|
TÜRKEI 1: 27.10. - 14.12.2003
Route: Trabson, Giresun, Samsun, Ankara, Konya,
Sedysehir, Manavgat, Antalya, Alanya, Ankara, Adana, Iskenderun,
Antakya
Distanz: 1789 Km
|
|
Vorwort: Ganz anders als erwartet!!! In der
Schule wird den Schülern beigebracht: Ein guter Türke ist gastfreundlich.
Und das scheinen Sie alle sein zu wollen. Oft war es leichter eingeladen
zu werden, als einen Zeltplatz zu finden. Ganz zu schweigen von den
unzähligen Einladungen zum Cay (Tee). Ein wundervolles Reiseland,
man darf nur nicht den Fehler machen und seinen Urlaub in den Touristenhochburgen
verbringen. |
|
Nachdem wir uns die ersten beiden Tage
in der Türkei in unserem Zelt verkrochen hatten (starker Regen), machten
wir uns nun in einer Regenpause wieder auf den Weg. Gleich im ersten
größeren Ort, wir wollten eigentlich nur nach einem Geldautomaten
fragen, wurden wir von Mitgliedern des örtlichen Jagdclubs, in ihr
Clubheim eingeladen. Uns servierten sie eine Tasse Tee, währen Sie
nur zuschauten. Da wir mit regem Interesse die Fotografien der Falken
an der Wand betrachteten, wurden wir dann noch dazu eingeladen, die
Vereinseigenen Falken anzuschauen. Bei uns mittlerweile fast in Vergessenheit
geraten scheint hier die Falkenjagd noch einen recht hohen Stellenwert
zu haben. Keine Angst, unsere Jacken sind immer noch wasserdicht,
obwohl die Krallen des Falken (hoffe das ist auch wirklich ein Falke
und nicht etwa ein Sperber) schon recht spitz waren. |
|
Unseren Türkeibesuch haben wir auch optimal zeitlich abgestimmt.
Wir sind nämlich genau passend zu Ramadan hier angekommen. Für die
Moslems bedeutet dies mit wenigen Ausnahmen, daß sie von 23.10.-23.11.03
bis zum Einbruch der Dunkelheit weder etwas essen, noch etwas trinken
dürfen. Ramadan richtet sich nach dem Mondkalender und findet somit
nicht immer zu gleichen Zeit statt. Da wir ja keine Moslems sind,
sind wir vom Fastenmonat eigentlich nicht betroffen. Doch wenn in
der gesamten isalmischen Welt, bis auf die Kinder, keiner etwas ißt
oder trinkt, fällt es einem natürlich schwer ungehemmt den leiblichen
Genüssen zuzusprechen. Insbesondere, wenn man dabei von Allen beobachte
wird. Also versuchen wir in der Öffentlichkeit auf Speis und Trank
zu verzichten und verziehen uns dazu lieber in ein ruhiges Eckchen.
Sehr eigentümlich wirken während Ramadan natürlich die Cafés. Vor
allem den Parkcafés mangelt es nicht an Gästen, wobei jedoch alle
an leeren Tischen sitzen. Stärker betroffen als wir sind die Restaurantbesitzer,
die natürlich einen Monat lang "arbeitslos" sind. |
|
Bei einer unserer abendlichen Zeltplatzsuche entdeckten wir
kurz vor einbruch der Dunkelheit endlich ein Stückchen Wiese bei
einer verlassenen Fischerhütte. Leider standen davor vier Männer,
die ihre Treffsicherheit mit einem Schrotgewehr (halbautomatisch)
überprüften. Ein paar Tage früher in Georgien hätten wir vermutlich
sofort einen kleinen Herzinfarkt bekommen, aber so sagten wir ihnen
einfach daß wir hier zelten wollen und nach einer Weile zogen sie
ab. Die Bootsüberdachung konnten wir dann nutzen um unsere Taschen
abzutrocknen und um zu kochen. Eigentlich ein fast perfekter Zeltplatz.
Mitten in der Nacht (etwa gegen 5 Uhr morgens) wurden wir dann von
einem Geraschel geweckt. Bei einer genaueren Überprüfung der Lage
entdeckten wir dann die Ursache. Eine dicke fette Ratte hatte sich
durch unser Innenzelt gefressen und saß nun frech in der Ecke. Wie
nicht anders zu erwarten verschwand Nadine laut schreiend blitzartig
kopfüber im Schlafsack, und es war an mir die Sache auszubaden (und
das, wo ich doch direkt nach dem Aufwachen so munter bin). Während
ich also mit der einen Hand die offene Seite unseres Schlafsackes/Isomatte
zuhielt öffnete ich mit der anderen Hand das Zelt. Leider gefiel
es aber der Ratte so gut bei uns, daß sie immer nur am Ausgang vorbeirannte.
Also baute ich mit unseren Lenkertaschen eine Absperrung. Während
die Ratte bisher immer gegen den Uhrzeigersinn im Zelt rumrannte
entschied sie sich nun für eine Richtungsänderung. Irgendwie quetschte
sie sich durch meine Absperrung und flüchtete ins Freie. Nun kroch
auch Nadine wieder aus ihrem Versteck. Notdürftig stopften wir das
etwa Faustgroße Loch mit einem Küchenhandtuch und schliefen weiter.
Am nächsten Morgen entdeckten wir dann den Grund für unseren nächtlichen
Besuch. Die Ratte hatte nämlich die Sonnenblumenkerne (von den Polizisten
aus Georgien) gerochen und sich dann erst durch das Zelt und dann
durch das Innenfutter von Martins Regenjacke gefressen. Zum Glück
lag die Jacke mit der Innenseite nach oben, so daß die Goretex Membran
unbeschädigt blieb. Leider habe ich in meiner Eile vergessen ein
Bild von der Ratte zu machen, so daß es jetzt nur das Loch zu bewundern
gibt.
|
|
In Giresun trafen wir auf der Suche nach einem
Internetcafe dann Kayhan. Er hatte 9 Monate lang in Vancouver (Kanada)
Englisch studiert, und war erst vor 3 Monaten zurückgekehrt. Spontan
lud er uns ein, bei ihm zu übernachten. Gerade bei Einladungen fühlte
sich Nadine in ihren Outdoorklamotten nicht so richtig wohl. Nun
nutzte sie die Gelegenheit zu einem kleinen Einkaufsbummel. Frisch
geduscht präsentierte sie uns anschließend freudestrahlend ihr neues
Outfit.
|
|
Nun hatten wir endlich die Möglichkeit zu erleben, was an
Ramadan nach Einbruch der Dunkelheit passiert. Bisher stellten wir
immer nur fest, daß pünktlich gegen 16:30 Uhr für etwa 30 - 45 Minuten
fast keine Verkehrsgeräusche mehr zu hören sind. Frisch geduscht machten
wir uns kurz vor 16:00 Uhr auf den Weg um noch den Burgberg zu erklimmen,
da man von dort die gesamte Gegend überblicken kann. Die Straßen waren
voller Leben und auch in den Geschäfte herrschte reges Treiben. Oben
auf dem Burgberg waren bereits viele Jugendliche mit Tüten voller
Essen versammelt, um hier auf den Einbruch der Nacht zu warten. Sogar
ein paar Polizisten hatten neben ihrem Polizeiauto den Grill angeschürt,
auf dem sie ein paar Fische zubereiteten. Punkt 16:30 Uhr verkündete
dann ein lauter Böllerschlag das Ende des Fastens für diesen Tag.
Auf dem Rückweg zu Kahims Wohnung liefen wir nun durch eine Geisterstadt.
Die Straßen waren menschenleer und alle Läden waren geschlossen. Überall
waren die Menschen nun zu Hause um zu essen. Nach etwa einer dreiviertel
Stunde war der Spuk dann aber wieder vorüber. Die Läden wurden wieder
geöffnet und die Straßen füllten sich. |
|
Frisch gestärkt fuhren wir am Abend dann noch
in ein Café. Als Besonderheit spielt hier während Ramadan jeden Abend
eine Band türkische Volksmusik. Völlig überrascht waren wir, in dem
Café viele junge Frauencliquen anzutreffen. Von Kahim erfuhren wir,
daß Giresun neben Istanbul zu den liberalsten türkischen Städten zählt.
Vor allem Frauen können sich hier sehr frei bewegen. Während insbesondere
in den ländlichen Gegenden die Mehrheit der Frauen ein Kopftuch trägt,
waren hier alle Frauen sehr "westlich" gekleidet. |
|
Apropos Giresun! Wußtet ihr eigentlich, daß Giresun
die Geburtsstadt der Kirsche ist? Vor über 2000 Jahren wurde sie hier
von den Römern auf einer ihrer Feldzüge entdeckt und mit nach Rom
gebracht. Wußtet ihr, daß etwa 70% der weltweiten Haselnußproduktion
aus der Türkei kommt, und daß das Zentrum hierfür wiederum Giresun
ist? Wusstet ihr, daß es im Schwarzen Meer nur eine "Insel" gibt,
die ebenfalls vor Giresun liegt? Für alle diejenigen, die jetzt verzweifelt
den Atlas rauskramen und Giresun suchen: Giresun liegt an der türkischen
Schwarzmeerküste ziemlich genau in der Mitte zwischen Samsun und Trabson. |
|
Nachdem wir in den ersten Monaten unserer Reise fast
ausschließlich schönes Wetter hatten, holt uns nun langsam aber sicher
der Herbst ein. Seit einigen Tagen ist es wieder kalt und regnerisch.
Habe mir sogar eine kleine Erkältung zugezogen, die aber bereits wieder
abgeklungen ist. Wir werden nun versuchen rasch durch das Landesinnere
über Ankara auf die Südseite der Türkei zu radeln. Dort soll nämlich
noch Badewetter herrschen!!! Hoffen, daß das auch stimmt. |
|
In Samsun fing es dann richtig an zu regnen. Der
Regenschauer war so stark, daß es sogar das Wasser wieder aus den
Gullideckeln drückte. Der Gullideckel auf dem Photo schwebte sogar
10 cm in der Luft! Aber wie schon so oft hatten wir wieder Glück und
waren bei Ertürk, einem jungen türkischen Studenten, eingeladen. Gemeinsam
mit ihm eroberten wir dann in der Nacht eines der vielen Cafés. Anders
als in Deutschland wird in den türkischen Cafés jedoch sehr viel gespielt.
An fast jedem Tisch spielten die Gäste Bagammon, Romécup, Karten,
oder Tabu. |
|
Jedesmal wenn wir in einer Stadt eingeladen werden haben
wir die Möglichkeit etwas mehr über den Fastenmonat Ramadan und seine
Traditionen zu erfahren. In Samsun begegneten uns zum ersten Mal die
Fastentrommler. Von 16:00 bis 16:30 Uhr ziehen sie mit Trommeln und
Gesang um die Häuser um alle aufzuwecken, so daß auch ja niemand das
Ende des täglichen Fastens verschläft. |
|
Von Samsun bis Ankara standen uns nun 411 Km durch
bergiges Land bevor. Da wir vorhatten Asli, die türkische Studentin,
die wir in Mikolaiv (Ukraine) kennengelernt hatten, zu besuchen, standen
uns ein paar knackige Etappen bevor. Nachdem wir den ersten Pass im
Regen erklommen hatten, waren wir bereits völlig durchnäßt. Um uns
auf der Abfahrt nicht zu erkälten gingen wir in ein Straßencafé, um
uns trockenzulegen. Der Ofen war schon eingeschnürt und herrlich warm.
Umgehend wurden wir sogar mit Tee, Brot und Käse bewirtet um uns zu
stärken. Nach einer Weile gesellte sich dann auch noch ein LKW-Fahrer
zu uns. Ehe wir uns versahen war es dann bereits beschlossene Sache
(zwischen Wirt u. LKW-Fahrer), daß wir die nächsten 135 Km mit dem
LKW mitfahren würden. Schnell waren die Bikes verladen und nach einer
weiteren Tasse Tee wurden wir nun durch die herbstliche Bergwelt chauffiert.
Um uns für die unverhoffte Mitfahrmöglchkeit zu bedanken packten wir
dann die Gitarre aus und sangen einige Lieder. Schneller und bequemer
als erwartet erreichten wir so Çorum. |
|
Wir verabschiedeten uns an einer Tankstelle und, da es bereits
dunkel war, bauten wir an Ort und Stelle unser Zelt auf. Die Tankstelle
war 24h geöffnet und die Nachtmannschaft freute sich sehr über die
ungewöhnlichen Gäste. Nun war es uns schon richtig peinlich, daß wir
neben dem üblichen Tee auch noch ein Abendessen serviert bekamen.
Die Nacht wurde dann recht frisch und am nächsten Morgen erwartete
uns dann die freudige Überraschung. Zuerst dachten wir ein einen kleinen
Faschingsscherz (es war der 11.11.) doch es hatte über Nacht wirklich
geschneit! Wir hatten in der Türkei viel erwartet, doch auf einmal
im Schnee zu sitzen, darauf waren wir weder gefasst, noch passend
ausgerüstet ( Der Wetterbericht, hatte vor 2 Tage noch 20 Grad in
Ankara gemeldet). Auch tagsüber wechselte das Wetter je nach Höhenlage
ständig zwischen Schnee und Schneeregen. Teilweise fuhren wir durch
knapp 10 cm Schnee. Wir hatten gerade 43 Km zurückgelegt und wollte
eine Raststätte zum Aufwärmen ansteuern, als sich ein fliegender Händler
unser erbarmte. Kurzerhand wurden diesmal die Fahrräder in den Lieferwagen
verladen. Leider war der Lieferwagen etwas marode, so daß die Heizung
defekt war und der Wind ordentlich durch die Türen pfiff. Doch da
wir zu viert auf den beiden Vordersitzen saßen konnten wir uns zumindest
gegenseitig etwas wärmen. Die beiden Jungs (einer sprach recht gut
deutsch), hatten ihre Bohrmaschinen während Ramadan anscheinend recht
schlecht verkauft, und waren völlig abgebrannt. Also spendierten wir
ihnen eine halbe Tankfüllung und wurden dafür bis vor die Tore von
Ankara mitgenommen. Auch diesmal verabschiedeten wir uns an einer
Raststätte die wir zum aufwärmen nutzten. |
|
Anscheinend hatte es sich bis zu dieser Raststätte
noch nicht durchgesprochen, daß Gore Tex Jacken wasserdicht sind.
So bekamen wir zum Abschied kurzerhand noch ein Update für unsere
Jacken. Da wir bereits direkt vor den Toren von Ankara waren, gab
es nur zwei Möglichkeiten: Entweder an Ort und Stelle einen Übernachtungsplatz
ausfindig machen, oder in Ankara Asli aufsuchen. Ihr Handy war leider
ausgeschaltet, so daß wir sie telefonisch nicht erreichen konnten.
So machten wir uns dann einfach mal auf den Weg. Irgendwie haben wir
auf den ersten Kilometern keinen passenden Übernachtungsplatz gefunden
und ehe wir uns versahen, waren wir bei Einbruch der Dunkelheit schon
mitten in der 6 Millionen Metropole. Trotz Beleuchtung hatten wir
ein sehr ungutes Gefühl, da der Verkehr auf der teilweise 6-spurig
ausgebauten Ringstraße sehr schnell und chaotisch war. Irgendwie erreichten
wir dann den Busbahnhof (ASTI), ein riesiges Terminalgebäude, von
dem aus jede Menge Busunternehmen nahezu jeden größeren Ort in der
Türkei anfahren. Hier legten wir erstmal eine Pause ein, aßen etwas
und versuchten, wiederum erfolglos, Asli zu erreichen. Anstatt die
Nacht im Busbahnhof zu verbringen, entschieden wir uns auf gut Glück
die Wohnung von Asli zu suchen, die hinter der ODTÜ (Middle East Technical
University) liegen sollte. Eigentlich ein Wunder, aber irgendwie gelang
es uns die Uni und auch den Wohndistrikt von Asli auf direktem Weg
zu finden. Leider wohnte sie in einem umzäunten Wohnbereich und der
Torwärter verweigerte uns den Zutritt. Nachdem er, ebenfalls erfolglos,
versucht hatte Asli zu erreichen erklärte er uns, daß wir erst dann
aufs Gelände dürfen, wenn unsere Bekannte zu Hause ist. Er meinte,
wir sollten uns einfach in ein Café setzten und später nochmal unser
Glück probieren. Also fuhren wir in ein nahegelegenes Kebabrestaurant
und wärmten uns bei diversen Tassen Tee langsam wieder auf. Mehrmals
noch versuchte ich Asli zu erreichen, doch alle Versuche blieben erfolglos.
Als ich Sie um 21:30 Uhr immer noch nicht erreicht hatte packte mich
einer der Mitarbeiter des Restaurants kurzerhand in sein Auto und
fuhr mit mir, vorbei am Torwärter, zu Aslis Wohnung. Hier erfuhr ich
dann von einem ihrer Mitbewohner, daß Asli zur Zeit in Frankreich
ist, und erst in 6 Tagen wieder da ist. Da der Mitbewohner gerade
am Gehen war bot er uns an, daß wir zumindest am nächsten Tag in der
Wohnung übernachten könnten. Nun war guter Rat teuer, und ich stellte
mich schon darauf ein, mitten in der Nacht mitten in Ankara unser
Zelt vor den Toren der Universität aufzubauen. |
|
Als ich wieder im Café war, saß Nadine
gerade bei einem türkischen Studenten am Tisch. Er sprach sehr gut
Englisch, so daß wir ihm unsere mißliche Lage schildern konnten. Etwas
später trafen auch seine Freunde ein, und ohne lange zu zögern wurden
wir eingeladen bei ihnen die Nacht zu verbringen. Dankbar für die
Rettung in letzter Sekunde nahmen wir das Angebot gerne an. Wir waren
ja schon von der russischen Gastfreundschaft begeistert. Doch das
was wir hier in der Türkei erleben, hätten wir uns in unseren kühnsten
Träumen nicht vorstellen können. Daß uns jemand, schmutzig und erschöpft
wie wir waren, mitten in der Nacht quasi von der Straße aufliest und
zu sich nach Hause einlädt, ist schon ziemlich unglaublich. Wir haben
so etwas leider noch nie gemacht, und außer Michi kennen ich auch
bewußt niemanden in Deutschlad, der nachts Leute von der Straße rettet.
Wie es der Zufall so wollte, sind wir mitten in einer Studenten WG
gelandet. Da wir zudem auch noch auf der gleichen Wellenlänge lagen,
stand einem netten Abend nichts mehr im Wege. Nach vielen Geschichten,
vielen Liedern und viel Tee war dann um 4 Uhr morgen endlich/leider
Schlafen angesagt. |
|
Nach einer viel zu kurzen Nacht, ging es am nächsten
Spätvormittag zusammen mit Sinan auf die iranische Botschaft, um das
Iranvisum für nächstes Frühjahr (Mai 2004) zu beantragen. Nachdem
wir noch ein Bild von Nadine mit Kopftuch gemacht hatten, erreichten
wir die Botschaft gerader noch rechtzeitig um 12:50 Uhr (ist bis 13:00
Uhr geöffnet). Laut unseren Informationen sollte es ziemlich schwierig
sein, ein Visum für den Iran zu bekommen, und die Bearbeitungszeit
in Deutschland teilweise mehrere Monate dauern. So waren wir also
völlig überrascht, als uns der sehr freundliche Botschaftsmitarbeiter
erklärte, daß wir das Visum in 7 Tagen abholen können. Da wir als
Touristen ja unseren Paß bräuchten begnügte er sich mit einer Kopie.
Völlig unerwartet bot er uns dann sogar an, daß wir ja schon mal Richtung
Iran losradeln könnten. Er würde dann die Visaunterlagen an das iranische
Konsulat in Erzurum (liegt in der Osttürkei kurz vor der Grenze zum
Iran) schicken, so daß wir dann dort unser Visum abholen könnten.
Wir erklärten ihm, daß wir erst noch nach Ägypten, und nun erstmal
schnell ins warme nach Antalia wollen. Er war zwar etwas erstaunt
über unser Vertrauen, als wir ihn fragten, ob unser türkischer Begleiter
für uns unsere Visa abholen könne, gab uns dann aber seinen Namen
und Telefonnummer, so daß wir ihn anrufen könnten, wenn es Probleme
gibt. Wieder einmal hatte sich der schlechte Ruf eines Landes als
falsch erwiesen. Und da eine Botschaft ja das "Türschild" eines Landes
ist, sehen wir unserem Iranbesuch schon in freudiger Erwartung entgegen. |
|
Am Nachmittag besichtigten wir dann zusammen mit Sinan
Ankara und am Abend hatten wir wieder einmal die Gelegenheit, unsere
kleine "Diashow" zu präsentieren. Schon klasse wie unkompliziert vieles
mit der modernen Technik geworden ist. Schweren Herzens verabschiedeten
wir uns dann am nächsten Morgen wieder. Wir hatten zwar das Gefühl,
daß wir noch hätten bleiben können, doch möchten wir niemandem zu
Last fallen. Irgendwie ist es immer sehr traurig, wenn man neugewonnene
Freunde so schnell wieder verlassen muß. Auf alle Fälle wünschen wir
Ihnen für ihr Studium weiterhin alles Gute. Die ODTÜ, an der die Vorlesungen
in Englisch gehalten werden, ist übrigens die beste Technische Universität
der Türkei. |
|
Hier im Landesinneren ist es uns bei Temperaturen von 5-10
Grad tagsüber und -2 bis -5 Grad in der Nacht aber doch etwas zu kalt.
Also haben wir unsere Siebenmeilenstiefel angezogen und sind nun mit
Riesenschritten (80 Km - 95 Km pro Tag) auf dem Weg Richtung Süden.
Die Gegend südlich von Ankara ist eine karge Hochebene. Da es nahezu
keine Bäume gibt, von Wäldchen wollen wir gar nicht erst sprechen,
haben wir unsere Übernachtungsplätze an Rasthöfe verlegt. Mit fließend
Wasser, Toiletten, einem Café zum aufwärmen, Bewachung und ein paar
netten Angestellten, die uns regelmäßig mit Tee versorgen, bieten
sie eine perfekte Infrastruktur für uns. Ohne sie wäre es bei den
kalten Temperaturen wesentlich härter für uns! |
|
Wir hatten den Nachmittag etwas in Konya vertrödelt,
und bis wir wieder vor den Toren der Stadt waren, war es bereits 14:40
Uhr. Laut Ausschilderung sollte die nächste Tankstelle nach 30 Km
kommen. Eigentlich in 1,5 bis 2 Std. zu bewältigen, doch nun fingen
wieder die Berge an. Ständig ging es entweder steil bergauf oder bergab.
Völlig abgekämpft erreichten wir schließlich gegen 17:30 Uhr (es war
bereits seit einer halben Stunde dunkel) die ersehnte Tankstelle.
Kaum angekommen, wurden wir auch schon von einem Türken abgefangen.
Da er etwas deutsch sprach bot er sich an, seinen Freund, den Tankstellenchef,
nach einem Zeltplatz für uns zu fragen. Entweder hatte unser Helfer
unglücklich übersetzt (und statt nacht einem kleinen Fleck auf dem
wir unser Zelt aufbauen können nach einem Schlafplatz gefragt), oder
der Chef der Nachtschicht war wirklich so unfreundlich. Auf jeden
Fall meinte er, daß hier kein Platz für uns wäre und wir uns gerne
bei ein paar Tassen Cay (Tee) aufwärmen könnten, dann aber in den
nächsten Ort weiterfahren sollten. Im 50 Km entfernt liegenden Seydisehir,
so erklärte er uns, gäbe es genügend Platz. Also wärmten wir uns erstmal
am warmen Ofen wieder auf. Ganz im Gegensatz zu ihrem Chef, der jedesmal
wenn er etwas wollte wollte einen Schrei aus seinem Büro losließ,
worauf stets einer der Tankwarte umgehend anfing ihm Tee oder Zigaretten
zu bringen, waren die Tankwarte sehr interessiert und nett. Nach ein
paart Tassen Tee verabschiedeten wir uns von den Tankwarten. Wir wollten
gerade anfangen nach einem Zeltplatz etwas abseits der Tankstelle
zu suchen, als die Tankstellenjungs erkannten, daß wir nicht weiterfahren
konnten. Gegen den Willen Ihres Chefs zeigten Sie uns dann ein ruhiges
Plätzchen auf dem Tankstellengelände. In der Nacht gab es dann wieder
starken Frost, so daß unser Zelt am nächsten Morgen mit einer dicken
Schicht Reif überzogen war. Die Sonne wurde nun aber wieder etwas
kräftiger, so daß wir das Zelt gut trocknen lassen konnten. |
|
Um in den kalten Nächten nicht allzusehr zu frieren
haben wir unsere Wasserbeutel als Wärmflaschen umfunktioniert und
mit heißem Wasser gefüllt. Nachdem wir uns so in den ersten Nächte
ganz gut wärmen konnten, ist dann schließlich der "worst case" eintreten.
Nadines Wassersack wurde undicht und im Handumdrehen war einer unserer
beiden Schlafsäcke patschnaß. Glücklicherweise durften wir den nassen
Schlafsack und die nassen Klamotten von Nadine zum trocknen im Tankstellenrestaurants
zum trocknen auf die Heizung legen. Wir befanden uns aber mittlerweile
auf etwa 1550m. Also zogen wir alles was uns wärmen konnte an und
verbrachten so die Nacht mit nur einem Schlafsack. Zum Glück hatten
wir diesmal unser Zelt in einer Picknickhütte aufgebaut, so daß wir
zumindest vom kalten Wind geschützt waren. Nun ja, irgendwie haben
wir auch diese Nacht rumgebracht. |
|
Obwohl uns einige Türken bereits von dieser Route
abgeraten hatten, entschieden wir uns doch den direkten Weg Richtung
Südküste zu nehmen. Da wir nicht für diese kalten Temperaturen ausgerüstet
waren zehrte jeder weiter Tag stark an unseren Kräften. Außerdem war
der kürzeste Weg laut Karte auch der einzige, auf dem es keine Pässe
zu überwinden galt. Da auf anderen Straßen bereits Pässe die auf 1260m
lagen eingezeichnet waren (Die Hocheben zwischen Ankara und der Südküste
liegt zwischen 1000m und 1100m), hofften wir hier recht gut durchzukommen.
Doch die Straße schraubte sich immer höher in die Berge. Plötzlich
hielt ein LKW vor uns an. Der Fahrer erklärte uns, daß es die nächsten
Kilometer steil bergauf gehen würde und bot uns an, uns hochzuschleppen.
Hauptsächlich aus Neugierde, ob und wie das wohl funktionieren würde,
nahmen wir das Angebot an. Der erste Anfahrversuch scheiterte zwar
(Nadine ist einfach umgeplumst), doch dann ging es besser als erwartet.
Es kostete zwar etwas Kraft sich an dem Hanfseil festzuhalten, doch
kein Vergleich zu den Anstrengungen, die wir uns so ersparten. Bergauf
ging es wirklich erstaunlich gut insbesondere, wenn wir etwas mitstrampelten.
Unwohl haben wir uns eigentlich nur auf einem Flachstück gefühlt.
Ist nämlich ein ziemlich komisches Gefühl bei knapp 50 Km/h 2 Meter
hinter einem LKW zu hängen. So bezwangen wir also schneller als erhofft
die letzten Höhenmeter. Nach 7 Km und knapp 250 Höhenmetern hatten
wir den höchsten Pass erreicht. Dankbar verabschiedeten wir uns von
unserem LKW-Fahrer. |
|
Kaum zu glauben, aber auf der laut Karte
relativ ebenen Straße standen wir nun auf 1825 m.ü.d.M. Eigentlich
hätte es die letzten 70 Km bis zum Meer nur noch bergab gehen dürfen.
Leider wieder weit gefehlt. Einige heftige Gegenanstiege (teilweise
über 300 Höhenmeter) erschwerten uns die Abfahrt ein wenig. Glücklich
erreichten wir am Abend dann endlich dir türkische Südküste und waren
somit wieder im Warmen. |
|
Nach all den Strapazen der letzten Tage war es nun endlich
Zeit für einen schönen Faulenzertag am Strand. In der Sonne war es
herrlich warm und auch das Meer war noch warm genug zum baden. Da
wir in den Bergen andere Probleme hatten, war unser Wäscheberg mittlerweile
ziemlich groß geworden. Auf der Suche nach einem Waschsalon wurden
wir von Barbara und Giuseppe, den Betreibern einer Pizzeria in Side,
auf einen Cappuccino eingeladen. Wir kamen ins erzählen und irgendwie
verging die Zeit auf einmal wie im Fluge. Wir hatten uns gerade auf
den Weg gemacht, um auf einer kleinen Wiese neben der Jandarmarie
unser Zelt aufzubauen, als wir nochmal zurückgerufen wurden und eingeladen
wurden, in einem Zimmer in dem zum Restaurant gehörenden kleinen Hotel
zu übernachten. Gerne nahmen wir das Angebot an. Irgendwie war die
Pizzeria in all dem Touristenrummel wie eine kleine Oase. Während
man vor den typischen Touristenrestaurants teilweise sehr penetrant
angesprochen wurde, nur um einen in das Restaurant zu locken, herrschte
hier ganz der italienische Flair. Giuseppe ließ sich durch Nichts
aus der Ruhe bringen. Alles ging hier gemütlich seinen Gang. Obwohl
Giuseppe und Barbara Ihre Pizzeria erst in dieser Saison eröffnet
hatten, hatten sie bereits viele (insbesondere Schweizer) Stammgäste,
die sich bei ihnen sehr wohl fühlten. |
|
Da sich Sandra, unsere erste Besucherin, für Sonntagabend
angekündigt hatte, machten wir uns langsam auf den Weg Richtung Antalya
(noch 70 Km entfernt). So landeten wir in Belek, dem letzen großen
Badeort vor dem Flughafen. Wir wollten gerade am Strand unsere Wasservorräte
auffrischen, um in einem nahegelegenen Waldstück unser Zelt aufzubauen,
als wir Dieter und Renate kennenlernten. Die Beiden hatten hier ein
Ferienhäuschen und kannten die Betreiber einer Strandbar recht gut.
Schneller als wir bis drei zählen konnten war es bereits abgesprochen,
daß wir auf einem Stückchen Wiese neben der Strandbar übernachten
durften. Insbesondere die Kellner hatten viel Spaß mit uns, und so
verbrachen wir den Abend kartenspielend vor dem offenen Kamin. Am
nächsten Morgen, wir waren gerade dabei das Chaos in unserem Zelt
zu bändigen, kamen Renate und Dieter nochmal vorbei und luden uns
ein, daß wir auch gerne bei ihnen im Garten zelten könnten. Eigentlich
hatten wir geplant an diesem Tag bis an den Flughafen zu radeln, um
möglichst nah am Flughafen einen Zeltplatz zu suchen. Wir erwarteten
Sandra für 23:25 Uhr und wollten dann keine große Weltreise mehr veranstalten.
Dieter und Renate boten dann auch noch an, daß auch unser Besuch bei
Ihnen übernachten könnte und da sie ein Auto hatten würden sie auch
gerne Sandra mit uns vom Flughafen abholen. Dankbar über die unverhoffte
Einladung nahmen wir das Angebot an. Tja und kurz vor Mitternacht
war es dann soweit: unser erster Besuch war angekommen! Natürlich
hatten wir alle viel zu erzählen und es so war es schon sehr spät
als wir endlich ins Bett kamen. Übrigens durften wir natürlich nicht im
Garten zelten sondern durften in einem Zimmer im Haus schlafen. |
|
Für den nächsten Tag hatten dann Renate und Dieter
schon ein komplettes Programm ausgearbeitet. Nach einer kurzen Rundfahrt
durch den Touristenort Belek ging es dann erst einmal nach Aspendos.
Aspendos ist ein vollkommen erhaltenes antikes Theater, in dem auch
heute noch Konzerte veranstaltet werden. Von dort ging es dann weiter
in die Berge Richtung Seleg. Einem wunderschönen Wildwasserfluß, optimal
für Rafting und Kanufahren, folgend ging es immer weiter in die Berge.
Nach knapp 50 Km erreichten wir dann unser Ziel. Eine noch befahrbare
Brücke aus der Römerzeit. Zwar wurde die Brücke mittlerweile
etwas ausgebessert (ein LKW wollte sie überqueren und war dann doch
zu schwer), doch ist sie immer noch voll in Betrieb. |
|
Auf dem Rückweg hatten wir dann noch die Gelegenheit Gösleme,
die türkische Variante von gefüllten Crêpes, kennenzulernen. Der Teig
dieser traditionellen Speise wird mit Hilfe eines kleinen Stabes zu
einem großen Fladen ausgerollt. Dieser wird dann auf einem Blech
liegend über dem offenen Feuer gebacken. Anschließend wird der Fladen
noch mit Spinat und/oder Käse gefüllt und fertig ist das Gössleme.
Dazu bekamen wir noch Salat und Tee gereicht. Besonders erstaunt waren
wir, als man uns noch mit Popcorn und gerösteten Erdnüssen bewirtete
und uns Blumen und Thymian schenkte. Wir dachten, daß es sich hier
um einen weiteren türkischen Brauch handle, da heute der letzte Tag
des Fastenmonats Ramadan war, und nun das Zuckerfest folgte. Das Zuckerfest
(Bayram) folgt direkt auf Ramadan und dauert 3 Tage. Während dieser
Zeit haben alle Banken und Behörden, so wie die meisten Geschäfte
geschlossen. Man besucht seine Verwandten, feiert und ißt fröhlich
miteinander. Aber auch alle anderen lässt man an dieser Freude teilhaben,
indem man großzügig Süßigkeiten verschenkt. Wir dachten, daß es sich
hier um einen Vorgeschmack auf Bayram handle. Doch wir hatten die
Rechnung ohne den Wirt gemacht. Dieser wollte nämlich auf einmal 40
Millionen Türkische Lira (etwa 23,- €) für unsere Bewirtung. Extrem
teuer für die 3 Gössleme die wir bestellt hatten, zumal das "Restaurant"
aus ein paar Bänken und einem Tisch bestand, die man am Straßenrand
aufgestellt hatte. Renate und Dieter hatten aber bereits mehr Erfahrung
bei türkischem Preiswucher. Nach zähen Preisverhandlungen bezahlten
Sie dann 15 Mio. TL. Zunächst schienen unsere Gastgeber zwar etwas
verärgert, waren aber letztendlich doch nicht ganz unzufrieden über
den erzielten Preis. Eine Rückfrage bei einem türkischen Bekannten
von Renate und Dieter ergab dann, daß der angemessene Preis bei etwa
10 Mio. TL gelegen hätte. Für uns war das nun eine ganz neue Situation.
Bisher hatten wir nie um den passenden Preis handeln müssen. Vor allem
als Radfahrer wurden wir stets sehr fair und zuvorkommend behandelt.
Aber so kann es einem halt gehen, wenn man auf einmal mitten in einem
Touristengebiet auftaucht. Den Einheimischen, gerade in den Bergdörfern,
kann man es auch nicht verübeln, wenn sie so hohe Preise verlangen.
Sie leben oft noch in sehr ärmlichen Verhältnissen und sehen tagtäglich
die reichen, zumeist deutschen Touristen durch ihre Dörfer fahren.
Sie wären ja auch schön dumm, wenn sie ihre Chance nicht nutzen würden,
um ihre Produkte bestmöglich zu verkaufen. Und solange die Touristen
freiwillig bereit sind, den zu hohen Preis zu bezahlen, ist ja auch
alles in Ordnung. |
|
Am nächsten Tag statteten wir der Touristenhochburg Antalya
einen Besuch ab. Wir waren bereits auf das schlimmste Vorbereitet,
und mußten dann doch viele unserer Vorurteile revidieren. Das Stadtzentrum
mit seinen alten Bauwerken, die verwinkelten Gassen und die ehemalige
Straßenbahn aus Nürnberg (Linie 2; mit dieser Linie bin ich früher
zur Schule gefahren) überwältigten uns mit ihrem Charme. In einer
Seitengasse hatten wir die Gelegenheit die älteste Moschee Antalyas
zu besichtigen, die eigens für uns geöffnet wurde. Anschließend wurden
wir von einem Teppichhändler noch zu einem Cay (Tee) eingeladen. Er
fand übrigens besonderen Gefallen an Sandra und wollte eigens für
sie ein Internetcafe bauen. Auch den Einkauf eines Geschenkes für
Renate und Dieter in einem kleinen Geschäft an der Haupteinkaufsstraße
endete anders als erwartet. Der Verkäufer kümmerte sich rührend und
keineswegs aufdringlich um uns (wobei er das Einpacken von Geschenken
nochmal üben muß). Er war sogar ganz erstaunt, daß Sandra wirklich
etwas kaufen wollte. Auf unseren Streifzügen durch die Altstadt entdeckte
Sandra ein kleines Hotel, daß sie sich mal ansehen wollte (falls sie
keinen direkten Rückflug bekommt und nochmal übernachten muß). Aus
der kleinen Besichtigung wurde spontan eine Einladung zum Cay. Der
Hotelbesitzer lebt seit 20 Jahren in Deutschland und war nun zufällig
hier um mal nach dem rechten zu sehen. Leider viel zu früh verließen
wir dann Antalya bei Einbruch der Dunkelheit. |
|
Nach zweieinhalb Tagen verabschiedeten wir uns
dann schweren Herzens von Renate und Dieter. Die Gastfreundschaft
die sie uns erwiesen war schon ganz außergewöhnlich. Nicht nur, daß
sie uns bei sich aufnahmen und aufs köstlichste bewirteten, sondern
auch Sandra, unser Besuch, wurde sofort ebenfalls eingeladen. Ihre
eigenen Kinder hätten sie nicht besser umsorgen können als uns. Am
Vorabend stellten wir plötzlich fest, daß unser Photo unauffindbar
war. Dummerweise hatten wir ihn in dem kleinen Hotel in Antalya vergessen,
wie wir dann bei einem Anruf herausfanden. Der Hotelbesitzer war uns
zwar noch nachgelaufen, hat uns aber leider nicht mehr erreicht. Wir
verabredeten uns nun mit Sandra in dem italienischen Café in Side.
Währen wir gemütlich nach Side radelten, wurde Sandra von Renate und
Dieter sogar noch nach Antalya bis zu besagtem Hotel mitgenommen,
um unseren Photo zu holen, und zu guter letzt dann in den passenden
Bus nach Siede gesetzt. |
|
Damit Sandra zumindest ein kleinwenig
das Weltenbummlerfeeling zu spüren bekam (sie kam ohne Fahrrad) beschlossen
wir, auf einem kleinen Stückchen Wiese am Strand zu zelten. Es war
bereits dunkel, als wir anfingen die Zelte aufzubauen. Mitten beim
Aufbauen mußten wir aber feststellen, daß bei Sandras Zelt (hatte
sie sich von einem Freund geliehen) die Heringe fehlten. Da das Zelt
aber ohne nicht stehen wollte, quartierten wir Sandra kurzerhand bei
uns ein. Kaum zu glauben, aber in das nur 2,3 Kg schwere Zelt von
Golite haben wir wirklich zu dritt inklusive allem Gepäck gepasst.
Noch erstaunlicher ist aber, daß wir nicht einmal wie die "Heringe"
liegen mußten und sogar etwas Bewegungsfreiheit hatten!!! |
|
Sehr zur Freude von Sandra (und Nadine)
wimmelte es am Strand nur so von wilden Hunden. besonders angetan
hatte es ihr ein kleiner Mischlingswelpe (3-4 Monate alt). Nachdem
er eine Nacht lang gejault hatte taufte sie in auf den Namen "Singer".
Ganz zu meiner Freude waren Sandras Hundefütterungen so beliebt, daß
teilweise 6 Hunde um uns herumtobten. Insbesondere Singer wich uns
kaum mehr von der Seite. In der zweiten Nacht war er sogar so aufdringlich,
daß er zwischen Außen- und Innenzelt gekrabbelt kam. Nun wurde es
Zeit für "Martins Hundeblitzkurs". Ganz nach Hundeart packte ich Singer
am Nacken, schüttelte ihn etwas durch und warf ihn 1,5 m weit in den
Sand. Der richtige Erfolg stellte sich dann nach einer Wiederholung
des Kurse und einer kleinen Verfolgungsjagd ein. Im Gegensatz zu Singer
hat das ganze Sandra aber etwas mehr mitgenommen. Um sich das Gejaule,
das junge Hunde veranstalten, wenn sie am Nacken gepackt werden (machen
die Hundemamas auch so) nicht anhören zu müssen, saß sie im Zelt und
hat sich die Ohren zugehalten. Nun ja, Sandra konnte es natürlich
nicht sein lassen, die Hunde zu füttern und zu tränken, und so habe
ich dann irgendwann wegen der großen Übermacht aufgegeben. |
|
Immer faszinierender wurde für uns die Tatsache, daß wir
uns zwar mitten in der Touristenhochburg der Türkei befanden, aber
ganz andere Erfahrungen machten und anders behandelt wurden, als all
die anderen Touristen. Zuerst durften wir in Side in einem kleinem
Hotel über dem Italienischen Restaurant kostenlos übernachten. Dann
haben wir in Belek mit den Bedienungen eines Strandrestaurants am
Abend Karten gespielt und wurden von Langzeiturlaubern, die hier ein
Ferienhaus haben, eingeladen und umsorgt. In Manavgat haben wir von
einem Kind zwei Armbänder mit den Auge Fathimas geschenkt bekommen
(das Kind verkauft die Armbänder normalerweise an Touristen). Der
Besitzer einer Strandsaftbar spendierte uns erst einen frisch gepressten
Orangen- Granatapfelsaft und verabredete sich dann für den Abend mit
uns. Von dem Abendessen dass wir (Nadine) gekocht hatten wollte er
nichts annehmen. Stattdessen bewirtete er uns mit Cola und Süßigkeiten.
Und schließlich versorgte uns Richi, ein türkischer Hundebesitzer,
mit frischem Obst, um die Erkältung, die ich mir wieder eingefangen
hatte, zu lindern. Zu Giuseppe haben wir uns ja schon gar nicht mehr
getraut, weil wir da eh nicht hätten bezahle dürfen. Daneben teilten
sie alle ihre Art zu leben und Ihre Erfahrungen mit dem Massentourismus
mit uns. Und das mitten in Antalya (Belek, Side) wo tagtäglich tausende
von Touristen etwas ganz anderes erleben. |
|
Nach genau einer Woche verabschiedete sich Sandra dann
leider wieder von uns. Ganz zum Leidwesen von all den Hunden am Strand
:-))). Wer also Zeit und Lust hat kann uns gerne jederzeit besuchen.
Einfach kurz eine Mail schicken und Termin und Treffpunkt ausmachen.
Wir freuen uns schon! |
|
Nun ging es für uns weiter nach Alanya.
Wir hatten erfahren, daß von Alanya sowohl Fährschiffe nach Zypern
fahren würden, als auch Frachtschiffe mit türkischem Trinkwasser nach
Israel. Wir erreichten Alanya bei Einbruch der Dunkelheit. Von den
Betreibern einen Bekleidungsboutique bekamen wir den Tip daß der Strand
sehr gut zum Zelten geeignet wäre, und so quartierten wir uns in Alanya
Mitten auf dem Haupttouristenstrand ein. Ein Zeltplatz mit allem Komfort:
eigene Dusche, Gitterbox um die Bikes einzusperren, Supermarkt auf
der anderen Straßenseite und natürlich das Meer. |
|
Am nächsten Morgen machten wir uns auf zum Hafen. Es
herrschte ein Riesen Trubel, da gerade eine Fähre nach Nordzypern
beladen wurde. Dies und die Tatsache, daß sowohl die Mitarbeiter der
Fährunternehmen als auch die Beamten der Hafenmeisterei extrem unfreundlich
waren machten es uns besonders schwierig überhaupt irgendwelche Informationen
zu erhalten. Nach 2 Stunden wußten wir dann, daß die Fähre nach Nordzypern
3x die Woche fährt, wieviel die Überfahrt kostet und daß es keine
Frachtschiffe gibt. Fähren nach Israel und Ägypten gab es natürlich
auch nicht. Nun war guter Rat teuer. |
|
Die nächsten 3 Tage verbrachten wir damit stundenlang
im Internet zu surfen, um irgendeine Fährverbindung ausfindig zu machen.
Wir fanden zwar heraus, daß von Südzypern prinzipiell Fähren gen Israel
und Ägypten fahren. Das Problem ist aber, daß man von Nordzypern (Türkei)
nicht nach Südzypern (Griechenland)einreisen darf. Allein an diese
Information zu kommen war schon äußerst schwierig. Weder die Hafenbehörden
noch das deutsche Konsulat konnten uns hierbei weiterhelfen. Eine
korrekte Auskunft erhielten wir dann erst von der türkischen Ausländerpolizei. |
|
Sinan, einer unserer türkischen Gastgeber in Ankara, schieb
uns in einer Email, daß es Probleme mit unserem Visum für den Iran
gab. Laut Aussage der Botschaft würde die Bearbeitung unseres Antrages
noch mindestens einen Monat dauern. Mehrmals versuchten wir vergebliche
die Botschaft zu erreichen, doch immer war eine Bandansage auf Iranisch
und türkisch zu hören. Wir vermuteten, die Öffnungszeiten der Botschaft.
Schließlich fanden wir mehr zufällig heraus, daß die Bandansage nur
die Nummern angab, um sich in die passende Abteilung weitervermitteln
zu lassen. So erreichten wir also Mr. Sadeghi, den freundlichen Botschaftsmitarbeiter,
den wir schon von der Antragstellung her kannten. Er erklärte uns,
daß mit dem Antrag alles in Ordnung sei, und wir lediglich persönlich
kommen müssten, um das Visum abzuholen. Parallel kam per Mail eine
Einladung von Asli aus Ankara. Also erkundigten wir uns nach einer
Busverbindung nach Ankara und noch am selben Tag saßen wir dann für
15,- € pro Person im Nachtbus. Für die knapp 500 Km lange Strecke
brauchten wir nun 8 Stunden (nicht 7 Tage wie beim Hinweg), so daß
wir Ankara gegen 7:00 Uhr erreichten. |
|
Wir hatten uns für 8:00 Uhr bei Cagatay, Sinan und Rasim
(unsere Gastgeber vom letzten mal) angekündigt. Wir wurden am Busbahnhof
noch zu einer Tasse Cay (Tee) eingeladen, so daß wir erst gegen 9:00
Uhr bei ihnen eintrafen. Wir klopften, doch niemand öffnete. Wir befürchteten,
sie wären bereits alle in der Uni, und wollten sie zumindest anrufen.
Also fuhren wir zur nächsten Telefonzelle, investierten unser letztes
Geld in eine Telefonkarte um dann zu unserer Überraschung festzustellen,
daß sie alle zu Hause waren. Die Nacht war aber anscheinend wieder
etwas lang, so daß sie alle noch in den Betten lagen. Von ihnen erfuhren
wir, daß die Iranische Botschaft freitags geschlossen ist (der Freitag
ist im Islam wie bei uns der Sonntag), jedoch am Samstag geöffnet
wäre. Die ganze Hektik war nun also umsonst. Am nächsten Morgen ging
es nun zur Iranischen Botschaft. Wir trafen wieder Mr. Sadeghi und
nachdem wir den Einzahlungsbeleg der Visagebühr vorgelegt hatten wurden
unsere Visaanträge bearbeitet. Im Warteraum trafen wir auf Serge,
einen Schweizer Radfahrer mit seiner schottischen Freundin. Während
sie nur zu Besuch in die Türkei geflogen war, waren er und seine 2
Freunde mit Fahrrad von der Schweiz (Start ebenfalls 01.06.2003) über
den Balkan in die Türkei geradelt. Während er die letzten 6 Wochen
mit seiner Freundin am Strand verbracht hatte, waren seine Freunde
mittlerweile nach Van in der Osttürkei geradelt. Dort wollten sie
sich dann die nächsten Tage treffen um in den Iran zu fahren. Tja
die Jungs sind anscheinend härter drauf als wir. Sie sind nämlich
auch mit dem Zelt unterwegs und die Osttürkei ist momentan eher sehr
kalt (teilweise liegt Schnee). Insbesondere im Grenzbereich zum Iran
warten Pässe mit über 2000 M.ü.M.; und das im Dezember und Januar.
Nach 1,5 Stunden bekamen wir dann unser Visum, doch leider nur mit
einer Gültigkeitsdauer von 2 Monaten. Das bedeutete, daß wir im Januar
in den Iran hätten einreisen müssen. Wir erklärten Mr. Sadeghi, daß
es nicht möglich ist im Januar mit Bike und Zelt durch die iranisch
Bergwelt zu reisen. Er hatte zwar Verständnis für unser Problem, musste
aber erst noch einen Kollegen fragen ob eine länger Gültigkeitsdauer
möglich sei. Als er wiederkam fragte er mit einem Lächeln auf dem
Gesicht ob 5 Monate ausreichend seien, oder ob wir lieber 6 Monate
haben wollten. Wir entschieden uns natürlich für 6 Monate und so wurden
unsere Visa umgeschrieben. Zu guter Letzt gab er uns noch seine Telefonnummer,
mit dem Hinweis, daß wir ihn anrufen sollen, falls es an der Grenze
oder im Iran Probleme geben sollte. |
|
Das Wochenende verbrachten wir dann endlich bei Asli. Sie
wohnte zusammen mit 3 Weiteren Studenten in einem Reihenhaus. Da die
Studenten in der Türkai anscheinend einen komplett anderen Rhythmus
haben als wir; wir stehen kurz nach Sonnenaufgang auf und gehen kurz
nach Sonnenuntergang ins Bett, währen die Studenten die ganze Nacht
durchmachen und dann am Vormittag bis in den frühen Nachmittag hinein
schlafen. D.h. wir regelten am Vormittag unsere Visaangelegenheiten
um dann gegen Mittag gemeinsam mit den anderen zu "Frühstücken". Während
die Studenten dann in der Nacht zur Hochform aufliefen hielten wir
meist maximal bis 01:030 durch, bevor wir todmüde ins Bett vielen.
Dummerweise war meine Erkältung wieder schlimmer geworden, so daß
wir die meiste Zeit zu Hause bei Asli blieben, statt uns Ankara anzusehen.
Gleich am 2. Tag übergab uns Asli den Haustürschlüssel, so daß wir
machen konnten was wir wollten. Teilweise waren wir den halben Tag
alleine zu Hause. Wir sind ja schon viel von der türkischen Gastfreundschaft
gewohnt, aber immer wieder werden wir aufs neue überrascht. Von Asli
haben wir dan erfahren, daß man allen Türkischen Kindern und Jugendlichen
(bis hin zur Uni) in der Schule beibringt, daß ein "guter Türke" gastfreundlich
ist. Ganz anders bei uns in Deutschland. Wir bringen unseren Kindern
bei, daß sie von Fremden keine Süßigkeiten annehmen sollen, mit keinem
Fremden mitgehen sollen und auf gar keinen Fall jemand fremdes ins
eigenen Haus lassen sollen. |
|
Nachdem wir nach fünf Tagen alle Visaangelegenheiten
erledigt hatten, hieß es leider Abschied nehmen von Asley und ihren
Mitbewohnern. Bereits an der Botschaft hatten wir ein sehr günstiges
Ticketangebot für den Bus nach Adana bekommen. Da ich sowieso noch
krank war, bei Nadine eine Erkältung im Anmarsch war und es obendrein
sehr kalt und regnerisch war, entschieden wir (Nadine) uns kurzerhand
dazu den Bus nach Adana zu nehmen. Wieder einmal hieß es beim Ticketkauf,
daß die Fahrräder im Preis inbegriffen sind, doch als wir dann unser
Gepäck verladen wollten, sollten wir nochmals 15 Millionen für die
Fahrräder bezahlen (das war genauso viel wie das Ticket selbst). Da
ich so etwas gar nicht abhaben kann, wurde ich kurz etwas lauter und
energischer, und so geschah es, daß die Fahrräder ohne Aufpreis verladen
wurden. Am Nächsten Morgen erreichten wir dann Adana, wo wir dann
samt Gepäck recht ruppig am Strassenrad ausgesetzt wurden (der Bus
fuhr weiter nach Antakya). |
|
Wir verliesen gerade Ceyhan als uns ein Auto überholte
und dann am Straßenrand anhielt. Zwei junge Männer stiegen aus, zogen
ein Mädel an den Haaren hinter sich her und begannen Sie zu schubsen
und zu schlagen. Instinktiv hielten wir an und versuchten die Jungs
durch rufen von ihrem Vorhaben abzubringen. Einer der Jungs, offensichtlich
sehr erbost, ging daraufhin auf uns los. Da er versuchte vermutlich
ein Messer aus seiner Tasche zu ziehen ergriffen wir die Flucht. Er
rannte uns zwar noch hinterher und warf ein paar Steine nach uns,
doch wir waren zum Glück schneller. Wir waren gerade mal ein paar
hundert Meter weit gekommen, als die Jungs, die mittlerweile mit dem
Mädel fertig waren, die Verfolgung aufnahmen. Kurz bevor sie bei uns
waren wechselten wir auf einen parallel verlaufenden Feldweg. Gerade
noch rechtzeitig, denn nachdem das Auto angehalten hatte, sprang auch
schon einer der Jungs aus dem Wagen, rannte uns hinterher und bewarf
uns mit Steinen. Wieder entkamen wir knapp. In unserer Not flüchteten
wir uns zu einer Gruppe Straßenarbeiter, die etwa 800m weiter damit
beschäftigt waren, Bäume anzupflanzen. Wir schilderten ihnen unsere
Situation, woraufhin sie sofort die Polizei rufen wollten, was wir
jedoch ablehnten. Wir vermuteten, daß es sich bei der ganzen Sache
um eine Familienangelegenheit handelte. Das "westlich" gekleidete
Mädel hatte sich vermutlich nicht ganz im Sinne der Familie verhalten
und wurde nun von einem der Brüder und/oder Cousins zur Rechenschaft
gezogen. Wir befürchteten, daß wir es, wenn wir die Polizei einschalten,
plötzlich mit der ganzen Familiensippe zu tun bekommen. Keine schöne
Vorstellung, wenn man in einem Land reist, in dem die Blutrache immer
noch zum Alltag gehört. Als Radreisende mit unseren bepackten Rädern
sind wir natürlich auch leicht zu finden, und Gelegenheiten, um uns
eine Abreibung zu verpassen, gibt es jeden Tag zur Genüge. Das wußten
anscheinend auch die Jungs und warteten einfach in ihrem Auto darauf,
daß wir wieder auf die Straße zurückkehren würden. Zum Glück kam nach
einer Weile ein Traktor vorbei. Den Traktor als Sicht- und Begleitschutz
nutzend, radelten wir dann den Jungs einfach davon. Glücklicherweise
konnten wir so 20 Km zurücklegen, bevor der Traktor abbog. Wir waren
mittlerweile auf einer stark befahrenen Hauptstraße, doch bei jedem
nahenden Fahrzeug schaute ich mich nervös nach hinten um. Nach Georgien
hatten wir nun also zum zweiten mal Glück gehabt. Uns war das Ganze
ein Lehre. Auch wenn es uns sehr schwer fällt, werden wir uns in Zukunft
aus derartigen Streitigkeiten heraushalten. |
|
Nach der ganzen Aufregung war uns natürlich
sehr an einem sicheren Schlafplatz gelegen. Also steuerten wir kurzerhand
eine Tankstelle an. Nachdem wir zuerst mit Tee, Mandarinen, Orangen
und Keksen bewirtet wurden, wurde unsere Bitte, das Zelt aufbauen
zu dürfen, ausgeschlagen. Zur Tankstelle gehörten auch zwei Tankwagen.
Der komfortableren der Beiden, mit Standheizung und zwei Betten, wurde
uns als Unterkunft angeboten. Gerne nahmen wir das Angebot an. Zum
Glück fand ich jedoch heraus, wie man die Standheizung ausschalten,
sonst wären wir vermutlich gegrillt worden. Mitten in der Nacht weckte
uns dann einer der Fahrer. Der Tankwagen wurde benötigt und so mußten
wir in den anderen LKW umziehen. Müde wie wir waren schliefen wir
aber nach dem Umzug direkt wieder ein. Ein paar Stunden später wurden
wir wieder wach. Der Chef der Tankstelle hatte den LKW gestartet.
Wir befürchteten, daß nun auch noch dieser LKW benötigt werden würde,
doch es wurde nur etwas Benzin abgepumpt. In der Vermutung, daß ich
schlafen würde, nutzte der Chef die Situation für einen erfolglosen
Annäherungsversuch an Nadine. So waren wir also fast vom Regen in
die Traufe gekommen. Der einzige Unterschied zwischen dem Tankstellenbesitzer
und den Jungs, die das Mädel attackiert haben, war lediglich, daß
er Ihr Vater hätte sein können. Zwar dankbar für die nette Übernachtungsmöglichkeit
aber enttäuscht über das Machohafte Verhalten des Chefs radelten wir
am nächsten Morgen weiter. |
|
Um von Iskenderun nach Antakya zu gelangen
muß man erst einen kleinen Pass überwinden. Das Problem an der Sache
ist aber weniger der Höhenunterschied sondern der Wind der einem hier
entgegenbläst. Der "gebrochene Stein" (Name des Windes) zeigte sich
uns von seiner besten Seite. An fahren war zeitweise nicht mehr zu
denken, uns selbst das Schieben war dann ein enormer Kraftakt. Stellenweise
war der Wind so stark, dass wir gerade noch die Fahrräder festhalten
konnte. Fast hätte der Wind sie einem einfach aus der Hand gedrückt.
So legten wir auf den ersten 8 Km eine Frühstückspause in einer Bushaltestelle
und zwei Teepausen in einer Tankstelle und in einem Restaurant ein.
Wir waren gerade nach der zweiten Teepause wieder losgefahren, als
der Fahrer eines Pickups anhielt. Schneller als wir bis drei zählen
konnten waren wir samt unseren Rädern auf die Ladefläche verladen.
So legten wir die nächsten paar Kilometer bis kurz vor den Pass schneller
als erwartet zurück. Ganz zu unserem Erstaunen war auf dem Pass vom
"gebrochenen Stein" kaum mehr als ein laues Lüftchen übriggeblieben,
und im Tal auf der anderen Seite herrschte sogar Windstille. |
|
Wir wollte vor den Toren von Antakya unser Zelt aufschlagen.
Also hielten wir an einer Tankstelle um unsere Wasservorräte aufzufrischen.
Wie so oft in der Türkei wurden wir vom Manager der Tankstelle auf
eine Tasse Tee eingeladen. Zusammen mit dem Managers und seinem Fahrer
saßen wir nun in seinem Büro, das selbst nach westeuropäischen Maßstäben
sehr nobel eingerichtet war. Wir haben mittlerweile ein kleines
Photoalbum mit zwei Bildern je Land zusammengestellt und so erzählten
Ihnen von unserer Reise. Daß wir im Zelt schlafen konnten Sie überhaupt
nicht verstehen. Zumindest in Antakya sollten wir im Hotel übernachten.
Wir erklären ihnen so gut es ging (sie verstehen nur sehr wenig Englisch),
daß unsere Reisekasse leider keine kostspieligen Hotelübernachtungen
zuläßt. Unbeeindruckt davon bestanden sie, insbesondere der Fahrer
(Ramazan) darauf, daß wir im Hotel übernachten sollten. Über das Geld
sollten wir uns keine Sorgen machen. Über der zweiten Tasse Tee beruhigten
sich dann aber die Gemüter wieder. Kaum war die zweite Tasse Tee geleert,
als der Manager und Ramazan aufsprangen. Wir verabschiedeten uns und
fuhren dann gemeinsam mit Ramazan los. Ramazan fuhr mit seinem
Auto erst noch eine Weile vor uns her. Als er nochmal anhielt winkten
wir zum Abschied und fuhren weiter. Vor lauter Teetrinken hatten wir
natürlich ganz vergessen unsere Wasservorräte aufzufrischen. Also
hielten wir an der nächsten Tankstelle erneut an, füllten unsere Wasserflaschen
und stärkten uns mit etwas Brot und Käse. Wir hatten gerade den letzten
Brocken Käse gegessen als Ramazan vorgefahren kam. Sichtlich aufgeregt
fragte er uns, ob wir ein Problem hätten. Er habe weiter vorne auf
uns gewartet, doch wir seien nicht gekommen. Wir sollten ihm jetzt
bis zum Hotel folgen. Jetzt dämmerte uns langsam was hier vor sich
ging. Der Manager hatte vermutlich Ramazan Geld gegeben, damit dieser
uns in ein Hotel in Antakya einquartieren konnte. Da wir Ramazan keine
Schwierigkeiten bereiten wollten, entschieden wir uns brav mitzufahren.
Nach einem kurzen Halt in einer Pizzeria, die irgendjemand in Ramazans
Familie gehörte, brachte er uns direkt in ein sehr gutes Hotel (40,-$
für ein Doppelzimmer). Er erklärte uns dann, daß wir auf keinen Fall
bezahlen dürfen und verabredete sich mit uns für 21:00 Uhr, um ins
Kino zu gehen. So saßen wir also nach über 6 Monaten das erste Mal
in unserem eigenen Hotelzimmer, das wir nicht einmal selber bezahlen
durften. Wir nutzten die ungewohnte Freiheit und bummelten erst einmal
über den nahegelegenen Basar. Nachdem wir geduscht und unsere Wäsche
gewaschen hatten wurden wir auch schon von Ramazan abgeholt. Eigentlich
hatten wir erwartet, den Manager der Tankstelle wieder zu treffen,
doch Ramazan war mit zwei Freunden gekommen. Gemeinsam ging es nun
ins Kino. Die Kinofilme in der Türkei werden nur mit Untertiteln versehen.,
so daß wir gehofft haben, den Film ganz gut verstehen zu können. Die
Jungs hatten sich SWAT, einen Polizeiactionfilm ausgesucht. Vor lauter
Coolness haben die Schauspieler aber anscheinend vergessen ihre 7-10
Kaugummis aus dem Mund zu nehmen. Zum Glück hatte der Film keinen
tieferen Sinn, der es erforderlich gemacht hätte, das Genuschel zu
verstehen. Nach dem Kino ging es erst in ein Dönerrestaurant und anschließend
noch in ein türkisches Café. Eigentlich war uns die Ganze Situation
eher sehr unangenehm, da wir nie bezahlen durften (genauso wenig wie
die Freunde von Ramazan) immer hat Ramazan die ganze Rechnung übernommen.
Anschließend begleitete uns Ramazan noch ins Hotel. Als er beim Bezahlen
der Hotelrechnung seinen "Geldbeutel" öffnete und, dann aus einem
Stapel von mindestens 20 Kreditkarten eine VISA-Karte auswählte, fiel
es uns wie Schuppen von den Augen. Ramazan war keineswegs der Fahrer,
sondern der eigentliche Chef. Der Manager der Tankstelle war lediglich
ein Angestellter. Wie heißt es doch so schön: "Kleider machen Leute".
Da der Manager einen gestreiften Anzug trug, während Ramazan mit seinen
33 Jahren in Jeans und Pullover gekleidet war, haben wir uns komplett
bluffen lassen. |
|
Am nächsten Morgen lernten wir beim
Frühstück Levet kennen. Levet arbeitet seit 27 Jahren in Deutschland.
Er war gerade in seiner Heimatstadt um das Haus seiner Eltern zu renovieren
und um ein Einkaufszentrum zu bauen. Levet wohnt im 40 Km entfernt
liegenden Reyhanli, dem letzten Ort vor der Grenze zu Syrien. Er lud
uns ein bei Ihm und seiner Familie zu übernachten. Da wir am nächsten
Morgen weiter nach Syrien wollten, nahmen wir dankend an. So verbrachten
wir unsere letzte Nacht in der Türkei in einem wundervollen alten
Haus. Wenn Levet mit den Renovierungsarbeiten fertig ist, hat er ein
richtiges Schmuckstück. |
|
|
I
Broschüre über
unsere
Weltreise!
![](../../../../Home-Dateien/Weltenbummler%20Brosch%FCre.jpg)
50 Seiten, 113
Farbphotos
Hintergrundinfos, Geschichten
& mehr
6,95 €
(zzgl. 1,50 € Versandkosten)
Bestellung
per Email:
martinlunz@yahoo.de
Bezahlung per:
Banküberweisung:
NASPA, BLZ:
510 500 15
KontoNr.:
535297800
Pay
Pal :
nadinepuschkasch@yahoo.de
|
|
|