Kanada 1: 25.05. - 18.09.2009


Canada 2
Route: Vancouver Island, Comox, Powell River, Vancouver, Hope, Fraser Canyon, Kamloops, Salmon Arm, Revelstoke, Golden, Yoho NP, Lake Louise, Banff, Canmore, Calgary, North Sakatchewan River, Rocky Mountain House, Devon, Edmonton, Canmore, Icefield Parkway, Jasper, Lake Louise, Banff, Calgary, Medicine Hat, Swift Current, Moose Jaw, Carlyle, Winnipeg, Kenora, Thunder Bay, Sault Ste. Marie, Espanola, Manitoulin Island, Guelph, Hamilton, Niagara on the Lake, Niagara Falls, Fort Erie
 
Distanz: 6410 Km     Höhenmeter: 34110m
 
313. Wochenbericht 25.05.- 31.05.2009

Route: Sidney, Juan de Fuca Trail

 
Willkommen in Kanada: Die Einreise nach Kanada verlief vollkommen unproblematisch und während wir einfach den Einreisestempel in unseren Pass gedrückt bekommen und am Zoll quasi durchgewunken werden wird das Auto des Pärchens das hinter uns kommt komplett auseinandergepflückt. Wir sind noch nicht einmal 10 Km geradelt, als wir auf eine riesige Gruppe Tourenradler treffen, die gerade Pause machen. Spontan werden wir an ihr großes Buffet eingeladen (auch wen die Schatzmeisterin uns spontan fragt: Wie kommt es daß ihr esst ohne gezahlt zu haben? Doch schnell wurde sie von den umherstehenden zurechtgewiesen, daß wir eingeladen wurden,. Sie wäre halt als ehemalige Polizistin immer etwas barsch entschuldigte sich die Schatzmeisterin und wünscht uns einen guten Appetit. Zum essen kommen wir eigentlich kaum, denn schnell hat sich unsere Reise unter den gut 150 Radlern rumgesprochen so daß wir eigentlich ständig irgendwelche Fragen beantworten, während wir versuchen unser Chilli ein Käsebrötchen und den leckeren Nachtisch zu essen. Bruce, der ältere nette Herr der uns eingeladen hatte, versucht uns zwar mehr freiraum zum essen zu schaffen, doch letztenendes versuchen wir alle fragen so gut wir möglich zu beantworten und essen halt abwechselnd. Als wäre das durchfüttern nicht genug, bekommen wir noch eine große Tüte Gemüse und einen Topf Chilli mit auf den Weg. Was für ein Empfang in Kanada!
 
Wiedersehen mit Chris und Tanja: Beim Apfelpflücken in Neuseeland haben wir Chris und Tanja kennengelernt die ebenfalls auf der selben Plantage gearbeitet haben. Zufälligerweise sind sie mittlerweile nach Victoria Island gezogen und ihr Haus liegt gerade mal 15 Km von der Fähre Entfernt die uns von den San Juan's hierher gebracht hat. Die beiden bienten uns an daß wir uns etwas bei ihnen erholen können, was wir natürlich gerne machen.
 
Juan de Fuca Trail (Anreise): Eigentlich hatten wir vor den Berühmten West Coast trail zu wandern, doch Trailgebühr, Fährtickets und Shuttleservice summieren sich für uns beide auf über 300,- Euro. Wir finden heraus, das direkt südlich des West Coast trails der Juan de Fuca Trail verläuft, der zwar 2 Tage kürzer, jedoch ansonsten durchaus vergleichbar ist und sich lediglich auf 40,- Euro beläuft. Die Entscheidung welchen Trail wir machen ist natürlich schnell gefällt. Chris und Tanja haben uns zwar angeboten uns zum Trailanfang zu fahren, doch da wir weder ihrer Zeit noch das ganze Benzin verschwenden wollen lassen wir uns von Tanja auf dem Weg zu Arbeit an einer Busstation absetzen. Mit den Bus fahren wir nun nach Sooke. Die 80 Km bis zum Anfang des Trails wollen wir Trampen und nach nur 15 Minuten finden wir auch schon eine Mitfahrgelegenheit. Wir erkundigen uns am Infozentrum noch mal nach Details der Tour und als wir gerade die letzten 2 Km zum Trailanfang laufen wollen hält ein Auto an und fragt ob wir mitgenommen werden wollen. Klar wollen wir und so sind wir bereits um 10:00 Uhr morgens am Ausganspunkt unserer Tour angelangt.
 
Tidepools am Botanical Beach: Am Botanical Beach gibt besonders viele kleine Pools die bei Ebbe vom Meer abgeschnitten sind und so eine eigene kleine Welt bilden. Viele der Pools sind runde im Sandstein ausgehielte Becken die wie ein schön bepflanztes Aquarium wirken in dem man manchmal sogar kleine Krebse oder Fische beobachten kann. Wir kommen genau passend zur Ebbe an und so erkunden wir neugiering jeden auch noch so kleinen Tidepool.
 
Muschelbänke: Neben den Tidepools gibt es hier auch große Muschelbänke, die bei Ebbe ebenfalls komplett freigelegt sind.
 
Juan de Fuca Trail: Der Juan de Fuca Trail führt entweder über wilde felsige Strände, die mit riesigen Kieseln und Treibholz übersäht sind oder durch dicht bewachsenen temperierten Regenwald. Jährlich fallen hier etwa 7m Regen, und so ist es kein Wunder, daß wir uns durch dichte Vegetation und über schlammige Pfade kämpfen dürfen. Viele der umgefallenen Baumriesen wurden in den Weg mit integriert um kleine Bäche oder Schlamlöcher zu überqueren.
 
Achtung Schwarzbären: Wir fragen uns schon zu welchem Tier wohl die ganzen Kothaufen gehören, die wir auf dem Weg sehen als wir um eine Ecke biegen und auf einmal ein Schwarzbär etwa 15m vor uns auf dem Weg steht. Bevor wir den Rückzug antreten versuche ich zwar noch schnell ein Photo von dem Bär zu machen, doch da es im Wald zu dunkel ist ist es verwackelt. Ein paar Meter weiter gehen wir in einen Seitenweg der zu einem Plumpsklo führt. Wir warten in der nähe des Plumpsklos in das wir im Zweifelsfall flüchten wollen, doch der Bär zieht ruhig auf dem Wanderweg an uns vorbei. Am übernächsten Tag sehen wir dann einen jungen Bären am Strand. Erst frisst er einfach weiter doch dann kommt er direkt auf uns zu. Wir ziehen uns lieber zurück, doch da es am Strand keine Seitenwege gibt (am Ufer sind hier direkt Steilklippen) klettern wir auf einen kleinen Felsen. Der Bär ist aber sicherlich genauso verunsichert und versteckt sich in einer großen Felsausbuchtung hinter einem Baumstamm. Nach ein paar Minuten kommt ein kanadisches Pärchen und gemeinsam umgehen wir die Felsausbuchtung mit dem Bären großräumig. Kaum sind wir halbwegs an dem Bären vorbei kommt dieser auch schon aus seinem Versteck heraus und flüchtet in die entgegengesetzte Richtung. Wer dawohl mehr Angst gehabt hat?
 
314. Wochenbericht 01.06.- 07.05.2009

Route: Victoria, Comox, Powell River, Vancouver

 
Hotelübernachtung: Heidi ist gerade die glückliche Besitzerin unserer Broschüre geworden. Allzu gerne würde sie uns auch ihrer Familie und insbesondere ihrem Sohn, der kommenden Sommer durch die USA radeln will, vorstellen und uns zum Abendessen einladen, doch sie wohnen nicht hier und wir müssen am späten Nachmittag aus der Stadt raus. Eine halbe Stunden später kommt sie mit ihrem Ehemann Maurie zurück und sagt sie hätte bereits einen guten Deal in ihrem Hotel ausgehandelt und sie wurden uns gerne zu der Übernachtung einladen. Es fühlt sich schon ziemlich komisch an in ein Hotel eingeladen zu werden, doch die ganze Familie ist so nett, daß wir nicht umhin können anzunehmen. Zum Abendessen holen wir uns beim Asiaten leckere Nudeln und geniessen diese bei Sonnenuntergang an der Uferpromenade. Als wir mit dem Essen fertig sind präsentiert der beste Straßenkünstler den wir jemals gesehen haben seine Künste, und nach einem herrlichen Abend fallen wir schließlich todmüde ins Bett.
 
Wohnwagenübernachtung: Kurz vor Sonnenuntergang werden wir eingeladen in einem als Gästezimmer genutztem Wohnwagen zu übernachten, was wir natürlich gerne annehmen.
 
Wildwasser: An der sogenannten Sunshine Coast hatten wir zwar reichlich Sonnenschein, doch die Küste haben wir leider nur selten gesehen, da die Straße entweder im Inland verläuft oder aber die Küste verbaut ist. Die Skookumchuck Narrows sind eine Engstelle, durch die sich Ebbe und Flut zwängen müssen. Hierbei entstehen stets riesige Strudel und heftiges Wildwasser dem sich lediglich sehr erfahrene Paddler stellen. Ich habe zwar überlegt auch mein Glück zu versuchen, doch letztenendes waren mir die Strudel die zuweilen einen Durchmesser von 30m hatten dann doch eine Nummer zu heftig.
 
Mal wieder Deutsch sprechen: Vor dem Supermarkt werden wir von Oswald und Joland angesprochen und spontan eingeladen. Oswald und Jolanda sind ein deutsch-schweizer Ehepaar, das vor gut 14 Jahren nach Kanada ausgewandert ist und sich hier eine neue Existenz aufgebaut hat. Zu Abend essen wir in einem indischen Restaurant, in dem ihre Tochter arbeitet, zu dem sie uns einladen. Da sie jedoch etwa 30 Km weiter weg wohnen und es bereit spät am Abend ist packen wir unsere Räder und unser Gepäck in ihr Auto und werden chauffiert. Nach einer erholsamen Nacht müssen wir am nächsten Morgen nur noch bergab rollen um zur Fähre zu kommen die uns nach Vancouver bringt.
 
Zu Gast bei Seppel und Kerstin: Seppel und Kerstin sind Freunde von unserem Freund Ufo aus Offenbach. Die beiden Bauingenieure leben seit etwa 4 Jahren in Vancouver, und da die beiden Rad- und Wintersportbegeistert sind fühlen sie sich pudelwohl. Seppel liebt es beim Mountainbiken extrem und für die Dinger die er mit seinem MTB runterfährt braucht ein normal sterblicher schon eine Kletterausrüstung. Werner, der ebenfalls gerade zu Besuch bei den beiden ist, war mutig und ist mit Seppel zum radeln gegangen, doch am nächsten Tag hat er immer noch alle Knochen gespürt.
 
Sandra zu Besuch: Unsere Freundin Sandra ist Flugbegleiterin und wie es der Zufall so will ist sie gerade in Portland (USA) als wir in Vancouver sind. Portland liegt zumindest von Deutschland aus gesehen gerade mal um die Ecke von Vancouver und so fliegt Sandra während ihrem zweitägigem Aufenthalt mal kurz nach Kanada. Vancouver ist vermutlich die Lieblingsstadt von Sandra und ziehen wir zwei Tage lang mit ihr durch die Stadt um einige ihrer Lieblingsplätze kennenzulernen.
 
315. Wochenbericht 07.06.- 14.05.2009

Route: Vancouver

 
Fahrradreparatur: Bereits seit einigen Wochen macht mein Tretlager einige Probleme und aus Angst, daß es irgdwo in der Weite Kanadas schlapp macht, versuche ich es hier auzutauschen. Um es auszubauen benötige ich jedoch erst einmal ein paar Spezialwerkzeuge, die ich mir in einem Outdoorladen kaufe. Dummerweise haben die mir jedoch das falsche Werkzeug verkauft und so tausche ich es am nächsten Tag wieder um. Nachdem wir im Internet gelesen haben wie wir das Tretlager heraus bekommen klappt dies auch wunderbar. Nun zurück zum Radladen, doch die haben leider kein passendes Tretlager. Ebens erfolglos verlasse ich auch den 2., 3. und 4. Radladen. Im fünften Radladen gibt es dann zwar kein passendes Tretlager, doch der Mechaniker meint ich könnte eventuell ein komplett neuen Kurbelsatz mit integriertem externem Tretlager einbauen. Der sechste Radladen ist zwar wie die meisten seiner Vorgänger gut sortiert, doch ein passendes Tretlager haben sie auch nicht. Im siebten Radladen werde ich jedoch fündig und erstehen ein neues Tretlager für den Preis in dem ich in Indien vermutlich ein ganzes Fahrrad kaufen kann. Nun habe ich nur noch das Problem, daß in Kuba beim Umbau meines Pedals letztes Jahr das Gewinde neu gemacht wurde, jedoch leider etwas zu klein. Damals wurde einfach das Pedal nachgeschnitten, was aber bedeutet daß ich nun kein neues Pedal einbauen kann, welches ich aber ebenso benötige. In einem Radladen (der 2. in dem ich war) haben sie aber einen Gewindeschneider und so schneiden wir einfach das Gewinde an meiner Kurbel etwas größer. Zurück bei Seppel und Kerstin baue ich alles wieder zusammen. Alles klappt problemlos und so ist mein Rad nur fit für die letzten 15.000 Km.
 
Mt. Grouse: Mt. Grouse liegt direkt in Vancouver etwa 10m mit dem Auto vom Stadtzentrum entfernt. Obwohl eine Seilbahn nach oben führt ist es im Sommer Volkssport hochzurennen. Etwas unter einer Stunde benötigen wir für die 700 Höhenmeter und sind damit nur halb so schnell wie der schnellste Läufer dieses Jahr. Oben gibt es dann eine weltklasse Holzfällershow, eine Vogelshow, und zwei Grizleybären. Nadine muss bei der Holzfällershow mitspielen, und obwohl sie sich alle Mühe gibt verliert sie beim Sägewettbewerb. Besonders beeindrucken sind die Wettbewerbe wir Baumstammklettern und Log rolling (beide Holzfäller stehen und einem Baumstamm der im Wasser liegt und versuchen sich gegenseitig ins kühle Naß zu befördern). Die beiden Holzfäller der Show sind jedoch keineswegs irgendwelche Clowns, auch wenn sie sich so verhalten, sondern beide mehrmalige Weltmeister in den Disziplinen Speedklettern und Log Rolling.
 
Grizzlys: Viel Spaß haben wir auch mit den beiden Grizzlys, die sich hier pudelwohl zu fühlen scheinen. Beide wurden als mutterlose Babys gefunden und aufgezogen und tollen nun in ihrem Gehege herum ohne irgendwelche Spuren von Hospitalismus zu zeigen. Um wieder zu unseren Fahrrädern zu kommen fahren wir aber mit der Seilbahn bergab um Nadines Knie zu schonen.
 
Weltreiseradlertreffen: Vor einem Outdorladen treffen wir Edwin und Scott und da wir für den Abend bereits verabredet sind machen wir aus, uns am nächsten Morgen zum Frühstück zu treffen. Gesagt getan und so sitzen wir bei super leckeren Pfannkuchen mit Sahne und Blaubeeren in Edwins Küche und tauschen Geschichten aus aller Welt aus. Edwin, eigentlich Neuseeländer, ist von 2001 - 2003 um die Welt geradelt und schließlich bei seiner heutigen Frau Kathie hier in Vancouver hängengeblieben (http://howsmycycling.com/). In Tibet hat er damals Scott kennengelernt. Scott ist US-Bürger und hat eine 4 jährigen Radweltreise hinter sich und gerade sein Buch über seine Reise veröffentlicht (www.theargonauts.com). Klar, daß das Frühstück zum Austauschen aller Geschichten nicht ausgereicht hat und so bleiben wir noch eine Nacht bei Edwin, Kathie und ihrer Tochter Anna. Zum Abendessen zaubert Edwin dann eine Pizza auf den Tisch, die es problemlos mit der Pizza von so manchem Italiener aufnehmen kann. Am nächsten Morgen müssen wir dann aber wirklich Abschied nehmen.
 
316. Wochenbericht 15.06.- 21.05.2009

Route: Hope, Fraser Canyon, Kamloops, Salmon Arm

 
Wüste: Der Wüstengürtel der in Mexiko beginnt und sich quer durch die USA zieht reicht sogar hoch bis nach Kanada. Als uns die ersten Touristen denen wir im Regenwald begegnen erzählen, daß wir in ein paar Km in einer Wüste sind fällt es uns sehr schwer ihnen zu glauben. Richtig vorstellen können wir es uns jedenfalls nicht. Doch nach und nach weichen die Bergwälder Sage Büschen bis schließlich nur noch weites offenes Land übrig ist. Dank riesiger Bewässerungsanlagen gibt es zwar einige große Weiden, doch ansonsten sind die Sage Büsche (etwa 50 cm hohe Büsche die mich immer an den Geruch von Salbei oder Teebaumöl erinnern).
 
Kakteen: Was wäre eine richtige Wüste one Kakteen? Kein Wunder also daß es auch hier die stacheligen Gesellen gib.
 
Martin geht fremd: Erwischt :-)
 
Ein Wiedersehen: Eigentlich wollten wir ja über die südliche Route in die Rockies radeln, doch in Hope haben wir uns kurzfristig umentschieden und sind doch dem Fraser River gefolgt. So kamen wir dann nach Kamloops wo wir Heidi, Abby, Kate und Jaiden wieder getroffen haben. Ja genau, dies war die Familie die uns in Victoria in ein Hotel eingeladen hat. Diesmal sind wir bei ihnen zu Hause, holen mit unserer Internetseite wieder auf (der Englische Teil lag fast 2 Monate hinten dran), lernen Tim Hortons und Wii kennen. Maurie, Heidis Ehemann ist gerade wieder für 4 Wochen in dem Indianerreservat in dem er als Krankenpfleger (obwohl er dort die Aufgaben eines Arztes übernimmt und sogar Wunden näht) arbeitet. Gerne wären wir noch etwas länger geblieben, doch mit jedem weiterem Tag wäre uns der Aufbruch noch schwerer gefallen als er es eh schon ist. Die Heimat fängt an zu ziehen.
 
Tim Hortons: Tim Horons ist die Kanadische Version von Starbucks. Tim Hortons ist jedoch um einiges günstiger und so zieht es Heidi jeden Morgen auf eine Tasse Kaffee hierher. Klar daß wir gerne mitkommen.
 
Wii: Selbst wir werden irgend wann einmal von Forschritt eingeholt und so lernen wir von Abby und Kate die Aktiv Spielkonsole Wii kennen. Anders als bei den Spielkonsolen die es bisher gab muss man her nicht nur einen kleinen Joystick bewegen sondern seinen ganzen Körper einsetzen. Am besten gefallen uns die "Spiele" Tennis und Boxen. Da stehen wir also vor dem TV und schwingen mit unseren Armen durch die Gegend als würden wir Tennis spielen oder schalgen Luftlöcher um uns gegenseitig beim Boxen auszunocken. Spaß hat es auf jeden Fall riesig gemacht, und nun kommt das Beste: Am nächsten Tag haben wir beide richtig heftig Muskelkater in den Armen und im Rücken!
 
317. Wochenbericht 22.06.- 29.06.2009

Route: Revelstoke, Golden, Yoho NP, Lake Louise

 
Bärenland: Wir sind wieder im Bäreland und so heißt es wieder jeden Abend unsere Lebensmittelvorräte im Baum aufhängen. Diesmal haben wir jedoch Glück und zelten direkt neben einer Brücke, so daß wir unsere Packtaschen von der Brücke herunter hängen lassen können. Am nächsten Morgen reißt uns dann jedoch einer der Packriemen und eine Tasche stürzt einige Meter in die Tiefe. Kaputt ist jedoch nichts gegangen.
 
Moose: Eigentlich ist das englische Wort für "Elch" "Elk". Hier in Nordamerika wurde jedoch das von den einheimischen Indianern verwendete Wort "Moose" für den Elch übernommen, während man den Rothirsch hier als "Elk" bezeichnet. Wie auch immer das Tier auf Englisch nun auch heißen mag, wir haben auf jeden Fall im Yoho Nationalpark einen Elch gesehen der relativ nahe an der Straße in einem See stand. An die Autos ist der Elch ja mittlerweile schon recht gut gewöhnt, doch uns Radler checkt er doch lieber erst einmal aus, bevor er schließlich wieder weiterzieht.
 
Yoho Nationalpark: Eine der Attraktionen im Yoho Nationalpark ist die sogenannte Natural Bridge. Hier hat sich der Fluß nämlich so durch den Berg gefressen, daß eine natürliche Brücke entstanden ist. Das leuchtend blaue Wasser und die atemberaubende Bergwelt im Hintergrund sind selbst ohne die natürliche Brücke schon ziemlich beeindruckend.
 
Mountain Goat: Immer noch im Yoho Nationalpark sehen wir am Abend auf einmal eine Mountain Goat mit ihrem Jungem. Beide grasen gemütlich direkt neben der Straße und als die Zahl der Touristen die sie photographieren wollen immer weiter ansteigt ziehen sich die Beiden sicherheitshalber etwas in die Felsen zurück, um die komischen Touristen lieber aus sicherer Entfernung zu beobachten.
 
Lake Louise: Vermutlich die Hauptattraktion im Banff Nationalpark ist der weltberühmte Lake Louise und dementsprechend viele Touristen treffen wir hier auch an. Während sich die meisten mit einem kurzem Blick von der Uferpromenade begnügen investieren einige wenige 33,- € um 1 Stunde lang über den See zu paddeln. Wir pumpen einfach unsere Boote auf, paddeln eine halbe Stunde lang quer über den leuchtend blauen See und wandern dann noch zu dem Aussichtpunkt Plain of Six Glaciers bevor es wieder zurück zu unseren Rädern geht. Jeden Mittag gegen 12:00 Uhr gibt es hier in der Saison einen deutschen Alphornbläser, der seine Kunst vor dem atemberaubendem Panorama zum besten gibt..
 
Lake Moraine: Am nächsten Tag besuchen wir dann den Lake Moraine, der uns sogar noch viel besser Gefällt als sein weitaus berühmterer Nachbar. Wir folgen dem Uferweg bzw. hüpfen direkt am Ufer von Stein zu Stein und mit jedem Schritt wird der Ausblick auf die vergletscherten Berge immer besser.
 
318. Wochenbericht 29.06.- 05.07.2009

Route: Banff, Canmore

 
Amir und Julia: Am Lake Louise wurden wir von Armir, seiner bald Frau Julia sowie einem befreundetem Pärchen angesprochen. Die beiden Jungs kommen aus dem Iran und so haben wir uns eine Weile über ihre Heimat unterhalten. Noch am selben Abend erhalten wir eine E-mail in der uns Armir zu sich nach Canmore einlädt. Da uns unser Weg sowieso nach Canmore führt nehmenen wir gerne an und einen Abend später sitzen wir schon bei den beiden am genialen sebstgemachten Abendessenstischen und bekommen das beste Thai Currey unseres Lebens serviert. Da Armir und Julia in 3 Wochen heiraten und gerade beide ihre Eltern ankommen sind die beiden natürlich sehr beschäftigt, aber sie empehlen uns trotzdem eine Wandertour zum Mt. Assiniboine.
 
Mt. Assiniboine: Wir lassen den Großteil unseres Gepäck bei den beiden in Abstellraum und radeln mit unserem Wandergepäck die 35 Km zum Anfang des Wanderwegs. Der Höhepunkt der zweitägigen Tour ist sicherlich Lake Maggog über dem Mt Assiniboine thront. Mt. Assiniboine hat auch übrigens den Spitznamen Marterhorn der Rockiers, und der kommt wie man sehen kann nicht von ungefähr. Die Wandertour ist wirklich wunderschön, aber das beste daran ist, daß wir in den 2 Tagen gerade mal 10 Leute sehen. Am Lake Louise sieht man die in weniger als einer Sekunde!
 
Schwarzbären: Auf dem Weg zwischen Banff und Lake Louise im Bow Valley sehen wir morgens einen noch jungen Schwarzbären neben der Straße grasen. Fast hätten wir Glück gehabt und hätten ein Bild alleine mit den Bären im Vorbeiradeln machen können, aber dann hat ihn auch schon das erste Auto endeckt und stoppt ebenfalls. Wenn erst einmal ein Auto stopt halten dann auch alle anderen Autofahrer an, denn sie wissen, daß es igendwas zu sehen gibt. Binnen kürzester Zeit halten nun 4-5 Autos um den Bären herum an. Zuerst ist der Bär etwas verunsichert, dann aber beschließt er mitten durch die Autos hindurch über die Straße zu gehen und auf der anderen Seite im Wald zu verschwinden. Ein ausgewachsener Bär streckt zwischendurch mal kurz seinen Kopf aus dem Wald, als er aber all die Autos sieht brummt er kurz genervt und verschwindet lieber gleich wieder im Wald.
 
Einradfahrer: Wenn ihr glaubt, daß wir verrückt sind, dann habt ihr noch nicht Marc und Gracie getroffen. Die beiden fahren mit dem Einrad entlang der Great Divide (Hauptkamm der rockis) von Kanada bis nach Mexiko! Etwa 5000 Km liegen vor den beiden und das fast ausnahmslos auf Schotterpisten. Packtaschen für Einräder hat leider noch niemand erfunden und so tragen sie ihre gesamte Ausrüstung und ihre Verpflegung in großen Rucksäcken auf dem Rücken. Hut ab! Mehr auf ihrer Internetseite: www.divideby1.com
 
Paddeltour Teil 1: Zurück in Lake Louise beschliessen wir den Bow River von Lake Louise bis nach Canmore zu paddeln. Wir deponieren also unsere Fahrräder bei den Rangern und sperren unser restliches Gepäck in den Foodlockern am Campingplatz ein und begeben uns auf den Fluß. Gleich in Lake Louise gibt es auch schon ein paar nette Stromschnellen, bei denen wir auch schon gleich etwas naß werden. Der Bow River hat eine gute Strömung und so müssen wir nicht allzu hart paddeln während wir den Ausblick auf die umliegenden Berge genießen. Auch die auf halber Strecke liegenden Stromschnellen vor denen wir mehrmals gewarnt wurden entpuppen sich als ziemlich harmlos und so haben wir einen herrlichen ersten Paddeltag.
 
319. Wochenbericht 06.07.- 12.07.2009

Route: Banff, Calgary, Lake Louise, Saskatchewan Crossing

 

Paddeln Teil 2: Nachdem wir am ersten Tag bis kurz vor Banff gepaddelt waren sollte es heute weiter bis nach Canmore gehen (30 Km nach Banff). Gerade als wir jedoch lospaddeln fängt es heftig an zu regnen. Teilweise schüttet es wie aus Eimern und als wir nach knappen 2 Stunden in Banff ankommen stellen wir uns erst einmal unter und checken unsere Emails und die Wettervorhersage in der Bücherei. Es soll heute und morgen den ganzen Tag regnen und so beschließen wir unsere Paddeltour vorzeitig abzubrechen. Nicht nur daß wir keine Lust haben im Regen rumzupaddeln, doch die traumhafte Bergwelt ist vollkommen in Wolken verhüllt, so daß wir eh nichts sehen können. Nachdem unsere Boote verpackt sind trampen wir nach Calgary. Während wir in Banff umgehend von zwei Jungs mitgenommen wurden die nur mal eben schnell auf ein Kaffee nach Canmore fahren (25 Km) warten wir in Canmore sicherlich eine Stunde bis wir von Vater und Tochter mitgenommen werden. Die Tochter war mit ihrem Ehemann und Onkels Auto zum Campen und als dessen Auto auf dem Rückweg komische Geräusche gemacht hat wurde mal eben Daheim angerufen. Das Schlimmste befürchtend rückten Vater und Onkel natürlich sofort aus, doch letzten endes entpuppte sich alles als Fehlalarm. Da Vater und Tochter nach Red Deer abbiegen werden wir kurzerhand in Onkels/Bruders Auto umgesetzt. Wir haben mehr Glück als Verstand denn es stellt sich heraus, daß Onkel/Bruder früher Busfahrer in Calgary war, sich daher natürlich bestens auskennt und uns freundlicherweise sogar bis direkt vor die Haustüre von Hendrik fährt. (Haben im Regen kein Paddelbild gemacht uns so gibt es halt noch ein Sonnenscheinphoto)

 
Wiedersehen mit Hendrik: Hendrik haben wir im Herbst 2006 in Chile kennengelernt. Hendrik, damals noch Rettungssanitäter, ging kurz darauf für ein Jahr nach Kanada um dort auf einer Schlittenhundefarm zu arbeiten. Auf der Anschließenden Rundreise lernte er seine Freundin kennen (ebenfalls Deutsche,aber mit ihrer Familie in Kanada lebend) uns so ist er einfach in Kanada hängen geblieben. Wir verbringen einen herrlichen Abend bei Hendrik und hören uns mit Begeisterung seine Geschichten von den Schlittenhundetouren die er auf einem Gletscher geführt hat an bevor wir irgendwann mitten in der Nacht todmüde ins Bett fallen.
 
Sandra ist wieder da: Sandra hat gerade einen Flug nach Calgary (weshalb wir überhaupt nur nach Calgary gefahren sind), und so sehen wir sie bereits zum fünften Mal auf unserer Reise. Damit steht Sandra, zusammen mit Martins Mutter ganz oben auf der Liste der häufigsten Besucher (auch wenn Martins Mutter immer noch ungeschlagen in der Rangliste mit der längsten Besuchszeit führt). Leider dauert Sandra's Aufenthalt gerade mal 20 Stunden so daß wir eigentlich nichts richtig unternehmen, so daß wir zusammen mit Frank, einem ihrer Kollegen, durch die Fußgängerzone bummeln und zum Essen gehen.
 
Square Dance: In Calgary ist gerade Rodeo und so gibt es auch viele Paralellveranstaltungen in der Fußgängerzone. Neben kostenlosen Pfannekuchenfrühstücks gibt es auch eine Square Dance Veranstaltung und ehe Nadine sich versieht wird sie von einem Cowboy geangelt und ist mitten drinn statt nur dabei!
 
Geburtstag: Bereits zum 7. mal feiert Nadine nun bereits schon ihren Geburtstag seit unserer Abreise, doch zu ihrem 30. Geburtstag nächstes Jahr werden wir wieder daheim in Deutschland sein!
 
Paddeltour auf dem North Saskatchewan River: Der North Saskatchewan River entspringt den Gletschern der Rocky Mountains und bahnt sich seinen Weg durch die Prärie bis zum Lake Superior im Osten Kanadas. Klar wäre es cool die gesamte Strecke zu paddeln, doch wir begnügen uns mit dem Teilabschnitt vom Banff Nationalpark bis hinunter nach Edmonton. Etwa 10-12 Tage planen wir für die 450 Km lange Stecke. Wir haben riesig Glück und können unsere Räder an der Rangerstation am North Saskatchewan Crossing einsperren. Und als wäre das noch nicht genug werden wir von der netten Rangerin auch noch mit ofenfrischen selbstgebackenen Keksen verwöhnt. Nachdem wir all unsere Zeltausrüstung und reichlich Essen auf dem Booten verstaut haben sind wir auch schon auf dem Wasser. Die Strömung ist richtig gut uns so können wir in aller Ruhe die herrliche Landschaft genießen.
 
Lake Abraham: Der Lake Abraham ist der größte Stausee Kanadas, und da unsere Boote nicht gerade die schnellsten sind planen wir um den See herum zu trampen. Wir verpassen jedoch dummerweise die Letzte Ausstiegsmöglichkeit vor dem See und müssen so noch etwa 1,5 Stunden lang auf dem See entlang paddeln und dann noch etwa 1 Km zur Straße laufen. Wir haben jedoch Glück und werden relativ zügig mitgenommen. Wir haben sogar noch viel mehr Glück und unser Fahrer bringt uns direkt bis an die Einstiegsstelle unterhalb der Staudammes so daß wir keinen Meter mehr laufen müssen.
 
Entwicklungsland Kanada: Als Hendrik Kanada mehrmals als Entwicklungsland bezeichnet hatten wir zwar schon viele haarsträubende Geschichten über das Umweltbewußtsein vieler Kanadier gehört, jedoch wenig eigene Erfahrungen gemacht. An dem Campingplatz unterhalb des Stausees sehen wir dann jedoch eine Gruppe von Quad Fahrern, die ihre Quads mitten in dem kristallklaren Geltscherwasser waschen! Wir paddeln hin und fragen sie ob sie denn nicht Wissen, daß sie mit dem Öl ihrer Quads das Wasser verseuchen. Die Jungs sind unbeeindruckt und waschen ihre Quads weiter und als Nadine dann noch meint, daß es ja nicht schlimm ist, wenn man nicht weiß das man das Wasser verschmutzt wenn man sein Quad darin wäscht, daß es jedoch ziemlich unglaublich ist, daß man damit weiter macht, wenn man darauf hingewiesen wird. Antwort der Jungs: "Ich glaube Du fährst jetzt besser weiter, sonst kann ich dich ja ertränken!"
 
320. Wochenbericht 13.07.- 19.07.2009

Route: North Sakatchewan River, Rocky Mountain House, Devon

 
Rapids: Der North Saskatchewan River ist laut Beschreibung mit WW II - III bewertet (auf einer Skala von I für: leichte Wellen bis VI für: unfahrbar). Alle paar Kilometer treffen wir also auf ein paar nette Stromschnellen, die die Paddelei spannend und feucht gestalten. Wir, bzw. besser gesagt unsere Boote, managen alle Rapids jedoch ohne grösere Probleme, bis auf die eine einzelne unerwartet große Welle, die Nadine strack aus dem Boot haut. Wie so gerne beim Paddeln verliert Nadine wieder einmal ihre Mütze bei der Aktion, doch ansonsten wurde sie lediglich etwas naß.
 
Wasserfilter: Nach 6 Jahren in zuweilen den entlegensten Winkeln der Welt verwenden wir hier in Kanada nun zum ersten Mal unseren hier neu gekauften Wasserfilter! Bisher haben wir stets Leitungswasser getrunken, doch hier auf dem Fluß gibt es leider keine Wasserhähne und dem grauen Flußwasser, in dem zuvor diverse Quads und Autos gewaschen wurden, trauen wir nicht richtig über den Weg. Später sehen wir dann noch einige Goldwäscher im Fluß stehen, und was die noch alles für Chemikalien ins einst saubere Gletscherwasser hauen wollen wir lieber gar nicht erst wissen.
 
 
Einkaufsbummel: In Rocky Mountain House waren dann unsere Lebensmittelvorräte erschöpft und so ging ich zum Supermarkt zum Einkaufen. Beladen mit 2 schweren Tüten und Essen für etwas 6 Tage mache ich mich auf dem Rückmarsch zu unseren Booten. Etwa 2 Km liegen vor mir und bei jedem Schritt werden meine Arme etwas länger. Ich habe es bereits fast geschafft, als ein Autofahrer anhält und mich zurück zum Fluß bringt. Es sind zwar nur noch ein paar Meter, doch meine schmerzenden Arme sind sehr dankbar für die Hilfe. Grant setzt mich am Fluß ab und verabschiedet sich und als er nach ein paar Minuten wieder zurück kommt vermute ich schon, daß ich irgend etwas bei ihm im Auto vergessen habe. Grant ist jedoch besorgt, daß wir keinen Zeltplatz finden würden und lädt uns zu sich nach Hause ein. Grant, seine Frau Shelley und insbesondere seine Schwester Roanda sind alle selbst Paddler, so daß wir leicht ins Gespräch kommen. Etwas überraschend für unsere Gasdtgeber kommt jedoch, daß wir eigentlich gar keine Paddler sondern Radfahrer sind und so zeigen wir ihnen nach dem Abendessen noch unsere kleine Diashow. Shelley und Roanda befürchten jetzt aber, daß Grant von nun an öfters vor dem Supermarkt rumhängen wird um wieder ein paar Leute mitzunehmen die sich letztenendes als Weltenbummler entpuppen.
 
The Bierley´s: Die Bierley´s (hoffe ich habe sie richtig geschrieben) sind eine Serie von Wellen kurz vor Rocky Mountain House, die von der lokalen Kajakszene zum Trainieren genutzt werden. Am Vortag haben wir sie jedoch verpaßt, da wir links um die sie verdeckende Insel herumgefahren waren, doch am nächsten Morgen bringt uns Roanda direkt bis oberhalb von den Wellen. Laut Roanda soll die letzte Welle die wildeste sein, doch als ich an die Erste Welle heranfahre sieht diese alles andere als das von Roanda angekündigte WW II+ aus. Nach einem ordentlichem Loch treffen sich zwei sich kreunzende Wellen genau da wo ich durch will. Ich versuche noch etwas zur Seite auszuweichen, erwisch die Wellen etwas quer und schon liege ich im Wasser drin, auch wenn es sekundenbruchteile zuvor noch ganz gut aussah, als Nadine das Photo machte. Zwei Wellen weiter habe ich das Boot dann jedoch wieder umgedreht und eine Welle später sitze ich auch bereits wieder in ihm, um die "gefürchtete" letzte Welle problemlos zu meistern. Roanda, die lediglich die letzten Wellen gesehen hat, da ihre Sicht durch die Insel halb verdeckt war, meint ich wäre ziemlich naß geworden, bevor ich ihr von meiner unfreiwilligen Badeeinlage berichte. So einfach will ich mich jedoch nicht geschlagen geben und so trage ich mein Boot nochmal hoch vor die Wellen um einen zweiten Versuch zu wagen. Diesmal fahre ich die erste Welle geschickter und nicht mitten im größten Gesprudel an und komme problemlos durch. Etwas übermütig geworden will ich nun etwas in der letzten Welle surfen, drehen mein Boot jedoch zu spät um, erwische die Welle seitwärts und lande zum zweiten Mal im Wasser. Da bin ich nun also bereits tropfnaß bevor wir unsere Tagesetappe überhaupt erst anfangen, aber Spaß hat es allemal gemacht!
 
Aufgesessen: Da hat ein Bootsfahrer wohl seine Mittagspause wohl etwas zu lange ausgedehnt und nicht bedacht, daß sich in einem von Wasserkraftwerken gespeißtem Fluß der Wasserstand auch mal ändern kann. Als es dann weiter gehen sollte war der Fluß dummerweise in Weite ferne gerückt. Ganz im Sinne von Robinson Cruso hat seine Familie dann auch gleich mal eben ein Feuer angemacht um mit Rauchzeichen auf ihre Notsituation aufmerksam zu machen. Rauchzeichen sind jedoch auch nicht mehr so verläßlich wie sie es einmal waren und so rief der Familienvater per Handy kurzerhand einen seiner Freunde an, der ebenfalls über ein leistungsstarkes Motorboot verfügt. Zum Gluck ist Sonntag Nachmittag und so leitet der Freund natürlich umgehend die Rettungsaktion ein. Sehr erfahren zeigt er sich dabei jedoch nicht, da er schon anfängt das gestrandete Boot ins Wasser zu ziehen während sein Freund noch im Wasser rumturnt, und jenen gleich 2x dabei mit dem Seil umnockt. Doch zum Glück hat sein Motorboot vermutlich mehr PS als jedes Auto in dem ich in meinem Leben gesessen bin. Schließlich gelingt es mit röhrendem Motor und ohne das Seil zu zerreissen, was sicherlich seinen Freund, der immer noch direkt neben dem Seil im Wasser ist und gerade wiedermal versucht auf die Beine zu kommen, nachdem er zum zweiten mal umgerissen wurde, ohne Probleme geköpft hätte! Wir paddeln sicherheitshalber ganz nahe ans Ufer um nicht versehentlich über den Haufen gefahren zu werden. Die Geduld eine Minute zu warten, bis wir vorbei sind, hatten die Motorbotfahrer natürlich nicht. Schließlich ist das gestrandete Boot wieder im Wasser und mit heulendem Motor und Vollgas rasen die beiden Cowboys von dannen, während zumindest einer von ihnen noch ganz cool die Hand zum Gruße hebt. Das Rettungsfeuer raucht jedoch weiterhin fröhlich vor sich hin. Kein Wunder daß es hier so viele Waldbrände gibt.
 
Gewitterfront: Am Nachmittag verdunkelt sich bereits der Himmel und einige kleinere Regenschauer sorgen für eine Abkühlung des bis dahin schwülheißen Tages. Gegen Abend kommen wir durch Farmland so daß wir keine guten Zeltplätze sehen. Schließlich finden wir jedoch in einer Innenkurve eine große mit Büschen bewachsene Kiesbank. Irgendwie gefällt mir der Platz nicht so gut da unser Zelt relativ offen dasteht und ich es durch den Kies nicht gut im Boden verakern kann. Komisch, daß mir genau heute diese Gedanken durch den Kopf gehen denn normalerweise spielt das keinerlei Rolle. Nadine ist bereits eingeschlafen während ich immer noch am neuen Wochenbericht arbeite. Plötzlich höre ich eine Windbö herannahen und denke mir noch ob ich nicht doch lieber noch schnell das Zelt mit den Sturmabspannungen sichern soll. Nadine wacht auf und ich verdränge die Sturmabspanungen, zumal es nun anfängt leicht zu nieseln (und wer will schon raus in den Regen!). Völlig aus heiterem Himmel fegt auf einmal eine riesige Gewitterfront heran. Der Sturm reißt und zerrt an unserem Zelt und wir befürchten schon, daß wir gleich als riesiges Knäul durch die Lüfte wirbeln. Die Büsche bieten zwar etwas Schutz, doch nach nur wenigen Minuten sind bereits einiger unsere Heringe aus dem Boden gerissen. Damit das Zeltgestänge nicht bricht lehnen wir uns von innen mit unserem gesamtem Gewicht gegen das Innanzelt und selbst wir werden von dem Wind heftig durchgeschüttelt. Die heiße Phase des Sturmes dauert vermutlich 20 - 30 Minuten. Schlieslich läßt der Wind jedoch etwas nach (nur etwas wohlbemerkt) und ein heftiges Gewitter mit monsunartigen Regenfällen bricht über uns aus. Eigentlich bräuchten wir dringend Regenwasser, doch bei dem Regen will keiner raus um unsere Töpfe zu holen, die wir zum Schutz vor Bären natürlich nicht im Zelt haben. Riesige Blitze erhellen den halben Abendhimmel, doch meist schlagen sie nicht am Boden ein, was wir aus den lange andauernden Donnern folgern, die quer über den ganzen Himmel rollen. Sicherlich eine gute Stunde tobt das Gewitter und als der Regen etwas nachläßt spanne ich das Zelt wieder orderntlich ab. Ein paar Tage später erfahren wir dann, daß wir mitten im grösten Unwetter seit vielen vielen Jahren waren. Der Sturm mit seinen Windgeschwindigkeiten bis 106 Km/h wäre beinahe sogar ein Tornado geworden. Zum Glück nur beinahe. Trotzdem war der Sturm so stark, daß insbesondere in Edminton viele Bäume entwurzelt wurden und stundenlange Stromausfälle zu beklagen waren.
 
321. Wochenbericht 20.07.- 26.07.2009

Route: Devon, Edmonton,

 
Tiere: Immer wenn wir unterwegs Leute treffen fragen sie uns, ob wir viele Tiere gesehen haben und stets haben wir mit: "Eigentlich nicht" geantwortet, da wir in Canada bisher so mit Tierbeobachtungen verwöhnt wurden. Doch prinzipiell haben wir in den 10 Tagen auf dem North Saskatchewan River doch einiges gesehen. Den Anfang hat der junge Weißwedelhirsch gemacht, der durch den Abraham Lake geschwommen ist. Einmal sahen wir einen jungen Coyoten der fast eine halbe Stunde lang in einer Steilwand herumtollte während wir ihn aus unserem Zelt heraus beobachtet haben. Ein paar mal sahen wir Weißkopfseeadler die uns entweder von einem Baum aus beobachten haben, oder über unsere Köpfe hinweg gegleitet sind. Mehrmals sahen wir Möven, Gänse oder Fischreiher. Immer wenn wir unser Zelt an einem etwas langsameren Flußabschnitt aufgeschlagen haben höhrten wir bei Sonnenuntergang das laute Platschgeräusch, das entsteht wenn ein Bieber mit seiner Kelle aufs Wasser schlägt. Mehrmals paddelten wir an Weißwedelhirschen und Rothirschen vorbei, doch sobald sie uns sahen verzogen sie sich sicherheitshalber in den Wald. Als wir bereits kurz vor Edmonton unser Zelt auf einer kleinen Insel aufschlugen kam in der Nacht auf einmal ein Hirsch vorbei doch als er unser Zelt sah machte er sich lieber aus dem Staub.
 
Ankunft in Edmonton: Edmonton ist eine Millionenmetropole und so erwarten wir, daß wir viele Kilometer durch unzählige Vororte paddeln müssen um schließlich ins Zentrum zu gelangen. Etwa 15 Km vor dem Stadtzentrum sind wir immer noch von dichten Wäldern umgeben und da wir dem Frieden nicht trauen bauen wir unser Zelt auf einer kleinen Insel gegenüber von einem Skilift auf. Am nächsten Morgen paddeln wir dann weiter durch ein dicht bewaldetes Tal und von einer Großstadt ist immer noch weit und breit keine Spur. Als wir nur noch 5 Km vom Stadtzentrum entfernt sind sehen wir vereinzelt einige große Villen am Hang über dem Tal liegen, doch von Downtown ist nichts zu sehen. 2 Km vor dem Zentrum macht der Fluß auf einmal eine Kurve und als wir um die Kurve herum sind liegt Edmonton's Skyline auf einmal direkt vor uns. Daß man mitten in das Herz einer Großstadt paddeln kann, und dabei stets das Gefühl hat mitten in einem Nationalpark zu sein hätten wir uns früher auch nie vorstellen können.
 
Karen und Mike: Karen haben wir vor etwa 2 Wochen im Banff Nationalpark getroffen und da sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Mike ebenfalls eine Fahrradweltreise plant kamen wir natürlich sofort ins Gespräch. Als wir dann in Edmonton sind besuchen wir die beiden im Haus von Karen's Eltern. Um mehr Geld für ihre Reise sparen zu können haben die beiden erst vor ein paar Wochen ihre Eigentumswohnung verkauft und sind wieder in Karen's Elternhaus eingezogen. Wir wollten zwar nur eine Nacht bleiben doch Karen und Mike wollen am kommenden Wochenende zu einem 24h MTB Rennen nach Canmore fahren und sie meinten von dort wäre es für uns viel einfacher eine Mitnahmegelegenheit zu unseren Rädern zu finden als von Edmonton aus.
 
West Edmonton Mall: Als die West Edmonton Mall 1982 eröffnet wurde war sie die größte Shoppingmall auf der Welt. Neben etwa 800 Läden und unzählige Restaurants gibt es hier auch einen Freizeitpark mit Achterbahn, ein Wellenschwimmbad mit mehreren riesigen Wasserrutschen und eine Seelöwenshow. Während Nadine einen Klamottenladen nach dem anderen unsicher macht und sogar einige richtige Schnäppchen ersteht gefällt mit besonders die Seelöwenshow. Besonders beeindruckt bin ich wie schnell und beweglich so ein Seelöwe selbst an Land sein kann und daß er auch mal eben so aus dem Wasser mehrere Meter senkrecht in die Luft springen kann.
 
24h MTB Rennen: Um 24 Stunden lang mit dem MTB über wilde Trails zu rasen sind Radbegeisterte aus der gesamten Weld hierher nach Canmore gekommen. Neben den Teams die aus je fünf Fahrern bestehen, von denen immer einer auf der Strecke ist, gibt es aber auch 150 Einzelfahrer, die hier um den Weltmeistertitel kämpfen. Die 18 Km lange Strecke mit ihren steilen Anstiegen und Abfahrten führt über Steine und Wurzeln mitten durch den Wald und ist selbst bei Tag ziemlich anspruchsvoll. Ausgerüstet mit den neuesten Stirn- und Radlampen rasen die Radler jedoch auch mitten in der Nacht über den Rundkurs. Für zusätzlich Spannung sorgten ein paar Schwarzbären und ein Grizzlybär, die sich am Pacours herumdrückten. Zu einer Begegnung mit Folgen kam es jedoch nicht. Unser Team, erkennbar an Bastrock und Blumengirlande, in dem neben Karen und Mike auch Daren, Peter und Kent mitfahren, braucht bei Tag für eine Runde zwischen 1h 10 Min und 1h 30 Min und in der Nacht gerade mal 10 - 15 Minuten länger, wobei sie im guten Mittelfeld liegen. Völlig unglaublich ist jedoch die Leistung der besten Solofahrer, die insbesondere in den ersten 12 Stunden stets Rundenzeiten von unter einer Stunden abliefern! Völlig unglaublich ist auch eine Gruppe von Solofahrern, die auf Single Speed Rädern (Fahrräder ohne Gangschaltung) unterwegs sind und dabei immer noch schneller sind als unser Team. Während die Fahrer sich die Nacht um die Ohren schlagen verkriechen wir uns in unser Zelt, denn wir haben unseren Schönheitsschlaf dringend nötig. Nach 24 Stunden haben Mike, Karen, Daren, Peter und Kent dann 18 Runden absolviert, eine Runde mehr als letztes Jahr und das obwohl die Strecke 2 Km länger war. Dank Bob der sich um den technischen Zustand der Räder gekümmert hat gab es außer Karen's Kettenriß keine technischen Probleme. Während das Team ihren Erfolg gebührend feiert werden wir von einem Pärchen aus Jasper, die einen Solofahrer unterstützt haben, zurück zu unseren Rädern genommen.
 
322. Wochenbericht 27.07.- 02.08.2009

Route: Icefield Parkway, Jasper,

 
Bärenjagd: Immer wenn irgendjemand anhält, weil er ein Tier gesehen hat halten alle anderen Parkbesucher ebenfalls an und gehen auf Photopirsch. In diesem Fall wurde ein noch junger Schwarzbär erspät. Zunächst stehen alle noch schön brav oben auf der Straße, während der Bär unterhalb eines kleinen Abhanges auf Futtersuche trifft. Als der Bär dann im Gebüsch verschwindet überholt ihn die gesamte Gruppe, angeführt von einer asiatischen Familie, und stürmt dann den Hang hinunter um dem Bär den Weg abzuschneiden. Die offizielle Regel ist, daß man von Bären 100m bzw. 10 Buslängen Abstand halten muß, was sich jedoch nicht immer umsetzen läßt. Doch sich so nahe dem Bären anzunähern ist mehr als nur fahrlässig. Und dann wundern sich alle wenn ein Bär mal aggressiv wird. Wir sind um den Bären besorgt und radeln zum angrenzenden Campingplatz um den Ranger zu informieren. Als er das Photo sieht springt er sogar ohne sich ein Oberteil überzuziehen in seinen Jeep und rast von dannen; dem Bären zur Hilfe.
 
Mistaya Canyon: Der kristallklare Mistaya River verengt sich hier und rauscht durch eine enge Schlucht. Die Urgewalt des Wassers, das hier unablässig auf den Fels einhämmert ist super beeindruckend. Wäre der Fluß trocken würde der Canyon sicherlich in etwa so aussehen wie die Slot Canyons, durch die wir in Utah geklettert sind.
 
Colombia Icefield: Das Columbia Icefield mit dem ihm entspringenden Gletscher ist eine Haupttouristenattraktion der kanadischen Rockies. Damit auch wirklich jeder die Möglichkeit hat mal auf einem Gletscher zu stehen gibt es anstatt der sonst üblichen Gletscherwanderungen sogenannte Snowcoach Touren. Snowcoach heißt der Spezialbus mit dem hier bis zu mehreren tausend Touristen jeden Tag auf den Gletscher gekarrt werden und dort dann etwas rumlaufen können. Auf den Gletscher radeln darf man natürlich nicht und für eine eigenständige Gletschertour haben wir leider die notwendigen Ausrüstung nicht mit auf unseren Rädern dabei, so daß wir uns mit einem Spaziergang zur Gletscherzunge begnügen. An der Gletscherzunge treffen wir auf einen Spanier der für eine dreimonatie Radreise bei der seine Freundin das Begleitfahrzeug fährt 90.000,- € als Budget veranschlagt hat! Uns verschlägt es den Atem, was jedoch nicht an der dünnen Höhenluft liegt.
 
MTB Trail: Von Jasper aus folgen wir einem auf der Karte eingezeichneten Radweg, um etwas dem zuweilen stark befahrenem Highway zu entkommen. Der Radweg entpuppt sich jedoch als felsiger und zuweilen sehr steiler MTB Trail. Die Anstiege sind so steil, daß wir unserer beider Kraft benötigen um die bepackten Räder bergauf zu schieben. Mehrere Stunden quälen wir uns so über Stock und Stein bergauf und bergab, bevor wir wieder schönen flachen Teer unter unseren Rädern haben.
 
Fryatt Valley: Eigentlich wollten wir ja über den berühmten Skyline Trail bei Jasper wandern, doch als wir am Abend zum Ranger Office kommen ist dieses bereits geschlossen. Da wir telefonisch bereits die Auskunft bekommen hatten, daß der Trail eigentlich ausgebucht ist legen wir am nächsten Morgen keinen Frühstart hin und erfahren so erst gegen Mittag, daß es doch noch freie Plätze gegeben hätten. Dummerweise fehlt und nun jedoch die Zeit für die Wanderung und so wanden wir stattdessen ins Fryatt Valley. Die ersten 11 Km der Wanderung können wir jedoch noch radeln. Am ersten Zeltplatz lassen wir unsere Räder und unsere Ausrüstung zurück und unternehmen eine Übernachtungstour zum Upper Fryatt Valley, daß mit seinem leuchtend blauem See, dem kristallklaren Fluß, den Bergen und den Gletschern eines der schönsten Täler hier in en Rockies ist.
 
Abkürzung: Wir haben die Wahl noch 7,5 Km auf dem Wanderweg, 2 Km auf einer Schotterpiste und 9 Km auf einer Teerstraße zu radeln, oder einfach kurz unsere Packrafts aufzupumpen und unsere Ausrüstung über den Atabasca River zu paddeln. Zeitlich würde beides vermutlich etwa gleich lange dauern,und so entscheiden wir uns für die spannendere und weniger anstrengende Variante: Wir paddeln! Wir pumpen also unsere Boote auf und paddeln so in mehreren Umläufen unsere Ausrüstung und unsere Räder durch die starke Strömung auf die ander Flußseite. Wir haben die Packrafts mittlerweile ja seit etwa 2,5 Jahren, doch die Fahrräder haben wir bisher noch nie auf ihnen mitgenommen. Prinzipiell hat man mit den Rädern zwar etwas weniger Platz, aber ansonsten klappt die Überfahrt sehr gut. 5 Mal müssen wir übrigens hin und her paddeln, bis wir unsere gesamte Ausrüstung übergesetzt haben.
 
Grizzly: Unser erster Grizzly den wir sehen! Im Gegensatz zu einem Schwarzbär hat ein Grizzly einen kleinen Buckel auf dem Rücken und eine etwas eingedellte Gesichtspartie (etwa so wie bei einem Schwein) und bis zu 7 cm lange Krallen. Unser Grizzly ist noch recht jung und da es dieses Jahr fast keine Beeren gibt (von denen ein ausgewachsener Grizzly bis zu 250.000 am Tag frißt) futtert er irgendwelche Knospen.
 
323. Wochenbericht 03.08.- 09.08.2009

Route: Icefield Parkway, Lake Louise, Banff, Calgary

 
No foodlocker, no money: Alle Zeltplätze auf dem Icefield Parkway sind bereits beleget und da wir im Nationalpark nicht wild zelten wollen radeln wir zum Overflow Campground. Wir suchen nach einem Stellplatz möglichst nahe and den Foodlockern um unser Essen nicht so weit tragen zu müssen, doch können wir nirgendwo einen finden. Wir fragen zwei Ranger, die gerade eine Umfrage machen, doch auf sie wissen nicht ob es überhaupt einen Foodlocker gibt. Nun ja, es gibt keinen und so bietet uns eine nette kandische Familie an, daß wir unsere Lebensmittel gerne bei ihnen im Auto unterstellen können, was wir dann auch machen. Offiziell darf man im Nationalpark keinerlei Lebensmittel außerhalb von sichern Plätzen haben (Auto, Wohnwagen, Haus, ...), und normalerweise gibt es entweder Boxen, in die man sein Essen einsperen kann, oder Stahlseile um es hoch in die Bäume zu ziehen. Wir überlgen uns wie wir den Rangern am besten verklickern, daß die hier dringend einen Foodlocker brauchen und da Geld immer ein guter Anreiz ist stecken wir in den Umschlag für die Caminggebühr einfach anstatt der geforderten 15,70 $ lediglich 10,-$. Daß wir wegen des fehlenden Foodlockers und da es kein fliesendes Trinkwasser auf dem Campingplatz gibt wenige bezahlt haben schreiben wir ausführlich von außen auf den Umschlag. Als wir am nächsten Morgen gerade losradeln kommen gerade die Ranger um die Kasse mit den Campinggebühren zu leeren. Anna, die eine der beiden Rangerinnen kennen wir bereits, da wir bei ihr unsere Räder untergestellt hatten und so halten wir kurz an um ihnen zu sagen, daß wir diejenigen mit den 10,- $ im Umschlag sind und wir hoffen, daß sich ihr Chef sooooo sehr darüber ärgert, daß er umgehend den Bau eines Foodlockers veranlaßt und die vorhandene Wasserpumpe wieder aufschliesen läßt. Anna lacht fröhlich und meint daß sie die Info umgehend weitergeben wird, während sich ihre Kollegin etwas aufs Füßchen getreten fühlt und meint, daß es etwa 1200,-Euro kosten würde die Pumpe wieder gangbar zu machen und deswegen kein Foodlocker da wäre, da der Zeltplatz nur wenige Wochen im Jahr offen wäre. Nun ja der Zeltplatz ist gut besucht und innerhalb von 2-3 Tagen dürften die Einnahmen sicherlich schon ausreichen um beide Projekte umzusetzen, doch einen Foodlocker wird es vermutlich erst dann geben, wenn die Bären rausgefunden haben, daß es hier einfach Essen zu bekommen gibt und Anfangen die ersten Zelte auszuräumen.
 
Snowbird Glacier: "Nomen es Omen" hier am Schneevogel Gletscher.
 
Lake Peyto: Als ein paar Reisebusse unvermittelt vor uns vom Icefield Parkway abbiegen folgen wir ihnen unauffällig und werden dafür mit der herrlichen Aussicht auf den Lake Peyto belohnt. Die milchig blaue Farbe kommt übrigens von den winzigen Gesteinsteilchen die sich in dem Wasser gelöst haben, als der Peyto Gletscher über die Felsen geschrubbt ist. Während die größeren Gesteinsteilchen zu Boden sinken schweben die winzigen "Gesteinsmehl" Teilchen imWasser und reflektieren insbesondere die Wellen von blaugrünem Licht, was dem See seine Farbe gibt.
 
Besuch aus Deutschland: Mit Floh habe ich seinerzeit in Nürnberg Abi gemacht und so war es eine riesige Freude ihn und seine Schwester Eva hier in den Rockies wiederzutreffen. Floh hatte mittlerweile Andrea geheiratet und war Vater von Benedikt geworden. Andreas Nichte Dani hatten sie ebenfalls mit in den Urlaub genommen, und so herrschte in ihrem riesigem Wohnmobil stets reges Treiben. Während wir am ersten Tag gemeinsam eine kleine Wanderung durch den Johnston Canyon und einen Ausflug zum Lake Moraine unternahmen, paddelte ich am nächsten Tag mit Floh eine Runde auf dem Bow River (wo wir einige Stromschnellen meisterten) während Andrea und Dani einen Reitausflug unternahmen. An den Abenden traffen wir uns jedesmal in ihrem Wohnmobil wo wir bis spät in die Abendstunden neue und alte Geschichten austauschten bzw. wiederbelebten.
 
Zweitbester Zeltplatz: Der schönste offizielle Zeltplatz in den beiden Nationalparks Banff und Jasper war der Waterfowl Overflow Campgroud, da man dort einen herrlichen Blick in die Berge hat. Kurz vor dem Parkausgang hinter Banff halten wir an einen Restarea an und sind begeistert von der ebenfalls herlichen Aussicht. Wir machen Abendessen und da gerade eine Regenfront herannaht bauen wir 100m nebem dem Restarea unser Zelt auf. Wir sind nicht die ersten mit dieser Idee und so sehen wir gleich mehrere erst kürzlich zum Zelten genutzte Stellen. Am nächsten Morgen beim Frühstück genießen wir dann zum letzten Mal die herrliche Aussicht, bevor wir den Rocky Mountains endgültig den Rücken zukehren.
 
Calgary: Nachdem wir, als Sandra da war um uns zu besuchen, Calgary schon einen kurzbesuch abgestattet hatten rollten wir diesmal mit unseren Rädern durch die Millionenstadt. Dank der am Bow River angelegten Radwege brauchten wir kaum auf die Hauptstraßen. Diesmal übernachteten wir bei Darrin, einem der Mountainbiker aus dem Team von Mike und Karen. Kurz vor dem Rennen war Darrin seine Federgabel gebrochen und so war er sicherlich der einzige Teilnehmer der an dem 24h MTB Rennen mit einer starren Vorderradgabel Teilgenommen hat und damit trotzdem super schnell unterwegs war. Darrin wohnt in der Innenstadt und so haben wir keinerlei Probleme ihn zu finden. Darrin befürchtet, daß seine Kochkünste nicht ausrreichen würden und so hatte er alle Zutaten incl. Fertigboden für eine Pizza gekauft, die wir uns dann auch schmecken liessen. Unsere Reise neigt sich nun doch langsam dem Ende zu und da wir in den nächsten paar Wochen schnell durch die Prärie zu den Niagarafällen müssen und es zum paddeln im Winter in den USA und in Spanien vermutlich eh viel zu kalt ist haben wir unsere beiden Packrafts bei Darrin zurückgelaßen damit sie Sandra bei ihrem nächsten Flug nach Calgary zurück nach Deutschland bringen kann. Zumindest für mich ein recht schmerzhaftger Abschied auf Zeit, doch Nadine ist froh über das Extragewicht, das sie jetzt nicht mehr mit durch die Gegend radeln muß.
 
324. Wochenbericht 10.08.- 16.08.2009

Route: Calgary, Medicine Hat, Swift Current, Moose Jaw

 
Dinosaurierer Provincial Park: Obwohl wir uns wirklich beeilt haben, sind wir leider etwas zu spät im Diosaurier Provincial Park angekommen. Genau genommen sind wir 75 Mio. Jahre zu spät, doch wären wir schneller gewesen hätten wir noch die Dinosaurier bewundern können, die damals hier in einer tropischen Landschaft lebten. Hier findet man übrigens die größte Konzentration von Dinosaurierknochen auf der Welt, und viele der hier gefunden Knochen ruhen nun in Museen rund um den Globus. Um zu verhindern, daß Touristen hier anfangen die Dinosaurierknochen zu plündern sind 70% des Parkes jedoch nur mit von Rangern geführten Touren zu sehen. Für heute sind jedoch alle Touren bereits ausgebucht und so begnügen wir uns mit dem Museum und einem kleinem Rundkurs den wir abradeln.
 
Es ruft die Prärie: Eigentlich wollten wir uns für die West-Ostdurchquerung von Kanada etwas mehr Zeit lassen, doch da wir haben gerade eine Einladung von VAUDE (sie unterstützen uns mit Radtaschen, Zelt und Bekleidung) erhalten um an der Bikeshow vom 20. - 25.09.2009 in Las Vegas teilzunehmen. Durch Las Vegas sind wir zwar schon voor einigen Monate durch, doch wenn wenn wir uns in der Prärie etwas beeilen werden wir mitte September bei den Niagara Fällen sein und von dort dann per Flugzeug "mal eben schnell" zur Bikeshow reisen. Nahezu jeder Kanadier dem wir erzählt haben, daß wir quer durch Kanada radeln wollen hat mehr oder weniger die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gemeint, daß wir vor Langeweile in der Prärie sicherlich halb umkommen werden. Mit Prairie bezeichnet man die riesige, flache und fast baumlose Ebene von den Rocky Mountains bis hinüber zu den großen See. Etwa 2500 Km "langweiliges" Farmland a la " Unsere kleine Farm" im Originaltitel "Little House in the Prairie", sollen auf uns warten. Wir haben die triste eintönige Pampa in Argentinien immer noch gut in Erinnerung, wo ich vor lauter Langeweile angefangen haben Ameisen zu beobachten, und so legen wir uns 2 neue MP3-Player und eine ganze Anzahl Höhrbücher zu (Ufo unser Homesupport war uns wieder einmal ein helfender Engel). So genießen wir die leicht hügelige Landschaft während wir uns Krieg und Frieden (Tolstoi), Steppenwolf (Hesse), Der Alte Mann und das Meer (Hemmingway), .... erzählen lassen.
 
Kuriose Namen: Hier im Herzen Kanadas gibt es viele ausgefallene Ortsnamen wie: Elchkiefer (Moose Jaw), Schnelle Strömung (Swift Current), oder unser Liebling: Kopf von springendem Buffalo zerdrückt (Head Smashed In Buffalo Jump). Doch auch bei uns daheim lassen Ortsnamen wie Katzenellenbogen oder Mausgesäß die Frage aufkommen, wie die wohl entstanden sind.
 
325. Wochenbericht 17.08.- 23.08.2009

Route: Carlyle, Winnipeg

 
Lehrerrunde: Beim rausradeln aus Carlyle fährt ein Auto langsam neben uns her und wir werden von drei älteren Damen angesprochen. Sie fahren zwar erst weiter, doch dann kommen sie nochmal zurück und wollen uns in ihr Wochenendhäuschen einladen. Um zu dem Wochenendhäuschen zu gelangen müßten wir jedoch 18 Km leicht bergauf und dazu noch gegen den Wind radeln, was in anbetracht der bereits späten Stunde kurz vor Sonnenuntergang für uns völlig unmöglich ist. Also bieten Pat, Wendy und Sharen an eine Unterstellmöglichkeit für unsere Räder zu organisieren. Wir können unsere Räder bei Paul unterstellen. Als dieser meint er hatte bei seiner eigenen 6 jähringen Weltreise als Rucksackreisender und mit dem Motorrad in den 70ern damals einen Deutschen Reiseradler mitten in Australien getroffen meinen wir spontan: "Das war sicherlich Heinz Stücke". "Ja genau, Heinz war sein Name" antwortet Paul überrascht, doch noch überraschter ist er, als wir im erzählen, daß Heinz immer noch am Radeln, ja sogar immer noch auf der selben Reise ist. Obwohl uns Paul viel lieber zu sich nach Hause mitnehmen möchte liefert er uns bei dem in seiner Nachbarschaft gelegenen Wochenendhäuschen von Pat, Wendy und Sharen ab. Wir bekommen sogar unser eigenes kleines Häuschen, das eigentlich für die Kinder von Pat und Wendy gedacht ist. Pat und Wendy sind beide frisch pensionierte Lehrerinnen, während Sharen immer noch im aktiven Schuldienst ist. Sharen ist jedoch Lehrerin an einer Schule der Hutterer. Die Hutterer sind eine deutschstämige protestantischen Religionsgemeinschaft, bei denen es bis auf ein paar persönliche Habseligkeiten nur Gemeinschaftseigentum gibt. Sie sind also quasi die "Kommunisten" unter den Religionen, und während der Staatskommunismus eigentlich weltweit auf Grund menschlicher Unzulänglichkeit gescheitert ist florieren die Hutterer hier in Kanada. Obwohl es für den privatgebrauch keinerlei moderne Technik (TV, Computer, Digitalkamera, ...) erlaubt ist sind ihre gemeinschaftlich betriebenen Farmen auf dem neuesten Stand der Technik. Da sie ihre Einnahmen nicht für irgendeinen Firlefanz (TV, DVD Player, MP3 Player,....) ausgeben sind sie ungemein wohlhabend und bezahlen selbst teuere landwirtschaftliche Maschinen stets in bar! Kein Wunder also, daß uns an dem Abend nicht der Gesprächsstoff ausgeht, zumal uns auch Paul Gesellschaft leistet und von seiner Reise erzählt, während wir ein herrliches Abendessen genießen.
 
Küchenbaugehilfen: Paul macht maßgefertigte Küche und hatte uns erzählt, daß ihm gerade drei seiner Angestellten fehlen und er mit der Arbeit nicht nachkommen würde. Spontan bieten wir ihm an zu helfen (hatten wir doch in der letzten Woche gute Fortschritte gemacht) und finden uns so am nächsten Morgen mit Asthon auf einer Farm wieder, wo wir helfen wollten in das gerade neu erbaute Haus die Küche und die Badezimmermöbel einzubauen. Eine Treppe in das Haus gibt es noch keine und so schleppen wir zunächst alle Teile über einen schmalen "Laufsteg" ins Haus. Während Asthon die Küche zusammebaut beginnen Nadine und ich die Badezimmermöbel zusammenzubauen. Als gelte es die Möbel so fest in das Haus zu verankern, damit diese im Falle eines Orkanes nicht nur sich selbst sondern auch das gesamte Gebäude zusammen halten könnten, sollten wir zunächst mit 5 Schrauben je zwei Möbelteile miteinander verbinden und anschließend mit 8 Schrauben mit der Wand auf immer und ewig verbinden. Kanadische Häuser sind alle aus Holz gebaut, so das es keinerlei Mühe darstellt die Möbelteile mit der Wand zu verschrauben. Gegen Abend haben wir dann die halbe Küche und beide Badezimmer fertig und fahren zufrieden wieder "heim"
 
Radreparatur: Als wir schon fast auf den Rädern sitzen fällt uns noch ein, daß sich ja noch eine Schraube an Nadines Lenker festgefressen hatte. Da Paul über eine voll ausgestattete Werkstatt verfügt fragen wir ihn, ob wir kurz seine Bohrmaschine benutzen könnten, doch stattdessen legt Paul gleich selbst Hand an. Nachdem die Schraube rausgebohrt ist werden noch Vertiefungen eingebohrt und eine neue Schraube eingesetzt, so daß wir Nadines schon bis auf den Lenker abgegriffenen Handgriffe umdrehen können und sie bis zurück nach Deutschland halten werden. Während Paul mit den Bohrarbeiten beschäftigt ist und uns die Lehrerinnen eine unserer Taschen nachbringen, die wir bei ihnen vergessen hatten, werden wir vom Reporter der lokalen Presse interviewt. Schließlich machen wir uns dann aber doch wieder auf den Weg.
 
Holland: Obwohl mitten in der Prairie sind wir auf einmal in Holland! Doch der kleine Ort wurde keineswegs nach unserem Nachbarland benannt sondern nach dem ersten Postbeamten des Ortes, Mr. Holland, der jedoch aus England stammte. Die Frage warum dann jedoch eine Windmühle als Wahrzeichen des Ortes gewählt wurde und nicht etwa die "Tower Bridge" konnten wir leider nicht klären.
 
Bee's Knees: Als wir durch Winnipeg radeln gibt gerade ACDC ein Konzert. Es wäre bestimmt mal cool die Jungs live zu hören, aber nach einem ganzen Tag radeln den Abend noch dicht gedrängt gemeinsam mit 45.000 Menschen zu verbringen scheint uns dann doch nicht allzu verlockend. Kurz hinter Winnipeg ist die Prärie dann zu Ende und wir radeln wieder durch Wälder. Nach 2 Wochen haben wir nun also die Prärie hinter uns gelassen und dabei die Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba durchquert ohne auch nur einmal den berühmten Westwind erlebt zu haben. Jede Provinz alleine ist etwa 3x so groß wie Deutschland, doch nach Toronto fehlen uns immer noch knappe 2000 Km und die werden wir komplett durch die Provinz Ontario radeln.. Unseren letzten Abend in Manitoba verbringen wir im B&B Bee's Knees. Eric, der Betreiber, ist in unserem Alter und hat uns in dem nahegelegenen Seeresort aufgegabelt, als wir nach dem Abendessen gerade wieder aufbrachen. Das Bee's Knees steckt gerade in seiner ersten Saison als B&B doch da zwei gute Freunde in dem nahegelegenem Resorthotel arbeiten und ihm stets Gäste vermitteln läuft der Laden sehr gut.
 
326. Wochenbericht 24.08.- 30.08.2009

Route: Kenora, Thunder Bay

 
Lake of the Woods: Unter Kanada haben wir uns immer endlose malerische Seen und Wälder vorgestellt, und bis jetzt wurde diese Erwartung nicht so richtig bestätigt. Doch mit unserer Ankunft in Ontario sollte das anders werden. Alles ist bewaldet und hinter jeder Kurve lauert ein herrlicher See. Den schönsten Namen all der Seen, hat der schier endlose "Lake of the Woods" was sich auf Deutsch mit "See von den Wäldern" jedoch ziemlich bescheuert anhört. Aber man muß ja auch nicht alles übersetzen.
 
Die Polizei dein Freund und Helfer: Wir haben die Nacht an einem kleinem Rastplatz, an dem ein großes Schild "Nur zum Picknicken" angebracht ist, gezeltet und sitzen gerade beim Frühstück vor dem Zelt mit Blick auf demn See, als ein Polizeiauto auf uns zufährt. Wir befürchten schon einen kleinen Anschiß oder zumindest eine Belehrung, daß man hier nicht zelten dürfe, doch der Polizist fragt nur ganz freundlich, ob bei uns alles klar sei, oder ob wir Hilfe bräuchten. Bei uns ist alles bestens, und da wir kein Mobiltelefon haben lehnen wir das Angebot des Polizisten uns seine Visitenkarte mit Notrunummer zu geben dankend ab. Nach einer halben Minute kommt der Polizist dann jedoch wieder zurück und übergibt uns seine Karte mit dem Hinweis, daß wir in einem Notfall ja auch das öffentliche Telefon benutzen können, das in ein paar Kilometern an der Straße wäre. Wie freundlich!
 
Terry Fox: Terry Fox war ein junger an Krebs erkrankter kanadischer Indianer, der, obwohl er bereits ein Bein an die Krankheit verloren hatte (er hatte eine Beinprothese), beschloß von der Ostküste Kanadas an die Westküste zu rennen. Nachdem er in nur 5 Monaten bereits 5373 Km bis nach Thunder Bay zurückgelegt hatte zwang ihn seine Krankheit, der er schließlich erlag, zur Aufgabe seines Vorhabens. Bei seinem "Marathon of Hope" sammelte er Spendengelder in Höhe von 24 Mio. $CAN für die Krebsforschung und wurde so zu einem kanadischen Nationalhelden. Zum Gedenken an Terry Fox und seine unglaubliche Leistung wurde ihm daher ein Monument etwas östlich von Thunder Bay errichtet.
 
Häuschen am See: Wir sind gerade auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz, als ein Auto neben uns anhält und wir gefragt werden, ob wir nicht Lust hätten heute Nacht in einem Bett zu schlafen. So kommt es, daß wir George und Barb zu ihren direkt am Lake Superior gelegenen Wochenendhäuschen folgen. Den beiden gehören gleich zwei nebeneinander gelegene Häuschen und so kommen wir zum dem Luxus eines eigenen Häuschens. Doch es kommt noch besser. Da sie hier draußen keine Dusche haben haben sie eine schöne Sauna, die sie uns auch direkt anheizen. George, der 1972 für Kanada als Ringer an den Olympischen Spielen in München teilnahm, und Barb bieten uns an, daß wir uns hier doch ruhig ein paar Tage lange erholen sollten, doch wegen der Bikeshow in Las Vegas haben wir leider etwas Zeitdruck, da wir immer noch etwa 1500 Km radeln müssen. Allem "Stress" zum trotz bleiben wir aber doch einen weiteren Tag und genießen die herrliche Aussicht auf den See, während wir einige Reparaturen durchführen und unsere Photos sortieren. Neben dem herrlichen Frühstück und dem leckerem Abendessen, mit dem uns Barb und George verwöhnen, genieße ich von dem bequemen Sessel im Wohnzimmer insbesondere die Aussicht auf den vom Mond erhellten Lake Superior.
 
327. Wochenbericht 31.08.- 06.09.2009

Route: Thunder Bay, Wawa, Sault Ste. Marie

 
Liegeradler: Am Lake Superior treffen wir auf Scott und Becky, die mit ihren Liegerädern gerade auf dem Weg nach Ottawa sind. Ottawa ist nicht nur die Hauptstadt Kanadas, sondern auch die Heimat von Scott und Becky, die sie vor gut 15 Monaten gen Osten verlassen hatten. Nach Kanada und der Ostküste der USA folgten Italien, Griechenland, Türkei, Syrien, Jordanien und Südostasien, bevor sie mit dem Frachtschiff wieder nach Nordamerika zurückkehrten. 15.000 Km sind die beiden mittlerweile auf ihren Rädern geradelt, und bis sie wieder daheim sind werden wohl nochmal gut 1000 Km hinzukommen. Wir verstehen uns sehr gut und so radeln und zelten wir drei Tage lang gemeinsam, bevor Scott und Becky nach Ottawa abbiegen. Ihre Internetseite:
 
Essenbaum: Scott und Becky haben ebenso wie wir immer reichlich Lebensmittel mit dabei, und so ziehen wir jeden Abend knappe 50 Kg Fressalien die Bäume hoch.
 
Winnie the Pooh: Was macht Winnie the Pooh eigentlich hier in White River am Lake Superior? Ganz einfach: Hier kommt er her! 1914 erstand der junge Militäroffizier Harry Coleburn hier von einem Trapper ein Schwarzbärenbaby für 20,- $ und benannte ihn nach seiner Heimatstadt Winnipeg. Schnell wurde der Name des Bären zu Winnie verkürzt, doch als Harry Coleburn nach Frankreich versetzt wurde, um dort seinen Dienst zu leisten, übergab er Winnie dem Zoo von London, wo er schnell zum Liebling der Zoobesucher wurde. So wurde er auch zum Liebling von Christopher Robin Milne, dem Sohn von A. A. Milne, der die berühmten Geschichten von Winnie the Pooh schrieb, die schließlich von Disney gekauft wurden. Um nicht in Copyrightschwierigkeiten mit Disney zu kommen wurden bei der Statue von Winnie hier in White River jedoch dessen Augen leicht verändert.
 
Fauna: Fast wären wir durch Nordontario hindurchgeradelt ohne einen einzigen Elch zu sehen, und das, obwohl hier überall Schilder stehen, die vor ihnen warnen. Einmal hat Nadine dann aber doch einen Elch mit seinem Jungen erspäht, doch bevor ich mit Becky und Scott bei ihr ankam hatten sie sich schon verdrückt. Abgesehen von den Elchen hat sich die Tierwelt in Ontario aber nicht Lumpen lassen, und so sehen wir zweimal Schwarzbären (einmal sogar mit Jungem), einen alten Wolf, eine kleine harmlose Schlange, drei Kraniche, mehrere Weisskopfseeadler, ein Murmeltier und unser erstes lebendes Stinktier (sonst immer nur Tod auf der Straße). Als wir das Stinktier sehen kommt es mit hoch erhobenem Schwanz direkt auf mich zugerannt, und da ich keine Sprühladung abbekommen will ergreife ich umgehend die Flucht!
 
Wawa: "Wawa" ist der Name der hier ansässigen kanadischen Indianer für "Gans". Die Gans wurde zu Ehren der Fertigstellung des "Trans Kanada Highways" aufgestellt, da dessen Bau südlich von hier wegen der vielen Berge besonders schwierig war. Natürlich ein wichtiges Monument für Kanada, aber natürlich keineswegs so wichtig für den Rest von uns wie Winnie the Pooh!
 
Vater-, Mutter- und Babysee: Hier in Ontario gibt es einen See nach dem anderen, doch um hier den herrlich bunten Indian Summer zu erleben sind wir leider etwas zu früh dran. Bei so vielen Seen ist jedoch einiges an Einfallsreichtum gefragt, damit einem nicht die Namen ausgehen, was hier jedoch passiert zu sein scheint, da drei nebeneinander liegende Seen Dad Lake, Mom Lake und Baby Lake heißen.
 
Seltsame Flaschen: Diesen Artikel bitte nicht beim konsumieren jedwelcher Speisen und Getränke lesen! Wir wundern uns bereits seit geraumer Zeit, warum hier so halb gefüllte Trinkflaschen am Wegesrand liegen. Scott und Becky kennen jedoch des Rätsels Lösung: Viele Lkw Fahrer sind zu faul um eben mal kurz anzuhalten um ihrem drigendem Bedürfnis nachzugehen. Also pinkeln sie kurzerhand in eine leere Trinkflasche und werfen sie einfach aus dem Fenster!
 
Lake Superior: Der Lake Superior ist der größte Süßwassersee der Welt. Lediglich der Baikalsee hatte mal mehr Wasser, doch der ist ja bekanntlich der russischen Planwirtschaft zum Opfer gefallen. Der Lake Superior ist 82,100 Km² groß, 405 m tief und verfügt über eine Küstenlinie von 2,938 Km! Kein Wunder also, daß wir eine ganze Woche brauchen um an der Nordküste entlang zu radeln!
 
328. Wochenbericht 07.09.- 13.09.2009

Route: Sault Ste. Marie, Espanola, Manitoulin Island, Guelph

 
Velorution: Von Becky und Scott haben wir erfahren, daß man in Sault Ste. Marie (kurz lediglich The Soo oder The Zoo (ironisch)) hinter dem Radladen Velorution kostenlos zelten kann. Wir kommen jedoch dummerweise am Sonntag an, und so ist der Laden geschlossen. Von einem Reiseradler aus Litauen, der gerade mit dem Besitzer telefoniert hat, erfahren wir, daß wir trotzdem einfach unser Zelt aufbauen können. Wir sind gerade dabei etwas an unserer Internetseite zu arbeiten als Hans, ein sehr guter Bekannter des Radladenbesitzers, vorbei kommt und uns noch den Zugangscode zu Dusche und Toilette gibt. Hans ist vor vielen Jahren aus Deutschland nach Kanada ausgewandert und hat in seiner Freizeit jahrelang selbst Fahrradrahmen geschweißt. Klar, daß er sich freut mal wieder Deutsch zu sprechen, und so lädt er uns, gemeinsam mit einer Bekannten, am nächsten Morgen auf einen Cappuccino ein, den wir dann auch aus vollen Zügen genießen, während wir von unserer Reise berichten. Der Radladen hat übrigens eine kleine Radteststrecke hinter dem Haus, auf der jedoch Saltos mit dem Fahrrad verboten sind. Schade, warum eigentlich? :-)
 
Drehbrücke: Jedesmal zu vollen Stunde wird diese Drehbrücke zur Seite geschwenkt, damit Segelboote und andere größere Schiffe passieren können. Die Manitoulin Island, zu der die Drehbrücke führt, ist übrigens die größte Süßwasserinsel auf unserem Planeten. Die ganz treuen unter unseren Lesern können sich vielleicht noch an Rob erinnern. Rob haben wir im Januar 2004 in Kairo getroffen und mit ihm und Ufo (unserem Homesupport der uns damals besucht hat) einen herrlich kurzweiligen und unterhaltsamen Abend verbracht. Hier auf der Drehbrücke zur Manitoulin Island ist Rob damals mitten im dicksten Winter zu seiner Fahrradweltreise aufgebrochen. Sechs Jahre, 100.000 Km und um viele Erfahrungen reicher hat Rob seine Reise dann kurz vor Weihnachten 2007 wiederum genau hier auf dieser Brücke und erneut mitten im dicksten Winter mit ordentlich Schnee beendet. Als wir ankommen ist Rob jedoch gerade auf einer Kanutour unterwegs, so daß wir leider nicht das Vergnügen haben ihn wieder zu treffen. Witzigerweise werden wir jedoch kurz vor der Brücke von dem gleichen Reporter interviewt, der damals auch über Rob einen Artikel geschrieben hat!
 
The Big Canoe: Um von der Manitoulin Island gen Süden wieder aufs Festland zu kommen müssen wir mit der MS CHI-CHEEMAUN, was in der Sprache der hiesigen Indianer "Großes Kanu" heißt, über den Lake Huron nach Tobermory fahren. Ich habe leider die Infobroschüre verloren doch soweit ich mich erinnere kann das "Große Kanu" 143 Autos transportieren und benötigt für den 200 Km langen Rundweg 3600 l Diesel. Eigentlich habe ich immer gedacht, daß so ein großes Schiff viel effizienter ist als lauter einzelne Autos, doch zumindest in diesem Fall braucht man schon ganz schöne Spritschlucker, um auch nur nahe an das Schiff heran zu kommen. (Photo jedoch in Niagara on the Lake aufgenommen)
 
329. Wochenbericht 14.09.- 18.09.2009

Route: Hamilton, Niagara on the Lake, Niagara Falls, Fort Erie

 
Niagara on the Lake: Niagara on the Lake soll die schönste Stadt Kanadas sein und mit ihren Allen, den herrlich hergerichteten alten Häusern und der Blumenpracht die man überall sieht macht sie ihrem Ruf alle Ehre. Die vielen Boutiquen, Galerien, Restaurants und Cafes die sich daher hier angesiedelt haben können uns jedoch nicht wirklich anlocken und so verbringen wir den Nachmittag gemütlich in einem herrlichen Park am Lake Ontario. Als wir am Abend gerade wieder weiterradeln begegnen wir Bern und Silvia, einem Deutsch Kanadischem Ehepaar auf ihren Fahrrädern, die hier seit vielen Jahren leben. Wir unterhalten uns lange sehr angeregt und als es zu dämmern anfängt verabschieden wir uns voneinander und jeder radelt seines Weges. Ein Paar Minuten später holen die beiden uns jedoch wieder ein und laden uns zu sich nach Hause ein. Wir werden mit einem leckerem Abendessen verwöhnt und da Bernd Photograph ist geht uns der Gesprächsstoff nicht einmal annähernd aus. Als Bernd und Martin ins Bett gehen ist es bereits weit nach 02:00 Uhr. Auch aus dem geplanten Frühstart am nächsten Morgen wird nichts denn immer noch gibt es viel zu viel zu erzählen, doch gegen Mittag verabschieden wir uns schließlich schweren Herzens.
 
Niagara Falls: Wenn sie auch nicht größer sind als die Iguazu Fälle zwischen Argentinien und Brasilien und ebenso niedriger als die 1000m hohen Angels Falls in Venezuela, so sind die Niagara Fälle immerhin die wasserreichsten Wasserfälle der Erde. Die Horseshoe Falls (Hufeisenfälle) sind schon ganz schön beeindruckend. Kaum zu glauben, daß sich einige todesmutige, in Stahlfässer gepackt, hier hinuntergestürzt haben und das ganze auch noch überlebten.
 
 
Misty Maid: Normalerweise ist der ganze Tourikram ja nicht ganz so unser Ding, doch die Change mal fast unter die Niagarafälle zu schippern nutzen auch wir. Nach dem Motto klotzen statt kleckern gehen wir so auch direkt in die Bootsspitze. Als das Boot dann direkt vor den Wasserfällen ankommt fühlen wir uns wie in einer Waschmaschine im Schleudergang. Die hinabstüzenden Wassermassen rauschen in unseren Ohren und der stürmische Wind bläst uns die Gischt sauber um die Ohren. Wir haben für die Bootsfahrt zwar einen Poncho bekommen, doch den müssen wir schon festhalten damit er uns nicht vom Wind fortgerissen wird.
 
American Falls: Die Niagara Falls teilen sich in 2 Wasserfälle auf. Während die Horseshoe Falls die Grenze zwischen Kanada und den USA bilden liegen die kleineren American Falls komplett in den Vereinigten Staaten.
 
Abschied aus Kanada: Becky und Scott, die beiden Liegerad Radler denen wir begegnet sind, haben uns Beckies Onkel und Tante als übernachtungsplatz vermittelt. Damit wir etwas mehr Platz haben haben die uns jedoch bei Dieter, ihrem Deutschen Nachbarn untergebracht. Dieter feiert in Kürze seinen 80. Geburtstag und freut sich sehr wieder einmal die Sprache seiner alten Heimat sprechen zu können. Natürlich werden wir hier mit richtigem deutschem Brot und Keksen verwöhnt. gerne wären wir noch einen Tag länger bei Dieter, Tante Sharon und Onkel Mike geblieben, doch die Bikeshow in Las Vegaßs ruft und um im Notfall noch einen Reservetag zu haben entschliessen wir uns nach dem wir uns das herrliche Frühstück von Tante Sharon haben schmecken lassen, direkt weiter zur Grenze zu radeln. Den Kanadiern sind wir gleich ganz egal und der Amerikanische Grenzbeamte schaut zwar etwas murrisch, doch ansonsten haben wir diesmal keine Probleme bei der Einreise (diesmal habe ich mir schon vorher 6,- $ von Nadine geschnappt).
 

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