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KUBA: 21.03. - 09.05.2008
Route: Havanna, Viñales, Piñar del Rio, Havanna, Bayamo,
Santiago de Cuba, Pilon, Media Luna, Camagüey, Cayo Coco, Cayo Guillermo,
Moron, Cayo Santa Maria, Guayos, Trinidad, Cienfuegos, Playa Giron,
Varadero, Havanna
Geradelte Kilometer: 2961 Km Höhenmeter:
11390m
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Vorwort: Für uns war Kuba sicherlich
eines der interessantesten Länder unserer Reise. Zwar haben uns auch
die Landschaft und insbesondere die Strände sehr gut gefallen, doch
viel spannender war die ganz eigene sozialistische Kultur unter Palmen,
die sich in den letzten knapp 50 Jahren nach der kubanische Revolution
entwickelt hat. Während Kuba in den 5 Sterne Strandresorts absolut
am Ball der Zeit ist, führen die Menschen insbesondere in den ländlicheren
Gegenden ein sehr einfaches Leben. Viele der Bauern bestellen ihre
Felder auch heute noch in reiner Handarbeit und ein Farmer der sein
Maisfeld mit einem hölzernen Pflug der von eOchsen gezogen wird umpflügt
ist kein seltener Anblick. Dazu kommen viele Pferdekutschen und Ochsenkarren
als Transportmittel und amerikanischen Oldtimer aus den 50ern. Manchmal
haben wir das Gefühl in einer riesigen Zeitmaschine zu sitzen nur
um vom 21 Jahrhundert. auf einmal direkt in späte 19. Jahrhundert
zurückversetzt zu werden, oder in irgendeiner Zeit dazwischen zu landen.
Nie wissen wir welche neue Überraschung hinter der nächsten Ecke auf
uns wartet. Oft denken wir uns, daß Kuba gerade für unsere Großeltern
super spannend sein dürfte, da sie dort noch einmal in ihre eigene
Jugend zurückreisen könnten, ohne auf die Annehmlichkeiten des heutigen
Lebens verzichten zu müssen. Aufrechterhalten wird dieses System der
extremen Unterschiede durch starken Druck der Regierung, doch
nachdem Fidel Castro nach 49 Jahren der Herrschaft die Amtsgeschäfte
im Frühjahr 2008 an seinen jüngeren Bruder Raúl übergeben hat scheinen
die Zeichen nun auf Veränderung und Öffnung zu stehen. Raúl steht
da vor eine schwierigen Aufgabe, denn das Risiko, daß gerade die älteren
Kubaner und die Landbevölkerung, die die Kubanische Revolution jahrelang
getragen haben, bei einer zu schnellen Veränderung einfach hinten
runter fallen, ist groß. Die offene Herzlichkeit vieler Kubaner hat
uns das Reisen jedoch meist sehr einfach gemacht und so fiel es uns
schwer nach 7 Wochen dieses Land wieder zu verlassen. Wir wünschen
den Kubaner auf ihrem Weg zu einer neuen "Revolution" auf alle Fälle
alles Gute! |
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252. Wochenbericht 22.03. - 30.03.2008
Route: Havanna, Bahia Honda, Viñales, Guane, Peninsula de
Guanahacabibes
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Einreise nach Kuba: Auf dem halben Weg
zum Flughafen in Bogotá fiel mir auf einmal das rechte Pedal ab. Anscheinend
haben die Radmechaniker in Kolumbien etwas zu viel Gewalt angewendet
und beim Ausschrauben des Pedals dummerweise das Gewinde mit zerstört.
Also durfte ich die letzten 8 Km dann mit nur einem Pedal zum Flughafen
radeln. Die Sachen waren schnell verpackt und obwohl wir natürlich
wieder ordentlich Gepäck hatten hatten wir wieder einmal keine Probleme
mit Übergewicht, obwohl wir 88 Kg eingecheckt haben. Der Flug war
ebenso problemlos wie die Einreise- und Zollformalitäten auf Kuba.
Als wir beim Zoll sagten daß wir Radler sein wurden wir an der ganzen
Warteschlange ohne irgendeine Kontrolle direkt vorbeigewunken! Wir
durften sogar unsere Räder direkt in der Ankunftshalle wieder zusammenbauen
und unsere gesamte Ausrüstung wieder in die Taschen packen und als
wir fertig waren war es gerade mal 03:00 Uhr. Wir warten also noch
zwei Stunden lang am Flughafen (so haben wir uns eine der teueren
Übernachtungen auf Kuba gespart :-) ) bevor wir uns auf den Weg nach
Havanna machten. |
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Willkommen auf Kuba: Gegen 05:00 Uhr treten
wir aus dem klimatisierten Flughafengebäude hinaus in die schwülwarme
kubanische Morgenluft; es hatte die Nacht über geregnet. Die Luft
ist schwer und da es bis zum Sonnenaufgang noch lange hin ist radeln
wir im stockdunklen los. Um etwas leichter radeln zu können habe ich
meinen linken Fuß mit einem Spanngurt am Pedal festgemacht. Kuba liegt
still und ruhig vor uns und nichts deutet darauf hin, daß wir vor
den Toren eine Metropole mit 2,1 Mio. Einwohnern stehen. Ab und zu
überholt uns ein kleiner Touristenbus doch ansonsten absolute Stille.
Mit den ersten vereinzelten Häusern schwebt auf einmal dann auch der
würzige Geruch der kubanischen Zigarren durch die schwere Morgenluft,
doch von den Kubanern immer noch kein Spur. Wir werden von einer russischen
Lada und einer tschechischen Java (Motorrad mit Beiwagen) überholt
und der typische Geruch der Auspuffabgase lassen Erinnerungen an Osteuropa
und Rußland hochkommen. Wir nähern uns dem Zentrum und langsam treffen
wir die ersten Kubaner, die mit ihrer Zigarre im Mund im dunklen an
den Bushaltestellen stehen. Die ersten Busse tauchen auf einmal auf
und ihre dicken Dieselabgase lassen die Nacht noch schwärzer werden.
Plötzlich entdeckt Nadine in einer offenen beleuchteten Türe ein Bäckerei
und für umgerechnet 0,4 € kaufen wir 20 leckere Brötchen. Gierig schlingen
wir einige Brötchen hinunter, haben wir doch bis auf ein paar belegte
Brötchen seit gestern Morgen nichts gegessen. Mühsam radle ich mit
meinem einen Pedal weiter und gemeinsam mit den ersten Sonnenstrahlen
kommen wir im Stadtzentrum an. 2 Stunden haben wir für die 25 Km vom
Flughafen in Zentrum gebraucht. Die Straßen haben sich mittlerweile
mit Leben gefüllt, doch uns interessiert nur noch eines: Wo ist das
Casa Particulares (Fremdenzimmer) das wir reserviert haben. Wir wollen
endlich schlafen, sind wir doch bereits seit über 26 Stunden auf den
Beinen. Die schlaftrunkene Besitzerin des Casa Particulares ist mürrisch
und hat eigentlich keine Lust auf uns und so werden wir bei einer
Nachbarin, eine nette ältere Dame, einquartiert, die uns ein paar
Minuten später abholt. Dankend lehnen wir jedoch den Kaffee unsere
Hausherrin ab bevor wir uns schließlich ins Reich der Träume verabschieden. |
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Altstadt von Havanna: Die stillen Zeugen
des Sozialismus kann man in Havanna an jeder Ecke antreffen: zuweilen
halb verfallenen einst prunkvolle Kolonialbauten an denen die Farbe
überall abblättert. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dem einst
wichtigsten Handelspartner von Kuba, mußte Fidel Castro natürlich
nach neuen Geldquellen Ausschau halten und öffnete sein Land damals
dem Tourismus. So wurde damals damit begonnen die Altstadt von Havanna
wieder aufzumöbeln und überall erstrahlen jetzt wieder viele der herrlichen
Häuser im alten Glanz, ganz so wie es sich für ein UNESCO Weltkulturerbe
auch gehört. Die Altstadt ist zwar touristisch, doch irgendwie hat
sie sehr viel Charme. In den Cafés und Restaurants unterhalten Salsabands
ihre Gäste und nicht selten entschließt sich spontan ein Kubaner dazu
ein Tänzchen mitten in der Fußgängerzone hinzulegen. Das Leben geht
gemütlich seinen Gang (so gemütlich wie eine Großstadt halt sein kann)
und nach den meist hektischen südamerikanischen Großstädten ist Havanna
fast schon eine Oase der Ruhe.
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Pedalreparatur: Um mein Pedalproblem in den Griff
zu bekommen werde ich von einem Radladen zu einem Mechaniker in einem
Vorort von Havanna geschickt. Die Werkstadt liegt im Hinterhof eines
Reihenhauses und so muß ich mit meinem Rad durch Wohnzimmer, Küche
und zwei Schlafzimmer, in denen noch ein paar Familienmitglieder am
schlafen sind. Um durch die letzte Türe zu kommen muß ich dann sogar
mein Vorderrad ausbauen, doch dann stehe ich auf einmal in einer 3m
x 3m großen Werkstatt die mit einer alten russischen Drehbank und
anderen schweren Metallbearbeitungsgeräten so vollgestellt ist, daß
man sich kaum bewegen kann. Der Mechaniker und seine etwa 20 Jahre
älterer Gehilfe begutachten das Problem und gehen dann ohne
große Worte zu verlieren gemächlich ans Werk. Zunächst wird in meine
Kurbel eine größeres Loch gebohrt in das dann in neues Gewinde geschnitten
wird. Nun wird in einen Aluminiumblock ein Loch gebohrt, ein Gewinde
geschnitten in das dann später das Pedal eingeschraubt werden soll.
Anschließend wird der Aluminiumblock in die Drehbank eingespannt,
kleiner gefräst und schließlich von außen das passende Gewinde eingeschnitten
damit er in das neue Gewinde der Kurbel passt. Die so gewonnen neue
Hülse wird nun in die Kurbel eingeschraubt und verankert und fast
denke ich schon, daß man das Ganze nicht hätte besser machen können.
Doch als der Mechaniker das Pedal einschrauben will stellt sich raus,
daß das Gewinde des Pedals ein kleinwenig zu dick ist! Die eingeschraubt
Hülse ist bereits so dünne, daß der Mechaniker sie nicht etwas größer
machen will und so wird kurzerhand das Gewinde am Pedal passend gefräst!
OK. mein Pedalproblem ist nun zwar behoben, doch wenn mein Pedal kaputt
ist habe ich nun natürlich das Problem, daß ich kein anderes
Pedal der Welt verwenden kann, ohne daß das Gewinde vorher passend
gefräst wurde. Doch mit dem Problem werde ich mich erst beschäftigen
wenn es soweit ist! |
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Revolutionsmuseum: Im Revolutionsmuseum
kann man die ganze Geschichte der Kubanischen Revolution haarklein
nachverfolgen und stößt so auf ein paar interessante Details. Fidel
Castro war von Haus aus Rechtsanwalt und bereits ein Studentenführer.
Nach seinem Examen ging er als aussichtsreicher Newcomer bei den kubanischen
Wahlen an den Start, doch Fulgecio Batista putschte sich vorher an
die Macht. Dagegen legte Fidel Castro Einspruch vor dem obersten Gericht
ein, der jedoch abgewiesen wurde. Daraufhin organisierte Fidel Castro
eine Widerstandsgruppe, ging mit ihr zum Schießtraining, und räumte
mit ihnen einen Waffenladen aus um sich mit Waffen und Munition zu
versorgen. Anders als viele andere Guerillas ging Castro jedoch aufs
Ganze und anstatt Straßen oder öffentliche Einrichtungen zu zerstören
griff er mit seiner Truppe am 26.07.1953 die Moncada Kaserne, damals
die zweitgrößte Kaserne des Militärs, an. Der Überfall scheiterte
und Fidel Castro wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Auf internationale
Kritik hin wurde seine Todesstrafe in eine langjährige Haftstrafe
umgewandelt und Dank der Hilfe von Mexiko wird er unter einer Generalamnestie
schließlich vorzeitig entlassen. Fidel Castro ging mit seinem Bruder
Raul (der übrigens gerade der kubanische Staatspräsident ist) nach
Mexiko, wo er seine Revolutionsarmee gründete. |
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Kleine Alltagsgeschichten I: Dank des Sozialismus,
dem kubanischen Ideenreichtum und der Lebensfreude der Kubaner ist
Kuba ein Land der kleinen Alltagsgeschichten. Ständig ereignen sich
irgendwelche Kleinigkeiten, die uns zum Schmunzeln anregen oder die
uns "Angehörigen einer Wohlstandsgesellschaft" kleine Lektionen erteilen.
Doch anstatt euch mit allen Geschichten zu langweilen werden wir euch
nur hin und wieder mit ein paar davon langweilen. Hier die Erste:
Wir sind bereits ein paar Tage in Havanna und Nadine kauft gerade
an einem Straßenverkauf eine kleine Pizza. Mit ihr steht ein älterer
Mann in der Warteschlange und auf einmal langt er in den Abfalleimer
und fischt eine halbe Pizza raus. In einigen südamerikanischen Länder
wäre das eine alltägliche Situation gewesen, doch trotz der sehr bescheidenen
Verhältnissen in denen viele Kubaner leben haben wir doch nicht den
Eindruck, daß man hier Hunger leiden muß!? Doch anstatt die Pizza
selbst zu essen wirft der ältere Mann sie nun einfach einem halb verhungerten
Hund zu der an der Ecke sitzt! |
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Wilde Uferpromenade: Die Uferpromenade
von Havanna, der Malecón, liegt direkt auf der Atlanikseite von Kuba
und sobald etwas stärkere Nordostwinde herrschen geht es hier gleich
heftig zur Sache, denn dann prallen die Wellen mit ihrer ganzen Kraft
gegen die Ufermauern. Nicht nur einmal bekommen wir eine volle Ladung
Wasser ab als wir an dem für den Autoverkehr verübergehend gesperrten
Malecón entlang radeln. Etwas weiter vom Zentrum weg steht
dann auch gleich die ganze Uferpromenade und ein paar angrenzende
Straßen locker 30 cm unter Wasser, was unsere Fahrräder natürlich
weniger lieben als wir. Auf alle Fälle möchten wir hier nicht sein,
wenn ein Hurrikane auf Kuba ankommt! |
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"Los Cubanos son buenos": Wir machen gerade
in einem kleinen Ort am Meer unsere Mittagspause als ein betagter
fröhlich Kubaner kommt und uns ein paar Pampelmusen schenkt. Er zeigt
uns noch wir wir die Pampelmusen, die irgendwie ganz anders aussehen
als die in Deutschland erhältlichen, ißt und mit einem fröhlichen
"Chiao" und einem Schulterklopfer für Martin verschwindet er wieder.
Ein paar Minuten später steht Manuel, wie wir mittlerweile wissen,
wieder vor uns und diesmal hat er auch noch einige Kilo Bananen, Guayavas
und eine Mango für uns. Wir versuchen ihm zu erklären, daß wir gar
nicht so viel schleppen können, doch er besteht mit der Bemerkung
"Los Cubanos son buenos" (Die Kubaner sind gute Leute) hartnäckig
darauf, daß wir das ganze Obst mitnehmen. Zumindest als Erinnerung
geben wir ihm eine Photokollage von uns auf deren Rückseite wir neben
ein paar Dankesworten unsere Emailadressen aufschreiben. Manuels Freude
über das Bild ist für uns das viel größere Geschenk als das ganze
Obst. Erneut ein herzlicher Schulterklopfer und ehe wir uns versehen
ist Manuel auch schon wieder verschwunden. Doch nicht für lange, denn
nach ein paar Minuten ist er wieder da, diesmal jedoch ohne Obst,
sondern mit der Bitte, ob wir nicht noch auf die Rückseite des Photos
seinen Namen und den seines Sohnes (der in der USA lebt) schreiben
könnten, denn sonst wüsten wir ja gar nicht, wer da anrufen würden.
Irgendwie war Manuel so aufgeregt, daß ihm gar nicht aufgefallen ist,
daß er nun seinen Namen auf seiner Karte stehen hat, und wir damit
immer noch nicht wissenen wer anruft. Doch um ihm das, und die Funktionsweise
von Email zu erklären war Manuel viel zu aufgeregt, und so notieren
wir uns nachdem er gegangen war seinen Namen in unser Adressbuch und
vertrauen darauf, daß sein Sohn in den USA schon weiß was man mit
einer Emailadresse anfängt. |
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Solidarität: Da in Kuba nicht gerade ein Überfluß
an Lebensmitteln herrscht, weiß man sich zu helfen. Wir sehen gerade
ein voll beladenes Ochsengespann vom Ananasfeld kommen. Gerne würde
der Bauer seinem Freund, der gerade entgegenkommt, eine Ananas schenken,
doch das darf er vermutlich nicht. So fällt nun also wie es der Zufall
so will 10m bevor das Ochsengespann bei dem Freund ist eine Ananas
vom Wagen, die der Freud natürlich mit einem Dankesgruß freudig vom
Boden aufsammelt! |
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Viñales: Im Nordwesten von Kuba
liegt inmitten einer Hügelkette der nette Touristenort Viñales. Beliebt
ist Viñales bei den Touristen hauptsächlich wegen seine schönen Mittelgebirgslandschaft
mit seinen vielen steilen Kalkfelsen und Höhlen. |
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Strandtage: Kuba ist die größte Karibikinsel, und
was liegt da näher als mal ein paar Tage am Strand zu relaxen! Einer
der schönsten Strände, Maria de la Gorda, liegt am nordwestlichen
Ende von Kuba und ist, da er relativ weit ab vom Schuß liegt, noch
herrlich unberührt. Bis auf ein paar Fischer sehen wir zwei Tage lang
keine Menschenseele. Wir haben den ganzen Strand samt kristallklarem
Wasser und Riesenmuscheln ganz für uns alleine, doch obwohl wir uns
eigentlich nur im Schatten einiger Bäume aufhalten haben wir uns beide
einen ordentlichen Sonnenbrand an Schultern, Rücken und Oberschenkeln
zugelegt! |
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Achtung Krebse! Die Küstenstraße wurde anscheinend
direkt durch die Heimat einer Krebskolonie gebaut. Obwohl mitten in
einem Naturschutzgebiet stört sich hier niemand daran, daß die Krebse
zu hunderten totgefahren direkt vor dem Parkbüro auf der Straßen liegen.
Das vielleicht lebensrettende Hinweisschild das auf "Wildtiere auf
der Fahrbahn" hinweist kommt jedoch leider erst ein paar hundert Meter
hinter der Krebskolonie! Sobald sich den Krebsen jedoch ein Fußgänger,
Auto oder gar ein Lkw nähert stellt er sich auf, breitet seine Scheren
auf und macht so einen besonders gefährlichen Eindruck, was im Falle
der Lkws jedoch eher wenig erfolgversprechend ist. Ein paar Radler
wie uns kann man mit den Drohgebärden jedoch schon beeindrucken! |
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253. Wochenbericht 31.03. - 06.04.2008
Route: Piñar del Rio, Viñales, Havanna
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Tabakanbau: Kurz vor Piñar del Rio werden wir im Morgengrauen
von einem jungen Kubaner angesprochen ob wir nicht eine Tabakfabrik
besuchen wollten. Es würde auch nichts kosten. Wir folgen also unserem
Führer und landen im Trockenhaus der Tabakfirma "Hojas de Monterey".
Im Lagerhaus erfahren wir, daß die Tabakpflanzen nach 6 Monaten geerntet
werden. Insgesamt gibt es 5 Ernten wobei die Blätter von unten nach
oben gepflückt werden. Während die unteren Beiden Blätter die stärksten
sind werden die obersten für die Außenhaut der Zigarren verwendet.
Nach der Ernte kommen die Blätter ins Trockenhaus wo sie 6 Wochen
lang bleiben. In dieser Zeit ziehen sich über 90% des Nikotins vom
Blatt in den Stengel zurück, der dann natürlich entfernt wird. Anschließend
geht es weiter zur Fermentation. Nach der Fermentation werden die
Blätter nochmal 2 Jahre gelagert bevor sie in den Fabriken letztendlich
zu Zigarren gerollt werden. Von unserem Guide erfahren wir dann auch
wie man eine Zigarre auf ihre Qualität überprüft. 1. Rolltest: Zigarre
zwischen den Handflächen mit der Öffnung nach unten rollen; es dürfen
keine Krümel herausfallen denn dann wären Tabakabfälle verwendet worden.
2. Knistertest: Zigarre mit den Fingern am Ohr Rollen; man hört ein
knistern. 3. Blastest: Man bläst auf der offenen Seite in die Zigarre;
es entweicht keine Luft und die Zigarre bläst sich etwas auf. Am Ende
unserer kleinen Führung sollen wir natürlich Zigarren kaufen (die
die Jungs vom Lagerhaus vorher aus den Fabriken stibitzt haben). Da
wir eh ein paar Zigarren als "Mitbringsel" haben wollten haben wir
dann ganz entgegen unsere Gewohnheit brav ein paar genommen. |
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Ochsenschlitten: Da auf den schweren Böden
hier Fahrzeuge mit Rädern nur allzu leicht stecken bleiben würden
werden die Tabakblätter auf von Ochsen gezogenen Schlitten in die
Lagerhäuser gebracht. Sicherlich die beste Methode, doch wir fühlen
uns irgendwie in ein anderes Jahrhundert versetzt. |
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La Libretta: Während der Wirtschaftskrise in den Anfangsjahren
der Revolution wurde im März 1962 die "La Libretta" eingeführt. Ähnlich
wie die Bezugsscheine während des Zeiten Weltkrieges erhält jeder
Kubaner mit der Libretta bestimmt subventionierte Lebensmittel, die
er in kleinen Dorfläden die es quasi überall gibt, erhält. Die auf
die Libretta ausgegebenen Nahrungsmittel sollen prinzipiell die Grundversorgung
für 4 Wochen sichern. So erhält jeder Kubaner 2,7 Kg Reis, 1,5 Kg
Nudeln 1,5 Kg weißen Zucker, 1,5 Kg braunen Zucker, 0,25 Kg Bohnen,
0,25l Öl, eine Seife und jeden Tag ein Brötchen. Kleinkinder erhalten
zusätzlich noch Milchpulver und Schulkinder noch ein Käsebrötchen
in der Schule. Für jede Familie gibt es zusätzlich noch Salz, Kaffe,
Tomatensauce und eine Tube Zahncreme. Je nach Verfügbarkeit gibt aber
auch noch Eier, Hühner, diverse Gemüse, ... . Große Freßgelage sind
damit zwar nicht möglich, doch zumindest muß damit keiner verhungern.
Als kurzer Vergleich hier was Nadine und ich pro Person an Reis oder
Nudeln pro Tag verbrauchen: 150g Reis oder 200g Nudeln. |
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Einkaufen: Einkaufen kann in
Kuba leicht zu einem kleinen Abenteuer werden. Zunächst muß man erst
einmal einen Ort finden in dem es das was man kaufen will überhaupt
gibt. Dann muß man das Glück haben, daß der Laden gerade zufälligerweise
auch offen ist, wobei angeschriebene Öffnungszeiten nicht unbedingt
zu bedeuten haben, daß der Laden wirklich geöffnet ist. Dann muß man
das Glück haben, daß der gewünschte Artikel in dem Laden auch wirklich
vorrätig ist, da Engpässe schon hin und wieder vorkommen. Doch selbst
wenn man den gewünschten Artikel bereits vor Augen hat kann man noch
keinesfalls sicher sein ob man ihn bekommt. Das hängt nämlich davon
ab in was für einer Art von Geschäft man sich befindet. Befindet man
sich in einem der Läden in denen mit der Devisenwährung CUC oder ganz
normal mit Pesos bezahlt wird ist alles in Butter. Befindet man sich
jedoch in einem Laden in dem die Kubaner die Lebensmittel nur auf
ihre Lebensmittelkarten bekommen kann und darf man offiziell nichts
kaufen. Dann hängt es ganz vor der Lust und Laune des Ladenpersonals
ab, ob man was bekommt oder nicht und auch ob man was dafür bezahlen
darf oder nicht. Oft genug dürfen wir nicht bezahlen, obwohl wir hartnäckig
darauf bestehen, was uns immer sehr unangenehm ist, aber wenn es nun
mal der einzige Landen weit und breit ist haben wir eigentlich keine
andere Alternative. Manchmal gibt es auch Läden in denen sowohl mit
den Lebensmittelmarken als auch mit Pesos bezahlt wird, doch auch
hier hängt es immer von der Laune der Verkäufer ab ob wir etwas bekommen
wobei wir jedoch zumindest bezahlen dürfen. |
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Aber morgen sicher! Fahrradmitnahme im Zug:
Eigentlich wollten wir in Kuba nur eine kleine Rundtour um Havanna
machen doch da Kuba flach ist entschließen wir uns mit dem Zug ins
im Südosten gelegene Santiago de Kuba zu fahren um dann kreuz und
quer zurückzuradeln. Als wir die Zugtickets kaufen wollen werden wir
gebeten doch lieber morgen wieder zu kommen, da man bald Feierabend
machen möchte. Am nächsten Vormittag kaufe ich dann also die Tickets
(der Touristenschalter ist übrigens nicht am Bahnhof!), und als wir
am Bahnhof ankommen werden wir mit unseren Rädern nicht hineingelassen.
Ein Sicherheitsmann bringt uns zum Hintereingang doch dort haben sie
keine Ahnung was sie mit uns machen sollen und rufen ihren Chef an.
Gemeinsam mit dem Chef gehe ich zum Bahnsteig nur um zu erfahren,
daß Fahrräder nur in einem besonderen Waggon mitgenommen werden können
und den würde es heute nicht geben. Morgen aber sicher! Also radeln
wir zurück zum Ticketschalter um das Ticket zurückzugeben, doch nun
will die gute Frau mir nur noch die Hälfte des Kaufpreises zurückgeben,
weil ich das Ticket ja storniere! Es gelingt mir jedoch sie davon
zu überzeugen, daß ich mich vorher bei ihr versichert hatte ob wir
die Räder mitnehmen können, was sie bestätigt hatte, und wenn dies
nun nicht möglich wäre hätte sie mich falsch informiert, weshalb ich
keine Stornogebühr bezahlen würde. Am nächsten Tag sind wir dann zumindest
so schlau erst zu fragen ob es heute einen Waggon für die Räder gibt
und nach einigen Stunden (!) finden wir schließlich heraus, daß es
auch heute keinen gibt, und daß es, da die meisten Gepäckwaggons defekt
sind, eher ein Glücksfall ist, wenn es mal einen gibt. Aber morgen
soll einen geben! Die "aber morgen sicher Spielchen" kennen wir bereits
und so mache ich mich mit einem hilfsbereiten Mann auf dem Weg zum
Güterbahnhof. Während ich vor der Türe warte treibt dieser den Verantwortlichen
für den Gütertransport auf der mir dann recht glaubhaft versichert,
daß er für morgen einen Waggon hat. Ich solle mich morgen direkt an
ihn wenden. Nicht darauf erpicht noch einen weiteren Tag zu warten,
der dann unter Umständen wieder mit der Antwort "Aber morgen sicher"
endet, entschließen wir uns letztendlich dann doch lieber mit dem
teureren Bus zu fahren! |
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Um Kuba zu verstehen hat uns ein kleiner Einblick in die Geschichte
sehr weitergeholfen. Wen der kurze geschichtliche Überblick nicht
interessiert einfach weiter zum nächsten Wochenbericht springen. |
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Die ersten Jahre: Auf seiner Suche nach einer Westrute
nach Indien landete Christoph Kolumbus am 28. Oktober 1492 als erster
Europäer auf Kuba. Eine folgenschwere Entdeckung für die Ureinwohner
Kubas, denn in den kommenden 50 Jahren wurden sie von 200.000 auf
4000 reduziert! Durch seine geostrategische Lage entwickelte sich
Kuba in den nächsten Jahrhunderten zu einem wichtigem Umschlagplatz
für die Spanier um die ihre in ihren Kolonien erbeuteten Schätze in
die Heimat zu verschiffen. Einen weiteren Aufschwung erlebte Kuba
als es im Zuge der Französischen Revolution zu einem Sklavenaufstand
auf dem von den Franzosen besetzten Haiti (die Nachbarinsel) kam und
viele französische Zuckerrohr- und Kaffeplantagenbesitzer nach Kuba
flüchteten. Neben ihrem Fachwissen brachten die Franzosen natürlich
auch jede Menge Geld mit sich und bauten so eine erfolgreiche Zuckerrohrindustrie
auf, die binnen weniger Jahre zum Weltmarktführer wurde und Kuba zur
reichsten Kolonie Spaniens machte. So wie auch in Südamerika hatten
die spanischstämmigen Kreolen irgendwann die Kontrolle aus der alten
Heimat satt und so erklärte Carlos Manuel Cespèdes 1868 die Unabhängigkeit
Kubas. Es folgten mehrere Kriege gegen die Spanier und als die Kubaner
die Spanier endlich fast geschlagen hatten mischten sich 1899 die
USA in den Krieg ein und schlugen die Spanier. Statt der Unabhängigkeit
Kubas wurde nun jedoch lediglich die Oberhoheit Kubas von Spanien
auf die USA übertragen! Da waren die Kubaner also um ihren Sieg betrogen
worden und vom Regen in die Traufe gekommen. Obwohl 1902 zwar offiziell
die Republik Kuba ausgerufen wurde stand Kuba jedoch massiv unter
der Kontrolle der USA, deren Botschafter eigentlich auch alle wichtigen
Entscheidungen fällte. Nach einem Staatsstreich kurz vor den angesetzten
Wahlen setzte sich 1952 Fulgencio Batista selbst als Präsident von
Kuba ein (natürlich mit Unterstützung der USA), errichtete ein korruptes
Regime, schaffte die Verfassung ab und verfolgte die Angehörigen der
Opposition. |
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Die Kubanische Revolution: Von der Absage
der Wahlen war auch der junge Rechtsanwalt Fidel Castro betroffen,
der für einen Sitz im Parlament kandidierte. Zunächst legte Fidel
Castro gegen die Absage der Wahlen Einspruch vor dem Obersten Gerichtshof
ein, der jedoch abgewiesen wurde. Fidel Castro gab jedoch nicht auf,
scharte ein paar gleichgesinnte um sich, trainierte mit ihnen den
Umgang mit Schußwaffen (die sie sich aus einem Waffengeschäft geklaut
hatten) und griff am 26.07.1953 mit 131 Männern und Frauen die Moncada
Kaserne in Santiago de Kuba an. Die Moncada Kaserne war seinerzeit
die zweitgrößte Kaserne Kubas und so endete der mutige Angriff mit
einem Drama. Obwohl nur 6 der Angreifer bei dem Angriff selbst ums
Leben kamen wurden die meisten in den folgenden Tagen hingerichtet
oder zu Tode gefoltert. Fidel Castro selbst wurde vor Gericht gestellt
und trotz der berühmten Schlußworte seines Plädoyers, "Verurteilt
mich das ist bedeutungslos, die Geschichte wird mich freisprechen,"
in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Auf Druck der Kirche und
der Öffentlichkeit wird das Todesurteil jedoch in 15 Jahre Zuchthaus
im berüchtigtsten Gefängnis von Kuba umgewandelt (quasi ein Todesurteil
auf Raten). Fidel Castro hatte jedoch Glück denn nur 1,5 Jahre später
kam er bei einer Generalamnestie frei und ging nach Mexiko ins Exil.
Im Exil scharte er sich erneut eine Gruppe von Revolutionären um sich
(unter anderem den jungen argentinische Arzt Ernesto "Che" Guevara)
mit denen er auf der Motorjacht Granma im November 1956 wieder zurück
nach Kuba fuhr. Diktator Batista hatte davon natürlich Wind bekommen
und Fidel Castro und seine 81 Mann starke Truppe bereits erwartet.
Einem von Batistas Truppen gelegten Hinterhalt konnten lediglich 16
Revolutionäre entkommen, die sich in die Bergwelt der Sierra Maestra
flüchteten und den bewaffneten Widerstand aufnahmen. Fidel Castro
und seine Revolutionäre hatten das Kubanische Volk hinter sich und
so flüchtete in der Silvesternacht 1958 Batista aus dem Lande. Am
1. Januar 1959 verkündete Fidel Castro in Santiago de Kuba den Sieg
der Revolution. |
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Die Nachwehen: So einfach wollten sich die USA die
Kontrolle über Kuba jedoch nicht wegschnappen lassen, und nachdem
Castro ausländischen Grundbesitz verboten hatten, ausländische Ölfirmen
enteignet hatte, 26 US Firmen verstaatlicht und schließlich noch alle
US-Banken zum Staatseigentum erklärt hatte verhängten die USA die
berühmte Handelsblockade die bis heute andauert. Unter John F. Kennedy
griffen die USA Kuba mit 1500 vom CIA ausgebildeten Exilkubanern in
der sogenannten Schweinebucht an, wurden jedoch von Fidel Castro und
seinen Revolutionstruppen erfolgreich zurückgeschlagen. 1962 dann
die nächste Krise. Um zu verhindern daß die USA Kuba erneut angreifen
würden hatte Castro mit Rußland die Stationierung von Atomraketen
auf Kuba vereinbart. Das ganze flog auf und die Welt stand auf einmal
kurz vor dem dritten Weltkrieg. Rußland lenkte ein und zog seine Raketen
ab, nachdem die USA ihrerseits auf eine Invasion in Kuba verzichteten.
Seitdem gab er neben den den ständigen gegenseitigen Verbalattacken
zwar keine offiziellen militärischen Aktionen der USA mehr, doch Attentate
auf Fidel Castro sowie einen kleinen Propagandakrieg über die Exilkubaner,
die jährlich mit 15 Mio. US $ unterstützt werden, gab es aber natürlich
weiterhin. |
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"Sonderperiode in Friedenszeiten":
Nachdem die Probleme mit den USA und den Exilkubanern halbwegs gelöst
waren folgten einige friedlich Jahre in denen Fidel Castro Kuba zu
einem sozialistischem Staat umbaute. Insbesondere das Schul- und Gesundheitswesen
haben davon profitiert und so gehört Kuba heute zu einem der Länder
mit dem besten Bildungswesen und Gesundheitssystem (noch vor Deutschland!).
Eng wurde es für Kuba jedoch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion,
die ihren kleinen Bruder finanziell stark unterstützt hatten und unter
anderem Kubanische Erzeugnisse zu über Weltmarktpreisen abgekauft
hatten. Es fehlte plötzlich an allem (Strom, Benzin, Ersatzteilen,
Lebensmitteln ,...), und nur Durchhalteparolen gab es reichlich. Um
die Krise zu meistern rief Castro eine "Sonderperiode in Friedenszeiten"
aus, öffnetet Kuba weiter für den internationale Tourismus und führte
den US $ als Zweitwährung ein. Mit dem US $ als Zweitwährung konnten
nun die Exilkubaner ihren verwandten Geld schicken und durch das gesamte
Maßnahmenpaket entspannte sich die Situation wieder. 2004 wurde der
US $ dann durch den Peso Convertible ersetzt. Nachdem Fidel Castro
2006 für eine schwere Darmoperation die Regierungsgeschäfte vorübergehend
an seinen Bruder Raul Castro übergeben hatte zog sich der "Comandante
en Jefe" im Frühjahr 2008 endgültig von seinem Posten als Staatschef
zurück. Obwohl früher als eiserne Hand der Revolution bekannt scheint
der neue Staatschef Raul Castro jedoch ein Reformer zu sein und bereits
wenige Wochen nach seinem Amtsantritt hat er bereits die Reisebeschränkungen
für Kubaner gelockert. Kubaner dürfen nun auch die bis dahin ausschließlich
ausländischen Touristen vorbehaltenen Inseln und Touristeneinrichtungen
betreten! |
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254. Wochenbericht 07.04. - 13.04.2008
Route: Bayamo, Santiago de Cuba, Pilon, Media Luna |
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Vergessene Dörfer: Auf unserem Weg von
Bayamo über El Salton nach Santiago de Cuba kommen wir durch einige
von der Regierung scheinbar vergessene Dörfer. Die Laut Karte geteerte
Straße ist eine nette Lehmpiste mit vielen Schlaglöchern aus der nur
noch hin und wieder Teerreste herausspitzen. Hatten wir noch wenige
Tage zuvor in Havanna im Gespräch mit einem deutschen Bauunternehmer
erwähnt, daß Kuba trotz allem im Vergleich mit anderen Lateinamerikanischen
Ländern über eine sehr gute Bausubstanz verfüge, so müsse wir dies
hier umgehend zurücknehmen. Viele Kubaner leben hier in sehr einfachen
Bretterhütten ohne Elektrizität und fließend Wasser. Selbst kleine
Läden sind rar und nur mühsam zu erreichen. Laut Karte soll es zwar
einige Dörfer geben doch mehr als vereinzelte Einsiedlerhöfe bekommen
wir nicht zu Gesicht. Wir haben uns schon darauf eingestellt bis zum
nächsten größeren Ort durstig radeln zu müssen, da unsere Wasservorräte
zur Neige gehen, als wir am ersten Haus mit Stromanschluß von den
vor der Türe sitzenden Hausherrinnen gefragt werden, ob sie uns irgendwie
helfen könnten. Wir bitten vorsichtig um Wasser und zu unserem Erstaunen
bekommen wir herrlich erfrischendes eisgekühltes Wasser. Für uns wie
sicherlich auch für einige Nachbarn reiner Luxus. Wir kommen nun weiter
ins Dorf hinein und obwohl die Schotterpiste noch lange nicht vorbei
ist scheint es den Menschen hier jedoch zumindest wieder um einiges
besser zu gehen (Strom, Wasser, Dorfläden). |
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La Virgen de la Caridad: Vor den Toren
von Santiago de Cuba in El Cobre liegt die Kirche der Jungfrau der
Barmherzigkeit. Die Statue der Jungfrau wurde 1606 von drei Fischer
in einem Sturm aus dem Meer gefischt und kaum daß sie entdeckt hatten,
daß es sich um eine Marienfigur handelte ließ auch schon der Sturm
nach, so daß sie bei ruhiger See nach Hause paddeln konnten. 1684
wurde dann das erste Gotteshaus für die Marienstatue gebaut und die
Kirche in der sie sich heute befindet 1927. Die Jungfrau der Barmherzigkeit
ist eine Nationalheilige Kubas und viele bekannte und weniger bekannte
Kubaner kommen zu ihr um um ihren Beistand und ihre Hilfe zu bitten.
Nachdem ihre Bitten erhört wurden widmen viele Kubaner ihre Trophäen
der Jungfrau oder machen ihr Geschenke. So kann man zum Beispiel in
einer Vitrine in der Kirche viele handsignierte Baseballs, einige
olympische Medaillen sowie Pokale, Spielzeugautos oder Haarsträhnen
bewundern. Die besonderen Dankesgaben wie die Literaturnobelpreismedaille
von Ernest Hemmingway oder eine goldene Partisanenfigur von der Mutter
von Fidel Castro, gestiftet nachdem die Revolution gesiegt hatte,
sind jedoch unter sicherem Verschluß. |
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Santiago de Kuba: Rebelde ayer, hospitalaria hoy,
heroica siempre, (rebellisch gestern, gastfreundlich heute, heldenhaft
immer) ist zwar das Motto der zweitgrößten Stadt Kubas, doch irgendwie
ist uns das Leben in Santiago etwas zu hektisch. Zwar gibt es hier
eines der berühmtesten Musikhäuser Kubas (Casa de la Trova), doch
als wir da waren war gerade tote Hose, so daß wir uns dann doch lieber
ins Bett verkrümelt haben. Mit dem Überfall 1953 auf die Moncada Kaserne
und der Siegeserklärung 1959 fanden in Santiago der Cuba sowohl
Anfang als auch Ende der Revolution statt. |
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Nationalhelden: Neben dem Brüderpaar Fidel und Raul
Castro zählen zu den unumstrittenen Nationalhelden auch die beiden
Revolutionäre Camillo Cienfuegos und Ernesto Che Guevara, deren Portraits
und Aussprüche einem überall auf Kuba begegnen. Camillo Cienfuegos,
dessen Markenzeichen ein breitkrempiger Cowboyhut war, schloß sich
Fidel Castro bereits in Mexiko an, und kämpfte somit von Anfang an
an dessen Seite. Cienfuegos stieg zum Kommandante in der Revolutionsarmee
auf und einer seiner größten Tage war vermutlich als er mit seiner
Truppe in Havanna einzog und dort mehr als 10.000 Soldaten von Batistas
Truppen entwaffnete. Camillo Cienfuegos war jedoch kein Kommunist
und nachdem seine Cesna plötzlich spurlos vom Radarschirm verschwand
und nie wieder auftauchte als er aus Santiago de Kuba zurückflog wo
er einen in Ungnade gefallenen Militärgouverneur verhaftet hatte,
verbreitete sich das Gerücht, daß er auf Anweisung des "Kommandante
ein Jefe" beseitigt worden war. Kurz zuvor soll Cienfuegos dem "Maximo
Lider" in einem persönlich Gespräch nämlich vorgeworfen haben in Kuba
nur wieder eine Diktatur zu errichten! Auch das Schicksal des Nationalhelden
Ernesto Che Guevara wirft kein gutes Licht auf Fidel Castro. Der junge
argentinische Arzt Ernesto Guevara schloß sich Fidel Castro ebenfalls
bereits in Mexiko an und bekam dort von seinen Revolutionsgenossen
den Spitznamen "Che", was auf gut deutsch Kumpel bedeutet und zumindest
heute in Argentinien eine weit verbreitete Anrede ist. Wie auch Cienfuegos
so stieg auch Che zum Kommandante auf und nach dem Sieg der Revolution
verlieh im Fiedel Castro die Kubanische Staatsbürgerschaft. Später
wurde Che Guevara Leiter der Industrieabteilung des Nationalinstituts
für die Agrarreform (einer dieser schönen langen sozialistischen Namen
für Behörden) und später Chef der Notenbank. Doch auch er scheint
sich nach der Revolution von Fidel entfremdet zu haben und nachdem
er 1965 die Sowjetunion, die neuen Freunde Castros, scharf attackiert
hatte schien sein Ende in Kuba besiegelt gewesen zu sein. Kurz darauf
verließ er nämlich Kuba für immer und verzichtet in seinem Abschiedsbrief
nicht nur auf alle seine Ämter sondern gab auch seine Staatsbürgerschaft
zurück. Auch Che Guevara scheint also über den Kurs den Fidel Castro
eingeschlagen hatte anderer Meinung gewesen zu sein. Che Guevara ging
nach Bolivien um auch dort die Revolution einzuleiten, doch ohne die
Unterstützung der Bauern wurde seine Armee schnell aufgerieben. Nachdem
er wenige Tage zuvor verwundet und gefangen genommen worden war wurde
er am 09.10.1967 im Alter von 39 Jahren von der bolivianischen Armee
standrechtlich erschossen. Die Erkenntnis Che Guevaras, daß man in
einer guten Revolution entweder siegt oder stirbt war für ihn
also gleich zweimal zur Wahrheit geworden. |
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Bevölkerungsmischmasch: Offiziell setzt
sich die kubanische Bevölkerung aus 66% weißen, 12% schwarzen, 21,9%
Mulatten und 0,1% Chinesen zusammen. Durchreist man Kuba hat man irgendwie
das Gefühl, daß die Zahlen hinten und vorne nicht stimmen da es eher
nach je 1/3 für weiß, schwarz und gemischt aussieht. Das Rätsel löste
sich für dann jedoch ganz schnell als wir fahren, daß jeder Kubaner
seine Hautfarbe bei der Erhebung der Daten selbst bestimmen
durfte. Interessant fanden wir in dem Zusammenhang dann, daß
wir manchmal Familien getroffen haben in denen die Eltern zum Beispiel
schwarz waren und eines der Kinder jedoch weiß war (mit blonden Haaren
und hellen Augen). Der Großvater war Europäer bekamen wir dann als
Antwort auf unsere fragenden Blicke. Doch daß sich Gene sogar nach
zwei Generation wieder durchsetzen können, hat sicherlich auch zur
Folge daß viele Kubaner ihre Hautfarbe nicht nur nach der eigentlichen
Farbe sondern auch nach ihrer Familienabstammung beurteilen. |
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Tamarindos: Als wir gerade am Strand unser Abendessen
zubereiten gesellt sich ein junger Kubaner zu uns und zeigt uns wie
man aus den Hülsenfrüchten Tamarindos ein leckeres Erfrischungsgetränk
zubereiten kann. Zunächst bricht er die Schale auf und legt die von
einer klebrigen Masse umgebenen Kerne in eine Tasse. Nun schüttet
er Wasser in die Schale und rührt einige Minuten bis sich die klebrige
Masse nach und nach im Wasser auflöst. Er holt die blank gerührten
Kerne aus dem Wasser, fügt etwas Zucker hinzu und fertig ist ein herrliches
Erfrischungsgetränk. Da wir in unserer Thermoskanne noch kaltes Wasser
hatten ist es natürlich besonders lecker. Wir laden ihn zum Abendessen
ein, doch unser Reis mit Kichererbsen konnten ihn nicht wirklich überzeugen.
Kein Wunder denn wir hatten vergessen die Erbsen einzuweichen und
so sind sie hart und geschmacklos. Trotzdem überläßt er uns noch den
Rest seiner Tomarindos bevor er sich mit seinem Schubkarren bei hereinbrechender
Nacht auf den Nachhauseweg macht. |
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Küstenstraße: Die Küstenstraße von Santiago de Cuba
nach Pilon ist ein absoluter Traum. Vorbei an herrlich einsamen Stränden,
die zum Baden und Zelten einladen, ist die Straße manchmal so
zwischen den steilen Berghängen der Sierra Maestra und dem Meer eingekeilt,
daß es eigentlich keinen Platz für sie zu geben scheint. Und wenn
nicht an einigen Stellen bald mal ein Straßenbautrupp vorbeikommt
dann könnte die Straße bald sicherlich der Geschichte angehören. |
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Amarillos: Das öffentliche Transportwesen
ist in Kuba mangels finanzieller Mitteln nahezu nicht vorhanden und
so sind die Fahrer aller staatlichen Fahrzeug dazu verpflichtet aus
Solidaritätsgründen ihre Genossen mitzunehmen. Zur besseren Organisation
gibt es in jedem größeren Ort und an allen wichtigeren Straßenkreuzungen
die sogenannten Amarillos. Die Betreiber dieser staatlichen Mitfahrzentrale
tragen gelbe Uniformen woher auch ihr Name rührt (die Gelben). Die
zur Mitnahme verpflichteten Staatsfahrzeuge sind für die Amarillos
jedoch leicht zu erkennen, da er in Kuba verschiedenfarbig Nummernschilder
gibt. Blau und orange für Staatsfahrzeuge, grün für Militär, schwarz
für Botschaftsangehörige, gelb für Privatfahrzeuge und rot für Mietwagen.
Am häufigsten werden jedoch leere Lkws oder Traktoren mit Anhängern
zum Personentransport genutzt. |
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Achtung Revolutionäre: Nachdem sie kurz
nach ihrer Ankunft auf Kuba dem Hinterhalt von Batistas Truppen entkommen
waren haben hier mit 5 anderen Revolutionäre Ernesto Che Guevara und
Camillo Cienfuegos am 19. Dezember 1956 auf dem Weg in die Sierra
Maestra die Straße Überquert. Welch Patriotismus und welche Heldenverehrung! |
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255. Wochenbericht 14.04. - 20.04.2008
Itinerary: Media Luna, Camagüey, Cayo Coco, Cayo Guillermo
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Büffel: Wir zeigen gerade einem
deutsch-kubanischen Pärchen und einer kubanischen Familie unser Photoalbum,
als die Kubaner bei dem Bild von mehreren Büffeln in Thailand auf
einmal zu kichern anfangen und meinen, daß es in Kuba auch viele Büffel
gebe. Da wir den Witz nicht verstehen meinen sie, daß es hier aber
nur einen Büffel gebe. Nun bin ich noch verwirrter und so erklärt
mir der Kubaner der mit der Deutschen unterwegs ist, daß man in Kuba
Männer die zwei Frauen haben gemeinhin als Büffel bezeichnet (vermutlich
weil sie gleich zwei Frauen auf die Hörner genommen haben)! Gemeint
sind damit aber eigentlich die Männer die, obwohl sie eine feste Beziehung
haben oder verheiratet sind, mit Ausländerinnen eine weitere Kurzbeziehung
aufnehmen, da es eine leichte Möglichkeit ist viel Geld zu verdienen.
Klar, daß der Kubaner beteuert die Touristin aus tiefstem Herzen zu
lieben, doch daß dies oft nur eine professionelle Berufseinstellung
ist zeigte sich in unserem Fall, in dem der Kubaner sogar im Beisein
seiner Mäzene offen zugibt, daß dies eine reine "Geschäftsbeziehung"
ist. Er sagt dies uns natürlich auf Spanisch, denn so versteht seine
"Liebste" nämlich kein Wort und bleibt weiter in dem Glauben, daß
er sie lieb hat! Die wirkliche Lebensgefährtin oder Ehefrau des Büffels
weis natürlich darum, doch selbst wenn sie eifersüchtig ist hält sie
sich taktvoll zurück, da sie das leicht verdiente zusätzlich Geld
natürlich auch gerne hat. Das weibliche Gegenstück der Büffel
wird übrigens Jintera genannt. |
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Straßenklatsch in Camagüey: Aus Camagüey
mit seine kleinen verwinkelten Gassen in der Altstadt sollen die schönsten
Frauen Kubas kommen., weshalb man besonders hübsche Frauen in ganz
Kuba üals Camagüeyenserin bezeichnet. Eine weitere Attraktion von
Camagüey ist der Plaza Carmen, auf dem 1999 mehrere Bronzefiguren
aufgestellt wurden, die das tägliche Leben in der Provinzhauptstadt
darstellen sollen. So gibt es neben einem alten Mann der einem Handkarren
mit Tonkrüge schiebt und einer Runde von Frauen beim gemütlichen Klatsch
auch einen Zeitungsleser auf einer Bank. Als wir gerade auf einer
der freien Bänke sitzen kommt der Mann der für den bronzenen Zeitungsleser
Model gestanden hat vorbei, setzt sich neben sein Double und breitet
seine Zeitung aus. Als ob wir halb blind wären und nicht bemerkt hätten
wer er ist faltet er nun seine Zeitung zusammen und macht uns darauf
aufmerksam, daß er das Model war, bevor es sich einer Familie mit
einem kleinem Mädchen zuwendet, die ganz begeistert ist das Original
antreffen und fotografieren zu können. |
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Vertrauen ist gut, ...: Aus der arabischen Welt ist
das Sprichwort "Vertraue auf Allah aber binde dein Kamel trotzdem
fest.", ja hinreichen bekannt. In einer Kirche in Camagüey haben wir
dann ein paar Christen entdeckt die anscheinend der gleichen Vorsichtsmaßregel
folgen, den aus Angst vor Diebstahl haben sie ihre Fahrräder während
des Gottesdienstes sicherheitshalber mit in die Kirche genommen. |
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Musiker: Früher haben wir immer
geglaubt, daß man in Kuba ständig am Musizieren und Tanzen ist. Ein
Image, das von der kubanischen Tourismusindustrie sicherlich gerne
aufrechterhalten wird und das mit dem "Buena Vista Social Club" weltweit
auch in den Kinos ausgestrahlt wurde. Auf unserer Reise durch Kuba
sehen wir Musiker aber dann eigentlich immer nur dort, wo auch Tourismus
vorhanden ist. Ansonsten scheinen die Kubaner nicht viel musikbegeisterter
zu sein als Rest der Menschheit auch. Lediglich einmal haben wir eine
Schulklasse gesehen die auf dem Platz in Bayamo Musik für sich gemacht
hat, nachdem sie vorher auf der Straße irgendwelche Marschierübungen
gemacht hatte. |
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Pizza: Normalerweise essen wir
in unserer Mittagspause ja Brot und Käse (oder etwas ähnliches, je
nach Verfügbarkeit), doch bereits nach wenigen Tagen haben wir entdeckt,
daß es in Kuba fast in jedem Ort irgendwo einen Pizzaofen gibt. Die
Pizzaöfen bestehen aus alten Ölfässern, die zur einem drittel mit
Kohle gefüllt sind. Die Auswahl an Pizzas ist überschaulich, denn
neben der üblichen Käsepizza gibt es maximal noch eine Pizza mit Schinken
oder eine mit Zwiebeln. Der Pizzaboden ist für deutsche Verhältnisse
recht dick aber sehr lecker. Teller gibt es an den Straßenständen
natürlich keine und so bekommt man die knallheiße Pizza einfach auf
einem zerschnittenem Stück Karton gereicht. Mit der Gewohnheit der
Pizzabäcker die Pizza in der Mitte zu falten können wir uns jedoch
nicht anfreunden und so öffnen wir sie immer wieder direkt, was zwar
dann nicht ganz so lecker aussieht, dem Geschmack jedoch keinen Abbruch
tut. Eine Pizza kostet kostet normalerweise 0,15 EUR (mit Zwiebeln
dann 0,21EUR) und nachdem wir jeder zwei verdrückt haben sind wir
jedesmal auch schön satt. |
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Camellos: Transportmittel sind
in Kuba rar und so wird genutzt was es halt eben gibt. Neben Pferden,
Pferdekutschen und Ochsenkarren trifft man auf Kubas Straßen aber
auch auf Traktoren mit Anhängern, umgebaute Lkws und die sogenannten
Camellos (Kamele), zum Personentransport umgebaute Sattelschlepper.
Egal um welches Transportmittel es sich handelt, es ist stets proppevoll
und die Passagiere ähneln nicht selten den behühmten Sardinen in der
Büchse. Bei den schwühlheißen Temperaturen in einem geschlossenen
Lkw mit zig anderen Mitreisenden zusammengepfercht zu sein (oft gibt
es nur Stehplätze da man so mehr Leute transportieren kann) ist sicherlich
eines der zweifelhafteren Vergnügen in Kuba. |
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Jardines dle Rey: Die Gärten des Königs (Jardines
del Rey), sind eine eine aus rund 400 Koralleninseln bestehende Inselgruppe
die Kuba auf der Atlantikseite vorgelagert sind. Doch neben den vielen
Wasservögeln die auf den Inseln und in den Mangrovenwäldern leben
haben sich in den Königsgärten mittlerweile auch massig All Inklusive
Hotelanlagen niedergelassen, um die Sehnsucht der überwiegend europäischen
und kanadischen Touristen nach Sonne, Strand und Meer zu stillen.
Trotz der über 10.000 Betten der Tourismusindustrie ist aber noch
der meiste Platz für die Natur vorbehalten. |
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Steinwege: Um die Inseln der
Jardines del Rey besser an das Festland anzuschließen hat die kubanische
Tourismusindustrie zum Cayo Coco und Cayo Guillermo einen 17 Km "Steinweg"
(Pedraplen) gebaut. Der 1980 erbaute Pedraplen führt durch die flache
Bahia de Perros (Hundebucht) die unter anderem die Heimat von riesigen
Schwärmen von Flamingos und Pelikanen ist. Um den Wasseraustausch
zwischen den beiden Seiten zu gewährleisten gibt es regelmäßig Tunnel,
deren Schatten gerne von Langusten und Fischen genutzt wird, was natürlich
Pelikane und Angler gleichermaßen anzieht. Das Gefühl mit dem Fahrrad
mitten über das offen Meer zu radeln ist atemberaubend und gerade
kurz nach Sonnenaufgang hat man das Gefühl als würden Himmel und Erde
am Horizont verschmelzen. |
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Cayo Coco: Dank seiner kilometerlangen
Sandstrände und dank des kristallklaren Wassers ist der Cayo Coco
nach Varadero der beliebteste Urlaubsort der Pauschaltouristen. Mit
Kuba hat die Urlauberinsel natürlich nicht viel zu tun, doch die meisten
Urlauber wollen sich eh nur von ihrem anstrengendem Job mal etwas
an weißen Stränden mit kristallklarem Wasser entspannen, und davon
gibt es hier wahrlich mehr als genug. Früher war der Cayo Coco für
Kubaner "off Limits", denn eine nur drei Seemeilen vor der Küste verlaufende
wichtige internationale Seestraße eröffnet natürlich erstklassige
Fluchtmöglichkeiten. Während wir auf Kuba sind hebt Raúl Castro aber
das Gesetz auf, daß Kubanern verbietet die Einrichtungen des internationalen
Tourismus zu besuchen. |
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Traumstrände: Das kristallklare Wasser an Kubas Küste,
das in den verschiedensten Blau-,Türkis- und Grüntönen zu leuchten
scheint ist absolut beeindruckend. Besonders faszinierend finde ich
immer wieder wenn man durch eine leuchtend blaue Welle, die auf einen
zukommt, fast "hindurchschauen" kann. Dummerweise sind die meisten
Strände jedoch den Gästen der All Inklusive Hotels vorbehalten. |
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Strandparty: Wir haben einen schönen Strand am Cayo
Guillermo gefunden und gemeinsam mit uns ist die Animateurgruppe eines
großen Hotels hier, die ihren freien Nachmittag ebenfalls am Strand
verbringt. Während Nadine uns was zum Abendessen kocht stellen sich
die Animateure in einem Kreis auf und tanzen zur Musik die aus einem
Autoradio dröhnt. Dabei reichen sie eine Rumflasche im Kreis herum
und jedesmal wenn de DJ am Autoradio die Musik ausmacht muß natürlich
derjenige, der die Flasche gerade in der Hand hat, einen kräftigen
Schluck daraus nehmen. Wir werde zwar eingeladen an dem Spiel ebenfalls
teilzunehmen doch begnügen uns lieber mit unseren Nudeln mit Tomatensauce.
Gegen Abend kommt dann zunächst ein großer Reseisebus an den Strand
und etwas später dann eine Polizeiauto. Binnen wenigen Minuten nach
Akunft der Polizei ist die Feier aufgelöst, alles wieder aufgeräumt,
und die Animateurgruppe im Bus verstaut, da sie heute Abend ja noch
einen Auftritt hat! |
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Heuschrecken: Am Strand bei einem Campismo kommt auf
einmal ein Junge zu uns um uns zwei Heuschrecken zu schenken. Entsetzt
lehnt Nadine das Geschenk ab. So riesige Krabbeltiere sind ihr auf
keine Fall geheuer und als Vegetarierin will sie sie sowieso nicht
essen. Der Junge besteht jedoch auf dem Geschenk, und läßt sie uns
da. Nun erkennt Nadine, daß die beiden Heuschrecken aus Palmblättern
gefertigt sind. Sie begibt sich zu der Familie um dem Jungen noch
einmal für die wirklich täuschend ähnlichen Heuschrecken zu danken,
unterhält sich mit der kubanischen Familie die hier gerade ein paar
Urlaubstage am Strand verbracht hat und kann mit eigenen Augen mit
ansehen, wie der Junge geschickt im Handumdrehen eine weitere Heuschrecke
für sie anfertigt. |
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Die Blokadepolitik: Offiziell hat die USA
zwar eine komplette Handelsblockade über Kuba verhängt, doch ganz
so ernst scheint man es jedoch nicht zu nehmen. Trotz allen Säbelrasselns
gehören die USA nämlich zu den zehn wichtigsten Handelspartnern von
Kuba. Jährlich werden Nahrungs- und Futtermittel in einem Wert von
500 Millionen US$ aus den USA importiert, also weitaus mehr als Waren
imWert von 302 Millionen Euro aus Deutschland. Rechnet man noch die
1,2 Milliarden US$ hinzu die die Exilkubaner jährlich an ihre Familien
überweisen (im Vergleich dazu spielt die Tourismusindustrie gerade
mal doppelt so viel in die Kasse), dann kann man sicherlich kaum mehr
von einer Handelsblockade reden. Ungeachtet dessen begründen die Kubaner
die Tatsache, daß es ihnen sooooooo schlecht geht immer wieder gerne
mit der Handelsblockade, doch anscheinend übersehen sie dabei, daß
es noch knapp 200 andere Länder auf der Welt gibt, mit denen sie Handel
betreiben können. Vielmehr scheint es, als würde den Kubanern das
nötige Kleingeld für einen großen weltweiten Einkaufsbummel fehlen,
und da Menschen ungern die Verantwortung für sich und ihre Situation
übernehmen ist es natürlich einfach jemandem anderen dafür die Schuld
zu geben (besonders wenn der Schuldige die USA sind). |
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256. Wochenbericht 21.04. - 27.04.2008
Route: Cayo Guillermo, Cayo Coco, Moron, Cayo Santa Maria, Guayos,
Trinidad |
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Betrunkener Radler: Auf unserem Rückweg
vom Cayo Coco kommt uns ein junger kubanischer Radfahrer entgegen
und 50m vor uns stürzt er urplötzlich ohne ersichtlichen Grund Gesicht
voran auf die Straße. Wir eilen natürlich sofort zur Hilfe und sind
verwundert, daß er sich nicht verletzt hat. Die Unfallursache ist
schnell geklärt: Vollrausch! José ist Anfang 20 und meint er ist gerade
auf dem Weg zum Cayo Coco. In Anbetracht seines Zustandes bezweifeln
wir zwar, daß er an dem Polizeicheckposten vorbeikommt, doch selbst
wenn, fehlen ihm noch knapp 50 Km und das bei Gegenwind in der vollen
Nachmittagshitze. Wir wollen ihn jedoch nicht ermutigen und so geben
wir ihm eine unserer vollen Wasserflaschen denn José wird das Wasser
nicht nur wegen der Hitze brauchen sondern auch um seinen Brand zu
bekämpfen. Dankbar für das Wasser erzählt uns José, daß in Kuba die
Dinge bei weitem nicht so sind wie sie scheinen, was er mit den knappen
Worten "Kuba ist eine Misere" zusammenfaßt. Er hätte von Castros Regime
die Nase gestrichen voll. Hinzu kommt, daß sein Bruder vor 2 Wochen
über die am Cayo Coco vorbeiführende Seestraße geflüchtet sei und
jetzt wohlauf in Texas wäre. Seinen Bruder in Freiheit zu wissen während
er hier weiter auf Kuba festsitze ist anscheinend zu viel für José
und somit ist der Griff zur Rumflasche nicht allzuweit hergeholt.
José will es seinem Bruder gleichtun und ebenfalls flüchten, weshalb
er gerade mit nichts als seiner Bekleidung auf dem Leib auf dem Weg
zum Cayo Coco ist. Heute wird er es vermutlich nicht einmal mehr zum
Polizeicheckposten schaffen, doch wir hoffen, daß er sich seinen Traum
von der Freiheit bald verwirklichen kann. |
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Der Hahn von Moron: Aus ihrer spanischen
Heimat brachten die Stadtgründer von Moron auch eine Legende aus dem
16 Jahrhundert mit. Damals wurde das Spanische Moron von einem sehr
dominantem Bürgermeister regiert, der seine Bürger unterdrückte und
ausbeutete. Kritik konterte er mit dem Spruch, daß es auf jedem Misthaufen
nur einen Hahn geben könne, und er sei eben der Hahn von Moron. Irgendwann
hatten die Bürger von Moron jedoch die Nase voll von ihrem Bürgermeister,
verprügelten ihn und warfen ihn zusammen mit einem gerupften Hahn
aus der Stadt. Jetzt sei er gerupfter Hahn und könne nun nur noch
gackern wie ein Huhn wurde ihm noch hinterhergerufen. Zur Zeit Batistas
kam die alte Geschichte wieder an die Öffentlichkeit und so wurde
ein Bronzehahn aufgestellt. Nach dem Sieg der Revolution wurde der
Hahn aber zerstört, da er an den verhassten Diktator erinnerte. Erst
1981 erinnerte man sich wieder, daß der Hahn eigentlich die Macht
des Volkes symbolisierte, das seinen Unterdrücker kurzerhand rausgeschmissen
hat und so wurde erneut eine Bronzeskulptur des Hahnes in Moron aufgestellt.
Die Zeiten ändern sich doch die Themen bleiben die gleichen. Viele
gerade der jüngeren Kubaner fühlen sich vom Castro Regime unterdrückt
und ihrer Freiheit beraubt, doch etwas dagegen tun traut sich keiner.
Mal sehen wann sich die jungen Kubaner wieder an die alte Geschichte
des Hahnes von Moron erinnern, ihr Regime "rupfen" und vor die Türe
setzten. |
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Tabakfabrik: In einem Dorf entdecken wir eher zufällig
eine kleine Tabakfabrik und neugierig schauen wir den Frauen bei ihrer
Arbeit durch ein offenes Fenster zu. Nach ein paar Minuten kommt der
Oberaufseher zu uns und lädt uns ein die Fabrik doch von innen zu
besichtigen, während die Türwärterin auf unsere Fahrräder aufpassen
würde. Die hier gerollten Zigarren sind für den kubanischen Markt
bestimmt und so kommen neben den ganzen Tabakblättern auch kleine
Stücke mit in die Zigarren. Mit Hilfe einer kleinen Plastikmatte ist
die Zigarre im Handumdrehen gerollt. Anschließend kommt der Zigarrenrohling
in Preßformen aus Holz oder Plastik und wird etwa 15- 30 Minuten lang
gepreßt (solange bis die Nächste Ladung gerollt ist). Nun bekommt
der Zigarrenrohling noch eine Außenschale. Interessant finden wir,
daß die Außenschale mit einem Kleber aus Mehl und Wasser festgeklebt
wird. Für die für den Export bestimmten Zigarren in Havanna wird natürlich
irgend ein "geheimes" Zaubermittel verwendet, das jedoch auch unser
Führer nicht kennt. In der Zigarrenfabrik herrscht eine lockere gemütliche
Atmosphäre. Die Frauen unterhalten sich gemütlich während sie ihrem
Handwerk nachgehen. Es gibt zwar auch ein paar Männer die hier Zigarren
rollen, doch heute läßt sich nur einer von ihnen Blicken. Die Firma
ist sehr staatstreu und so gibt es eigens einen Raum zu Ehren der
großen Kinder Kubas und deren Heldentaten. Darunter auch einige Photos
von der Zeit als Kuba Angola bei dessen Krieg in den 80ern unterstützt
hat. Stolz erzählt uns unser Führer, daß auch er in Angola mit dabei
war als die kubanischen Revolutionstruppen dem Afrikanischen Land
zur Hilfe geeilt sind als sie darum gebeten wurden. Zum Abschied bekommen
wir dann sogar jeder noch eine Zigarre des Hauses als Andenken geschenkt. |
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Dorfrivalität: Wer kennt nicht Villa Arriba und Villa
Abajo aus der bekannten Fernsehwerbung. Doch die beiden um die Wette
feiernden (abspülenden) Dörfer sind nicht nur reine Fiktion. In Remedios
feiern nämlich jedes Jahr die zwei Stadtteile El Carmen und San Salvador
beginnend am 24. Dezember eine Woche lang um die Wette. Angefangen
hat alles am Heiligabend 1820, als die Einwohner von El Carmen mitten
in der Nacht ihre Nachbarn in San Salvador mit einem Trommelwirbel
an die Weihnachtsmesse erinnerten. Im kommenden Jahr revanchierten
sich die Einwohner von San Salvador auf die gleiche Weise und der
Brauch war geboren. Seit 1971 unterliegt das Wettfeiern der beiden
Stadtteile sogar festen Regeln und so werden die Feiernden nun nach
Festwagen, Straßendekoration, Tänzerinnen und Feuerwerk beurteilt.
Zu Gewinnen ist natürlich eine Frage der Ehre, doch auch die Verlierer
hatten sicherlich eine rauschende Festwoche!!!! |
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Cayo Santa Maria: Der ebenfalls zu den Königsgärten
gehörende Cayo Santa Maria liegt zwar vermutlich nur 30 Km Luftlinie
vom Cayo Guillermo entfernt, doch um ihn zu erreichen mußten wir erst
wieder zurück aufs Festland um dann am übernächsten Tag wieder hinaus
auf die Inselwelt zu radeln. Mehr oder weniger 150 Km. Während
wir auf dem Weg zum Cayo Coco mehr durch Mangrovenwälder radelten
führt der 46 Km lange Steindamm zum Cayo Santa Maria zwischen einigen
Inselchen hindurch fast ausschließlich über offenes Wasser. Noch ist
der Cayo Santa Maria sehr friedlich, doch das wird sich sicherlich
ändern wenn die Tourismusindustrie die geplanten Hotelanlagen mit
über 10.000 Betten fertiggestellt hat. Wir finden dank der Empfehlung
von einem spanisch- französischem Radlerpärchen den am Inselende gelegenen
Playa Blanca (weißer Strand). An dem Strand gibt es lediglich das
Häuschen eines alten Seemann, der nun für den den Staatsbetrieb "Flora
y Fauna" tätig ist und seine Zeit damit verbringt tagsüber den vorbeikommenden
Toruisten ein Paar Getränke zu verkaufen und sich dann abends dem
Angeln widmet. Der Strand ist zwar nicht der allerschönste, doch ruhig
und friedlich und so schlagen wir hier für eine Nacht unser Zelt auf. |
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Künstler mit französischen Freunden:
Bei einer Mittagspause lernen wir Luis kennen. Luis kommt
aus Remedios und gehört dort der örtlichen Theatergruppe an, die maßgeblich
bei der Gestaltung des Umzuges während dem Wettstreit zwischen den
beiden Stadtteilen beteiligt ist. Gerade eben ist er auf dem Weg zu
einem Dorf in der Gegend von Sancti Spiritus, wo es mittlerweile ein
ähnliches Fest gibt. Binnen kurzem hat sich ein angeregtes Gespräche
ergeben in dem er uns viel über die Eigenheiten seines Landes erzählt.
Er selbst hat eine kleine Farm, die er jedoch bewirtschaftet lässt,
da er ja selbst zu sehr mit der Theatergruppe beschäftigt ist. Auf
seiner Farm hat er auch einige Kühe, die offiziell zwar ihm gehören,
über die aber die Kubanische Regierung die Kontrolle hat. Sollte also
Luis irgendwann einmal auf die verrückte Idee kommen eine Kuh zu schlachten
und zu verkaufen würde er damit nach seiner Aussage mit 20-30 Jahren
Gefängnis bestraft werden, womit das Leben einer Kuh wertvoller ist
als das Leben eines Menschen (10-15 Jahre Gefängnis bei Mord)! Natürlich
haben die meisten Bauern auch nicht registrierte Kühe doch das Risiko,
daß sie von den staatlichen Kontrolleuren gefunden werden ist hoch.
Durch seine Theatergruppe hat Luis auch viele Freunde in Frankreich,
die ihn auch immer wieder einladen, doch obwohl er in Frankreich problemlos
Asyl beantragen könnten kehrt er immer wieder nach Kuba zurück, denn
er will keine Probleme mit Castros Regime, wie er es nennt. Er hat
hier zwar nicht den finanziellen Wohlstand wie er ihn in Frankreich
haben könnte, doch er habe ein schönes glückliches Leben und da ihn
seine französischen Freunde immer wieder einladen habe er auch die
Möglichkeit andere Länder zu besuchen. Sein Haus und seine Farm zu
verkaufen und wegzugehen kommt ihm nicht in denn Sinn, denn seine
Heimat ist und bleibt nun einmal Kuba, mit ihrer Kultur, dem lockerem
Leben, dem warmen Klima und den vielen liebenswerten Menschen. Als
er sich unser kleines Photoalbum angesehen hatten meint er zum Abschluß
nur kurz: "Jetzt könnt ihr getrost sterben, denn ihr habt alles gesehen
was es an Sehenswerten auf der Welt gibt." Zum Glück hat er
da aber nicht ganz recht! |
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Kameras und Militärdienst: Von Luis erfahren
wir auch, daß in den größeren Städten Kubas auf den von Touristen
oft aufgesuchten Plätze Überwachungskameras gibt um auszuspionieren,
ob Kubaner zu viel Kontakt mit Ausländern haben. Kubaner die zu viel
Kontakt mit Touristen haben oder sich anderweitig nicht systemkonform
verhalten bekommen Minuspunkte. Bei zu vielen Minuspunkten geht es
dann ab ins Gefängnis. Doch man hat auch die Möglichkeit sich Pluspunkte
zu erwerben wenn man sich zum Beispiel freiwillig zum Militärdienst
meldet. So gibt es also beim Militär zum einen die loyalen Berufssoldaten
und auf der anderen Seite eine ganze Reihe "widerspenstiger Kubaner"
die nur ihr Image aufpolieren wollen oder müssen! |
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Schulbrötchen für Schweine: In
Guayos treffen wir einen Süddeutschen der seit 14 Jahren mit einer
Kubanerin verheiratet ist. Während er eine Jahreshälfte in Deutschland
verbringt lebt er den Rest des Jahres hier auf Kuba und hat sich mittlerweile
schon gut in die Gemeinde integriert. Er betätigt uns unsere Vermutung,
daß man prinzipiell auf Kuba alles bekommt was man will, die Frage
ist nur wo und wen man dafür schmieren oder bezahlen muß. So ist er
zum Beispiel gerade mit einer Tüte mit 7 Langusten auf dem Heimweg,
obwohl Langusten offiziell nur in Staatsrestaurants angeboten werden
dürfen und der private Verkauf strengstens verboten ist. Er erzählt
uns auch, daß er und seine Frau ein paar Schweine halten. Regelmäßig
kommen daher ein paar Schulkinder vorbei die ihm die Käsebrötchen
die sie kostenlos in der Schule erhalten für die Schweine geben, da
sie keine Lust auf Käsebrötchen haben. Im Gegenzug dafür bringt er
den Kindern dann immer wieder ein paar T-Shirts aus Deutschland mit. |
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"Keine Sozialismuskids": Gerade in den
Städten Kubas sind die Kinder und Jugendlichen alles andere als Sozialismuskids.
Die Bekleidung die sie tragen gibt es in keinem der Staatsläden, denn
die bekommen sie genauso wir ihre CD oder MP3 Player von einem Verwandten
aus den USA geschickt. Klar, daß gerade junge Männer keinerlei Bestreben
haben zu arbeiten, wenn das Familieneinkommen durch die Dollar die
die Verwandtschaft aus den USA schickt mehr als nur gesichert ist,
das sie ein normales Gehalt ja um ein vielfaches übersteigen. Statt
zu arbeiten genießt man so entweder das Leben oder macht mit seinen
Kumpels ein paar Geschäfte. Solange es noch genügend systemkonforme
ältere Kubaner gibt, die die ganze Arbeit für den Staat machen gibt
ist alles noch schön und gut. Doch wenn in nicht allzuferner Zukunft
der Kubanische Staat auf die Arbeitskraft der "No Sozialismuskids"
angewiesen ist wird es eng. Wir haben irgendwie das Gefühl, daß in
nicht mehr allzulange dauert bis diese Kids dem Staat kräftig Kopfzerbrechen
werden, da sie zum einen keinen Bock habe zu arbeiten und zum anderen
aber ihre Freiheit wollen. Es wird also spannend werden. |
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12,- EUR monatlich: Umgerechnet 12,- EUR
pro Monat verdient man in Kuba, relativ unabhängig davon ob man Landwirt,
Zigarrendreherin oder Chefarzt in einer Spezialklinik ist. Prinzipiell
hört sich 12,- EUR nach extrem wenig an aber zusammen mit der
Lebensmittelkarte, kostenlosem Wohnraum, kostenlosem Strom und Wasser
sowie subventionierten Sonderleistungen wie Kino, Restaurants, Transport,
... läßt es jedoch mittlerweile gar nicht sooooo schlecht leben (in
den 80ern und 90ern mag das sicherlich anders gewesen sein). Für den
Preis einer 1,5l Flasche Cola bekommt man dank der Subventionen in
einem staatlichen Restaurant zum Beispiel 35 Käsebrötchen oder 35
Zigarren. Klar daß viele Kubaner das natürlich anders sehen. Begehrt
sind daher Posten bei denen man entweder einen kostenlosen Firmenwagen
auf Staatskosten gestellt bekommt, denn man natürlich auch privat
nutzen kann, oder Stellen in Firmen in denen Produkte hergestellt
werden die man gut tausche kann. Wie auch in viele anderen Sozialistischen
Staaten, versuchen sich viele Kubaner ein Zubrot zu verdienen, in
dem sie in ihrer Fabrik mitgehen lassen was möglich ist um es später
zu tauschen oder auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Klar, daß dementsprechend
eine riesige Schattenwirtschaft existiert in dir wir als Ausländer
jedoch keinerlei Einblick haben. |
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Kuba im Internationalen Vergleich:
Trotz der einfachen Lebensverhältnisse steht Kuba im internationalen
Vergleich gar nicht so schlecht da. Laut dem Human Development Index
der UN, der neben dem Bruttoinlandsprodunkt auch Lebenserwartung und
die Alphabetisierungsquote berücksichtigt lag Kuba 2006 auf Platz
50 und somit bei den hochentwickelten Ländern (Deutschland Platz 21,
Rußland Platz 65, China Platz 81). Daneben ist Kuba auch das einzige
Land Lateinamerikas ohne unterernährte Kinder. Prinzipiell ist das
Gesundheitswesen sehr stark ausgebildet und mit einem Arzt pro 164
Einwohnern verfügt Kuba prozentual gesehen über mehr als doppelt soviele
Ärzte wie Deutschland (1 Arzt pro 349 Einwohner), die dazu auch noch
hervorragend ausgebildet sind. Ferner verfügt Kuba über ein dichtes
Netz von Krankenhäuser und so ist es kein Wundern, daß die Lebenserwartung
für Frauen bei 79,85 Jahren und für Männer bei 75,11 Jahren liegen
und auch die Säuglingssterblichkeitsrate bei nur 6,22 Promille liegt.
Auch im Bildungswesen beeindrucken die Leistungen des sozialistischen
Landes. Laut dem Bildungsindex der UNESCO zählte Kuba 2004 zusammen
mit Kanada, Finnland und Südkorea zu den Ländern mit dem am höchsten
entwickelten Bildungsbereich der Welt. Auch sportlich kann sich das
kleine Kuba mit seinen 11 Mio. Einwohnern sehen lassen. Bei den Olympischen
Spielen in Sydney 2000 belegte Kuba einen erstaunlichen 9 Platz im
Medaillenspiegel der Nationen und landete damit sogar noch vor Großbritannien!
Doch was nützt einem ein super Gesundheitssystem, ein langes Leben
und eine Top Ausbildung, wenn man nicht frei ist (Reisefreiheit, Recht
auf freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, ...)?! |
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Kreatives Betteln: Im Vergleich mit den
reichen europäischen Touristen, mit denen viele Kubaner ihr Gehalt
vergleichen ohne jedoch auch die anderen Leistungen des Staates zu
berücksichtigen die sie beziehen, kommen sich viele Kubaner sehr arm
vor. Viele auch gut situierte Kubaner betteln daher Touristen an und
erfinden dabei die erstaunlichsten Geschichten. Einmal wurden wir
von einer Kubanerin gebeten doch im Supermarkt Öl zu kaufen, das sie
für ihr Baby (Säugling) benötigen würde. Noch besser war eine Kubanerin
mittleren Alters die Nadine um Geld für ihre Mutter bat, da sie Krebs
hätte (die Mutter ist vermutlich über 70 Jahre alt). Als Nadine fragte
ob ihre Mutter denn nicht wir alle anderen Kubaner auch ihre Medikamente
kostenlos vom Staat bekommen würde bejahte dies die Frau zwar meinte
jedoch, daß sie das Geld gerne hätte um ihrer Mutter eine Flasche
Cola kaufen zu können! |
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Restaurants: Die einfachen Restaurants der III. Klasse
in Kuba bestehen oft aus kaum mehr als einer gefliesten Theke hinter
der mürrischen Frauen subventionierte einfache Speisen und Snacks
verkaufen. Das verfügbaren Warenangebot ist auf kleine Holztäfelchen
geschrieben die in ein Gestell eingeschoben werden, bzw. herausgezogen
werden wenn das Produkt ausverkauft ist. Eigentlich fast überall gibt
es mit Pulver angerührte Erfrischungsgetränke, Rum und Zigarren. Mit
etwas mehr Glück findet man auch Käsebrötchen, Eierbrötchen und Schinkenbrötchen
auf der Speisekarte und in wenigen Ausnahmefällen kann man auch Spagetti,
Reis mit Bohnen oder gar Pizzas entdecken. |
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257. Wochenbericht 28.04. - 04.05.2008
Route: Trinidad, Cienfuegos, Playa Giron, Varadero
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Schmuckkasten Trinidad: Trinidad gehört
zu den meistbesuchten Städten Kubas und das nicht ohne Grund. Sowohl
die herrliche Kolonialarchitektur der mit Kopfsteinpflaster versehenen
Altstadt als auch das tägliche Leben geben einen fast das Gefühl,
als wäre man in einem großen Freilichtmuseum. Seine Blütezeit erlebte
Trinidad als die französischen Zuckerbarone Ende des 18. Jahrhunderts
aus Haiti flüchteten und in Trinidad ein neues zu Hause fanden. Im
vor den Stadttoren gelegenem Valle de los Ingenios entstanden so 50
Zuckermühlen in denen 50 Jahre später 1/3 des Kubanischen Zuckers
produziert wurde. Den Reichtum der Zuckerbarone kann man an den prachtvollen
Kolonialgebäuden in Trinidad auch heute noch erahnen, auch wenn sich
die Zeiten natürlich gewandelt haben. Heute scheint Trinidad vom Tourismus
zu leben und ob der Touristenmassen die sich hier täglich ihr Stelldichein
geben ist es fast ein Wunder, daß die Einwohner von Trinidad immer
noch so ruhig und gelassen sind. Das Leben in Trinidad geht gemütlich
seinen Gang und so trifft man sogar hin und wieder sogar Einheimische,
die ihre Ziervölgel mit auf einem kleinen Spaziergang oder zum Straßenpizzastand
um die Ecke nehmen. |
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Sozialismus und der Alkohol: Wie auch schon
in den ehemaligen sozialistischen Ländern Osteuropas fällt uns auch
hier in Kuba wieder auf, wie selbstverständlich auch tagsüber starker
Alkohol konsumiert wird. Männer die irgendwo in kleiner Runde im Schatten
zusammensitzen und ein Rumflasche kreisen lassen sind kein seltener
Anblick. Ebenso Männer die in die Restaurants der III. Klasse kommen
um sich ihre leere Flaschen wieder auffüllen zu lassen. Wir kommen
gerade vom Playa Ancon (Strand) zurück und kaufen eine paar Käsebrötchen
für das morgen zum Frühstück in einem einfachen Restaurant ein, als
ein älterer Herr hereinkommt, wortlos einen Doppelten Rum hingestellt
bekommt, diesen mit einem großen Schluck hinunterkippt, 2 Pesos auf
die Theke legt und auch schon wieder verschwunden ist. Die ganze Aktion
hat vielleicht 30 Sekunden gedauert ohne daß irgendjemand auch nur
irgendein Wort gesagt hätte! |
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Salsa auf der Treppe: Direkt neben
der Inglesia Parroquial auf der Großen Treppe am Plaza Mayor steigt
jeden Abend die heißeste Party von Trinidad. Sowohl Touristen als
auch Einheimische strömen um 22:00 Uhr hierher um zu den heißen Klängen
der jeweiligen Salsaband zu Tanzen oder einfach nur zuzuhören. Jede
Band spielt etwa eine halbe Stunde bis Stunde bevor sie von einer
anderen abgelöst wird und die Bandmitglieder durch die auf der Treppe
sitzenden Reihen gehen um ihre CDs zu verkaufen oder Trinkgelder einzusammeln.
Auch die einheimischen Tanzlehrer versammeln sich hier um ihre Künste
zu präsentieren, vermutlich in der Hoffnung hier auf einen zahlungskräftigen
Touristen zu treffen, der Salsastunden nehmen möchten. Es ist schwülwarm
und so wird das Tanzen im wahrsten Sinne des Wortes zur Schweißarbeit
und so wischen sich die Tänzer nach jeder Runde den Schweiß fast literweise
von der Stirn. Wir sind an zwei Abenden auf der Salsatreppe und erleben
zweimal eine komplett unterschiedliche Vorstellung. Während am ersten
Abend mehr die Kubaner und insbesondere auch ältere Pärchen, die am
Nachmittag schon in einem Kulturzentrum getanzt hatten, das Publikum
stellen sind am zweiten Abend mehr Touristen hier vor denen eine Animationsgruppe
ihre fest einstudierte Show abzieht. |
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Casa Particulares: Vermutlich ist wildes
Zelten in Kuba nur deswegen noch nicht verboten, weil die Regierung
noch nicht au die Idee gekommen ist, daß es Ausländer gibt, die das
wirklich machen. Obwohl wie anfangs recht nervös waren hatten wir
niemals Probleme, auch wenn wir manchmal wegen der vielen Zäune Schwierigkeiten
hatten, einen Zeltplatz zu finden. So haben wir nicht nur an einsamen
Stränden, Seen oder Bewässerungskanäle gezeltet, sondern auch halb
in Zuckerrohrfeldern oder auf kaum genutzten Wegen. Günstige Hostels
oder Jugendherbergen wie im Rest der Welt gibt es in Kuba nicht, und
so mussten wir in den Städten dann auf die Casa Particulares zurückgreifen.
Casa Particulares sind Fremdenzimmer in Privathäusern, die jedoch
in Devisen (CUC) bezahlt werden müssen. Die günstigen Casa Particulares
gibt es ab 11,- EUR und viele von ihnen haben einen recht hohen Standard
(eigenes Bad, Kühlschrank und Klimaanlage). Der kleine Haken für die
Casabetreiber ist jedoch, daß sie an den Staat eine monatliche Pauschale
von mind. 110,- EUR bezahlen müssen. Ist das Casa ausgebucht ist das
nicht viel, doch wenn nur wenige Touristen kommen kann der Spaß sehr
schnell sehr teuer werden (bei einem Gehalt von 11,- EUR pro Monat).
So ist es denn also auch keine Wunder, daß wir oft von den Besitzern
der Casas angesprochen werden als wir in eine Stadt reinrollen, da
sie vermutlich oft gar keine andere Wahl haben. Wir haben lediglich
in Havanna, Santiago de Cuba, Camagüey und Trinidad in Casa Particulares
genächtigt, doch so richtig warm sind wir eigentlich nur mit unsere
älteren Dame in Havanna geworden. Alle anderen wollten, daß wir immer
auch bei ihnen zu Abendessen sollten, doch das war in unserem Budget
jedoch leider nicht drin. |
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Defekte Toiletten: Oft stoßen wir in öffentlichen
Einrichtungen oder Restaurants auf eine Schild, daß uns darauf hinweist,
daß die Toiletten kaputt wären. Meist hängt dann ein großes handgeschriebenes
Pappschild an der Toilettentüre mit folgender Aufschrift: "Roto, no
se moleste!" "Defekt, belästigen sie uns deswegen nicht!". Die Toiletten
sind natürlich keineswegs defekt was man feststellt, wenn man sie
trotzdem einfach benutz, doch die Angestellten haben einfach keine
Lust sie zu reinigen! |
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Familieneinladung: Während einer kleinen
Pause am Strand macht sich Nadine wie üblich auf die Suche nach schönen
Muscheln. Schnell bekommt sie Gesellschaft von zwei Mädchen, die sie
reichlich versorgen. Die ältere der Beiden hat heute Geburtstag, weshalb
die Familie einen schönen Tag am Strand verbringt. Doch der vielen
Muscheln nicht genug und so bringen uns erst die Mädchen eine eisgekühlte
Coladose und später bringt uns die Mutter (Sonja) noch einen ganzen
Teller voll mit dem leckeren Reisgericht, das sie mitgebracht haben.
Wir unterhalten uns sehr nett mit Sonja und schließlich lädt sie uns
zu sich nach Hase ein. Wir lehnen zunächst ab, da wir der Familie
keinerlei Probleme bereiten wollen (wir hatten gehört daß einem für
das illegale Beherbergen von Ausländern das Haus abgenommen werden
kann und eine horrende Strafe fällig ist), doch Sonja versichert und
mehrmals, daß es da wo sie leben keinerlei Probleme geben würde. Sonja
und ihre Familie leben etwa 40 Km von hier und da wir bereits späten
Nachmittag haben müssen wir uns nochmal mächtig ins Zeug legen, um
heute noch anzukommen, was wir aber im stömenden Regen gerade noch
rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit schaffen. Die Familie lebt
in einem sehr schönem Haus direkt neben der Hauptstraße, doch da wegen
der starke Regenfälle gerade Stromausfall herrscht begnügen wir uns
mit Taschenlampen. Sonjas hat einen elektrische Herd, der natürlich
auch nicht funktioniert, und so bieten wir ihr an, daß wir für die
Familie das Abendessen auf unserem Benzinkocher kochen können. Da
noch von dem leckeren Reisgericht übrig ist besteht Sonja jedoch darauf
erst dieses nochmal aufzupeppen und zu essen. Wir bereiten also im
Taschenlampenlicht das Reisgericht auf unserem Kocher zu, was für
uns zwar Alltag, für die beiden Mädchen aber super spannend ist. Sonjas
Mann hatte sich am Strand etwas zu viel Rum gegönnt und ist immer
noch damit beschäftigt wieder einen klaren Kopf zu bekommen, doch
er leistet uns tapfer Gesellschaft. Als das Abendessen fertig ist,
müssen wir zu unserem Erschrecken feststellen, daß Sonja das Abendessen
ausschließlich für uns zubereitet hat. Sie hätten bereits gegessen
und so weigern sie sich standhaft uns bei der riesigen Portion zu
helfen. Wir wollen die Mädchen nicht aus ihrem Zimmer vertreiben und
so schlagen wir auf der Terrasse unser Zelt auf. Mitten in der Nacht
dann auf einmal Hundegebell und lautes grunzen. Sonjas Mann kommt
aus dem Haus, wurstelt irgendwas herum und anschließend herrscht wieder
Ruhe. Am nächsten Morgen sehen wir dann, daß direkt neben dem Haus
ein großer Schweinestall liegt und erfahren daß es in der Nacht Probleme
mit einem der Schweine gab. Soja bittet uns zwar noch zumindest einen
Tag zu bleiben, doch unsere Zeit auf Kuba neigt sich den Ende zu und
wir müssen noch viele Kilometer radeln um wieder am Flughafen von
Havanna anzukommen, so daß uns leider die Zeit fehlt und wir uns schweren
Herzens wieder auf die Räder schwingen müssen. Ein paar Tage später
macht Nadine aus den gefundenen Muscheln zwei Armkettchen für die
beiden Mädchen, die wir zusammen mit den Photos schicken, doch die
Post hat das Paket geöffnet und die Armkettchen herausgenommen und
nur die Photos an die Familie ausgeliefert! |
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Trinkgeldpolitik: Der internationale Tourismus
und insbesondere die Trinkgeldpolitik bringen das sozialistische System
Kubas ganz schön durcheinander. Insbesondere die Toilettenfrauen an
einigen von vielen Touristen besuchten Orten (wie zum Beispiel an
der Salsatreppe in Trinidad), können so an einem einzigen Tag locker
das verdienen, was ein Chefarzt im Monat verdient!!! Klar könnte man
sich jetzt riesig für die Toilettenfrauen freuen, die ordentlich verdienen,
doch die Konsequenz ist natürlich, daß viele intelligente junge Kubaner
viel lieber in der gut bezahlten Tourismusindustrie als Kellner, Pförtner
oder sonstwas arbeiten oder einfach ins Ausland flüchten, als ihr
geistiges Potential zum Beispiel als Ingenieur einzusetzen! So kann
Kuba, obwohl es zu den Ländern mit einem der besten Bildungssysteme
der Welt gehört daraus kaum Kapital ziehen, da unglaublich viel Wissen,
Talent und Kreativität niemals zum Einsatz kommen. |
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Ohne Worte: |
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Schweinebucht: Den Machtverlust über Kuba und die
Enteignungen der US Firmen wollten die USA natürlich nicht einfach
so hinnehmen und so schickten sie 1961 1500 vom CIA ausgebildete Exilkubaner
nach Kuba. Die 1500 Exilkubaner sollten auf Kuba einen Brückenkopf
bilden in den dann später eine bereits in den USA gebildete Exilregierung
eingeflogen werden sollte, die dann offiziell die USA um Hilfe zur
Befreiung von Fidel Castro und seinen Revolutionstruppen bitten sollte.
So weit so gut, doch nachdem John F. Kennedy (!), der damalige Präsident,
kurz vor der Invasion kubanische Flughäfen bombardieren lies um die
Kubanische Luftwaffe auszuschalten bekam Fidel Castro Wind von der
Sache und rückte unversehens mit seinen Revolutionstruppen aus. Als
die Exilkubaner dann also am Playa Giron in der Schweinebucht anlegten
wurden sie bereits erwartet. Binnen 24 Stunden waren die Exilkubaner
eingekreist und gerade mal 2 Tage später aufgerieben oder gefangengenommen.
Der US Flugzeugträger der bereits vor Kuba lag drehte daraufhin ab
und der Angriff war abgewehrt. |
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Krebse, Krebse, Krebse, ...: Zwischen dem
Playa Giron und dem Playa Larga liegt die Heimat von tausenden von
Krebsen die insbesondere jeden Abend aus ihren Erdhöhlen herauskrabbeln
und sich auf dem Weg zum Meer machen. Dabei müssen sie jedoch die
gefährlich Straße kreuzen, was täglich hunderten von Krebsen zum Verhängnis
wird, obwohl es quasi keinerlei Verkehr gibt. Wir fahren Schlangenlinie
durch die Krebse, die anscheinend nichts hören und nur auf große Bewegungen
reagieren und dann mit weit ausgebreiteten Scheren nach hinten flüchten
und so oft vor uns herrennen. Die Krebse scheinen sich unter anderem
auch von ihren überfahrenen Artgenossen zu ernähren und so werden
sie dann besonders leicht Opfer der wenigen Autos. Eigentlich ist
es ein Wunder, daß wir keinen einzigen Krebs überfahren haben doch
wenn einmal ein Auto vorbeikam ging uns das Krachen der Krebspanzer
schon durch Mark und Bein. Die Straße ist stellenweise komplett mit
toten Krebsen übersät und das rötliche Bankett besteht nicht aus kleinen
Steinchen sondern aus zerbröselten Krebspanzern. Sehr zu Nadines Freude
müssen wir diese Nacht direkt im Krebsland am Strand zelten, wo es
doch eigentlich überall nur so wimmelte von den Krabbeltieren und
überall nur knackt und raschelt. Ich glaube Nadine hat die ganzer
Nacht kaum ein Auge zugetan aus der Angst einer der Krebse könnte
sich durch die Zeltwand beißen. Der nächtliche Toilettengang wurde
natürlich auch gestrichen, denn wer will schon von einem Krebs in
den Hintern gekniffen werden. |
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Noch mehr Krebse: Am nächsten Morgen haben sich die
Krebse dann fast vollkommen wieder in ihre Löcher verkrochen und nur
ein paar ganz mutige sind noch unterwegs. Wir haben Glück und mit
etwas Nachhilfe können wir ein paar sehr schöne nette Aufnahmen von
den Krebsen machen. |
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Badespaß: Nicht überall ist Kuba
mit weißem Sandstrand gesegnet, doch an manchen Felsenküsten gibt
es Leitern mit Hilfe derer man aus dem Wasser wieder auf dieFelsen
klettern kann. So ein Sprung von den Felsen ins herrlich blau leuchtende
Meer hat man zwar nicht alle Tage, doch nach dem x-ten Sprung, bis
wir endlich ein gutes Photo hatten, wurde es dann selbst mit zu viel. |
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Zucker- und Broteinkaufsbummel: Einkaufen
ist auf Kuba zwar immer etwas spannend, doch besonders spannend ist
es immer Brot und Zucker einzukaufen. Brot gibt es zwar auch in normale
Bäckereien, doch dort ist das Brot ist so luftig, daß es keine fünf
Minuten anhält. Zucker gibt es lediglich in einigen wenigen Devisenläden,
so daß Nadine regelmäßig in den Märkchenläden landet (dort wo man
Lebensmittel mit der Lebensmittelkarte kommt). Wenn sie nicht gleich
wieder weggeschickt wurde, was manchmal in Bäckereien vorkam, lief
die Geschichte meist folgendermaßen ab: Nadine betritt mit ihrer Plastiktüte
bewaffnet den Laden da man in den normalen Läden Kubas nur lose Lebensmittel
bekommt und die Transportbehälter selber mitbringen muß. Sowohl bei
Kunden als auch bei den Verkäuferinnen tritt stetsumgehen betretenes
Schweigen ein. Man arbeitet nach der Technik, daß Nadine ja vielleicht
direkt wieder geht, wenn man sie einfach ignorieren. Nachdem
sie erst einmal eine Weile gewartet hat fragt Nadine höflich, ob sie
nicht etwas Zucker kaufen könnte. Das Schweigen hält an, doch nun
tauschen sich die Verkäuferinnen sowohl untereinander als auch mit
den Kundinnen vielsagende Blicke aus. Keiner sagt auch nur ein Wort,
aber es sieht so aus, als ob man abklärt, ob irgendjemand den Mut
hat das Wort zu ergreifen oder ob jemand etwas dagegen einzuwenden
hat, der Ausländerin was zu geben. Irgendwann, es können einige Minuten
verstrichen sein, ergreift eine mutige Verkäuferin meist das Wort
und meint zu ihrer Kollegin: "Na dann gib ihr halt was", woraufhin
diese Nadines Plastiktüte entgegennimmt um in einem Nebenraum verschwindet.
Wieviel wir nun bekommen hängt nun ganz davon ab, was die Verkäuferin
mit der Tüte unter "halt was" versteht, und das kann von einer
zu 1/4 gefüllten Tüte bis zu einer vollen Tüte reichen. Nun folgt
der schwierigere Teil: Nadine will bezahlen! Zunächst wird meist direkt
abgewunken, doch da Nadine die Taktik ja bereits kennt besteht sie
weiterhin darauf zu bezahlen. Es folgt eine weitere Runde betretenen
Schweigens und vielsagender Blicke. Manchmal meint eine der Verkäuferinnen:
"Sie weiß es halt nicht besser"(meinen tut sie damit, daß Nadine nicht
weiß daß man hier mit der Lebensmittelkarte "einkauft"). Doch dank
ihrer Hartnäckigkeit darf Nadine dann meist doch irgendwann zumindest
etwas Geld über die Theke reichen. Einfacher mit dem Bezahlen ist
es jedoch meist bei den Märkchenbäckern, wo der Preis dann aber zwischen
0,002 EUR und 0,03 EUR pro Brötchen erheblich schwanken
kann (670 Brötchen für 1,-EUR bzw. 33 Brötchen für 1,- EUR), je nachdem
ob wir den subventionierten Preis oder den normalen Preis bezahlen
dürfen. |
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258. Wochenbericht 05.05. - 09.05.2008
Route: Varadero, Havana |
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Varadero: Varadero ist Kubas
berühmtester Ferienort mit 50 Hotels und Ferienresorts mit insgesamt
über 15.000 Betten, die sich am 20 km langen Sandstrand mit herrlich
klarem Wasser auf einer Halbinsel 130 Km östlich von Havanna angesiedelt
haben. Eröffnet wurde der Bauboom in dem 1887 von einer zehnköpfigen
Fischerfamilie gegründeten Varadero 1930, als ein US Industrieller
sich dort einen Landsitz für 338.000 $ bauen lies. Es folgten weitere
wohlhabende Amerikaner und so wurde Varadero in den 1950ern kubanisches
Seebad und stieg damals zum beliebtesten Ferienziel in der Karibik
auf. Nach der kubanischen Revolution, im Zuge derer der internationale
Tourismus in Ungnade gefallen war, viel Varadero in einen Dornröschenschlaf,
nur um 30 Jahre später wieder wie Phönix aus der Asche aufzusteigen.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach wegen Devisenmangel in
Kuba eine Wirtschaftskrise aus, und der Tourismus in Varadero trug
maßgeblich zu einer Verbesserung der Situation im ganzen Lande bei.
Heute wird Varadero jährlich von über 1 Mio. ausländischen Touristen
besucht. |
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Klopapier: Wir treffen eine Amerikaner der sich schwer damit
tut zu verstehen, dass wir eigentlich fast immer wild zelten und schliesslich
bietet er uns von seinem gutem weichem Klopapier aus den USA eine
Rolle mit den Worten: "Dann müsst ihn nicht immer Blätter nehmen."
an. |
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Schnorcheln und Tauchen: Ein paar Kilometer
vor den Toren von Varadero liegt der Playa Roca, ein kleiner Strandabschnitt,
der dank eines vorgelagerten Korallenriffs ein beliebter Platz zum
schnorcheln ist. Wir leihen uns also bei dem kleinen Restaurant eine
Schnorchelausrüstung aus und machen uns auf um die Unterwasserwelt
zu entdecken. Witzigerweise gibt es auch einige Tauchfirmen, die ihrer
Kunden aus Varadero hierher zum Tauchen bringen, doch da das Wasser
hier sehr flach ist, können wir neben den Fischen nun auch noch die
Taucher beobachten, die etwa 1-3m unter uns die gleichen Fischen bewundern
wie wir. Mit dem Voranschreiten der Ebbe wird das Wasser jedoch immer
flachen, und schließlich treiben dann auch die Taucher an der Oberfläche.
Irgendwie ein lustiger Anblick. |
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Ochsen alleine unterwegs: Während wir uns
gerade einen der steilen kubanischen Berge hochquälen kommen uns zwei
Ochsen entgegen die einen Baumstamm bergab ziehen. Eigentlich nichts
ungewöhnliches, doch in diesem Fall ist von dem Besitzer der Ochsen
weit und breit keine Spur zu entdecken. Wir sind erstaunt,, daß die
Ochsen völlig ohne Aufsicht so wie ein gut dressierter Hund auf direktem
Weg den großen Baumstamm nach Hause schleifen. Anscheinend können
die Ochsen unsere Gedanken lesen, denn etwa 50m unterhalb von uns
legen sie unvermittelt eine Pause ein, um etwas Gras zu fressen. Wir
radeln weiter und erst 10 Minuten später treffen wir schließlich auf
die Eigentümer der Ochsen, Holzfäller, die gerade mit einem anderem
Ochsenpaar einen weiteren Baumstamm ins Tal transportieren. |
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Operation Milagro: Unter dem Namen Operation
Milagro hat Kuba in den letzten Jahren eine Art Medizintourismus ins
Leben gerufen. Im Gegenzug für politische Rückendeckung oder für Oel
wie im Falle von Venezuela, koennen sich hier arme Bürger aus anderen
lateinameikanischen Ländern kostenlos insbesondere an den Augen operieren
lassen! Dises Angebot hat Fildel Castro übrigens auch den USA gemacht,
doch dies war vermtlich eher ein politischer Schachzug. |
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Sozialismusschule: Die Art und Weise mit
Kunden umzugehen ist in Kuba zuweilen eine ganz spezielle und manchmal
haben wir den Eindruck, daß es irgendwo eine Sozialismusschule geben
muß, in der man all die kleinen Feinheiten und Kniffe lernt. Die "Wir
ignorieren sie einfach, vielleicht gehen sie ja dann von selber wieder"
Methode kennen wir ja bereits aus Märkchenläden und Bäckereien. Eine
weitere wichtige Taktik ist die "Immer schön einen Kunden nach dem
anderen bedienen". Ungewöhnlich wird die Sache erst dann, wenn z.B.
ein Pizzabäcker auch Erfrischungsgetränke verkauft. D.h. wenn die
Person vor einem eine Pizza bestellt hat und der Pizzabäcker die Pizza
gerade in den Ofen geschoben hat, hat er natürlich keine Zeit so lange
bis die Pizza fertig ist ein paar Getränke zu verkaufen oder Bestellungen
etgegen zu nehmen, sondern er muß erst darauf warten bis die Pizza
fertig ist, um sich dann voll dem nächsten Kunden widmen zu können.
Übertroffen wurde in dieser Hinsicht so mancher Pizzabäcker jedoch
noch von den Angestellten einiger Supermärkte. Highlight war hier
ein Supermarkt in dem an einem extra Schalter auch Schreibwaren verkauft
wurden. Nadine wollte lediglich schnell eine CD kaufen und hatte auch
nur eine Kundin vor sich, als plötzlich ein Karton angeliefert wurde.
Es gab zwei Verkäuferinnen und so nahm eine von ihnen den Karton entgegen
um ihn trotz langer Schlange umgehend auszupacken. Wareneingang ist
jedoch etwas ganz besonders wichtiges und so stellte die andere Verkäuferin
umgehend ihr Verkaufsgespräch mit ihrer Kundin ein, nur um ihrer Kollegin
beim Auspacken zuzusehen. Das Paket war zwar nicht riesig, doch ein
Wareneingang muß natürlich ganz gewissenhaft gemacht werden und so
zog sich das Auspacken in die Länge. Doch statt ihrer Kollegin zu
helfen begnügte sich die zweite Verkäuferin lediglich damit sie zu
beobachten. Nach 20 Minuten war das Paket dann jedoch "leider"
ausgepackt und während sich die eine Verkäuferin nun wieder ihrer
Kundin zuwendete benötigte ihre Kollegen nun natürlich erst einmal
eine Pause! Für die mittlerweile in einer riesigen Schlange wartenden
Kubaner schien dies jedoch das normalste der Welt zu sein. Vermutlich
ist diese Gelassenheit auch eine der Gründe für die hohe Lebenserwartung
der Kubaner! |
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Geburtstagsfeier: Direkt vor den Toren
Havannas verbringen wir einen letzten Nachmittag am Strand und gerade
als wir fahren wollen sehe ich einen herrlichen alten Amischlitten
unter einer Palme am Strand stehen. Ich mache ein paar Photos und
bitte schließlich noch Nadine noch sich mit ihrem Rad neben das Auto
zu stellen um das "perfekte Photo" schießen zu können. Gerade als
Nadine sich auf den Weg macht kommt der Besitzer das Autos. Juan freut
sich riesig, daß uns sein Auto gefällt und so will er nun natürlich
mit aufs Photo. Leider verschwindet nun die Sonne hinter einer Wolke,
doch wir kommen nun mit Juan ins Gespräch. Juan hat heute Geburtstag
und feiert ihn mit seiner Familie hier am Strand. Vermutlich gibt
es auf Kuba noch nicht einmal Kindergeburtstage ohne Rum und so ist
es kein Wunder, daß Juan jetzt am späten Nachmittag bereits volltrunken
ist. Doch der Alkohol tut seiner Freundlichkeit und Offenheit keinerlei
Abbruch. Er möchte uns zwar gerne in sein Haus zum übernachten einladen,
doch so nahe an der Hauptstadt möchten wir nun wirklich niemandem
Schwierigkeiten bereiten so daß wir dankend ablehnen. Juan vermutet,
daß wir nur deshalb ablehnen, da wir vermuten daß er dann Geld von
uns haben wolle. So erklärt er uns umgehend, daß er keinerlei finanzielles
Interesse an uns habe und er nur an unserer Freundschaft interessiert
wäre. Nun ist Juan in seinem Element und obwohl sich seine Zunge schwer
tut, seine Gedanken in Worte zu fassen erklärt er uns, daß er Automechaniker
in seiner eigenen kleinen Werkstatt sei. Er würde so zwar nicht viel
Geld verdienen, aber er wäre trotzdem sehr stolz. Fast verächtlich
meint er nun, daß es heutzutage jedoch immer mehr Kubaner gebe, die
weder arbeiten noch kämpfen wollen, doch er sei keiner von ihnen.
Juan ist ein witziger freundlicher Kubaner mit dem Herz am rechen
Fleck und so bedauern wir, daß wir ihn nicht schon ein paar Stunden
früher getroffen haben. |
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Häuser tauschen: Einen freien Wohnungsmarkt
gibt es in Kuba nicht und wenn einer in einen andere Stadt umziehen
will, dann geht es quasi nur wenn er dort einen Platz zum wohnen hat.
Umziehen kann man so also nur an einen Ort, an dem man Familie oder
Freunde hat, die einen bei sich einziehen lassen, oder wenn es an
dem Ort an den man ziehen will jemanden gibt, der dort wohnen will
wo man selbst herkommt und so bereit ist, seine Wohnung zu tauschen. |
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Hemmingway: Das Haus in dem Ernest Miller Hemmingway
von 1939 - 1960 lebte liegt heute immer noch in einem Vorort von Havanna.
Das von einem kleinen Park umgebene Haus liegt idyllisch auf einem
Hügel und von einem kleinen Türmchen aus kann man sogar das Meer sehen.
Das Haus wurde quasi exakt so gelassen wie es Hemmingway seinerzeit
verlassen hatte, bevor er nach Spanien ging und schließlich kurz darauf
Selbstmord verübte. Das Haus ist modern eingerichtet (insbesondere
für damalige Zeiten), wirk aber nicht übertrieben prunkvoll. Hemmingway
liebte Bücher und letztendlich ging ihm für seine 9000 Bücher umfassende
Bibliothek der Platz aus, so daß er sogar Bücherregale im Bad hatte.
Neben den vielen Büchern kann man aber auch heute noch seine Jagdtrophäen
von seinen Großwildjagdreisen nach Afrika und viele Gemälde von Stierkampfszenen
sehen während imer noch Musik aus dem Originalradio dudelt.. Da Hemmingway
fast immer Gäste hatte ist der Tisch auch heute noch stets für 3 Personen
gedeckt, gerade so also würde man erwarten, daß der Schriftsteller
jeden Moment um die Ecke biegen könnte. Ferner hatte der Schriftsteller
auch den Ruf sehr trinkfest zu sein und so gibt es auch heute noch
einigen Bars in Havanna die sich rühmen, daß der berühmte Schriftsteller
hier viele Nächte durchgezecht habe. Hemmingway liebte auch die Hochseefischerei
und sein Boot die Pilar lag in dem benachbarten Fischerdorf Cojimar
vor Anker. In Cojimar lebte übrigens auch der Fischer Gregorio Fuentes,
der als Vorbild zum Hemmingsway berühmtesten Roman "Der alte Mann
und das Meer" diente. Als Hemmingway für diesen Roman schließlich
den Literaturnobelpreis erhielt wurde er von einer Brauerei aus Havanna
zu einem Empfang zu seinen Ehren eingeladen. Hemmingway, der gerade
den Erfolg mit "seinen Fischern" feierte und diese nicht verlassen
wollte nahm sie kurzerhand alle mit auf den Empfang, was sie ihm bis
heute noch hoch anrechnen. Im Garten kann man auch die Pilar bewundern,
die gerade von einigen Schreinern renoviert wird. Als ich ankomme
sitzen die 4 Schreiner gerade nebeneinander auf der Bank im Heck des
Bootes, so wie auf dem berühmten Photo von den Bauarbeiter bei ihrer
Mittagspause auf einem Stahlbalken eines Wolkenkratzers hoch über
New York. Jeder von ihnen hat eine andere Biographie Hemmingways in
den Händen und begeistert wie die kleinen Kinder zeigen sie sich gegenseitig
insbesondere die Photos von Hemmingways Abenteuer und Erfolgen beim
Hochseefischen und bei der Großwildjagd. Dies ist eine der vielen
Momente auf unserer Reise wo ich lediglich ein Photo mit der Herzkamera
mache, da der normale Photo alles zerstören würde. |
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Fahrradrikschas: Teilweise bis zu 3 Passagieren
transportieren die Radler der Fahrradrikschas und sind dabei keineswegs
viel langsamer als wir. Wir sind absolut fasziniert, insbesondere
da die Stahlrosse mit ihren Motorradreifen und meist ohne Gangschaltung
alles andere als Rennmaschinen sind! |
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Friseur: Kurz vor dem Abflug
gehe ich in Havanna nochmal schnell zum Friseur und wie auf der ganzen
Welt ist der Friseur auch auf Kuba ein beliebter Ort um Neuigkeiten
und Lebensweisheiten auszutauschen. Als gerade meine Haare geschnitten
bekomme kann ich so einer angeregten und leidenschaftlich geführten
Diskussion lauschen, die sich darum dreht, ob nun die Arbeit als Tabakbauer
oder als Zuckerrohrbauer die härteste Arbeit in der Landwirtschaft
sei. Letztendlich gewinnt die Tabakfraktion jedoch die Oberhand. Fast
hätte ich eingeworfen, daß die Arbeit der Bankettmäher sicherlich
den anderen beiden an Härte in nichts nachstehe, jedoch um ein wesentliches
monotoner und langweiliger sei, doch letztendlich behalte ich meine
Meinung für mich. Denn was weiß denn schon ein Ausländer! |
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Abschied aus Havanna: Unser Flug geht in
den frühen Morgenstunden und da wir etwa 2 Stunden brauchen um vom
Stadtzentrum zum Flughafen zu radeln beschließen wir dies am Vorabend
zu machen, wo wir zu Not noch ein paar Passanten nach dem Weg fragen
können. 1 Km vor dem Flughafen finden wir dann auch einen Zeltplatz
wo wir die Nacht verbringen. Gegen 4:00 Uhr stehen wir dann auf, packen
unsere Sachen und radeln zum Flughafen, wo wir unsere gesamte Ausrüstung
und die Räder in zwei Radkartons und vier Taschen verpacken. Zunächst
sieht es noch nach Problemen mit den Rädern da die Dame am Check In
meint, sie wären zu groß, doch da der verantwortliche am Check In
keine Lust hat sich mit uns und den Rädern zu beschäftigen wird letztendlich
alles ohne vorher gewogen geworden zu sein eingecheckt! Irgendwie
war die Dame am Check In jedoch so mit den Rädern beschäftigt, daß
Nadine und ich getrennte Sitzplätze haben, obwohl das Flugzeug nicht
einmal halb voll ist. Nun geht es für uns weiter nach Mittel und Nordamerika,
dem letzten Kontinent unserer Reise! |
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I
Broschüre über
unsere
Weltreise!
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