BOLIVIEN: 07.09. - 12.11.2007

Route: San Juan, Concha K, Salar Uyuni, Tambo Tambillo, Quillacas, Challapata, Oruro, El Alto, La Paz, Caranavi, Rurrenabaque, La Paz, Copacabana, Isla de Sol, Sorata, La Paz, Copacabana

Distanz Bike: 1135 Km   Höhenmeter: 6000 m   Distanz Boot: etwa 300 Km

 
Vorwort: In der Einleitung zu Bolivien meint unser Reiseführer, daß man in Bolivien das Unerwartete erwarten soll, und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Wir werden von den Bolivianern überwiegend sehr herzlich aufgenommen und insbesondere in LA Paz vergeht kaum ein Tag an dem es nicht entweder ein Fest, einem Umzug oder zumindest eine kleine Demonstration (einige Demonstrationen haben auch schon fast Umzugscarakter) gibt. Landschaftlich ist Bolivien unglaublich  vielfältig und von Schneebedeckten Gipfeln über und karge Hochgebirgswüsten bis zum Amazonasjungle trifft man  hier auf nahezu alle erdenklichen Klimazonen. Insbesondere in Altiplano ist Zelten relativ problemlos.
 
224. Wochenbericht 07.09. - 16.09.2007 

Route: San Juan, Concha K, Salar Uyuni, Tambo Tambillo, Quillacas, Challapata, Oruro
 
Willkommen in Bolivien: Gleich bei den Einreiseformalitäten die erste Ernüchterung, verlangt doch der Grenzbeamte auf einmal 15 Bolivianos (etwa 1,50 €) von uns für den Einreisestempel. Normalerweise muß man das Geld jedoch nur bei der Ausreise bezahlen, doch bei ausländischen Touristen kann man ja ruhig mal eine Ausnahme machen. Da es uns in Chile jedoch nicht gelungen war Bolivianos (BS) zu einem halbwegs akzeptablen Kurs zu erwerben (die Chilenen haben uns den Umtausch zu 30% unter Kurswert angeboten!!!) haben wir natürlich keine 15 BS pro Nase. Alternativ akzeptiert der Grenzbeamte dann jedoch auch "großzügigerweise" US$, jedoch müssen wir nun pro Nase 3,- US$ (statt normalerweise 2,- US$) bezahlen. Es lebe die Korruption!!!!
 
Wohin denn nun? Laut Reiseführer soll in Bolivien eine ungemachte Straße weiter zum Salar de Uyuni führen, doch die Straßen hier macht auf uns einen hervorragenden Eindruck. Andere Straßen gibt es hier laut Karte nicht. Etwas irritiert sind wir jedoch, da die Straße nicht wie laut Karte der Eisenbahnlinie folgt, sondern etwas mehr Richtung Süden geht. Sicherheitshalber fragen wir nochmal beim Zoll, ob das die Richtige Straße sei. Jaja, heißt es, die Straße geht nach Uyuni. Wir folgen der wirklich guten Schotterpiste, doch statt der erhofften Richtungsänderung nach Osten geht es ständig weiter nach Südwesten. Nach etwa 15 Km halten wir einen entgegenkommenden Pickup an um nochmal nach dem Verlauf der Straße zu fragen. Die beiden sehr netten Bolivianer erklären uns nun, daß dies eine neue Straße sei die zwar ebenfalls zur Stadt Uyuni führen würde, jedoch einen kleinen Bogen machen würde und nicht Richtung Salar de Uyuni führen würde. Wenn wir zum Salar wollten dann müssten wir etwas zurück radeln und dann über einen kleinen Weg Richtung Norden radeln um irgendwann wieder auf den alten Weg, der der Eisenbahn folgt, zu treffen. Der kleine Weg ist extrem sandig, und so radeln und schieben wir noch 5 Km bevor wir bereits im dunkeln unser Zelt aufschlagen. Auf dem einzigen Schild das wir sehen ist die Beschriftung schon bis zur Unkenntlichkeit abgeblättert und somit keine echte Hilfe. Am nächsten Morgen radeln wir dann hinunter in die Ebene, doch nun gabelt sich der Weg. Rechts, Osten und eigentlich unsere Richtung, führt der Weg jedoch nach einem Kilometer in eine alte Mine, so daß wir den linken Weg (nach Westen) wählen, der jedoch wieder zurück zur Grenze zu führen scheint. Am liebsten wäre uns ein Weg nach Norden Richtung Eisenbahnlinie, doch den gibt es leider nicht. Wir folgen dem Weg nach Westen eine Weile und gerade als wir in einer kleinen Krisensitzung am entscheiden sind, ob wir doch den Weg durch die Mine nehmen sollten oder direkt über den Salar nach Norden fahren sollten, sehen wir am nördlichen Horizont (da wo wir hinwollen) die Staubwolke eines Jeeps. Gespannt folgen wir dem Jeep der immer wieder hinter Hügeln verschwindet, mit unseren Augen und nach etwa 15 Minuten kommt er nicht weit von uns vorbei und verschwindet nach Süden. OK. da geht der Weg also lang. Wir folgen der festgefahrenen Fahrspur, begegnen noch einigen weiteren Touristenjeeps, und nach einigen Kilometern erreichen wir endlich die Eisenbahnlinie. Wie sind zurück auf dem richtigen Weg!!! Doch davon daß die Fahrspur (Weg oder gar Straße wäre ein Übertreibung) parallel zur Eisenbahn verläuft kann nicht die Rede sein. Mal sehen wir die Eisenbahntrasse gerade noch so am Horizont nur um kurz darauf wieder direkt neben ihr zu sein. Bei einem Militärcamp führen die Fahrspuren auf einmal über den Salar de Chuguana nach Norden anstatt wie laut Karte nach Osten, doch wir folgen sicherheitshalber mal den Fahrspuren, da wir von dort einige Touristenjeeps haben kommen sehen. Verwirrung kommt wieder auf, als wir San Juan, den nächsten Ort ansteuern, der laut Karte direkt an der Eisenbahnlinie liegen soll, doch die einzigen Häuser die wir sehen liegen etwa 10 Km entfernt davon in den Bergen. Wir vertrauen den Fahrspuren und zu unserem Erstaunen ist der Ort in den Hügeln wirklich San Juan. Die letzen Kilometer müssen wir jedoch durch tiefen Sand schieben. Von hier geht es weiter nach Concha K, einem etwas größeren Ort, der laut Reisebeschreibung eines Schweizer Radlers knappe 18 Km entfernt liegen müsste. Wir folgen einer stellenweise üblen Wellblech- und Sandpiste und nach 12 Km kommt auf einmal ein Schild "Concha K nach links". Dummerweise gehen hier jedoch drei Wege nach links, und so ist guter Rat wieder einmal teuer. Wir haben wieder Glück und nach einigen Minuten kommt ein Touristenjeep, der uns auf den richtigen der drei Wege bringt. Die Fahrspuren führen wieder durch offenen Landschaft mit einigen Abzweigen doch letztendlich erreichen wir wohlbehalten nach 30 Km Concha K. Anscheinend hatte der Schweizer Radler, dessen Informationen sonst ausgezeichnet sind, hier irgendeine Abkürzung gefunden.
 
Festival in Concha K: Obwohl in unserer Karte als Provinzhauptstadt eingezeichnet ist Concha K ein kleiner Ort, in dem es jedoch einige Läden gibt, die uns mangels Bolivianos jedoch eh nichts nutzen. In dem Dorf findet jedoch gerade ein religiöses Festivalstadt und so sind alle Einwohner auf den Beinen. Etwas hinter dem Marktplatz ist der eigentliche Festplatz auf dem sich alles versammelt hat um zur Musik einer Blaskapelle zu tanzen. Das Fest scheint schon einige Stunden im Gange zu sein, denn nahezu alle Erwachsene, Männer wie Frauen, sind vollkommen betrunken. Viele sind sogar so betrunken, daß es ein Wunder ist, daß sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten können, bzw. sogar noch tanzen können. Wir wollen die ausgelassene Stimmung des Festes nicht weiter stören (irgendwie fühlen wir uns fehl am Platz) und da es bereits kurz vor Sonnenuntergang ist füllen wir noch schnell unsere Wasserflaschen auf und radeln noch ein paar Kilometer weiter.
 
Zeigt her Euere Füße: Die staubigen Waschbrettpisten hier oben sind wirklich allererste Sahne und so dankbar wie wir den Touristenjeeps für ihre Orientierungshilfen sind, so genervt sind wir auch von den riesigen Staubwolken die sie aufwirbeln wenn sie an uns vorbeibrettern. Trotz knapper Wasservorräte waschen wir uns jeden Abend um die dicken Staubschichten wir abzuschrubben.
 
Salar Uyuni: Am nächsten Tag geht es dann endlich auf den Salar de Uyuni, den größten und höchsten Salzsee der Erde auf 3653m. Nach den vielen Waschbrett- und Sandpisten der letzten Tage ist das Radeln auf der glatten und festen Salzkruste eine wahre Wohltat. Eigentlich waren wir etwas besorgt wegen der Orientierung auf dem Salar, doch dank der Wegbeschreibung des Schweizers und der nicht zu übersehenden schwarzen Fahrspuren (dank Reifenabrieb) der Touristenjeeps ist die Orientierung völlig problemlos. Etwa 40 Km fahren wir schnurgerade gen Norden bis zur Isla Inkawasi, die hier mitten im Salar liegt. Die Insel kann man übrigens schon aus 30 Km Entfernung sehen.
 
Ein Traum in weiß!
 
Hexagon-förmige Salzränder: Um die schönen sechseckigen Salzränder nicht unnötig zu zerstören halten wir uns auch ganz brav an die Fahrspuren (außer um kurz ein paar Photos zu machen).
 
Isla Inkawasi: Die Isla Inkawasi ist zwar nicht die einzige Insel auf dem Salar, doch da sie dort liegt wo sich die Hauptrouten auf dem Salar kreuzen und zudem noch über ein Restaurant verfügt, ist sie der Anlaufpunkt für alle Touristenjeeps. Die Insel selbst ist mit vielen alten Kakteen bewachsen (sollen bis 1200 Jahre alt sein). Da die ganze Landschaft hier einmal unter dem Meer verborgen lag, gibt es auf der Insel auch noch viele Korallen, was hier oben auf dem Altiplano natürlich etwas skurril wirkt. Wir füllen beim Restaurant unsere Wasservorräte wieder auf und verkrümeln uns dann auf die ruhigere Südseite der Inseln um eine paar Photoaufnahmen zu machen. Eigentlich wollen wir hier auch unser Zelt aufschlagen, da wir so sowohl Sonnenuntergang als auch von Sonnenaufgang genießen können, doch plötzlich setzt ein sturmartiger Westwind ein, so daß wir uns in den Windschutz der Insel begeben müssen und keinen schönen Sonnenuntergangsphotos machen können.
 
Paddeln: Einmal im Leben auf einem Salzsee paddeln dachte ich mir und machen eines unsere Packrafts startklar. Leider komme ich jedoch irgendwie nicht so richtig vom Fleck. Das ist ja ein schöner See, wenn man nicht einmal auf ihm paddeln kann. :-)))
 
Marathongruppe: Die Nach verbringen wir im Windschatten der Insel und als wir am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang aus dem Zelt spitzen schauen wir nicht schlecht, als auf einmal eine ganze Gruppe Jogger vorbeikommt!!! Die Gruppe besteht aus 21 überwiegend amerikanischen Marathonläufern, die hier in Südamerika einen "Laufurlaub" machen. Spätestens jeden 2. Tag wird gelaufen, und hin und wieder auch ein Marathon bestritten (einer ist in ein paar Tagen am Lake Titicaca).Für heute sind auf dem Salar 21 Km angesetzt, bevor es weiter nach Potosi geht. Die meisten Läufer sind noch nicht ganz so optimal akklimatisiert, schließlich sind wir ja auf 3650m, und so lassen sie es relativ ruhig angehen. In der Gruppe ist auch ein deutscher Marathonläufer, der trotz seines hohen Alters (beinahe 70) erst vor wenigen Wochen einen Marathon am Nordpol bestritten hat.
 
Salar Uyuni zum schieben: Laut unserer Karte sieht es so aus als wenn es wesentlich kürzer wäre von der Isla Inkawasi nach Nordosten direkt nach Tacarani zu fahren als über die Salinas Garcia im Norden. Kurzerhand entschließen wir uns unser Glück zu versuchen. Zunächst läuft alles noch recht gut und so kommen wir östlich des Vulkans Tunapa zu einem netten kleinen Ort vor dem ein riesige Herde Llamas weidet und bei dem auf einer kleinen Lagune massig Flamingos zu bewundern sind. Ich frage eine Llamahirtin, welche Richtung wir am besten einschlagen sollten um über den Salar nach Tacarani zu kommen, doch Frau hat leider keine Ahnung ob und was für Orte sich auf der anderen Seite des Salar befinden. So fahren wir grob nach Gefühl los, da unser Kompaß eine riesige Luftblase hat und ebenfalls nicht sonderlich hilfreich ist. Da keine der Fahrspuren in die von uns angepeilte Richtung führt radeln wir einfach "quersalzein". Das Salz ist schön fest und knirscht wie richtig kalt gefrorener Schnee. Nach einer Weile wird das Salz jedoch feuchter, wir sinken sogar etwas ein, und von den Reifen spritzt es überall hin. Wir ändern unsere Richtung etwas gen Süden und kommen so zum Glück wieder in festere Regionen. Nach einigen Kilometern ändert sich jedoch die Oberfläche des Salar erneut und statt der schönen glatten Fahrbahn mit den sechseckigen Feldern ist es nun sehr rau und hubbelig. Unsere Geschwindigkeit verringert sich von gemütliche 18 Km/h auf anstrengende 10 Km/h. Nach einer Weile wird das Salz wieder feuchter und weicher, und wir werden noch langsamer. Letztendlich wird es so schlecht, daß wir absteigen und schieben müssen. Plötzlich ändert das Salz abrupt und wir haben es mit weichem ganz feinem losem Schlamm zu tun. Unsere schweren Fahrräder sinken tief ein und so kämpfen wir uns mühsam schiebend vorwärts. Insgesamt schieben wir unsere Räder 7 Km, bevor wir kurz vor Sonnenuntergang wieder festen Grund erreichen. Zu unsere Freude können wir ein paar Kilometer weiter ein kleines Dorf sehen. Tacarani, wie wir hoffen. Wir radeln und schieben auf sandigen Pisten in de kleinen Ort wo wir kurz nach Sonnenuntergang ankommen. Wie wir nun erfahren sind wir zwar nicht in Tacarani gelandet, sondern in einem Dörflein mit 3 Familien etwa 10 Km weiter nördlich, doch da wir eh weiter nach Norden wollen kommt uns das nur gelegen. Aus der laut Karte einfachen 50 Km Etappe (Abkürzung) ist letztendlich jedoch ein ziemlich anstrengender 80 Km Tag geworden.
 
Sonja und Ludgardo Teil 1: Ich glaube wir sehen nach der vielen Schieberei etwas erschöpft und abgekämpft aus, denn als wir eigentlich nur Wasser auffüllen wollen werden wir von Sonja und ihrer Nachbarin, einer älteren Indiofrau im traditionellen Petticoat und Bowlerhut (Melone), direkt auf eine Tasse Tee eingeladen. Die Küche der Nachbarin ist stockdunkel, hat keinerlei Fenster und so kommt lediglich durch die Türe etwas Licht herein. Wir dürfen uns auf das Bett setzten, während die Nachbarin einen Kessel Wasser auf den am Boden stehenden Gasherd stellt und anschließend eine kleine Öllampe anzündet. Die Öllampe besteht lediglich aus einem Docht in einer mit Öl gefüllten Blechbüchse. Vermutlich sehen wir auch halb verhungert aus, denn zu der Tasse Tee bekommen wir auch noch ein Stück fritiertes Weißbrot. Nachdem wir mit dem nötigsten versorgt sind ziehen sich Soja und ihre Nachbarin zurück und wir sitzen alleine im Halbdunkel und stärken uns in der einfachen aber gemütlichen Küche. Eigentlich wollen wir wieder aus dem Ort rausradeln um unser Zelt aufzubauen, doch Sonja und Ludgardo (ihr Ehemann) überzeugen uns, daß es nicht schlau ist im dunkeln auf der Sandpiste rumzueiern und bieten uns an, daß wir hier neben der Kapelle gerne unser Zelt aufschlagen können. Ich helfe Sonja die auf Plastikfolien zum trocken ausgelegten Getreidekörner (Chinua, irgendein hirseartiges Getreide) zusammenzuräumen, so daß wir einen ebenen Platz für unser Zelt haben. Wir haben gerade das Zelt eingeräumt, als Sonja uns sogar noch ein Zimmer anbietet in dem wir schlafen könnten, doch um nochmal umzuziehen sind wir doch zu erschöpft und so lehnen wir dankend ab. Zumindest eine Einladung zum Abendessen für später lässt sie sich jedoch nicht nehmen. Sonja verschwindet in irgendeinem der Häuser zum Kochen und wir richten unser Zelt weiter ein. Obwohl es bereits dunkel und etwas kalt ist lassen wir jedoch die Zelttüre offen, um weiterhin ansprechbar zu sein. Nach 1,5 Stunden, wir frieren ordentlich und können die Augen kaum mehr offen halten, steht auf einmal ein etwa zehnjähriges Mädchen im dunkeln vor unserem Zelt und schaut uns an ohne was zu sagen. Wir sagen "Hallo", doch noch immer ist die Kleine schweigsam. Schließlich frage ich das Mädchen, ob sie spanisch spricht (in ländlichen Gegeden wird in Bolivien nämlich noch oftmals Quechua die Sprache der Inkas und Aymara gesprochen), was sie mit einem kurzem knappen "Si" beantwortet, bevor sie wieder ins Schweigen verfällt. Nach einigen schweigsamen Minuten meint sie schließlich irgendwas aus dem wir die Worte "Mama" und "Sopa" heraushören und ist schneller verschwunden als der Blitz. Ok. das wahr wohl die Info, daß das Abendessen fertig ist, doch in welches der Häuser sollen wir denn nun kommen. Unsicher streifen wir um die Häuser und nach einer halben Ewigkeit geht auf einmal eine Türe aufgeht aus der uns Sonja freudig entgegenwinkt. Das Küchenhäuschen ähnelt eher einem Lagerraum für Getreide und ungenutzte Gebrauchsgegenstände und das Einzige was erkennen läßt, daß der Raum auch als Küche genutzt wird ist ein Gasherd, der in einer Ecke steht. Sonja sitzt im Kerzenschein zwischen einigen Schüsseln und einem großem Suppentopf am Boden. Sofort bekommen wir zwei kleine Hocker angeboten. Ich biete jedoch meinen kleinen Hocker der Nachbarin an, da ich nicht will daß sie am Boden sitzen muß, doch von irgendwoher zaubert sie auf einmal noch eine kleine Sitzgelegenheit. Ein paar Minuten später kommt Ludgardo, woraufhin sich die Nachbarin diskret zurückzieht. Jeder bekommt nun eine volle Schale mit der heiß dampfenden leckeren Suppe. Jaqueline, Sojas und Ludgardos Tochter die uns zum Essen gerufen hat,  setzt sich auf ein paar Getreidesäcke, während ihr kleiner dreijähriger Bruder meint er habe keinen Hunger und würde jetzt ins Bett gehen. Die Suppe ist herrlich und wärmt uns wieder so richtig schön von innen her auf. Gegessen wird schweigend. Nicht, das wir uns nichts gegenseitig zu erzählen hätten, doch insbesondere Ludgardo ist sehr erschöpft von der Arbeit und nickt sogar hin und wieder etwas ein. Nach dem Essen erzählen wir noch etwas von unserer Reise und unserem Alltag als Radreisende, wobei wir lediglich von unserer Reise hier in Südamerika berichten bevor wir todmüde ins Bett fallen.
 
Sonja und Ludgardo Teil 2: Am nächsten Morgen bringt und Sonja ein frisch fritiertes Brot zum Frühstück ans Zelt und meint wir sollten doch noch einen Tag hierbleiben und uns ein wenig ausruhen. Nun stecken wir in der Zwickmühle. Liebend gerne würden wir noch einen Tag bei Sonja und ihrer Familie verbringen, doch auf keinen Fall wollen wir ihnen auf der Tasche liegen und uns wieder von ihnen verköstigen lassen. Normalerweise würden wir nun anbieten, daß wir heute für alle kochen würden, doch unsere Lebensmittelvorräte sind gerade mehr als nur limitiert. Wir konnten immer noch kein Geld tauschen und haben keinen einzigen Boliviano in der Tasche, und bis zum nächsten Ort  wo wir hoffentlich auf eine Bank treffen sind es noch über 150 Km auf Schotterpisten. Wir haben gerade mal genug zu essen, daß wir wenn alles gut läuft diesen erreichen können,. Sollten  wir jedoch länger als zwei Tage brauchen wäre fasten angesagt. Lange überlegen wir hin und her und schließlich entscheiden wir uns doch dazu weiterzufahren. Der Abschied schmerzt, insbesondere, da Sonja uns erzählt, daß wir die ersten Gäste in ihrem Leben waren.
 
Weitere Umwege: Von Sonja und Ludgardo aus folgen wir einer sandigen aber gut zu fahrenden Piste nach Norden, doch bis wir endlich wieder auf der richtigen Straße sind müssen wir noch einmal eigne Kilometer mehr radeln als wir erwartet hatten. Die erhoffte gute Schotterstraße ist jedoch eine üble Waschbrettpiste aus sehr groben Schotter, so daß wir eher mühsam vorankommen. Nach und nach wird die Straße jedoch besser und schließlich sogar stellenweise sehr gut. In Tambo Tambillo füllen wir unsere Wasservorräte am Dorfbrunnen auf, aus dem mit Hilfe einer alten Belchkiste das Wasser geschöpft wird. Die Leute hier auf dem Altiplano sind übrigens alle ausgesprochen nett und freundlich. Von einem Autofahrer bekommen wir sogar Brot, Kuchen und Kekse geschenkt und einmal wollen uns ein paar Bauarbeiter zum Essen einladen, (doch bis wir kapiert haben was sie eigentlich wollen sind wir schon vorbeigeradelt). Nach Santuario de Quillacas wird die Straße dann noch einmal übel. Hinzu kommt, daß es hier entweder wieder eine neue Straße gibt oder unsere Karte wieder einmal falsch ist, denn statt direkt in Santiago de Huari kommen wir 20 Km weiter südlich raus; bei dem strammen Gegenwind den wir wieder einmal haben mehr als nur ein Katzensprung. Kurz bevor wir nach den vielen Kilometern in Staub und Dreck wieder auf die Teerstraße kommen hat Nadine noch einen Speichenbruch. Anscheinend hat der Mechaniker in Salta doch nicht so gut eingespeicht.
 
Cuidado Hombres Trabajando! Achtung Männer beim Arbeiten!!!
 
Gewitter: Eigentlich wolle wir heute noch in Challapata unsere Wasservorräte auffüllen und endlich Geld tauschen, doch 3 Km vor Challapata werden wir von einem riesigen Gewitter mit Hagel und richtig viel Regen gestoppt und können uns gerade noch rechtzeitig in unser Zelt verkriechen. Hinter der Mauer gibt es einen kleine Brunnen aus dem Nadine dann zum Glück noch etwas Wasser (recht bräunlich) holen kann, bevor das Gewitter richtig loslegt.
 
Thermalbäder: In Pazña soll es Thermalbäder geben, und so fragen wir ein paar Einheimische wo wir die denn finden würden. Wir erfahren, daß es hier zwei Thermalbäder geben soll. Eines weiter auf der Straße nach Norden und ein weiteres mit dem Namen Urizza in die andere Richtung. Das Thermalbad Urizza soll das schönere sein und so folgen wir dem Rat der Bolivianer. Wie sich dann jedoch herausstellt liegt das Thermalbad von Urizza 6 Km außerhalb von Pazña und zwar einer Schotterpiste bergauf folgend hinter einem kleinen Ort. Das Thermalbad von Urizza gehört zu einer Mine und ein Minenarbeiter mit gelbem Schutzhelm weist uns unser eigenes Bad in einem etwas baufälligem Gebäude zu. Anders als in anderen Thermalbädern scheint hier jedoch der Sinn zu sein sich mal mit warmem Wasser waschen zu können, denn trotz Hinweisschildern kein Shampoo zu verwenden liegen hier einige Schampootüten herum. Wir stürzen uns in die Fluten und genießen das schöne heiße Wasser bis wir schließlich ganz schrumpelige Haut haben. Fast hätten wir sogar vergessen zu zahlen, da der Minenarbeiter mit keinem Ton eine Eintrittsgebühr erwähnt hat und die Anlage auch eher so wirkte, als ob sie für die Minenarbeiter und deren Familien gedacht wäre. Auch als wir uns von dem Minenarbeiter verabschieden sagt er immer noch nichts, doch als wir kräftig winkend nochmal an ihm vorbeifahren fällt ihm plötzlich ein, daß er was vergessen hat.
 
Festival in Pazña: Frisch gewaschen kommen wir gerade rechtzeitig zurück nach Pazña um einem Festumzug beiwohnen zu Können, der hier gerade stattfindet. Pazña liegt etwa 80 Km südlich von Oruro, das für seinen Karneval und insbesondere für die aufwendigen und imposanten Masken berühmt ist. Anscheinend sind auch einige Gruppen aus Oruro hierher gekommen, den viele der absolut beeindruckenden Masken könnten genausogut aus einem Star Wars Film stammen.
 
Tanzgruppen: Knapp zwei Stunden lang bewundern wir den Umzug, das bunte Treiben und die wilden Tänze. Am Marktplatz ist eine große Tribüne aufgebaut auf der eine Jury sitzt, die die Tanzdarbietungen der einzelnen Gruppen bewertet. Am späten Nachmittag sehen wir auf einmal am Horizont schon wieder dicke Gewitterwolken aufziehen und machen schnellstens wieder auf den Weg. Auf dem Rausweg treffen wir dann nicht nur auf noch weitere Tanzgruppen, die sich gerade bereit machen, sondern direkt hinter dem Ort auf das andere Thermalbad in einem schönen relativ neuem Gebäude.
 
225. Wochenbericht 17.09. - 23.09.2007                                                                                                                          Route: Oruro, El Alto, La Paz
 
Wind und Regenschutz: Dafür daß die Regenzeit erst im November anfangen soll haben wir hier reichlich viele Gewitter. Gegen den Regen und den stets stürmischen Nordwind hilft manchmal nur die Flucht in die Straßendurchlaßrohre.
 
Radelfamilie: Zwischen Oruro und La Paz treffen wir auf Jacqueline, Pierre, Jeanna, Louis und Matthieu, eine französische Familie auf einjähriger Radweltreise. Während Jeanna und Louis wechselweise mit Mama auf dem Tandem oder alleine auf einem Kinderrad (mit Gepäcktaschen!) radeln genießt es Matthieu von Papa im Fahrradanhänger durch die Welt kutschiert zu werden. Die komplette Zeltausrüstung ist übrigens auch mit an Bord. Ganz stolz erzählt uns Jeanna, daß sie hier auf dem Altiplano in Bolivien täglich etwa 70 Km radeln. Wir sind beeindruckt, haben wir die letzten Tage immer gerade mal 45 Km geschafft (Nadine hatte starke Magenprobleme und der Gegenwind war auch nicht hilfreich). Von Bolivien radelt die Familie dann weiter über Argentinien bis nach Puerto Montt in Chile. Von Südamerika soll es im Januar 2008 dann weiter nach Neuseeland gehen.
 
Sandsturm: Kurz nachdem wir die französische Familie getroffen haben geraten wir auf einmal in ein strammes Gewitter samt Sandsturm und schaffen es gerade noch rechtzeitig uns in ein verlassenes Haus zu flüchten bevor draußen die Weltuntergangsstimmung einsetzt. Kurz vor Sonnenuntergang hat sich das Wetter zwar wieder beruhigt, doch wir beschließen die Nacht hier im Haus zu verbringen.
 
La Paz: La Paz ist zwar mit 3600m - 4000m die höchstgelegene Hauptstadt der Welt, doch das allein ist noch nicht alles. La Paz liegt nämlich mitten in einem riesigen Cañon währen am Horizont schneebedeckte 6000er liegen. La Paz heißt übrigens "Der Frieden". Wir kommen vom Süden an die Stadt heran und der erste Blick in das Meer aus Häusern ist wirklich atemberaubend! Doch nun heißt es erst einmal von dem auf  4000m gelegenem Cañonrand hinunter ins Stadtzentrum radeln. Wir würden die Abfahrt noch viel mehr genießen wenn wir nicht wissen würden, daß wir hier wieder hoch müssten. In der Stadt selbst herrscht dann das liebenswerte Gewusel und Chaos, das wir bereits aus Südostasien kennen, jedoch um einiges gemütlicher. Nach den chaotischen und lauten Großstädten in Argentinien und Chile fühlen wir uns hier auf Anhieb sehr wohl.
 
Friedensnobelpreis für Evo Morales: Am 20. September ist auf dem Plaza de Murillo auf einmal ein großer Menschenauflauf. Es spielt die Militärmusikkapelle der Bolivianischen Marine (obwohl Bolivien keinen Zugang zum Meer hat) und eine indigene Flötengruppe. Die Veranstaltung gilt der Nominierung des bolivianischen Präsidenten Evo Morales für den Friedensnobelpreis 2007. Evo Morales ist der erste Präsident Boliviens der aus der Gruppe der Indigenen Bevölkerung kommt und wurde 2006 gewählt. Obwohl international etwas umstritten genießt er in Bolivien ein sehr hohes Ansehen, da ihm die alten Traditionen und der Schutz der Natur sehr am Herzen liegen und er versucht die Lebensbedingungen der einfachen Dorfbewohner zu verbessern. Mehr Info dazu unter: http://www.evonobel2007.org/
 
Lausers on Tour: Nach etwas mehr als vier Jahren treffen wir Nicki und Gerhard wieder. Wir haben die beiden österreichischen Radler zwischen Wien und Bratislava getroffen und damals gemeinsam nach einem Zeltplatz gesucht. Nicki und Gerhard haben damals ihre Semesterferien genutzt um in zwei Monaten nach Damaskus zu radeln. Ihr Lehramtsstudium haben die beiden gerade noch erfolgreich abschließen können, bevor sie wieder ernsthaft vom Radelfieber gepackt wurden. Seit mittlerweile zwei Jahren sind sie nun auf dem Weg von Alaska nach Feuerland. Natürlich gibt es viel zu erzählen und so ratschen wir die halben Nächte hindurch bevor wir stets durch menschenleere Gassen wieder in unser  Hostel zurückkehren. Obwohl wir fast eine Woche gemeinsam hier verbracht haben haben wir es jedoch leider nicht auf die Reihe bekommen ein vernünftiges Bild von den beiden zu machen (sorry). Mehr auf ihrer Internetseite http://lausers.heim.at/
 
Markt in El Alto: Am Sonntag geht es hoch auf den Wochenmarkt von El Alto, oben am Cañonrand den wir gemeinsam mit Nicki und Gerhard besuchen. Die Lage des Marktes entlang einer Eisenbahnschiene direkt am Cañonrand ist grandios! Obwohl wir vorher bereits mehrmals gewarnt worden waren wie gefährlich der Markt sein soll fühlen wir uns hier oben sehr wohl. Die Marktfrauen sind unglaublich liebenswert und es macht unglaublich viel Spaß hier über den Markt zu bummeln auf dem es von gebrauchten Klamotten über die neueste Raubkopie amerikanischer Musikgruppen nahezu alles gibt was das Herz begehrt, und uns mit den Leuten zu unterhalten.
 
El Cargador: Letztendlich ersteht Nadine dann auch eines der bolivianischen Tragetücher der Frauen. Obwohl vermutlich eigentlich nur zum Transport der Babys gedacht gehört so ein Tragetuch zum obligatorischen Bekleidungsstück der bolivianischen Frauen. Uns ist es zwar ein Rätsel warum, doch irgendetwas scheinen die Bolivianerinnen immer zum herumschleppen zu haben. Zumindest passt in so einen Cargador jedoch etwas mehr hinein als in deine durchschnittliche europäische Damenhandtasche. :-)
 
Fußballspiel: Mitten auf dem Markt in El Alto befindet sich auf einmal ein kleiner Fußballplatz auf dem gerade eine Partie am laufen ist. Selbst mit viel wohlwollen kann man die Platzverhältnisse nur als übel beschreiben, doch zum Glück zollt der sehr strengen Schiedsrichter den Platzverhältnissen Rechnung indem er keinerlei raues Spiel duldet. Hinter dem einen Fußballtor befindet sich eine kleine Müllkippe, während auf der anderen Seite direkt Marktstände liegen. Während der bereits reichlich ramponierte Ball des öfteren zwischen den Marktständen landet wird einmal sogar eine ältere Marktbesucherin voll angeschossen. Irgendwie erinnert das Fußballspiel ein kleinwenig an das Fußballspiel auf dem Markt in dem deutschen Kinofilm WERNER:
 
226. Wochenbericht 24.09. - 30.09.2007

Route: La Paz
 
Spanischkurs: In einem weiteren Versuch unsere Spanischkenntnisse aufzubessern machen wir hier in La Paz einen Spanischkurs. Da wir in Buenos Aires wesentlich mehr in den Einzelstunden als in den Gruppenstunden gelernt haben wenden wir uns diesmal an eine selbständige Spanischlehrerin,  jedoch leider mit geringem Erfolg. Immer wieder müssen wir nämlich beim Nacharbeiten feststellen, daß uns unsere Lehrerin einige Grammatikregeln komplett falsch erklärt hat oder Verben in die falschen Verbguppen einsortiert hat. Als wir sie daraufhin ansprechen kommt lediglich eine Flut von Ausreden. Nach einer Weile finden wir heraus, daß unsere Lehrerin zu den Zeugen Jehovas gehört und so wird uns zumindest klar, warum wir uns immer über so komische Themen in unseren Spanischstunden unterhalten (Die Bedeutung der Bibel, ...). So bekomme ich als Spanischlektüre einen "Wachturm" geschenkt. Außerdem werden wir zu einem Kongress der Zeugen Jehovas hier in La Paz eingeladen. Wegen dem Kongress finden unsere letzten beiden Unterrichtsstunden dann auch am späten Abend statt mit dem Erfolg daß bei mir die Lehrerin mehrmals im Unterricht einschläft. Die Grammatikregeln zum Subjuntivo (eine besondere Verbform im Spanischen) diktiert sie mir dann auch direkt aus einem Buch vor. Doch da sie auch dabei mehrmals einnickt ergeben die Regeln jedoch keinen Sinn.
 
Gitarrenunterricht: Doch nicht nur meinen Spanischkenntnissen habe ich hier in La Paz eine Aufbesserung gegönnt. Dank Kosten für eine Unterrichtsstunde von 3,-$ US habe ich mir hier auch ein paar Gitarrenstunden geleistet. Ramirez der Bolivianer mit der schnellsten Aussprache in ganz La Paz hat es auf meine ungelenken Finger abgesehen. Dank der Übungen die er mich machen läßt habe ich nach jeder Stunde gleich mehrere Knoten in meinen Fingern und ordentlich Muskelkater in den Unterarmen, doch nach ein paar Tagen fängt alles sich etwas zu lockern und wir spielen gemeinsam ein paar einfache Lieder.
 
Demonstrationen: Die Demokratie in Bolivien ist gerade mal 25 Jahre jung und dementsprechend engagiert sind die Bolivianer. Demonstrationen mit Straßenblockaden sind an der Tagesordnung und da sie eigentlich friedlich verlaufen stört sich auch keiner weiter daran. Alle Demonstrationen die wir gesehen haben ähnelten eher einem gemütlichem Plausch auf der Straße bei dem die Demonstranten ein paar Schilden mit ihrem Forderungen in die Höhe hielten. Lediglich bei einem kleineren Menschenauflauf vor dem Gericht haben die demonstrierenden Frauen ihre Forderungen nach mehr Gerechtigkeit auch noch mit lautstarken Parolen unterstützt.
 
Heilermarkt: In La Paz gibt es einen sogenannten "Hexenmarkt" der gut zum Vorbild für einige Szenen bei Harry Potter hätte Modell stehen können. "Aberglaube" ist in Bolivien noch sehr ausgeprägt und so gibt es hier die wundersamsten Dinge zu kaufen. So gibt es Badezusätze die den Wunschpartner dazu bringen sollen sich in einen zu verlieben wenn man dazu noch einige Vater unser betet, oder Parfums die zu Wohlstand führen. Etwas sehr ungewohnt für uns sind jedoch die zum Verkauf angebotenen Lamaföten die man sich dann zum Beispiel über die Türe nagelt. Daneben gibt es aber auch eine Frau die allerlei Heilkräuter verkauft und da ich gerade einige offene Stellen im Mund habe können wir hier etwas Salbei kaufen den man in den Apotheken vergeblich sucht.
 
Staatsbesuch: Ich laufe gerade so von meiner Gitarrenstunde nach Hause, als ich überall super viel Polizei sehe und auf dem Plaza Murijjo einen kleine Menschenauflauf bemerke. Ich mische mich unters Volk das vor dem Regierungspalast steht um auf irgendjemand zu warten. Ich bin gerade mal ein paar Minuten da, als die Balkontüren im ersten Stock aufgehen und Evo Morales, der bolivianische Präsident, mit seinem Gast dem iranischen Staatspräsident Mahmud Ahmadinejad vors Volk treten. Die Menge jubelt und schließlich fassen sich die beiden Präsidenten an den Händen und strecken sie siegesbewußt in die Höhe. Nach ein paar Minuten ziehen sich die Staatspräsidenten, die von der Presse am nächsten Tage vertraulich Evo und Mahmud genannt werden, zurück um sich den Staatsgeschäften zu widmen. Obwohl Mahmud Ahmadinejad lediglich 5 Stunden in La Paz verweilt unterzeichnet er mit Evo Morales Verträge, die iranische Investitionen in Bolivien in einer Höhe von 1100 Mio. $US garantieren, wie ich am nächsten Tag der lokalen Zeitung entnehme. Daneben erklären die beiden Staatsoberhäupter aber auch, daß sie einen Weg des Friedens beschreiten wollen und daß sie nukleare Programme lediglich zur friedlichen Nutzung betreiben wollen (denke das das jedoch eine eher einseitige Erklärung ist, da ich noch nie was von bolivianischen Nuklearprogrammen gehört habe). Ferner erklärt der iranische Präsident: "Quiero anunciar en voz alta que nosotros, tamados de las manos,vamos a construir nuestras sagradas tierras, erradicamremos la pobreza y llevaremos a nuestros pueblos a la paz", ... "los dos pueblos (Bolivia y Iran), en el camino de sus altas ideas, salrdán victoriosamente". ("Ich will mit lauter Stimme erklären, daß wir, uns an den Händen nehmend, unsere heiligen Länder aufbauen werden, daß wir die Armut ausrotten werden und unsere Völker zum Frieden tragen werden," ... "die zwei Völker, auf dem Weg ihrer hohen Ideen, werden siegreich sein".)
 
Qué aliado: Welch Verbündeter. Während Bolivien für jede wirtschaftliche Unterstützung dankbar ist, scheint der iranische Präsident nach internationalem Rückhalt in seinem Atomstreit mit den USA zu suchen. Laut Zeitungsberichten haben sich die beiden Präsidenten so gut verstanden, daß sie sich gleich mehrmals umarmt haben. Sehr interessant fand ich, daß am nächsten Tag in mehreren Artikeln nicht nur ausführlich über das Treffen der Staatschefs  berichtet wurde, sondern auch der Iran, seine Kultur und seine Religion umfassend dargestellt wurden. Bei all der Freude über die wirtschaftlich Hilfe haben die Reporter es jedoch nicht vergessen, daß die Situation der Frauen im Iran sicherlich verbesserungswürdig ist und die Mißstände in einigen Artikel auch klar benannt. Der Anblick von Morales und Ahmadinejad wie sie siegesgewiss ihre gefaßten Hände gen Himmel strecken hat jedoch nicht nur mich nachdenklich gestimmt. Die beiden sind übrigens die ersten Staatsoberhäupter die ich aus nächster Nähe sehe.
 
Südamerika wacht auf: Südamerika regt sich, und nachdem die wilden Jahre der Militärdiktaturen (vorerst) überwunden sind verbreitet sich mit wachsender Demokratisierung auch der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und internationalem Einfluß. Zumindest in diesem Sinne deute ich die Gründung von MERCOSUR, einer wirtschaftlichen Kooperation der südamerikanischen Staaten (wie einst die EWG). Ferner plant man die Gründung einer "Bank des Südens" um mehr Unabhängigkeit von der Weltbank zu erreichen. Insbesondere der radikale venezuelanische Präsident Hugo Chávaez (mit Bolivien, Equador und Argentinien im Rücken) und der gemäßigte brasilianische Präsident Luiz Ignázio Lula da Silva (mit Peru, Uruguay, Paraguay und Chile auf seiner Seite) treiben Südamerika in eine neue Richtung. Brasilien strebt gar einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der UN an während sich Hugo Chávez die politische Kompromisse seiner Verbündeten erkauft ( der Hubschrauber der während des Besuches des iranischen Präsidenten über La Paz kreiste ist eine Leihgabe von Cháves). Interessant bei der Karikatur ist auch die "neue" Rolle die der Künstler für die USA sieht: Während Lula und Chávez um die Hegemonie in Südamerika spielen sitzen die USA abseits des eigentlichen Geschehens und beschäftigen sich mit Kolumbien.
 
Nicht lügen, nicht stehlen, nicht faul sein: Das Inkarecht: Wie uns unsere Spanischlehrerin erzählt gilt in einigen Regionen Boliviens noch das alte Inkarecht mit dem Motto: Nicht lügen, nicht stehlen, nicht faul sein. Kaum glauben können wir jedoch als sie uns erzählt, daß demnach z.B. mit Dieben kurzer Prozeß gemacht wird und sie einfach verbrannt werden. Ein paar Tage später treffen wir dann auf zwei Argentinier, denen in einem Laden beim anprobieren von Klamotten der Photo gestohlen worden war. Sofort wollten die Ladenangestellten und der Mob die für den Diebstahl verdächtigte Frau zur Rechenschaft ziehen, und nur durch das Einschreiten der beiden Argentinier wurde Schlimmeres verhindert. Besonders gefreut hat uns, daß die beiden Argentinier nach einigen Tagen und einigen Verhandlungen ihren Photo schließlich wiederbekommen haben!
 
227. Wochenbericht 01.10. - 07.10.2007

Route: La Paz, La Cumbre, Caranavi, Villa Florida
 
Aufbruch aus La Paz: Von La Paz aus wollen wir Richtung Westen in die Yungas und anschließend weiter nach Amazonien. Doch vor der großen Abfahrt müssen wir erst einmal ordentlich bergauf, nämlich von 3600m in La Paz auf 4700m in La Cumbre. Nach der tadelfreien Zeit fällt uns der Anstieg aus La Paz heraus schwerer als geglaubt. Wie üblich bläst uns am Mittag wieder ein strammer eisiger Wind entgegen, der jeden Meter zur Qual werden lässt, so daß wir früher als geplant am späten Nachmittag kurz vor dem Paß unser Zelt aufschlagen. Am nächsten Morgen passiert dann das schier Unglaubliche: Ich werde gerade von einem Lkw überholt als der Beifahrer  genau in diesem Moment die Türe öffnet um mich vom Fahrrad zu schubsen! Ich habe unglaublich viel Glück, denn anstatt mich trifft die Türe "lediglich" meine hintere Packtasche, so daß ich nur etwas ins schleudern komme. Außerdem habe ich das Glück, daß an dieser Stelle gerade mal keine tiefer Abgrund neben mir ist!  Obwohl dies sicherlich die unglaublichste Verkehrssituation auf unserer Reise war spiegelt sie jedoch keinesfalls die Verhältnisse in Bolivien wieder, wo wir von den Bolivianern ansonsten sehr herzlich aufgenommen werden.
 
The worlds most Dangerous Road: Da wir uns zunächst nicht sicher sind, ob der Türangriff hier vielleicht eine Marotte der Lkw Fahrer ist, die mittlerweile völlig genervt von den ganzen Radfahrern sind die in organisierten Gruppen die sogenannte "Death road" hinunterradeln, zweigen wir direkt nach La Cumbre auf eine steile ungenutzte Schotterstraße ab. Die geführten Touren fahren alle die ersten 20 Km auf der Teerstraße bis zum eigentlichen Abzweig der berüchtigten gefährlichsten Straße der Welt hinab in die Yungas. Vermutlich ist den Gruppen der obere Teil technisch jedoch zu anspruchsvoll, gilt es doch einige Bäche und Steilhänge zu überwinden. Wir haben mit unseren schwerbeladenen Rädern jedoch keinerlei ernsthafte Probleme und genießen die herrliche einsame und Auto freie Landschaft in volle Zügen.
 
Bachdruchquerung: Ein älterer Farmer gibt uns zwar noch den Tip, daß wir uns nach der nächsten Brücke links halten sollen, doch irgendwie verpassen wir den Abzweig und landen schließlich vor einem größeren Bach ohne Brücke. Nun heißt es alles abladen und auf die andere Seite tragen, doch ohne dabei ins kühle Naß zu fallen, was auf den rutschigen Steinen jedoch gar nicht so einfach ist.
 
Erdrutsch: Wir folgen weiter der parallel zur geteerten Straße verlaufenden Schotterpiste und landen so, nachdem wir einige idyllische Dörfer durchquert haben, direkt vor einem Erdrutsch. Wären wir mit einem Auto unterwegs müssten wir jetzt umdrehen, doch so laden wir einfach wieder unsere Räder ab und tragen unsere Ausrüstung auf die andere Seite. Ich trage gerade noch als letztes Nadines Fahrrad über das lose Geröll als plötzlich ein großer Stein nachgibt und mit ihm auf einmal der "halbe Hang" ins rutschen gerät. Ich liege schnelle auf der Nase als mir lieb ist und kann gerade noch verhindern weiter abzurutschen. Dank Nadines Hilfe, die mir das Rad abnimmt, komme ich wieder zurück auf festen Boden und schließlich sicher auf die andere Seite.
 
Zelten auf der gefährlichsten Straße der Welt: Anders als die geführten Touren, die für die landschaftlich grandiose Strecke gerade mal einige stunden Zeit haben verfügen wir reichlich über jene und schlagen so am frühen Abend unser Zelt in einem an der Straße gelegenen Steinbruch auf. Zum Abendessen setzen wir uns dann jedoch nochmal an den Wegrand um die zwar diesige aber trotzdem eindrucksvolle Landschaft zu genießen.
 
Urwald: Je weiter wir bergab in die Yungas radeln desto dichter und wilder wird die Pflanzenwelt und nachdem wir am Vortag noch durch karge Hochtäler geradelt sind befinden wir uns nun, nur wenige Kilometer später, im dichten Urwald.
 
Geführte Radtouren auf der "Death Road": Obwohl wir insgesamt 2 Tage auf der berühmten Touristenradstrecke sind haben wir, da wir im oberen Teil die Teerstraße gemieden haben, unterwegs nur eine Einzige geführte Gruppe angetroffen. Zunächst werden wir von der Gruppe noch überholt, doch ein paar Kurven später treffen wir auf einmal wieder einen der Guides. Sein Rad schiebend! Wir fragen nach seinem Problem, und er meint er hätte einen Platten, jedoch keine Luftpumpe! Wir haben schon viel von den geführten Radtouren hier gehört, doch daß der Guide nicht einmal eine Luftpumpe mit dabei hat finden wir wirklich sehr witzig. Wir helfen ihm mit unserer Luftpumpe aus und ein paar Minuten später begibt er sich auf die Aufholjagd zu seiner Gruppe. Wir machen gerade Pause auf einer kleinen Ausbuchtung als das Begleitfahrzeug der Radgruppe kommt (die haben auch eine Pumpe dabei) und wir zum Dank für unsere Hilfe je ein belegtes Käsebrötchen und ein paar Bananen überreicht bekommen! Die Gruppe der wir begegnet sind war recht ruhig und gesittet unterwegs (mit je einem Guide am Gruppenanfang und am Schluß), doch prinzipiell haben wir da eher andere Geschichten gehört. Die Straße ist zwar stellenweise sehr ausgesetzt und die tiefen Abgründe sind schon erfurchtserweckend, doch als gefährlich haben wir die Straße keineswegs empfunden. Zumindest seitdem die neue Teerstraße letztes Jahr eröffnet wurde gibt es kaum mehr Lkw- und Busverkehr, der die enge Straße sicherlich um einiges abenteuerlicher gemacht hat. Trotzdem verunglücken hier Touristen als Teilnehmer von geführter Radtouren tödlich (sie stürzen einfach über einen Abgrund). Ursache dürften hier jedoch eher überhöhte Geschwindigkeit, unerfahrene Radler die sich selbst überschätzen und Guides die ihre Kunden zu zu schnellem Radeln animieren sein als die "gefährliche Straße". Eigentlich sind Unfälle kein Wunder, wenn wir von einem Guide erfahren daß sie die Strecke für die wir 1,5 Tage gebraucht haben in 1,5 - 3 Stunden radeln! Viel Zeit um die Landschaft zu genießen und Photos zu machen bleibt dabei jedenfalls nicht. Abgesehen davon erhöht der ein oder andere abgestürzte Tourist ja auch die scheinbare Gefahr und somit den Reiz der Tour und folglich auch das Geschäft!
 
Abgründe und Engstellen: Einige der Abgründe und Engstellen auf der WMDR (worlds most dangerous road) sind wirklich atemberaubend und auch der Grund für den "legendären Ruf" der Strecke. Gerade diese Stellen wurden leider viel zu oft den Lkws und Bussen zum Verhängnis, die versucht haben sich hier aneinander vorbeizuzwängen. Laut einem Hinweisschild bei einem Checkposten sollen im letzten Jahr 16 Menschen auf der Strecke tödlich verunglückt sein; darunter auch zwei Touristen.
 
US Bolivianer: Kurz nach Ya trifft dann die alte Straße wieder auf die neue Teerstraße und für eine paar erholsame Kilometer bleibt es geteert, auch wenn es uns ein Rätsel ist warum in den Orten statt Teer Kopfsteinpflaster liegt (vielleicht war den Anwohnern der Teer zu leise). Der Teer bleibt uns nur kurz erhalten und unversehens finden wir uns wieder auf einer Staubpiste wieder. Wir sind mittlerweile von 4700m bis auf etwa 1100m abgefahren und zusätzlich zu dem Staub kommt eine für uns ungewohnte schwüle Hitze. Am späten Nachmittag werden wir auf einmal in perfektem amerikanischen Englisch angesprochen.  Juan und Jenny (ein bolivianisch argentinisches Paar) leben eigentlich in New York, doch da er hier aus den Yungas stammt kommen sie seit ein paar Jahren immer wieder hierher zurück um Urlaub zu machen. Im Moment sind sie dabei hier in dem Ort in dem er aufgewachsen ist ein Grundstück zu erwerben um sich ein nettes Häuschen zu bauen um später den Lebensabend hier (jeweils ein halbes Jahr hier und ein halbes Jahr in den USA) zu genießen. Juan erzählt uns, daß es hier früher kaum Staub gab, da die Straße teilweise sogar noch mit Gras bewachsen war, doch irgendwann hat die Regierung Schotter aus dem Altiplano anfahren lassen um die Straße zu verbessern und seitdem wäre hier alles so staubig. Etwas weiter unterhalb der Straße, da wo sie ihr Haus bauen wollen, wäre es aber nicht ganz so schlimm. Abgesehen davon seinen nun dank finanzieller Unterstützung aus Deutschland die Pläne zum Fortführen der Teerstraße unter Dach und Fach und in 12 Monaten würde der Staub hier der Geschichte angehören. Wir fragen Juan noch etwas über den bolivianischen Präsidenten aus und obwohl es ihm zwar nicht gefällt, daß er mit Hugo Cháves so viel unter einer Decke stecke erzählt er uns, daß Morales ansonsten seine Sache sehr gut mache. Anders als vermutlich alle anderen Präsidenten der Welt habe Morales nach Amtsantritt erst einmal sein Gehalt halbiert und ebenfalls die Gehalter der Parlamentarier gekürzt! Anläßlich des Erdbebens vor wenigen Wochen in Peru habe Morales sofort die Hälfte seines Gehaltes für die Erdbebenopfer gespendet und seine Minister dazu angehalten es ihm gleich zu tun und zumindest 25% der Ihrigen zu spenden.
 
Guter Ruf: Bereits gestern waren wir etwas verdutzt, als sämtliche Mitglieder eines Straßenbautrupps spontan ihre Hüte gezogen haben und uns besonders herzlich eine gute Weiterreise gewünscht haben, nachdem sie erfahren hatten, daß wir Deutsche sind. Auch Juan berichtet uns, daß wir Deutschen hier in Bolivien einen sehr guten Ruf hätten. Nicht nur, weil wir finanziell viele Bauprojekte unterstützten würden (wie z.B. die neue Teerstraße), sondern auch weil die Deutschen die besten Schulen in Bolivien unterhalten würden (etwas das wir bereits aus Uruguay kennen) und mit Fabriken die sie errichten würden die Wirtschaftskraft Boliviens stärken würden. Nicht zuletzt würden wir als Touristen ebenfalls viel Geld ins Land bringen.
 
Lauschiger Zeltplatz: Nach dem absolut ruhigen Zeltplatz vom Vortag erwischt es uns diesmal ziemlich übel. Die Straße verläuft in einem engen Tal und alle halbwegs ebenen Plätze sind bebaut. Erst weit nach Sonnenuntergang entdecken wir direkt neben der Straße eine verlassene Bauruine. So nahe an der Straße haben wir zwar noch nie geschlafen doch Alternativen gibt es keine. Um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen bauen wir unser Zelt jedoch erst auf als es bereits vollkommen dunkel ist. Während wir gerade so mit unserem Abendessen da sitzen kommt auf einmal mitten aus dem dunklen Gebüsch ein Jäger mit Taschenlampe und geschultertem Gewehr spaziert und macht sich nach einem kurzem Gruß auf dem Heimweg. Eigentlich hatten wir gehofft, daß in der Nacht der Verkehr, wie auf allen Straßen normalerweise, stark nachlassen würde, doch hier ist es gerade umgekehrt. Ein Lkw und ein Bus nach dem anderen donnern nur wenige Zentimeter an unseren Köpfen vorbei und da sich hier außerdem auch eine Ausweichstelle befindet wird des öfteren auch lautstark gehupt. Eine alles andere als erholsame Nacht.
 
Die vielleicht dreckigste Straße der Welt: Das letzte mal, daß wir auf einer Straße so eingestaubt worden sind war in Kambodscha und auch damals war es ähnlich heiß und drückend. Interessant ist übrigens, daß obwohl hier in Bolivien normalerweise Rechtsverkehr herrscht hier auf den engen schmalen Straßen in den Yungas Linksverkehr vorgeschrieben ist. Der Grund ist einleuchtend, denn so befindet sich der Fahrer jeweils auf der Seite des Abgrundes und kann so viel besser abschätzen wie weit er sich an den Straßenrand wagen kann.
 
Vorgarten des Amazonas: Die Landschaft hier im Vorgarten des Amazonasgebietes ist absolut herrlich: Unsere Straße schlängelt sich durch ein wunderschönes mit Jungle bewachsenes Tal. Unter uns liegt ein herrlich blauer Fuß, Papageien fliegen kreischend über unsere Köpfe hinweg und riesige leuchtend blaue Schmetterlinge hängen gaukelnd in der Luft. Fast schon ist das Wort "paradiesisch" dabei sich in meinem Kopf einzuschleichen, als ein Lkw um Ecke kommt und wir wieder für geraume Zeit unter einer dicken Staubwolke verschwinden.
 
Paddeltour Rio Coroico: Von Caranavi aus wollen wir über die Flüsse Coroico, Kaka und Beni bis in das Junglestädtchen Rurennabaque in Amazonien paddeln. Etwa eine Wochenlang habe ich in La Paz vergeblich versucht eine Karte der Region zu finden und letztendlich haben wir die in der Touristeninformation aushängende Karte abfotografiert , ausgedruckt und einlaminiert. Die Entfernung von Caranavi nach Rurrenabaque ist schwierig einzuschätzen, doch wir vermuten, daß es etwa 250 - 300 Km sein dürften. Je nach Strömung planen wir mit 7 - 9 Tagen und kaufen dementsprechend Lebensmittel ein. Es gibt unterwegs zwar einige Orte, doch wie groß die tatsächlich sind wissen wir nicht. Direkt vor unserem Hostel fließt ein Seitenarm des Rio Coroico und so können wir mit Hilfe des Ventilators unsere Boote im Handumdrehen aufblasen ehe wir uns auf unsere Reise in unbekannte begeben.
 
Stromschnellen: Für uns sind unsere Bootsetappen immer etwas besonderes, da es immer sehr schwierig bis nahezu unmöglich ist, über die jeweiligen Flüsse irgendwelche Informationen, ganz zu schweigen von verlässlichen Informationen, zu bekommen. Über unsere jetzige Bootstour wissen wir lediglich, daß der Rio Coroico flach und ruhig sein soll und daß auf den Flüssen Kaka und Beni hin und wieder ein Schiff für Touristen verkehrt soll. Der Fluß ist hier in Caranavi die Hauptwasch und -badeanstalt und so paddeln wir vorbei an Männern die ihre im Fluß stehenden Autos und Lkws schrubben, an Frauen die ihre Wäsche waschen und an Jugendlichen dich sich zur Morgenwäsche versammelt haben. An ein paar steinigen Flachstellen schieben wir unsere Boote etwas und zum Abschluß passieren wir noch einen parallel zum Fluß verlaufenden Militärschießstand. Für die kurze Feuerpause während wir vorbeipaddeln sind wir den Soldaten sehr dankbar. Kaum aus Caranavi heraus wird der Rio Coroico dann jedoch wesentlich wilder als erwartet und alle paar Meter stoßen wir auf Stromschnellen die ich als WW I-II einstufen würde. Unsere Boote bewähren sich jedoch hervorragend. Da wir keine Spritzdecken haben bekommen wir zwar jedesmal ein paar ordentliche Ladungen Wasser ins Boot, doch ansonsten passieren wir die schwierigen Stellen problemlos. So richtig schnell kommen wir trotz guter Strömung jedoch nicht voran, da wir ständig damit beschäftigt sind, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen.
 
Unfreiwillige Badeeinlage: Am ersten Tag passe ich bei ein paar Stromschnellen nicht so recht auf und ehe ich mich versehe werde ich direkt auf eine im Wasser liegende Baumkrone zugetrieben. Ich mach mich schon halb auf eine unfreiwillige Badeeinlage gefaßt doch irgendwie rausche ich gerade noch so unter ein paar der dornigen Äste hindurch. Eigentlich habe ich befürchtet, daß die Dornen das Boot aufschlitzen, doch glücklicherweise hat nur der wasserdichte Packsack einen kleinen Riß sowie ich je eine Schramme an Hand und Oberarm. Das wäre ja nochmal gut gegangen. Am zweiten Tag kommen wir dann an eine Stelle an der die Strömung uns direkt an eine Felswand drückt. Diesmal passt Nadine nicht auf und ehe sie sich versieht legt sie auch schon eine unfreiwillige Badeeinlage ein. Bei der Aktion verlieren wir ärgerlicherweise zwei unserer Trinkwasserflaschen, aber ansonsten sind alle (Nadine, Boot, und Sachen im Packsack) wohlauf.
 
228. Wochenbericht 08.10. - 14.10.2007

Route: Caranabi, Mayaya, Rurennabaque, Caranavi
 
Nadine in Aktion:
 
Rio Kaka: Nach eineinhalb Tagen erreichen wir den Rio Kaka. Anders als der Rio Coroico ist der Rio Kaka jedoch eine braune Brühe und außerdem keineswegs wie erwartet ruhig. Es geht weiterhin durch die Berge und da wir nun mehr Wasser haben werden die Stromschnellen größer und etwas wilder. Nach dem schönen klaren Wasser der ersten beiden Tage ist es irgendwie komisch in dem schlammig braunem Wasser zu paddeln und insbesondere bei den Stromschnellen wirkt es so, als ob man eine Tasse Kakao kräftig durchrütteln würde. Am zweiten Tag liegt auf einmal in einer Engstelle ein riesiger Felsbrocken mitten im Fluß. Bei unserm Wasserstand ist die Stelle zwar anspruchsvoll jedoch problemlos fahrbar. Von den anderen Bootsfahrern erfahren wir aber, daß es hier in der Regenzeit viele bisweilen tödliche Unfälle geben würde. Mit steigendem Wasserpegel werden dann nämlich die Wellen und Strudel größer, so daß selbst große Boote kentern.
 
Mayaya: Mayaya ist der erste größere Ort den wir am Vormittag des 4. Tages passieren. Während Nadine im Oberdorf unsere Brot und Keksvorräte auffrischt unterhalte ich mich mit dem Fahrer eines Bananenkutters. Da der Ort etwas abgelegen ist sind die Einwohner jedoch etwas erstaunt wie wir denn hierher gekommen seien.
 
Goldwäscher: Vor einigen Jahren wurde hier am Rio Kaka Gold gefunden und so treffen wir überall am Fluß auf Goldwäscher, die hier unter einfachen Planen hausen. 1-2 Gramm Gold würde er am Tag mit seiner Goldpfanne aus dem Gestein waschen, meint einer der Goldwäscher der gerade auf dem Weg zurück zu seiner Familie in Mayaya ist. Eine harte Arbeit meine ich, doch er meine er müsse dafür nur 6 Stunden arbeiten und es wäre auch nicht so anstrengend, auch wenn es schon ziemlich kalt sei ständig im kalten Fluß zu stehen. Der gesündeste Job ist es außerdem auch nicht, da das Gold hier noch mit Quecksilber ausgelöst wird, was natürlich auch unseren Paddelspaß in der braunen Brühe mildert. Den Sonntagnachmittag schienen sich jedoch einige Goldwäscher frei zu nehmen, denn als wir an ihnen vorbei paddeln sitzen viele auf irgend welchen Felsen oberhalb des Flusses mitten im Jungle (uns ist es oft ein Rätsel wie sie ohne Boot dorthin gekommen sind) und genießen den Nachmittag. Jedesmal wenn wir sie passieren winken sie überschwenglich und meinen gleich würden wir der gefährliche Stromschnellen kommen. Der offizielle Goldpreis liegt übrigens momentan bei 18,23 € pro Gramm, doch so viel werden die Goldsucher sicherlich nicht bekommen!
 
Traumhafte Zeltplätze: Wie eigentlich immer bei unseren Bootstouren so haben wir auch hier wieder das Glück traumhaft schöne Zeltplätze zu finden. Die Moskitos halten sich zum Glück halbwegs zurück, während die Sandflies uns jedoch zuweilen früher als uns lieb ist ins Zelt zwingen. Nach den vielen kalten Nächten sind die schwül warmen Temperaturen hier unten doch etwas ungewohnt für uns und so schlafen wir eigentlich meist ohne Schlafsack. Während auf dem Altiplano Wind und Straßenverkehr die einzigen Geräuschquellen waren herrscht hier im Jungle ein unglaublicher Lärm. Die Tiere die die Geräusche machen sehen vermutlich noch abenteuerlicher aus als der Krach den sie machen vermuten läßt. Insbesondere die Zikaden sind oft so laut, daß man sich nur mit Mühe unterhalten kann.
 
Jaguarspuren: An einem Zeltplatz entdecken wir große deutlichen Spuren von Tapiren und einem Jaguar. Da es auch etwas streng riecht vermuten wir hier die Reviergrenze einer der schönen Raubkatzen. Etwas mulmig ist Nadine schon zu Mute, als es in der Nacht ständig laut im Gebüsch kracht, doch anscheinend hat der Jaguar momentan keinen Appetit auf magere Radtouristen. Ganz anders als ein Armeisenstamm, der sich, angelockt von einem Leere Schokoriegelpapier, durch unseren Zeltboden gefressen hat. Wir haben über ein Duzend große Löcher im Zeltboden für die ich später mehrere Stunden brauchen werde um sie zu flicken.
 
Rio Beni: Schließlich gelangen wir zum Rio Beni der hier bereits ein großer breiter Fluß ist. Auch wenn es kaum noch Stromschnellen gibt so haben wir meist immer noch gute Strömung, so daß wir uns oft einfach nur faul in unsere Boote legen und uns treiben lassen.
 
Tolle Schluchten: Der Rio Beni durchquert noch zwei Bergketten in denen die hohen steilen Felswände oft bis direkt an den Fluß herankommen. Eigentlich soll es hier Anacondas, Jaguare, Tapire und Capybaras geben, doch bis auf zwei Capybaras die vor uns schnell in den Jungle flüchten bekommen wir nichts zu sehen. Lediglich Papageien, Wasservögel und riesige Schmetterlinge gibt es reichlich.
 
Rurrenabaque: Nach 6 Tagen erreichen wir schließlich gegen Mittag das Junglestädtchen Rurrenabaque früher als erwartet. Wir fühlen uns in dem kleinen Städtchen recht wohl und das gemütlich Treiben und die vielen Mopedfahrer erinnern uns stark an das am Mekong gelegene Luang Prabang in Laos. Viele Touristen kommen nach Rurrenabaque um die umliegenden Urwälder und Graslandschaften auf geführten Touren zu erkunden. Geführte Touren sind jedoch nicht ganz so unser Ding (auch wenn man hier viel für sein Geld geboten bekommt, kann man doch auf den Pampastouren unter anderem Anacondas und Süßwasserdelphine beobachten) und so streifen wir lieber durch den Obst- und Gemüsemarkt und schwätzen ein bißchen mit den Saftverkäuferinnen.
 
Nette Busfahrt: Zurück nach Caranavi fahren wir dann mit dem Bus. Obwohl nur etwa 270 km entfernt soll die Busfahrt 10 Stunden dauern. Gleich am Ortsausgang hält der Bus auch schon an und die beiden Ersatzfahrer springen raus um irgendwas in einem Laden zu suchen. Schließlich steigt auch der Fahrer aus und als er grade 15m vom Bus weg ist fängt dieser an zu stottern an und  geht einfach aus. Der Schreck steht unserem Busteam aufs Gesicht geschrieben und der Ersatzfahrer rügt sofort seinen Kollegen an, aus welchem Grund er überhaupt ausgestiegen sei. Die Sache ist klar: der Anlasser des Busses ist kaputt, und so steigen wir aus um ihn wieder anzuschieben. Während der nächsten Stunde halten wir noch 3x an um Essen für eine Passagierin, 5 Wassermelonen für die Busfahrer und Öl für unseren Bus zu kaufen. Das Öl wird dann auch gleich während der Fahrt nachgefüllt, da der Öleinfüllstutzen durch eine Luke im Gang zu erreichen ist. Nach 3 Stunden erreichen wir Yucumo wo eine halbstündige Mittagspause eingeplant ist. Während wir gerade was essen macht sich der Bus auf den Weg in eine Werkstadt. Nach der Mittagspause dann die Info daß es Probleme mit der Lenkhydraulik gebe und wir erst in einer Stunde weiterfahren würden. Wir machen es uns auf den Sitzplätzen am Taxistand gemütlich und beobachten das Treiben des kleinen Ortes. Man scheint hier doch recht lauffaul zu sein, denn anstatt die 30m zum Motorradtaxistand zu laufen stehen die potentiellen Kunden auf den Türschwellen der jeweiligen Läden und schreien lieber minutenlang bis sie von einem der Mopedjungs abgeholt werden. Die Fahrstrecken sind dann auch nicht so weit und es kann gut sein, daß man sich nur 100m weiter zu einem anderen Laden fahren läßt. Nachdem die Stunde verstrichen ist soll es in 10 Minuten weitergehen. Die 10 Minuten ziehen sich und letztendlich fahren wir nach einer dreistündigen Pause weiter. Da unser Busteam ständig am schrauben war und keine Zeit hatten was zu essen geben wir ihnen unsere restlichen Bananen, nachdem einer der Jungs uns um eine Banane gebeten hatte, die sie zwar zögerlich aber dennoch dankbar annehmen. Vor lauter Freude daß der Bus wieder läuft brechen wir auch umgehend wieder auf und erst als ein paar Frauen anfangen zu schreien "Faltan pasajeros!" fällt auf, daß noch zwei Passagiere fehlen. Sie haben zu spät die Abfahrt des Busses bemerkt und werden nun von 2 Mopedjungs nachgefahren. Es herrscht eine ausgelassen und fröhlich Stimmung und keiner der Passagiere wirkt gereizt oder genervt wegen de Verzögerung. Als die Frauen erfahren, daß unsere Busfahrer kein Mittagessen bekommen haben pilgern sie eine nach der anderen nach vorne um unsere Helden mit Leckereien zu versorgen. Die freundliche hilfsbereite Art der Bolivianos beeindruckt uns stark. Unser Busfahrer versucht nun die verlorene Zeit wieder einzuholen und rast wir ein verrückter über die engen Staubpisten. Alles was sich auf der Straße befindet vertreibt er mit seiner lauten Hupe und wir sind froh, daß wir ihm nicht auf unseren Fahrrädern begegnen. Obwohl wir noch ein paar mal anhalten um die Lenkung zu inspizieren erreichen wir schließlich nach 14 Stunden Caranabi. Das Busabenteuer bot übrigens für gerade mal 3,50€ ein Top Preis Leistungsverhältnis :-))
 
229. Wochenbericht 15.10. - 21.10.2007

Route:
La Paz
 
Warten aufs Christkind: Nachdem es uns mittlerweile gelungen ist VAUDE als richtigen Ausrüstungsponsor zu gewinnen können wir nun einige unserer stark abgenutzten Bekleidungsstücke gegen neue austauschen. Um keine Einfuhrsteuer zahlen zu müssen haben wir das Paket an die Deutsche Botschaft schicken lassen und da die Deutsche Post eine Auslieferung innerhalb von 4-6 Tagen zusagt beschließen wir hier in La Paz zu warten. Die Deutsche Post ist aber anscheinend auch nicht mehr das was sie mal war, denn nach 8 Tagen ist das Paket immer noch nicht hier. Wir warten geduldig weiter und verbringen unsere Zeit damit unsere Spanischbücher durchzuarbeiten.
 
Wahrsager: In der Straße vor unserem Hostel sitzen immer mehrere Wahrsager, die ihren überwiegend weiblichen Kunden die Zukunft anhand von Cocablättern voraussagen, die sie auf den Boden werfen.
 
Starke Frauen: Die Frauen in Bolivien sind sehr stark, und damit meine ich nicht nur ihre gesellschaftliche Rolle, wie diese junge Frau beweist, die gerade ihren Partner vermöbelt, da er die letzte Nacht nicht nach Hause kam.
 
Festumzug: Am Sonntagvormittag hören wir wieder einmal Marschmusik und Böllerschüsse und neugierig begeben wir uns zum Plaza San Franzisko, wo wir auf einen mehrere Stunden andauernden Festumzug treffen. Der Umzug ist zwar nicht unser erster in Bolivien doch wir sind aufs neue von den vielen tollen Kostümen fasziniert.
 
Snacks: In riesigen Säcken verkaufen die Frauen hier eine Art Popkorn. Während einige Frauen die Säcke in einem Schubkarren durch die Gegend fahren während sie ihr Baby auf dem Rücken tragen muß diese ältere Frau den Sack jedoch schleppen.
 
Wer bin ich: Eigentlich will ich nur ein Photo von der Maske machen, doch der Tänzer besteht darauf, daß Nadine sie aufsetzten soll. Mir gefällt Nadine ohne jedoch besser!
 
Inder: Neben den Bolivianern nehmen auch jeweils eine Gruppe der chinesischen und indischen Einwanderer an dem Umzug teil. Während die Chinesen mit einem riesigen langen Drachen durch die Straße rennen verteilen die Inder Süßgebäck an die Zuschauer.
 
Masken: Es ist heute so warm und sonnig, daß sich eine Frau das kühle Bier in die Schuhe schüttet um ihre geschwollenen Füße zu kühlen, und wir uns einen Sonnenbrand holen. Die Tänzer müssen unter ihren Masken ganz schön ordentlich schwitzen, und so ist es kein Wunder, daß sie sie in jeder Pause absetzten.
 

230. Wochenbericht 22.10. - 28.10.2007

Route: La Paz

 
Achtung Zebras!!! Als Fußgänger überquert man in Bolivien die Straße wann immer man will. Solange man dabei den Verkehr beobachtet und immer schön brav den Autos, Bussen und Lkws ausweicht passiert einem auch nichts, doch Aufpassen muß man schon. Steht einmal ein Polizist auf der Straße um den Verkehr zu regeln gelten seine Anweisungen natürlich nur für die Autofahrer. Die Fußgänger machen weiterhin was sie wollen. Um die Fußgänger am Plaza San Francisco in den Griff zu bekommen gibt es hier eine ganz besonderen "Zebrastreifen". Als Zebra verkleidete Jugendliche versuchen hier die Fußgänger zu etwas mehr Disziplin zu erziehen. Doch ohne die dicken Taue mit denen sie jeweils die Fahrbahn absperren hätten sie keine Chance!
 
Mittagsmenü: Für umgerechnet gerade mal 1,80 € bekommt man in Gloria Hotel in La Paz ein vegetarisches Mittagsmenü vom allerfeinsten. Neben Salatteller, Brot, Suppe, Hauptspeise, Nachtisch und Tee gibt es auch noch zwei Kaltgetränke. Das Menü ist so umfangreich, daß wir uns immer eines teilen, weil es für einen für uns zu viel wäre (der Hauptgang ist nicht auf dem Photo!). Sehr erstaunt sind wir, daß das Restaurant jedesmal rappelvoll ist, und viele der Gäste ältere (60+)Juristen (der Gerichtshof ist nebenan) und Geschäftsleute in Anzügen sind.
 
Kinobesuch: Obwohl noch nicht einmal zwei Jahre im Amt gibt es über das Leben und den Werdegang des bolivianischen Präsidenten bereits einen Kinofilm. Wir sind zur Premiere in Kino gegangen und da es Tanzvorführungen geben sollte sind wir etwas eher da gewesen. Es gab dann natürlich Tanzvorführungen, doch ehe wir uns versahen wurden wir vom Betrachter zum Tänzer. Ich glaube wir haben sicherlich 20 Minuten lang mitgetanzt! Der Film selbst war sehr interessant, zeigte er doch nicht nur den Weg eines verarmten Bauersjungen vom Altiplano zum ersten indigenen Staatspräsidenten Südamerikas, sondern auch viele Einblicke in den Lebensalltag der normalen Bolivianer. Mit Evo Morales hat Bolivien einen Präsidenten der sein Land, seine Menschen und seine Problem aus eigener Lebenserfahrung heraus kennt. Wir hoffen, daß er das zum Wohle aller umsetzten kann.
 
Das Cocablatt und seine Geschichte: In La Paz gibt es einen kleines aber feines Cocamuseum. In dem Museum sind alle Texte komplett auch auf Deutsch übersetzt, was bei der umfangreichen Information die man hier erhält sehr angenehm ist. Die ältesten Überreste von Cocablättern wurde in Särgen in den Ruinen von Huanca Prieto in Nordperu (2500 - 1800 v.Chr.) gefunden. Ferner gibt es Hinweise, daß bereits 2100 v Chr. die Valdiviana Coca gekaut haben. 1200 - 147 n.Chr. extrahierten die Inkas das Cocaöl um mit seiner Hilfe Gehirnoperationen durchzuführen. 1551 n.Chr. bezeichnet die katholische Kirche das Cocablatt als "teuflisch" und ordnet die Vernichtung an. Damals hatte der monatliche Konsum von Cokablättern in den Silberminen von Potosi  einen Gegenwert von 450 Km Gold ausgemacht. Coca erhöht die Leidensbereitschaft der Minenarbeiter und um diese mehr ausbeuten zu können wurde auf Druck von Felipe II das Cocaverbot der Kirche wieder aufgehoben. Nun erhebt die Kirche allerdings 10% Steuer auf Coca! Coca war zuweilen sogar so wertvoll in Potosi, daß die Cocablätter als Zahlungsmittel galten. 1609 n.Chr. benutzen Ärzte das Cocablatt um Wunden zu heilen. 1860 entdeckte Albert Niemann (Göttingen) die anästhetische Wirkung von Coca. Es entwickelt sich ein legaler Cocainboom und der Cocawein Mariuaru stürmt die Märkte von Paris. 1884 veröffentlicht Simund Freud, der erste Kokainkonsument der Geschichte, einen Artikel über Kokain (Freud stirbt später an Nasenkrebs vermutlich Aufgrund des Cocaconsums). 1886 kommt ein alkoholfreies Getränk auf Cocabasis auf den Markt: Coca Cola! 1905 kommt Pracain, synthetisches Kokain, auf den Markt und verdrängt das natürliche. 1914 wird Kokain verboten. 1950 beschießen die Vereinten Nationen die Vernichtung des Coca. Da es "Mentale Störungen produziert und für die Armut in Südamerika verantwortlich ist". 1961 unterzeichnet Bolivien einen Vertrag der auch das Kauen von Coca verbietet (mittlerweile aber wieder aufgehoben). 1976 wird in einer Studie der Harvard Universität veröffentlicht, daß das Cocablatt (wenn es gekaut wird!) aus Ernährungswissenschaftlicher Sicht mit Hirse, Mais und Weizen vergleichbar ist.. 1978 wird eine Studie veröffentlicht die besagt, daß in den ländlichen Gegenden von Bolivien 92% der Männer und 89% der Frauen Cocablätter kauen. Ab 1983 industrieller Anbau des Coca in Bolivien  für Alternativprodukte (Liqueur, Bobbons, Zahnpasta, Medikamente).
 
"Acullico": Der traditionelle Weg des Cocakonsums ist das Acuillo, das Kauen des Cocablattes. Die Technik wurde vor etwa 4000 Jahren entwickelt und ermöglicht mit Hilfe von "Llycta" einer alkalischen Substanz (Carbonat aus der Asche von Bananenstauden oder Hirse) die Nährstoffe und Alkaloide des Cocablattes zu extrahieren. Die Blätter werden dabei erst zwischen den Zähnen zerquetscht und anschließend in eine Backe geschoben. Nach 10 -15 Minuten, wenn die Blätter weich sind, wird dann das Llycta eingenommen und die Blätter ausgesogen. Mit dieser Technik können bis zu 90% der Nähstoffe des Blattes verwendet werden.. Das Acuillo wird 2-3x täglich praktiziert (meist nach den Mahlzeiten) und ist ein soziales Ereignis vergleichbar mit dem Kaffee trinken bei uns.
 
Die Wirkung des Coca: Die Wirkung des Coca laut einer wissenschaftlichen Studie des Instituto Boliviano de Biologica de la Altura:  Coca enthält drei Alkaloide, Kokain und zwei chemische Varianten. Das Acuillo steigert die Toleranz im Bezug auf Arbeit, stimuliert die Atmung (Verbesserung von Sauerstoffaufnahem und Verbrennung), vermindert die Verklumpung der Blutkörperchen (somit Verringerte Thrombose Gefahr), reguliert den Glucose Stoffwechsel (Insulin Kreislauf, Zuckerstoffwechsel) und stabilisiert den Zuckerhaushalt, trägt wesentlich zur Höhenanpassung bei und beeinträchtigt dabei nicht die normale Nahrungsaufnahme.
 
Cokaanbau: Der traditionelle Cocaanbau der weichen und süßlicheren Blätter erfolgt an den steilen Hängen der Yungas während der illegale Drogenanbau in der Region Chapare zu finden ist. Die kleinen Cocafelder in den Yungas werden von Familien oder der Dorfgemeinschaft bewirtschaftet und da 3-4x pro Jahr eine Ernte möglich ist stellt der Cocaanbau hier oft die einzige Form eines geregelten Einkommens dar. Während die Männer die Felder vorbereiten wird die Ernte traditionell von den Frauen ausgeführt (soziales Privileg), die dafür ihre besten Kleider anziehen. Auf unserem Weg nach Caranabi haben wir immer wieder die kleinen Felder und die für neue Felder erforderlichen Brandrodungen gesehen.
 
Produktionskosten für Kokain: Um 1 Kg Kokain herzustellen entstanden 1997 folgende Kosten:  Cocapaste: Arbeitskraft (für die Cocatreter die etwa 5 $US pro Stunde verdienen) 350 $US, Cocablätter (323 Kg) 1615 $US, Sonstiges (Säuren, Kalkoxid, ...) 200,- $US. Insgesamt also 2185 $US. In Laboratorien wird dann 1 Kg Cocapaste zu 1 Kg Kokainchlorhydrat kristallisiert. Obwohl dies in improvisierten illegalen Laboratorien gemacht wird ist der Kristallisationsprozess kompliziert und erfordert ein umfangreiches chemisches Wissen. Kokain: Cocapaste 2185 $US, illegale Chemikalien 1000 $US. Insgesamt 3185 $US, wobei die Arbeitskosten der "qualifizierten Arbeitskräfte" in den Laboratorien nicht berücksichtigt wurden da es dazu keine Daten gibt. Der aktuelle Marktwert für 1 Kg Kokain liegt laut Internet bei 35.000,- € (wobei das dann bereits mehrfach mit Traubenzucker und anderen Krimskrams gestreckt ist und nur 40%ig ist)!
 
Marktstände: Jeden Abend verpacken die Bolivianischen Marktfrau ihre Marktstände samt der Ware in Plastikfolie ein. Wir sind beeindruckt, denn das bedeutet, daß Diebstahl prinzipiell kein Problem ist!
 
Zoobesuch: Am Sonntagnachmittag machen wir einen Ausflug in den Süden von La Paz. Auf der Busfahrt hinab durch den faszinierenden Canyon wird Nadine so schlecht, daß sie sich aus dem Busfenster hinaus übergeben muß. Zur Rehabilisierung geht es erst einmal in einen schönen Park bevor wir uns in den Zoo begeben. Besonders gut hat uns das Kondorgehege im Zoo gefallen, das eine riesige Gitterkubbel ist, so daß die gewaltigen Vögel sogar die Möglichkeit haben etwas zu fliegen.
 
Valle de la Luna: In der Nähe des Zoos liegt auch das Valle de la Luna (Mondtal) und im Vergleich zu den anderen "Mondtäler" die wir hier in Südamerika gesehen haben schlängelt sie hier ein enger und zuweilen abenteuerlicher Pfad zwischen den Lehmtürmen hindurch.
 
231. Wochenbericht 29.10. - 04.11.2007

Route: La Paz, San Pedro, Copacabana, Isla de Sol
 
Allerheiligen: Für Allerheiligen gibt es hier in Bolivien spezielles Gebäck, das es am Plaza San Franzisko bereits in der ganzen Woche vor dem Feiertag an speziell dafür aufgebauten Marktständen gibt. Neben Gebäck in Kreuzform gibt es grüne Männlein und lila Frauen, sowie etwas größere Figuren mit einem bemaltem Gesicht aus Gips. Leider schmecken die Kekse jedoch nicht ganz soooo gut wie sie aussehen.
 
Allerseelen: Wichtiger noch als Allerheiligen scheint in Bolivien der Feiertag Allerseelen am 02. November zu sein. Alle Bolivianer und Bolivianerinnen die wir sehen sind superchick herausgeputzt. Man trifft sich, geht auf den Friedhof, sitzt an der Straße und beobachtet den Verkehr, grillt oder macht gemeinsam Musik. Alle paar Meter sehen wir am Straßenrand eine Gruppe Flötenspieler stehen, die begleitet von einem Trommler traditionelle bolivianische Lieder spielen. Einige Musikgruppen haben sich sogar einen kleine Bus organisiert. Die gesamte Truppe sitzt musizierend oben auf dem Dach, während der Bus im Dorf auf- und abfährt.
 
Titikakasee: Der Titikakasee ist der höchstgelegene von großen Schiffen befahrbare See der Welt und liegt zwischen Bolivien und Peru. Bolivien, seit dem Krieg mit Chile seines Meereszuganges (und seiner reichen Minen) beraubt hält aber weiterhin hartnäckig an seiner Marine fest, die nun am Titikakasee gelegen ist. Noch ist das Wasser des Sees herrlich klar, doch da immer mehr Abwässer in den See geleitet werden ist es wohl nur eine Frage der Zeit bis sich das ändert.
 
Bootsüberfahrt: Um nach das auf einer Halbinsel gelegene Cocacabana zu kommen müssen wir bei Taquila über den Titikakasee übersetzten. Gemeinsam mit zwei Autos werden wir mit unseren Fahrrädern auf eine der flachen Holzbarken verladen und schippern so langsam und gemütlich über den See. Als der Wind etwas auffrischt und die Wellen etwas größer werden schaukelt das ganze doch recht ordentlich, doch zum Glück sind wir nicht mit einem der wirklich bedenklich schwankenden Bussen auf der Barke. Das Ein- und Ausladen ist typisch bolivianisch und dementsprechend chaotisch organisiert. So gibt es eine Anlegestelle zum Auffahren auf die Barke und eine Anlegestelle zum Hinunterfahren. Dies bedeutet, daß eine beladenen Barke erst anlegt. Wenn die Barke angelegt hat wird vom  Fahrer das Ticket abkassiert und dieser fährt von der Barke hinunter.. Da jedoch die wartenden Fahrzeuge an einer anderen Stelle auffahren legt nun die Barke wieder ab (diesmal jedoch ohne Motor sondern sie wird mit Holzstangen geschoben) um zu der Auffahrstelle zu fahren wo sie erneut anlegt bevor die bereits wartenden Fahrzeuge auffahren dürfen. Kein Wunder also, daß sich die leeren und vollen Barken immer vor den jeweiligen Anlegestellen stauen. Wir haben fast so lange vor der Anlegestelle auf einen Platzt gewartet wie die gesamte Überfahrt gedauert hat.
 
Speichenbruch: Auf der Halbinsel angelangt müssen wir nur noch einmal über die Berge um nach Copacabana zu kommen. Wir kämpfen uns gerade mühsam bergauf, als bei Nadines Rad wieder mal eine Speiche bricht (die dritte seit Salta) und wir erst einmal eine ganze Weile brauchen um diese auszutauschen. Alle drei Speichenbrüche waren an ziemlich exakt der gleichen Stelle, so daß wir vermuten, daß der Mechaniker in Salta schlecht eingespeicht hat. Ich versuche nun zum ersten Mal in meinem Leben aus einer Radfelge die Unwucht raus zu bekommen und so bin ich erst einmal eine ganze Weile beschäftigt. Nach Copacabana würden wir es nach der Panne eh nicht mehr schaffen, und so sind wir froh, als wir nur wenige Kilometer später einen herrlichen Zeltplatz mit traumhafter Aussicht finden.
 
Copacabana: Copacabana ist der größte Bolivianische Ort am Titikakasee und liegt herrlich in einer kleinen Bucht. Das Städtchen ist gerade mal 150 Km von La Paz entfernt und mit dem Bus in 3,5 Stunden zu erreichen, so daß viele Bolivianer hierher zum Urlaub machen kommen. Copacabana ist auf den Besucherstrom dank vieler Hostels, Restaurants und Tretbootschwäne jedoch bestens gerüstet. Abgesehen davon liegt kurz hinter Copacabana die Grenze zu Peru, so daß eigentlich alle Touristen die vom Machu Pichu aus Richtung Süden fahren hier einen kurzen Zwischenstopp einlegen, kann man doch von hier auf die Isla de Sol fahren. Als wir ankommen ist gerade das verlängerte Wochenende mit den beiden Feiertagen, so daß hier die überwiegende Anzahl der Touristen Bolivianer sind, und ein lebhaftes Treiben auf der Straße und am Strand herrscht.
 

232. Wochenbericht 05.10. - 11.11.2007

Route: Isla de Sol, Soraata, La Paz, Copacabana

 
Isla de Sol: 1,5 Stunden per Boot von Copacabana liegt die Isla del Sol. Gemäß der Sage entstand hat hier Viracocha, der Schöpfer Gott mit seinen beiden Kindern Manco Kapac und Mama Ocllo die Inka Dynastie gegründet. Die Insel soll sehr schön zum Wandern sein, so daß wir vorhaben 3 Tage dort zu verbringen. Nach einer ruhigen gemütlichen Bootsfahrt kommen wir mit vielen anderen Touristen am späten Vormittag auf der Isla de Sol an . Von Yumani aus machen wir uns erst einmal auf um den Südteil der Insel zu erkunden, doch irgendwie ist unsere Karte nicht ganz korrekt und so kämpfen wir uns durch wilde Steilhänge. Schließlich wird es uns zu wild und so klettern wir direkt bergauf auf den von Norden nach Süden verlaufenden Bergrücken. Wir finden am südlichen Ende des Bergrücken einen herrlichen Aussichtspunkt an dem wir erst einmal rasten. Wir haben gerade unser Mittagessen verspeist als sich einer der Inselbewohner zu uns gesellt. Wir unterhalten uns sehr nett und erfahren dabei, daß man auf der Isla de Sol alle rechtlichen Angelegenheiten selbst löst. Seine Aufgabe wäre es im Südteil der Insel nach dem rechten zu sehen und so wäre er gerade auf einem Kontrollgang. Wir fragen was es denn hier groß zu kontrollieren gäbe und erfahren so, daß  nicht nur die Esel von den Kartoffeläckern zu vertreiben sind, sondern daß es zunehmend auch Probleme mit Drogen hier gäbe. Obwohl es während der Wintermonate ungewöhnlich viel in Bolivien geregnet hatte ist von dem vielen Regen kaum etwas auf der Insel angekommen weshalb für kommenden Dienstag eine Regenzeremonie angesetzt ist. Da die Zeremonie etwas heiliges ist, dürfen an diesem Tag die peruanischen Sovenierverkäufer nicht auf die Insel, doch Touristen sind trotzdem willkommen.
 
Camping: Im Westen der Isla de Sol gibt es einen einsamen Bergrücken den wir uns zum Zelten aussuchen. Interressanterweise ist die Landschaft mit dem plötzlich roten Gestein und den vielen Kakteen völlig anders als auf dem Rest der Insel. Einziger Haken an dem Zeltplatz: Ich muß vom Grat bis hinunter zum See absteigen um an Wasser zu kommen. Ich mache mich an den Abstieg auf der sehr steilen Westseite und schaue nicht schlecht, als ich unten am Strand auf einmal zwei Amerikaner treffe, die sich hier in einer Höhle für ein paar Tage niedergelassen haben. Noch verdutzter haben aber die beiden geschaut denn ihr Platz lag wirklich sehr versteckt und ist wegen der steilen Hänge nur schwer zu erreichen. Die beiden sind dann auch so freundlich und bieten mir ihren Wasserfilter an, was ich gerne annehme (das erste gefilterte Wasser in 4,5 Jahren!), da der Titikakasee leider nicht mehr ganz so sauber ist. Nachdem mein Wassersack voll ist klettere ich wieder den Berghang hoch zu Nadine die mich schon sehnsüchtig erwartet (sie hat Hunger und will endlich Abendessen kochen).
 
Gemischte Truppe: Eine ziemliche gemischte Truppe mit Kühen, Eseln, Schafen und Schweinen die hier von einer Inselbewohnerin auf die Weide getrieben wird. Lediglich Lamas haben wir auf der Insel keine gesehen. Mittlerweile haben nämlich Eseln die Lamas als Tragtiere abgelöst, da das Fleisch der Lamas zu zäh zum Essen werden würde wenn sie vorher Lasten schleppen mußten.
 
Inkabauten: Von den alten Inkabauten sind leider nur noch ein paar Ruinen und die Terrasenfelder übrig geblieben. Eine der Anlagen ähnelt fast einem kleinen Labyrinth, doch von dem ehemaligem Gebäude stehen mittlerweile nur noch die Mauern.
 
Inkatreppe: In Yumani führt eine alte Inkatreppe von Titikakasee bis direkt auf den von Nord nach Süden verlaufenden Bergrücken in der Inselmitte. Da die Treppe auch heute noch der direkte Weg nach Yumani ist hat sie nicht nur kulturell sondern auch infrastrukturell  große Bedeutung weshalb sie immer noch sehr gut erhalten ist.
 
Sorata: Da unser Paket immer noch nicht in La Paz ist, entscheiden wir uns noch einen Abstecher mit dem Bus nach Sorata zu machen. Eigentlich ist Sorata da es herrlich an den Hängen der Anden liegt ein genialer Ausgangspunkt um Trekkingtouren zu machen, doch leider werden die Wandergruppen hin und Wieder überfallen. Wir hatten das Glück in La Paz einen Guide aus Sorata zu treffen der uns ehrlich eingestanden hat, daß sogar die organisierten Touren samt Guide überfallen werden. Witzigerweise hat Nadine jedoch von einen anderen Reisebüro die Information durch die Blume gesagt bekomme, daß wir keine Probleme zu erwarten hätten wenn wir mit ihrer Firma wandern würden (Unsere Guides kennen die Jungs die Probleme machen). Uns kommt das alles eher halb abgekartet vor und so verzichten wir liebe auf eine Wandertour, obwohl die Landschaft mit dem Illampu im Hintergrund schon wirklich atemberaubend ist. Stattdessen verbringen wir einen sehr netten Abend mit einer Gruppe Israelis im Hostel Mirador (Hostal Aussicht). Das seinem Namen alle Ehre macht. Das Photo des Illamu ist von der Terrasse des Hostels aus aufgenommen.
 
Das Paket von VAUDE ist da! Von Sorata aus rufen wir nochmal bei der deutschen Botschaft in La Paz an und sind völlig überrascht, als wir hören, daß unser Paket angekommen ist. Da das Paket laut Deutscher Post innerhalb von 4-6 Tagen hätte da sein sollen und nun mittlerweile 4 Wochen vergangen sind haben wir eigentlich nicht mehr damit gerechnet das es ankommt. Nachdem uns die wasserdichten Radtaschen von Vaude bereits seit 4,5 Jahren und das Kuppelzelt Space II seit 2 Jahren begleiten werden wir diesmal von VAUDE großzügigerweise mit Regenbekleidung und langen Radhosen ausgestattet, die wir "testen" dürfen! Ein ganz herzliches Dankeschön nochmal an die Firma VAUDE und insbesondere an Tobi und Janet!
 
Autosegnung: Jeden Tag werden vor der Basilika in Cpacabana Autos von einem Pfarrer oder von einem bolivianische Laienpriester (vermutlich Schamane jedoch mit Rosenkranz) gesegnet. Während der Segen des katholischen geistlichen eher traditionell und knapp ist betreibt der Sachmane etwas mehr Aufwand. Erst erteilt er dem Auto sowie dem Fahrer und allen Familienangehörigen einen Segen. Anschließend geht er mit Weihrauch um das mit Blumen geschmückte Auto und klingelt mit einen kleinen Glocke insbesondere beim Motor und bei allen Reifen. Nun bekommen die Autobesitzer einen weiteren Segen bevor das Auto mit Bier (manchmal auch Sekt) vollgespritzt wird, Wieder bekommen die Reifen die besondere Aufmerksamkeit des Schamanen doch auch der Innenraum wird schön vollgespritzt. Nebenbei werden von den Besitzern dann oft noch Kracher gezündet. Die ganze Zeremonie dauert vielleicht 5 Minuten und bei den großen Lkws auch mal etwas länger (größerer Motor, mehr Reifen). Zum Abschluß werden alle nochmal vom Schamanen umarmt, bevor er sich dem nächsten Auto widmet. Oft wandern nun nochmal alle Familienangehörige nacheinander um ihr Auto und bespritzen es nochmal mit Bier, wobei auch diesmal den Reifen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.
 

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