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IRAN: 25.04. - 30.05.2001Route: Maku, Tabriz, Ardabil, Astara, Rasht, Qazvin, Teheran, Qom,
Esfahan, Yazd, Kermen, Shiraz, Kerman, Zahedan, Mir Javeh Distanz: 2375 Km
Höhenmeter: 10965 m Vorwort: Salam (Friede), so begrüßt man sich im Iran! Wüste, Wüste
und nochmals Wüste, das ist wohl das was den meisten Europäern zum Iran
einfällt. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Gerade der Norden und die
Region ums Kaspische Meer erinnern fast an zu Hause, alles ist grün. Sogar
in den Wüstenstädten gibt es durch Bewässerungssysteme überall wunderschöne
grüne Parks, die einen Vergleich mit den deutschen Parkanlagen nicht zu
scheuen brauchen. Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft ist unbeschreiblich,
man muß Sie einfach selbst erleben!!! Frauen im Iran: Trotz, oder gerade weil die Frauen von der Regierung
unter Kopftuch und Umhang gezwungen werden, sind Sie wahrscheinlich die
weltoffensten islamischen Frauen. In all den anderen islamischen Ländern
waren die Frauen eher zurückhaltend, aber hier werden wir ständig von
ihnen angesprochen, mit Keksen beschenkt oder sogar eingeladen. Als Zeichen
das frau eigentlich kein Kopftuch tragen will, zeigen viele Frauen
Haar, und bei einigen sitzt das Kopftuch sogar soweit hinten, daß es eher
an ein Wunder grenzt, daß es nicht herunter rutscht. Auch der normalerweise
weite schwarze Umhang wird von einigen Frauen gegen einen bunten engen
Umhang getauscht, so daß er eher figurbetonend, als verhüllend wirkt.
Und zu guter Letzt das sogar für uns kaum vorstellbare: Frauen die sich
in ein bereits mit vier fremden Männern voll besetztes Sammeltaxi quetschen,
scheint hier völlig normal. Wie bereits bei jedem anderen Grenzübertritt in oder aus
der Türkei war es auch diesmal wieder regenerisch, so daß wir wieder in
Gummistiefeln ausreisten. Kaum waren wir ein paar Kilometer weit in den
Iran geradelt wurde es auch schon wärmer. Obwohl wir hier immer noch über
1300m über dem Meer waren, war die Vegetation hier schon wesentlich fortgeschrittener
als noch in der Türkei. Die Bäume trieben bereits kräftig Blätter, und
auf den Wiesen blühten die Blumen. Am Ende unseres 2. Tages trafen wir
dann einen iranischen Rennradfahrer in kurzen Radhosen , den im Windschatten
eines Lkw an uns vorbeirauschte. Nachdem er uns sah hielt er sofort an,
um mit uns gemeinsam den Berg, an dem wir waren, hochzuradeln. Als wir
dann oben auf dem Pass ankamen lud er uns in den Laden eines Freundes
auf eine Tasse Tee ein. Leider hat er genau in dem Moment seine lange
Radhose angezogen, als wir ihn fragten, ob wir ein Bild machen können.
Ein Iraner in kurzen Hosen ist nämlich wirklich etwas außergewöhnliches
(normalerweise müssen hier Männer lange Hosen tragen)! Bereits das neuseeländische Ehepaar,
das wir in der Türkei trafen, hatte uns einen Radladen in Tabriz empfohlen,
dessen Besitzer, Saheed Mohammed, auch der Schrauber der iranischen Radnational-mannschaft
ist. Als wir an dem Laden ankamen hatten wir gerade noch genügend Zeit
die Packtaschen von Nadines Rad abzumachen, bevor es auch schon durchgecheckt
wurde. Inzwischen wurden wir mit Keksen und etwas zu trinken versorgt.
Ehe wir uns versahen hatte der Mechaniker, der sich um Nadines Rädchen
kümmerte, auch schon die Federgabel gefettet, die Bremszüge ausgetauscht
(die Bremsen gingen wirklich schwer) und die Kette mit Waschbenzin komplett
gereinigt (kann man nach 13000 Km ja auch mal machen). Nachdem Nadines
Rad komplett gemacht war waren sie schon ganz gierig darauf, auch mein
Rad zu machen. Als Cannondalehändler hatten sie natürlich eine besondere
Freude daran, ein Cannondale Fahrrad zu pflegen. Auch bei mir wurden die
Bremszüge gewechselt und die Kette gereinigt. Zusätzlich reparierten sie
auch noch mein Schutzblech, das bei einer unserer Lkw-Fahrten abgebrochen
war. Nachdem dann alles gerichtet war und es ans Bezahlen ging, kam die
große Ernüchterung! Wir durften keinen einzigen Cent (oder Rial wie die
Währung hier heißt) bezahlen! Ich versuchte Saheed dann wenigstens etwas
Geld zu geben indem ich daraufhin versuchte ein paar Hosengummis zu kaufen,
doch auch die durften wir nicht bezahlen. Natürlich war uns die Sache
mit den Hosengummis dann super peinlich (nach dem Motto: Na wenn es schon
nichts kostet, dann nehmen wir die halt auch noch mit!!!) und wir legten
sie wieder zurück. Leider half das auch nichts, denn nun wurden sie uns
nachgetragen. Zum Glück hatten wir in der Türkei ein paar Photos nachmachen
lassen und als Zugabe von dem Photogeschäft ein Bild von uns (das von
der Startseite) im Format DIN A4 bekommen. Zumindest das haben sie als
Dankeschön und zur Erinnerung angenommen. Als wäre das alles nicht schon
genug des guten gewesen, lud uns der Mechaniker, der unsere Fahrräder
repariert hatte, auch noch zum Mittagessen ein! Gemeinsam mit einem Mitglied
der iranischen Karatenationalmannschaft, der zufällig auch in dem Radladen
war und als einziger englisch sprach und so als Übersetzter fungierte,
ging es dann in eine Pizzeria. Eigentlich hatte uns der Mechaniker auch noch eingeladen, daß wir bei
ihm übernachten könnten, doch wir wollten die Gastfreundschaft wirklich
nicht überstrapazieren. Also entschieden wir uns ein Hotel zu nehmen.
Wir waren gerade mal ein paar Meter von Radladen weggekommen, als wir
von zwei sehr gut deutsch sprechenden, lustigen älteren Iranern angesprochen
wurden. Sie meinten, daß wir hier in Tabriz eigentlich kein Hotel bräuchten.
So wie die Iraner könnten wir auch problemlos im Stadtpark zelten. Der
Stadtpark war mit Erholungsuchenden leider komplett übervölkert, so daß
wir uns doch auf die Suche nach einem Hotel machten. Die beiden ersten
Hotels hatten leider keine freien Doppelzimmer mehr. Wir wollten gerade
vor dem zweite Hotel aufbrechen, als zwei Jungs mit Fahrrädern kamen und
uns anboten, uns zu einem weiteren Hotel zu bringen. Leider meinten sie
es zu gut mit uns und da das Hotel unsere Reisekasse gesprengt hätte,
ging es weiter auf die Suche. Nun gesellte sich noch ein älterer Iraner
zu unserem Hilfstrupp, und ein paar Meter weiter schloß sich noch ein
weiterer Gehilfe an (ein Geologe und der Erste der richtig englisch sprach).
Das nächste Hotel war eigentlich nur ein 200m weiter entfernt gelegen,
doch das war ausreichend, um unseren Hilfstrupp um noch zwei weiter Jungs
zu verstärken. So stürmten wir letztendlich mit 6 iranischen Gehilfen
das Hotel und ob unserer Übermacht war es dann auch kein Problem, ein
günstiges Zimmer (3,- € für ein DZ) zu bekommen. Da die Wegstrecke und
somit auch die Zeit zwischen den beiden Hotels recht knapp bemessen war,
stürmten nun alle unsere 6 Helfer gleichzeitig mit Fragen auf mich ein.
Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, um alle Fragen zu beantworten
und daneben auch noch unsere Visitenkarten zu verteilen, während Nadine
im Nebenzimmer saß und sich zusammen mit den Hotelbetreibern köstlich
über das Treiben amüsierte. Nach einer ganzen Weile hatten die Hotelbetreiber
dann aber Erbarmen mit mir und scheuchten, bis auf den Geologen, alle
unsere Helfer aus dem Hotel. Als kleines Dankeschön für unseren Radservice ließen wir
noch 2 Bilder nachmachen, die wir während unserer Fahrradreparatur gemacht
haben. Um sie zu übergeben fuhren wir am nächsten Morgen noch einmal zu
Saheed und seinem Team. Kaum wieder da hatten wir auch schon wieder eine
Tasse Tee in der Hand und wurden direkt den anwesenden Nationalmannschaftsfahrern
vorgestellt. Anscheinend hatte es sich sehr schnell rumgesprochen, daß
wir in dem Radladen waren, denn ein paar Minuten später wurde ich ans
Telefon gerufen und ein Iraner fragte mich auf Deutsch, ob wir Hilfe bräuchten.
Kaum hatte ich ihm erklärt, daß alles bestens ist, hatte einer der Mechaniker
auch schon den deutschsprachigen Iraner geholt, den wir bereits am Vorabend
getroffen hatten (der mit der Zeltempfehlung im Stadtpark). Das Tüpfelchen
auf dem "i" war dann noch ein weiterer Anruf zu dem ich gerufen wurde,
bei dem mich nun jemand auf englisch fragte, ob wir denn wirklich keine
Hilfe benötigen würden. Um nicht die ganze Stadt in Aufruhr zu versetzten
verabschiedeten wir uns nun endgültig und wollten ins Internetcafe fahren.
Doch auch hier hatten wir nicht mit der Fürsorge der Iraner gerechnet.
Der Mechaniker, der uns bereits am Vortag zum Essen eingeladen hatte,
lieh sich nun das Fahrrad seines Chefs und brachte uns direkt bis vor
ein Internetcafe. Erst nachdem er uns aber noch mit etwas zu trinken und
einer Packung Bonbons versorgt hatte, verabschiedete er sich von und und
wir waren wieder auf uns alleine gestellt. Geplättet von dieser unglaublichen
Hilfsbereitschaft haben wir uns natürlich gefragt, wie wir es ohne sie
überhaupt bis in den Iran geschafft haben. :-))) Bereits in Tabriz trafen wir einen Holländer im Internetcafe,
der mit zwei seiner Freunde ebenfalls mit dem Bike auf großer Reise ist.
Sie starteten vor zwei Monaten in Beirut und sind nun über Turkmenistan,
Usbekistan und Kirgistan auf dem Weg nach China. Später erwarten sie noch
zwei weitere Freunde mit denen sie gemeinsam einen 7000er in Kirgistan
besteigen wollen. Wir verließen Tabriz einen halben Tag vor ihnen und
am 3. Tag hatten sie uns dann eingeholt. Wie hatten an dem Tag wieder
mal starken Gegenwind und waren gerade dabei uns etwas zu erholen, als
sie angerauscht kamen. So rafften wir uns also wieder auf um die letzten
Höhenmeter auf einen kleinen Paß zu erklimmen, bevor es eine rasante Abfahrt
zu Kaspischen Meer hinunterging. Die Jungs strotzten nur so von Kraft,
so daß wir alle Mühe hatten ihnen zu folgen. Nachdem wir die letzten Höhenmeter
mühsam erklommen hatten, ging es durch einen Tunnel in ein wunderschönes
Tal. Überall waren saftige grüne Wiesen und wunderschöne Laubwälder. Wir
konnten uns gar nicht sattsehen an dem üppigen Grün. Leider hatten die
Jungs keine sehr romantische Ader, so daß wir anstatt die herrliche Natur
zu genießen im Eiltempo ins Tal rauschten (45 Km 1300Hm). Am Kaspischen
Meer trennten sich unsere Wege jedoch wieder, da die Jung sich ein Hotel
zum übernachten suchten, während wir nach ein paar Einkäufen das Grenzstädtchen
Astara (Grenze zu Aserbeidjan) wieder verließen um uns einen Zeltplatz
zu suchen. Wir waren an diesem Morgen gerade mal
die erste 20 Km entlang der Küste des Kaspischen Meeres (übrigens der
größte Salzsee der Welt) geradelt, als wir in einem kleinen Ort unsere
Keksvorräte etwas auffrischen wollten. Wir hatten gerade unsere Einkaufe
erledigt, als ein junger Mann (Yaser) auf uns zugestürzt kam und uns vehement
zum Mittagessen in sein Haus einlud. Zum Mittagessen war es zwar noch
etwas früh, aber eine Einladung auf eine Tasse Tee nahmen wir gerne an.
Bei Yaser zu Hause erfuhren wir dann, daß wir nach ein paar Norwegern
und ein paar Holländern bereits die dritten Reiseradler waren, die er
bei sich zu Gast hatte. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und so
nahmen wir nach gut einer Stunde die Übernachtungseinladung schließlich
an (eigentlich hätten wir an dem Tag noch mind. 50 Km radeln müssen, da
unser Visum nur 4 Wochen gültig ist und wir über 2000 Km im Iran radeln
müssen). Den Nachmittag verbrachten wir bei einem gemütlichem Spaziergang
am Strand. Nun bat uns unsere Gastgeber, ob wir ihm und seiner Familie
nicht vielleicht zeigen könnten, wie man in Deutschland kocht. Also stellten
wir erstmal ein kleines Menü zusammen und besorgten die fehlenden Zutaten,
bevor es ans Kochen ging. Als Vorspeise kochten wir eine Kartoffelsuppe
. Als Hauptspeise bereiteten wir Spagetti mit Tomatensauce (Sauce mit
frischen Tomaten und leicht scharf) und zum Nachtisch sollte es Pudding
geben. Dummerweise hatte der Gasherd etwas wenig Power, so daß es bereits
eine halbe Stunde dauerte, den Liter Milch für den Pudding zum kochen
zu bringen. Noch verheerender war dann die Zubereitung der Spaghetti.
Als nach einer kleinen Ewigkeit das Wasser endlich kochte und die Spaghetti
endlich im Topf waren, kochte soviel Stärke aus den Nudeln, daß wir im
Nu eine erstklassige dicke Nudelschleimsuppe hatten, wobei die Nudeln
alle aneinander klebten. Zum Glück intervenierte hier Yasers Mutter und
zauberte einen sehr großen Topf aus irgendeinem Winkel der Küche. Wir
füllten alles um gaben noch jede Menge Wasser hinzu und entwirrten den
Spaghettiklumpen mit viel Geduld. Währen unsere Kartoffelsuppe sehr gelobt
wurde fand unsere leicht scharfe Tomatensauce sehr wenige freudige Abnehmer.
Erst jetzt erfuhren wir, daß es unsere Gastgeber überhaupt nicht gewohnt
waren scharf zu essen (nicht einmal leicht scharf). Glorreiche Ausnahme
war der Cousin der Familie der gleich mehrere Teller nacheinander verschlang.
Versöhnt haben wir dann alle jedoch wieder mit unserem Pudding. Wir hatten
zwar vorsorglich schon 2 Portionen gekocht, doch auch die waren schneller
gegessen als wir schauen konnten. Der Mutter von Yaser schmeckte der Pudding
so gut, daß sie sogar die Schüssel ausschleckte. Der Cousin von Yaser
hatte seine Videokamera mitgebracht, so daß unsere Kochaktion sogar noch
für die Ewigkeit festgehalten wurde. Nach dem Abendessen wurde Yaser dann
richtig munter und legte zusammen mit seiner Tante und dem Cousin eine
heiße Sohle auf das Parkett. Getreu dem Motto "Schuster bleib bei deinen
Leisten" drückten wir uns standhaft und erfolgreich vor einer deutschen
Tanzvorführung. Sind ja auch schließlich wilde Radfahrer und keine Ballettänzer! Immer wenn wir versuchten uns den Iran
vorzustellen dachten wir, daß wir es dort fast ausschließlich mit Wüste
zu tun bekommen. So waren wir denn auch völlig überrascht, daß in den
Bergen des Iran sogar über 2000m oftmals noch saftige grüne Wiesen zu
finden sind, die man eher in Schottland vermutet hätte als hier. Völlig
fasziniert waren wir dann von den Bergen am Kaspischen Meer. Die Berge
waren mit wunderschönen Laubwäldern bewachsen, die einen Vergleich mit
den Wäldern in Deutschland nicht zu scheuen brauchen. Neu war für uns
auch, daß im Iran am Kaspischen Meer Reis angebaut wird. Oft fuhren wir
kilometerlang an Reisfeldern vorbei, auf denen die Bauern gerade damit
beschäftigt waren den Schlamm umzupflügen, während die Bäurerinnen bis
zu den Knien imWasser standen, um die kleinen Reispflanzen auszusetzen.
Da die Berge vom Kaspischen Meer binnen weniger Kilometer bisüber 2000m
ansteigen (wobeieshier auch 4000er und 5000er gibt) regnen sich alle von
Norden kommenden Wolken an dem schmalen Küstenstreifen ab.
Vom Kaspischen Meer ging es dann wieder
in die Berge. Die ersten 50 Km strotzten noch nur so von üppigem Grün
doch nach und nach wurde es wieder karger. Neben den 1600 Höhenmetern
die wir wieder nach oben strampeln mußten war die Straße dazu auch noch
sehr stark befahren. Vor allem die vielen Lastwagen mit ihren schwarzen
Rußwolken machten uns etwas zu schaffen. Normalerweise freuen wir uns
ja, wenn wir in einem Tunnel durch den Berg fahren können statt oben drüber,
doch hier war es leider etwas anders. Die Tunnel führten bis zu einem
Km durch dem Berg. Auch das ist normalerweise nichts schlimmes, doch die
Tunnel hatten teilweise keine Beleuchtung und viele der Lkw- und Autofahrer
hielten es nicht für nötig ihr Licht einzuschalten. Am schlimmsten war
jedoch die Tatsache, dass die Tunnel keine Belüftung hatten und der ganze
Dieselqualm keine Lust hatte von selbst aus dem Tunnel zu entweichen.
So quälten wir uns mühsam durch die bergauf führenden Tunnel. Jedesmal
wenn wir das Ende eines Tunnels erreichten, legten wir eine Pause ein,
um wieder etwas frische Luft in unsere Lungen zu pumpen. Laut der Information, die wir sowohl
von unserem Radreiseführer als auch von den Radlern, die wir trafen, hatten
sollte man um Teheran einen möglichst großen Bogen machen, da die relativ
junge Stadt nicht viel mehr als ein unglaubliches Verkehrschaos zu bieten
haben soll. Sandra (die Bekannte die uns bereits in der Türkei besucht
hatte) hatte uns jedoch ein paar Ausrüstungsteile bei einer Familie hinterlegt,
so daß wir nicht umhin kamen nach Teheran zu fahren. Zumindest in puncto
Verkehrschaos waren unsere Informationen absolut richtig. Bereits kilometerweit
vor der Stadt gab es nur noch eine 6-spurige Schnellstraße auf der alles
Richtung Zentrum raste. Auch an den meisten größeren Kreuzungen gab es
weder Ampeln noch Polizisten die den Verkehr Regelten und somit hatte
stets der Mutigste Vorfahrt. Wollte man eine Kreuzung überqueren galt
es einfach irgendwann darauf loszufahren, in der Hoffnung, daß der querkommende
Verkehr schon irgendwann anhält. Auch die Bedeutung eines Blinkers scheint
hier völlig unbekannt und so fährt hier alles kreuz und quer. Besondere
Vorsicht ist vor den vielen Sammeltaxis geboten, die immer, wenn sie irgendwo
einen Kunden vermuten, unvermittelt rechts ausscheren und Anhalten. Nicht
nur einmal mußten wir so eine Vollbremsung hinlegen um nicht mit einem
der Sammeltaxis zusammenzustoßen. So erreichten wir dann völlig erschöpft
das Zentrum von Teheran. Wir hatten bereits einige Tage keine Gelegenheit
unsere Klamotten zu waschen und so entschieden wir uns erst einmal in
ein Guesthouse (günstiger als Hotels) zu gehen, um uns und unsere Bekleidung
wieder in einen salonfähigen Zustand zu versetzten. Während es bisher
immer sehr unkompliziert war ein günstiges Hotel zu finden irrten wir
die erste Stunde zunächst durch Teheran ohne ein einziges Hotel zu finden.
Zum Glück trafen wir dann Arash. Er sprach sehr gut deutsch und arbeitete
für eine Taxizetrale. Nachdem er uns in einem Internetcafe die Adresse
unserer Gastfamilie auf Farsi (die Amtssprache im Iran) aufgeschrieben
und eine Wegeskizze angefertigt hatte zeigte er uns auf unserer Karte
noch die Gegend, in der sich die günstigen Hotels und Guesthouses befanden.
Die nächsten beiden Stunden verbrachten wir dann damit ein passendes Zimmer
zu suchen. Als erstes gerieten wir an ein 1 Sterne Hotel, das uns jedoch
zu teuer war. Das nächste Guesthouse lag am Khomeyni Platz und war sogar
noch etwas teuerer, so daß wir uns weiter auf die Suche machten. Der Manager
im 3. Hotel erklärte und daß er leider keine Touristen aufnehmen dürfe
(wegen der Polizei), zeigte uns jedoch den Weg zu einem weiteren Guesthouse.
Dort meinte der Mann einfach er sei bereits voll belegt und er habe kein
Zimmer für uns. Auch bei einer kurzen Diskussion mit zwei seiner Kollegen
die vermutlich meinten er solle uns doch ein Zimmer geben (das Guesthouse
wirkte keinesfalls voll) ließ er sich nicht erweichen. Das nächste Guesthouse
verlangte dann gleich einen etwas unverschämten Preis für ein Zimmer während
das 6. Guesthouse wieder keine Touristen aufnahm. Etwas genervt radelten
wir also zu dem 1 Sterne Hotel zurück, doch das war mittlerweile vollkommen
belegt. Zum Glück hatte das Guesthouse am Khomeyni Platz aber noch ein
Dreibettzimmer für uns frei. Auch wenn es etwas teuerer war, waren wir
heilfroh endlich ein Zimmer zu haben. Nadine stand gerade unter der Dusche
(die übrigens in der Herrentoilette war!) als von außen jemand "Misses,
Misses, open the door" rief. Als sie natürlich die Türe nicht öffnete
zog jemand die Plastiktüte die im Schlüsselloch steckte heraus und versuchte
in die Dusche zu schauen. Nadine verscheuchte ihn zwar, doch ein paar
Minuten später konnte sie durch das Milchige Glas der Türe sehen, daß
sich wieder jemand anschlich. Ich beschwerte mich umgehend beim Guesthousebetreiber
an der Rezeption und der sehr nette Mann versuchte die Sache zwar zu klären,
konnte aber nichts herausfinden. Normalerweise hätten wir das Guesthouse
umgehend wieder verlassen, doch leider hatten wir keine Ahnung wohin wir
hätten gehen sollen (alle anderen Hotels hatten wir ja schon abgeklappert).
Ich war gerade dabei mich in der Toilette zu rasieren, als auf einmal
der Kofferträger neben mir auftauchte, kurz mit mir sprach und dann auf
einmal wieder verschwand. Da ich gerade fertig war ging ich zurück zu
unserem Zimmer wo ich den Kofferträger fand wie er in unserer Türe stand
und sich mit Nadine unterhielt. Auf meine Frage was das denn solle meinte
er, er wolle ihr nur erklären daß es in dem Guesthouse auch ein Restaurant
gebe (das hätte er mir aber ein paar Sekunden vorher auch schon im Bad
erklären können). Wir hatten uns in dem Hotel als Ehepaar ausgegeben,
um überhaupt gemeinsam ein Zimmer bekommen zu können (unverheiratete Paare
bekommen nur getrennte Zimmer) und verheiratete Frauen sind ind den islamischen
Ländern für andere Männer eigentlich Tabu. Also ging ich wieder an die
Rezeption um mich über diesen unerhörten, im Iran nicht akzeptablen, Vorfall
zu beschweren. Ich erklärte dem Betreibe auch,daß wir nach dem erneuten
Vorfall vermuteten, daß der Kofferträger hinter dem Schlüssellochspion
steckte. Der Betreiber entschuldigte sich abermals für den Vorfall und
versprach der Sache nachzugehen (jedoch ohne Erfolg da der Kofferträger
behauptete er hätte auf einem anderen Stockwerk gearbeitet). Am Abend,
Nadine war gerade dabei auf der Damentoilette unsere Wäsche zu waschen,
tauchte der Kofferträger erneut auf. Erst brachte er Nadine etwas Waschpulver
nur um ihr dann zu erklären, daß er sie liebe. Nun war das Maß voll und
so ging ich, bereit sogar einen der Pasdaranen (Revolutioswächter bzw.
Sittenwächter im Iran) zu holen um dem Treiben ein Ende zu bereiten, erneut
an die Rezeption. Leider war der Betreiber nicht mehr anwesend und der
"Nachtportier" verstand kein Wort Englisch. Ich versuchte trotzdem den
Vorfall so gut es ging zu erklären, bevor ich wieder auf unser Zimmer
ging. Am nächsten Morgen, wir waren gerade dabei aufzubrechen, kam dann
der Betreiber zurück. Ohne Umschweife erklärte er mir, daß ihm der erneute
Vorfall bereits zu Ohren gekommen war und er daraufhin den Kofferträger
vor ein paar Stunden entlassen habe. Ihm war die Sache natürlich sichtlich
peinlich und er bat und mehrmals um Entschuldigung für die Entgleisung
seines ehemaligen Angestellten. Da sind die naechte im Zelt doch
viel schoener!! Eine der letzten naechte in unserem Wolfskin Zelt. Nun
schlafen wir wieder in unserem Golite Tipi. Eigentlich wollten wir den
Vormittag in aller Ruhe etwas durch die Stadt bummeln und dann in einen
Park gehen um dann am Nachmittag die Familie aufzusuchen, bei der Sandra
unsere Sachen hinterlegt hatte. Wir waren gerade mal ein paar hundert
Meter weit gekommen und stärkten uns gerade bei einem Milchshake und einem
Eis, da wurde ich von einem Iraner angesprochen und ehe ich mich versah,
hatte ich auch schon ein Telefon am Ohr. Mein Gesprächspartner am anderen
Ende der Leitung erzählte mir, daß er ebenfalls Reiseradler sei und in
3 Wochen (01.06.2004) gemeinsam mit seiner Frau zu einer siebenmonatigen
Radtour nach Europa aufbrechen wolle. Da wir jedoch zu der Familie mit
unseren Ausrüstungsgegenständen wollten lehnten wir eine Übernachtungseinladung
schweren Herzens ab. Da er jedoch einige Fragen hatte gab ich seinem Freund
(er hatte mir das Telefon ans Ohr gehalten) unsere Email Adresse, so daß
wir zumindest so in Kotakt bleiben konnten. Kaum hatte ich aufgelegt,
da klingelte das Telefon schon wieder. Diesmal bat er uns ob wir nicht
vor der Saftbar auf ihn warten könnten, er würde dann kurz vorbeischauen.
Natürlich warteten wir auf ihn und knapp eine halbe Stunde später war Jafav
dann auch schon da. Um etwas mehr Ruhe zum ratschen zu haben radelten
wir in einen nahegelegenen Park. Schell waren wir in Fachsimpeleien über
Ausrüstung, Zeltmöglichkeiten und Route vertieft. Völlig überrascht war Jafav
von der Tatsache, daß wir mit einem Budget von knapp über 10,- € pro Tag
für uns beide auskommen. Er und seine Frau hatten mit einem Budget von
50,- € geplant. Uns wiederum hat es erstaunt, wie viel die beiden radeln
wollen. Mit einem Tagesschnitt von 100 Km/Tag wollen sie in 7 Monaten
vom Iran über die Türkei und Bulgarien nach Mitteleuropa (bis Dänemark).
Auf dem Rückweg wollen sie über Kroatien und Griechenland nach Ägypten
(mit der Fähre) und von dort über Jordanien, Syrien und die Türkei wieder
nach Hause. Laut den Berechnungen soll die Rundreise nur 10000 Km lang
sein. Wir sind schon sehr gespannt auf den Verlauf ihrer Reise und werden
sie unter www.bikingforpeace.com natürlich mit verfolgen! Da Jafav
in der selben Gegend wohnte wie die Familie mit unseren Ausrüstungsteilen
bot er uns an, uns dorthin zu bringen. Die Familie wohnte natürlich am
anderen Ende der Stadt und so quälten wir uns wieder durch das Verkehrschaoss
von Teheran. So trafen wir dann am Nachmittag bei der Familie
Mohammadi ein. Kaum angekommen wurden wir auch schon mit einer leckeren
Wassermelone verköstigt. Wir treffen ja sehr viele Menschen auf unserer
Reise aber nur sehr selten sind sie uns so schnell ans Herz gewachsen
wie diese Familie mit ihren 4 Töchtern. Während die Eltern nahezu kein
Englisch sprachen (etwas besser als wir persisch) konnten alle Töchter
relativ gut englisch und eine Tochter sogar deutsch (leider war sie nur
etwas zu schüchtern um zu sprechen was sie bei ihrer guten Aussprache
und ihrem Satzbau gar nicht nötig gehabt hätte). Etwas enttäuscht war
vor allem die Mutter als sie hörte, daß wir Vegetarier sind; besteht doch
die Iranische Küche überwiegend aus Fleisch. Doch dies stachelte ihren
Ehrgeiz anscheinend nur noch an, denn sie kochte wirklich hervorragend.
Später kam dann noch der Schwiegersohn (der Mann von Elimo der zweitältesten
Tochter) vorbei und so hatten wir ein ganz ansehnliches Publikum als wir
ein paar Bilder unserer Reise zeigten. Am nächsten Morgen wollten wir
eigentlich wieder aufbrechen doch irgendwie ist es uns nicht gelungen.
Während ich dabei war einige kleine Wartungsarbeiten an unseren Fahrrädern
durchzuführen liefen in der Küche die Vorbereitungen für das Mittagessen
bereits wieder auf Hochtouren. Statt also auf unseren Rädern zu sitzen
ließen wir uns erneut von einem äußerst leckerem Mahl verwöhnen. Der Schwiegersohn
hörte an diesem Tag sogar extra etwas eher auf zu arbeiten und so gingen
wir am späten Nachmittag zusammen mit den 3 jüngeren Töchtern (die älteste
Tochter mußte/durfte leider arbeiten) ins Museum. Leider waren wir etwas
spät dran, so daß wir die Zeugnisse der persischen Kultur nur im Schnelldurchgang
besichtigen konnten. Besonders faszinierend fanden die unglaublich aufwendige
Art in der einige Koranabschriften erstellt waren. Für uns glichen die
alten Abschriften eher wundervollen Gemälden. Auf dem Rückweg verschlechterte
sich leider der Gesundheitszustand von Elimo so stark, daß sie,
wie schon bereits am Vorabend, zum Arzt mußte. Als sie vom Arzt wieder
zurück kam hatte sie neben einer ganzen Tüte voller Medikamente auch einen
Tropfer mit dabei. Infolge einer diagnostizierten Virusinfektion hatte Elimo
mittlerweile so viel Flüssigkeit verloren, daß der Arzt ihr eine Infusion
gelegt hatte. Anders als im Iran bleibt man bei uns mit einer Infusion
unter ärztlicher Aufsicht was vor allem Nadine sehr erstaunte. Wir hätten
unsere Dankbarkeit gerne etwas anders zum Ausdruck gebracht, als daß Nadine
sich nun ein klein wenig um die Kranke kümmerte, doch so konnte sie zumindest
sachkundig weiterhelfen. Elimo war sehr an deutschen Plätzchen und
Kuchen interessiert und eigentlich hatten wir für den Abend einen kleinen
Backkurs geplant, der nun aber leider Ausfallen mußte. Nach dem Motto
aufgeschoben ist nicht aufgehoben holten wir dies jedoch am nächsten Morgen
nach. Nachdem es Elimo wieder besser ging zeigte Nadine ihr wie man
einen Marmorkuchen backt. für etwas Verwirrung sorgte lediglich der Herd.
Die Temperaturangaben auf dem Herd waren etwas hoch. Wir wählten zwar
eine schon etwas höhere Backtemperatur aus, doch anscheinend immer noch
etwas zu wenig. Nach einer Stunde war der Kuchen bei weitem noch nicht
fertig, so daß wir schließlich die Temperatur nochmal erhöhten. Nach einer
Backzeit von 2 Stunden, und nachdem wir herausgefunden hatten, daß der
Herd in ° Fahrenheit beschriftet war, war der Marmorkuchen dann aber endlich
fertig. Nachdem wir den Kuchen noch gemeinsam probiert hatten, verabschiedeten
wir uns gegen 13:00 Uhr schweren Herzens von unserer Gastfamilie. Von
dem super leckerem Essen der letzten beiden Tage mehr als nur gestärkt
hatten wir so viele Kraftreserven, daß wir an diesem Nachmittag sogar
noch die ersten 81 Km Richtung Qom geradelt sind.
Die Stadt Qom ist das religiöse Zentrum im Iran und wird oft auch als
heilige Stadt bezeichnet. Bereits am Stadtrand gabelten wir einen kleinen
Jungen auf, der uns zu einem Internetcafe bringen wollte. So folgten wir
ihm quer durch die Stadt, vorbei an einem Beerdigungszug bei dem der offene
Sarg getragen wurde und vorbei an den wunderschönen Moscheen im Stadtzentrum.
Wir waren aus dem Stadtzentrum fast schon wieder heraus als mich das Gefühl
beschlich, daß unser kleiner Führer gar nicht so genau wußte wo ein Internetcafe
zu finden wäre und so fing auch ich wieder an Passanten zu fragen. Mittlerweile
gesellte sich auch ein Mopedfahrer mit seiner Frau zu unserem Suchtrupp
und nach 2 Fehlversuchen gelang es uns dann letztendlich ein Internetcafe
zu finden. Wie es sich für ein Internetcafe in der religiösesten Stadt
so gehört waren sie nach Geschlechtern Getrennt. Das für Jungs war geschlossen
und so machte sich Nadine in das Internetcafe "For woman". Da unser Websitecreator
(Programm mit dem wir online unsere Internetseite aktualisieren) wieder
einmal etwas verrückt spielte kam sie mehrmals weder raus um mich zu fragen,
wie man daß Problem den lösen könne. Da ich ja nicht hinein durfte mußte
ich ihr alles erklären und nach gut 2,5 Std. hatten wir mit vereinten
Kräften unsere Seite wieder aktualisiert. Der Schock kam als Nadine bezahlen
wollte und für die 2,5 Std. mit umgerechnet 8,- € (normalerweise im Iran
1,5 € - 2,- €)zur Kasse gebeten wurde. Mit viel Mühe und mit Hilfe einer
Iranerin gelang es ihr dann die Betreiber auf 4,- € herunter zu handeln.
Denke daß sie Nadine nicht beschummeln wollten, sondern daß man für das
Privileg eines reinen Fraueninternetcafes, in dem die Mädels ungestört
mit fremden Jungs Chatten können, und das dazu noch eine schnelle Verbindung
haben sollte (hatte es aber nicht), einfach etwas mehr bezahlen muß. Mein
Gesprächspartner vor der Türe, dessen Cousine Nadine bei den Preisverhandlungen
half, fand den Preis zumindest normal.
Von Arasch, einem unserer Helfer in
Teheran, hatten wir die Telefonnummer von Shirin in Esfahan, und so meldeten
wir uns bei ihr. Shirin spricht sehr gut deutsch und bot uns an, daß sie
uns gerne ihre Stadt zeigen würde. Nachdem wir ein nettes Hotel gefunden
hatten zogen wir am Nachmittag mit Shirin durch die Stadt. Esfahan ist
eine sehr alte und berühmte Stadt und dementsprechend viele Sehenswürdigkeiten
gibt es hier. Neben dem "Palast der 44 Säulen" ist insbesondere der Emam
Platz einen Besuch wert. Auf einem 500m x 160m großem Platz, der von kleinen
Ladengeschäften umrahmt ist, finden sich 2 imposante Moscheen und ein
siebenstöckiger Palast. Leider sind die Eintrittspreise für Touristen
stark überteuert (3,- € statt 0,20 € für die Einheimischen) und auch unsere
Studentenausweise halfen hier nichts (seit ein paar Jahren wird Esfahan
nicht mehr von der UNESCO unterstützt und seitdem gibt es keine Studentenrabatte
mehr). Da uns die Eintritte zu teuer waren begnügten wir uns mit einer
Besichtigung von außen, obwohl Sharin darüber etwas traurig war. Zum Abschluß
wollte uns unsere Führerin dann noch eine christliche Kirche zeigen, die
wir nach knapp einer Stunde Fußmarsch erreichten (wir dachten es wäre
kürzer und wollten daher lieber laufen als mit dem Taxi zu fahren). Auch
hier wurde wieder der Eintrittspreis von 3,- € verlangt und da wir Sharin
nicht enttäuschen wollten besichtigten wir die Kirche. Die Kirche wurde
von Armeniern erbaut und ist von innen wunderschön bemalt. Auch bei uns
bemalt man ja auch gerne die Innenwände der Kirchen, doch in dieser Kirche
war jeder Quadratzentimeter wunderschön bemalt. Größtenteils stellten
die Gemälde Szenen aus dem Leben Jesu dar. In einem angegliederten kleinen
Museum konnte man viele Gegenstände aus der Kultur der Armenier betrachten.
Besonders beeindrucken war für uns eine kleine Sonderausstellung, die
sich mit der Vertreibung der Armenier durch die Türken beschäftigt. Nachdem
wir noch nie etwas von diesem Schicksal der Armenier gehört hatte war
es um so erstaunlicher für uns, daß 1915 ungefähr 1,5 Millionen Armenier
von den Türken vertrieben worden sind. Komisch daß davon in der Weltgeschichte
so niemand richtig Notiz genommen hat sondern alle immer nur mit dem Finger
auf die Deutschen zeigen. Am nächsten Tag wollten wir dann unser Visum verlängern. Laut Auskunft
unseres Hotelchefs sollte es auf der anderen Seite der Brücke liegen und
so liefen wir los. Unterwegs fragten wir noch nach ein paar Polizisten
nach der Passbehörde für Ausländer. Sie meinten zwar wir sollten ein Taxi
nehmen, doch auf ihrer Karte sah es ebenfalls nicht sehr weit aus. So
liefen und liefen wir also, und nach über einer Stunde in der größten
Mittagshitze erreichten wir schließlich die Behörde. Die Beamtin schickte
uns jedoch erst einmal auf die knapp einen Kilometer entfernt liegenden
Bank um dort die Gebühr für die Visaverlängerung einzuzahlen. Von der
vielen ungewohnten Lauferei in den Sandalen war meine Ferse mittlerweile
schon wundgescheuert, und da unser Pflaster etwas alt war und nicht mehr
hielt, lief ich mit geöffnetem Fersenriemen weiter. Zurück bei der Behörde
füllten wir das Antragsformular aus und wurden gebeten unsere Pässe am
nächsten Morgen wieder abzuholen. Also liefen wir wieder zurück ins Hotel.
Insgesamt dürften wir so etwa 14 Km gelaufen sein und waren dementsprechend
erschöpft als wir im Hotel ankamen. Die offenen Stellen die ich mir damals
gelaufen habe sind übrigens nun nach über einer Woche immer noch nicht
verheilt. Die Pässe haben wir am nächsten Vormittag dann aber mit dem
Fahrrad abgeholt! Von Shirin erfuhren wir dann noch, daß an diesem Tag der
Tag der Museen im Iran war, und somit alle Sehenswürdigkeiten kostenfrei
besichtigt werden konnten. So war es auch nicht verwunderlich, daß der
Emam Platz voll mit Iranern war. Wir waren wirklich froh über die Gelegenheit
die Moscheen und den Palast doch noch zu sehen. Die erste Moschee besteht
aus drei einzelnen riesigen Hallen, die alle in einen großen Innenhof
münden sowie mehreren kleineren Gärten. Vor allem die Größe der einzelnen
Hallen, die fast gänzlich mit blauen gemusterten Kacheln gefliest sind
beeindruckte uns. In einer Halle gibt es sogar ein Echo, das man 7x hören
kann, wenn man direkt unter der Kuppel steht. In der zweiten Moschee gibt
es nur eine Gebetshalle zu besichtigen. Durch Machart und Beleuchtung
schillert das ganze Kuppelgewölbe jedoch kupferfarben; absolut atemberaubend.
Vom Palast aus konnte man den ganzen Platz und Teile von Esfahan überblicken.
Da es bereits Abend war hatten wir das Glück, erst die ganze Szenerie
in der Sonnenuntergangstimmung besichtigen zu können und schließlich der
in der Nacht, da alle Gebäude wunderschön beleuchtet waren.
Auch wir haben hin und wieder mal Glück mit dem Wind. Es ging gerade auf einer flachen Etappe durch die Wüste und wir hatte so guten Rückenwind, daß wir bereits gegen 12:30 Uhr 70 Km zurückgelegt hatten. Da es um die Mittagszeit unerträglich heiß wird (habe um 15:00 Uhr in meiner Lenkertasche, die zuvor 3 Std. im Schatten stand, noch 36°C gemessen) entschieden wir und bis zum frühen Abend zu rasten, um dann noch ein paar Km zu radeln. Der Rückenwind wurde jedoch immer stärker, so daß wir trotz der Hitze um 15:00 Uhr wieder unsere Fahrräder bestiegen. Wir kamen super voran und in der ersten Stunde schafften wir sogar 30 Km. Die Hitze war jedoch anstrengender als gedacht und gerade rechtzeitig kam ein etwas größerer Ort. Genialerweise verfügte der erste Kreisverkehr des Ortes sogar über einen kleinen Brunnen. Ehe die Einheimischen so richtig bemerkten was das passierte, steckten unseren überhitzen Beine auch schon in dem kühlen Naß. Welch eine Wohltat! Leider konnten wir nicht den Rest des Tages in dem Brunnen verbringen und so stiegen wir schweren Herzens aber wunderbar erfrischt wieder auf unsere Fahrräder. Wir stärkten uns abschließend noch mit einem Eis in einer Eisdiele und am Ende des Tages hatten wir dann 142 Km auf unserem Tacho stehen. Seit unserer Niltalralley unsere mit Abstand größte Tagesetappe. Trotz des guten Rückenwindes war dieser Radtag durch die extreme Hitze aber sicherlich einer unserer anstrengendsten.
Wir waren wieder einmal dank günstigem
Wind recht gut vorangekommen und wollten in Anar, einer kleineren Stadt
eigentlich nur unsere Vorräte auffrischen. Wir waren dabei unsere gerade
eben erstandene Wassermelone zu verstauen, als wir das Interesse der Jugend
erweckten. Schnell waren wir von mind. 20 Jugendlichen und Erwachsenen
umringt. Die Einladung eines der Jugendlichen konnten wir noch ausschlagen,
doch als uns der Englischlehrer der örtlichen Highscool zu sich nach Hause
einlud nahmen wir an (wollten eigentlich bei dem guten Rückenwind noch
etwas radeln). Wir hatten bei einer Tasse Tee und Plätzchen gerade unsere
Bilder gezeigt als ein Freund von Ihm vorbei kam und meinte, wir sollten
in der örtlichen Moschee übernachten. Eigentlich hatte uns ja der Englischlehrer
dazu eingeladen, bei ihm zu übernachten, doch da er nun darauf bestand,
daß wir in der Moschee schlafen sollten, zogen wir mit ihm wieder los.
Wir folgten ihm in die örtliche Moschee und befürchteten, daß wir nun
auffliegen würden. Im Iran dürfen nämlich unverheiratete Paare nicht gemeinsam
in einem Zimmer schlafen, so daß wir uns stets als verheiratet ausgeben.
Wir befürchteten, daß nun einer der Pasdaran (Revolutionswächter bzw.
Sittenwächter) kommen würde um unsere Heiratsurkunde zu sehen. Doch nichts
dergleichen geschah. Obwohl die Moschee einen heiliges Grab (holy shrine)
besaß wurden wir vom Verwalter der Moschee herzlich aufgenommen. Um den
Iranern, die die den holy shrine besuchen wollen einen Aufenthalt zu ermöglichen
verfügte die Moschee über mehrere Räume, die sie den Reisenden kostenlos
zur Verfügung stellt. So bekamen auch wir ohne Probleme (haben nicht einmal
gefragt ob wir verheiratet sind), eines der Zimmer. Der Verwalter fragte
uns sogar wie viele Tage wir denn bleiben wollten! Nachdem wir bereits
in Jordanien eine nacht in einer Kirche verbracht hatten, verbrachten
wir nun unsere erste Nacht in einer Moschee. Das Einzige, was unsere Nachtruhe
störte waren, neben der schier unerträglichen Hitze, einige Moskitos,
die uns anscheinend als Festmahl betrachteten.
Bisher haben wir den Iran und insbesondere
die Iraner ja nur in den höchsten Tönen gelobt. Das Nahezu Einzige, was
wir hier kritisieren können ist der wirklich gefährliche Straßenverkehr.
Üblicherweise sind die Iraner extrem hilfsbereit und rücksichtsvoll, doch
sobald sie sich am Steuer eines Autos oder Motorrades befinden verwandeln
sie sich in absolute Verkehrsrowdies. Das erste mal wurde ich in Tabriz
von hinten von einen Linienbus angefahren und das zweite mal in Teheran
von einem Auto, weil ich an einer Ampel bei grün nicht schnell genug losgefahren
bin. Ich bin zwar nie gestürzt, doch von dem Anschupser durch den Linienbus
habe ich nun einen kleinen Achter im Hinterrad. Gerade in den Großstädten
und vor allem in Teheran, herrscht vollkommenes Chaos auf den Straßen.
Recht hat, wer am mutigsten Fährt. Ohne zu blinken wird einfach kreuz
und quer gefahren. Eigentlich regelmäßig passiert es, daß wir von einem
Taxi überholt werden, das dann, kaum wieder vor uns eingeschert, plötzlich
abrupt anhält, da der Fahrer einen Kunden wittert. Bis jetzt konnten wir
aber stets gerade noch ausweichen oder eine Vollbremsung hinlegen. Hat
man gerade mal keinen Bus- oder Autofahrer um sich, die einer über den
Haufen fahren wollen, so wird man sicherlich gerade von ein paar Mopedfahrenr
(125ccm) verfolgt. Insbesondere in den Großstädten, genau dann wenn wir
uns am meisten auf den Verkehr konzentrieren müssen, haben wir stets ein
paar Mopedfahrer um uns herum, die sich während der Fahrt mit uns unterhalten
möchten. Die Jungs meinen es zwar nicht böse, aber dadurch wird die ganze
Sache nur noch viel gefährlicher. Obwohl wir nicht unhöflich sein wollen,
beschränken wir uns meist darauf zu sagen, daß wir aus Deutschland kommen,
um danach in Schweigen zu verfallen. Selbstverständlich sind den meisten
Mopedfahren die Autos und natürlich auch wir zu langsam, so daß sie ständig
von allen Seiten an einem vorbeirauschen. Um das ganze Verkehrschaos noch
perfekt zu machen springen uns immer dann, wenn gerade mal kein Bus-,
Auto- oder Mopedfahrer versucht, uns "umzubringen", irgend ein Fußgänger
unvermittelt direkt vor unser Vorderrad. So ist es also kein Wunder, daß
wir im Iran bisher die meisten und schwersten Unfälle unserer ganzen Reise
gesehen haben. Besonders gefährdet sind hier (neben uns) natürlich die
Mopedfahrer, die natürlich ohne Helm, bedingt durch ihre aggressive Fahrweise
sehr leicht zum Opfer werden. Lobenswert sind lediglich die, Lkws, die
insbesondere auf den Bundesstraßen einen sehr großen Abstand zu uns einhalten.
Um 4:15 Uhr morgens, 2 Stunden früher
als erwartet, kamen wir in Shiraz an, und so verbrachten wir die nächsten
beiden Stunden erst einmal halb schlafend im Warteraum des Busbahnhofes.
Als erstes wollten wir eine Moschee mit einem "holy shrine" besuchen,
doch als Christen wurde uns der Zutritt verwehrt. Wir akzeptierten es
zwar kommentarlos, wunderten uns aber doch etwas, da wir ja vor ein paar
Tage sogar in einer Moschee mit einem "holy shrine" übernachten durften.
Als nächstes Stand der Besuch eines in einer alten Festungsanlage gelegenen
Museums auf unserem Programm. Da sie hier ja doch (wir übrigen überall
im Iran) von uns je 3,- € als Eintrittspreis verlangten (keine günstigeren
Tickets für Inhaber von Studentenausweisen) verzichteten wir auf einen
Besuch. Für einen Europäer sind 3,- € als Eintrittspreis zwar normal,
aber man muß dazu wissen, daß der Eintrittspreis für die Einheimischen
lediglich 10 Cent beträgt. Das heißt also, daß die Touristen den 30-fachen
Preis bezahlen müssen. Dieser von der Regierung geregelten Abzocke wollen
wir uns natürlich nicht anschließen. In diesem Zusammenhang muß man nämlich
noch erwähnen, daß es laut Koran für einen Moslem wichtig ist, die Reisenden
zu unterstützen und, daß es laut Koran ebenso untersagt ist, unfaire Preise
zu machen. So ist es also sehr erstaunlich, daß im Iran lediglich die
religiöse Regierung des islamischen Gottestaates gegen diese Grundprinzipien
des Islam verstößt. Auch ein geplanter Parkbesuch entfiel aus den
gleichen Gründen. Hier betrug der Eintrittspreis sogar 4,- €. Es ist ja
keinesfalls so, daß wir die Eintrittspreise geschenkt haben wollen, doch
zum einen wollen wir diesen Preiswucher auch nicht akzeptieren und zum
anderen gibt unser Budget derart teuere Besuche leider nicht her. Im Endeffekt
schadet sich die Regierung mit ihrer Politik nur selber, da es viele Backpacker
gibt, die sich solche Eintrittspreise nicht leisten können. Vielleicht
entgehen dem Staat mit günstigeren Eintrittspreisen zwar ein paar Euro,
doch dafür gibt es weitaus mehr Menschen die, zurück in ihren Heimatländern,
begeistert von der tollen Kultur der Perser berichten. Gerade bei dem
schlechten Ruf, den der Iran international genießt, ein nicht in Geld
aufzuwiegender Vorteil. So verbrachten wir also den Nachmittag gemütlich
in einem öffentlichen Park. Gegen Abend besichtigten wir dann doch noch
eine, mitten in der Renovierung befindlichen, alte Moschee, mit einer
sehr schönen Gebetshalle. Zumindest hier kam uns der Kartenverkäufer entgegen
und gab uns für unsere Studentenausweise 2 Tickets zum Preis von einem.
Anschließend bummelten wir gemütlich über den großen und sehr schönen
Basar. Neben vielen Teppichhändlern gab es hier sehr zur Freude von Nadine
auch viele Schmuckhändler, doch leider war der meiste Schmuck nicht wirklich
schön verarbeitet. Bereits in Kerman wollten wir eigentlich ein historisches
Badehaus (Hamam)besichtigen, doch auch dort war es uns zu teuer. In Shiraz
gab es nun ein zu einem Teehaus und Restaurant umgebautes altes Badehaus.
Wir rechneten zwar auch mit gut überteuerten Preisen, doch da wir lieber
die Wirtschaft ankurbeln wollten als die Regierung zu unterstützen gingen
wir hinein. Das Hamam war innen wundervoll eingerichtet und wirkte bezaubernd.
Wir hatten uns gerade niedergelassen, als sich ein paar Iranische Studenten
an den Nachbartisch setzten. Schnell kamen wir ins Gespräch und ehe wir
uns versahen saßen wir bei ihnen am Tisch. Eigentlich wollten wir eine
Tasse Tee bestellen, doch keiner der Kellner beachtete uns. Bevor wir
herausfanden, daß man die Bestellung und gleichzeitige Bezahlung bereits
im Eingangsbereich aufgeben muß geschah es, daß wir von den Studenten
zu einer Tasse Tee eingeladen wurden. Gemeinsam verbrachten wir eine nette
Stunde in dem Teehaus. Während die Stundeten zu einem Konzert gingen machten
wir uns wieder auf den Weg zum Busbahnhof. Wir wollten eigentlich 2 Tage
bleiben, doch da es für uns leider nichts mehr zu besichtigen gab und
am nächsten Tag Freitag war (somit wäre der Basar und alle Geschäfte geschlossen
gewesen), machten wir uns am Abend wieder auf den Rückweg nach Kerman.
Durch die netten Iraner, die wir getroffen haben, so wie durch den Basar
und Badehausbesuch war unsere Reise nach Shiraz trotzt der entgangenen
Besichtigungen allemal die Mühen (2 Nächte im Bus bzw. am Busbahnhof)
Wert. Obwohl viele Iraner gemeint haben wir
müssten unbedingt Bam besuchen entschieden wir uns gegen einen Besuch.
Im Dezember letzten Jahres war die berühmte Festungsanlage von Bam von
einem sehr starkem Erdbeben fast gänzlich zerstört worden. Leider wurde
aber nicht nur die Zitadelle zerstört (was ja prinzipiell nicht ganz so
tragisch gewesen wäre). Laut Schätzungen (genaue offizielle Zahlen gibt
es nicht) sind bei dem Erdbeben etwa 40.000 Menschen gestorben oder seither
in den Trümmern vermisst. Bei einer Ursprünglichen Bevölkerung von
etwa 90.000 also knapp die Hälfte der Einwohner. Da wir keinerlei Idee
hatten wie wir wirklich hätten helfen können wollten wir auch nicht aus
reiner Sensationsgier dort hin fahren. Wie kann man sich mit ruhigem Gewissen
eine Stadt ansehen, wenn vor einem halben Jahr jeder zweite Einwohner
die Hälfte seiner Verwandten und Freunde verloren hat und viele ihr Hab
und Gut. In Kerman erfuhren wir dann von einem Englischprofessor, daß
in Bam mittlerweile knapp 200.000 Menschen leben. Nachdem also zur Zeit
massive Nationale und Internationale Hilfsmittel nach Bam fließen haben
sich sehr viele Arme Menschen aus dem ganzen Iran auf den Weg dorthin
gemacht. So sind sie und ihre Familien zur Zeit relativ gut versorgt,
doch was sie in der Zukunft machen werden steht noch in den Sternen. Wir
können uns nicht vorstellen, wie die Stadt nach der Katastrophe nun auch
noch auf einmal viermal mehr Menschen angemessene Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten
bieten soll. Vermutlich setzten alle auf einen wachsenden Touristenstrom.
Haben irgendwie schon das Schreckensszenario im Kopf bei dem sich
die 200.000 Einwohner mit der Hoffnung auf ein paar Rials auf die wenigen
Touristen stürzen, die sich hierher wagen. Nach einem Erholungstag in Kerman, bei
dem wir übrigens 7 Stunden im Internetcafe verbracht haben um endlich
unsere Ausrüstungsliste und Ausrüstungsbewertung online zu stellen, ging
es dann mit dem Nachtbus nach Zahedan (Um das fuer seine Entfuehrungen
beruehmte Belutschistan sicher zu durchqueren). Anders als in der Türkei
hält ein Reisebus aber nur einmal an, und zwar dann, wenn er am Ziel angekommen
ist, auch wenn die Strecke 550 Km lang ist. So fanden wir uns dann gegen
05:00 Uhr morgens am Busbahnhof wieder. Von dort wollten wir eigentlich
einen weiteren Bus nach Mir Javeh, den Grenzort nach Pakistan nehmen.
Leider erfuhren wir, daß es zwar Busse dorthin gibt, daß diese jedoch
keine Fahrräder mitnehmen können. Nun war guter Rat (oder vielleicht doch
Rad?) teuer. Wir wurden dann kurz drauf von einem schlecht englisch sprechenden
Mann angesprochen, der uns anbot, uns für 12,-€ mit seinem Pickup zum
dem 80 Km entfernt gelegenem Grenzübergang zu fahren. Zum einen hatten
wir nicht so viel Geld für den überteuerten Fahrpreis (12 Liter Benzin
kosten im Iran 1 Euro!!!), und zum anderen war es das allerletzte was
wir wollten im dem für seine Entführungen berühmten Belutschistan mitten
in der Nacht mit jemand wildfremden durch die Gegend zu fahren. Also warteten
wir bis zum Morgen, bis auch noch ein Iraner mit dem Pickup (der sich
als Kleinbus entpuppte) zur Grenze fahren wollte. Wir handelten den Fahrpreis
auf 8,-€ runter und verluden um 07:00 Uhr die Fahrräder. Bei einer wilden
Fahrt kreuz und quer durch Zahedan wurden dann nach und nach noch ein
paar weitere Fahrgäste aufgesammelt, die ebenfalls nach Pakistan wollten,
und um 9:00 Uhr fanden wir uns wohlbehalten am Grenzübergang nach Pakistan
wieder. Die Ausreiseformalitäten waren schnell und unkompliziert erledigt
worden, und 3 Minuten später konnten wir ohne Zollkontrolle auf die pakistanische
Seite wechseln. Denkt man an den Iran fallen einem stets spontan die Feindseligkeiten zwischen der USA und dem Iran ein, die nicht nur durch ein Wirtschaftsembargo durch die USA zum Ausdruck kommen. So lag es dann auch eigentlich nahe, daß wir von Verwandten zu Hause gewarnt worden sind, daß es gefährlich sein dürfte im Iran Englisch zu sprechen. Von der Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit der Iraner haben wir ja bereits mehrmals berichtet, und so stellte sich auch heraus, daß sehr viele Iraner sehr gerne und sehr gut Englisch sprechen. Etwas ungewöhnlich war lediglich die Tatsache, daß die Iranisch Regierung ihren Schwerpunkt auf den englischen Schriftverkehr als auf das eigentliche Sprechen setzt. Dies bedeutet dann in der Praxis, daß die meisten Englischlehrer mit ihren Schülern im Unterricht kein Englisch sprechen sondern nur Schreib- und Grammatikübungen machen. In Shiraz haben wir sogar eine Englischlehrerin getroffen, die bereits seit 10 Jahren unterrichtet, jedoch sprachlich nicht viel besser war als ein guter Schüler bei uns nach dem 4. Englischschuljahr. Wir haben uns bereits vorher immer gewundert, warum so viel junge Iraner mit einem so ausgeprägtem amerikanischem Akzent sprechen. Nun löste sich das Rätsel. Da die Schüler im Unterricht kaum Englisch sprechen lernen schauen sie sich dann amerikanische Videofilme an und lernen somit die für die Amerikaner so typische nuschelnde Aussprache! Auch mit dem "Haß" auf die Amerikaner ist es nicht soweit her wie man vermutet. Wohl irformiert über die Unzulänglichkeiten der eigenen Regierung sind sich die meisten Iraner durchaus bewußt daß nicht alle Amerikaner schlecht sind, nur weil sie eine verbrecherische Regierung haben. Viele junge Iraner würden liebend gerne einmal ein paar Amerikaner kennenlernen, oder selbst einmal nach Amerika reisen, was aber auf absehbare Zeit leider noch nicht möglich sein wird. Also begnügen sie sich damit so zu sprechen wie die Amerikaner! |
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