IRAN: 25.04. - 30.05.2001

Route: Maku, Tabriz, Ardabil, Astara, Rasht, Qazvin, Teheran, Qom, Esfahan, Yazd, Kermen, Shiraz, Kerman, Zahedan, Mir Javeh

Distanz: 2375 Km          Höhenmeter: 10965 m

Vorwort: Salam (Friede), so begrüßt man sich im Iran! Wüste, Wüste und nochmals Wüste, das ist wohl das was den meisten Europäern zum Iran einfällt. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Gerade der Norden und die Region ums Kaspische Meer erinnern fast an zu Hause, alles ist grün. Sogar in den Wüstenstädten gibt es durch Bewässerungssysteme überall wunderschöne grüne Parks, die einen Vergleich mit den deutschen Parkanlagen nicht zu scheuen brauchen. Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft ist unbeschreiblich, man muß Sie einfach selbst erleben!!!

Frauen im Iran: Trotz, oder gerade weil die Frauen von der Regierung unter Kopftuch und Umhang gezwungen werden, sind Sie wahrscheinlich die weltoffensten islamischen Frauen. In all den anderen islamischen Ländern waren die Frauen eher zurückhaltend, aber hier werden wir ständig von ihnen angesprochen, mit Keksen beschenkt oder sogar eingeladen. Als Zeichen das frau eigentlich kein Kopftuch tragen will, zeigen viele Frauen Haar, und bei einigen sitzt das Kopftuch sogar soweit hinten, daß es eher an ein Wunder grenzt, daß es nicht herunter rutscht. Auch der normalerweise weite schwarze Umhang wird von einigen Frauen gegen einen bunten engen Umhang getauscht, so daß er eher figurbetonend, als verhüllend wirkt. Und zu guter Letzt das sogar für uns kaum vorstellbare: Frauen die sich in ein bereits mit vier fremden Männern voll besetztes Sammeltaxi quetschen, scheint hier völlig normal.

Wie bereits bei jedem anderen Grenzübertritt in oder aus der Türkei war es auch diesmal wieder regenerisch, so daß wir wieder in Gummistiefeln ausreisten. Kaum waren wir ein paar Kilometer weit in den Iran geradelt wurde es auch schon wärmer. Obwohl wir hier immer noch über 1300m über dem Meer waren, war die Vegetation hier schon wesentlich fortgeschrittener als noch in der Türkei. Die Bäume trieben bereits kräftig Blätter, und auf den Wiesen blühten die Blumen. Am Ende unseres 2. Tages trafen wir dann einen iranischen Rennradfahrer in kurzen Radhosen , den im Windschatten eines Lkw an uns vorbeirauschte. Nachdem er uns sah hielt er sofort an, um mit uns gemeinsam den Berg, an dem wir waren, hochzuradeln. Als wir dann oben auf dem Pass ankamen lud er uns in den Laden eines Freundes auf eine Tasse Tee ein. Leider hat er genau in dem Moment seine lange Radhose angezogen, als wir ihn fragten, ob wir ein Bild machen können. Ein Iraner in kurzen Hosen ist nämlich wirklich etwas außergewöhnliches (normalerweise müssen hier Männer lange Hosen tragen)!

Bereits das neuseeländische Ehepaar, das wir in der Türkei trafen, hatte uns einen Radladen in Tabriz empfohlen, dessen Besitzer, Saheed Mohammed, auch der Schrauber der iranischen Radnational-mannschaft ist. Als wir an dem Laden ankamen hatten wir gerade noch genügend Zeit die Packtaschen von Nadines Rad abzumachen, bevor es auch schon durchgecheckt wurde. Inzwischen wurden wir mit Keksen und etwas zu trinken versorgt. Ehe wir uns versahen hatte der Mechaniker, der sich um Nadines Rädchen kümmerte, auch schon die Federgabel gefettet, die Bremszüge ausgetauscht (die Bremsen gingen wirklich schwer) und die Kette mit Waschbenzin komplett gereinigt (kann man nach 13000 Km ja auch mal machen). Nachdem Nadines Rad komplett gemacht war waren sie schon ganz gierig darauf, auch mein Rad zu machen. Als Cannondalehändler hatten sie natürlich eine besondere Freude daran, ein Cannondale Fahrrad zu pflegen. Auch bei mir wurden die Bremszüge gewechselt und die Kette gereinigt. Zusätzlich reparierten sie auch noch mein Schutzblech, das bei einer unserer Lkw-Fahrten abgebrochen war. Nachdem dann alles gerichtet war und es ans Bezahlen ging, kam die große Ernüchterung! Wir durften keinen einzigen Cent (oder Rial wie die Währung hier heißt) bezahlen! Ich versuchte Saheed dann wenigstens etwas Geld zu geben indem ich daraufhin versuchte ein paar Hosengummis zu kaufen, doch auch die durften wir nicht bezahlen. Natürlich war uns die Sache mit den Hosengummis dann super peinlich (nach dem Motto: Na wenn es schon nichts kostet, dann nehmen wir die halt auch noch mit!!!) und wir legten sie wieder zurück. Leider half das auch nichts, denn nun wurden sie uns nachgetragen. Zum Glück hatten wir in der Türkei ein paar Photos nachmachen lassen und als Zugabe von dem Photogeschäft ein Bild von uns (das von der Startseite) im Format DIN A4 bekommen. Zumindest das haben sie als Dankeschön und zur Erinnerung angenommen. Als wäre das alles nicht schon genug des guten gewesen, lud uns der Mechaniker, der unsere Fahrräder repariert hatte, auch noch zum Mittagessen ein! Gemeinsam mit einem Mitglied der iranischen Karatenationalmannschaft, der zufällig auch in dem Radladen war und als einziger englisch sprach und so als Übersetzter fungierte, ging es dann in eine Pizzeria.

Eigentlich hatte uns der Mechaniker auch noch eingeladen, daß wir bei ihm übernachten könnten, doch wir wollten die Gastfreundschaft wirklich nicht überstrapazieren. Also entschieden wir uns ein Hotel zu nehmen. Wir waren gerade mal ein paar Meter von Radladen weggekommen, als wir von zwei sehr gut deutsch sprechenden, lustigen älteren Iranern angesprochen wurden. Sie meinten, daß wir hier in Tabriz eigentlich kein Hotel bräuchten. So wie die Iraner könnten wir auch problemlos im Stadtpark zelten. Der Stadtpark war mit Erholungsuchenden leider komplett übervölkert, so daß wir uns doch auf die Suche nach einem Hotel machten. Die beiden ersten Hotels hatten leider keine freien Doppelzimmer mehr. Wir wollten gerade vor dem zweite Hotel aufbrechen, als zwei Jungs mit Fahrrädern kamen und uns anboten, uns zu einem weiteren Hotel zu bringen. Leider meinten sie es zu gut mit uns und da das Hotel unsere Reisekasse gesprengt hätte, ging es weiter auf die Suche. Nun gesellte sich noch ein älterer Iraner zu unserem Hilfstrupp, und ein paar Meter weiter schloß sich noch ein weiterer Gehilfe an (ein Geologe und der Erste der richtig englisch sprach). Das nächste Hotel war eigentlich nur ein 200m weiter entfernt gelegen, doch das war ausreichend, um unseren Hilfstrupp um noch zwei weiter Jungs zu verstärken. So stürmten wir letztendlich mit 6 iranischen Gehilfen das Hotel und ob unserer Übermacht war es dann auch kein Problem, ein günstiges Zimmer (3,- € für ein DZ) zu bekommen. Da die Wegstrecke und somit auch die Zeit zwischen den beiden Hotels recht knapp bemessen war, stürmten nun alle unsere 6 Helfer gleichzeitig mit Fragen auf mich ein. Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, um alle Fragen zu beantworten und daneben auch noch unsere Visitenkarten zu verteilen, während Nadine im Nebenzimmer saß und sich zusammen mit den Hotelbetreibern köstlich über das Treiben amüsierte. Nach einer ganzen Weile hatten die Hotelbetreiber dann aber Erbarmen mit mir und scheuchten, bis auf den Geologen, alle unsere Helfer aus dem Hotel.

Als kleines Dankeschön für unseren Radservice ließen wir noch 2 Bilder nachmachen, die wir während unserer Fahrradreparatur gemacht haben. Um sie zu übergeben fuhren wir am nächsten Morgen noch einmal zu Saheed und seinem Team. Kaum wieder da hatten wir auch schon wieder eine Tasse Tee in der Hand und wurden direkt den anwesenden Nationalmannschaftsfahrern vorgestellt. Anscheinend hatte es sich sehr schnell rumgesprochen, daß wir in dem Radladen waren, denn ein paar Minuten später wurde ich ans Telefon gerufen und ein Iraner fragte mich auf Deutsch, ob wir Hilfe bräuchten. Kaum hatte ich ihm erklärt, daß alles bestens ist, hatte einer der Mechaniker auch schon den deutschsprachigen Iraner geholt, den wir bereits am Vorabend getroffen hatten (der mit der Zeltempfehlung im Stadtpark). Das Tüpfelchen auf dem "i" war dann noch ein weiterer Anruf zu dem ich gerufen wurde, bei dem mich nun jemand auf englisch fragte, ob wir denn wirklich keine Hilfe benötigen würden. Um nicht die ganze Stadt in Aufruhr zu versetzten verabschiedeten wir uns nun endgültig und wollten ins Internetcafe fahren. Doch auch hier hatten wir nicht mit der Fürsorge der Iraner gerechnet. Der Mechaniker, der uns bereits am Vortag zum Essen eingeladen hatte, lieh sich nun das Fahrrad seines Chefs und brachte uns direkt bis vor ein Internetcafe. Erst nachdem er uns aber noch mit etwas zu trinken und einer Packung Bonbons versorgt hatte, verabschiedete er sich von und und wir waren wieder auf uns alleine gestellt. Geplättet von dieser unglaublichen Hilfsbereitschaft haben wir uns natürlich gefragt, wie wir es ohne sie überhaupt bis in den Iran geschafft haben. :-)))

Bereits in Tabriz trafen wir einen Holländer im Internetcafe, der mit zwei seiner Freunde ebenfalls mit dem Bike auf großer Reise ist. Sie starteten vor zwei Monaten in Beirut und sind nun über Turkmenistan, Usbekistan und Kirgistan auf dem Weg nach China. Später erwarten sie noch zwei weitere Freunde mit denen sie gemeinsam einen 7000er in Kirgistan besteigen wollen. Wir verließen Tabriz einen halben Tag vor ihnen und am 3. Tag hatten sie uns dann eingeholt. Wie hatten an dem Tag wieder mal starken Gegenwind und waren gerade dabei uns etwas zu erholen, als sie angerauscht kamen. So rafften wir uns also wieder auf um die letzten Höhenmeter auf einen kleinen Paß zu erklimmen, bevor es eine rasante Abfahrt zu Kaspischen Meer hinunterging. Die Jungs strotzten nur so von Kraft, so daß wir alle Mühe hatten ihnen zu folgen. Nachdem wir die letzten Höhenmeter mühsam erklommen hatten, ging es durch einen Tunnel in ein wunderschönes Tal. Überall waren saftige grüne Wiesen und wunderschöne Laubwälder. Wir konnten uns gar nicht sattsehen an dem üppigen Grün. Leider hatten die Jungs keine sehr romantische Ader, so daß wir anstatt die herrliche Natur zu genießen im Eiltempo ins Tal rauschten (45 Km 1300Hm). Am Kaspischen Meer trennten sich unsere Wege jedoch wieder, da die Jung sich ein Hotel zum übernachten suchten, während wir nach ein paar Einkäufen das Grenzstädtchen Astara (Grenze zu Aserbeidjan) wieder verließen um uns einen Zeltplatz zu suchen.

Wir waren an diesem Morgen gerade mal die erste 20 Km entlang der Küste des Kaspischen Meeres (übrigens der größte Salzsee der Welt) geradelt, als wir in einem kleinen Ort unsere Keksvorräte etwas auffrischen wollten. Wir hatten gerade unsere Einkaufe erledigt, als ein junger Mann (Yaser) auf uns zugestürzt kam und uns vehement zum Mittagessen in sein Haus einlud. Zum Mittagessen war es zwar noch etwas früh, aber eine Einladung auf eine Tasse Tee nahmen wir gerne an. Bei Yaser zu Hause erfuhren wir dann, daß wir nach ein paar Norwegern und ein paar Holländern bereits die dritten Reiseradler waren, die er bei sich zu Gast hatte. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und so nahmen wir nach gut einer Stunde die Übernachtungseinladung schließlich an (eigentlich hätten wir an dem Tag noch mind. 50 Km radeln müssen, da unser Visum nur 4 Wochen gültig ist und wir über 2000 Km im Iran radeln müssen). Den Nachmittag verbrachten wir bei einem gemütlichem Spaziergang am Strand. Nun bat uns unsere Gastgeber, ob wir ihm und seiner Familie nicht vielleicht zeigen könnten, wie man in Deutschland kocht. Also stellten wir erstmal ein kleines Menü zusammen und besorgten die fehlenden Zutaten, bevor es ans Kochen ging. Als Vorspeise kochten wir eine Kartoffelsuppe . Als Hauptspeise bereiteten wir Spagetti mit Tomatensauce (Sauce mit frischen Tomaten und leicht scharf) und zum Nachtisch sollte es Pudding geben. Dummerweise hatte der Gasherd etwas wenig Power, so daß es bereits eine halbe Stunde dauerte, den Liter Milch für den Pudding zum kochen zu bringen. Noch verheerender war dann die Zubereitung der Spaghetti. Als nach einer kleinen Ewigkeit das Wasser endlich kochte und die Spaghetti endlich im Topf waren, kochte soviel Stärke aus den Nudeln, daß wir im Nu eine erstklassige dicke Nudelschleimsuppe hatten, wobei die Nudeln alle aneinander klebten. Zum Glück intervenierte hier Yasers Mutter und zauberte einen sehr großen Topf aus irgendeinem Winkel der Küche. Wir füllten alles um gaben noch jede Menge Wasser hinzu und entwirrten den Spaghettiklumpen mit viel Geduld. Währen unsere Kartoffelsuppe sehr gelobt wurde fand unsere leicht scharfe Tomatensauce sehr wenige freudige Abnehmer. Erst jetzt erfuhren wir, daß es unsere Gastgeber überhaupt nicht gewohnt waren scharf zu essen (nicht einmal leicht scharf). Glorreiche Ausnahme war der Cousin der Familie der gleich mehrere Teller nacheinander verschlang. Versöhnt haben wir dann alle jedoch wieder mit unserem Pudding. Wir hatten zwar vorsorglich schon 2 Portionen gekocht, doch auch die waren schneller gegessen als wir schauen konnten. Der Mutter von Yaser schmeckte der Pudding so gut, daß sie sogar die Schüssel ausschleckte. Der Cousin von Yaser hatte seine Videokamera mitgebracht, so daß unsere Kochaktion sogar noch für die Ewigkeit festgehalten wurde. Nach dem Abendessen wurde Yaser dann richtig munter und legte zusammen mit seiner Tante und dem Cousin eine heiße Sohle auf das Parkett. Getreu dem Motto "Schuster bleib bei deinen Leisten" drückten wir uns standhaft und erfolgreich vor einer deutschen Tanzvorführung. Sind ja auch schließlich wilde Radfahrer und keine Ballettänzer!

Immer wenn wir versuchten uns den Iran vorzustellen dachten wir, daß wir es dort fast ausschließlich mit Wüste zu tun bekommen. So waren wir denn auch völlig überrascht, daß in den Bergen des Iran sogar über 2000m oftmals noch saftige grüne Wiesen zu finden sind, die man eher in Schottland vermutet hätte als hier. Völlig fasziniert waren wir dann von den Bergen am Kaspischen Meer. Die Berge waren mit wunderschönen Laubwäldern bewachsen, die einen Vergleich mit den Wäldern in Deutschland nicht zu scheuen brauchen. Neu war für uns auch, daß im Iran am Kaspischen Meer Reis angebaut wird. Oft fuhren wir kilometerlang an Reisfeldern vorbei, auf denen die Bauern gerade damit beschäftigt waren den Schlamm umzupflügen, während die Bäurerinnen bis zu den Knien imWasser standen, um die kleinen Reispflanzen auszusetzen. Da die Berge vom Kaspischen Meer binnen weniger Kilometer bisüber 2000m ansteigen (wobeieshier auch 4000er und 5000er gibt) regnen sich alle von Norden kommenden Wolken an dem schmalen Küstenstreifen ab.

Auch uns erwischte hier der Regen. Wir waren gerade wieder auf dem Weg in die Berge, als es sehr stark anfing zu regnen. Bereits etwas durchnäßt wärmten wir uns nochmal kurz in einer Dorfkneipe auf, bevor es ans Zelt aufbauen gehen sollte. Glücklicherweise hatte Ali, einer der Gäste in der Dorfkneipe, erbarmen mit uns und lud uns zu sich nach Hause ein. Froh nicht im Schlamm versinken zu müssen nahmen wir die Einladung an und verbrachten einen netten Abend und eine erholsame Nacht bei Ali und seiner Familie.

Vom Kaspischen Meer ging es dann wieder in die Berge. Die ersten 50 Km strotzten noch nur so von üppigem Grün doch nach und nach wurde es wieder karger. Neben den 1600 Höhenmetern die wir wieder nach oben strampeln mußten war die Straße dazu auch noch sehr stark befahren. Vor allem die vielen Lastwagen mit ihren schwarzen Rußwolken machten uns etwas zu schaffen. Normalerweise freuen wir uns ja, wenn wir in einem Tunnel durch den Berg fahren können statt oben drüber, doch hier war es leider etwas anders. Die Tunnel führten bis zu einem Km durch dem Berg. Auch das ist normalerweise nichts schlimmes, doch die Tunnel hatten teilweise keine Beleuchtung und viele der Lkw- und Autofahrer hielten es nicht für nötig ihr Licht einzuschalten. Am schlimmsten war jedoch die Tatsache, dass die Tunnel keine Belüftung hatten und der ganze Dieselqualm keine Lust hatte von selbst aus dem Tunnel zu entweichen. So quälten wir uns mühsam durch die bergauf führenden Tunnel. Jedesmal wenn wir das Ende eines Tunnels erreichten, legten wir eine Pause ein, um wieder etwas frische Luft in unsere Lungen zu pumpen.

Laut der Information, die wir sowohl von unserem Radreiseführer als auch von den Radlern, die wir trafen, hatten sollte man um Teheran einen möglichst großen Bogen machen, da die relativ junge Stadt nicht viel mehr als ein unglaubliches Verkehrschaos zu bieten haben soll. Sandra (die Bekannte die uns bereits in der Türkei besucht hatte) hatte uns jedoch ein paar Ausrüstungsteile bei einer Familie hinterlegt, so daß wir nicht umhin kamen nach Teheran zu fahren. Zumindest in puncto Verkehrschaos waren unsere Informationen absolut richtig. Bereits kilometerweit vor der Stadt gab es nur noch eine 6-spurige Schnellstraße auf der alles Richtung Zentrum raste. Auch an den meisten größeren Kreuzungen gab es weder Ampeln noch Polizisten die den Verkehr Regelten und somit hatte stets der Mutigste Vorfahrt. Wollte man eine Kreuzung überqueren galt es einfach irgendwann darauf loszufahren, in der Hoffnung, daß der querkommende Verkehr schon irgendwann anhält. Auch die Bedeutung eines Blinkers scheint hier völlig unbekannt und so fährt hier alles kreuz und quer. Besondere Vorsicht ist vor den vielen Sammeltaxis geboten, die immer, wenn sie irgendwo einen Kunden vermuten, unvermittelt rechts ausscheren und Anhalten. Nicht nur einmal mußten wir so eine Vollbremsung hinlegen um nicht mit einem der Sammeltaxis zusammenzustoßen. So erreichten wir dann völlig erschöpft das Zentrum von Teheran. Wir hatten bereits einige Tage keine Gelegenheit unsere Klamotten zu waschen und so entschieden wir uns erst einmal in ein Guesthouse (günstiger als Hotels) zu gehen, um uns und unsere Bekleidung wieder in einen salonfähigen Zustand zu versetzten. Während es bisher immer sehr unkompliziert war ein günstiges Hotel zu finden irrten wir die erste Stunde zunächst durch Teheran ohne ein einziges Hotel zu finden. Zum Glück trafen wir dann Arash. Er sprach sehr gut deutsch und arbeitete für eine Taxizetrale. Nachdem er uns in einem Internetcafe die Adresse unserer Gastfamilie auf Farsi (die Amtssprache im Iran) aufgeschrieben und eine Wegeskizze angefertigt hatte zeigte er uns auf unserer Karte noch die Gegend, in der sich die günstigen Hotels und Guesthouses befanden. Die nächsten beiden Stunden verbrachten wir dann damit ein passendes Zimmer zu suchen. Als erstes gerieten wir an ein 1 Sterne Hotel, das uns jedoch zu teuer war. Das nächste Guesthouse lag am Khomeyni Platz und war sogar noch etwas teuerer, so daß wir uns weiter auf die Suche machten. Der Manager im 3. Hotel erklärte und daß er leider keine Touristen aufnehmen dürfe (wegen der Polizei), zeigte uns jedoch den Weg zu einem weiteren Guesthouse. Dort meinte der Mann einfach er sei bereits voll belegt und er habe kein Zimmer für uns. Auch bei einer kurzen Diskussion mit zwei seiner Kollegen die vermutlich meinten er solle uns doch ein Zimmer geben (das Guesthouse wirkte keinesfalls voll) ließ er sich nicht erweichen. Das nächste Guesthouse verlangte dann gleich einen etwas unverschämten Preis für ein Zimmer während das 6. Guesthouse wieder keine Touristen aufnahm. Etwas genervt radelten wir also zu dem 1 Sterne Hotel zurück, doch das war mittlerweile vollkommen belegt. Zum Glück hatte das Guesthouse am Khomeyni Platz aber noch ein Dreibettzimmer für uns frei. Auch wenn es etwas teuerer war, waren wir heilfroh endlich ein Zimmer zu haben. Nadine stand gerade unter der Dusche (die übrigens in der Herrentoilette war!) als von außen jemand "Misses, Misses, open the door" rief. Als sie natürlich die Türe nicht öffnete zog jemand die Plastiktüte die im Schlüsselloch steckte heraus und versuchte in die Dusche zu schauen. Nadine verscheuchte ihn zwar, doch ein paar Minuten später konnte sie durch das Milchige Glas der Türe sehen, daß sich wieder jemand anschlich. Ich beschwerte mich umgehend beim Guesthousebetreiber an der Rezeption und der sehr nette Mann versuchte die Sache zwar zu klären, konnte aber nichts herausfinden. Normalerweise hätten wir das Guesthouse umgehend wieder verlassen, doch leider hatten wir keine Ahnung wohin wir hätten gehen sollen (alle anderen Hotels hatten wir ja schon abgeklappert). Ich war gerade dabei mich in der Toilette zu rasieren, als auf einmal der Kofferträger neben mir auftauchte, kurz mit mir sprach und dann auf einmal wieder verschwand. Da ich gerade fertig war ging ich zurück zu unserem Zimmer wo ich den Kofferträger fand wie er in unserer Türe stand und sich mit Nadine unterhielt. Auf meine Frage was das denn solle meinte er, er wolle ihr nur erklären daß es in dem Guesthouse auch ein Restaurant gebe (das hätte er mir aber ein paar Sekunden vorher auch schon im Bad erklären können). Wir hatten uns in dem Hotel als Ehepaar ausgegeben, um überhaupt gemeinsam ein Zimmer bekommen zu können (unverheiratete Paare bekommen nur getrennte Zimmer) und verheiratete Frauen sind ind den islamischen Ländern für andere Männer eigentlich Tabu. Also ging ich wieder an die Rezeption um mich über diesen unerhörten, im Iran nicht akzeptablen, Vorfall zu beschweren. Ich erklärte dem Betreibe auch,daß wir nach dem erneuten Vorfall vermuteten, daß der Kofferträger hinter dem Schlüssellochspion steckte. Der Betreiber entschuldigte sich abermals für den Vorfall und versprach der Sache nachzugehen (jedoch ohne Erfolg da der Kofferträger behauptete er hätte auf einem anderen Stockwerk gearbeitet). Am Abend, Nadine war gerade dabei auf der Damentoilette unsere Wäsche zu waschen, tauchte der Kofferträger erneut auf. Erst brachte er Nadine etwas Waschpulver nur um ihr dann zu erklären, daß er sie liebe. Nun war das Maß voll und so ging ich, bereit sogar einen der Pasdaranen (Revolutioswächter bzw. Sittenwächter im Iran) zu holen um dem Treiben ein Ende zu bereiten, erneut an die Rezeption. Leider war der Betreiber nicht mehr anwesend und der "Nachtportier" verstand kein Wort Englisch. Ich versuchte trotzdem den Vorfall so gut es ging zu erklären, bevor ich wieder auf unser Zimmer ging. Am nächsten Morgen, wir waren gerade dabei aufzubrechen, kam dann der Betreiber zurück. Ohne Umschweife erklärte er mir, daß ihm der erneute Vorfall bereits zu Ohren gekommen war und er daraufhin den Kofferträger vor ein paar Stunden entlassen habe. Ihm war die Sache natürlich sichtlich peinlich und er bat und mehrmals um Entschuldigung für die Entgleisung seines ehemaligen Angestellten.

Da sind die naechte im Zelt doch viel schoener!! Eine der letzten naechte in unserem Wolfskin Zelt. Nun schlafen wir wieder in unserem Golite Tipi. Eigentlich wollten wir den Vormittag in aller Ruhe etwas durch die Stadt bummeln und dann in einen Park gehen um dann am Nachmittag die Familie aufzusuchen, bei der Sandra unsere Sachen hinterlegt hatte. Wir waren gerade mal ein paar hundert Meter weit gekommen und stärkten uns gerade bei einem Milchshake und einem Eis, da wurde ich von einem Iraner angesprochen und ehe ich mich versah, hatte ich auch schon ein Telefon am Ohr. Mein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung erzählte mir, daß er ebenfalls Reiseradler sei und in 3 Wochen (01.06.2004) gemeinsam mit seiner Frau zu einer siebenmonatigen Radtour nach Europa aufbrechen wolle. Da wir jedoch zu der Familie mit unseren Ausrüstungsgegenständen wollten lehnten wir eine Übernachtungseinladung schweren Herzens ab. Da er jedoch einige Fragen hatte gab ich seinem Freund (er hatte mir das Telefon ans Ohr gehalten) unsere Email Adresse, so daß wir zumindest so in Kotakt bleiben konnten. Kaum hatte ich aufgelegt, da klingelte das Telefon schon wieder. Diesmal bat er uns ob wir nicht vor der Saftbar auf ihn warten könnten, er würde dann kurz vorbeischauen. Natürlich warteten wir auf ihn und knapp eine halbe Stunde später war Jafav dann auch schon da. Um etwas mehr Ruhe zum ratschen zu haben radelten wir in einen nahegelegenen Park. Schell waren wir in Fachsimpeleien über Ausrüstung, Zeltmöglichkeiten und Route vertieft. Völlig überrascht war Jafav von der Tatsache, daß wir mit einem Budget von knapp über 10,- € pro Tag für uns beide auskommen. Er und seine Frau hatten mit einem Budget von 50,- € geplant. Uns wiederum hat es erstaunt, wie viel die beiden radeln wollen. Mit einem Tagesschnitt von 100 Km/Tag wollen sie in 7 Monaten vom Iran über die Türkei und Bulgarien nach Mitteleuropa (bis Dänemark). Auf dem Rückweg wollen sie über Kroatien und Griechenland nach Ägypten (mit der Fähre) und von dort über Jordanien, Syrien und die Türkei wieder nach Hause. Laut den Berechnungen soll die Rundreise nur 10000 Km lang sein. Wir sind schon sehr gespannt auf den Verlauf ihrer Reise und werden sie unter www.bikingforpeace.com natürlich mit verfolgen! Da Jafav in der selben Gegend wohnte wie die Familie mit unseren Ausrüstungsteilen bot er uns an, uns dorthin zu bringen. Die Familie wohnte natürlich am anderen Ende der Stadt und so quälten wir uns wieder durch das Verkehrschaoss von Teheran.

So trafen wir dann am Nachmittag bei der Familie Mohammadi ein. Kaum angekommen wurden wir auch schon mit einer leckeren Wassermelone verköstigt. Wir treffen ja sehr viele Menschen auf unserer Reise aber nur sehr selten sind sie uns so schnell ans Herz gewachsen wie diese Familie mit ihren 4 Töchtern. Während die Eltern nahezu kein Englisch sprachen (etwas besser als wir persisch) konnten alle Töchter relativ gut englisch und eine Tochter sogar deutsch (leider war sie nur etwas zu schüchtern um zu sprechen was sie bei ihrer guten Aussprache und ihrem Satzbau gar nicht nötig gehabt hätte). Etwas enttäuscht war vor allem die Mutter als sie hörte, daß wir Vegetarier sind; besteht doch die Iranische Küche überwiegend aus Fleisch. Doch dies stachelte ihren Ehrgeiz anscheinend nur noch an, denn sie kochte wirklich hervorragend. Später kam dann noch der Schwiegersohn (der Mann von Elimo der zweitältesten Tochter) vorbei und so hatten wir ein ganz ansehnliches Publikum als wir ein paar Bilder unserer Reise zeigten. Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich wieder aufbrechen doch irgendwie ist es uns nicht gelungen. Während ich dabei war einige kleine Wartungsarbeiten an unseren Fahrrädern durchzuführen liefen in der Küche die Vorbereitungen für das Mittagessen bereits wieder auf Hochtouren. Statt also auf unseren Rädern zu sitzen ließen wir uns erneut von einem äußerst leckerem Mahl verwöhnen. Der Schwiegersohn hörte an diesem Tag sogar extra etwas eher auf zu arbeiten und so gingen wir am späten Nachmittag zusammen mit den 3 jüngeren Töchtern (die älteste Tochter mußte/durfte leider arbeiten) ins Museum. Leider waren wir etwas spät dran, so daß wir die Zeugnisse der persischen Kultur nur im Schnelldurchgang besichtigen konnten. Besonders faszinierend fanden die unglaublich aufwendige Art in der einige Koranabschriften erstellt waren. Für uns glichen die alten Abschriften eher wundervollen Gemälden. Auf dem Rückweg verschlechterte sich leider der Gesundheitszustand von Elimo so stark, daß sie, wie schon bereits am Vorabend, zum Arzt mußte. Als sie vom Arzt wieder zurück kam hatte sie neben einer ganzen Tüte voller Medikamente auch einen Tropfer mit dabei. Infolge einer diagnostizierten Virusinfektion hatte Elimo mittlerweile so viel Flüssigkeit verloren, daß der Arzt ihr eine Infusion gelegt hatte. Anders als im Iran bleibt man bei uns mit einer Infusion unter ärztlicher Aufsicht was vor allem Nadine sehr erstaunte. Wir hätten unsere Dankbarkeit gerne etwas anders zum Ausdruck gebracht, als daß Nadine sich nun ein klein wenig um die Kranke kümmerte, doch so konnte sie zumindest sachkundig weiterhelfen. Elimo war sehr an deutschen Plätzchen und Kuchen interessiert und eigentlich hatten wir für den Abend einen kleinen Backkurs geplant, der nun aber leider Ausfallen mußte. Nach dem Motto aufgeschoben ist nicht aufgehoben holten wir dies jedoch am nächsten Morgen nach. Nachdem es Elimo wieder besser ging zeigte Nadine ihr wie man einen Marmorkuchen backt. für etwas Verwirrung sorgte lediglich der Herd. Die Temperaturangaben auf dem Herd waren etwas hoch. Wir wählten zwar eine schon etwas höhere Backtemperatur aus, doch anscheinend immer noch etwas zu wenig. Nach einer Stunde war der Kuchen bei weitem noch nicht fertig, so daß wir schließlich die Temperatur nochmal erhöhten. Nach einer Backzeit von 2 Stunden, und nachdem wir herausgefunden hatten, daß der Herd in ° Fahrenheit beschriftet war, war der Marmorkuchen dann aber endlich fertig. Nachdem wir den Kuchen noch gemeinsam probiert hatten, verabschiedeten wir uns gegen 13:00 Uhr schweren Herzens von unserer Gastfamilie. Von dem super leckerem Essen der letzten beiden Tage mehr als nur gestärkt hatten wir so viele Kraftreserven, daß wir an diesem Nachmittag sogar noch die ersten 81 Km Richtung Qom geradelt sind.

Zwischen Teheran und Qom trafen wir auf ein paar österreichische Motorradfahrer. Wir hatten gerade Mittwoch und auf die Frage wie lange sie denn schon unterwegs wären meinten sie trocken: "Seit letzten Dienstag". Da muß man sich mal vorstellen. Da sind wir nun seit 11,5 Monaten nahezu jeden Tag am radeln um bis in den Iran zu kommen und die "Jungs" brauchen dafür lediglich 8 Tage!!! Ihr Endziel ist Nepal, und nach insgesamt 4-5 Wochen wollen sie wieder zu Hause sein. Noch erstaunlicher war die Geschichte, die uns einer der Motorradfahrer erzählte. Er war nämlich letztes Jahr mit seinem Motorrad einmal um die ganze Welt gefahren. Kaum zu glauben, aber er hat das in nur 3 Monaten geschafft wofür wir 3-4 Jahre eingeplant haben.

Die Stadt Qom ist das religiöse Zentrum im Iran und wird oft auch als heilige Stadt bezeichnet. Bereits am Stadtrand gabelten wir einen kleinen Jungen auf, der uns zu einem Internetcafe bringen wollte. So folgten wir ihm quer durch die Stadt, vorbei an einem Beerdigungszug bei dem der offene Sarg getragen wurde und vorbei an den wunderschönen Moscheen im Stadtzentrum. Wir waren aus dem Stadtzentrum fast schon wieder heraus als mich das Gefühl beschlich, daß unser kleiner Führer gar nicht so genau wußte wo ein Internetcafe zu finden wäre und so fing auch ich wieder an Passanten zu fragen. Mittlerweile gesellte sich auch ein Mopedfahrer mit seiner Frau zu unserem Suchtrupp und nach 2 Fehlversuchen gelang es uns dann letztendlich ein Internetcafe zu finden. Wie es sich für ein Internetcafe in der religiösesten Stadt so gehört waren sie nach Geschlechtern Getrennt. Das für Jungs war geschlossen und so machte sich Nadine in das Internetcafe "For woman". Da unser Websitecreator (Programm mit dem wir online unsere Internetseite aktualisieren) wieder einmal etwas verrückt spielte kam sie mehrmals weder raus um mich zu fragen, wie man daß Problem den lösen könne. Da ich ja nicht hinein durfte mußte ich ihr alles erklären und nach gut 2,5 Std. hatten wir mit vereinten Kräften unsere Seite wieder aktualisiert. Der Schock kam als Nadine bezahlen wollte und für die 2,5 Std. mit umgerechnet 8,- € (normalerweise im Iran 1,5 € - 2,- €)zur Kasse gebeten wurde. Mit viel Mühe und mit Hilfe einer Iranerin gelang es ihr dann die Betreiber auf 4,- € herunter zu handeln. Denke daß sie Nadine nicht beschummeln wollten, sondern daß man für das Privileg eines reinen Fraueninternetcafes, in dem die Mädels ungestört mit fremden Jungs Chatten können, und das dazu noch eine schnelle Verbindung haben sollte (hatte es aber nicht), einfach etwas mehr bezahlen muß. Mein Gesprächspartner vor der Türe, dessen Cousine Nadine bei den Preisverhandlungen half, fand den Preis zumindest normal.

Eigentlich hatten wir im Iran mit sehr viel Wüste gerechnet. Nachdem wir bereits von der Grenze bis nach Teheran "enttäuscht" wurden, wurde es zwischen Teheran und Qom zwar kurzzeitig etwas trockener, doch so richtiges Wüstenfeeling (wie in Ägypten) wollte trotz eines Salzsees noch nicht so richtig aufkommen. Vielleicht lag es an der Jahreszeit doch die Landschaft mit ihrem spärlichem Bewuchs wirkte eher steppenartig. Auch zwischen Qom und Esfahan konnten wir keine richtige Wüste (oder zumindest das was sich ein Durchschnittsdeutscher unter einer Wüste vorstellt) entdecken. Es ging wieder einmal durch weitläufige Hochebenen (höchster Paß wieder knapp 2200m) mit spärlichem Grasbewuchs. Auf den ersten Blick wirkte es oft zwar etwas eintönig, aber für mich haben so weite Landschaften mit Bergen am Horizont immer etwas sehr entspannendes. Leider hatten wir es jedoch mit ständig starkem Verkehr (viel Schwerlastverkehr) und der starkem Seitenwind zu tun.

Von Arasch, einem unserer Helfer in Teheran, hatten wir die Telefonnummer von Shirin in Esfahan, und so meldeten wir uns bei ihr. Shirin spricht sehr gut deutsch und bot uns an, daß sie uns gerne ihre Stadt zeigen würde. Nachdem wir ein nettes Hotel gefunden hatten zogen wir am Nachmittag mit Shirin durch die Stadt. Esfahan ist eine sehr alte und berühmte Stadt und dementsprechend viele Sehenswürdigkeiten gibt es hier. Neben dem "Palast der 44 Säulen" ist insbesondere der Emam Platz einen Besuch wert. Auf einem 500m x 160m großem Platz, der von kleinen Ladengeschäften umrahmt ist, finden sich 2 imposante Moscheen und ein siebenstöckiger Palast. Leider sind die Eintrittspreise für Touristen stark überteuert (3,- € statt 0,20 € für die Einheimischen) und auch unsere Studentenausweise halfen hier nichts (seit ein paar Jahren wird Esfahan nicht mehr von der UNESCO unterstützt und seitdem gibt es keine Studentenrabatte mehr). Da uns die Eintritte zu teuer waren begnügten wir uns mit einer Besichtigung von außen, obwohl Sharin darüber etwas traurig war. Zum Abschluß wollte uns unsere Führerin dann noch eine christliche Kirche zeigen, die wir nach knapp einer Stunde Fußmarsch erreichten (wir dachten es wäre kürzer und wollten daher lieber laufen als mit dem Taxi zu fahren). Auch hier wurde wieder der Eintrittspreis von 3,- € verlangt und da wir Sharin nicht enttäuschen wollten besichtigten wir die Kirche. Die Kirche wurde von Armeniern erbaut und ist von innen wunderschön bemalt. Auch bei uns bemalt man ja auch gerne die Innenwände der Kirchen, doch in dieser Kirche war jeder Quadratzentimeter wunderschön bemalt. Größtenteils stellten die Gemälde Szenen aus dem Leben Jesu dar. In einem angegliederten kleinen Museum konnte man viele Gegenstände aus der Kultur der Armenier betrachten. Besonders beeindrucken war für uns eine kleine Sonderausstellung, die sich mit der Vertreibung der Armenier durch die Türken beschäftigt. Nachdem wir noch nie etwas von diesem Schicksal der Armenier gehört hatte war es um so erstaunlicher für uns, daß 1915 ungefähr 1,5 Millionen Armenier von den Türken vertrieben worden sind. Komisch daß davon in der Weltgeschichte so niemand richtig Notiz genommen hat sondern alle immer nur mit dem Finger auf die Deutschen zeigen.

Am nächsten Tag wollten wir dann unser Visum verlängern. Laut Auskunft unseres Hotelchefs sollte es auf der anderen Seite der Brücke liegen und so liefen wir los. Unterwegs fragten wir noch nach ein paar Polizisten nach der Passbehörde für Ausländer. Sie meinten zwar wir sollten ein Taxi nehmen, doch auf ihrer Karte sah es ebenfalls nicht sehr weit aus. So liefen und liefen wir also, und nach über einer Stunde in der größten Mittagshitze erreichten wir schließlich die Behörde. Die Beamtin schickte uns jedoch erst einmal auf die knapp einen Kilometer entfernt liegenden Bank um dort die Gebühr für die Visaverlängerung einzuzahlen. Von der vielen ungewohnten Lauferei in den Sandalen war meine Ferse mittlerweile schon wundgescheuert, und da unser Pflaster etwas alt war und nicht mehr hielt, lief ich mit geöffnetem Fersenriemen weiter. Zurück bei der Behörde füllten wir das Antragsformular aus und wurden gebeten unsere Pässe am nächsten Morgen wieder abzuholen. Also liefen wir wieder zurück ins Hotel. Insgesamt dürften wir so etwa 14 Km gelaufen sein und waren dementsprechend erschöpft als wir im Hotel ankamen. Die offenen Stellen die ich mir damals gelaufen habe sind übrigens nun nach über einer Woche immer noch nicht verheilt. Die Pässe haben wir am nächsten Vormittag dann aber mit dem Fahrrad abgeholt!

Von Shirin erfuhren wir dann noch, daß an diesem Tag der Tag der Museen im Iran war, und somit alle Sehenswürdigkeiten kostenfrei besichtigt werden konnten. So war es auch nicht verwunderlich, daß der Emam Platz voll mit Iranern war. Wir waren wirklich froh über die Gelegenheit die Moscheen und den Palast doch noch zu sehen. Die erste Moschee besteht aus drei einzelnen riesigen Hallen, die alle in einen großen Innenhof münden sowie mehreren kleineren Gärten. Vor allem die Größe der einzelnen Hallen, die fast gänzlich mit blauen gemusterten Kacheln gefliest sind beeindruckte uns. In einer Halle gibt es sogar ein Echo, das man 7x hören kann, wenn man direkt unter der Kuppel steht. In der zweiten Moschee gibt es nur eine Gebetshalle zu besichtigen. Durch Machart und Beleuchtung schillert das ganze Kuppelgewölbe jedoch kupferfarben; absolut atemberaubend. Vom Palast aus konnte man den ganzen Platz und Teile von Esfahan überblicken. Da es bereits Abend war hatten wir das Glück, erst die ganze Szenerie in der Sonnenuntergangstimmung besichtigen zu können und schließlich der in der Nacht, da alle Gebäude wunderschön beleuchtet waren.

In dem kleinen Ort Kupaeh etwa 90 Km östlich von Esfahan wurden wir von Ali, einem Taxifahrer zum Mittagessen zu seiner Familie eingeladen. Während seine Frau in der Küche zauberte hatten wir die Gelegenheit, zu sehen, wie ein iranischer Teppich geknotet wird. Zumindest in dieser Familie war der "Knüpfstuhl" (oder wie man das Gestell nennt) mitten im Wohnzimmer. Die Teppiche wurden von Alis Frau gemacht (also keine Kinderarbeit wie man so oft hört). Arbeitsdauer für so ein Schmuckstück: 1-2 Jahre je nach Größe des Teppichs. Dahingegen sind die 800,- € die sie für einen Teppich in der Größe 2x3 Meter bekommen keineswegs überteuert. Falls wir in Zukunft mal einen Teppich haben wollen wissen wir zumindest, wo wir eine Bestellung aufgeben.

Auch wir haben hin und wieder mal Glück mit dem Wind. Es ging gerade auf einer flachen Etappe durch die Wüste und wir hatte so guten Rückenwind, daß wir bereits gegen 12:30 Uhr 70 Km zurückgelegt hatten. Da es um die Mittagszeit unerträglich heiß wird (habe um 15:00 Uhr in meiner Lenkertasche, die zuvor 3 Std. im Schatten stand, noch 36°C gemessen) entschieden wir und bis zum frühen Abend zu rasten, um dann noch ein paar Km zu radeln. Der Rückenwind wurde jedoch immer stärker, so daß wir trotz der Hitze um 15:00 Uhr wieder unsere Fahrräder bestiegen. Wir kamen super voran und in der ersten Stunde schafften wir sogar 30 Km. Die Hitze war jedoch anstrengender als gedacht und gerade rechtzeitig kam ein etwas größerer Ort. Genialerweise verfügte der erste Kreisverkehr des Ortes sogar über einen kleinen Brunnen. Ehe die Einheimischen so richtig bemerkten was das passierte, steckten unseren überhitzen Beine auch schon in dem kühlen Naß. Welch eine Wohltat! Leider konnten wir nicht den Rest des Tages in dem Brunnen verbringen und so stiegen wir schweren Herzens aber wunderbar erfrischt wieder auf unsere Fahrräder. Wir stärkten uns abschließend noch mit einem Eis in einer Eisdiele und am Ende des Tages hatten wir dann 142 Km auf unserem Tacho stehen. Seit unserer Niltalralley unsere mit Abstand größte Tagesetappe. Trotz des guten Rückenwindes war dieser Radtag durch die extreme Hitze aber sicherlich einer unserer anstrengendsten.

Nun ist es endlich wieder passiert! Martin "hängt" wieder an der Flasche. Nach jahrelanger "Abstinenz" griff Martin nun wieder mal zum Bier, bzw. besser gesagt zum Radler. Doch bevor die Freude zu Hause allzu euphorische wird (insbesondere bei Ufo, dem Freund der uns in Ägypten besucht hat) muß ich leider ergänzen, daß im gesamten Iran Alkohol strikt verboten ist und das Radler somit alkoholfrei war. :-)
 
In der Gegend um Yazd war es dann auch für uns schon wüstenartig. Es gab kaum noch Vegetation, und tagsüber hatten wir im Schatten um die 38°C (möchte hier nicht im Sommer sein!). Durch die starke Sonneneinstrahlung (wir sind meist über 1500m), die sehr geringe Luftfeuchtigkeit und den Wind trockneten unsere Lippen so stark aus, daß sie mittlerweile rissig sind und schmerzen. Auch unsere Nasen sind die starke Belastung nicht gewohnt und sind mittlerweile extrem trocken. Vor allem bei meiner Nase reißen ständig irgendwelche kleinen Blutäderchen auf, so daß sie hin und wieder zu bluten anfängt. Zum Glück gibt es sehr viele kleine Straßentunnel, in die man sich vor der Mittagshitze flüchten kann.

Wir waren wieder einmal dank günstigem Wind recht gut vorangekommen und wollten in Anar, einer kleineren Stadt eigentlich nur unsere Vorräte auffrischen. Wir waren dabei unsere gerade eben erstandene Wassermelone zu verstauen, als wir das Interesse der Jugend erweckten. Schnell waren wir von mind. 20 Jugendlichen und Erwachsenen umringt. Die Einladung eines der Jugendlichen konnten wir noch ausschlagen, doch als uns der Englischlehrer der örtlichen Highscool zu sich nach Hause einlud nahmen wir an (wollten eigentlich bei dem guten Rückenwind noch etwas radeln). Wir hatten bei einer Tasse Tee und Plätzchen gerade unsere Bilder gezeigt als ein Freund von Ihm vorbei kam und meinte, wir sollten in der örtlichen Moschee übernachten. Eigentlich hatte uns ja der Englischlehrer dazu eingeladen, bei ihm zu übernachten, doch da er nun darauf bestand, daß wir in der Moschee schlafen sollten, zogen wir mit ihm wieder los. Wir folgten ihm in die örtliche Moschee und befürchteten, daß wir nun auffliegen würden. Im Iran dürfen nämlich unverheiratete Paare nicht gemeinsam in einem Zimmer schlafen, so daß wir uns stets als verheiratet ausgeben. Wir befürchteten, daß nun einer der Pasdaran (Revolutionswächter bzw. Sittenwächter) kommen würde um unsere Heiratsurkunde zu sehen. Doch nichts dergleichen geschah. Obwohl die Moschee einen heiliges Grab (holy shrine) besaß wurden wir vom Verwalter der Moschee herzlich aufgenommen. Um den Iranern, die die den holy shrine besuchen wollen einen Aufenthalt zu ermöglichen verfügte die Moschee über mehrere Räume, die sie den Reisenden kostenlos zur Verfügung stellt. So bekamen auch wir ohne Probleme (haben nicht einmal gefragt ob wir verheiratet sind), eines der Zimmer. Der Verwalter fragte uns sogar wie viele Tage wir denn bleiben wollten! Nachdem wir bereits in Jordanien eine nacht in einer Kirche verbracht hatten, verbrachten wir nun unsere erste Nacht in einer Moschee. Das Einzige, was unsere Nachtruhe störte waren, neben der schier unerträglichen Hitze, einige Moskitos, die uns anscheinend als Festmahl betrachteten.

Sonst sind wir eigentlich eher etwas zurückhaltend beim Besuch von Moscheen, doch da wir hier schon mal in einer Moschee mit einem heiligen Grabmal zu Gast waren, wollten wir sie auch besichtigen. Bereits am Abend, nachdem alle Einheimischen nach dem Abendgebet die Moschee verlassen hatten, stattete Martin ihr einen Besuch ab. Neben dem eigentlichen "holy shrine" war insbesondere ein Spiegelsaal beeindruckend. Der ganze Raum mit seinem riesigen Kuppeldach war komplett mit Spiegeln verkleidet und beleuchtet von einem große Kronleuchter, funkelte er wirklich himmlisch. Als wir am nächstem Morgen zusammen die Moschee besichtigten war der Kronleuchter leider ausgeschaltet so daß der Raum nicht annähernd so faszinierend wirkte wie am Vorabend. Um die kühlen Morgenstunden optimal Nutzen zu können verabschiedeten wir uns vom Verwalter der Moschee bereits gegen 7:00 Uhr und machten uns wieder auf den Weg.
 
Durch den frühzeitigen Aufbruch und den abermals hilfreichen Rückenwind gelang es uns nach knapp einem Jahr endlich die 150 Km Marke zu knacken! Bevor wir am Abend dieses Tages unser Zelt aufbauen konnten hatten wir mit 163 Km unsere mit Abstand längste Tagesetappe bewältigt. Und das bei knapp 40°C im Schatten!!! In der Mittagspause aßen wir wie so oft wieder mal eine Wassermelone. Während in Syrien die Raupen unser Zelt liebten, hatten diesmal die Fliegen einen riesigen Spaß an unserem vom Melonensaft süßen Messer.

Bisher haben wir den Iran und insbesondere die Iraner ja nur in den höchsten Tönen gelobt. Das Nahezu Einzige, was wir hier kritisieren können ist der wirklich gefährliche Straßenverkehr. Üblicherweise sind die Iraner extrem hilfsbereit und rücksichtsvoll, doch sobald sie sich am Steuer eines Autos oder Motorrades befinden verwandeln sie sich in absolute Verkehrsrowdies. Das erste mal wurde ich in Tabriz von hinten von einen Linienbus angefahren und das zweite mal in Teheran von einem Auto, weil ich an einer Ampel bei grün nicht schnell genug losgefahren bin. Ich bin zwar nie gestürzt, doch von dem Anschupser durch den Linienbus habe ich nun einen kleinen Achter im Hinterrad. Gerade in den Großstädten und vor allem in Teheran, herrscht vollkommenes Chaos auf den Straßen. Recht hat, wer am mutigsten Fährt. Ohne zu blinken wird einfach kreuz und quer gefahren. Eigentlich regelmäßig passiert es, daß wir von einem Taxi überholt werden, das dann, kaum wieder vor uns eingeschert, plötzlich abrupt anhält, da der Fahrer einen Kunden wittert. Bis jetzt konnten wir aber stets gerade noch ausweichen oder eine Vollbremsung hinlegen. Hat man gerade mal keinen Bus- oder Autofahrer um sich, die einer über den Haufen fahren wollen, so wird man sicherlich gerade von ein paar Mopedfahrenr (125ccm) verfolgt. Insbesondere in den Großstädten, genau dann wenn wir uns am meisten auf den Verkehr konzentrieren müssen, haben wir stets ein paar Mopedfahrer um uns herum, die sich während der Fahrt mit uns unterhalten möchten. Die Jungs meinen es zwar nicht böse, aber dadurch wird die ganze Sache nur noch viel gefährlicher. Obwohl wir nicht unhöflich sein wollen, beschränken wir uns meist darauf zu sagen, daß wir aus Deutschland kommen, um danach in Schweigen zu verfallen. Selbstverständlich sind den meisten Mopedfahren die Autos und natürlich auch wir zu langsam, so daß sie ständig von allen Seiten an einem vorbeirauschen. Um das ganze Verkehrschaos noch perfekt zu machen springen uns immer dann, wenn gerade mal kein Bus-, Auto- oder Mopedfahrer versucht, uns "umzubringen", irgend ein Fußgänger unvermittelt direkt vor unser Vorderrad. So ist es also kein Wunder, daß wir im Iran bisher die meisten und schwersten Unfälle unserer ganzen Reise gesehen haben. Besonders gefährdet sind hier (neben uns) natürlich die Mopedfahrer, die natürlich ohne Helm, bedingt durch ihre aggressive Fahrweise sehr leicht zum Opfer werden. Lobenswert sind lediglich die, Lkws, die insbesondere auf den Bundesstraßen einen sehr großen Abstand zu uns einhalten.

Durch unsere großen Tagesetappen erreichten wir Kerman (unsere letzte Stadt im Iran, da wir von hier aus den Bus Richtung Pakistan nehmen wollen) wesentlich früher als erwartet. Hätten es bei diesem Tempo sogar ohne Visaverlängerung geschafft. So entschieden wir uns nach einem gemütlichem Nachmittag in Basar und Park unsere Fahrräder hier im Hotel stehen zu lassen und mit dem Bus nach Shiraz zu fahren. Von nahezu allen Iranern waren darauf hingewiesen worden, daß wir Shiraz unbedingt besuchen müssten, und so machten wir uns mit dem Nachtbus auf den Weg.

Um 4:15 Uhr morgens, 2 Stunden früher als erwartet, kamen wir in Shiraz an, und so verbrachten wir die nächsten beiden Stunden erst einmal halb schlafend im Warteraum des Busbahnhofes. Als erstes wollten wir eine Moschee mit einem "holy shrine" besuchen, doch als Christen wurde uns der Zutritt verwehrt. Wir akzeptierten es zwar kommentarlos, wunderten uns aber doch etwas, da wir ja vor ein paar Tage sogar in einer Moschee mit einem "holy shrine" übernachten durften. Als nächstes Stand der Besuch eines in einer alten Festungsanlage gelegenen Museums auf unserem Programm. Da sie hier ja doch (wir übrigen überall im Iran) von uns je 3,- € als Eintrittspreis verlangten (keine günstigeren Tickets für Inhaber von Studentenausweisen) verzichteten wir auf einen Besuch. Für einen Europäer sind 3,- € als Eintrittspreis zwar normal, aber man muß dazu wissen, daß der Eintrittspreis für die Einheimischen lediglich 10 Cent beträgt. Das heißt also, daß die Touristen den 30-fachen Preis bezahlen müssen. Dieser von der Regierung geregelten Abzocke wollen wir uns natürlich nicht anschließen. In diesem Zusammenhang muß man nämlich noch erwähnen, daß es laut Koran für einen Moslem wichtig ist, die Reisenden zu unterstützen und, daß es laut Koran ebenso untersagt ist, unfaire Preise zu machen. So ist es also sehr erstaunlich, daß im Iran lediglich die religiöse Regierung des islamischen Gottestaates gegen diese Grundprinzipien des Islam verstößt.  Auch ein geplanter Parkbesuch entfiel aus den gleichen Gründen. Hier betrug der Eintrittspreis sogar 4,- €. Es ist ja keinesfalls so, daß wir die Eintrittspreise geschenkt haben wollen, doch zum einen wollen wir diesen Preiswucher auch nicht akzeptieren und zum anderen gibt unser Budget derart teuere Besuche leider nicht her. Im Endeffekt schadet sich die Regierung mit ihrer Politik nur selber, da es viele Backpacker gibt, die sich solche Eintrittspreise nicht leisten können. Vielleicht entgehen dem Staat mit günstigeren Eintrittspreisen zwar ein paar Euro, doch dafür gibt es weitaus mehr Menschen die, zurück in ihren Heimatländern, begeistert von der tollen Kultur der Perser berichten. Gerade bei dem schlechten Ruf, den der Iran international genießt, ein nicht in Geld aufzuwiegender Vorteil. So verbrachten wir also den Nachmittag gemütlich in einem öffentlichen Park. Gegen Abend besichtigten wir dann doch noch eine, mitten in der Renovierung befindlichen, alte Moschee, mit einer sehr schönen Gebetshalle. Zumindest hier kam uns der Kartenverkäufer entgegen und gab uns für unsere Studentenausweise 2 Tickets zum Preis von einem. Anschließend bummelten wir gemütlich über den großen und sehr schönen Basar. Neben vielen Teppichhändlern gab es hier sehr zur Freude von Nadine auch viele Schmuckhändler, doch leider war der meiste Schmuck nicht wirklich schön verarbeitet. 

Bereits in Kerman wollten wir eigentlich ein historisches Badehaus (Hamam)besichtigen, doch auch dort war es uns zu teuer. In Shiraz gab es nun ein zu einem Teehaus und Restaurant umgebautes altes Badehaus. Wir rechneten zwar auch mit gut überteuerten Preisen, doch da wir lieber die Wirtschaft ankurbeln wollten als die Regierung zu unterstützen gingen wir hinein. Das Hamam war innen wundervoll eingerichtet und wirkte bezaubernd. Wir hatten uns gerade niedergelassen, als sich ein paar Iranische Studenten an den Nachbartisch setzten. Schnell kamen wir ins Gespräch und ehe wir uns versahen saßen wir bei ihnen am Tisch. Eigentlich wollten wir eine Tasse Tee bestellen, doch keiner der Kellner beachtete uns. Bevor wir herausfanden, daß man die Bestellung und gleichzeitige Bezahlung bereits im Eingangsbereich aufgeben muß  geschah es, daß wir von den Studenten zu einer Tasse Tee eingeladen wurden. Gemeinsam verbrachten wir eine nette Stunde in dem Teehaus. Während die Stundeten zu einem Konzert gingen machten wir uns wieder auf den Weg zum Busbahnhof. Wir wollten eigentlich 2 Tage bleiben, doch da es für uns leider nichts mehr zu besichtigen gab und am nächsten Tag Freitag war (somit wäre der Basar und alle Geschäfte geschlossen gewesen), machten wir uns am Abend wieder auf den Rückweg nach Kerman. Durch die netten Iraner, die wir getroffen haben, so wie durch den Basar und Badehausbesuch war unsere Reise nach Shiraz trotzt der entgangenen Besichtigungen allemal die Mühen (2 Nächte im Bus bzw. am Busbahnhof) Wert. 

Obwohl viele Iraner gemeint haben wir müssten unbedingt Bam besuchen entschieden wir uns gegen einen Besuch. Im Dezember letzten Jahres war die berühmte Festungsanlage von Bam von einem sehr starkem Erdbeben fast gänzlich zerstört worden. Leider wurde aber nicht nur die Zitadelle zerstört (was ja prinzipiell nicht ganz so tragisch gewesen wäre). Laut Schätzungen (genaue offizielle Zahlen gibt es nicht) sind bei dem Erdbeben etwa 40.000 Menschen gestorben oder seither in den Trümmern vermisst. Bei einer  Ursprünglichen Bevölkerung von etwa 90.000 also knapp die Hälfte der Einwohner. Da wir keinerlei Idee hatten wie wir wirklich hätten helfen können wollten wir auch nicht aus reiner Sensationsgier dort hin fahren. Wie kann man sich mit ruhigem Gewissen eine Stadt ansehen, wenn vor einem halben Jahr jeder zweite Einwohner die Hälfte seiner Verwandten und Freunde verloren hat und viele ihr Hab und Gut. In Kerman erfuhren wir dann von einem Englischprofessor, daß in Bam mittlerweile knapp 200.000 Menschen leben. Nachdem also zur Zeit massive Nationale und Internationale Hilfsmittel nach Bam fließen haben sich sehr viele Arme Menschen aus dem ganzen Iran auf den Weg dorthin gemacht. So sind sie und ihre Familien zur Zeit relativ gut versorgt, doch was sie in der Zukunft machen werden steht noch in den Sternen. Wir können uns nicht vorstellen, wie die Stadt nach der Katastrophe nun auch noch auf einmal viermal mehr Menschen angemessene Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten bieten soll. Vermutlich setzten alle auf einen wachsenden Touristenstrom. Haben irgendwie schon das Schreckensszenario im Kopf  bei dem sich die 200.000 Einwohner mit der Hoffnung auf ein paar Rials auf die wenigen Touristen stürzen, die sich hierher wagen.

Nach einem Erholungstag in Kerman, bei dem wir übrigens 7 Stunden im Internetcafe verbracht haben um endlich unsere Ausrüstungsliste und Ausrüstungsbewertung online zu stellen, ging es dann mit dem Nachtbus nach Zahedan (Um das fuer seine Entfuehrungen beruehmte Belutschistan sicher zu durchqueren). Anders als in der Türkei hält ein Reisebus aber nur einmal an, und zwar dann, wenn er am Ziel angekommen ist, auch wenn die Strecke 550 Km lang ist. So fanden wir uns dann gegen 05:00 Uhr morgens am Busbahnhof wieder. Von dort wollten wir eigentlich einen weiteren Bus nach Mir Javeh, den Grenzort nach Pakistan nehmen. Leider erfuhren wir, daß es zwar Busse dorthin gibt, daß diese jedoch keine Fahrräder mitnehmen können. Nun war guter Rat (oder vielleicht doch Rad?) teuer. Wir wurden dann kurz drauf von einem schlecht englisch sprechenden Mann angesprochen, der uns anbot, uns für 12,-€ mit seinem Pickup zum dem 80 Km entfernt gelegenem Grenzübergang zu fahren. Zum einen hatten wir nicht so viel Geld für den überteuerten Fahrpreis (12 Liter Benzin kosten im Iran 1 Euro!!!), und zum anderen war es das allerletzte was wir wollten im dem für seine Entführungen berühmten Belutschistan mitten in der Nacht mit jemand wildfremden durch die Gegend zu fahren. Also warteten wir bis zum Morgen, bis auch noch ein Iraner mit dem Pickup (der sich als Kleinbus entpuppte) zur Grenze fahren wollte. Wir handelten den Fahrpreis auf 8,-€ runter und verluden um 07:00 Uhr die Fahrräder. Bei einer wilden Fahrt kreuz und quer durch Zahedan wurden dann nach und nach noch ein paar weitere Fahrgäste aufgesammelt, die ebenfalls nach Pakistan wollten, und um 9:00 Uhr fanden wir uns wohlbehalten am Grenzübergang nach Pakistan wieder. Die Ausreiseformalitäten waren schnell und unkompliziert erledigt worden, und 3 Minuten später konnten wir ohne Zollkontrolle auf die pakistanische Seite wechseln.

Denkt man an den Iran fallen einem stets spontan die Feindseligkeiten zwischen der USA und dem Iran ein, die nicht nur durch ein Wirtschaftsembargo durch die USA zum Ausdruck kommen. So lag es dann auch eigentlich nahe, daß wir von Verwandten zu Hause gewarnt worden sind, daß es gefährlich sein dürfte im Iran Englisch zu sprechen. Von der Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit der Iraner haben wir ja bereits mehrmals berichtet, und so stellte sich auch heraus, daß sehr viele Iraner sehr gerne und sehr gut Englisch sprechen. Etwas ungewöhnlich war lediglich die Tatsache, daß die Iranisch Regierung ihren Schwerpunkt auf den englischen Schriftverkehr als auf das eigentliche Sprechen setzt. Dies bedeutet dann in der Praxis, daß die meisten Englischlehrer mit ihren Schülern im Unterricht kein Englisch sprechen sondern nur Schreib- und Grammatikübungen machen. In Shiraz haben wir sogar eine Englischlehrerin getroffen, die bereits seit 10 Jahren unterrichtet, jedoch sprachlich nicht viel besser war als ein guter Schüler bei uns nach dem 4. Englischschuljahr. Wir haben uns bereits vorher immer gewundert, warum so viel junge Iraner mit einem so ausgeprägtem amerikanischem Akzent sprechen. Nun löste sich das Rätsel. Da die Schüler im Unterricht kaum Englisch sprechen lernen schauen sie sich dann amerikanische Videofilme an und lernen somit die für die Amerikaner so typische nuschelnde Aussprache! Auch mit dem "Haß" auf die Amerikaner ist es nicht soweit her wie man vermutet. Wohl irformiert über die Unzulänglichkeiten der eigenen Regierung sind sich die meisten Iraner durchaus bewußt daß nicht alle Amerikaner schlecht sind, nur weil sie eine verbrecherische Regierung haben. Viele junge Iraner würden liebend gerne einmal ein paar Amerikaner kennenlernen, oder selbst einmal nach Amerika reisen, was aber auf absehbare Zeit leider noch nicht möglich sein wird. Also begnügen sie sich damit so zu sprechen wie die Amerikaner!

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