig zum Militärdienst meldet. So gibt es also beim Militär zum einen die loyalen Berufssoldaten und auf der anderen Seite eine ganze Reihe "widerspenstiger Kubaner" die nur ihr Image aufpolieren wollen oder müssen!
 
Schulbrötchen für Schweine: In Guayos treffen wir einen Süddeutschen der seit 14 Jahren mit einer Kubanerin verheiratet ist. Während er eine Jahreshälfte in Deutschland verbringt lebt er den Rest des Jahres hier auf Kuba und hat sich mittlerweile schon gut in die Gemeinde integriert. Er betätigt uns unsere Vermutung, daß man prinzipiell auf Kuba alles bekommt was man will, die Frage ist nur wo und wen man dafür schmieren oder bezahlen muß. So ist er zum Beispiel gerade mit einer Tüte mit 7 Langusten auf dem Heimweg, obwohl Langusten offiziell nur in Staatsrestaurants angeboten werden dürfen und der private Verkauf strengstens verboten ist. Er erzählt uns auch, daß er und seine Frau ein paar Schweine halten. Regelmäßig kommen daher ein paar Schulkinder vorbei die ihm die Käsebrötchen die sie kostenlos in der Schule erhalten für die Schweine geben, da sie keine Lust auf Käsebrötchen haben. Im Gegenzug dafür bringt er den Kindern dann immer wieder ein paar T-Shirts aus Deutschland mit.
 
"Keine Sozialismuskids": Gerade in den Städten Kubas sind die Kinder und Jugendlichen alles andere als Sozialismuskids. Die Bekleidung die sie tragen gibt es in keinem der Staatsläden, denn die bekommen sie genauso wir ihre CD oder MP3 Player von einem Verwandten aus den USA geschickt. Klar, daß gerade junge Männer keinerlei Bestreben haben zu arbeiten, wenn das Familieneinkommen durch die Dollar die die Verwandtschaft aus den USA schickt mehr als nur gesichert ist, das sie ein normales Gehalt ja um ein vielfaches übersteigen. Statt zu arbeiten genießt man so entweder das Leben oder macht mit seinen Kumpels ein paar Geschäfte. Solange es noch genügend systemkonforme ältere Kubaner gibt, die die ganze Arbeit für den Staat machen gibt ist alles noch schön und gut. Doch wenn in nicht allzuferner Zukunft der Kubanische Staat auf die Arbeitskraft der "No Sozialismuskids" angewiesen ist wird es eng. Wir haben irgendwie das Gefühl, daß in nicht mehr allzulange dauert bis diese Kids dem Staat kräftig Kopfzerbrechen werden, da sie zum einen keinen Bock habe zu arbeiten und zum anderen aber ihre Freiheit wollen. Es wird also spannend werden.
 
12,- EUR monatlich: Umgerechnet 12,- EUR pro Monat verdient man in Kuba, relativ unabhängig davon ob man Landwirt, Zigarrendreherin oder Chefarzt in einer Spezialklinik ist. Prinzipiell hört sich 12,- EUR  nach extrem wenig an aber zusammen mit der Lebensmittelkarte, kostenlosem Wohnraum, kostenlosem Strom und Wasser  sowie subventionierten Sonderleistungen wie Kino, Restaurants, Transport, ... läßt es jedoch mittlerweile gar nicht sooooo schlecht leben (in den 80ern und 90ern mag das sicherlich anders gewesen sein). Für den Preis einer 1,5l Flasche Cola bekommt man dank der Subventionen in einem staatlichen Restaurant zum Beispiel 35 Käsebrötchen oder 35 Zigarren. Klar daß viele Kubaner das natürlich anders sehen. Begehrt sind daher Posten bei denen man entweder einen kostenlosen Firmenwagen auf Staatskosten gestellt bekommt, denn man natürlich auch privat nutzen kann, oder Stellen in Firmen in denen Produkte hergestellt werden die man gut tausche kann. Wie auch in viele anderen Sozialistischen Staaten, versuchen sich viele Kubaner ein Zubrot zu verdienen, in dem sie in ihrer Fabrik mitgehen lassen was möglich ist um es später zu tauschen oder auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Klar, daß dementsprechend eine riesige Schattenwirtschaft existiert in dir wir als Ausländer jedoch keinerlei Einblick haben.
 
Kuba im Internationalen Vergleich: Trotz der einfachen Lebensverhältnisse steht Kuba im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht da. Laut dem Human Development Index der UN, der neben dem Bruttoinlandsprodunkt auch Lebenserwartung und die Alphabetisierungsquote berücksichtigt lag Kuba 2006 auf Platz 50 und somit bei den hochentwickelten Ländern (Deutschland Platz 21, Rußland Platz 65, China Platz 81). Daneben ist Kuba auch das einzige Land Lateinamerikas ohne unterernährte Kinder. Prinzipiell ist das Gesundheitswesen sehr stark ausgebildet und mit einem Arzt pro 164 Einwohnern verfügt Kuba prozentual gesehen über mehr als doppelt soviele Ärzte wie Deutschland (1 Arzt pro 349 Einwohner), die dazu auch noch hervorragend ausgebildet sind. Ferner verfügt Kuba über ein dichtes Netz von Krankenhäuser und so ist es kein Wundern, daß die Lebenserwartung für Frauen bei 79,85 Jahren und für Männer bei 75,11 Jahren liegen und auch die Säuglingssterblichkeitsrate bei nur 6,22 Promille liegt. Auch im Bildungswesen beeindrucken die Leistungen des sozialistischen Landes. Laut dem Bildungsindex der UNESCO zählte Kuba 2004 zusammen mit Kanada, Finnland und Südkorea zu den Ländern mit dem am höchsten entwickelten Bildungsbereich der Welt. Auch sportlich kann sich das kleine Kuba mit seinen 11 Mio. Einwohnern sehen lassen. Bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 belegte Kuba einen erstaunlichen 9 Platz im Medaillenspiegel der Nationen und landete damit sogar noch vor Großbritannien! Doch was nützt einem ein super Gesundheitssystem, ein langes Leben und eine Top Ausbildung, wenn man nicht frei ist (Reisefreiheit, Recht auf freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, ...)?!
 
Kreatives Betteln: Im Vergleich mit den reichen europäischen Touristen, mit denen viele Kubaner ihr Gehalt vergleichen ohne jedoch auch die anderen Leistungen des Staates zu berücksichtigen die sie beziehen, kommen sich viele Kubaner sehr arm vor. Viele auch gut situierte Kubaner betteln daher Touristen an und erfinden dabei die erstaunlichsten Geschichten. Einmal wurden wir von einer Kubanerin gebeten doch im Supermarkt Öl zu kaufen, das sie für ihr Baby (Säugling) benötigen würde. Noch besser war eine Kubanerin mittleren Alters die Nadine um Geld für ihre Mutter bat, da sie Krebs hätte (die Mutter ist vermutlich über 70 Jahre alt). Als Nadine fragte ob ihre Mutter denn nicht wir alle anderen Kubaner auch ihre Medikamente kostenlos vom Staat bekommen würde bejahte dies die Frau zwar meinte jedoch, daß sie das Geld gerne hätte um ihrer Mutter eine Flasche Cola kaufen zu können!
 
Restaurants: Die einfachen Restaurants der III. Klasse in Kuba bestehen oft aus kaum mehr als einer gefliesten Theke hinter der mürrischen Frauen subventionierte einfache Speisen und Snacks verkaufen. Das verfügbaren Warenangebot ist auf kleine Holztäfelchen geschrieben die in ein Gestell eingeschoben werden, bzw. herausgezogen werden wenn das Produkt ausverkauft ist. Eigentlich fast überall gibt es mit Pulver angerührte Erfrischungsgetränke, Rum und Zigarren. Mit etwas mehr Glück findet man auch Käsebrötchen, Eierbrötchen und Schinkenbrötchen auf der Speisekarte und in wenigen Ausnahmefällen kann man auch Spagetti, Reis mit Bohnen oder gar Pizzas entdecken.
 

257. Wochenbericht 28.04. - 04.05.2008

Route: Trinidad, Cienfuegos, Playa Giron, Varadero

 
Schmuckkasten Trinidad: Trinidad gehört zu den meistbesuchten Städten Kubas und das nicht ohne Grund. Sowohl die herrliche Kolonialarchitektur der mit Kopfsteinpflaster versehenen Altstadt als auch das tägliche Leben geben einen fast das Gefühl, als wäre man in einem großen Freilichtmuseum. Seine Blütezeit erlebte Trinidad als die französischen Zuckerbarone Ende des 18. Jahrhunderts aus Haiti flüchteten und in Trinidad ein neues zu Hause fanden. Im vor den Stadttoren gelegenem Valle de los Ingenios entstanden so 50 Zuckermühlen in denen 50 Jahre später 1/3 des Kubanischen Zuckers produziert wurde. Den Reichtum der Zuckerbarone kann man an den prachtvollen Kolonialgebäuden in Trinidad auch heute noch erahnen, auch wenn sich die Zeiten natürlich gewandelt haben. Heute scheint Trinidad vom Tourismus zu leben und ob der Touristenmassen die sich hier täglich ihr Stelldichein geben ist es fast ein Wunder, daß die Einwohner von Trinidad immer noch so ruhig und gelassen sind. Das Leben in Trinidad geht gemütlich seinen Gang und so trifft man sogar hin und wieder sogar Einheimische, die ihre Ziervölgel mit auf einem kleinen Spaziergang oder zum Straßenpizzastand um die Ecke nehmen.
 
Sozialismus und der Alkohol: Wie auch schon in den ehemaligen sozialistischen Ländern Osteuropas fällt uns auch hier in Kuba wieder auf, wie selbstverständlich auch tagsüber starker Alkohol konsumiert wird. Männer die irgendwo in kleiner Runde im Schatten zusammensitzen und ein Rumflasche kreisen lassen sind kein seltener Anblick. Ebenso Männer die in die Restaurants der III. Klasse kommen um sich ihre leere Flaschen wieder auffüllen zu lassen. Wir kommen gerade vom Playa Ancon (Strand) zurück und kaufen eine paar Käsebrötchen für das morgen zum Frühstück in einem einfachen Restaurant ein, als ein älterer Herr hereinkommt, wortlos einen Doppelten Rum hingestellt bekommt, diesen mit einem großen Schluck hinunterkippt, 2 Pesos auf die Theke legt und auch schon wieder verschwunden ist. Die ganze Aktion hat vielleicht 30 Sekunden gedauert ohne daß irgendjemand auch nur irgendein Wort gesagt hätte! 
 
Salsa auf der Treppe:  Direkt neben der Inglesia Parroquial auf der Großen Treppe am Plaza Mayor steigt jeden Abend die heißeste Party von Trinidad. Sowohl Touristen als auch Einheimische strömen um 22:00 Uhr hierher um zu den heißen Klängen der jeweiligen Salsaband zu Tanzen oder einfach nur zuzuhören. Jede Band spielt etwa eine halbe Stunde bis Stunde bevor sie von einer anderen abgelöst wird und die Bandmitglieder durch die auf der Treppe sitzenden Reihen gehen um ihre CDs zu verkaufen oder Trinkgelder einzusammeln. Auch die einheimischen Tanzlehrer versammeln sich hier um ihre Künste zu präsentieren, vermutlich in der Hoffnung hier auf einen zahlungskräftigen Touristen zu treffen, der Salsastunden nehmen möchten. Es ist schwülwarm und so wird das Tanzen im wahrsten Sinne des Wortes zur Schweißarbeit und so wischen sich die Tänzer nach jeder Runde den Schweiß fast literweise von der Stirn. Wir sind an zwei Abenden auf der Salsatreppe und erleben zweimal eine komplett unterschiedliche Vorstellung. Während am ersten Abend mehr die Kubaner und insbesondere auch ältere Pärchen, die am Nachmittag schon in einem Kulturzentrum getanzt hatten, das Publikum stellen sind am zweiten Abend mehr Touristen hier vor denen eine Animationsgruppe ihre fest einstudierte Show abzieht.
 
Casa Particulares: Vermutlich ist wildes Zelten in Kuba nur deswegen noch nicht verboten, weil die Regierung noch nicht au die Idee gekommen ist, daß es Ausländer gibt, die das wirklich machen. Obwohl wie anfangs recht nervös waren hatten wir niemals Probleme, auch wenn wir manchmal wegen der vielen Zäune Schwierigkeiten hatten, einen Zeltplatz zu finden. So haben wir nicht nur an einsamen Stränden, Seen oder Bewässerungskanäle gezeltet, sondern auch halb in Zuckerrohrfeldern oder auf kaum genutzten Wegen. Günstige Hostels oder Jugendherbergen wie im Rest der Welt gibt es in Kuba nicht, und so mussten wir in den Städten dann auf die Casa Particulares zurückgreifen. Casa Particulares sind Fremdenzimmer in Privathäusern, die jedoch in Devisen (CUC) bezahlt werden müssen. Die günstigen Casa Particulares gibt es ab 11,- EUR und viele von ihnen haben einen recht hohen Standard (eigenes Bad, Kühlschrank und Klimaanlage). Der kleine Haken für die Casabetreiber ist jedoch, daß sie an den Staat eine monatliche Pauschale von mind. 110,- EUR bezahlen müssen. Ist das Casa ausgebucht ist das nicht viel, doch wenn nur wenige Touristen kommen kann der Spaß sehr schnell sehr teuer werden (bei einem Gehalt von 11,- EUR pro Monat). So ist es denn also auch keine Wunder, daß wir oft von den Besitzern der Casas angesprochen werden als wir in eine Stadt reinrollen, da sie vermutlich oft gar keine andere Wahl haben. Wir haben lediglich in Havanna, Santiago de Cuba, Camagüey und Trinidad in Casa Particulares genächtigt, doch so richtig warm sind wir eigentlich nur mit unsere älteren Dame in Havanna geworden. Alle anderen wollten, daß wir immer auch bei ihnen zu Abendessen sollten, doch das war in unserem Budget jedoch leider nicht drin. 
 
Defekte Toiletten: Oft stoßen wir in öffentlichen Einrichtungen oder Restaurants auf eine Schild, daß uns darauf hinweist, daß die Toiletten kaputt wären. Meist hängt dann ein großes handgeschriebenes Pappschild an der Toilettentüre mit folgender Aufschrift: "Roto, no se moleste!" "Defekt, belästigen sie uns deswegen nicht!". Die Toiletten sind natürlich keineswegs defekt was man feststellt, wenn man sie trotzdem einfach benutz, doch die Angestellten haben einfach keine Lust sie zu reinigen!
 
Familieneinladung: Während einer kleinen Pause am Strand macht sich Nadine wie üblich auf die Suche nach schönen Muscheln. Schnell bekommt sie Gesellschaft von zwei Mädchen, die sie reichlich versorgen. Die ältere der Beiden hat heute Geburtstag, weshalb die Familie einen schönen Tag am Strand verbringt. Doch der vielen Muscheln nicht genug und so bringen uns erst die Mädchen eine eisgekühlte Coladose und später bringt uns die Mutter (Sonja) noch einen ganzen Teller voll mit dem leckeren Reisgericht, das sie mitgebracht haben. Wir unterhalten uns sehr nett mit Sonja und schließlich lädt sie uns zu sich nach Hase ein. Wir lehnen zunächst ab, da wir der Familie keinerlei Probleme bereiten wollen (wir hatten gehört daß einem für das illegale Beherbergen von Ausländern das Haus abgenommen werden kann und eine horrende Strafe fällig ist), doch Sonja versichert und mehrmals, daß es da wo sie leben keinerlei Probleme geben würde. Sonja und ihre Familie leben etwa 40 Km von hier und da wir bereits späten Nachmittag haben müssen wir uns nochmal mächtig ins Zeug legen, um heute noch anzukommen, was wir aber im stömenden Regen gerade noch rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit schaffen. Die Familie lebt in einem sehr schönem Haus direkt neben der Hauptstraße, doch da wegen der starke Regenfälle gerade Stromausfall herrscht begnügen wir uns mit Taschenlampen. Sonjas hat einen elektrische Herd, der natürlich auch nicht funktioniert, und so bieten wir ihr an, daß wir für die Familie das Abendessen auf unserem Benzinkocher kochen können. Da noch von dem leckeren Reisgericht übrig ist besteht Sonja jedoch darauf erst dieses nochmal aufzupeppen und zu essen. Wir bereiten also im Taschenlampenlicht das Reisgericht auf unserem Kocher zu, was für uns zwar Alltag, für die beiden Mädchen aber super spannend ist. Sonjas Mann hatte sich am Strand etwas zu viel Rum gegönnt und ist immer noch damit beschäftigt wieder einen klaren Kopf zu bekommen, doch er leistet uns tapfer Gesellschaft. Als das Abendessen fertig ist, müssen wir zu unserem Erschrecken feststellen, daß Sonja das Abendessen ausschließlich für uns zubereitet hat. Sie hätten bereits gegessen und so weigern sie sich standhaft uns bei der riesigen Portion zu helfen. Wir wollen die Mädchen nicht aus ihrem Zimmer vertreiben und so schlagen wir auf der Terrasse unser Zelt auf. Mitten in der Nacht dann auf einmal Hundegebell und lautes grunzen. Sonjas Mann kommt aus dem Haus, wurstelt irgendwas herum und anschließend herrscht wieder Ruhe. Am nächsten Morgen sehen wir dann, daß direkt neben dem Haus ein großer Schweinestall liegt und erfahren daß es in der Nacht Probleme mit einem der Schweine gab. Soja bittet uns zwar noch zumindest einen Tag zu bleiben, doch unsere Zeit auf Kuba neigt sich den Ende zu und wir müssen noch viele Kilometer radeln um wieder am Flughafen von Havanna anzukommen, so daß uns leider die Zeit fehlt und wir uns schweren Herzens wieder auf die Räder schwingen müssen. Ein paar Tage später macht Nadine aus den gefundenen Muscheln zwei Armkettchen für die beiden Mädchen, die wir zusammen mit den Photos schicken, doch die Post hat das Paket geöffnet und die Armkettchen herausgenommen und nur die Photos an die Familie ausgeliefert!
 
Trinkgeldpolitik: Der internationale Tourismus und insbesondere die Trinkgeldpolitik bringen das sozialistische System Kubas ganz schön durcheinander. Insbesondere die Toilettenfrauen an einigen von vielen Touristen besuchten Orten (wie zum Beispiel an der Salsatreppe in Trinidad), können so an einem einzigen Tag locker das verdienen, was ein Chefarzt im Monat verdient!!! Klar könnte man sich jetzt riesig für die Toilettenfrauen freuen, die ordentlich verdienen, doch die Konsequenz ist natürlich, daß viele intelligente junge Kubaner viel lieber in der gut bezahlten Tourismusindustrie als Kellner, Pförtner oder sonstwas arbeiten oder einfach ins Ausland flüchten, als ihr geistiges Potential zum Beispiel als Ingenieur einzusetzen! So kann Kuba, obwohl es zu den Ländern mit einem der besten Bildungssysteme der Welt gehört daraus kaum Kapital ziehen, da unglaublich viel Wissen, Talent und Kreativität niemals zum Einsatz kommen. 
 
Ohne Worte:
 
Schweinebucht: Den Machtverlust über Kuba und die Enteignungen der US Firmen wollten die USA natürlich nicht einfach so hinnehmen und so schickten sie 1961 1500 vom CIA ausgebildete Exilkubaner nach Kuba. Die 1500 Exilkubaner sollten auf Kuba einen Brückenkopf bilden in den dann später eine bereits in den USA gebildete Exilregierung eingeflogen werden sollte, die dann offiziell die USA um Hilfe zur Befreiung von Fidel Castro und seinen Revolutionstruppen bitten sollte. So weit so gut, doch nachdem John F. Kennedy (!), der damalige Präsident, kurz vor der Invasion kubanische Flughäfen bombardieren lies um die Kubanische Luftwaffe auszuschalten bekam Fidel Castro Wind von der Sache und rückte unversehens mit seinen Revolutionstruppen aus. Als die Exilkubaner dann also am Playa Giron in der Schweinebucht anlegten wurden sie bereits erwartet. Binnen 24 Stunden waren die Exilkubaner eingekreist und gerade mal 2 Tage später aufgerieben oder gefangengenommen. Der US Flugzeugträger der bereits vor Kuba lag drehte daraufhin ab und der Angriff war abgewehrt.
 
Krebse, Krebse, Krebse, ...: Zwischen dem Playa Giron und dem Playa Larga liegt die Heimat von tausenden von Krebsen die insbesondere jeden Abend aus ihren Erdhöhlen herauskrabbeln und sich auf dem Weg zum Meer machen. Dabei müssen sie jedoch die gefährlich Straße kreuzen, was täglich hunderten von Krebsen zum Verhängnis wird, obwohl es quasi keinerlei Verkehr gibt. Wir fahren Schlangenlinie durch die Krebse, die anscheinend nichts hören und nur auf große Bewegungen reagieren und dann mit weit ausgebreiteten Scheren nach hinten flüchten und so oft vor uns herrennen. Die Krebse scheinen sich unter anderem auch von ihren überfahrenen Artgenossen zu ernähren und so werden sie dann besonders leicht Opfer der wenigen Autos. Eigentlich ist es ein Wunder, daß wir keinen einzigen Krebs überfahren haben doch wenn einmal ein Auto vorbeikam ging uns das Krachen der Krebspanzer schon durch Mark und Bein. Die Straße ist stellenweise komplett mit toten Krebsen übersät und das rötliche Bankett besteht nicht aus kleinen Steinchen sondern aus zerbröselten Krebspanzern. Sehr zu Nadines Freude müssen wir diese Nacht direkt im Krebsland am Strand zelten, wo es doch eigentlich überall nur so wimmelte von den Krabbeltieren und überall nur knackt und raschelt. Ich glaube Nadine hat die ganzer Nacht kaum ein Auge zugetan aus der Angst einer der Krebse könnte sich durch die Zeltwand beißen. Der nächtliche Toilettengang wurde natürlich auch gestrichen, denn wer will schon von einem Krebs in den Hintern gekniffen werden.
 
Noch mehr Krebse: Am nächsten Morgen haben sich die Krebse dann fast vollkommen wieder in ihre Löcher verkrochen und nur ein paar ganz mutige sind noch unterwegs. Wir haben Glück und mit etwas Nachhilfe können wir ein paar sehr schöne nette Aufnahmen von den Krebsen machen.
 
Badespaß: Nicht überall ist Kuba mit weißem Sandstrand gesegnet, doch an manchen Felsenküsten gibt es Leitern mit Hilfe derer man aus dem Wasser wieder auf dieFelsen klettern kann. So ein Sprung von den Felsen ins herrlich blau leuchtende Meer hat man zwar nicht alle Tage, doch nach dem x-ten Sprung, bis wir endlich ein gutes Photo hatten, wurde es dann selbst mit zu viel.
 
Zucker- und Broteinkaufsbummel: Einkaufen ist auf Kuba zwar immer etwas spannend, doch besonders spannend ist es immer Brot und Zucker einzukaufen. Brot gibt es zwar auch in normale Bäckereien, doch dort ist das Brot ist so luftig, daß es keine fünf Minuten anhält. Zucker gibt es lediglich in einigen wenigen Devisenläden, so daß Nadine regelmäßig in den Märkchenläden landet (dort wo man Lebensmittel mit der Lebensmittelkarte kommt). Wenn sie nicht gleich wieder weggeschickt wurde, was manchmal in Bäckereien vorkam, lief die Geschichte meist folgendermaßen ab: Nadine betritt mit ihrer Plastiktüte bewaffnet den Laden da man in den normalen Läden Kubas nur lose Lebensmittel bekommt und die Transportbehälter selber mitbringen muß. Sowohl bei Kunden als auch bei den Verkäuferinnen tritt stetsumgehen betretenes Schweigen ein. Man arbeitet nach der Technik, daß Nadine ja vielleicht direkt wieder geht,  wenn man sie einfach ignorieren. Nachdem sie erst einmal eine Weile gewartet hat fragt Nadine höflich, ob sie nicht etwas Zucker kaufen könnte. Das Schweigen hält an, doch nun tauschen sich die Verkäuferinnen sowohl untereinander als auch mit den Kundinnen vielsagende Blicke aus. Keiner sagt auch nur ein Wort, aber es sieht so aus, als ob man abklärt, ob irgendjemand den Mut hat das Wort zu ergreifen oder ob jemand etwas dagegen einzuwenden hat, der Ausländerin was zu geben. Irgendwann, es können einige Minuten verstrichen sein, ergreift eine mutige Verkäuferin meist das Wort und meint zu ihrer Kollegin: "Na dann gib ihr halt was", woraufhin diese Nadines Plastiktüte entgegennimmt um in einem Nebenraum verschwindet. Wieviel wir nun bekommen hängt nun ganz davon ab, was die Verkäuferin mit der Tüte unter  "halt was" versteht, und das kann von einer zu 1/4 gefüllten Tüte bis zu einer vollen Tüte reichen. Nun folgt der schwierigere Teil: Nadine will bezahlen! Zunächst wird meist direkt abgewunken, doch da Nadine die Taktik ja bereits kennt besteht sie weiterhin darauf zu bezahlen. Es folgt eine weitere Runde betretenen Schweigens und vielsagender Blicke. Manchmal meint eine der Verkäuferinnen: "Sie weiß es halt nicht besser"(meinen tut sie damit, daß Nadine nicht weiß daß man hier mit der Lebensmittelkarte "einkauft"). Doch dank ihrer Hartnäckigkeit darf Nadine dann meist doch irgendwann zumindest etwas Geld über die Theke reichen. Einfacher mit dem Bezahlen ist es jedoch meist bei den Märkchenbäckern, wo der Preis dann aber zwischen 0,002 EUR  und 0,03 EUR  pro Brötchen erheblich schwanken kann (670 Brötchen für 1,-EUR bzw. 33 Brötchen für 1,- EUR), je nachdem ob wir den subventionierten Preis oder den normalen Preis bezahlen dürfen.
 
258. Wochenbericht 05.05. - 09.05.2008

Route: Varadero, Havana
 
Varadero: Varadero ist Kubas berühmtester Ferienort mit 50 Hotels und Ferienresorts mit insgesamt über 15.000 Betten, die sich am 20 km langen Sandstrand mit herrlich klarem Wasser auf einer Halbinsel 130 Km östlich von Havanna angesiedelt haben. Eröffnet wurde der Bauboom in dem 1887 von einer zehnköpfigen Fischerfamilie gegründeten Varadero 1930, als ein US Industrieller sich dort einen Landsitz für 338.000 $ bauen lies. Es folgten weitere wohlhabende Amerikaner und so wurde Varadero in den 1950ern kubanisches Seebad und stieg damals zum beliebtesten Ferienziel in der Karibik auf. Nach der kubanischen Revolution, im Zuge derer der internationale Tourismus in Ungnade gefallen war, viel Varadero in einen Dornröschenschlaf, nur um 30 Jahre später wieder wie Phönix aus der Asche aufzusteigen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach wegen Devisenmangel in Kuba eine Wirtschaftskrise aus, und der Tourismus in Varadero trug maßgeblich zu einer Verbesserung der Situation im ganzen Lande bei. Heute wird Varadero jährlich von über 1 Mio. ausländischen Touristen besucht.
 
Klopapier: Wir treffen eine Amerikaner der sich schwer damit tut zu verstehen, dass wir eigentlich fast immer wild zelten und schliesslich bietet er uns von seinem gutem weichem Klopapier aus den USA eine Rolle mit den Worten: "Dann müsst ihn nicht immer Blätter nehmen." an.
 
Schnorcheln und Tauchen: Ein paar Kilometer vor den Toren von Varadero liegt der Playa Roca, ein kleiner Strandabschnitt, der dank eines vorgelagerten Korallenriffs ein beliebter Platz zum schnorcheln ist. Wir leihen uns also bei dem kleinen Restaurant eine Schnorchelausrüstung aus und machen uns auf um die Unterwasserwelt zu entdecken. Witzigerweise gibt es auch einige Tauchfirmen, die ihrer Kunden aus Varadero hierher zum Tauchen bringen, doch da das Wasser hier sehr flach ist, können wir neben den Fischen nun auch noch die Taucher beobachten, die etwa 1-3m unter uns die gleichen Fischen bewundern wie wir. Mit dem Voranschreiten der Ebbe wird das Wasser jedoch immer flachen, und schließlich treiben dann auch die Taucher an der Oberfläche. Irgendwie ein lustiger Anblick.
 
Ochsen alleine unterwegs: Während wir uns gerade einen der steilen kubanischen Berge hochquälen kommen uns zwei Ochsen entgegen die einen Baumstamm bergab ziehen. Eigentlich nichts ungewöhnliches, doch in diesem Fall ist von dem Besitzer der Ochsen weit und breit keine Spur zu entdecken. Wir sind erstaunt,, daß die Ochsen völlig ohne Aufsicht so wie ein gut dressierter Hund auf direktem Weg den großen Baumstamm nach Hause schleifen. Anscheinend können die Ochsen unsere Gedanken lesen, denn etwa 50m unterhalb von uns legen sie unvermittelt eine Pause ein, um etwas Gras zu fressen. Wir radeln weiter und erst 10 Minuten später treffen wir schließlich auf die Eigentümer der Ochsen, Holzfäller, die gerade mit einem anderem Ochsenpaar einen weiteren Baumstamm ins Tal transportieren.
 
Operation Milagro: Unter dem Namen Operation Milagro hat Kuba in den letzten Jahren eine Art Medizintourismus ins Leben gerufen. Im Gegenzug für politische Rückendeckung oder für Oel wie im Falle von Venezuela, koennen sich hier arme Bürger aus anderen lateinameikanischen Ländern kostenlos insbesondere an den Augen operieren lassen! Dises Angebot hat Fildel Castro übrigens auch den USA gemacht, doch dies war vermtlich eher ein politischer Schachzug.
 
Sozialismusschule: Die Art und Weise mit Kunden umzugehen ist in Kuba zuweilen eine ganz spezielle und manchmal haben wir den Eindruck, daß es irgendwo eine Sozialismusschule geben muß, in der man all die kleinen Feinheiten und Kniffe lernt. Die "Wir ignorieren sie einfach, vielleicht gehen sie ja dann von selber wieder" Methode kennen wir ja bereits aus Märkchenläden und Bäckereien. Eine weitere wichtige Taktik ist die "Immer schön einen Kunden nach dem anderen bedienen". Ungewöhnlich wird die Sache erst dann, wenn z.B. ein Pizzabäcker auch Erfrischungsgetränke verkauft. D.h. wenn die Person vor einem eine Pizza bestellt hat und der Pizzabäcker die Pizza gerade in den Ofen geschoben hat, hat er natürlich keine Zeit so lange bis die Pizza fertig ist ein paar Getränke zu verkaufen oder Bestellungen etgegen zu nehmen, sondern er muß erst darauf warten bis die Pizza fertig ist, um sich dann voll dem nächsten Kunden widmen zu können. Übertroffen wurde in dieser Hinsicht so mancher Pizzabäcker jedoch noch von den Angestellten einiger Supermärkte. Highlight war hier ein Supermarkt in dem an einem extra Schalter auch Schreibwaren verkauft wurden. Nadine wollte lediglich schnell eine CD kaufen und hatte auch nur eine Kundin vor sich, als plötzlich ein Karton angeliefert wurde. Es gab zwei Verkäuferinnen und so nahm eine von ihnen den Karton entgegen um ihn trotz langer Schlange umgehend auszupacken. Wareneingang ist jedoch etwas ganz besonders wichtiges und so stellte die andere Verkäuferin umgehend ihr Verkaufsgespräch mit ihrer Kundin ein, nur um ihrer Kollegin beim Auspacken zuzusehen. Das Paket war zwar nicht riesig, doch ein Wareneingang muß natürlich ganz gewissenhaft gemacht werden und so zog sich das Auspacken in die Länge. Doch statt ihrer Kollegin zu helfen begnügte sich die zweite Verkäuferin lediglich damit sie zu beobachten.  Nach 20 Minuten war das Paket dann jedoch "leider" ausgepackt und während sich die eine Verkäuferin nun wieder ihrer Kundin zuwendete benötigte ihre Kollegen nun natürlich erst einmal eine Pause! Für die mittlerweile in einer riesigen Schlange wartenden Kubaner schien dies jedoch das normalste der Welt zu sein. Vermutlich ist diese Gelassenheit auch eine der Gründe für die hohe Lebenserwartung der Kubaner!
 
Geburtstagsfeier: Direkt vor den Toren Havannas verbringen wir einen letzten Nachmittag am Strand und gerade als wir fahren wollen sehe ich einen herrlichen alten Amischlitten unter einer Palme am Strand stehen. Ich mache ein paar Photos und bitte schließlich noch Nadine noch sich mit ihrem Rad neben das Auto zu stellen um das "perfekte Photo" schießen zu können. Gerade als Nadine sich auf den Weg macht kommt der Besitzer das Autos. Juan freut sich riesig, daß uns sein Auto gefällt und so will er nun natürlich mit aufs Photo. Leider verschwindet nun die Sonne hinter einer Wolke, doch wir kommen nun mit Juan ins Gespräch. Juan hat heute Geburtstag und feiert ihn mit seiner Familie hier am Strand. Vermutlich gibt es auf Kuba noch nicht einmal Kindergeburtstage ohne Rum und so ist es kein Wunder, daß Juan jetzt am späten Nachmittag bereits volltrunken ist. Doch der Alkohol tut seiner Freundlichkeit und Offenheit keinerlei Abbruch. Er möchte uns zwar gerne in sein Haus zum übernachten einladen, doch so nahe an der Hauptstadt möchten wir nun wirklich niemandem Schwierigkeiten bereiten so daß wir dankend ablehnen. Juan vermutet, daß wir nur deshalb ablehnen, da wir vermuten daß er dann Geld von uns haben wolle. So erklärt er uns umgehend, daß er keinerlei finanzielles Interesse an uns habe und er nur an unserer Freundschaft interessiert wäre. Nun ist Juan in seinem Element und obwohl sich seine Zunge schwer tut, seine Gedanken in Worte zu fassen erklärt er uns, daß er Automechaniker in seiner eigenen kleinen Werkstatt sei. Er würde so zwar nicht viel Geld verdienen, aber er wäre trotzdem sehr stolz. Fast verächtlich meint er nun, daß es heutzutage jedoch immer mehr Kubaner gebe, die weder arbeiten noch kämpfen wollen, doch er sei keiner von ihnen. Juan ist ein witziger freundlicher Kubaner mit dem Herz am rechen Fleck und so bedauern wir, daß wir ihn nicht schon ein paar Stunden früher getroffen haben.
 
Häuser tauschen: Einen freien Wohnungsmarkt gibt es in Kuba nicht und wenn einer in einen andere Stadt umziehen will, dann geht es quasi nur wenn er dort einen Platz zum wohnen hat. Umziehen kann man so also nur an einen Ort, an dem man Familie oder Freunde hat, die einen bei sich einziehen lassen, oder wenn es an dem Ort an den man ziehen will jemanden gibt, der dort wohnen will wo man selbst herkommt und so bereit ist, seine Wohnung zu tauschen.
 
Hemmingway: Das Haus in dem Ernest Miller Hemmingway von 1939 - 1960 lebte liegt heute immer noch in einem Vorort von Havanna. Das von einem kleinen Park umgebene Haus liegt idyllisch auf einem Hügel und von einem kleinen Türmchen aus kann man sogar das Meer sehen. Das Haus wurde quasi exakt so gelassen wie es Hemmingway seinerzeit verlassen hatte, bevor er nach Spanien ging und schließlich kurz darauf Selbstmord verübte. Das Haus ist modern eingerichtet (insbesondere für damalige Zeiten), wirk aber nicht übertrieben prunkvoll. Hemmingway liebte Bücher und letztendlich ging ihm für seine 9000 Bücher umfassende Bibliothek der Platz aus, so daß er sogar Bücherregale im Bad hatte. Neben den vielen Büchern kann man aber auch heute noch seine Jagdtrophäen von seinen Großwildjagdreisen nach Afrika und viele Gemälde von Stierkampfszenen sehen während imer noch Musik aus dem Originalradio dudelt.. Da Hemmingway fast immer Gäste hatte ist der Tisch auch heute noch stets für 3 Personen gedeckt, gerade so also würde man erwarten, daß der Schriftsteller jeden Moment um die Ecke biegen könnte. Ferner hatte der Schriftsteller auch den Ruf sehr trinkfest zu sein und so gibt es auch heute noch einigen Bars in Havanna die sich rühmen, daß der berühmte Schriftsteller hier viele Nächte durchgezecht habe. Hemmingway liebte auch die Hochseefischerei und sein Boot die Pilar lag in dem benachbarten Fischerdorf Cojimar vor Anker. In Cojimar lebte übrigens auch der Fischer Gregorio Fuentes, der als Vorbild zum Hemmingsway berühmtesten Roman "Der alte Mann und das Meer" diente. Als Hemmingway für diesen Roman schließlich den Literaturnobelpreis erhielt wurde er von einer Brauerei aus Havanna zu einem Empfang zu seinen Ehren eingeladen. Hemmingway, der gerade den Erfolg mit "seinen Fischern" feierte und diese nicht verlassen wollte nahm sie kurzerhand alle mit auf den Empfang, was sie ihm bis heute noch hoch anrechnen. Im Garten kann man auch die Pilar bewundern, die gerade von einigen Schreinern renoviert wird. Als ich ankomme sitzen die 4 Schreiner gerade nebeneinander auf der Bank im Heck des Bootes, so wie auf dem berühmten Photo von den Bauarbeiter bei ihrer Mittagspause auf einem Stahlbalken eines Wolkenkratzers hoch über New York. Jeder von ihnen hat eine andere Biographie Hemmingways in den Händen und begeistert wie die kleinen Kinder zeigen sie sich gegenseitig insbesondere die Photos von Hemmingways Abenteuer und Erfolgen beim Hochseefischen und bei der Großwildjagd. Dies ist eine der vielen Momente auf unserer Reise wo ich lediglich ein Photo mit der Herzkamera mache, da der normale Photo alles zerstören würde.
 
Fahrradrikschas: Teilweise bis zu 3 Passagieren transportieren die Radler der Fahrradrikschas und sind dabei keineswegs viel langsamer als wir. Wir sind absolut fasziniert, insbesondere da die Stahlrosse mit ihren Motorradreifen und meist ohne Gangschaltung alles andere als Rennmaschinen sind!
 
Friseur: Kurz vor dem Abflug gehe ich in Havanna nochmal schnell zum Friseur und wie auf der ganzen Welt ist der Friseur auch auf Kuba ein beliebter Ort um Neuigkeiten und Lebensweisheiten auszutauschen. Als gerade meine Haare geschnitten bekomme kann ich so einer angeregten und leidenschaftlich geführten Diskussion lauschen, die sich darum dreht, ob nun die Arbeit als Tabakbauer oder als Zuckerrohrbauer die härteste Arbeit in der Landwirtschaft sei. Letztendlich gewinnt die Tabakfraktion jedoch die Oberhand. Fast hätte ich eingeworfen, daß die Arbeit der Bankettmäher sicherlich den anderen beiden an Härte in nichts nachstehe, jedoch um ein wesentliches monotoner und langweiliger sei, doch letztendlich behalte ich meine Meinung für mich. Denn was weiß denn schon ein Ausländer! 
 
Abschied aus Havanna: Unser Flug geht in den frühen Morgenstunden und da wir etwa 2 Stunden brauchen um vom Stadtzentrum zum Flughafen zu radeln beschließen wir dies am Vorabend zu machen, wo wir zu Not noch ein paar Passanten nach dem Weg fragen können. 1 Km vor dem Flughafen finden wir dann auch einen Zeltplatz wo wir die Nacht verbringen. Gegen 4:00 Uhr stehen wir dann auf, packen unsere Sachen und radeln zum Flughafen, wo wir unsere gesamte Ausrüstung und die Räder in zwei Radkartons und vier Taschen verpacken. Zunächst sieht es noch nach Problemen mit den Rädern da die Dame am Check In meint, sie wären zu groß, doch da der verantwortliche am Check In keine Lust hat sich mit uns und den Rädern zu beschäftigen wird letztendlich alles ohne vorher gewogen geworden zu sein eingecheckt! Irgendwie war die Dame am Check In jedoch so mit den Rädern beschäftigt, daß Nadine und ich getrennte Sitzplätze haben, obwohl das Flugzeug nicht einmal halb voll ist. Nun geht es für uns weiter nach Mittel und Nordamerika, dem letzten Kontinent unserer Reise!
 

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