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BOLIVIEN: 07.09. - 12.11.2007
Route: San Juan, Concha K, Salar Uyuni, Tambo Tambillo,
Quillacas, Challapata, Oruro, El Alto, La Paz, Caranavi, Rurrenabaque,
La Paz, Copacabana, Isla de Sol, Sorata, La Paz, Copacabana
Distanz Bike: 1135 Km Höhenmeter:
6000 m Distanz Boot: etwa 300 Km
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Vorwort: In der Einleitung zu Bolivien meint unser
Reiseführer, daß man in Bolivien das Unerwartete erwarten soll, und
trifft damit den Nagel auf den Kopf. Wir werden von den Bolivianern
überwiegend sehr herzlich aufgenommen und insbesondere in LA Paz vergeht
kaum ein Tag an dem es nicht entweder ein Fest, einem Umzug oder zumindest
eine kleine Demonstration (einige Demonstrationen haben auch schon
fast Umzugscarakter) gibt. Landschaftlich ist Bolivien unglaublich
vielfältig und von Schneebedeckten Gipfeln über und karge Hochgebirgswüsten
bis zum Amazonasjungle trifft man hier auf nahezu alle erdenklichen
Klimazonen. Insbesondere in Altiplano ist Zelten relativ problemlos. |
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224. Wochenbericht 07.09. - 16.09.2007
Route: San Juan, Concha K, Salar Uyuni, Tambo Tambillo, Quillacas,
Challapata, Oruro |
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Willkommen in Bolivien: Gleich
bei den Einreiseformalitäten die erste Ernüchterung, verlangt doch
der Grenzbeamte auf einmal 15 Bolivianos (etwa 1,50 €) von uns für
den Einreisestempel. Normalerweise muß man das Geld jedoch nur bei
der Ausreise bezahlen, doch bei ausländischen Touristen kann man ja
ruhig mal eine Ausnahme machen. Da es uns in Chile jedoch nicht gelungen
war Bolivianos (BS) zu einem halbwegs akzeptablen Kurs zu erwerben
(die Chilenen haben uns den Umtausch zu 30% unter Kurswert angeboten!!!)
haben wir natürlich keine 15 BS pro Nase. Alternativ akzeptiert der
Grenzbeamte dann jedoch auch "großzügigerweise" US$, jedoch müssen
wir nun pro Nase 3,- US$ (statt normalerweise 2,- US$) bezahlen. Es
lebe die Korruption!!!! |
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Wohin denn nun? Laut Reiseführer soll in
Bolivien eine ungemachte Straße weiter zum Salar de Uyuni führen,
doch die Straßen hier macht auf uns einen hervorragenden Eindruck.
Andere Straßen gibt es hier laut Karte nicht. Etwas irritiert sind
wir jedoch, da die Straße nicht wie laut Karte der Eisenbahnlinie
folgt, sondern etwas mehr Richtung Süden geht. Sicherheitshalber fragen
wir nochmal beim Zoll, ob das die Richtige Straße sei. Jaja, heißt
es, die Straße geht nach Uyuni. Wir folgen der wirklich guten Schotterpiste,
doch statt der erhofften Richtungsänderung nach Osten geht es ständig
weiter nach Südwesten. Nach etwa 15 Km halten wir einen entgegenkommenden
Pickup an um nochmal nach dem Verlauf der Straße zu fragen. Die beiden
sehr netten Bolivianer erklären uns nun, daß dies eine neue Straße
sei die zwar ebenfalls zur Stadt Uyuni führen würde, jedoch einen
kleinen Bogen machen würde und nicht Richtung Salar de Uyuni führen
würde. Wenn wir zum Salar wollten dann müssten wir etwas zurück radeln
und dann über einen kleinen Weg Richtung Norden radeln um irgendwann
wieder auf den alten Weg, der der Eisenbahn folgt, zu treffen. Der
kleine Weg ist extrem sandig, und so radeln und schieben wir noch
5 Km bevor wir bereits im dunkeln unser Zelt aufschlagen. Auf dem
einzigen Schild das wir sehen ist die Beschriftung schon bis zur Unkenntlichkeit
abgeblättert und somit keine echte Hilfe. Am nächsten Morgen radeln
wir dann hinunter in die Ebene, doch nun gabelt sich der Weg. Rechts,
Osten und eigentlich unsere Richtung, führt der Weg jedoch nach einem
Kilometer in eine alte Mine, so daß wir den linken Weg (nach Westen)
wählen, der jedoch wieder zurück zur Grenze zu führen scheint. Am
liebsten wäre uns ein Weg nach Norden Richtung Eisenbahnlinie, doch
den gibt es leider nicht. Wir folgen dem Weg nach Westen eine Weile
und gerade als wir in einer kleinen Krisensitzung am entscheiden sind,
ob wir doch den Weg durch die Mine nehmen sollten oder direkt über
den Salar nach Norden fahren sollten, sehen wir am nördlichen Horizont
(da wo wir hinwollen) die Staubwolke eines Jeeps. Gespannt folgen
wir dem Jeep der immer wieder hinter Hügeln verschwindet, mit unseren
Augen und nach etwa 15 Minuten kommt er nicht weit von uns vorbei
und verschwindet nach Süden. OK. da geht der Weg also lang. Wir folgen
der festgefahrenen Fahrspur, begegnen noch einigen weiteren Touristenjeeps,
und nach einigen Kilometern erreichen wir endlich die Eisenbahnlinie.
Wie sind zurück auf dem richtigen Weg!!! Doch davon daß die Fahrspur
(Weg oder gar Straße wäre ein Übertreibung) parallel zur Eisenbahn
verläuft kann nicht die Rede sein. Mal sehen wir die Eisenbahntrasse
gerade noch so am Horizont nur um kurz darauf wieder direkt neben
ihr zu sein. Bei einem Militärcamp führen die Fahrspuren auf einmal
über den Salar de Chuguana nach Norden anstatt wie laut Karte nach
Osten, doch wir folgen sicherheitshalber mal den Fahrspuren, da wir
von dort einige Touristenjeeps haben kommen sehen. Verwirrung kommt
wieder auf, als wir San Juan, den nächsten Ort ansteuern, der laut
Karte direkt an der Eisenbahnlinie liegen soll, doch die einzigen
Häuser die wir sehen liegen etwa 10 Km entfernt davon in den Bergen.
Wir vertrauen den Fahrspuren und zu unserem Erstaunen ist der Ort
in den Hügeln wirklich San Juan. Die letzen Kilometer müssen wir jedoch
durch tiefen Sand schieben. Von hier geht es weiter nach Concha K,
einem etwas größeren Ort, der laut Reisebeschreibung eines Schweizer
Radlers knappe 18 Km entfernt liegen müsste. Wir folgen einer stellenweise
üblen Wellblech- und Sandpiste und nach 12 Km kommt auf einmal ein
Schild "Concha K nach links". Dummerweise gehen hier jedoch drei Wege
nach links, und so ist guter Rat wieder einmal teuer. Wir haben wieder
Glück und nach einigen Minuten kommt ein Touristenjeep, der uns auf
den richtigen der drei Wege bringt. Die Fahrspuren führen wieder durch
offenen Landschaft mit einigen Abzweigen doch letztendlich erreichen
wir wohlbehalten nach 30 Km Concha K. Anscheinend hatte der Schweizer
Radler, dessen Informationen sonst ausgezeichnet sind, hier irgendeine
Abkürzung gefunden. |
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Festival in Concha K: Obwohl in unserer
Karte als Provinzhauptstadt eingezeichnet ist Concha K ein kleiner
Ort, in dem es jedoch einige Läden gibt, die uns mangels Bolivianos
jedoch eh nichts nutzen. In dem Dorf findet jedoch gerade ein religiöses
Festivalstadt und so sind alle Einwohner auf den Beinen. Etwas hinter
dem Marktplatz ist der eigentliche Festplatz auf dem sich alles versammelt
hat um zur Musik einer Blaskapelle zu tanzen. Das Fest scheint schon
einige Stunden im Gange zu sein, denn nahezu alle Erwachsene, Männer
wie Frauen, sind vollkommen betrunken. Viele sind sogar so betrunken,
daß es ein Wunder ist, daß sie sich überhaupt noch auf den Beinen
halten können, bzw. sogar noch tanzen können. Wir wollen die ausgelassene
Stimmung des Festes nicht weiter stören (irgendwie fühlen wir uns
fehl am Platz) und da es bereits kurz vor Sonnenuntergang ist füllen
wir noch schnell unsere Wasserflaschen auf und radeln noch ein paar
Kilometer weiter. |
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Zeigt her Euere Füße: Die staubigen
Waschbrettpisten hier oben sind wirklich allererste Sahne und so dankbar
wie wir den Touristenjeeps für ihre Orientierungshilfen sind, so genervt
sind wir auch von den riesigen Staubwolken die sie aufwirbeln wenn
sie an uns vorbeibrettern. Trotz knapper Wasservorräte waschen wir
uns jeden Abend um die dicken Staubschichten wir abzuschrubben. |
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Salar Uyuni: Am nächsten Tag geht es dann
endlich auf den Salar de Uyuni, den größten und höchsten Salzsee der
Erde auf 3653m. Nach den vielen Waschbrett- und Sandpisten der letzten
Tage ist das Radeln auf der glatten und festen Salzkruste eine wahre
Wohltat. Eigentlich waren wir etwas besorgt wegen der Orientierung
auf dem Salar, doch dank der Wegbeschreibung des Schweizers und der
nicht zu übersehenden schwarzen Fahrspuren (dank Reifenabrieb) der
Touristenjeeps ist die Orientierung völlig problemlos. Etwa 40 Km
fahren wir schnurgerade gen Norden bis zur Isla Inkawasi, die hier
mitten im Salar liegt. Die Insel kann man übrigens schon aus 30 Km
Entfernung sehen. |
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Ein Traum in weiß! |
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Hexagon-förmige Salzränder: Um
die schönen sechseckigen Salzränder nicht unnötig zu zerstören halten
wir uns auch ganz brav an die Fahrspuren (außer um kurz ein paar Photos
zu machen). |
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Isla Inkawasi: Die Isla Inkawasi ist zwar
nicht die einzige Insel auf dem Salar, doch da sie dort liegt wo sich
die Hauptrouten auf dem Salar kreuzen und zudem noch über ein Restaurant
verfügt, ist sie der Anlaufpunkt für alle Touristenjeeps. Die Insel
selbst ist mit vielen alten Kakteen bewachsen (sollen bis 1200 Jahre
alt sein). Da die ganze Landschaft hier einmal unter dem Meer verborgen
lag, gibt es auf der Insel auch noch viele Korallen, was hier oben
auf dem Altiplano natürlich etwas skurril wirkt. Wir füllen beim Restaurant
unsere Wasservorräte wieder auf und verkrümeln uns dann auf die ruhigere
Südseite der Inseln um eine paar Photoaufnahmen zu machen. Eigentlich
wollen wir hier auch unser Zelt aufschlagen, da wir so sowohl Sonnenuntergang
als auch von Sonnenaufgang genießen können, doch plötzlich setzt ein
sturmartiger Westwind ein, so daß wir uns in den Windschutz der Insel
begeben müssen und keinen schönen Sonnenuntergangsphotos machen können. |
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Paddeln: Einmal im Leben auf einem Salzsee paddeln
dachte ich mir und machen eines unsere Packrafts startklar. Leider
komme ich jedoch irgendwie nicht so richtig vom Fleck. Das ist ja
ein schöner See, wenn man nicht einmal auf ihm paddeln kann. :-))) |
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Marathongruppe: Die Nach verbringen wir
im Windschatten der Insel und als wir am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang
aus dem Zelt spitzen schauen wir nicht schlecht, als auf einmal eine
ganze Gruppe Jogger vorbeikommt!!! Die Gruppe besteht aus 21 überwiegend
amerikanischen Marathonläufern, die hier in Südamerika einen "Laufurlaub"
machen. Spätestens jeden 2. Tag wird gelaufen, und hin und wieder
auch ein Marathon bestritten (einer ist in ein paar Tagen am Lake
Titicaca).Für heute sind auf dem Salar 21 Km angesetzt, bevor es weiter
nach Potosi geht. Die meisten Läufer sind noch nicht ganz so optimal
akklimatisiert, schließlich sind wir ja auf 3650m, und so lassen sie
es relativ ruhig angehen. In der Gruppe ist auch ein deutscher Marathonläufer,
der trotz seines hohen Alters (beinahe 70) erst vor wenigen Wochen
einen Marathon am Nordpol bestritten hat. |
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Salar Uyuni zum schieben: Laut
unserer Karte sieht es so aus als wenn es wesentlich kürzer wäre von
der Isla Inkawasi nach Nordosten direkt nach Tacarani zu fahren als
über die Salinas Garcia im Norden. Kurzerhand entschließen wir uns
unser Glück zu versuchen. Zunächst läuft alles noch recht gut und
so kommen wir östlich des Vulkans Tunapa zu einem netten kleinen Ort
vor dem ein riesige Herde Llamas weidet und bei dem auf einer
kleinen Lagune massig Flamingos zu bewundern sind. Ich frage eine
Llamahirtin, welche Richtung wir am besten einschlagen sollten
um über den Salar nach Tacarani zu kommen, doch Frau hat leider keine
Ahnung ob und was für Orte sich auf der anderen Seite des Salar befinden.
So fahren wir grob nach Gefühl los, da unser Kompaß eine riesige Luftblase
hat und ebenfalls nicht sonderlich hilfreich ist. Da keine der Fahrspuren
in die von uns angepeilte Richtung führt radeln wir einfach "quersalzein".
Das Salz ist schön fest und knirscht wie richtig kalt gefrorener Schnee.
Nach einer Weile wird das Salz jedoch feuchter, wir sinken sogar etwas
ein, und von den Reifen spritzt es überall hin. Wir ändern unsere
Richtung etwas gen Süden und kommen so zum Glück wieder in festere
Regionen. Nach einigen Kilometern ändert sich jedoch die Oberfläche
des Salar erneut und statt der schönen glatten Fahrbahn mit den sechseckigen
Feldern ist es nun sehr rau und hubbelig. Unsere Geschwindigkeit verringert
sich von gemütliche 18 Km/h auf anstrengende 10 Km/h. Nach einer Weile
wird das Salz wieder feuchter und weicher, und wir werden noch langsamer.
Letztendlich wird es so schlecht, daß wir absteigen und schieben müssen.
Plötzlich ändert das Salz abrupt und wir haben es mit weichem ganz
feinem losem Schlamm zu tun. Unsere schweren Fahrräder sinken tief
ein und so kämpfen wir uns mühsam schiebend vorwärts. Insgesamt schieben
wir unsere Räder 7 Km, bevor wir kurz vor Sonnenuntergang wieder festen
Grund erreichen. Zu unsere Freude können wir ein paar Kilometer weiter
ein kleines Dorf sehen. Tacarani, wie wir hoffen. Wir radeln und schieben
auf sandigen Pisten in de kleinen Ort wo wir kurz nach Sonnenuntergang
ankommen. Wie wir nun erfahren sind wir zwar nicht in Tacarani gelandet,
sondern in einem Dörflein mit 3 Familien etwa 10 Km weiter nördlich,
doch da wir eh weiter nach Norden wollen kommt uns das nur gelegen.
Aus der laut Karte einfachen 50 Km Etappe (Abkürzung) ist letztendlich
jedoch ein ziemlich anstrengender 80 Km Tag geworden. |
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Sonja und Ludgardo Teil 1: Ich
glaube wir sehen nach der vielen Schieberei etwas erschöpft und abgekämpft
aus, denn als wir eigentlich nur Wasser auffüllen wollen werden wir
von Sonja und ihrer Nachbarin, einer älteren Indiofrau im traditionellen
Petticoat und Bowlerhut (Melone), direkt auf eine Tasse Tee eingeladen.
Die Küche der Nachbarin ist stockdunkel, hat keinerlei Fenster und
so kommt lediglich durch die Türe etwas Licht herein. Wir dürfen uns
auf das Bett setzten, während die Nachbarin einen Kessel Wasser auf
den am Boden stehenden Gasherd stellt und anschließend eine kleine
Öllampe anzündet. Die Öllampe besteht lediglich aus einem Docht in
einer mit Öl gefüllten Blechbüchse. Vermutlich sehen wir auch halb
verhungert aus, denn zu der Tasse Tee bekommen wir auch noch ein Stück
fritiertes Weißbrot. Nachdem wir mit dem nötigsten versorgt sind ziehen
sich Soja und ihre Nachbarin zurück und wir sitzen alleine im Halbdunkel
und stärken uns in der einfachen aber gemütlichen Küche. Eigentlich
wollen wir wieder aus dem Ort rausradeln um unser Zelt aufzubauen,
doch Sonja und Ludgardo (ihr Ehemann) überzeugen uns, daß es nicht
schlau ist im dunkeln auf der Sandpiste rumzueiern und bieten uns
an, daß wir hier neben der Kapelle gerne unser Zelt aufschlagen können.
Ich helfe Sonja die auf Plastikfolien zum trocken ausgelegten Getreidekörner
(Chinua, irgendein hirseartiges Getreide) zusammenzuräumen,
so daß wir einen ebenen Platz für unser Zelt haben. Wir haben gerade
das Zelt eingeräumt, als Sonja uns sogar noch ein Zimmer anbietet
in dem wir schlafen könnten, doch um nochmal umzuziehen sind wir doch
zu erschöpft und so lehnen wir dankend ab. Zumindest eine Einladung
zum Abendessen für später lässt sie sich jedoch nicht nehmen. Sonja
verschwindet in irgendeinem der Häuser zum Kochen und wir richten
unser Zelt weiter ein. Obwohl es bereits dunkel und etwas kalt ist
lassen wir jedoch die Zelttüre offen, um weiterhin ansprechbar zu
sein. Nach 1,5 Stunden, wir frieren ordentlich und können die Augen
kaum mehr offen halten, steht auf einmal ein etwa zehnjähriges Mädchen
im dunkeln vor unserem Zelt und schaut uns an ohne was zu sagen. Wir
sagen "Hallo", doch noch immer ist die Kleine schweigsam. Schließlich
frage ich das Mädchen, ob sie spanisch spricht (in ländlichen Gegeden
wird in Bolivien nämlich noch oftmals Quechua die Sprache der Inkas
und Aymara gesprochen), was sie mit einem kurzem knappen "Si" beantwortet,
bevor sie wieder ins Schweigen verfällt. Nach einigen schweigsamen
Minuten meint sie schließlich irgendwas aus dem wir die Worte "Mama"
und "Sopa" heraushören und ist schneller verschwunden als der Blitz.
Ok. das wahr wohl die Info, daß das Abendessen fertig ist, doch in
welches der Häuser sollen wir denn nun kommen. Unsicher streifen wir
um die Häuser und nach einer halben Ewigkeit geht auf einmal eine
Türe aufgeht aus der uns Sonja freudig entgegenwinkt. Das Küchenhäuschen
ähnelt eher einem Lagerraum für Getreide und ungenutzte Gebrauchsgegenstände
und das Einzige was erkennen läßt, daß der Raum auch als Küche genutzt
wird ist ein Gasherd, der in einer Ecke steht. Sonja sitzt im Kerzenschein
zwischen einigen Schüsseln und einem großem Suppentopf am Boden. Sofort
bekommen wir zwei kleine Hocker angeboten. Ich biete jedoch meinen
kleinen Hocker der Nachbarin an, da ich nicht will daß sie am Boden
sitzen muß, doch von irgendwoher zaubert sie auf einmal noch eine
kleine Sitzgelegenheit. Ein paar Minuten später kommt Ludgardo, woraufhin
sich die Nachbarin diskret zurückzieht. Jeder bekommt nun eine volle
Schale mit der heiß dampfenden leckeren Suppe. Jaqueline, Sojas und
Ludgardos Tochter die uns zum Essen gerufen hat, setzt sich
auf ein paar Getreidesäcke, während ihr kleiner dreijähriger Bruder
meint er habe keinen Hunger und würde jetzt ins Bett gehen. Die Suppe
ist herrlich und wärmt uns wieder so richtig schön von innen her auf.
Gegessen wird schweigend. Nicht, das wir uns nichts gegenseitig zu
erzählen hätten, doch insbesondere Ludgardo ist sehr erschöpft von
der Arbeit und nickt sogar hin und wieder etwas ein. Nach dem Essen
erzählen wir noch etwas von unserer Reise und unserem Alltag als Radreisende,
wobei wir lediglich von unserer Reise hier in Südamerika berichten
bevor wir todmüde ins Bett fallen. |
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Sonja und Ludgardo Teil 2: Am
nächsten Morgen bringt und Sonja ein frisch fritiertes Brot zum Frühstück
ans Zelt und meint wir sollten doch noch einen Tag hierbleiben und
uns ein wenig ausruhen. Nun stecken wir in der Zwickmühle. Liebend
gerne würden wir noch einen Tag bei Sonja und ihrer Familie verbringen,
doch auf keinen Fall wollen wir ihnen auf der Tasche liegen und uns
wieder von ihnen verköstigen lassen. Normalerweise würden wir nun
anbieten, daß wir heute für alle kochen würden, doch unsere Lebensmittelvorräte
sind gerade mehr als nur limitiert. Wir konnten immer noch kein Geld
tauschen und haben keinen einzigen Boliviano in der Tasche, und bis
zum nächsten Ort wo wir hoffentlich auf eine Bank treffen sind
es noch über 150 Km auf Schotterpisten. Wir haben gerade mal genug
zu essen, daß wir wenn alles gut läuft diesen erreichen können,. Sollten
wir jedoch länger als zwei Tage brauchen wäre fasten angesagt. Lange
überlegen wir hin und her und schließlich entscheiden wir uns doch
dazu weiterzufahren. Der Abschied schmerzt, insbesondere, da Sonja
uns erzählt, daß wir die ersten Gäste in ihrem Leben waren. |
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Weitere Umwege: Von Sonja und Ludgardo
aus folgen wir einer sandigen aber gut zu fahrenden Piste nach Norden,
doch bis wir endlich wieder auf der richtigen Straße sind müssen wir
noch einmal eigne Kilometer mehr radeln als wir erwartet hatten. Die
erhoffte gute Schotterstraße ist jedoch eine üble Waschbrettpiste
aus sehr groben Schotter, so daß wir eher mühsam vorankommen. Nach
und nach wird die Straße jedoch besser und schließlich sogar stellenweise
sehr gut. In Tambo Tambillo füllen wir unsere Wasservorräte
am Dorfbrunnen auf, aus dem mit Hilfe einer alten Belchkiste das Wasser
geschöpft wird. Die Leute hier auf dem Altiplano sind übrigens alle
ausgesprochen nett und freundlich. Von einem Autofahrer bekommen wir
sogar Brot, Kuchen und Kekse geschenkt und einmal wollen uns ein paar
Bauarbeiter zum Essen einladen, (doch bis wir kapiert haben was sie
eigentlich wollen sind wir schon vorbeigeradelt). Nach Santuario
de Quillacas wird die Straße dann noch einmal übel. Hinzu kommt,
daß es hier entweder wieder eine neue Straße gibt oder unsere Karte
wieder einmal falsch ist, denn statt direkt in Santiago de Huari
kommen wir 20 Km weiter südlich raus; bei dem strammen Gegenwind den
wir wieder einmal haben mehr als nur ein Katzensprung. Kurz bevor
wir nach den vielen Kilometern in Staub und Dreck wieder auf die Teerstraße
kommen hat Nadine noch einen Speichenbruch. Anscheinend hat der Mechaniker
in Salta doch nicht so gut eingespeicht. |
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Cuidado Hombres Trabajando! Achtung
Männer beim Arbeiten!!! |
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Gewitter: Eigentlich wolle wir heute noch in Challapata
unsere Wasservorräte auffüllen und endlich Geld tauschen, doch 3 Km
vor Challapata werden wir von einem riesigen Gewitter mit Hagel
und richtig viel Regen gestoppt und können uns gerade noch rechtzeitig
in unser Zelt verkriechen. Hinter der Mauer gibt es einen kleine Brunnen
aus dem Nadine dann zum Glück noch etwas Wasser (recht bräunlich)
holen kann, bevor das Gewitter richtig loslegt. |
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Thermalbäder: In Pazña soll es Thermalbäder
geben, und so fragen wir ein paar Einheimische wo wir die denn finden
würden. Wir erfahren, daß es hier zwei Thermalbäder geben soll. Eines
weiter auf der Straße nach Norden und ein weiteres mit dem Namen Urizza
in die andere Richtung. Das Thermalbad Urizza soll das schönere sein
und so folgen wir dem Rat der Bolivianer. Wie sich dann jedoch herausstellt
liegt das Thermalbad von Urizza 6 Km außerhalb von Pazña und zwar
einer Schotterpiste bergauf folgend hinter einem kleinen Ort. Das
Thermalbad von Urizza gehört zu einer Mine und ein Minenarbeiter mit
gelbem Schutzhelm weist uns unser eigenes Bad in einem etwas baufälligem
Gebäude zu. Anders als in anderen Thermalbädern scheint hier jedoch
der Sinn zu sein sich mal mit warmem Wasser waschen zu können, denn
trotz Hinweisschildern kein Shampoo zu verwenden liegen hier einige
Schampootüten herum. Wir stürzen uns in die Fluten und genießen das
schöne heiße Wasser bis wir schließlich ganz schrumpelige Haut haben.
Fast hätten wir sogar vergessen zu zahlen, da der Minenarbeiter mit
keinem Ton eine Eintrittsgebühr erwähnt hat und die Anlage auch eher
so wirkte, als ob sie für die Minenarbeiter und deren Familien gedacht
wäre. Auch als wir uns von dem Minenarbeiter verabschieden sagt er
immer noch nichts, doch als wir kräftig winkend nochmal an ihm vorbeifahren
fällt ihm plötzlich ein, daß er was vergessen hat. |
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Festival in Pazña: Frisch gewaschen kommen
wir gerade rechtzeitig zurück nach Pazña um einem Festumzug beiwohnen
zu Können, der hier gerade stattfindet. Pazña liegt etwa 80 Km südlich
von Oruro, das für seinen Karneval und insbesondere für die
aufwendigen und imposanten Masken berühmt ist. Anscheinend sind auch
einige Gruppen aus Oruro hierher gekommen, den viele der absolut beeindruckenden
Masken könnten genausogut aus einem Star Wars Film stammen. |
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Tanzgruppen: Knapp zwei Stunden lang bewundern
wir den Umzug, das bunte Treiben und die wilden Tänze. Am Marktplatz
ist eine große Tribüne aufgebaut auf der eine Jury sitzt, die die
Tanzdarbietungen der einzelnen Gruppen bewertet. Am späten Nachmittag
sehen wir auf einmal am Horizont schon wieder dicke Gewitterwolken
aufziehen und machen schnellstens wieder auf den Weg. Auf dem Rausweg
treffen wir dann nicht nur auf noch weitere Tanzgruppen, die sich
gerade bereit machen, sondern direkt hinter dem Ort auf das andere
Thermalbad in einem schönen relativ neuem Gebäude. |
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225. Wochenbericht 17.09. - 23.09.2007
Route: Oruro,
El Alto, La Paz |
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Wind und Regenschutz: Dafür daß
die Regenzeit erst im November anfangen soll haben wir hier reichlich
viele Gewitter. Gegen den Regen und den stets stürmischen Nordwind
hilft manchmal nur die Flucht in die Straßendurchlaßrohre. |
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Radelfamilie: Zwischen Oruro und La Paz
treffen wir auf Jacqueline, Pierre, Jeanna, Louis und Matthieu, eine
französische Familie auf einjähriger Radweltreise. Während Jeanna
und Louis wechselweise mit Mama auf dem Tandem oder alleine auf einem
Kinderrad (mit Gepäcktaschen!) radeln genießt es Matthieu von Papa
im Fahrradanhänger durch die Welt kutschiert zu werden. Die komplette
Zeltausrüstung ist übrigens auch mit an Bord. Ganz stolz erzählt uns
Jeanna, daß sie hier auf dem Altiplano in Bolivien täglich etwa 70
Km radeln. Wir sind beeindruckt, haben wir die letzten Tage immer
gerade mal 45 Km geschafft (Nadine hatte starke Magenprobleme und
der Gegenwind war auch nicht hilfreich). Von Bolivien radelt die Familie
dann weiter über Argentinien bis nach Puerto Montt in Chile. Von Südamerika
soll es im Januar 2008 dann weiter nach Neuseeland gehen. |
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Sandsturm: Kurz nachdem wir die französische
Familie getroffen haben geraten wir auf einmal in ein strammes Gewitter
samt Sandsturm und schaffen es gerade noch rechtzeitig uns in ein
verlassenes Haus zu flüchten bevor draußen die Weltuntergangsstimmung
einsetzt. Kurz vor Sonnenuntergang hat sich das Wetter zwar wieder
beruhigt, doch wir beschließen die Nacht hier im Haus zu verbringen. |
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La Paz: La Paz ist zwar mit 3600m - 4000m die höchstgelegene
Hauptstadt der Welt, doch das allein ist noch nicht alles. La Paz
liegt nämlich mitten in einem riesigen Cañon währen am Horizont schneebedeckte
6000er liegen. La Paz heißt übrigens "Der Frieden". Wir kommen vom
Süden an die Stadt heran und der erste Blick in das Meer aus Häusern
ist wirklich atemberaubend! Doch nun heißt es erst einmal von dem
auf 4000m gelegenem Cañonrand hinunter ins Stadtzentrum radeln.
Wir würden die Abfahrt noch viel mehr genießen wenn wir nicht wissen
würden, daß wir hier wieder hoch müssten. In der Stadt selbst herrscht
dann das liebenswerte Gewusel und Chaos, das wir bereits aus Südostasien
kennen, jedoch um einiges gemütlicher. Nach den chaotischen und lauten
Großstädten in Argentinien und Chile fühlen wir uns hier auf Anhieb
sehr wohl. |
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Friedensnobelpreis für Evo Morales:
Am 20. September ist auf dem Plaza de Murillo auf einmal ein großer
Menschenauflauf. Es spielt die Militärmusikkapelle der Bolivianischen
Marine (obwohl Bolivien keinen Zugang zum Meer hat) und eine indigene
Flötengruppe. Die Veranstaltung gilt der Nominierung des bolivianischen
Präsidenten Evo Morales für den Friedensnobelpreis 2007. Evo Morales
ist der erste Präsident Boliviens der aus der Gruppe der Indigenen
Bevölkerung kommt und wurde 2006 gewählt. Obwohl international etwas
umstritten genießt er in Bolivien ein sehr hohes Ansehen, da ihm die
alten Traditionen und der Schutz der Natur sehr am Herzen liegen und
er versucht die Lebensbedingungen der einfachen Dorfbewohner zu verbessern.
Mehr Info dazu unter: http://www.evonobel2007.org/ |
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Lausers on Tour: Nach etwas mehr als vier
Jahren treffen wir Nicki und Gerhard wieder. Wir haben die beiden
österreichischen Radler zwischen Wien und Bratislava getroffen und
damals gemeinsam nach einem Zeltplatz gesucht. Nicki und Gerhard haben
damals ihre Semesterferien genutzt um in zwei Monaten nach Damaskus
zu radeln. Ihr Lehramtsstudium haben die beiden gerade noch erfolgreich
abschließen können, bevor sie wieder ernsthaft vom Radelfieber gepackt
wurden. Seit mittlerweile zwei Jahren sind sie nun auf dem Weg von
Alaska nach Feuerland. Natürlich gibt es viel zu erzählen und so ratschen
wir die halben Nächte hindurch bevor wir stets durch menschenleere
Gassen wieder in unser Hostel zurückkehren. Obwohl wir fast
eine Woche gemeinsam hier verbracht haben haben wir es jedoch leider
nicht auf die Reihe bekommen ein vernünftiges Bild von den beiden
zu machen (sorry). Mehr auf ihrer Internetseite http://lausers.heim.at/ |
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Markt in El Alto: Am Sonntag geht es hoch
auf den Wochenmarkt von El Alto, oben am Cañonrand den wir gemeinsam
mit Nicki und Gerhard besuchen. Die Lage des Marktes entlang einer
Eisenbahnschiene direkt am Cañonrand ist grandios! Obwohl wir vorher
bereits mehrmals gewarnt worden waren wie gefährlich der Markt sein
soll fühlen wir uns hier oben sehr wohl. Die Marktfrauen sind unglaublich
liebenswert und es macht unglaublich viel Spaß hier über den Markt
zu bummeln auf dem es von gebrauchten Klamotten über die neueste Raubkopie
amerikanischer Musikgruppen nahezu alles gibt was das Herz begehrt,
und uns mit den Leuten zu unterhalten. |
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El Cargador: Letztendlich ersteht Nadine
dann auch eines der bolivianischen Tragetücher der Frauen. Obwohl
vermutlich eigentlich nur zum Transport der Babys gedacht gehört so
ein Tragetuch zum obligatorischen Bekleidungsstück der bolivianischen
Frauen. Uns ist es zwar ein Rätsel warum, doch irgendetwas scheinen
die Bolivianerinnen immer zum herumschleppen zu haben. Zumindest passt
in so einen Cargador jedoch etwas mehr hinein als in deine durchschnittliche
europäische Damenhandtasche. :-) |
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Fußballspiel: Mitten auf dem Markt in El
Alto befindet sich auf einmal ein kleiner Fußballplatz auf dem gerade
eine Partie am laufen ist. Selbst mit viel wohlwollen kann man die
Platzverhältnisse nur als übel beschreiben, doch zum Glück zollt der
sehr strengen Schiedsrichter den Platzverhältnissen Rechnung indem
er keinerlei raues Spiel duldet. Hinter dem einen Fußballtor befindet
sich eine kleine Müllkippe, während auf der anderen Seite direkt Marktstände
liegen. Während der bereits reichlich ramponierte Ball des öfteren
zwischen den Marktständen landet wird einmal sogar eine ältere Marktbesucherin
voll angeschossen. Irgendwie erinnert das Fußballspiel ein kleinwenig
an das Fußballspiel auf dem Markt in dem deutschen Kinofilm WERNER:
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226. Wochenbericht 24.09. - 30.09.2007
Route: La Paz |
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Spanischkurs: In einem weiteren Versuch
unsere Spanischkenntnisse aufzubessern machen wir hier in La Paz einen
Spanischkurs. Da wir in Buenos Aires wesentlich mehr in den Einzelstunden
als in den Gruppenstunden gelernt haben wenden wir uns diesmal an
eine selbständige Spanischlehrerin, jedoch leider mit geringem
Erfolg. Immer wieder müssen wir nämlich beim Nacharbeiten feststellen,
daß uns unsere Lehrerin einige Grammatikregeln komplett falsch erklärt
hat oder Verben in die falschen Verbguppen einsortiert hat. Als wir
sie daraufhin ansprechen kommt lediglich eine Flut von Ausreden. Nach
einer Weile finden wir heraus, daß unsere Lehrerin zu den Zeugen Jehovas
gehört und so wird uns zumindest klar, warum wir uns immer über so
komische Themen in unseren Spanischstunden unterhalten (Die Bedeutung
der Bibel, ...). So bekomme ich als Spanischlektüre einen "Wachturm"
geschenkt. Außerdem werden wir zu einem Kongress der Zeugen Jehovas
hier in La Paz eingeladen. Wegen dem Kongress finden unsere letzten
beiden Unterrichtsstunden dann auch am späten Abend statt mit dem
Erfolg daß bei mir die Lehrerin mehrmals im Unterricht einschläft.
Die Grammatikregeln zum Subjuntivo (eine besondere Verbform im Spanischen)
diktiert sie mir dann auch direkt aus einem Buch vor. Doch da sie
auch dabei mehrmals einnickt ergeben die Regeln jedoch keinen Sinn.
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Gitarrenunterricht: Doch nicht nur meinen
Spanischkenntnissen habe ich hier in La Paz eine Aufbesserung gegönnt.
Dank Kosten für eine Unterrichtsstunde von 3,-$ US habe ich mir hier
auch ein paar Gitarrenstunden geleistet. Ramirez der Bolivianer mit
der schnellsten Aussprache in ganz La Paz hat es auf meine ungelenken
Finger abgesehen. Dank der Übungen die er mich machen läßt habe ich
nach jeder Stunde gleich mehrere Knoten in meinen Fingern und ordentlich
Muskelkater in den Unterarmen, doch nach ein paar Tagen fängt alles
sich etwas zu lockern und wir spielen gemeinsam ein paar einfache
Lieder. |
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Demonstrationen: Die Demokratie in Bolivien
ist gerade mal 25 Jahre jung und dementsprechend engagiert sind die
Bolivianer. Demonstrationen mit Straßenblockaden sind an der Tagesordnung
und da sie eigentlich friedlich verlaufen stört sich auch keiner weiter
daran. Alle Demonstrationen die wir gesehen haben ähnelten eher einem
gemütlichem Plausch auf der Straße bei dem die Demonstranten ein paar
Schilden mit ihrem Forderungen in die Höhe hielten. Lediglich bei
einem kleineren Menschenauflauf vor dem Gericht haben die demonstrierenden
Frauen ihre Forderungen nach mehr Gerechtigkeit auch noch mit lautstarken
Parolen unterstützt. |
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Heilermarkt: In La Paz gibt es einen sogenannten
"Hexenmarkt" der gut zum Vorbild für einige Szenen bei Harry Potter
hätte Modell stehen können. "Aberglaube" ist in Bolivien noch sehr
ausgeprägt und so gibt es hier die wundersamsten Dinge zu kaufen.
So gibt es Badezusätze die den Wunschpartner dazu bringen sollen sich
in einen zu verlieben wenn man dazu noch einige Vater unser betet,
oder Parfums die zu Wohlstand führen. Etwas sehr ungewohnt für uns
sind jedoch die zum Verkauf angebotenen Lamaföten die man sich dann
zum Beispiel über die Türe nagelt. Daneben gibt es aber auch eine
Frau die allerlei Heilkräuter verkauft und da ich gerade einige offene
Stellen im Mund habe können wir hier etwas Salbei kaufen den man in
den Apotheken vergeblich sucht. |
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Staatsbesuch: Ich laufe gerade so von meiner
Gitarrenstunde nach Hause, als ich überall super viel Polizei sehe
und auf dem Plaza Murijjo einen kleine Menschenauflauf bemerke. Ich
mische mich unters Volk das vor dem Regierungspalast steht um auf
irgendjemand zu warten. Ich bin gerade mal ein paar Minuten da, als
die Balkontüren im ersten Stock aufgehen und Evo Morales, der bolivianische
Präsident, mit seinem Gast dem iranischen Staatspräsident Mahmud Ahmadinejad
vors Volk treten. Die Menge jubelt und schließlich fassen sich die
beiden Präsidenten an den Händen und strecken sie siegesbewußt in
die Höhe. Nach ein paar Minuten ziehen sich die Staatspräsidenten,
die von der Presse am nächsten Tage vertraulich Evo und Mahmud genannt
werden, zurück um sich den Staatsgeschäften zu widmen. Obwohl Mahmud
Ahmadinejad lediglich 5 Stunden in La Paz verweilt unterzeichnet er
mit Evo Morales Verträge, die iranische Investitionen in Bolivien
in einer Höhe von 1100 Mio. $US garantieren, wie ich am nächsten Tag
der lokalen Zeitung entnehme. Daneben erklären die beiden Staatsoberhäupter
aber auch, daß sie einen Weg des Friedens beschreiten wollen und daß
sie nukleare Programme lediglich zur friedlichen Nutzung betreiben
wollen (denke das das jedoch eine eher einseitige Erklärung ist, da
ich noch nie was von bolivianischen Nuklearprogrammen gehört habe).
Ferner erklärt der iranische Präsident: "Quiero anunciar en voz
alta que nosotros, tamados de las manos,vamos a construir nuestras
sagradas tierras, erradicamremos la pobreza y llevaremos a nuestros
pueblos a la paz", ... "los dos pueblos (Bolivia y Iran), en el camino
de sus altas ideas, salrdán victoriosamente". ("Ich will mit lauter
Stimme erklären, daß wir, uns an den Händen nehmend, unsere heiligen
Länder aufbauen werden, daß wir die Armut ausrotten werden und unsere
Völker zum Frieden tragen werden," ... "die zwei Völker, auf dem Weg
ihrer hohen Ideen, werden siegreich sein".) |
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Qué aliado: Welch Verbündeter. Während
Bolivien für jede wirtschaftliche Unterstützung dankbar ist, scheint
der iranische Präsident nach internationalem Rückhalt in seinem Atomstreit
mit den USA zu suchen. Laut Zeitungsberichten haben sich die beiden
Präsidenten so gut verstanden, daß sie sich gleich mehrmals umarmt
haben. Sehr interessant fand ich, daß am nächsten Tag in mehreren
Artikeln nicht nur ausführlich über das Treffen der Staatschefs
berichtet wurde, sondern auch der Iran, seine Kultur und seine Religion
umfassend dargestellt wurden. Bei all der Freude über die wirtschaftlich
Hilfe haben die Reporter es jedoch nicht vergessen, daß die Situation
der Frauen im Iran sicherlich verbesserungswürdig ist und die Mißstände
in einigen Artikel auch klar benannt. Der Anblick von Morales und
Ahmadinejad wie sie siegesgewiss ihre gefaßten Hände gen Himmel strecken
hat jedoch nicht nur mich nachdenklich gestimmt. Die beiden sind übrigens
die ersten Staatsoberhäupter die ich aus nächster Nähe sehe. |
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Südamerika wacht auf: Südamerika
regt sich, und nachdem die wilden Jahre der Militärdiktaturen (vorerst)
überwunden sind verbreitet sich mit wachsender Demokratisierung auch
der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und internationalem Einfluß. Zumindest
in diesem Sinne deute ich die Gründung von MERCOSUR, einer wirtschaftlichen
Kooperation der südamerikanischen Staaten (wie einst die EWG). Ferner
plant man die Gründung einer "Bank des Südens" um mehr Unabhängigkeit
von der Weltbank zu erreichen. Insbesondere der radikale venezuelanische
Präsident Hugo Chávaez (mit Bolivien, Equador und Argentinien im Rücken)
und der gemäßigte brasilianische Präsident Luiz Ignázio Lula da Silva
(mit Peru, Uruguay, Paraguay und Chile auf seiner Seite) treiben Südamerika
in eine neue Richtung. Brasilien strebt gar einen ständigen Sitz im
Sicherheitsrat der UN an während sich Hugo Chávez die politische Kompromisse
seiner Verbündeten erkauft ( der Hubschrauber der während des Besuches
des iranischen Präsidenten über La Paz kreiste ist eine Leihgabe von
Cháves). Interessant bei der Karikatur ist auch die "neue" Rolle die
der Künstler für die USA sieht: Während Lula und Chávez um die Hegemonie
in Südamerika spielen sitzen die USA abseits des eigentlichen Geschehens
und beschäftigen sich mit Kolumbien. |
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Nicht lügen, nicht stehlen, nicht
faul sein: Das Inkarecht: Wie uns unsere Spanischlehrerin erzählt
gilt in einigen Regionen Boliviens noch das alte Inkarecht mit dem
Motto: Nicht lügen, nicht stehlen, nicht faul sein. Kaum glauben können
wir jedoch als sie uns erzählt, daß demnach z.B. mit Dieben kurzer
Prozeß gemacht wird und sie einfach verbrannt werden. Ein paar Tage
später treffen wir dann auf zwei Argentinier, denen in einem Laden
beim anprobieren von Klamotten der Photo gestohlen worden war. Sofort
wollten die Ladenangestellten und der Mob die für den Diebstahl verdächtigte
Frau zur Rechenschaft ziehen, und nur durch das Einschreiten der beiden
Argentinier wurde Schlimmeres verhindert. Besonders gefreut hat uns,
daß die beiden Argentinier nach einigen Tagen und einigen Verhandlungen
ihren Photo schließlich wiederbekommen haben! |
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227. Wochenbericht 01.10. - 07.10.2007
Route: La Paz, La Cumbre, Caranavi, Villa Florida |
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Aufbruch aus La Paz: Von La Paz aus wollen
wir Richtung Westen in die Yungas und anschließend weiter nach Amazonien.
Doch vor der großen Abfahrt müssen wir erst einmal ordentlich bergauf,
nämlich von 3600m in La Paz auf 4700m in La Cumbre. Nach der tadelfreien
Zeit fällt uns der Anstieg aus La Paz heraus schwerer als geglaubt.
Wie üblich bläst uns am Mittag wieder ein strammer eisiger Wind entgegen,
der jeden Meter zur Qual werden lässt, so daß wir früher als geplant
am späten Nachmittag kurz vor dem Paß unser Zelt aufschlagen. Am nächsten
Morgen passiert dann das schier Unglaubliche: Ich werde gerade von
einem Lkw überholt als der Beifahrer genau in diesem Moment
die Türe öffnet um mich vom Fahrrad zu schubsen! Ich habe unglaublich
viel Glück, denn anstatt mich trifft die Türe "lediglich" meine hintere
Packtasche, so daß ich nur etwas ins schleudern komme. Außerdem habe
ich das Glück, daß an dieser Stelle gerade mal keine tiefer Abgrund
neben mir ist! Obwohl dies sicherlich die unglaublichste Verkehrssituation
auf unserer Reise war spiegelt sie jedoch keinesfalls die Verhältnisse
in Bolivien wieder, wo wir von den Bolivianern ansonsten sehr herzlich
aufgenommen werden. |
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The worlds most Dangerous Road:
Da wir uns zunächst nicht sicher sind, ob der Türangriff hier vielleicht
eine Marotte der Lkw Fahrer ist, die mittlerweile völlig genervt von
den ganzen Radfahrern sind die in organisierten Gruppen die sogenannte
"Death road" hinunterradeln, zweigen wir direkt nach La Cumbre auf
eine steile ungenutzte Schotterstraße ab. Die geführten Touren fahren
alle die ersten 20 Km auf der Teerstraße bis zum eigentlichen Abzweig
der berüchtigten gefährlichsten Straße der Welt hinab in die Yungas.
Vermutlich ist den Gruppen der obere Teil technisch jedoch zu anspruchsvoll,
gilt es doch einige Bäche und Steilhänge zu überwinden. Wir haben
mit unseren schwerbeladenen Rädern jedoch keinerlei ernsthafte Probleme
und genießen die herrliche einsame und Auto freie Landschaft in volle
Zügen. |
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Bachdruchquerung: Ein älterer Farmer gibt
uns zwar noch den Tip, daß wir uns nach der nächsten Brücke links
halten sollen, doch irgendwie verpassen wir den Abzweig und landen
schließlich vor einem größeren Bach ohne Brücke. Nun heißt es alles
abladen und auf die andere Seite tragen, doch ohne dabei ins kühle
Naß zu fallen, was auf den rutschigen Steinen jedoch gar nicht so
einfach ist. |
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Erdrutsch: Wir folgen weiter der parallel
zur geteerten Straße verlaufenden Schotterpiste und landen so, nachdem
wir einige idyllische Dörfer durchquert haben, direkt vor einem Erdrutsch.
Wären wir mit einem Auto unterwegs müssten wir jetzt umdrehen, doch
so laden wir einfach wieder unsere Räder ab und tragen unsere Ausrüstung
auf die andere Seite. Ich trage gerade noch als letztes Nadines Fahrrad
über das lose Geröll als plötzlich ein großer Stein nachgibt und mit
ihm auf einmal der "halbe Hang" ins rutschen gerät. Ich liege schnelle
auf der Nase als mir lieb ist und kann gerade noch verhindern weiter
abzurutschen. Dank Nadines Hilfe, die mir das Rad abnimmt, komme ich
wieder zurück auf festen Boden und schließlich sicher auf die andere
Seite. |
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Zelten auf der gefährlichsten Straße
der Welt: Anders als die geführten Touren, die für die landschaftlich
grandiose Strecke gerade mal einige stunden Zeit haben verfügen wir
reichlich über jene und schlagen so am frühen Abend unser Zelt in
einem an der Straße gelegenen Steinbruch auf. Zum Abendessen setzen
wir uns dann jedoch nochmal an den Wegrand um die zwar diesige aber
trotzdem eindrucksvolle Landschaft zu genießen. |
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Urwald: Je weiter wir bergab in die Yungas radeln
desto dichter und wilder wird die Pflanzenwelt und nachdem wir am
Vortag noch durch karge Hochtäler geradelt sind befinden wir uns nun,
nur wenige Kilometer später, im dichten Urwald. |
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Geführte Radtouren auf der "Death
Road": Obwohl wir insgesamt 2 Tage auf der berühmten Touristenradstrecke
sind haben wir, da wir im oberen Teil die Teerstraße gemieden haben,
unterwegs nur eine Einzige geführte Gruppe angetroffen. Zunächst werden
wir von der Gruppe noch überholt, doch ein paar Kurven später treffen
wir auf einmal wieder einen der Guides. Sein Rad schiebend! Wir fragen
nach seinem Problem, und er meint er hätte einen Platten, jedoch keine
Luftpumpe! Wir haben schon viel von den geführten Radtouren hier gehört,
doch daß der Guide nicht einmal eine Luftpumpe mit dabei hat finden
wir wirklich sehr witzig. Wir helfen ihm mit unserer Luftpumpe aus
und ein paar Minuten später begibt er sich auf die Aufholjagd zu seiner
Gruppe. Wir machen gerade Pause auf einer kleinen Ausbuchtung als
das Begleitfahrzeug der Radgruppe kommt (die haben auch eine Pumpe
dabei) und wir zum Dank für unsere Hilfe je ein belegtes Käsebrötchen
und ein paar Bananen überreicht bekommen! Die Gruppe der wir begegnet
sind war recht ruhig und gesittet unterwegs (mit je einem Guide am
Gruppenanfang und am Schluß), doch prinzipiell haben wir da eher andere
Geschichten gehört. Die Straße ist zwar stellenweise sehr ausgesetzt
und die tiefen Abgründe sind schon erfurchtserweckend, doch als gefährlich
haben wir die Straße keineswegs empfunden. Zumindest seitdem die neue
Teerstraße letztes Jahr eröffnet wurde gibt es kaum mehr Lkw- und
Busverkehr, der die enge Straße sicherlich um einiges abenteuerlicher
gemacht hat. Trotzdem verunglücken hier Touristen als Teilnehmer von
geführter Radtouren tödlich (sie stürzen einfach über einen Abgrund).
Ursache dürften hier jedoch eher überhöhte Geschwindigkeit, unerfahrene
Radler die sich selbst überschätzen und Guides die ihre Kunden zu
zu schnellem Radeln animieren sein als die "gefährliche Straße". Eigentlich
sind Unfälle kein Wunder, wenn wir von einem Guide erfahren daß sie
die Strecke für die wir 1,5 Tage gebraucht haben in 1,5 - 3 Stunden
radeln! Viel Zeit um die Landschaft zu genießen und Photos zu machen
bleibt dabei jedenfalls nicht. Abgesehen davon erhöht der ein oder
andere abgestürzte Tourist ja auch die scheinbare Gefahr und somit
den Reiz der Tour und folglich auch das Geschäft! |
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Abgründe und Engstellen: Einige
der Abgründe und Engstellen auf der WMDR (worlds most dangerous road)
sind wirklich atemberaubend und auch der Grund für den "legendären
Ruf" der Strecke. Gerade diese Stellen wurden leider viel zu oft den
Lkws und Bussen zum Verhängnis, die versucht haben sich hier aneinander
vorbeizuzwängen. Laut einem Hinweisschild bei einem Checkposten sollen
im letzten Jahr 16 Menschen auf der Strecke tödlich verunglückt sein;
darunter auch zwei Touristen. |
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US Bolivianer: Kurz nach Ya trifft dann
die alte Straße wieder auf die neue Teerstraße und für eine paar erholsame
Kilometer bleibt es geteert, auch wenn es uns ein Rätsel ist warum
in den Orten statt Teer Kopfsteinpflaster liegt (vielleicht war den
Anwohnern der Teer zu leise). Der Teer bleibt uns nur kurz erhalten
und unversehens finden wir uns wieder auf einer Staubpiste wieder.
Wir sind mittlerweile von 4700m bis auf etwa 1100m abgefahren und
zusätzlich zu dem Staub kommt eine für uns ungewohnte schwüle Hitze.
Am späten Nachmittag werden wir auf einmal in perfektem amerikanischen
Englisch angesprochen. Juan und Jenny (ein bolivianisch argentinisches
Paar) leben eigentlich in New York, doch da er hier aus den Yungas
stammt kommen sie seit ein paar Jahren immer wieder hierher zurück
um Urlaub zu machen. Im Moment sind sie dabei hier in dem Ort in dem
er aufgewachsen ist ein Grundstück zu erwerben um sich ein nettes
Häuschen zu bauen um später den Lebensabend hier (jeweils ein halbes
Jahr hier und ein halbes Jahr in den USA) zu genießen. Juan erzählt
uns, daß es hier früher kaum Staub gab, da die Straße teilweise sogar
noch mit Gras bewachsen war, doch irgendwann hat die Regierung Schotter
aus dem Altiplano anfahren lassen um die Straße zu verbessern und
seitdem wäre hier alles so staubig. Etwas weiter unterhalb der Straße,
da wo sie ihr Haus bauen wollen, wäre es aber nicht ganz so schlimm.
Abgesehen davon seinen nun dank finanzieller Unterstützung aus Deutschland
die Pläne zum Fortführen der Teerstraße unter Dach und Fach und in
12 Monaten würde der Staub hier der Geschichte angehören. Wir fragen
Juan noch etwas über den bolivianischen Präsidenten aus und obwohl
es ihm zwar nicht gefällt, daß er mit Hugo Cháves so viel unter einer
Decke stecke erzählt er uns, daß Morales ansonsten seine Sache sehr
gut mache. Anders als vermutlich alle anderen Präsidenten der Welt
habe Morales nach Amtsantritt erst einmal sein Gehalt halbiert und
ebenfalls die Gehalter der Parlamentarier gekürzt! Anläßlich des Erdbebens
vor wenigen Wochen in Peru habe Morales sofort die Hälfte seines Gehaltes
für die Erdbebenopfer gespendet und seine Minister dazu angehalten
es ihm gleich zu tun und zumindest 25% der Ihrigen zu spenden. |
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Guter Ruf: Bereits gestern waren wir etwas
verdutzt, als sämtliche Mitglieder eines Straßenbautrupps spontan
ihre Hüte gezogen haben und uns besonders herzlich eine gute Weiterreise
gewünscht haben, nachdem sie erfahren hatten, daß wir Deutsche sind.
Auch Juan berichtet uns, daß wir Deutschen hier in Bolivien einen
sehr guten Ruf hätten. Nicht nur, weil wir finanziell viele Bauprojekte
unterstützten würden (wie z.B. die neue Teerstraße), sondern auch
weil die Deutschen die besten Schulen in Bolivien unterhalten würden
(etwas das wir bereits aus Uruguay kennen) und mit Fabriken die sie
errichten würden die Wirtschaftskraft Boliviens stärken würden. Nicht
zuletzt würden wir als Touristen ebenfalls viel Geld ins Land bringen. |
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Lauschiger Zeltplatz: Nach dem
absolut ruhigen Zeltplatz vom Vortag erwischt es uns diesmal ziemlich
übel. Die Straße verläuft in einem engen Tal und alle halbwegs ebenen
Plätze sind bebaut. Erst weit nach Sonnenuntergang entdecken wir direkt
neben der Straße eine verlassene Bauruine. So nahe an der Straße haben
wir zwar noch nie geschlafen doch Alternativen gibt es keine. Um nicht
zu viel Aufmerksamkeit zu erregen bauen wir unser Zelt jedoch erst
auf als es bereits vollkommen dunkel ist. Während wir gerade so mit
unserem Abendessen da sitzen kommt auf einmal mitten aus dem dunklen
Gebüsch ein Jäger mit Taschenlampe und geschultertem Gewehr spaziert
und macht sich nach einem kurzem Gruß auf dem Heimweg. Eigentlich
hatten wir gehofft, daß in der Nacht der Verkehr, wie auf allen Straßen
normalerweise, stark nachlassen würde, doch hier ist es gerade umgekehrt.
Ein Lkw und ein Bus nach dem anderen donnern nur wenige Zentimeter
an unseren Köpfen vorbei und da sich hier außerdem auch eine Ausweichstelle
befindet wird des öfteren auch lautstark gehupt. Eine alles andere
als erholsame Nacht. |
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Die vielleicht dreckigste Straße
der Welt: Das letzte mal, daß wir auf einer Straße so eingestaubt
worden sind war in Kambodscha und auch damals war es ähnlich heiß
und drückend. Interessant ist übrigens, daß obwohl hier in Bolivien
normalerweise Rechtsverkehr herrscht hier auf den engen schmalen Straßen
in den Yungas Linksverkehr vorgeschrieben ist. Der Grund ist einleuchtend,
denn so befindet sich der Fahrer jeweils auf der Seite des Abgrundes
und kann so viel besser abschätzen wie weit er sich an den Straßenrand
wagen kann. |
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Vorgarten des Amazonas: Die Landschaft
hier im Vorgarten des Amazonasgebietes ist absolut herrlich: Unsere
Straße schlängelt sich durch ein wunderschönes mit Jungle bewachsenes
Tal. Unter uns liegt ein herrlich blauer Fuß, Papageien fliegen kreischend
über unsere Köpfe hinweg und riesige leuchtend blaue Schmetterlinge
hängen gaukelnd in der Luft. Fast schon ist das Wort "paradiesisch"
dabei sich in meinem Kopf einzuschleichen, als ein Lkw um Ecke kommt
und wir wieder für geraume Zeit unter einer dicken Staubwolke verschwinden. |
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Paddeltour Rio Coroico: Von Caranavi
aus wollen wir über die Flüsse Coroico, Kaka und Beni bis in das Junglestädtchen
Rurennabaque in Amazonien paddeln. Etwa eine Wochenlang habe ich in
La Paz vergeblich versucht eine Karte der Region zu finden und letztendlich
haben wir die in der Touristeninformation aushängende Karte abfotografiert
, ausgedruckt und einlaminiert. Die Entfernung von Caranavi nach Rurrenabaque
ist schwierig einzuschätzen, doch wir vermuten, daß es etwa 250 -
300 Km sein dürften. Je nach Strömung planen wir mit 7 - 9 Tagen und
kaufen dementsprechend Lebensmittel ein. Es gibt unterwegs zwar einige
Orte, doch wie groß die tatsächlich sind wissen wir nicht. Direkt
vor unserem Hostel fließt ein Seitenarm des Rio Coroico und so können
wir mit Hilfe des Ventilators unsere Boote im Handumdrehen aufblasen
ehe wir uns auf unsere Reise in unbekannte begeben. |
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Stromschnellen: Für uns sind unsere Bootsetappen
immer etwas besonderes, da es immer sehr schwierig bis nahezu unmöglich
ist, über die jeweiligen Flüsse irgendwelche Informationen, ganz zu
schweigen von verlässlichen Informationen, zu bekommen. Über unsere
jetzige Bootstour wissen wir lediglich, daß der Rio Coroico flach
und ruhig sein soll und daß auf den Flüssen Kaka und Beni hin und
wieder ein Schiff für Touristen verkehrt soll. Der Fluß ist hier in
Caranavi die Hauptwasch und -badeanstalt und so paddeln wir vorbei
an Männern die ihre im Fluß stehenden Autos und Lkws schrubben, an
Frauen die ihre Wäsche waschen und an Jugendlichen dich sich zur Morgenwäsche
versammelt haben. An ein paar steinigen Flachstellen schieben wir
unsere Boote etwas und zum Abschluß passieren wir noch einen parallel
zum Fluß verlaufenden Militärschießstand. Für die kurze Feuerpause
während wir vorbeipaddeln sind wir den Soldaten sehr dankbar. Kaum
aus Caranavi heraus wird der Rio Coroico dann jedoch wesentlich wilder
als erwartet und alle paar Meter stoßen wir auf Stromschnellen die
ich als WW I-II einstufen würde. Unsere Boote bewähren sich jedoch
hervorragend. Da wir keine Spritzdecken haben bekommen wir zwar jedesmal
ein paar ordentliche Ladungen Wasser ins Boot, doch ansonsten passieren
wir die schwierigen Stellen problemlos. So richtig schnell kommen
wir trotz guter Strömung jedoch nicht voran, da wir ständig damit
beschäftigt sind, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. |
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Unfreiwillige Badeeinlage: Am
ersten Tag passe ich bei ein paar Stromschnellen nicht so recht auf
und ehe ich mich versehe werde ich direkt auf eine im Wasser liegende
Baumkrone zugetrieben. Ich mach mich schon halb auf eine unfreiwillige
Badeeinlage gefaßt doch irgendwie rausche ich gerade noch so unter
ein paar der dornigen Äste hindurch. Eigentlich habe ich befürchtet,
daß die Dornen das Boot aufschlitzen, doch glücklicherweise hat nur
der wasserdichte Packsack einen kleinen Riß sowie ich je eine Schramme
an Hand und Oberarm. Das wäre ja nochmal gut gegangen. Am zweiten
Tag kommen wir dann an eine Stelle an der die Strömung uns direkt
an eine Felswand drückt. Diesmal passt Nadine nicht auf und ehe sie
sich versieht legt sie auch schon eine unfreiwillige Badeeinlage ein.
Bei der Aktion verlieren wir ärgerlicherweise zwei unserer Trinkwasserflaschen,
aber ansonsten sind alle (Nadine, Boot, und Sachen im Packsack) wohlauf. |
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228. Wochenbericht 08.10. - 14.10.2007
Route: Caranabi, Mayaya, Rurennabaque, Caranavi |
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Nadine in Aktion: |
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Rio Kaka: Nach eineinhalb Tagen erreichen wir den
Rio Kaka. Anders als der Rio Coroico ist der Rio Kaka jedoch eine
braune Brühe und außerdem keineswegs wie erwartet ruhig. Es geht weiterhin
durch die Berge und da wir nun mehr Wasser haben werden die Stromschnellen
größer und etwas wilder. Nach dem schönen klaren Wasser der ersten
beiden Tage ist es irgendwie komisch in dem schlammig braunem Wasser
zu paddeln und insbesondere bei den Stromschnellen wirkt es so, als
ob man eine Tasse Kakao kräftig durchrütteln würde. Am zweiten Tag
liegt auf einmal in einer Engstelle ein riesiger Felsbrocken mitten
im Fluß. Bei unserm Wasserstand ist die Stelle zwar anspruchsvoll
jedoch problemlos fahrbar. Von den anderen Bootsfahrern erfahren wir
aber, daß es hier in der Regenzeit viele bisweilen tödliche Unfälle
geben würde. Mit steigendem Wasserpegel werden dann nämlich die Wellen
und Strudel größer, so daß selbst große Boote kentern. |
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Mayaya: Mayaya ist der erste größere Ort den wir am
Vormittag des 4. Tages passieren. Während Nadine im Oberdorf unsere
Brot und Keksvorräte auffrischt unterhalte ich mich mit dem Fahrer
eines Bananenkutters. Da der Ort etwas abgelegen ist sind die Einwohner
jedoch etwas erstaunt wie wir denn hierher gekommen seien. |
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Goldwäscher: Vor einigen Jahren wurde hier
am Rio Kaka Gold gefunden und so treffen wir überall am Fluß auf Goldwäscher,
die hier unter einfachen Planen hausen. 1-2 Gramm Gold würde er am
Tag mit seiner Goldpfanne aus dem Gestein waschen, meint einer der
Goldwäscher der gerade auf dem Weg zurück zu seiner Familie in Mayaya
ist. Eine harte Arbeit meine ich, doch er meine er müsse dafür nur
6 Stunden arbeiten und es wäre auch nicht so anstrengend, auch wenn
es schon ziemlich kalt sei ständig im kalten Fluß zu stehen. Der gesündeste
Job ist es außerdem auch nicht, da das Gold hier noch mit Quecksilber
ausgelöst wird, was natürlich auch unseren Paddelspaß in der braunen
Brühe mildert. Den Sonntagnachmittag schienen sich jedoch einige Goldwäscher
frei zu nehmen, denn als wir an ihnen vorbei paddeln sitzen viele
auf irgend welchen Felsen oberhalb des Flusses mitten im Jungle (uns
ist es oft ein Rätsel wie sie ohne Boot dorthin gekommen sind) und
genießen den Nachmittag. Jedesmal wenn wir sie passieren winken sie
überschwenglich und meinen gleich würden wir der gefährliche Stromschnellen
kommen. Der offizielle Goldpreis liegt übrigens momentan bei 18,23
€ pro Gramm, doch so viel werden die Goldsucher sicherlich nicht bekommen! |
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Traumhafte Zeltplätze: Wie eigentlich
immer bei unseren Bootstouren so haben wir auch hier wieder das Glück
traumhaft schöne Zeltplätze zu finden. Die Moskitos halten sich zum
Glück halbwegs zurück, während die Sandflies uns jedoch zuweilen früher
als uns lieb ist ins Zelt zwingen. Nach den vielen kalten Nächten
sind die schwül warmen Temperaturen hier unten doch etwas ungewohnt
für uns und so schlafen wir eigentlich meist ohne Schlafsack. Während
auf dem Altiplano Wind und Straßenverkehr die einzigen Geräuschquellen
waren herrscht hier im Jungle ein unglaublicher Lärm. Die Tiere die
die Geräusche machen sehen vermutlich noch abenteuerlicher aus als
der Krach den sie machen vermuten läßt. Insbesondere die Zikaden sind
oft so laut, daß man sich nur mit Mühe unterhalten kann. |
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Jaguarspuren: An einem Zeltplatz entdecken
wir große deutlichen Spuren von Tapiren und einem Jaguar. Da es auch
etwas streng riecht vermuten wir hier die Reviergrenze einer der schönen
Raubkatzen. Etwas mulmig ist Nadine schon zu Mute, als es in der Nacht
ständig laut im Gebüsch kracht, doch anscheinend hat der Jaguar momentan
keinen Appetit auf magere Radtouristen. Ganz anders als ein Armeisenstamm,
der sich, angelockt von einem Leere Schokoriegelpapier, durch unseren
Zeltboden gefressen hat. Wir haben über ein Duzend große Löcher im
Zeltboden für die ich später mehrere Stunden brauchen werde um sie
zu flicken. |
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Rio Beni: Schließlich gelangen wir zum Rio Beni der
hier bereits ein großer breiter Fluß ist. Auch wenn es kaum noch Stromschnellen
gibt so haben wir meist immer noch gute Strömung, so daß wir uns oft
einfach nur faul in unsere Boote legen und uns treiben lassen. |
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Tolle Schluchten: Der Rio Beni durchquert
noch zwei Bergketten in denen die hohen steilen Felswände oft bis
direkt an den Fluß herankommen. Eigentlich soll es hier Anacondas,
Jaguare, Tapire und Capybaras geben, doch bis auf zwei Capybaras
die vor uns schnell in den Jungle flüchten bekommen wir nichts zu
sehen. Lediglich Papageien, Wasservögel und riesige Schmetterlinge
gibt es reichlich. |
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Rurrenabaque: Nach 6 Tagen erreichen wir
schließlich gegen Mittag das Junglestädtchen Rurrenabaque früher als
erwartet. Wir fühlen uns in dem kleinen Städtchen recht wohl und das
gemütlich Treiben und die vielen Mopedfahrer erinnern uns stark an
das am Mekong gelegene Luang Prabang in Laos. Viele Touristen kommen
nach Rurrenabaque um die umliegenden Urwälder und Graslandschaften
auf geführten Touren zu erkunden. Geführte Touren sind jedoch nicht
ganz so unser Ding (auch wenn man hier viel für sein Geld geboten
bekommt, kann man doch auf den Pampastouren unter anderem Anacondas
und Süßwasserdelphine beobachten) und so streifen wir lieber durch
den Obst- und Gemüsemarkt und schwätzen ein bißchen mit den Saftverkäuferinnen. |
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Nette Busfahrt: Zurück nach Caranavi fahren
wir dann mit dem Bus. Obwohl nur etwa 270 km entfernt soll die Busfahrt
10 Stunden dauern. Gleich am Ortsausgang hält der Bus auch schon an
und die beiden Ersatzfahrer springen raus um irgendwas in einem Laden
zu suchen. Schließlich steigt auch der Fahrer aus und als er grade
15m vom Bus weg ist fängt dieser an zu stottern an und geht
einfach aus. Der Schreck steht unserem Busteam aufs Gesicht geschrieben
und der Ersatzfahrer rügt sofort seinen Kollegen an, aus welchem Grund
er überhaupt ausgestiegen sei. Die Sache ist klar: der Anlasser des
Busses ist kaputt, und so steigen wir aus um ihn wieder anzuschieben.
Während der nächsten Stunde halten wir noch 3x an um Essen für eine
Passagierin, 5 Wassermelonen für die Busfahrer und Öl für unseren
Bus zu kaufen. Das Öl wird dann auch gleich während der Fahrt nachgefüllt,
da der Öleinfüllstutzen durch eine Luke im Gang zu erreichen ist.
Nach 3 Stunden erreichen wir Yucumo wo eine halbstündige Mittagspause
eingeplant ist. Während wir gerade was essen macht sich der Bus auf
den Weg in eine Werkstadt. Nach der Mittagspause dann die Info daß
es Probleme mit der Lenkhydraulik gebe und wir erst in einer Stunde
weiterfahren würden. Wir machen es uns auf den Sitzplätzen am Taxistand
gemütlich und beobachten das Treiben des kleinen Ortes. Man scheint
hier doch recht lauffaul zu sein, denn anstatt die 30m zum Motorradtaxistand
zu laufen stehen die potentiellen Kunden auf den Türschwellen der
jeweiligen Läden und schreien lieber minutenlang bis sie von einem
der Mopedjungs abgeholt werden. Die Fahrstrecken sind dann auch nicht
so weit und es kann gut sein, daß man sich nur 100m weiter zu einem
anderen Laden fahren läßt. Nachdem die Stunde verstrichen ist soll
es in 10 Minuten weitergehen. Die 10 Minuten ziehen sich und letztendlich
fahren wir nach einer dreistündigen Pause weiter. Da unser Busteam
ständig am schrauben war und keine Zeit hatten was zu essen geben
wir ihnen unsere restlichen Bananen, nachdem einer der Jungs uns um
eine Banane gebeten hatte, die sie zwar zögerlich aber dennoch dankbar
annehmen. Vor lauter Freude daß der Bus wieder läuft brechen wir auch
umgehend wieder auf und erst als ein paar Frauen anfangen zu schreien
"Faltan pasajeros!" fällt auf, daß noch zwei Passagiere fehlen. Sie
haben zu spät die Abfahrt des Busses bemerkt und werden nun von 2
Mopedjungs nachgefahren. Es herrscht eine ausgelassen und fröhlich
Stimmung und keiner der Passagiere wirkt gereizt oder genervt wegen
de Verzögerung. Als die Frauen erfahren, daß unsere Busfahrer kein
Mittagessen bekommen haben pilgern sie eine nach der anderen nach
vorne um unsere Helden mit Leckereien zu versorgen. Die freundliche
hilfsbereite Art der Bolivianos beeindruckt uns stark. Unser Busfahrer
versucht nun die verlorene Zeit wieder einzuholen und rast wir ein
verrückter über die engen Staubpisten. Alles was sich auf der Straße
befindet vertreibt er mit seiner lauten Hupe und wir sind froh, daß
wir ihm nicht auf unseren Fahrrädern begegnen. Obwohl wir noch ein
paar mal anhalten um die Lenkung zu inspizieren erreichen wir schließlich
nach 14 Stunden Caranabi. Das Busabenteuer bot übrigens für gerade
mal 3,50€ ein Top Preis Leistungsverhältnis :-)) |
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229. Wochenbericht 15.10. - 21.10.2007
Route: La Paz |
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Warten aufs Christkind: Nachdem
es uns mittlerweile gelungen ist VAUDE als richtigen Ausrüstungsponsor
zu gewinnen können wir nun einige unserer stark abgenutzten Bekleidungsstücke
gegen neue austauschen. Um keine Einfuhrsteuer zahlen zu müssen haben
wir das Paket an die Deutsche Botschaft schicken lassen und da die
Deutsche Post eine Auslieferung innerhalb von 4-6 Tagen zusagt beschließen
wir hier in La Paz zu warten. Die Deutsche Post ist aber anscheinend
auch nicht mehr das was sie mal war, denn nach 8 Tagen ist das Paket
immer noch nicht hier. Wir warten geduldig weiter und verbringen unsere
Zeit damit unsere Spanischbücher durchzuarbeiten. |
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Wahrsager: In der Straße vor unserem Hostel
sitzen immer mehrere Wahrsager, die ihren überwiegend weiblichen Kunden
die Zukunft anhand von Cocablättern voraussagen, die sie auf den Boden
werfen. |
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Starke Frauen: Die Frauen in Bolivien
sind sehr stark, und damit meine ich nicht nur ihre gesellschaftliche
Rolle, wie diese junge Frau beweist, die gerade ihren Partner vermöbelt,
da er die letzte Nacht nicht nach Hause kam. |
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Festumzug: Am Sonntagvormittag hören wir
wieder einmal Marschmusik und Böllerschüsse und neugierig begeben
wir uns zum Plaza San Franzisko, wo wir auf einen mehrere Stunden
andauernden Festumzug treffen. Der Umzug ist zwar nicht unser erster
in Bolivien doch wir sind aufs neue von den vielen tollen Kostümen
fasziniert. |
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Snacks: In riesigen Säcken verkaufen die Frauen hier
eine Art Popkorn. Während einige Frauen die Säcke in einem Schubkarren
durch die Gegend fahren während sie ihr Baby auf dem Rücken tragen
muß diese ältere Frau den Sack jedoch schleppen. |
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Wer bin ich: Eigentlich will ich nur ein
Photo von der Maske machen, doch der Tänzer besteht darauf, daß Nadine
sie aufsetzten soll. Mir gefällt Nadine ohne jedoch besser! |
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Inder: Neben den Bolivianern nehmen auch jeweils
eine Gruppe der chinesischen und indischen Einwanderer an dem Umzug
teil. Während die Chinesen mit einem riesigen langen Drachen durch
die Straße rennen verteilen die Inder Süßgebäck an die Zuschauer. |
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Masken: Es ist heute so warm und sonnig, daß sich
eine Frau das kühle Bier in die Schuhe schüttet um ihre geschwollenen
Füße zu kühlen, und wir uns einen Sonnenbrand holen. Die Tänzer müssen
unter ihren Masken ganz schön ordentlich schwitzen, und so ist es
kein Wunder, daß sie sie in jeder Pause absetzten. |
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230. Wochenbericht 22.10. - 28.10.2007
Route: La Paz
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Achtung Zebras!!! Als Fußgänger
überquert man in Bolivien die Straße wann immer man will. Solange
man dabei den Verkehr beobachtet und immer schön brav den Autos, Bussen
und Lkws ausweicht passiert einem auch nichts, doch Aufpassen muß
man schon. Steht einmal ein Polizist auf der Straße um den Verkehr
zu regeln gelten seine Anweisungen natürlich nur für die Autofahrer.
Die Fußgänger machen weiterhin was sie wollen. Um die Fußgänger am
Plaza San Francisco in den Griff zu bekommen gibt es hier eine ganz
besonderen "Zebrastreifen". Als Zebra verkleidete Jugendliche versuchen
hier die Fußgänger zu etwas mehr Disziplin zu erziehen. Doch ohne
die dicken Taue mit denen sie jeweils die Fahrbahn absperren hätten
sie keine Chance! |
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Mittagsmenü: Für umgerechnet gerade mal
1,80 € bekommt man in Gloria Hotel in La Paz ein vegetarisches Mittagsmenü
vom allerfeinsten. Neben Salatteller, Brot, Suppe, Hauptspeise, Nachtisch
und Tee gibt es auch noch zwei Kaltgetränke. Das Menü ist so umfangreich,
daß wir uns immer eines teilen, weil es für einen für uns zu viel
wäre (der Hauptgang ist nicht auf dem Photo!). Sehr erstaunt sind
wir, daß das Restaurant jedesmal rappelvoll ist, und viele der Gäste
ältere (60+)Juristen (der Gerichtshof ist nebenan) und Geschäftsleute
in Anzügen sind. |
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Kinobesuch: Obwohl noch nicht einmal zwei
Jahre im Amt gibt es über das Leben und den Werdegang des bolivianischen
Präsidenten bereits einen Kinofilm. Wir sind zur Premiere in Kino
gegangen und da es Tanzvorführungen geben sollte sind wir etwas eher
da gewesen. Es gab dann natürlich Tanzvorführungen, doch ehe wir uns
versahen wurden wir vom Betrachter zum Tänzer. Ich glaube wir haben
sicherlich 20 Minuten lang mitgetanzt! Der Film selbst war sehr interessant,
zeigte er doch nicht nur den Weg eines verarmten Bauersjungen vom
Altiplano zum ersten indigenen Staatspräsidenten Südamerikas, sondern
auch viele Einblicke in den Lebensalltag der normalen Bolivianer.
Mit Evo Morales hat Bolivien einen Präsidenten der sein Land, seine
Menschen und seine Problem aus eigener Lebenserfahrung heraus kennt.
Wir hoffen, daß er das zum Wohle aller umsetzten kann. |
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Das Cocablatt und seine Geschichte:
In La Paz gibt es einen kleines aber feines Cocamuseum. In dem
Museum sind alle Texte komplett auch auf Deutsch übersetzt, was bei
der umfangreichen Information die man hier erhält sehr angenehm ist.
Die ältesten Überreste von Cocablättern wurde in Särgen in den
Ruinen von Huanca Prieto in Nordperu (2500 - 1800 v.Chr.) gefunden.
Ferner gibt es Hinweise, daß bereits 2100 v Chr. die Valdiviana Coca
gekaut haben. 1200 - 147 n.Chr. extrahierten die Inkas das Cocaöl
um mit seiner Hilfe Gehirnoperationen durchzuführen. 1551 n.Chr. bezeichnet
die katholische Kirche das Cocablatt als "teuflisch" und ordnet die
Vernichtung an. Damals hatte der monatliche Konsum von Cokablättern
in den Silberminen von Potosi einen Gegenwert von 450 Km Gold
ausgemacht. Coca erhöht die Leidensbereitschaft der Minenarbeiter
und um diese mehr ausbeuten zu können wurde auf Druck von Felipe II
das Cocaverbot der Kirche wieder aufgehoben. Nun erhebt die Kirche
allerdings 10% Steuer auf Coca! Coca war zuweilen sogar so wertvoll
in Potosi, daß die Cocablätter als Zahlungsmittel galten. 1609 n.Chr.
benutzen Ärzte das Cocablatt um Wunden zu heilen. 1860 entdeckte Albert
Niemann (Göttingen) die anästhetische Wirkung von Coca. Es entwickelt
sich ein legaler Cocainboom und der Cocawein Mariuaru stürmt die Märkte
von Paris. 1884 veröffentlicht Simund Freud, der erste Kokainkonsument
der Geschichte, einen Artikel über Kokain (Freud stirbt später an
Nasenkrebs vermutlich Aufgrund des Cocaconsums). 1886 kommt ein alkoholfreies
Getränk auf Cocabasis auf den Markt: Coca Cola! 1905 kommt Pracain,
synthetisches Kokain, auf den Markt und verdrängt das natürliche.
1914 wird Kokain verboten. 1950 beschießen die Vereinten Nationen
die Vernichtung des Coca. Da es "Mentale Störungen produziert und
für die Armut in Südamerika verantwortlich ist". 1961 unterzeichnet
Bolivien einen Vertrag der auch das Kauen von Coca verbietet (mittlerweile
aber wieder aufgehoben). 1976 wird in einer Studie der Harvard Universität
veröffentlicht, daß das Cocablatt (wenn es gekaut wird!) aus Ernährungswissenschaftlicher
Sicht mit Hirse, Mais und Weizen vergleichbar ist.. 1978 wird eine
Studie veröffentlicht die besagt, daß in den ländlichen Gegenden von
Bolivien 92% der Männer und 89% der Frauen Cocablätter kauen. Ab 1983
industrieller Anbau des Coca in Bolivien für Alternativprodukte
(Liqueur, Bobbons, Zahnpasta, Medikamente). |
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"Acullico": Der traditionelle Weg des Cocakonsums
ist das Acuillo, das Kauen des Cocablattes. Die Technik wurde vor
etwa 4000 Jahren entwickelt und ermöglicht mit Hilfe von "Llycta"
einer alkalischen Substanz (Carbonat aus der Asche von Bananenstauden
oder Hirse) die Nährstoffe und Alkaloide des Cocablattes zu extrahieren.
Die Blätter werden dabei erst zwischen den Zähnen zerquetscht und
anschließend in eine Backe geschoben. Nach 10 -15 Minuten, wenn die
Blätter weich sind, wird dann das Llycta eingenommen und die Blätter
ausgesogen. Mit dieser Technik können bis zu 90% der Nähstoffe des
Blattes verwendet werden.. Das Acuillo wird 2-3x täglich praktiziert
(meist nach den Mahlzeiten) und ist ein soziales Ereignis vergleichbar
mit dem Kaffee trinken bei uns. |
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Die Wirkung des Coca: Die Wirkung des Coca laut einer wissenschaftlichen
Studie des Instituto Boliviano de Biologica de la Altura:
Coca enthält drei Alkaloide, Kokain und zwei chemische Varianten.
Das Acuillo steigert die Toleranz im Bezug auf Arbeit, stimuliert
die Atmung (Verbesserung von Sauerstoffaufnahem und Verbrennung),
vermindert die Verklumpung der Blutkörperchen (somit Verringerte Thrombose
Gefahr), reguliert den Glucose Stoffwechsel (Insulin Kreislauf, Zuckerstoffwechsel)
und stabilisiert den Zuckerhaushalt, trägt wesentlich zur Höhenanpassung
bei und beeinträchtigt dabei nicht die normale Nahrungsaufnahme. |
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Cokaanbau: Der traditionelle Cocaanbau
der weichen und süßlicheren Blätter erfolgt an den steilen Hängen
der Yungas während der illegale Drogenanbau in der Region Chapare
zu finden ist. Die kleinen Cocafelder in den Yungas werden von Familien
oder der Dorfgemeinschaft bewirtschaftet und da 3-4x pro Jahr eine
Ernte möglich ist stellt der Cocaanbau hier oft die einzige Form eines
geregelten Einkommens dar. Während die Männer die Felder vorbereiten
wird die Ernte traditionell von den Frauen ausgeführt (soziales Privileg),
die dafür ihre besten Kleider anziehen. Auf unserem Weg nach Caranabi
haben wir immer wieder die kleinen Felder und die für neue Felder
erforderlichen Brandrodungen gesehen. |
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Produktionskosten für Kokain:
Um 1 Kg Kokain herzustellen entstanden 1997 folgende Kosten:
Cocapaste: Arbeitskraft (für die Cocatreter die etwa 5 $US pro Stunde
verdienen) 350 $US, Cocablätter (323 Kg) 1615 $US, Sonstiges (Säuren,
Kalkoxid, ...) 200,- $US. Insgesamt also 2185 $US. In Laboratorien
wird dann 1 Kg Cocapaste zu 1 Kg Kokainchlorhydrat kristallisiert.
Obwohl dies in improvisierten illegalen Laboratorien gemacht wird
ist der Kristallisationsprozess kompliziert und erfordert ein umfangreiches
chemisches Wissen. Kokain: Cocapaste 2185 $US, illegale Chemikalien
1000 $US. Insgesamt 3185 $US, wobei die Arbeitskosten der "qualifizierten
Arbeitskräfte" in den Laboratorien nicht berücksichtigt wurden da
es dazu keine Daten gibt. Der aktuelle Marktwert für 1 Kg Kokain liegt laut
Internet bei 35.000,- € (wobei das dann bereits mehrfach mit
Traubenzucker und anderen Krimskrams gestreckt ist und nur 40%ig ist)! |
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Marktstände: Jeden Abend verpacken die
Bolivianischen Marktfrau ihre Marktstände samt der Ware in Plastikfolie
ein. Wir sind beeindruckt, denn das bedeutet, daß Diebstahl prinzipiell
kein Problem ist! |
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Zoobesuch: Am Sonntagnachmittag machen
wir einen Ausflug in den Süden von La Paz. Auf der Busfahrt hinab
durch den faszinierenden Canyon wird Nadine so schlecht, daß sie sich
aus dem Busfenster hinaus übergeben muß. Zur Rehabilisierung geht
es erst einmal in einen schönen Park bevor wir uns in den Zoo begeben.
Besonders gut hat uns das Kondorgehege im Zoo gefallen, das eine riesige
Gitterkubbel ist, so daß die gewaltigen Vögel sogar die Möglichkeit
haben etwas zu fliegen. |
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Valle de la Luna: In der Nähe des Zoos
liegt auch das Valle de la Luna (Mondtal) und im Vergleich zu den
anderen "Mondtäler" die wir hier in Südamerika gesehen haben schlängelt
sie hier ein enger und zuweilen abenteuerlicher Pfad zwischen den
Lehmtürmen hindurch. |
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231. Wochenbericht 29.10. - 04.11.2007
Route: La Paz, San Pedro, Copacabana, Isla de Sol |
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Allerheiligen: Für Allerheiligen gibt es
hier in Bolivien spezielles Gebäck, das es am Plaza San Franzisko
bereits in der ganzen Woche vor dem Feiertag an speziell dafür aufgebauten
Marktständen gibt. Neben Gebäck in Kreuzform gibt es grüne Männlein
und lila Frauen, sowie etwas größere Figuren mit einem bemaltem Gesicht
aus Gips. Leider schmecken die Kekse jedoch nicht ganz soooo gut wie
sie aussehen. |
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Allerseelen: Wichtiger noch als Allerheiligen
scheint in Bolivien der Feiertag Allerseelen am 02. November zu sein.
Alle Bolivianer und Bolivianerinnen die wir sehen sind superchick
herausgeputzt. Man trifft sich, geht auf den Friedhof, sitzt an der
Straße und beobachtet den Verkehr, grillt oder macht gemeinsam Musik.
Alle paar Meter sehen wir am Straßenrand eine Gruppe Flötenspieler
stehen, die begleitet von einem Trommler traditionelle bolivianische
Lieder spielen. Einige Musikgruppen haben sich sogar einen kleine
Bus organisiert. Die gesamte Truppe sitzt musizierend oben auf dem
Dach, während der Bus im Dorf auf- und abfährt. |
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Titikakasee: Der Titikakasee ist der höchstgelegene
von großen Schiffen befahrbare See der Welt und liegt zwischen Bolivien
und Peru. Bolivien, seit dem Krieg mit Chile seines Meereszuganges
(und seiner reichen Minen) beraubt hält aber weiterhin hartnäckig
an seiner Marine fest, die nun am Titikakasee gelegen ist. Noch ist
das Wasser des Sees herrlich klar, doch da immer mehr Abwässer in
den See geleitet werden ist es wohl nur eine Frage der Zeit bis sich
das ändert. |
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Bootsüberfahrt: Um nach das auf einer Halbinsel
gelegene Cocacabana zu kommen müssen wir bei Taquila über den Titikakasee
übersetzten. Gemeinsam mit zwei Autos werden wir mit unseren Fahrrädern
auf eine der flachen Holzbarken verladen und schippern so langsam
und gemütlich über den See. Als der Wind etwas auffrischt und die
Wellen etwas größer werden schaukelt das ganze doch recht ordentlich,
doch zum Glück sind wir nicht mit einem der wirklich bedenklich schwankenden
Bussen auf der Barke. Das Ein- und Ausladen ist typisch bolivianisch
und dementsprechend chaotisch organisiert. So gibt es eine Anlegestelle
zum Auffahren auf die Barke und eine Anlegestelle zum Hinunterfahren.
Dies bedeutet, daß eine beladenen Barke erst anlegt. Wenn die Barke
angelegt hat wird vom Fahrer das Ticket abkassiert und dieser
fährt von der Barke hinunter.. Da jedoch die wartenden Fahrzeuge an
einer anderen Stelle auffahren legt nun die Barke wieder ab (diesmal
jedoch ohne Motor sondern sie wird mit Holzstangen geschoben) um zu
der Auffahrstelle zu fahren wo sie erneut anlegt bevor die bereits
wartenden Fahrzeuge auffahren dürfen. Kein Wunder also, daß sich die
leeren und vollen Barken immer vor den jeweiligen Anlegestellen stauen.
Wir haben fast so lange vor der Anlegestelle auf einen Platzt gewartet
wie die gesamte Überfahrt gedauert hat. |
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Speichenbruch: Auf der Halbinsel angelangt
müssen wir nur noch einmal über die Berge um nach Copacabana zu kommen.
Wir kämpfen uns gerade mühsam bergauf, als bei Nadines Rad wieder
mal eine Speiche bricht (die dritte seit Salta) und wir erst einmal
eine ganze Weile brauchen um diese auszutauschen. Alle drei Speichenbrüche
waren an ziemlich exakt der gleichen Stelle, so daß wir vermuten,
daß der Mechaniker in Salta schlecht eingespeicht hat. Ich versuche
nun zum ersten Mal in meinem Leben aus einer Radfelge die Unwucht
raus zu bekommen und so bin ich erst einmal eine ganze Weile beschäftigt.
Nach Copacabana würden wir es nach der Panne eh nicht mehr schaffen,
und so sind wir froh, als wir nur wenige Kilometer später einen herrlichen
Zeltplatz mit traumhafter Aussicht finden. |
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Copacabana: Copacabana ist der größte Bolivianische
Ort am Titikakasee und liegt herrlich in einer kleinen Bucht. Das
Städtchen ist gerade mal 150 Km von La Paz entfernt und mit dem Bus
in 3,5 Stunden zu erreichen, so daß viele Bolivianer hierher zum Urlaub
machen kommen. Copacabana ist auf den Besucherstrom dank vieler Hostels,
Restaurants und Tretbootschwäne jedoch bestens gerüstet. Abgesehen
davon liegt kurz hinter Copacabana die Grenze zu Peru, so daß eigentlich
alle Touristen die vom Machu Pichu aus Richtung Süden fahren hier
einen kurzen Zwischenstopp einlegen, kann man doch von hier auf die
Isla de Sol fahren. Als wir ankommen ist gerade das verlängerte Wochenende
mit den beiden Feiertagen, so daß hier die überwiegende Anzahl der
Touristen Bolivianer sind, und ein lebhaftes Treiben auf der Straße
und am Strand herrscht. |
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232. Wochenbericht 05.10. - 11.11.2007
Route: Isla de Sol, Soraata, La Paz, Copacabana
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Isla de Sol: 1,5 Stunden per Boot von Copacabana
liegt die Isla del Sol. Gemäß der Sage entstand hat hier Viracocha,
der Schöpfer Gott mit seinen beiden Kindern Manco Kapac und Mama Ocllo
die Inka Dynastie gegründet. Die Insel soll sehr schön zum Wandern
sein, so daß wir vorhaben 3 Tage dort zu verbringen. Nach einer ruhigen
gemütlichen Bootsfahrt kommen wir mit vielen anderen Touristen am
späten Vormittag auf der Isla de Sol an . Von Yumani aus machen wir
uns erst einmal auf um den Südteil der Insel zu erkunden, doch irgendwie
ist unsere Karte nicht ganz korrekt und so kämpfen wir uns durch wilde
Steilhänge. Schließlich wird es uns zu wild und so klettern wir direkt
bergauf auf den von Norden nach Süden verlaufenden Bergrücken. Wir
finden am südlichen Ende des Bergrücken einen herrlichen Aussichtspunkt
an dem wir erst einmal rasten. Wir haben gerade unser Mittagessen
verspeist als sich einer der Inselbewohner zu uns gesellt. Wir unterhalten
uns sehr nett und erfahren dabei, daß man auf der Isla de Sol alle
rechtlichen Angelegenheiten selbst löst. Seine Aufgabe wäre es im
Südteil der Insel nach dem rechten zu sehen und so wäre er gerade
auf einem Kontrollgang. Wir fragen was es denn hier groß zu kontrollieren
gäbe und erfahren so, daß nicht nur die Esel von den Kartoffeläckern
zu vertreiben sind, sondern daß es zunehmend auch Probleme mit Drogen
hier gäbe. Obwohl es während der Wintermonate ungewöhnlich viel in
Bolivien geregnet hatte ist von dem vielen Regen kaum etwas auf der
Insel angekommen weshalb für kommenden Dienstag eine Regenzeremonie
angesetzt ist. Da die Zeremonie etwas heiliges ist, dürfen an diesem
Tag die peruanischen Sovenierverkäufer nicht auf die Insel, doch Touristen
sind trotzdem willkommen. |
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Camping: Im Westen der Isla de Sol gibt es einen einsamen
Bergrücken den wir uns zum Zelten aussuchen. Interressanterweise ist
die Landschaft mit dem plötzlich roten Gestein und den vielen Kakteen
völlig anders als auf dem Rest der Insel. Einziger Haken an dem Zeltplatz:
Ich muß vom Grat bis hinunter zum See absteigen um an Wasser zu kommen.
Ich mache mich an den Abstieg auf der sehr steilen Westseite und schaue
nicht schlecht, als ich unten am Strand auf einmal zwei Amerikaner
treffe, die sich hier in einer Höhle für ein paar Tage niedergelassen
haben. Noch verdutzter haben aber die beiden geschaut denn ihr Platz
lag wirklich sehr versteckt und ist wegen der steilen Hänge nur schwer
zu erreichen. Die beiden sind dann auch so freundlich und bieten mir
ihren Wasserfilter an, was ich gerne annehme (das erste gefilterte
Wasser in 4,5 Jahren!), da der Titikakasee leider nicht mehr ganz
so sauber ist. Nachdem mein Wassersack voll ist klettere ich wieder
den Berghang hoch zu Nadine die mich schon sehnsüchtig erwartet (sie
hat Hunger und will endlich Abendessen kochen). |
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Gemischte Truppe: Eine ziemliche gemischte
Truppe mit Kühen, Eseln, Schafen und Schweinen die hier von einer
Inselbewohnerin auf die Weide getrieben wird. Lediglich Lamas haben
wir auf der Insel keine gesehen. Mittlerweile haben nämlich Eseln
die Lamas als Tragtiere abgelöst, da das Fleisch der Lamas zu zäh
zum Essen werden würde wenn sie vorher Lasten schleppen mußten. |
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Inkabauten: Von den alten Inkabauten sind
leider nur noch ein paar Ruinen und die Terrasenfelder übrig geblieben.
Eine der Anlagen ähnelt fast einem kleinen Labyrinth, doch von dem
ehemaligem Gebäude stehen mittlerweile nur noch die Mauern. |
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Inkatreppe: In Yumani führt eine alte Inkatreppe
von Titikakasee bis direkt auf den von Nord nach Süden verlaufenden
Bergrücken in der Inselmitte. Da die Treppe auch heute noch der direkte
Weg nach Yumani ist hat sie nicht nur kulturell sondern auch infrastrukturell
große Bedeutung weshalb sie immer noch sehr gut erhalten ist. |
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Sorata: Da unser Paket immer noch nicht in La Paz
ist, entscheiden wir uns noch einen Abstecher mit dem Bus nach Sorata
zu machen. Eigentlich ist Sorata da es herrlich an den Hängen der
Anden liegt ein genialer Ausgangspunkt um Trekkingtouren zu machen,
doch leider werden die Wandergruppen hin und Wieder überfallen. Wir
hatten das Glück in La Paz einen Guide aus Sorata zu treffen der uns
ehrlich eingestanden hat, daß sogar die organisierten Touren samt
Guide überfallen werden. Witzigerweise hat Nadine jedoch von einen
anderen Reisebüro die Information durch die Blume gesagt bekomme,
daß wir keine Probleme zu erwarten hätten wenn wir mit ihrer Firma
wandern würden (Unsere Guides kennen die Jungs die Probleme machen).
Uns kommt das alles eher halb abgekartet vor und so verzichten wir
liebe auf eine Wandertour, obwohl die Landschaft mit dem Illampu im
Hintergrund schon wirklich atemberaubend ist. Stattdessen verbringen
wir einen sehr netten Abend mit einer Gruppe Israelis im Hostel Mirador
(Hostal Aussicht). Das seinem Namen alle Ehre macht. Das Photo des
Illamu ist von der Terrasse des Hostels aus aufgenommen. |
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Das Paket von VAUDE ist da! Von
Sorata aus rufen wir nochmal bei der deutschen Botschaft in La Paz
an und sind völlig überrascht, als wir hören, daß unser Paket angekommen
ist. Da das Paket laut Deutscher Post innerhalb von 4-6 Tagen hätte
da sein sollen und nun mittlerweile 4 Wochen vergangen sind haben
wir eigentlich nicht mehr damit gerechnet das es ankommt. Nachdem
uns die wasserdichten Radtaschen von Vaude bereits seit 4,5 Jahren
und das Kuppelzelt Space II seit 2 Jahren begleiten werden wir diesmal
von VAUDE großzügigerweise mit Regenbekleidung und langen Radhosen
ausgestattet, die wir "testen" dürfen! Ein ganz herzliches Dankeschön
nochmal an die Firma VAUDE und insbesondere an Tobi und Janet! |
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Autosegnung: Jeden Tag werden vor der Basilika
in Cpacabana Autos von einem Pfarrer oder von einem bolivianische
Laienpriester (vermutlich Schamane jedoch mit Rosenkranz) gesegnet.
Während der Segen des katholischen geistlichen eher traditionell und
knapp ist betreibt der Sachmane etwas mehr Aufwand. Erst erteilt er
dem Auto sowie dem Fahrer und allen Familienangehörigen einen Segen.
Anschließend geht er mit Weihrauch um das mit Blumen geschmückte Auto
und klingelt mit einen kleinen Glocke insbesondere beim Motor und
bei allen Reifen. Nun bekommen die Autobesitzer einen weiteren Segen
bevor das Auto mit Bier (manchmal auch Sekt) vollgespritzt wird, Wieder
bekommen die Reifen die besondere Aufmerksamkeit des Schamanen doch
auch der Innenraum wird schön vollgespritzt. Nebenbei werden von den
Besitzern dann oft noch Kracher gezündet. Die ganze Zeremonie dauert
vielleicht 5 Minuten und bei den großen Lkws auch mal etwas länger
(größerer Motor, mehr Reifen). Zum Abschluß werden alle nochmal vom
Schamanen umarmt, bevor er sich dem nächsten Auto widmet. Oft wandern
nun nochmal alle Familienangehörige nacheinander um ihr Auto und bespritzen
es nochmal mit Bier, wobei auch diesmal den Reifen besondere Aufmerksamkeit
gewidmet wird. |
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