BRASILIEN: 01.07. - 29.07.2007

Route: Jaguarao, Gio Grande, Osorio. Igrejinha, Montenegro, Frederico Westphalen, San Miguel do Oeste, Bernando de Irigoyen (Argentinien), Puerto Iguazú (Argentinien), Foz Iguazú (Brasilien)

Distanz: 1523 Km     Höhenmeter: 11596m

 
Vorwort: "Brasilien, eine Land von allen." Obwohl wir lediglich knappe vier Wochen in Brasilien waren und lediglich den äußersten Süden besucht haben ist uns dieses riesige Land sehr ans Herz gewachsen. Besonders auffällig fanden wir, daß die Brasilianer ein ganz besonders freundlicher und fröhlicher Menschenschlag sind. Selten auf unserer Reise haben wir so viel Fröhlichkeit erlebt und eigentlich haben wir ständig irgendwo jemand lachen gesehen. Überrascht waren wir, daß wir in den Südlichen Provinzen Rio Grande do Sul und Santa Catarina sehr viele italienisch- und deutschstämmige Brasilianer getroffen haben, die uns ganz besonders herzlich umsorgt haben. Einen kleinen Haken hat die Sache jedoch: Brasilien ist im Süden extrem hügelig und so ging es ständig bergauf und bergab. Dazu kommt, daß es hier wie jetzt in den Wintermonaten relativ viel regnet und zuweilen Nachtfrost gibt, so daß das Radeln durchaus anstrengend sein kann. Dank asphaltierter Seitenstreifen auf den Bundesstraßen ist das Radeln hier recht sicher. Doch wehe wen es die einmal nicht gibt. Dann ist allerhöchste Vorsicht geboten, denn prinzipiell wird hier wie wild gerast. Alle paar Kilometer gibt es hier große Tankstellen, die für uns Radler, dank Toiletten, Duschen, Heißwasser Spender, überdachte Übernachtungsplätze ... , ein absolutes Paradies sind. Neben unserem Besuch in der Deutschen Kolonie Igrejinha war der Besuch der Iguazú Wasserfälle sicherlich ein absolutes Highlight. Wir haben uns auch die Argentinische Seite der Wasserfälle angesehen und die entsprechenden Berichte mit (Arg.) gekennzeichnet.
 
214. Wochenbericht 01.07. - 08.07.2007 

Route: Jaguarao, Rio Grande, Osorio
 
Auswaschungen: Diese wunderschönen Auswaschungen haben wir kurz vor Pelotas entdeckt. Leider haben wir zu ihrer Entstehung jedoch keine Informationen auftreiben können.
 
Zelten bei Germano: Bei Sonnenuntergang finden wir uns auf einmal kurz vor den Toren von Rio Grande wieder, da wir auf den letzten Kilometern keinerlei Zeltmöglichkeit entdecken konnten. Plötzlich entdecken wir ein Haus das aussieht wie ein größeres Wartungshäuschen der Stromwerke. Da Haus ist nicht umzäunt und mit einer Wiese umgeben und so fragen wir die Nachbarn ob wir hier zelten dürften. Sie meinen das wüßte sie nicht und so machen wir uns gerade auf zu einer kleinen Erkundungstour als Germano aus dem Haus kommt. Wir fragen Germano ob wir hier zelten dürften, und zu unserer Freude hat er nichts dagegen. Zusätzlich zu dem Zeltplatz bekommen wir dann auch noch eine batteriebetriebene Neolampe und dürfen außerdem Germanos Dusche nutzen. Kurze Zeit später bricht Germano jedoch auf, da er jede Nacht als Motoboy, das sind die Jungs die die Motorradtaxis fahren, arbeitet. Am nächsten Morgen, wir sind gerade dabei aufzustehen, kommt er von seiner Nachtschicht wieder zurück. Nadine hatte bereits mit dem Nachbarn, der sämtliche auf unserer Ausrüstung stehenden Markennamen akribisch abschreibt und sogar das Logo auf meinem Fahrrad abmalt, eine Tasse Mate getrunken. Während wir unsere sieben Sachen packen Frühstücken wir mit Germano im Stehen, bevor wir uns auf den Weg nach Rio Grande machen. Germano, von seiner Nachtschicht immer noch nicht ausgelastet, begleitet uns auf seinem Fahrrad. Gemeinsam mit ihm besichtigen wir das sehr schöne Meereskundliche Museum, in dem es neben vielen Präparaten auch drei bewegungslos in der Ecke stehende Pinguine und einen ständig im Kreis schwimmenden Seelöwen gibt. Als nächstes steht der Besuch einer Bank auf dem Programm haben wir doch noch immer kein brasilianisches Geld. Dummerweise geben jedoch nicht alle Automaten hier Geld auf ausländische Karten, doch bei der zweiten Bank sind wir mit Hilfe eines Bankangestellten dann jedoch erfolgreich. In Brasilien scheinen viele Bankgeschäfte nur noch über die Geldautomaten zu laufen, doch da das anscheinend keiner so richtig kapiert flitzen überall weibliche Bankangestellte herum, die den Kunden dann alles machen. Nach einem gemeinsamen Supermarktbesuch und einem kurzen Abstecher ins Internetcafe bringt uns Germano schließlich zur Fähre die uns nach Sao Jose do Norte bringen soll.  Woher Germano das Durchhaltevermögen hernimmt nach seiner langen Arbeitsnacht uns auch noch in die Stadt zu begleiten ist uns schleierhaft, doch die Art mit der er sich um uns kümmert ist wirklich rührend. Lediglich mit der Verständigung haben wir hin und wieder Probleme, da Germano nur Portugiesisch spricht. Das Portugiesisch das hier in Brasilien gesprochen wird ist mit dem Spanischen weitläufig verwandt und so können wir uns irgendwie verständigen. Das wir uns einmal danach zurücksehen werden mit jemandem spanisch zu sprechen hätten wir jedoch auch nicht gedacht.
 
Bootsüberfahrt: Zusammen mit etliche Lkws, Autos und Pferdekarren setzen wir mit einer Fähre, die von einem Hafenschlepper gezogen wird, von Rio Grande nach Sao Jose do Norte über. Für die Überfahrt werden die Pferde aus den Kutschen ausgeschirrt und die Kutschen per Hand auf die Fähre gezogen. Als das Boot ansonsten schon voll ist kommen schließlich auch die Pferde an Bord, wo sie dann kreuz und quer zwischen den Autos stehen.
 
Strada do Inferno: Die Straße nördlich von Sao Jose do Norte heißt Strada do Inferno, und die Warnung von Germano über die schlechten Straßenverhältnisse nehmen wir natürlich nicht so richtig ernst. Die ersten 30 Km sind noch schön asphaltiert, doch dann finden wir uns auf einmal in einer Baustelle wieder. Die gesamte Straße besteht aus weichem, nassem Sand und wir sinken mit unseren schwer beladenen Rädern so tief ein, daß wir schieben müssen. 35 Km soll der sandige Bereich lang sein und so kämpfen wir uns mal schiebend, mal etwas fahrend mühsam vorwärts. Für den nächsten Tag ist Regen angesagt, und so haben wir keine andere Wahl: wir müssen hier heute noch raus, den bei Regen geht hier nichts mehr. Kurz nach der Mittagspause dann die bereits ersehnte Rettung. Ein Lkw hält an und fragt uns ob er uns mitnehmen kann. Dankbar wuchten wir unsere Räder auf die Ladefläche, doch unser Glück ist nur von kurzer Dauer, denn 4,5 Km später sind unsere Lkw Fahrer an ihrem Ziel und wir laden wieder ab. Trotzdem sind wir ihnen sehr dankbar!
 
10 Reifen gut, 2 Reifen besser: Normalerweise gräbt sich so ein Lkw ja selbst durch den dicksten Schlamm, doch hier auf der Strada do Inferno sind einige Schlammlöcher so tief, daß selbst die Lkws das Nachsehen haben. Insgesamt treffen wir auf der 35 Km langen Etappe auf 2 festgefahrene Lkw und einen festgefahrenen Bus. Schon ein paarmal haben wir beim schieben während der letzten Stundendie locker an uns vorbeiziehenden Lkws beneidet, doch hier bei den riesigen Schlammlöchern sind wir Radler klar im Voteil. Während der Lkw irgendwie durch das Schlammloch hindurch muß schieben wir unsere Räder einfach durch einen kleinen Graben und umgehen die heimtückischen Stelle einfach auf einer Wiese.
 
2 Reifen gut, 4 Beine noch besser: Zwar kommen wir mit unseren Rädern ständig irgendwie vorwärts, doch unser Tempo gleicht dem einer mittelmäßigen Rennschnecke. Mühsam kämpfen wir uns Meter um Meter weiter, während ein kleiner Steppke im Vorschulalter im fliegenden Galopp mehrmals an uns vorbeireitet. Statt eines Sattels hat der Dreikäsehoch ein Schaffell auf dem er sitzt, doch reiten tut er schon wie ein Profi mir jahrzehntelanger Reiterfahrung. Die Pferde sind anscheinend die einzigen denen dieser sandige Morast nichts ausmacht.
 
Reiter: Laut Reiseführer soll Brasilien "The sexiest nation on earth" sein, wo sich alles nur ums "gut Aussehen" und um den "Salsa" dreht. Doch hier im Süden merkt man davon noch nicht viel. Die Brasilianer hier in Rio Grande do Sul haben mehr mit den Argentiniern und den Uruguayos gemeinsam als mit ihren im Norden lebenden Landsleuten. Auch hier gehören Gauchos und der Mate zum alltäglichen Bild und die Strände des Nordens mit den in enge Bikinis gepressten Volleyballspielerinnen sind hier weit weg. Sehr weit weg!
 
Rollender Supermarkt: Hier auf der Strada do Inferno sind die Supermärkte rar und wegen der schlechten Straßenbedingungen die nächsten Orte oft unerreichbar weit. Um die hier lebenden Menschen trotzdem mit dem Nötigsten versorgen zu können gibt es zu Supermärkten ausgebaute Busse. Den ersten Supermarktbus haben wir gesehen als dieser gerade im Schlamm feststeckte und auf den zweiten Traktor wartete. da ihn einer alleine nicht herausziehen konnte. Etwas später hält ein Bus an, eine Frau und ihre Tochter steigen ein, doch der Bus fährt nicht weiter. Ok, das muß dann wohl auch ein Supermarktbus sein! Obwohl wir eigentlich noch genug zu Essen haben halten wir ebenfalls sofort an, denn wo kann man schon in einem Bus einkaufen. Betrieben wird der rollende Supermarkt von zwei jungen Männern. Während der Busfahrer gleichzeitig die Kasse mit Hilfe von Schreibblock und Taschenrechner macht, trägt sein Kollege den Frauen die schweren Mehlsäcke bis vor den Weidezaun.
 
Was das Herz begehrt: Hier im rollenden Supermarkt gibt es nahezu alles was das Herz begeht und so entdecken wir: Obst und Gemüse, Mehl in Zentnersäcken, Bonbons im Stückverkauf, alle Grundnahrungsmittel, Töpfe und Pfannen, reichlich Kekse, Spanngurte für das Fahrrad, und sogar einen kleinen Hundewelpen!!!!
 
Radeln im Regen: Wir hatten die Strada do Inferno gut hinter uns gebracht und waren wieder auf sicherem Asphalt, als der angesagte Regen mit einem Tag Verspätung, dafür jedoch umso heftiger, kommt. Den ganzen Tag lang radeln wir strömenden Regen, doch da es relativ warm ist radeln wir ständig weiter, bis wir schließlich 119 Km auf dem Tacho stehen haben. Natürlich ist wieder einmal überall alles eingezäunt und so fragen wir auf einer Estancia nach, ob wir dort unser Nachtlager aufschlagen dürfen. Als wir auch auf der 2. Estancia wieder in den strömenden Regen geschickt werden ist uns die Lust nach weiterem Fragen jedoch vergangen und so bauen wir kurz vor Osorio unser Zelt auf einem kleinen Wiesenstreifen neben der Straße auf. Der Regen dauert jedoch etwas länger und so so sitzen wir hier insgesamt 3 Tage lang fest. Langweilig wird uns jedoch nicht, da es so stark regnet daß alles unter Wasser steht. Zweimal haben wir das Wasser bereits im Vorzelt stehen doch Entwässerungskanäle zeigen keinen Erfolg. So ziehen wir zweimal mit unserem Zelt um, um nicht irgendwann weggeschwemmt zu werden.
 
215. Wochenbericht 09.07. - 15.07.2007

Route: Osorio, Tacuara, Igrejinha
 
"Alles blau": Nördlich von Tacuara ist alles relativ dicht besiedelt und so fragen wir an einer Tankstelle ob wir hier zelten dürfen. Der Name der Tankstelle ist "Alles blau"; so viel zu Alkohol am Steuer. Wir fragen einen Tankwart ob wir hier nächtigen dürfen, und der fragt seinen Patron. Nach einer Weile kommt der sehr nette Tankstellenbesitzer, der übrigens deutscher Abstammung ist und meint, daß wir hier gerne übernachten dürfen. Den Schlüssel für die Duschen würden wir an der Kasse bekommen. Als wir gerade dabei sind unser Zelt auf der Wiese aufzubauen kommt der Tankstellenbesitzer noch einmal und meint etwas weiter hinten unter den Bäumen wären wir sicher besser vor dem hier üblichen starken Morgentau geschützt. Wir haben gerade unser Zelt unter den Bäumen aufgebaut, als Mateus kommt und meint er wäre gerade von seinem Schwager angerufen worden, der ihm von uns berichtet hat. Natürlich könnten wir hier keinesfalls übernachten. Er hätte einen Freud der deutsch sprechen würde und bei dem würde er uns unterbringen. Außerdem würde er uns gerne seinen Freunden vorstellen, die Adventure Rennen machen würden. Wir sind uns auf Anhieb gegenseitig sympathisch und so verpacken wir unser Zelt wieder und verlassen den Posto "Alles blau"
 
Mateus und Familie: Pläne sind ja dafür da um geändert zu werden und so verbringen wir die Nacht bei Mateus und seinen Eltern. Mateus's Vater ist pensionierter Lkw Fahrer und seine Mutter Köchin in der Schule. Die Familie ist italienischer Abstammung und so ist es keine Wunder, daß hier eine absolut ausgelassen, fröhliche und herzliche Stimmung herrscht. Wir werden aufgenommen als wären wir ein Teil der Familie. Mit der Verständigung geht es kunterbunt durcheinander. Während wir mit Mateus englisch sprechen reden wir mit seinen Eltern spanisch, die uns aber auf portugiesisch ansprechen. Später kommen noch Maico, der ältere Bruder von Mateus, mit dem wir spanisch sprechen und Gervasio, ein Freund, mit dem wir uns auf Deutsch verständigen. Die Vorfahren von Gervasio kommen aus dem Hundsrück (tja wo liegt denn der nun wieder?!), und so spricht er einen etwas altertümlichen Dialekt. Wir haben uns alle in der von einem Holzküchenofen schön beheizten Küche versammelt und trinken Shimaron (das ist die Brasilianische Version von Mate. Im Vergleich zum Mate schmeckt der Shimaron wesentlich milder und schlägt nicht ganz so auf den Magen. Uns schmeckt wer jedenfalls viel besser). Wir erzählen von unserer Reise und nach kurzer Zeit wird uns klar: so schnell kommen wir hier nicht mehr weg! Am nächsten Morgen stellt uns Mateus's Vater, der eigentlich ständig am lachen ist, noch ein weiteres Familienmitglied vor, einen jungen grünen Papagei aus dem Amazonas, der vergnügt durch die Gegend hüpft.
 
Schulbesuch: Maico ist Sportlehrer an einer Schule und so statten wir den Schülern und dem Lehrerkollegium einen Besuch ab und erzählen von unserer Reise. Besonders beeindruckt sind wir von den tiefgründigen Fragen den Schüler. Einer Schüler fragt uns sogar: "Habt ihr auf der Reise schon einmal Hunger gelitten?". Die meisten Erwachsenen begnügen sich nämlich normalerweise damit zu fragen: "Seid ihr verheiratet?, Habt ihr Kinder?, Warum habt ihr keine Kinder?"; genau das, was jemand zu berichten hat, der 54000 km mit dem Fahrrad um die Welt geradelt ist. Besonders freuen wir uns über alle Unterschriften der Schüler die sie uns zum Abschluß überreichen, woraufhin wir bei allen in den Schulheften unterschreiben dürfen. Interessant ist, daß es hier in Brasilien drei verschiedene Unterrichtszeiten gibt. Je nachdem in welche Gruppe man fällt hat man entweder am Vormittag, am Nachmittag oder am Abend (bis spät in die Nacht) Unterricht. Für die Lehrer sicherlich ein hartes Programm. Auch hier in der Schule treffen wir auf zwei Lehrer, deren Vorfahren aus dem Hundsrück kamen und so können wir uns wieder ein wenig auf  Deutsch unterhalten.
 
Schuhfabrik: Am Nachmittag besuchen wir gemeinsam mit Mateus und Jacco (einem Freund) die ortsansässige Schuhfabrik Piccadilly, die mit 20000 Paar produzierten Schuhen pro Tag die viertgrößte Schuhfabrik in Brasilien ist. Dort werden wir Marlon, dem Sohn des Firmenbesitzers, vorgestellt. Marlon führt uns durch die Schuhfabrik und zu unserem Erstaunen stellen wir fest, daß  ziemlich viele Arbeitsschritte erforderlich sind bis einer der hier gefertigten Damenschuhe fertiggestellt ist. Von Marlon erfahren wir, daß Piccadilly die erste Schuhfabrik in Brasilien ist, die die Fließbandarbeitsplätze nach ergonomischen Kriterien eingerichtet hat. Bei einer Riechprobe können wir uns selbst davon überzeugen, daß die verwendeten Klebstoffe auf Wasserbasis aufgebaut sind und so die Mitarbeiter nicht schädigen. Leider erfahren wir jedoch auch, daß die Brasilianische Schuhindustrie schwer zu kämpfen hat, da momentan der Brasilianische Real sehr stark ist (wodurch die exportierten Schuhe teuer werden). Qualitativ kann die Billigkonkurrenz aus China zwar bei weitem nicht mithalten, doch die konsumorientierten Kunden kaufen natürlich lieber das billigere Produkt (auch wenn bei dessen Herstellung Gesundheit am Arbeitsplatz keinerlei Rolle spielt).
 
Wir verlieren den Überblick: Obwohl wir noch nicht einmal einen Tag hier sind, hat Mateus bereits mehrere Termine bei mehreren Bekannten, einer Radiostation, zum Rafting, ... ausgemacht. Wir haben schon längst der Überblick verloren und langsam scheint auch Mateus selbigen zu verlieren. Da wir die folgende Nacht bei Gervasio verbringen sollen gehen wir lieber auf Nummer Sicher und nehmen statt nur ein paar Wechselklamotten lieber alles mit was wir tragen können (Isomatte, Schlafsack, alle Klamotten, Ladegeräte und Speicherkarten, ...). Bepackt mit mehreren Tüten machen wir vermutlich einen recht verwahrlosten Eindruck als wir in den folgenden Tagen von Ort zu Ort ziehen.
 
Gervasio: Unsere zweite Nacht in Igerjinha verbringen wir bei Gervasio, seiner Frau Lori und seinen beiden Töchtern. Da Gervasio und seine Frau deutsche Vorfahren haben und ihre Tochter Andrea zwei Jahre lang in Deutschland gelebt hat, wo sie auch auf der Expo 2000 auf dem brasilianischen Stand gearbeitet hat, können wir uns super auf Deutsch verständigen.  Aus Platzgründen verlegen wir das Abendessen offiziell ins Wohnzimmer, doch da Lori eine so leckere Reispfanne gekocht hat verkrümeln sich Gervasio und Martin nach einer Weile in die Küche um näher an der Quelle zu sitzen. Und wenn sie nicht geplatzt sind, dann essen sie noch heute, ....
 
Hundsrück: Wir wußten natürlich zunächst auch nicht wo genau der Hundsrück liegt (ich vermutete irgendwo in der Pfalz), doch damit sind wir hier nicht ganz alleine. Die meisten Deutschen die wir hier treffen wissen zwar daß sie aus dem Hundsrück kommen und daß sie Hundsrückisch sprechen, doch wo er genau liegt kann uns keiner so richtig sagen. Nach ein paar Tagen entdecken wir dann in der dreibändigen Ausgabe der Auswanderungsgeschichte der Deutschen aus dem Hundsrück (ein Mammutwerk!!) eine Karte und sind erstaunt, daß er eigentlich direkt ums Eck liegt. Folgt man von uns aus (Limburg an der Lahn) nämlich dem Taunus (Gebirgszug in Hessen) nach Wiesbaden und überquert dann den Rhein, wird aus dem Taunus auf einmal der Hundsrück. Bekannte Kleinstädte der Region sind Ida Oberstein und Bad Kreuznach. Witzig ist, daß die Auswanderer ihren Dialekt so beibehalten haben wie er vor etwas 180 Jahren war. Anders als bei uns in Deutschland hat sich ihre Sprache nicht weiterentwickelt und insbesondere für die meisten technischen Neuerungen wurden portugiesischen Begriffe genommen. So stoßen wir hin und wieder auf ein paar lustige Worte. Anstatt "Flugzeug" sagt man hier "Luftschiff" und mit "alle blau" meint man nicht, daß alles betrunken ist, sondern das "alles in Ordnung" ist. Während wir hier jeden halbwegs gut verstehen haben die portugiesischen Hundsrücker jedoch "orche" (starke) Problem mit unserer Aussprache und so bemühe insbesondere ich mich (mit meinem fränkischen Dialekt) langsam und deutlich zu sprechen. Familienabstammung ist hier noch relativ wichtig und so erfahren wir oft von den Leuten von welchen Familien sie abstammen. Lustig ist es als ich von einem Mann von 84 Jahren gefragt werde, ob ich die Familie "Sowieso" kennen würde. Ich erkläre ihm daß ich leider niemanden aus dieser Familie kennen würde, was bei 80 Mio. Deutschen durchaus passieren kann, woraufhin der liebenswerte Herr etwas enttäuscht meint: "Schade, der Herr "Sowieso" war nämlich mein Taufpfarrer!"
 
Rafting: Gemeinsam mit Marlon und Mateus geht es am nächsten Tag dann zum Rafting. Marlon hat 1992 als 15-jähriger bereits in der Disziplin Wildwasserabfahrt an den olympischen Spielen in Barcelona teilgenommen und so sind wir in den besten Händen! Gemeinsam mit einer Gruppe Pfadfinder gehen wir aufs Wasser und genießen so die herrliche Fahrt auf dem Rio Parahana. Für uns beide ist es unsere erste Rafting Tour. Wir haben viel Freude am nassen Element, und bei einer besonders schönen Welle im Fluß halten wir sogar an, so daß jeder einzeln durchschwimmen kann. Etwas verwirrend ist jedoch, daß unser Guide nur portugiesisch spricht und wir so seine Anweisungen nur schwer verstehen und insbesondere ich, sehr zur allgemeinen Verwirrung, oft irgendwie anders paddle.
 
Packrafting: Am Raftzentrum bieten wir dann Marlon und seinem Kollegen Ènja an doch mit unseren kleinen Boote zu fahren, was sie jedoch dankend ablehnen, da sie meinen es wäre zu gefährlich. Sehen wollen sie die Boote aber doch und als das erste aufgeblasen ist will Marlon doch einen Versuch wagen, und schließlich pumpen wir auch noch das zweite Boot für Ènja auf. Zuerst sind unsere beiden Profipaddler noch skeptisch (vor allem weil sie keine Spritzdecke haben) doch nach und nach scheinen sie immer mehr Spaß zu bekommen. Als wir schließlich an der Welle eine Pause einlegen wollen sie es wissen und begeben sich zum Rodeo in die Welle. Der Ritt ist hart doch selbst als das Boot komplett voll mit Wasser ist lassen die Jungs nicht locker. Das breite Grinsen auf ihren Gesichtern erübrigt jedoch alle weiteren Fragen! Für ihre Wettkämpfe wollen sie aber doch lieber bei ihren alten Booten bleiben.
 
Kleiner Ritt: Auch ich lasse es mir natürlich nicht nehmen und zwänge mich an der Welle in eines der kleinen Wildwasserboote. Rafting ist zwar schön, doch hier so ganz alleine im Wasser zu tollen ist schon etwas ganz anderes! Mit der Konkurrenz um mich herum kann ich mich zwar nicht messen (es sind 3 Nationalmannschaftsfahrer dabei) und öfter als mir lieb ist stecke ich kopfunter im Wasser. Doch zum Glück habe ich die Eskimorolle noch nicht verlernt und so bleibe ich zumindest im Boot sitzen. Das Photo schmeichelt mir übrigens sehr und vermutlich bin ich wenige Sekunden später wieder nach unten abgetaucht.
 

 
Radiointerview: Gleich zweimal werden wir von den ortsansässigen Radiosendern in eine Radioshow eingeladen. Die Moderatoren sind sehr bemüht und professionell und die Kollegen vom hr1 können sich von ihren brasilianischen Kollegen gut und gerne mal eine Scheibe abschneiden. Insbesondere das Interview von Nanni ist allererste Sahne. Den Musikgeschmack der Radiosender können wir jedoch nicht ganz so teilen. Während der Radiosender von Taquara in seiner Show vor allem auf volkstümlichen Musik (Jodler, Polka und Co.) steht legt Nanni die neuesten Scheiben der deutschen Volksmusik Hitparade auf. Etwas Schwierigkeiten hatten wir jedoch dann die Höhreranrufe zu beantworten, da der Hundsrücker Dialekt mit unserem Deutsch am Telefon nicht ganz so gut in Einklang zu bringen ist. Witzig finden wir jedoch daß der Moderator in Taquara nach jedem Lied sicherheitshalber noch mal schnell die aktuelle Uhrzeit angesagt hat: "Es ist sechs Uhr, sechs Uhr und neunundzwanzig Minuten und neunundzwanzig Minuten, ... Es ist sechs Uhr, sechs Uhr und zweiunddreißig Minuten und zweiunddreißig Minute"
 
Zu Gast bei Clòvis und Ronete: Unsere dritte Nacht in Igrejinha verbringen wir bei Clòvis und Ronete, den Eltern von Jacco, der jedoch heute Nacht mit seiner Freundin auf einem Italienischen Ball ist. Auch die beiden haben deutsche Vorfahren, so daß wir uns sehr gut auf Deutsch unterhalten können. Im Alltag sprechen die beiden jedoch kein Deutsch und so herrscht große Heiterkeit als sie viele Worte aus ihrer Jugend wiederentdecken. Vor allem als Ronete den Ausspruch "Gehupst wie gesprunge" wiederentdeckt gibt es vor lauter Lachen kein Halten mehr. Am nächsten Tag veranstalten die beiden dann ein großes Churrasco (Grillfest), bei dem uns auch der Himmel mit strahlendem Sonnenschein verwöhnt.
 
Gleitschirmberg: Zum Verdauungsspaziergang geht es nach dem Churrasco dann mit den Autos auf einen nahegelegenen Berg. Hier treffen die Meereswinde auf die Bergkette der Sierra und so herrschen hier stets sehr gute Aufwinde, die von den Gleitschimfliegern genutzt werden um hier stundenlang zu kreisen. Der Ausblick von hier oben auf Igrejinha und die umliegenden Täler ist atemberaubend und man kann von hier in der Ferne sogar Porto Alegre sehen.
 
Ein schönes Plätzchen: Zum Sonntagskaffe sind wir dann, zusammen mit der halben Churrascugesellschaft, bei den Eltern von Augusto eingeladen (Augusto ist der Freund der Tochter von Clòvis und Ronete). Das Wochenendhaus das sie hier oben in der Sierra haben ist der absolute Traum! Vom Wohnzimmer aus liegt einem das gesamte Tal zu Füßen und besonders die Sonnenauf- und -untergänge müssen hier absolut malerisch sein. Wir haben dummerweise unser Photoalbum vergessen, und so nutzen wir die Gelegenheit unsere kleine Diashow zu zeigen. Bei der Show geht es jedoch sprachlich kunterbunt durcheinander. Eigentlich sollte ich auf englisch erzählen, doch da Augustos Eltern ebenfalls sehr gut deutsch sprechen erkläre ich hin und wieder was auf Deutsch. Letztendlich erzähle ich dann aber doch auf Spanisch, da das von der jüngeren Generation noch am ehesten verstanden wird. Wir sind völlig geplättet vom Durchhaltevermögen unsere Zuschauer, denn als sie die Bilder von Deutschland nach Neuseeland gesehen haben wollen sie auch noch unsere Patagonienphotos sehen. So ein ausdauerndes Publikum hatten wir noch nie!
 
Norma und Eguidio: Von den Bergen geht es zurück zu Gervasio, wo wir uns gemeinsam bei Popkorn und Shimaron das Endspiel der Fußball Amerikameisterschaft ansehen. Im Endspiel sind, wie kaum anders zu erwarten, natürlich Brasilien und Argentinien. Wir fiebern natürlich mit den Spielern von Brasilien mit, die, dank eines argentinischen Eigentores, klar mit 3:0 gewinnen. Anschließend, wir haben mittlerweile bereits 21:00 Uhr da Mateus noch einmal mit einem Freund vorbei kommt, geht es zu Eguidio, dem Bruder von Lori und seiner Frau Norma, bei denen wir die nächste Nacht verbringen. Beide sind jedoch mittlerweile schon in Rente, so daß wir am nächsten Tag in aller Ruhe ausschlafen können (sonst ging es meist schon zwischen 6:30h und 7:00h wieder aus den Federn!).
 
216. Wochenbericht 16.07. - 22.07.2007 

Route: Igrejinha, Montenegro, Frederico Westphalen
 
Caracol: Zusammen mit Norma und Eguidio fahren wir am nächsten Tag nochmal hoch in die Berge. Zusammen mit ihnen besichtigen wir den Wasserfall des Rio Caracol, der hier bei Canela über einen großen Abgrund 130m in die tiefe stürzt. Hier musste sich übrigens das Adventure Race Team mit Maico und Jacco übrigens bei einem 5 tägigen Rennen abseilen. Was für ein einmaliger Platz dafür!
 
Alte Araucarie: In Pucon in Chile tun sie so als seien die Araukarien die es dort in einem Nationalpark gibt etwas ganz besonderes, doch später haben wir noch viele Araukarien in Argentinien entdeckt. Hier in Brasilien stehen die Araukarien an jeder Ecke und hier bei Gramado gibt es ein besonders großes Exemplar der schönen Bäume. Dieser Baum hier ist etwas 700 Jahre alt, 48m hoch und hat in 1,2m Höhe einen Umfang von 8,5m. Die Araukarien haben übrigens große Samen die über dem Feuer geröstet werden und dann sehr ähnlich wie heiße Maroni schmecken.
 
Tretbootschwäne: Weiße und schwarze Tretbootschwäne auf der Laguna Negro in Gramado. Das beste ist aber, daß die Hobbykapitäne bei ihrem "gefährlichem" Abenteuer alle eine Schwimmweste tragen müssen!
 
Abschied: Am liebsten würden wir noch viel länger bei all den liebenswerten Menschen hier in Igrejinha bleiben, doch wenn wir noch vor der Regenzeit durch Bolivien und Peru wollen müssen wir uns sputen (vermutlich wird sie uns trotzdem in Peru einholen). Hier in Igrejinha fällt uns der Abschied jedoch besonders schwer, denn trotz der kurzen Zeit haben sich hier viele Freundschaften entwickelt. Abschiede wie diese sind vermutlich das einzig wirklich "harte" auf unserer Reise, doch da wir ja alle noch jung sind bleibt uns noch viel Zeit um die Freundschaften zu vertiefen.
 
Rio Grande do Sul: Rio Grande do Sul ist die südlichste Provinz von Brasilien und überwiegend von Italienischen und Deutschen Einwanderern besiedelt. Daß sich die Italiener und Deutschen hier so wohl gefühlt haben, daß sie gleich hier geblieben sind liegt wohl an der hügeligen und sehr schöne Landschaft. Uns machen die vielen steilen Hügel jedoch sehr zu schaffen, und so vergeht eigentlich kein ein Tag an dem wir nicht 1000 Höhenmeter bewältigen müssen. Die Brasilianischen Lkw Fahrer rasen was das Zeug hält doch da es auf den großen Bundesstraßen überall einen erstklassig geteerten Seitenstreifen gibt sind wir hier sicher.
 
Rote Erde: Hier in Südbrasilien ist die Erde rot, so wie auch schon wie in Nordsyrien und im Outback in Australien. Auch hier ist die rote Erde absolut hartnäckig und nach nur zwei Übernachtungen haben wir sie überall am Zelt kleben.
 
Regen und Nachtfrost: Irgendwie scheint hier gerade Regensaison zu sein, denn immer wieder werden wir von richtig heftigen Regenfällen überrascht. Etwas angefressen sind wir jedoch als wir in Frederico Westphalen von einer deutschstämmigen Reporterin samt Familien im strömenden Regen regen interviewt werden. Wir sind naß bis auf die Unterhose und werden von der Reporterin sogar gefragt ob wir frieren; vermutlich hat sie Nadine schlottern gesehen. Als dann die Geschichte jedoch im Kasten ist und ein paar Photos gemacht sind flüchtet sie wieder in ihr Auto und braust davon. Zweimal haben wir jedoch Glück und können unser Zelt unter einem Dach aufbauen. Regnet es mal nicht haben wir zumindest schön frostige Nächte, herrscht hier in Südamerika doch gerade der kälteste Winter seit vielen vielen Jahren (in Buenos Aires hat es das erste Mal sei 87 Jahren wieder geschneit).
 

217. Wochenbericht 23.07. - 29.07.2007

Route: San Miguel do Oeste, Bernando de Irigoyen (Argentinien), Puerto Iguazú (Argentinien), Foz Iguazú (Brasilien)

 
Mateus's Tante (Bra.): Judith, Mateus's Tante wohnt mit ihrer Familie etwas 600 Km weiter nördlich von Igrejinha direkt auf unserer Rute zu den Iguazú Wasserfällen. Mateus meinte, daß wir bereits von seiner Tante erwartet werden würden, und sie sich schon auf unseren Besuch freuen würde. Soweit der Plan, doch Mateus hat nur mit seinem Cousin telefoniert, der dann vergessen hat die Information an seine Mutter weiterzugeben, so daß wir auf einmal unvermittelt vor der Türe stehen. Uns ist die Situation natürlich super peinlich aber trotzdem werden wir sehr nett aufgenommen. Die Familie hat eine kleine Spedition mit 2 Lkw und im Erdgeschoß ihres Hauses eine riesige geflieste Halle, so daß wir dort unser Nachtlager aufschlagen können. Judiths Mann ist gerade im Amazonasgebiet unterwegs, um nach neuen Transportmöglichkeiten Ausschau zu halten, und die Videoaufnahmen die sie uns davon zeigen sind erschreckend. Riesige Lkws quälen sich wild rutschend durch eine mindestens 50cm tiefe Schlammpiste. Zum Glück müssen wir da nicht mit unseren Rädern hin.
 
Argentinischer Reiseradler (Arg.): Der kürzere Weg zu den Iguazú Wasserfällen führt auf die letzten Kilometern durch Argentinien, und da wir uns die Wasserfälle sowohl von der brasilianischen als auch von der argentinischen Seite aus ansehen wollen nehmen wir natürlich die Abkürzung. Unterwegs treffen wir dann auf Luis, einen argentinischen Reiseradler aus La Plata (südlich von Buenos Aires), und radeln ein paar Tage gemeinsam mit ihm. Luis hat mindestens ein ebenso knapp bemessenes Budget wie wir, und so haben wir, trotz strengem Nachtfrost, einen echten Verbündeten beim wild Zelten gefunden. Die erste Nacht verbringen wir zwar noch legal bei einer Rangerstation im Nationalpark doch in der zweite Nacht bauen wir unser Zelt auf einer kleinen Parkbucht eines Seitenweges auf. Mitten in der Nacht stolpert ein Parkranger vorbei der, wie er sagt 100m weiter hinten wohnt. Doch da Luis sich ruhig verhält und der Ranger anscheinend Mitleid mit uns armen deutschen Radlern hat dürfen wir bleiben. Gemeinsam mit Luis besichtigen wir übrigens die argentinische Seite der Wasserfälle.
 
Schmuddelkinder (Arg.): Fernab der stark befahrenen Hauptstraßen fahren wir über Schleichwege nach Puerto Iguazú und so müssen wir auch über einige Rutas de Tierra (Erdwege). Die Erdwege bestehen aus festgefahrener roter Erde die, wenn sie trocken ist, sehr hart und super zu befahren ist. Eine halbe Stunde Regen reicht jedoch aus, um aus der guten Piste eine Schlammpiste der übelsten Sorte zu machen. Wir werden zwar zum Glück vom Regen verschont, doch in einem Waldstück ist die Straße vom letzten Regen noch nicht ganz abgetrocknet. So kommt es, daß sich sowohl Nadine als auch Luis gleichzeitig auf dem lediglich 10m langem schlammigem Abschnitt auf die Nase legen. Vor allem Luis erwischt es besonders übel und sowohl er als auch sein Fahrrad sind von dem roten Schlamm komplett neu dekoriert. Der rote Schlamm ist dann auch ziemlich hartnäckig und so dauert es einige Tag bis alles wieder sauber ist.
 
Schmetterlinge 1 (Arg.): Je näher wir an die Wasserfälle kommen um so mehr Schmetterlinge treffen wir an. Insgesamt sollt es hier im Nationalpark über 500 verschiedene Schmetterlingsarten geben. Dieses Exemplar hier ist jedoch besonders neugierig und handzahm. Fast eine halbe Stunde verbringt der Schmetterling bei uns, läßt sich von allen Seiten photographieren und sogar auf den Finger nehmen.
 
Schmetterlinge 2 (Arg.): Letztendlich habe ich dann gleich zwei Schmetterlinge auf mir sitzen, die anscheinend das Salz auf meiner durchgeschwitzten Mütze besonders mögen. Selbst als wir wieder losradeln bleiben sie noch einige Kilometer sitzen, doch bei einer besonders steilen und schnellen Abfahrt fliegen sie dann davon.
 
Cataratas Iguazú (Arg.): Die Iguazú Wasserfälle liegen auf der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien und auf beiden Seiten gibt es Nationalparks, von denen aus man sie besuchen kann. Der Rio Iguazú entspringt in Brasilien und wird insgesamt von 30 Flüssen gespeist, bevor er hier ankommt. Auf einer Breite von 2,470 Km stürzen hier 1750 m³ pro Sekunde Wasser in 275 Wasserfällen in die Tiefe (mehr in der Regenzeit). Das ganze Spektakel ist so eindrucksvoll, daß Eleonor Roosevelt "poor Niagara" gemeint hat, als sie die Cataratas Iguazú besucht hat.
 
Circuito Superior (Arg.): Im Park gibt es zwei Wanderwege bis direkt zu den Wasserfällen. Wir erkunden erst den oberen Weg der uns fast an der Wasserfallkante entlang zu den Wasserfällen Bosetti, Bernabe, Mandez  und Mbiguà führt, die sich noch halb im Morgendunst verstecken.
 
Circuito Inferior (Arg.): Vom unteren Wanderweg aus kann man insbesondere den Bosetti Wasserfall aus allernächster Nähe bestaunen, wobei das durchaus ein etwas feuchtes Erlebnis werden kann.
 
San Martin Falls (Arg.): Mit einer kleinen Fähre kann man auf die Isla San Martin übersetzen um dort nach wenigen Metern eine Aussichtspunkt mit einem herrlichen Blick auf die San Martin Falls zu erreichen. Wir sind so nahe an dem Wasserfall, daß wir je nach Windrichtung hin und wieder eine ordentlichen Ladung Wasser abbekommen.
 
Parkbewohner (Arg.): Diese zutraulichen, bzw. penetrant bettelnden, Parkbewohner treffen wir insbesondere an allen Picknickplätzen an, wo sie völlig unverfroren die Besucher anbetteln oder die Mülleimer nach Essensresten durchstöbern. Es kann aber auch schon einmal vorkommen, daß sie einem unvorsichtigen Besucher, der sich mit ihnen fotografieren läßt, schnell mal in die Tasche klettern um nach ein paar Leckereien zu suchen.
 
Garganta del Diabolo I (Arg.): Der Teufelsschlund oder die Teufelsschlucht (je nach Übersetzung) ist der eindrucksvollste Wasserfall in Iguazú. Erreichen kann man den riesigen Wasserfall über einen 1 Km langen Steg der mitten über die Flußführt,  bis mach schließlich so nahe dran ist, daß man sei eigenes Wort kaum mehr versteht.
 
Garganta del Diabolo II (Arg.): Die tosenden Wassermassen machen einen unglaublichen Lärm während sie in die Tiefe donnern. Unten wirbeln sie dann so viel Wasser auf, daß daß das untere Drittel des Wasserfalles in einer dicken Dunstwolke verschwindet.
 
Indio Musikgruppe (Arg.):
 
Privater Nationalpark (Bra.): Am nächsten Tag geht es dann auf die brasilianische Seite der Wasserfälle. Und gleich zu Beginn der große Schock: Obwohl 1986 von der UNESCO zur World Heritage Site erklärt hat Brasilien den Nationalpark (bzw. die Nutzungsrechte) an eine private Firma verkauft. Überall wimmelt es von Angestellten die alle in perfektem amerikanischem Englisch sprechen (vermutlich hat den Park eine amerikanische Firma gekauft). Wir dürfen zwar mit unseren Fahrrädern in den Park fahren, trotzdem müssen wir jedoch je Nase nochmal 2,- € für den Shuttlebus bezahlen, da es ja sein könnte, daß wir ihn trotzdem nutzen wollen! Während in einem Nationalpark normalerweise der Schutz und der Erhalt der Natur für künftige Generationen an aller erster Stelle stehen ist ein "privater Park" natürlich ganz klar nach wirtschaftlichen Interessen ausgerichtet. Kein Wunder also, daß man hier von Rafting über Abseilen, Klettern, Hochseilgarten, Bootstour, Zodiak Tour bis unter die Wasserfälle, Radtour, Jungle Tour und Jeepsafari bis hin zum Hubschrauberrundflug alles buchen kann was das Herz begehrt (die Bootstouren gab es jedoch ebenfalls auf der argentinischen Seite). Würde Eleonora Roosevelt heute wieder zu Besuch kommen würde sie nun vermutlich "poor Iguazú" sagen, um damit ihr Mitgefühl mit den herrliche Wasserfällen auszudrücken, denen durch den ganzen Kommerz ein Teil ihrer natürlichen Schönheit und Würde geraubt wurde. Ein netter Parkangestellter ist dann jedoch so liebenswert und läßt uns mit unseren Fahrrädern hinter die Absperrung und macht sogar noch ein Photo von uns. Im Hintergrund sieht man die Wasserfälle auf der argentinischen Seite, die wir gestern besichtigt haben.
 
Floriano Falls (Bra.): Über einen 1,2 km langen betonierten Wanderweg geht es dann, vorbei an mehreren Servicecentern bis zu den Floriano Falls. In den Servicecentern kann sich der Abenteuerurlauber seine digitalen Bilder direkt auf CD brennen lassen, oder sogar ausdrucken lassen. Außerdem gibt es reichlich Erfrischungsgetränke und Eis, so daß keiner wegen Erschöpfung die anstrengenden Wanderung vorzeitig abbrechen muß. Uns gelingt es jedoch erfolgreich an all den Verlockungen vorbei und ohne einen Schwächeanfall zu erleiden bis zu den Floriano Fällen zu gelangen.
 
Mitten drin statt nur dabei: Ein Steg führt quasi mitten hinein in den Garganta del Diabolo. Man steht mitten im Fluß, und auf allen Seiten stürzt der Iguazú in die Tiefe. Links in der Bildmitte sieht man den Steg und die Aussichtsplattform.
 
Garganta del Diabolo III: Hier von der Aussichtsplattform mitten im Fluß sind wir so nahe an den Wasserrfällen, daß ich ständig dabei bin das Spritzwasser von der Kamera und insbesondere von der Linse zu wischen. Wir sind übrigens dummerweise genau zu der Zeit hier angekommen, in der sowohl in Argentinien als auch in Brasilien Winterferien sind. Durch die vielen Touristen (zu denen wir natürlich auch zählen) herrscht hier ein unglaublicher Trubel. Jeder will vor den Wasserfällen posieren, es wird geschrien, gedrängelt und geschubst. Da die Touristen aber meist in riesigen Reisegruppen unterwegs sind, oder wegen dem Shuttleservice als ganze Busladungen kommen, haben wir zwischendurch immer wieder mal etwas Ruhe.
 
Regenbogen: Dank dicker Nebelwolken kann die Sonne hier überall absolut grandiose Regenbögen kreieren.
 
Abschied aus Brasilien: Obwohl kein direkter Wasserfallanrainer liegt hier im Dreiländereck auch noch Paraguay, und nachdem wir uns die Cataratas Iguazú ausgiebig angesehen haben machen wir uns schweren Herzens über sie Grenzen in unser nächstes Land.
 

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